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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189008192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-19
- Monat1890-08
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1890
- Autor
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U-r- Utt«r1i»n mit Lrprtttio« Iohann»«gaff« 8. -Prechftundrn irr Kedacliou: vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« b—I Uhr. - " »L'L«» Mk' -* - >u»tz»e der O» M, »»HM, >,»,»« Kummer «» »«yenl«^, «8 » »W »,H»Mz,«. «,L»nu-«»» KefttuseüsrkhbtS V.-Upr. Z» tkn Ftr 2»s.-Än„h«r: La« ülr»»'« Tor«». <Mfr» Puhv). "'MW'- rachaei»«»-,. 14 »aat. u»tz «MMtzhch?, «ar bb»'/,» »Gr. 231. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd SeschästSverkehr. Dienstag den IS. August 18S0. AbonnnmsntspreiD vierteljährlich 4»/, Mk. iuel. Brinaerlohn b Mk, durch dt« Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 30 PH Balegeremplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (tu Daaeblatt-Format aelalzl' Ohne Psüde'öedaruug SO Mk. »tt Po-daförd«uug 70 Ml. Znsrrrtr 6g«sp»Ura« P«titz«ile »0 Pf. GrSH««« Tchatflaa la»t auf. PrätSvarzatchnih. DabäLartfchar«. gtffarusatz »ach höhermDarif. Amtliche Bekanntmachungen. GeffeuMche Lekamcknachrmg, de» Berkauf Letrmfreter Ktndermtlch bete. B»m L« J»li diese» Jahre» an wird in folgenden Apotheken: Kreut-Apatheke, hier. Bayerische Straß» 2, Albert»Apotheke, hier, Emilienstraße 1, Apotheke ruen «eichen Adler, hier, Hainstraßr », Kurprinj-Apotheke, hier, Stcrnwartenstraße 12, Lindea-Apotheke, hier, Weststraße 41, Honeöopathtsche Lentral-Avothek«, hier, Thoma»- kirchhof 12, Nene Bürsen-Apotheke, hier, Hallcscke Straß« 12, Htrsch-Apotdeke, hier, Grimmaischer Strinweg 28, HchWen-Apotheke, hier, Grimmaische Straße 22, Mohren-Apotheke, hier, Eutritzscher Straße 1, Ranstädter Apotheke, hier, Ranstädter Sleinweg 27, Sonoen-Apotheke, hier, Südplatz 1, Salo«ont»-Apotheke, hier, Grimmaische Str. 17, Ger«a«ta>Apotbeke, hier, Promenadenstraß« 11» KSutgl. Johanni»»Apotheke in Leipzig-Reudnitz, «ipziger Straße 2«, Kronev-Apotheke, Leipzig-Gobli», Falken-Apothrke, Leipzig-Neuschönefrld, Ost-Avotbeke in Leipzig-Anger-Erottrndorf, Wurzener Straße 3, St. Georg-Apotheke, Leipzig-Neustadt, Schiller-Apotheke, Leipzig-Gohlis, gegen vorherige Bestellung keimfreie Milch zur Ernährung von Säuglingen nach dem Soxhlet'sckcn Verfahren und nach besonderen ärztlichen Anweisungen hergesicllt und zu dem Presse von 5 ^ für die Flasche, ausschließlich de« Glase«, käuflich geliefert werden. Bei der Bestellung ist der Leben»-Monat, io welchem da« zu ernährende Kind steht, anzugeben. Die Lieferung der Milch erfolgt von dem der Bestellung folgenden Tage an. Dem Publicum wird diese Einrichtung hiermit bekannt gemacht und zur Benutzung empfohlen. Leipzig, am 4. August 1590. Der Rath der Stadt Letpziq. I». 4408. Vr. Tröndlin. Krippendorff. Lekanntmlichnng. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir tie Straßentracte der Oberen Blnmenstratze und der DorothcenstraHe in hieipzta-Gvklt», dicParccllcn 299 ze Mb 299 v des Flurbuches Gohlis umfassend, in Eigenlhum wk Verwaltung der Stadtgcmeinde übernommen haben. Leipzig, den 12. August 1890. Der Stcith der Stadt Leipzig. Ib- 44SS. vr. Tröudlin. Dr. Redlich. Diebstahls-Sekamitmachung. Sestohle« wurde laut hier erstattet« Anzeige: I) ein« goldea» Lamenu-r mit medaillonartig verziert« MlUt- seit» und «nhäagender Neingltedriger Vernfteiiikettr, am 18. d. M; 3) eine silberne Aiikerulir mit Schildchen aus d« Rückseite uud «mhänaender kurzer Rtckelkettc, vom 7. bi« 8. d. M. Nacht«; 3) -2 Mark in einer Dopprlkron« und Einmarkstücke», « S. d. M.; 4) 15» dt» 2«» Mart tu «old-, Silber, und RtckelmLuz«. sowie für circa tvv Mark div. Pustwrrthjrtchcn» vom S. bi« 11. d. M.; b) eine größere Anzahl drochirte Bücher: II Stück »Dante, Komödie von Gildemeister", 22 Stück „Hering, Schriste» Baud 1 bi« 6, 26 Stück „Arndt'« Pandekten", in rohen Bogen, vom August bi- October v. I.; 6) rin getragener Tommeruberzteder, dunkelbraun, ebenso ge füttert, mir braun üdersponnenen Knöpfen, buntfeidenem Nennet- futwr und Stosfhenkel mit der Firma „Liullpp Vvgeie»»», l-aipaig" vom 9. dt» 10. d. M. Nacht«; 7) ein Leiker-Handwagen, ziemlich neu, triidrig, bruuu ge strichen, ca. 1,30 m lang, am 12. d. M. Nachmittag«: 8) ein großer Handwagen, Srädrig, mit Federn, blau gestrichen, mit Zlnkschildchen an der linken Seite, mit der Aufschrift; „8ugo blütüverx , am 2. d. M-: 9) ein kleine« braunlederne« Portemonnaie mit weißem Schlößchen, ein schwarzlederne- Portemonnaie mit grlvem Schlößchen, enthaltend 5 ^ 77 ^ in b Einmarkstücken »c., rin» silberne Cyiinderuhr» ohne Goldrand, odne Secunde, mit geriester Nückseite mit rundem Schildchen, nebst anhängender Panzerkette von gelbem Metall, am 11. d. M.; 10) eine silberne Cyliiidc» »hr mit Secunde, Fabriknummer SL6L3 und einem Compaß im Julien, derselben, am 8. d. M.; II) 2 geräucherte Schinken im Gejammlgewicht von 2b'/, Pst»., am 16. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Tbäler sind ungesäumt bei unserer Erimlnal- Abtheilung zur Anzüge zu bringen. Leipzig, am 18. August 1890. Ta« Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschaetder. B. Zur Laiserbegegnuiig in Nukland. Die gewundene Erklärung de« »Journal de Gl. PSter« bourg" paßt wenig zu der warmen Kundgebung de« Wiener „FrcmdcnblatleS", welche die Hoffnung auf bestimmte Ab> machungen zwischen den beiden Kaisern erweckte. Besonder« waren eö die Schlußworte de« .Frcmdcnblatt"-Artikels, welche die Berechtigung dieser Hoffnung zu bestätigen schienen. Welche Reflexe sollen ans tie Kaiserbegegnimg m Schlesien fallen, wenn da« Licht, welche« drc russische K-iserzusaninien knnst auSströmt, keine stärkeren Strahlen auSscndct'? Der sehr bcnicrlcnSwerlbe Unterschied zwischen der österreichischen und der russischen Auffassung der Begegnung Kaiser Wilbclm'S mit Kaiser Alexander bcstcbt darin, daß der „Fremdcnblart"- Arlikei eine allgemeine Erbödung der FricdcnSbürgschafte» von der Begegnung erwartet, wäbrcuc der Arlitci doS „Journal de St. PeierSbourg" nur daü Vcrbältuiß zwischen dem Deutschen Reiche und Rußland in« Anae saßt. Daü Journal" spricht mir von der guten Nachbarschaft und Gefunden ober ,l« Herren!»« angemeldet rrsp. abgegeben wnrdeu tu der Zeit I Freundschaft, welche zivischen den beiten Kaiserreichen besteht, vom 1. bi« lb. diese» Monai» folgende Gegenstände: ! und druckt die Erwartung aus, der dem deutschen Kaiser in 2 kleine goldene Kruez«, eine Lhaier-Broche, ein goldener ! Rußland bereitete herrliche Empfang werde in ibin die lieber- Ring, eine silberne Änkrriihr, «ine Nickel-Rrmontotr-s reugung befestigen, daß Rußland nnt der deutschen diation in Uhr, ein Klemmer, 2 silberne Armbänder, 2 Brille», »ine > und guter Freuntschast zu leben wiinschk. Schließlich zum Deutsche» Reiche »nd zu Lcslcrreich-l'ngarn macht, liegt i» der Natur der Berbältnisse, weil die Ballanpolink Ruß lands und Lestcrreich-llngarnS zu einander in unvereinbarem Gegensatz stebt, aber der europäische Friede kann doch mir in dem Falle als dauernd gesichert bclrachtot werden, wenn dieser Gegensatz der allinäligcn friedliche» AnSglcichung über lassen bleibt. Wie schwer tie Verwirklichung dieser Absicht ist, zeigt sich täglich und stündlich, und man lnnß cS schon als eine Handlung größter Selbstverleugnung ansehcn, daß Rußland den Grundsatz der Nichteinmischung in die E»l- wiclelung der Balkanstaaten öffentlich für sich nl« bindend anerkannt hat. „Nowosti" gicbt diesem Sachverhalt in seiner Weise Ausdruck, indem das russische Blatt die Lösung der bulgarischen Frage als die Sache Oesterreich« erklärt. Oester reich werde schwerlich den russischen Wünschen sich anbequeinc», und deshalb sei nur ein moilus vivensti zur Vermeidung von Streitigkeiten möglich. Rußland betrachtet Bulgarien als leinen durch KricgSrccht erworbenen Schützling, während Leslcrrcich die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit Bulgariens als den wünschcnswerthen Zustand erachtet. Es tritt auch bei diesem Anlaß wieder die Thatsache zur Erscheinung, daß eS die schwierigste Aufgabe der deutschen Politik ist, trotz der Zugehörigkeit zum Dreibund das gute Einvernehmen mit Rußland ausrecht zu erbalten und jedes gewaltsame Eingreifen dieser Macht in den Gang der Welt geschichte zu Verbindern. Rußland nimmt die eigcnthümliche Stellung Deutschland gegenüber ein, daß e« dem Dreibund feindlich ist und mit Frankreich freundschaslliche Beziehungen unterhält. Die Feindschaft gegen den Dreibund ist nicht so stark, daß sie notbwendig den Krieg zur Folge haben muß, und die Freundschaft mit Frankreich ist nicht so innig, daß sie den Abschluß eines Bündnisses mit Sicherheit erwarten läßt. Es läßt °ffch nicht leugnen, daß die Möglichkeit eines solchen Bündnisses der Hauptgrund ist, weshalv Europa nicht zur Ruhe kommen kann, aber gerate deshalb hält sich Rußland diese Möglichkeit stets offen. WaS Helsen unter solchen Umständen alle feierlichen Versicherungen über die Absicht Rußland», den Frieden aufrecht zu erballen? Der Friede ist nur gesichert, wenn Rußland entgiltig auf die französische Bunde-genoffeiischaft verzichtet. In der bulga rischen Frage hat Rußland daS Zugestänbniß gemacht, daß eS der natürlichen Entwickelung keine Schranken ziehen und nur die Waffe in der Hand behalten will, dir ibm der Berliner Friede durch daS Recht der Bestätigung des Fürsten von Bulgarien gewährt. Wa» hindert Rußland, nun auch den zweiten Schritt zu thun und sich für den Fall eines .Kriege« zwischen Deutschland uud Frankreich neutral zu erklären? Der Zweck de« Dreibundes ist ein doppelter: er will Ruß land an einen Angriff auf Oesterreich-Ungarn uud Frankreich an einen solchen auf Deutschland und Italien verhindern. Diesen Zweck bat er bisher erfüllt, aber er hat keine volle FriedcnSsicherhcit zu schaffen vermocht, dagegen hat er die Rüstungen der Großmächte aus die höchste Stufe gebracht, . ^ . und em Jchnmarkstück, 2 Paar Haudschuhe, einige Pfandscheine, ein Arbeilsläschchen mit Nähzeug und einer Haiidarbeit, eine Serviette, 2 weiße Taschentücher, ein große- dunkclwollcnes Reise-Plaid, ein Herren-Taillenrock und eine Plülchdecke, eine Franenjacke, ein Sack mit Kleidung«, und Wäschestücken, sowie einer Baumscheere re.; circa 10 m Draht, eine Leder- lasche mit Mesiingbeschlag und Riemen, eme große Lein- loand-PIanr mit MrtaUringcn, mehrere Stöcke und Schirm« und ein zugeslogener Canarienvogel. Ebenso wurden in den vorhergehenden Monaten unter anderen Fundobsecten auch 2 «oldrnc Damrinihren, sowie Beträge von 20 ^4 und Poriemvnnate« mit 2V 8 und bezw. 40 V« 47 eingeliesert, welche trotz erfolgter Bekannlmachuna bisher noch nicht reclamirt worden sind. Dir unbekannten Eigenlhümcr dieser Gegenstände werden hier- durch ausgefordert, sich zur Empfangnahme 'derselben in unserem limnmisfarmt rechtzeitig zu melden, andernfalls darüber nach tz. 2S9 des B. G.-B. anderweit verfügt werden wird. Gleichzeitig fordern wir auch Tieienigcn, welche in derZeit vom April bis August vor. IS. Fundgegenslände bei uns abgegeben haben, deren Eigentdümer nicht »n ermitteln gewesen sind, aus, diese Gegenstände »»tückj,Fordern, andernfalls auch hierüber den Rechten gemäß ver- fugt werden wird. Leipzig, am 16. August 1890. Das Paltzeinmt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml Ta- für Elara klaube au« Hcrgirdocs vom dortigen LrtS- schulzen am 11. Juni d. I. auSgc>lellle Dienstbuch ist erstatteter Anzeige zufolge ln hiesiger Stadt abhanden gekommen. Man bittet da« Buch tm Aufsindungkfalle bei Unterzeichneter Behörde abzugcden. Leipzig, am 14. August 1890. Las Polizetamt der Stadt Leipzig. V. 228. Bretschneider. Faldix. Hrnndstücksoersteigerung. Erdtheilungshalbcr toll da- dem veoftvrbenen Handarbeiter Friedrich Wilhelm Kirsten in Wtvdors gehörig gewesene, in Windors gelegene Hausgrundstück — Nr 27 des Brandkataster», ?>r. I3e de« Flurbuch» und Fol 19 de« Lrund- und Hypocheken- buch« für diesen Lrt —, welche« ohne Berücksichtigung der Oblasien aus 3000 geschätzt worden ist, SoiinavcnV. den 27. Srptemder I8KO, Varmtttag» 11 Uhr im Gastdofe zu Wtnbarf öffentlich au den Meistbietenden der- steigert werden. Tie Verstcigerungsbedlnqungen können tm Gasthof» zu Windors, sowie an GerichlSsteUc eingesehe» werden. Leipzig, am 12. August 1890. König!. A«t»gn^cht. «bth. V, See,. ». Or »altschmidt, A^t. dir. II. Vieh- und Lrammarkt )u Liu-enau bei Leipzig ktenütag „nd «ittwa«. de, 2. und ». «eptemder 18»«. Buden und Stände sind im eigenen Interesse der Fieranten thuulichst vorher beim Marktmeister anzumelden. Der Gemetndrrath. Queck, Gern.-Vorstand. »strich dt» 4aefpal1 itlieuuachrichtea Uecla»ei» >«U»d,ttio»»f 8»tl« dO Pf., ^r de» y a m t dt, «gefpaUrne «Al. 40 Pf. Instuot» stud für« »u bi» chWrdtttan zu leuda». — Rabatt wird nicht gegeben Aahluug Vruonawarunäo oder durch Post» »achnahm«. 84. Jahrgang. weil Rußland und Frankreich di« Hoffnung gefaßt uud noch nicht aufgegedea haben, daß sie durch die Zahl der Soldaten schließlich da« militairisHe Üebergewtchl über den Dreibund erringen werden. Da« ist der Grundgedanke, welcher die au«wcirtiie Politik Rußland« und Frankreich« leitet. Darau« ergicbt sich die Verschiedenheit der Bestrebungen de« Drei bunde« und der beiden Großmächte Rußland und Frank reich. Der Dreibund ist lediglich rin VertheidigungSdund. E« sind keine Abmachungen getroffen worden, welche dir Mit glieder de« Bunde« zmn Angriff verpflichten, sondern nur für den Fall eine« von anderer Seile erfolgten Angriff«. Ob rin Bündniß zwischen Frankreich und Rußland bereit« ge schloffen ist oder ob e< beabsichtigt wird, ist nickt be kannt, nur soviel steht außer Zweifel, daß diese« Bündniß kein Schutz-, fondern ein Trutzbündniß sein würde. Der Bund zwischen beiden Mächten würde die Zerreißung de« Berliner und de« Frankfurter Frieden« als Ziel verfolgen; Rußland würde auf der Balkanhalbinsel freie Hand bekommen, und Frankreich würde für den Fall de« Siege« die deutsche und die italienische Einheit vernichten, um an ihrer Stelle da« Urbergrwicht Frankreich- in Europa wieder herzustellen. Rußland sowohl al« Frankreich wissen, daß diese« ihnen vorschwebendr Ziel nur unter Einsetzung der Existenz und durch Darbringung der schwersten Opfer erreicht werden könnte, und darum haben sich beide Mächte bi-her darauf beschränkt, ihre Rüstungen zu vervollständigen. Aber ohne bestimmte Absichten setzt man so unaeheure Rüstungen nicht inö Werk, besonder« wenn man weih, daß von keiner Seite eine Gefahr droht. Die FriedenSvernchcrungcn von Ost und West können deshalb so lange nicht als aufrichtig be trachtet werden, als nicht die Boran-setzungen der Auf- rechlerhallung de« Frieden« anerkannt find. Frankreich möge den Frankfurter Friede» als endgiltige Regelung de« Ver» dältnissc« zu Deutschland annehmen, und Rußland möge Sicherheit dafür bieten, daß e« sich nicht zum Zweck de« Angriffs auf den Dreibund mit Frankreich verbinden will, dann ist der europäische Friede gesichert, aber sonst nicht. Die Anzeichen sind nicht danach, daß Rußland da« er wähnte Opfer zu bringen bereit ist, seine Beziehungen zu Frankreich sind fortgesetzt der Art, daß e« nur eine« günstigen Zusammentreffen« zufälliger Umstände bedarf, um da- von Frankreich so sehr gewünschte Bündniß mit Rußland »um Abschluß zu bringen. Daran ändert der freundschaftliche Verkehr der beiden Kaiser von Deutschland und Rußland nicht«, und c« wird dem Kaiser Alexander gewiß eine beson dere Grnuathuung gewähren, wenn die Kritik Kaiser Wilhelm'« ü'-r die Leistungen der russischen Armee bei de» Manövern möglichst günstig aursällt. Da« Manöver bei Narva bildet den Prüfstein für die Leistungsfähigkeit der russischen Armer im Kriege; e« ist Alle« aus« Beste vorbereitet, um zu leisten, wa« nach Lage der Verhältnisse erreicht werden kann. Da» Flottenmanöver, welche« Frankreich dem russischen Botschafter v. Mobrenlicim unlängst vorgesührt hat, war nicht der Art, um da« Vertrauen llrußland« auf die Tüchtigkeit der sran» zösischcu Flotte zu erhöhen, dafür wird aber die französische Armee zeigen, wa« die französische Landmacht zu bedeute» bat. E« hieß vor 20 Jahren, daß der Talleyrand'sche Grund satz, e« sei die Aufgabe der Diplomatie, ihre Gedanken zu verbergen, aufgegebcu sei; un« will scheinen, daß er noch heute Geltung hat. * Leipzig, IS. August. * Auf mehreren Bauplätzen de« Nordostsrecanal« sind die Arbeiten bereit« soweit fortgeschritten, daß mit der Herstellung der Böschnngen begonnen wird. Am schwierigsten gestaltet sich diese Anlage, wie man au« RrndSbur tchrcibt, unmittelbar unter und dicht über dem Wasserspiege da sie an dicien Stellen am meisten von der Strömung »nd dem Wellenschlag anSzuhallen bat. Nachdem mehrfach Probe böschungcn au« verschiedenem Material bergestcllt worden waren bat ma» sich für die Ecment- »nd Felsenböschung entschieden Erstere wird unter dem Wasserspiegel angelegt; die Eenient- schicht erhält hier eine Stärke von 20 cm. Mit dem Waffev sviegel beginnt die Felsböschung, die ungefähr doppelt so stark ist, wie die Eenlentsckncht. Beide Böschungen sind ie >,50 m hoch. In weiterer Höhe wird die Böschung mit Rosen be kleidet. Die zur Verwendung gelangenden Felsen sind nur an einer Seile völlig glatt behauen, doch sind auch die übrigen Seiten derartig bearbeitet, daß sich beim Einsetzen möglichst kleine Fugen ergeben. Hinter den Steinen befindet sich noch eine starke Lage KieS und Mergel, wodurch eine Untcrspülung der Böschung verhindert werden soll. Da für die ganze Linie des Nordostseecanal- eine ungeheuere Menge von Steinen erforderlich ist und in der nächsten Umgebung der Danstätlen wenig Steine vorhanden sind, verursacht der Transport den Unternehmern nicht geringe Kosten. * Die Verleihung de«Großkreuze« de« herzoglich sachsen-rrnestinischcn HauSorden« an den Staat«- ministcr vr. Miqucl ist von einem Handschreiben Sr. Hoheit de« Herzog« begleitet gewesen, welche« die „Eoburger Zeitung" nebst dem Antwortschreiben des Herrn vr. Miguel mittheilt: Geehrter Herr StaatSininIsterl Ihre Berufung an die Spitze deS königlich preußischen Finanz- deparlement« »nd Ihre Annaome de» dornenvollen Posten« hat mich mit aufrichtiger Freude erfüllt, und ich möchte derselben Aus druck geben, indem ich Ihnen dat Großkreuz meine« Hau-orden« verleih«. Vielleicht ist die« Ihr erste« Grobkreuz, wie auch jene« da« erst« ivar, da« ich einst dem un« Beiden beireundelen Herrn von Bennigsen verliehen habe; iedensall« ist der Gedanke mir angenehm, mit der Verleihung — hier wie dort — zugleich an jahrelange« Zusammen stehen zur Kräftigung de« nationalen Gedanken« zu erinnern. Lobura. 8. August 1890. Wie imnier Ew. Excellenz aufrichtig ergebener Ernst. Durchlauchtigster Herzog! Gnädigster Herzog und Herr! Ew. Hoheit haben mir durch die gnädigste Verleihung de- Grvß- kreuze« Höchsidereu Hau-ordeu« ein» unverdiente Auszeichnung zu ertheilen geruht und mir dadurch »tue groß« Ueberraschuug und Freude bereitet. Lw. Hoheit bin ich dadurch, in nicht minder hohem Grad« ab« durch da» für mich so ehrenvoll«, gütige »nd gnädige Begleitschreiben zum tiefsten unterlhänigsleu Dank verpffichiet. Di» tiefe Verehrung uud dt« Dankbarkeit, welch« ich als Deutsch« für dir unauslöschlichen Verdienst« Ew. Hoyrtt um dt« Wiederaus- richtung unsere- Vaterlande« stet» und zu allen Zeiten empsundrn Hab«, machen eine solche Anerkennung an- Ew. Hoheit Hand mir ganz besonder» werihvoll uud erniulbigend. Ew. Hoheit nennen mit vollem Rechte da» Amt, welche« Seine Majestät mir anzuvertrauen geruhte», eia doruruvolle«. Ader ich keine Rück- dem Rufe Krüft« da etn- zusetzeu, wo »us« >llrrh«chstrr Herr glaub«», st« nützlich verweNhen zu können. Ew. tzohrtt wag« ick dt« ehrfurchtsvoll« Bttt« vorzutragen, -Schstdieseldeu wollen auch w«tt«rht» dt« bisherigen gnädigen und wohlwollenden Grstnuungen mir zu bewahren geruhen, und ver- bleib« mit d«m Nuldruck meine« »uwrthäutgsren, tiefgefühltesten Danke« Ew. Hohrit «hrfuchtSvoll uud treu grhvrsamst« Mtqu«l. Birli», den August 18V0. * Äu de» östlichen preußischen Provinzen werden Peti- ionen an die Regirruug um Aufhebung de-Schweine- EiofuKrverhot« gegen Rußland vorbereitet und finden in allen Elaffen der Bevölkerung zahlreiche Unterschriften. Be- merkcnSwerth ist aber, daß sich neuerdings auch höhere Be amte in dem gleichen Ginn« zu verwenden anfangen. So 'at, wie bereit« gemeldet, der Regierung-präfldeul in Brom- erg sich veranlaßt gesehen, beim Staat-Ministerium wegen der Aufhebung der Schweinesperre an der russischen Grenze vorstellig zu werden. Gleichzeitig mit diesen Meldungen kommt iiideffeo die freilich noch bestätiaung-bedürstige Nach richt, daß in einzelnen Gegenden Rußland« nicht allzu weit von den westlichen Grenzen die sibirische Pest unter dem Vieh au«gebrochen sei: bestätigt sich diefe Nachricht, dann ist allerdings an die Aufhebung der Schwemcsperre gegen Ruß land bi« auf Weitere« nicht zu denken. * Der soeben zum Geh. Regierung«- und Vortragenden Rathe im Reichs-Justizamt ernannte Ober-Lande-gerichlSrath Struckmann au« Kiel war der Commission zur Aus arbeitung de« Entwurf« eine« Bürgerlichen Gesetz buch«« al« Hilfsarbeiter beigeacben und ist in dieser Stellung bi« zur Auflösung der Commission thätig gewesen. In seinem neuen Amte wird er seine Kräfte wohl gleichfalls Vorzug«- weise dem Bürgerlichen Gesetzbuche zu widmen haben. Sein Vorgänger war der al« Ober-Lande-arrichlsprLsident in Frankfurt a. M. kürzlich in den preußischen Staat-dienst zurllckgetretene Geh. Rath Hagen«. * Aehallcke Vorgänge, wie sie sich in Berlin in der ocialdemokratischen Partei abspirlen, sind auch au» »er Provinz zu berichten. Die in Dortmund erscheinende ocialistische ,volk«ftimmr' thut die Herren Bunte und Schröder in den Bann, die niemals zieldewußte Arbeiter gewesen seien. Sie feie» es, die den Beraarbeiterstrrik zum Scheitern gebracht hätten und die moralisiye Verantwortung dafür trügen, daß heute Hunderte von Familienväter auf da« Straßenpstaster gesetzt seien. Bunte wird der schwere Bor wurf gemacht, die Arbeiterbewegung al« milchende Kuh be trachtet zu haben, denn er habe sich, nachdem er zum Ver- band-vorsttzenden ernannt worden, 150 Gehalt monatlich zahlen lassen. Da« Verband-bureau habe er aber wie die «holera gemieden, für den Verband wenig oder gar nicht« itlban. Da» Blatt thejlt auch mit, daß Bunte au« der stste de« Bergarbeiterverbande« gestrichen sei, weil er seine Beiträge nicht entrichtet habe. Der Führer der Socialdenio- kratic bi« zu den letzten Wahlen, Herr Kartoffelbändlcr Siebet, wird ebenfalls abgethan. Er sei ein Hemmschuh der Parteisache geworden, seit er ein ansehnliche« Vermögen er worben habe. » * « * Mit Beginn de« nächsten Universitätsjahre« tritt an der fester Universität die vom Unterricht-minister Grafen ssaky durchgeführte Collegiengelder-Resorm in Kraft. Statt der bisherigen Collegienaelder haben die Hörer ein einheitliche« Schulgeld von 30 Gulden per Semester zu zahlen, für welche sie sich auf sämmtliche anaekündigte Gegenstände inscribiren kennen. Da« System der Collegiengelder hat die Studenten in einem gewissen Tributverhältnifse zu den Pro fessoren erhalten, dessen Beseitigung der Hauptzweck der Reform ist. Wa« tie Einkünfte der Professoren anbclangt, bedeutet die Reform eine Besserung der gelehrten Fächer, die wenig Hörer hatten, und eine Nivrllirung der Gehalte für jene Professoren, die rin Brodstudium lehren. Da« Schulgeld wird nämlich unter die Professoren jeder Facultät nacheinem bestimmten System gleichmäßig aufgetheilt. Um die Reform für diejenigen Professoren, welche bi«her in Folge der Collegien gelder große Einnahmen hatten, minder fühlbar zu machen, erhalten dieselben eine ihren bi-herigen Einnabmen au« diesem Titel annähernd entsprechende außerordentliche Zulage. * Da« russische Ministerium de« Innern hat an die baltischen Gouverneure dir Aufforderung gerichtet, hinfort der Art und Weise, wie da« RrformationSscst am 31. ll9.) Ortober alljährlich in Liv-, Est- und Kurland ge feiert wird, schärfere Aufmerksamkeit al« bisher zuzuwcnden. Da« Ministerium will vernommen haben, daß auf diesem Feste mitunter sowohl von Seiten der lutherischen Prediger al« auch der örtlichen Bevölkerung Ausfälle gegen die griechische Kirche stattgefunden haben. Toalsache ist, daß gegen nickt wenige Pastoren auf Grund falscher und willkürlicher An legung ihrer an diesem Tage gehaltenen Festprediate» Anklage eryoben worden ist. — Sobald der russische Re ich «ratb im Spätherbst wieder zu einer Tagung zusammentrilt, soll ihm ein im Ministerium de« Innern auSgearbeiteler Gesetz entwurf wegen Umwandkurm der noch bestehenden ständischen Einrichtungen in den baltiscken Provinzen zur Be- rathung vorgrlegt werden, wonach diese den im Reiche be stehenden gleichgemacht werden sollen. * In Kronstadt trifft in der zweiten Hälfte August ein große« französische« Flottengeschwader ein, um durch seine Gegenwart dir russisch-französische Freundschaft demonstrativ zu bekräftigen. — Gegenwärtig weilt in "lrter«burg der russische Gesandte beim Pekinger Hof, >err Kumani. Seine Reise nach Rußland steht in Zu sammenhang mit der Frage über die angeblich nolhwendige Derthcidigung der russisch-chinesischen Grenze. Je nach dem Grade seiner Wichtigkeit zerfallt da« an Cbina stoßende russische Grenzgebiet in drei Theil« : der Amur'sche, Urzin'sHe und Tjanschiwsche. Eine besondere wichtige Bedeutung m militairischer Beziehung hat für Rußland der erste Rayon, da- Amurgebiet, auf welcke« auch die russische Regierung vorzugsweise ihre Aufmerksamkeit richten wirv E« ist zur Sicherheit diese« Grenzgebiete« bereit« ziemlich viel geschehen; besonder« ist Wladiwvsta al« Krieg-Hasen ersten Range« er heblich verstärkt und befestigt worden Jetzt soll unverzüglick zur Befestigung der Amur- und Ussuribatsin« aesckrnien werden und dann kommt die Reibe an da« Urgin sche Gebiet. Um da« Letzt«« gründlich zu erforschen («a« bi« jetzt noch
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