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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900820
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900820
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-20
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1890
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eint täglich ilh 6'/, Uhr. NedacH«» »»- Lrpr-ttio» Jo-«»»4gaff« >. Sprkchk»»öt» irr sZstatti«,: vormittag« ly—12 Uhr. Nochmiltogi 5—S Uhr. >» N, Nii«y»»e «„»Irr«»»» mechi sich Ae Nr»»«»» »Ich« »erlln»:««, »««»«e »er für »le «Lchfts«l,rntze K»«mer Hess Uschcutage« Zll -rn /ilialru sffr 3ns.-^»»ahu>r: ktt« Klemm» Lortt«. «Alfred Hatz«)» Universitätssttaße 1, L»«i- Lösche, Achortornstr. 14 Part, und Könlg«platz 7» «ur bi« '/,3 tthr. tlpttgcr ne »er f«r »le «»chftf«»grn»e r bestimmten In «ernte na tage« di« j Uhr Nachmittags, n- «ndKrsttagrnfrüh bis '„S Uhr. luzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. NbonnementSpretS vierteljährlich 4>/, Mk. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch dle Post bezogen 0 Mk. Jede einzelne Nummer LO Pf, Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen <in Taaeblalt-Forinat gesalzt, ohne Postbesörderung 60 Mk. »itt Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Pret«verzelchniß. Tabellarischer u. Ztssernsatz nach höherm Tarif. ileclamr» unter dem Redactlontstrich die 4grlpalt. Zelle 50 Ps,, vor den Famtliennach richten dle (-gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stet« an die Erpedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.. Zahlung pncenmnornnäo oder durch Post- uachuahme. ^ 232. Mittwoch dm 20. August 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lelllinnlnilichuiig. Für Michaelis d. I. sind 4 AnSstattunaSspenden im Be tragt von 77 25 07 58 -s, 40 -4! 64 -s und 40 -4! 50 an hiesige arme unbescholtene Frauen, welche sich in der Leit zwischen Michaeli» vorigen und Michaeli« tiefe« Jahre« veryeiratbet haben, von un« zu vergeben. Die Spende von 40 64 -s kann nur an ehelich Geborene, die von 40 -4( 50 ^ nur an hiesige BürgerStöchter vergeben werken. Gesuche sind unter Bcifllzuna' der Eheschliefiung»- bescheinigniig, eines von 2 hiesigen Burgern bei BürgerS- vflicht ausgestellten Zeugnisses über die lliibescholtenbeil und Betürstigkcil der Bewerberin und einer GeburlSbescheinigung bi« zum 30. September d. I. auf dem Rathhause, 1. Ober geschoß, Zimmer l l, einzureichcn. Leipzig, den 16. August 1800. Der Vtath der Ltadt Leipzig. Or. Ge orgi. Pücker, Lekannlmachung. Die Leuchtkraft deS städtischen Leuchtgase- betrug in der Zeit vom II. l»iS 17. August ds». I. im Ärgand- brcnner bei 2,5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Consum das 18,4 fache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von 50 Millimeter Flammcnböhe. La« specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,452. Leipzig, am 19. August 1800. DeS Rath» Deputation zu de» Gasanstalten. Bekanntmachung. Am Abend de» IS. d. Mt«, gegen 7 Uhr ist dt« tu der Lin- gana-lhür zu einem GeschüstSlocal in der Hatnstraße befindliche große Glasscheibe tm Werth« von 75 und am Abend de» 14. d. Mt», gegen ,'/.9 Uhr die in dem Schaufenster «tue» Ge. schitste« in der Bayerischen Striche befindliche große Glasscheibe im Weiche von 300 bö-williger Welse zertrümmert worden. Wir ersilchenhierdurch Jedermann, fkde Wahrnehmung bezüglich des oder der THLter unverzüglich in unserem Lommtffariat zur Anzeige »u brtHgm, und sichern Demjenigen, durch besten Angaben die Ermitteluntz de» oder eines der Thäter gelingt, hiermit eine velahnun« »»« >» Mark zu. Leipzig, am IS. August 1800. La« Palizep-Umt der Ttadt Letpzt». VII. LOOS. Bretschneider. «. Grundstücksversttigerung. (kbthellnngShalber toll dg« dem verstorbenen Handarbeiter jfrlkdrich Wilhelm Kirstru in Windors aebSrig gewesen«, in Vindorf gelegene HauSgruiidstöck — Nr. 27 de« VraudkatasterS, Nr. I3c de« Flurbuch« und Fol. 18 de« Grund- und Hypotheken- buch« für diesen Ort —, welche« ohne Berücksichtigung der Oblastc» ans SOOO -äi geschätzt worden ist, ronnavend, den 27. Geptcmber 1890, vormittag» 11 Uhr im Gasttzaf« t« Vindorf Sssentlich au de» Meistbietenden der. ' aert werden. Die BersteiaerunaSbedingungen können im Gasthof» zu Windorf, sovi« an Gerichtsstelle einaejehen werden. Leipzig, am 1L. August 1880. stlnigl. Amtsgericht, Adtb. V, Sect. S. vr. «altschmidt, A^-R. Rr. 8itrunK äe« ürrtlieken L6LirIr8- vereins IsvipriK-LtL^t 40«. fhl»« am SV. I8VV. v VI»r Im 8n»l« cker 1. LIlrgornolinl«. Dne»»»vcknungr Lericbt Aber cken cklonjilingen ckoutneks» Xerntotag io Uüoebsm Ls Xotrmx «in»» Ilitoliocko». einstx» >8»trung«a unveror 8t»nckes- oräouna ckem Iftiblicum doßnnnr ru xoixm. NU a« S) lieber Ditkorenreu in öerux aut Xbkistrrnug ckor Vsroin»b«trüg«. vr Henrtel. eu uede bllliinio Vas IV. deutsche Sangerbundesfest. E« ist ein Zeichen der Zeit, daß alle internationalen Bereiniaungen, welche unter deutscher Führung in diesem Jahre rhrc Hauptversammlung abgkhaltcn baden, im Laufe de« Zusammensein» einen politischen t5baraktcr angenommen haben. Beim X. deutschen BnndeSschießen in Berlin war c« der Gedanke deS Dreibundes, welcher die nationale Begeisterung der deutschen, österreichischen, ungarischen und italienischen Schützen entzündete, beim internationalen medicinischen Evn- greß, der gleichfalls in Berlin tagte, war eS der allgemeine Wunsch nach Erbaltung des Pölkerfrieden-, welcher die Tbeil- nebmer zeitweise von dem wissenschaftlichen Gebiete auf daS politische binüberlcitete, beim IV. deulschcn SängerbunteSsest in es die Llauimverwandlschaft der Reichsdeutschen und der Leulsch-Oestcrreichcr, welche da« gesammlc Thun der deutschen Sänger beherrschte Mit einem gewisse» Widerstreben trat man in Wien dem Gedanken näher, die Hauptstadt Oesterreich« zur Stätte eine« deutschen Sängerscste« zu wählen, wohl in der Besorgniß, daß sich daraus Unzukömmlichkeiten ergeben könnten, weil Oesterreich neben seiner deutschen Be völkerung auch viele slawische Völkersck'aflen beherbergt, die gleichen Anspruch auf das österreildisebc Vaterland erbeben wie die Deutschen Tie Taasse'sckc VersöhnnngSara machte sich auch in dieser Beziehung störend geltend, »nd cS bedurfte tkatkräsligen Eintretens der deutschen Veranstalter deS Festes, um diese Hindernisse zu besiege». E« besteht seit längerer Zeit darüber eine Meinungsverschiedenheit, ob Wien eine deutsche Stadt sei, oder nicht. Die Teutsch-Ocsterrcichcr br- bauplen e», die Ezechcn, Polen, Slowenen und die sonstigen slawischen Bewohner Oesterreichs leugnen eS, sie helfen siä mit dem AuskunstSmittel, Wien sei eine österreichische Stadt Das trifft aber die Sache nicht, denn die Orsterreichrr sind keine Nationalität, sondern der österreichische Staat umfaßt in seinem Untertbancnrcrbank eine Reihe von Nationalitäten unter welchen neocn der deutschen die slawische zahlreich ver trelen ist. Wien ist aber deSdalb eine drulscke Stadt, weil der deutsch« Charakter dort vorherrscht, weil die Dynastie deutsch ist wir die Umgangssprache und weil c« einen be sonderen Wiener Dialekt der deutschen Sprache giebt, der zugleich ein Ausfluß deS Wiener Leben- ist und ihm daS Gepräge verleiht. Soeben erst ist ein Lustspirldichter in Wien gestorben, den ganz Deutschland mit Stolz den seinigen nennt, Bauern- eld. DaS geistige Band, welche» die Dichter eine» Volkes mit ihren Landsleuten verbindet, ist vielleicht da« stärkste, und neben diesem Bande sind eS die Lieder, welche die Zusammen- iakeit der verschiedenen Stämme eine- Volke« mächtig Ausdruck bringen. Schubrrt'sche Lieder werben gesungen werden, so lange noch da» deutsche Volk die ihm angeborene stist zum Gesänge in der Brust trägt, »nd Schubert war be kanntlich ein Oestcrreicher wie Mozart, die beiden berufensten Vertreter deuscher Musik. ES ist ja wahr, daß die Musik wie jede Kunst international ist, aber die deutsche Musik bat doch gewisse Eiaentbiimlichkeiten, welche sie von der italienischen und von der slawischen sehr erheblich unterscheiden. DaS Lied ist die volkSthümlichste Form der deutschen Musik, und kein andere- Volk der Erde pflegt da« Lied wie da» deutsche. Die Macht des Gesanges hat auch in Wien den Sieg davongctragcn über politische Sonderrücksichten, die deutschen Sänger, die in der österreichischen Hauptstadt a»S allen Wcllgegeiiden zusammengeströmt waren, haben ihre Zusammen- gelwriakeit mit den Deutsch Oesterreichern so klar und krästig dargcloan, daß ganz Wien plötzlich sich seines deutschen WefenS bewußt wurde und gar nicht mehr daran dachte, ob eiwa slawische Landsleute mit in den allgemeinen Jubel cin- 'timmcn oder daran Anstoß nebme» könnten Die Hervor- kehrung de« halbslawischcn Charakter- der österreichische» Bevöl kerung hatte ursprünglich seinen Grund in der Besorgniß, daß die AnziebungSkraft der Reichsdeutschen auf die Deulschcn Oesterreich- so stark werden könnte, um eine politische iniguna beider unvermeidlich zu machen. Da- war eine liche Verkennung de- deulslyen StandpuncteS. Nachdem die Ausscheidung Oesterreich- auS dem deutschen ReichSver- bande vollzogen war, hat Deutschland stet- da» ernste Streben zehabt und in jeder Weise betoatigt, mit dem ösicrreichiscben Nachbar i« der innigsten DundcSgemeinschast zu leben. Deutschland hat diese« Ziel nie verleugnet, ob auch den deutschen SlammeSgenofsen in Böhme» offenbares Unrecht eschchen ist. Wir haben den traurigen Kamps zwischen deutschen und Czechen in Böhmen mit Ergebung in daS Unvermeidliche stillschweigend beobachtet und mit der Hoff nung, daß einst ein Tag erscheinen werde, der ihm das ge bührende Ende bereitet. Die politische Bedeutung de» IV. deutschen EängerbundeS- festeS beruht darin, daß die Deutschen außerhalb Oesterreich» al Gelegenheit gefunden haben, der österreichischen Re gierung zu zeigen, wie daS deutsche Volk da» Berhältniß zu den deutschen Stammesbrüdern in Oesterreich anssaßt. Da« deutsche Volk betrachtet gleich den deutschen Regierungen den Kaiser von Oesterreich al« den Bundesgenossen des deutschen Kaiser« und der übrigen deutschen Fürsten und Freien Städte und hat niemals dcni Gedanken Raum gegeben, daß die Deutsch-Ocsterreichcr mit dem Deutschen Reiche vereinigt werden könnten. Deutschland wäre gar nicht im Stande, den Dcutsch-Ocstcrreichcrn für ihre Svndercntwickelung ein Aequivalcnt zu bieten. Aber für die liebenswürdigen Eigen schaften deS deutsch-österreichischen Wesens haben wir stet- volle- Verständniß gehabt. Wir können nicht vorauSsetzen, daß die Form, in welcher sich der Norddeutsche giebt, ins besondere der Berliner, dem Wiener sympathisch ist, aber die Erfahrung hat gelehrt, daß Beide bei näherer Bekanntschaft recht gut mit einander auSkommen können. Der Nord deutsche hat cS richtig angefangcn, um sich die Zuneigung deS Dcutsch-OesterrcicherS zu gewinnen, er hat ihm den Hof gemacht und hat ihm auf jede Weise gezeigt, daß er ihn um seine bessere» Umgang-formcn beneidet. Aber der Kern de« norddeutscben Wesen« ist darum nicht minder deutsch als beim Deutsch-Oesterreichcr, und dieser weiß auch die Vorzüge de« norddeutschen StammeSgenosse» unbefangen zu würdigen. Der Obmann de« deutschen Sängerbundes, Beckh auS Nürnberg, bat den Gefühlen Worte geliehen, welche die deutschen Sänger auf der Höhe deS Festes in Wien beseelten, und hat damit die allgemeine Begeisterung erregt. Er sprach von der BundeStrrur der Deutschen »nd ihrem festen Willen, Schulter an Schulter mit den österreichischen Bundesgenossen zu kämpfen gegen den gemeinsamen Feind, und er erinnerte daran, daß einst Kaiser Franz Josef dem Kaiser Napoleon gegenüber seine Eigenschaft als deutscher Fürst mit besonderer Betonung Hervorbob. lind der österreichische Abgeordnete Weitlof brachte daS Hoch aus den deutsche» Kaiser bei dem am Abend auf die GesangSvorträge folgenden CommcrS aus. Die Deutsche» auf beiten Seiten der österreichischen Grenze habe» mit gleicher Begeisterung die österreichische und die deutsche Volk-Hymne gesungen, sie haben daS Pand, welches beide Reiche verbindet, moralisch befestigt und eine Art von Völkerverbrüderung gefeiert, wie sie schöner und erhabener kaum gedacht werden kann. Ein dündniß. welche« so von der öffentliche» Meinung der Völker getragen wird, wie das zwischen Deutschland und Oesterreich, ruht gewiß aus fester ' rundlage. * Ni, feine vercnyungen avcr zu c. wieder ausnimmt, ist, wie eS heißt, ordnuna wegen Ergänzung der Vero >876, betreffend die Cautionen dei Leipzig, 20. August. * Dem BundcSrath, wclcker zur Zeit noch vertagt ist, seine Berathungen aber zu Enke nächsten Monat- der Entwurf einer Ver erordnnng vom 16. August der bei der Militair» und der Marine-Verwaltung angcstellten Beamten, nebst Be griindung zur Beschlußfassung zugcgangen. * Der Obrrpostdirector von Berlin, Geh. Obcr- postralh Julius Schiffmann, ist, wie schon erwähnt, Sonntag früh nach schweren Leiden an Herzläbmuna ge stordrn. DagS zuvor war er erst von einem fünfwöchigen Urlaube auS Bad Oeynhausen zurückgckebrt, war aber bereits so cntkrästct, daß er an» dem Wagen nach seiner im Hause Königstraßc60 belegenen Dienstwohnung binaufgetragen werke» mußte. Der Verstorbene hat sich um die Entwickelung unsere« PostwesenS, insbesondere de» B-rlinrr PostverkeyrS, sekr verdien! gemacht und wurde wegen seiner hervorragenden postalischen Fähigkeiten sehr geschätzt. Schissmann war am 13. Februar 1821 ln Rügenwalbe geboren, besuchte da- Gymnasium in -S-Iin und trat lm September ln den Pollditnsl. Bon 1844 bis 1848 war er lm Hospostamt i» Berlin thätig. 1848 zum Postsecretalr ln Ratlbor einannt, bald daraus aber wieder nach Berlin zur Theilnahm« an einer neu au«- »narbeitrnden Postdienst'nstruction berusen. In, Jahre 1857 wurde Ihm die Postinspectorstelle in Stettin übertragen. 1863 snngirte er in dem Feidznoe gegen Lanemark al» Arniee-Poitmeister und wurde nach Beendigung desselben znm Postrolh ernannt Mi» Beginn de» betannllich durch Lrnsührung de« Poslanweilung-verkedr« in Preuße» bedeutsamen Jahre- 1805 wurde Lchissm:nn di« Aufgabe, da« Tontrolbureau für Postanweisungen in Berlin elnzurlchien, und l865 wurde er zum Posiratd bei der Ober-Posldirectio» in Potsdam berufen. Diese AmtSlhätigkeir dauerte eiwa ein Jahr, da er im Feldzug gegen Oesterreich Frld-Lber-Postmeister wurde. Nach Be- endigung ve- Feldzüge« wurde cr dem Keneral-Postdirectoriuin in Hannover zuaciheilt, 1871 nach Berlin berufen und 1873 mit der Benvaitung de« Lber-Posldirection-bezirk- Posen betraut, welcher damal» die ganze Provinz diese« Namen« umsaßie. 1878 wurde er auf seinen Wunsch nach BreSlan versetzt und übernahm am 1. April 1882 die Berliner Ober-Posldirectorsielle, nachdem in zwischen seine Ernennung zum Geheimen Pvsiralh erfolgt war. Am 25. September 1888 feiert« Schissmann sein üOjähngeS Tienst- jubiläum, bei welcher Gelegenheit er zum Geheimen Lver-Posiralh mit dem Range eine« Rath« »weiter Tlasse ernannt und durch Uehrr- reichung zahlreicher Geschenke und Adressen, darunter auch eine solche der Stadt Berlin und eine der Aelicslen der Kaufinannschast, geehrt wurde. * In den östlichen Provinzen Preußen« finden geaen- wärlig bezüglich der Beschäftigung russisch-polnischer Arbeiter Erbebungen statt, wobei zufolge Meldungen von Provinzblätlcrn folgende Fragen vorgelegt sink: l> Bieten nach de» bisher geinachien Wahrnehmungen die eiwa beschäftigten ländlichen Arbeiter und Arbeiterinnen russisch-polnischer Nationalität umhrrzieheiid aus den GuISHösen ihre Dienste an ober werden sic von llnieruehmern in größerer Zahl auS Rußland her- heigcschasst? 2) Leistet die etwa betriebene Ziickcrrllbcn-Ciillur dem Eindringen ländlicher Arbeiter und Arbriierinilen russisch-polnischer Naiioiialiiät überhaupt oder insbesondere insosern Vorschub, al« die einschlägige» Arbeiten im Accord durch Unternehmer, welche da« er forderliche Arbeiterpersonal mitbringen, beschosst zu werden pflegen, so daß die Rübrnarbeiier in keinerlei Dienstverhälinitz zuni Gutsbesitzer sclbst treten? 8) Reichen die bestehenden Melde- und Conirolvor- schriften au«, um den Zuzug der polnischen Elemente »u verhindern? 4) Sind Fälle bekannt geworden, in denen ländlich« Arbeiter russisch- polnischer Nationalität, welche aus da« diesseitig« Staatsgebiet übergeireten waren, nach Beendigung der von ihnen übernommenen landwirihschafllichen Arbeiten nicht nach Rußland zurückgekehrt sind, andern ihren dauernden Aufenthalt im diesseitigen AintSgebiete genommen haben, ohne ihre Nationalität beantragt zu haben? >) Pflegen die nach hier übergetretenen ländlichen Arbeiter russisch- polnischer Nationalität während ihre» Alisenlhalt- im diesseitigen Staatsgebiete vor rrfolatrin Rücktritte ihre Arbeitsstätte» zu wechseln? Werden in derartigen Fällen die bestehende» Borjchrifien über die polizeiliche An- und Abmeldung genau beobachtet? 6) Sind Fälle vorgekommen, in denen Söhne russisch-polnischer, hier ohne Natura, lisation »urückgebliebrner Ueberläuser versehentlich in die Slamiw rollen ausgenommen und irrihümltch in die Armee eingestellt worden ind? Aus welche Ursachen und Verhältnisse ist das etwaige Ein dringen russisch-polnischer Feldarbeit«! zurückzusühren? * Die „Hamburger Nachrichten" schreiben: Der Berichtigung werth erscheint un» ein Artikel de» „Kleinen Journal«' vom L. August. Da« genannt« BlaU führt darin au«, bei der Entstehung des sog. WelsensondS sei der damalige Gras Bismarck znecst in der Rolle d-S großmnlhigen Gebers ausgetreten, um dann binnen vier Wochen, nachdem inzwischen die Millionen vom preußischen Landtag« bewilligt worden, seine Meinung plötzlich n ändern und den Fonds mit Beschlag zu belege». DaS ganze rpiel sei «ine Mausefalle kür den Landtag gewesen, in welche dlcjer richtig biiieinaegangcn sei. Zu dieser possirlichcn Darstellung bemerken wir, daß die Zuwendung der Entschädigung hanpisächUch durch Rücksicht aus englische Aufsagungen und Wunsche geboten «richten zu einer Zeit, wo man die Rückwirkung der erkämpften Neugestaltung der Dinge aus die europäische Gruppirung noch nicht ermesse» konnte, und daß man daher den von London ausgehende» Wünschen Rechnung tragen und eS dem früheren König von Hannover ermöglichen wollte, alS königlicher Herzog von Lumberland in England leben zu könne». Nach dem Prager Frieden war e« rin Bediirsniß der preußischen Politik, drn besreundelen Mächten England und Rußland die Er lebnisse der Neugestaltung annehmbar zn machen, und an« diesem vestreben, welche« ersolgrcich war, werden sich manche Erscheinungen jener Zeit erklären lassen. * Zu der bevorstehenden NeichStagSersaywahl in Colmar bemerkt die „Nationalliberalc Correspondcnz": Die Reich»iag«ersatzwahl in Colmar ist nun aus den L5. August anberanint. Es hatte bisher wohl den Anschein, al« werde dem Oberelsaß bei dieser Gelegenheit eine besondere Wahl ausregung erspart bleiben. Die neuesten Nachrichten machen dies lehr »weiselhast, insofern die unversödniichc klerikale Richtung von der Bewerbung einrs ausgesprochen friedfertigen Candwaien nicht« wißen will. Man muß aus jede Ueberraschung gesaßl sein. Die Bevölkerung drS Wahlkreise« ist zu zwei Dritteln katholisch, und wen» der Einfluß dr« niedrrrn Kleru-5 graen dc» Candt- daien der sriedseriig Gesinnte» ausgeboten wird, sei e« auch nur zum Zwecke der Wahlenibaltung, so liegt darin cine starke Beförderung der sociaidemokratischcn Eandidaiur, der 1« die sranzojüch Gesinnten aus alle Fälle ihre Uniersiutzung leihen wollen. Tic klerikalen Extremen haben bei den allgemeinen Wahlen den Sieg der Socialdemvkcatir in Solingen, Mannheim, München I, Lssenbach und Mainz verschuidci; e« wäre nichts Un gewöhnliches, wenn sic das drille Dutzend sociaidemokratischer Mandate in Colmar voll machen würden. Stach den letzte» Wahlen Halle eS zwar den Anschein, als habe die Leitung der Cenirum«- partei da« starke Anwachsen der Socialdemokratie in vollem Ernste al« da« gewürdigt, waS e« in der That ist, nämlich al« eine ebenso schwere Gefährdung der kirchlichen, wie der staatlichen Interessen. Ob die hieran« entnommene Lehre inzwischen wieder a» Wirkung aus die versländigrn Erwägungen der Leitung de« Centn»»« verloren hat, läßt sich nicht so leicht seststeNen Aus die Leiter der örtlichen Organisationen hatte der 20. Februar, rken ist, allgemein haftet worden, den Stadttheil Carenage, welcher bei dem kürzlichen Brande verschont geblieben war, anzuzünden. Ein gleicher Versuch sei in der Stadt Saint Pierre gemacht, da- entstandene Feuer sei jedoch nach der Einäscherung von wei Häusern gelöscht worden. Die europäische Bevölkerung ei in große Bestürzung versetzt und sehr viele Kauslcutc uckten ihr Geschäft zu liquidiren, um die Colonie zu verlassen. * Zur Fischerrifpage in der BehringS-Sec wird der „Kölnischen Zeitung" ,auS London, 16. August, ge- chrieben: Da« gestern veröffentlichte Blaubuch über die Fischerei rage in der BehringS-Straße beweist, daß selbst gewiegte Staatsmänner sich während vier Jahren im Irrgarten der Diplo matie wie im Kreisläufe bewegen tünnen. um schließlich wieder auf den AuSgang«vunct zuruckzukoninien. Im Jahre 1886, al« die Bereinigte» Staaten canadische Kreuzer in obiger Meerenge ab- .usassen begannen, machten beide Tbeile, Amerikaner und Engländer, hre Ansprüche geltend, jene aus daS auSlchließliche AuSbeulungS- recht de« BehrinaS-MeereS, diese ans die allen Nationen »ach dem Völkerrechte zustehende Fischereiderechiigung, und seitdem sind denn zahllose Depeschen, die 500 Seiten jene« BlaubucheS füllen, ewcchselt worden, ohne daß die Rechtsfrage auch nur einen soll vorwärts gerückt wäre. In dein letzten Schriftstücke de« Buche«, da« vom 2. d«. datier ist, wiederholt Lord Salisbury nochmal« die früheren Cinwürse England« gegen die Anmaßung der Amerikaner, di« BehringS-Straße als ,n»r<> cl»»-un> anziischen, und erniächiigt de» britische» Gesandlen in Washington, Sir I. Pauncesoie, ein Schiedsgericht vorzuichlagen, fall- die Amerikaner aus der Berechtigung der Kreuzerausbringung bestehen. Ein Krieg wird wohl aus der Angelegenheit schwerlich entstehen: indessen be sonder« nachgiebig wird der amerikanische StaalSsecretair Blaine, der hinter der ganzen Angelegenheit steht, sich auch nicht zeigen, o tapfer auch der britische Löwe brüllen mag. Borläufig fall! e« hm auch nicht im Geringsten ein, die Sache einem Schiedsgericht N uniervreiten, weil für ihn der Sinn der Erklärung de« StaaiS- ecrelairS L-uiucy Adam« vom Jahre 1821 keinerlei Zweideutigkeit iuläßl. Damals mochte Rußland im Namen der Russisch-Nineri« anischen Pelzgesellschast sein Alleinrecht auf die Handel«, und hilcherei-BuSbeuiung der Behring»-Straße geltend und verbot den Schiffen anderer Nationen nicht allein di« Landung, sondern selbst die bloße Anfahrt aus hundert Meilen von der Küste. TUlincq Adam« ließ daraus der russischen Regierung durch den amerika nischen Gesandlen In Petersburg mitthcilen, daß die Bereinigten Staaten diese Ansprüche in keiner Weise anerkennen könnten; daß ie ihr von den frühesten Zeiten anSgeübtes Mchereirechi für voll- ommen erachteten; dasselbe sei nur den gewöhnliche» Beschrän kungen der Lande-gerichtSbarkeit unterworfen. Diese Erklärung alt nun beiden Theilen für eine Bestätigung ihrer Bchaupiung, valiSbury folgert darau«, daß die Ainerikaner schon damal« gegen daS Alleinrecht einer einzelnen Macht kämpften; und da der Zar ihnen, al« »r Alaska an die Bereinigten Staaten verkaufte, nicht mehr überla„en konnte, als er hatte, so seien die Amerikaner al« Nachfolger der Russe» ebenso wenig im Besitze des AlleinrechiS wie die Rüsten. Die« klingt ziemlich unwiderleglich. Blaine aber be schuldigt sofort die Engländer der Iluterschlogung de« Zusätze« zu lener Erklärung: daß „die russische LandeSgerichiSbarkcil sich aus gewisse Inseln nördlich vom 55. Breiiegrade beziehe und keine An wendung aus da- amerikanische Festland zulasse , also mit andern Worten, daß die Amerikaner schon damals ein Alleinrecht be saßen, welche« nur durch jene russisch« Landesobrigkeii aus ein- eine Inseln beschränkt war, und daß sie also jetzt nach Auskauf ltußland« dort die alleinigen Herren seien. Wie Salisbury « Aus legung, so klingt auch die Blaine'S unwiderleglich, und bestärkt wird dieselbe durch die Thaisache, dast die Bereinigten Staaten eit neunzig Jahren wirklich allein die Ausbeulung des Rvbben- chlageS dort betrieben, bi« sich Briiiscki-Colunibia bildete und sein Augenmerk auf da- ergiebige Seehundscid richtete. Natürlich spielen bei Blaine andere al« sachliche Beweggründe mit; er hat die Interessen einer amerikanische» Rvbbenjlülagaeselllchasl wahrzu- nehmen und ihr geboren sehr einslußrciche Perlünlichkeiicn an, und daneben ist daS Mundstück der Iren, die den britischen Löwen gern am Schwänze znpscn. * Die „France" hält eine Abtrennung von etwa 100 Mitgliedern der Rechten in der Kammer für bevor stehend. Dieselben würden »ach Meinung deS Blattes eine unabhängige Gruppe bilden und sich de» Republik an- schlicßen. (Wieder!,olt.) * Die spanische Regierung hat am Montag ein Telegramm ihre» Gesandten in Marocco, welcher sich zur Zeit in Robat el Nabarieh befindet, erhalten, nach welchem die Verhandlungen über Mclilla und die sonstige» Angelegenbeilen einen be friedigenden Verlauf nehmen Der Sultan beklage die Vor fälle sehr und babe den Salut der spanischen Flagge, die Bestrafung der Schuldigen und Schadenersatz nach Feststellung der Tbalsachen versprochen. Maurische Truppen seien »ach der Umgegend von Melilla und anderer spanischer Festungen zur Ausrechterbaltung der Ordnung beordert Worte». (Wicderbolk.) * „Daich News" meldet, in Bayazid (Ost-Armenien) herrsche völlige Anarchie. wie leider zu bemerken ist, mäßig den wünschenswert tiefen Eindruck gar nicht gemacht und, nach den Anzeichen zu schließen, am wenigsten in de» ultra- montanen Kreiien de« Ober-Elsaß, wo jetzt eine Probe daraus ge- macht wird. Der Wahlaufruf de« gemäßigten Cniididaicn ist jeden- falls derart obgefaßt, daß die klerikalen Extremen auch nicht den mindesten Grund eines GegenzuaeS daran« herleilen könne». Herr Bürgermeister Ruhland-Münster beschränkt sich darauf, „jedem Eljäster, der ei» Hrrz für sein Land hat", nah,»»lege», das, „die Inieressen de« Lande« mit dessen Lage in llevereinstimmung zu bringen, die volkSwirihschasNichen »nd socialen Frage» gründlich zu studiren und die Besänftigung der Gemiriher anzusireben sei, ohne der eigenen Würde etwa» zu vergeben." » >» e> * Aus der zu den kleinen Antillen gehörige» frgn zösischcn Insel Martinique hat sich der überall an den Antillen herrschende Gegensatz zwischen der schwarzen und der weißen Bevölkerung in jüngster Zeit besonder« schar geltend gemacht. Ans Seiten der Schwarzen sieben noth> gedrungen auch die Mischlinge, die, mögen sie noch so gebildet und wohlhabend sein, von den Weißen dennoch nicht für ebenbürtig angcsehen werten. Tic beide» Abgeordnete» der Insel zur französischen Kammer sind Mischlinge und einen derselben batte der „Paix" beschuldigt, den kürzlich statt- gchablcn Brand der Hauptstadt Fort dc France angestiftct zu haben, um sich für eine ihm wirklich oder vermeintlich widersahrcne Unbill zu rächen. Der Fall ist »och nicht auf geklärt. Nun bringt der „Paix" von der Insel Martinigne die Meldung von neuen Unikaten gleicher Ar». Fünf Ein wohnrr von Fort de France sind bei dem Versuch ver »nd gleich Der Kaiser in Nulrland. * E« liegen nunmehr auch briefliche Berichte über die Vor bereitungen z» dc» großen Manövern bei Narwa vor. Wir lassen hier einen Cpccialbericht der „Post" vom 15. August folgen: Narwa, 8. 15. August. Heute vollzog da« große Hauptquartier und die Stäbe de» Ilincug nach den, AuSqangSvnnct der Manöver, »ach Narwa. Es war ein kolossaler Eisentzahnlrai», welcher die Hunderte von Ossicieren und Beamten, dabei auch die Correivon- denien der verlchiedenen Zeitungen, welche beiliiiifig in auffallend geringer An,al>l (ick, zählte nur 5> vertreten sind, »ach Narwa brack'le. Heller Sonnenschein leuchtete un« voran, über dem Städtchen aber, wo der um 0 Uhr 30 Minuten Vormittag« von St. Peler.'bui g abgegangene Zug mit zwei Stunden Verspätung Nachmittag: um 4 Uhr einirai, hatte sich ein grausame» Hagelwetter mli Blitz und Donner entladen und unsagbaren Schaden angerichtei. In Neüel und tiefgehenden Wolken sah man von Weitem aus dein hügeligen Gelände die alten Schanzen de« SchwedenkönigS Karl liegen, a» denen einst die Regimenter PreobralchenSki und Sseinenow die Befien ihrer Leute verloren und fast vvllffändig ausgerleben wurden: „»ie» im Thal führte die Naruwa schäumend und gischtspritzcnd ihre bre.un- gelben Wnsser dahin, „Gerade so wie vorige« Jahr in Minden", klang e« deutsch neben inir, al« ich sorgenvoll nach einem Fuhrwerk umichauie. Um den Babnhos wimmelicn Hunderte von russischen Soldalen, singend und scherzend, während Beivolmer de« Städtchen« geschäftig bin und her liefen, ui» dir viele» Besorgungen auSzurichten, welche die Eiu- quarlicru >g verlangte. Doch der ersten Nolh waren wir eniboben. Herr llonsul Tickbofs, der deutsche Vertreter in Narwa, hatte in liebenswürdigster Weise seinen Herrn Sobn entsendet, welcher un« in guten durch de» strömende:: Rege» z» nnsercr Unterkunft sührie, Ter Herr llonsul hatte für seine Landoleule aui das B,fte gesorgt und e« rrmöqlichi, daß wir noch am späien Nachmittag da« SehciiSwerlheste in Augenschein nehmen konnten, lim die Etadi Hern»!, in deren Kirchlburm kurz vor unserer An- kunst der Blitz cingrschiagcn hatte, dehnen sich weile Zeitiager
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