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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910918026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-18
- Monat1891-09
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6020 ob nicht irgend wo in Mittelasien ebenfalls die moSko- witisckc Arbeit ibre,Drückte zciligen werde. Nun wird bereits der „Bossischcn Zeitung" gemeldet: London, 17. September. Es bestätigt sich, da» ernste Zu sammenstöße zwischen rusiiichcn und afghanischen Truppen im Bezirk Hiiidukusch siallgesundei. haben. Tic Afghaucn wurden besiegt. Die Kämpfe s:»d angeblich die Zeige von Streitig- keile» wegen der Grenzlinie der Bucharei. Offenbar ist Rußland im Begriff, seine Borposten weiter gegen die indische Grenze vorzuruckcn. „Grenz berichtigungen" heiße» im diplomatischen Sprachgebrauch,: des Moskowiterthums, was man sonst (Eroberungen nennt. Der Schauplatz der Zusammenstöße, das Hinbuknsch-Gebirge liegt eigentlich schon tief im afghanischen Gebiete, dessen nörd lichr Grenze gegen das rem russischen Protektorat unter worfene Khanat von Bokhara der Amu Tarja (Lxus) bildet. Der Hindukusch, der uur 100 ßiii nördlich von Kabul, der Hauptstadt Afghanistans, i» ostwcstlicher Richtung zieht, trennt die afghanische Landschaff Badakschan von dein Reiche Abdurrahman KhanS. Tie Russen aus Bokhara haben somit im Lause der vorigen Woche, da sie die Truppen des Emirs auf dessen Territorium verfolgt haben, in ganz gefährlicher Rahe von Kabul und daher auch von der Nordwestgrenze Brilisch-IndienS gestanden. Pescbawcr und daS obere Tbal des Indus sind nämlich von Kabul über den Chcibcr-Paß nur noch 250, beziehungsweise 500 ton entfernt. * Der „Standard" meldet auS Sbangai von gestern, die innere Lage China- gebe zu großen Besorgnissen Anlaß. Ei» Aufstand im Tbalc des tang-tsze-kiang stehe bevor. Eine große, für geheime Gesellschaften bestimmte Sendung von Waffen, sowie Dynamit s:i in Shanghai und Tsikiang mit Beschlag belegt worden. Das Ende des Fürsten Bismarck in der auswärtigen Politik. Kürzlich ist ohne Nennung deö BerfafserS eine Broschüre erschienen, die den Titel trägt: „DaS Ende des Fürsten Bismarck in der auswärtigen Politik." Die Schrift ist nicht ohne Weiteres jenen pamphletartigen Angriffe» bcizuzädlen, die nach dem Rücktritt des einst so mächtigen Staatsmannes gegen dessen erfolggekrönte Politik gerichtet worden sind. Sie unterscheidet sich im Tone höchst vortbeilhaft von jenen journalistischen Anzapfungen, die in gewissen Blättern seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck an der Tagesordnung ffnd. Aber wenn der ungenannte Verfasser auch in dieser .Hinsicht der weltgeschichtlichen Größe und Bedeutung des früheren Reichskanzlers gebührend Rechnung trägt, so ist er doch in der Beurthcilung der BiSmarck'schen Politik genau so einseitig und ungerecht, wie dessen sonstige Gegner. Man geht wobl nicht fehl, wenn man den Bersasser dieser Broschüre in der Näbc von Fricdrichsrub sucht. Wenigstens decken sich dessen Anschauungen mit denjenigen jenes hohen Ofsicierö, de» man lange vor dem 18. März des vorigen Ialrrcs als den Nachfolger des Fürsten Bismarck angesehen hatte und der dann ziemlich gleichzeitig mit diesem, aber nur vorübergehend, in kaiserliche Ungnade gefallen war. Es ist durchaus keine neue Auffassung, die in der erwähnten Broschüre bezüglich der auswärtigen Politik entwickelt wird. Sie ist bald nach dein Frankfurter Friedensschluss von militairischcr Seite vertreten worden, es hieß sogar vom Grasen Moltke selbst, und schien 1875 zum Siege gelangen zu sollen, um dann cnd- giltig von den maßgebenden deutschen Kreisen ausgcgeben zu werden. Diese Auffassung geht dahin, daß der voraussichtlich doch unvermeidliche Krieg von Deutschland angefaugen werden müsse, so lange die Gegner noch nicht hinlänglich gerüstet seien. Diesen Grundsatz, dem voraussichtlichen Gegner durch eine Kriegserklärung zuvorzukommcn, ehe er seine Rüstungen beendet hat, vertrat Niemand kühner und entschlossener als der erste Napoleon. Die Folge davon war. daß er nach einander alle europäischen Mächte mit Krieg überzog, sie alle gegen sich aufreizte und endlich ihrer gewaltigen Bereinigung unterlag. Fürst Bismarck war offenbar immer bemüht, aus den großen Erfahrungen der Geschichte zu lernen und namentlich die Fehler der großen Staatsmänner, die vor ihm gelebt und gewirkt hatten, ängstlich zu vermeiden. Er wußte den ersten Hohenzollcrnkaiser zu bewege», gerade auf der Höhe der Erfolge und Siege die denkbar größte Mäßigung und Vorsicht zu üben. Nur im Jahre 1875 scheint er — ganz aufgeklärt ist diese Episode noch nicht — dem Drängen und Wüblen der Militairpartei vorübergehend nachgegebcn und daran gedacht zu haben, der unerwartet schnellen Reorganisation der französischen HeercSkräfte einen Riegel vorzuschieben. Als aber die damalige Haltung Rußlands und anderer Mächte die Befürchtung einer Eoalition gegen das Deutsche Reick erweckte, ließ er sofort und dauernd jeden kriegerischen Gedanken fallen und nahm für die Tauer seiner weiteren politischen Thätigkeit ohne Schwanken eine entschiedene Friedenspolitik auf. Er verstand es, andere, gleich- gesinnte Mächte um Deutschland zu schaaren und eine mächtige, gewaltige Vereinigung gegen alle Diejenigen zu schassen, die den Frieden Europas zu brechen geneigt wären. Vermöge dieser meisterhaften Schiebung gelang es ibm, den Friede» aufrecht zu erhalten, der bis zum heutigen Tage trotz alle» Versuchen und Strebungen gewisser Kreise doch nicht ge Krochen ist. Wenn sich neuerdings die FriedenSanSsichtcn verschlechtert baben, so ist damit doch keineswegs bewiesen, daß cS einer geschickten Staatskunst nickt ferner gelingen könnte, ans dem vom Fürsten Bismarck vorgezeichncten Wege den Weltfrieden zu erhalten. Das ist ein sicherer Gewinn. Die Kritiker, die einer Kriegspolitik das Wort rede», hätten erst noch zu er weisen, daß der Krieg auch zu einem Siege fuhren müsse Aber selbst wenn dieser Beweis gelänge, würden die Völker immer einer gesunden Friedenspolitik den Vorzug geben. Militairisches. 6. Pirna, 17. September. Ter heutige Tag brachte in Anwesenheit Sr. Majestät des Königs sowie Sr. königliche» Hoheit des Prinzen Georg das erste große Corps-Manöver, wobei nach der General-Idee der Anmarich feindlicher Truppenmassen von Böhmen mid aus Schlesien aus anzunehmen war. Interessant gestaltete sich schon das Anrücken der verschiedenen Truppenabtheiliingen in den Frühstunden; die Eindrücke des umfangreichen militairlsche» Bildes erhöhten sich dann aber noch bedeulend, nachdem die weitere Verfolgung der gestellten Special-Jdre» namentlich aus dem Gelände zwischen rkrebs und Zuschendorf nahe bei Pirna zu einer an packenden Einzelmomentcn reichen Entwickelung der Artillerie, Infanterie und Cavallerie führte. Ta die hiesige Elbbrücke wieder als zerstört gedacht wnrde, so erfolgte bei Pratzschwitz- Heidenau abermals ein Brückenschlag. Anwesend waren a» der Seite des Königs und des Prinzen Georg hierbei auch die Prinzessin Matbilde und Prinz Johann Georg, welche hierauf auch den weiteren Gang des Manövers mit großer Aufmerksamkeit ver folgten. Dem Vernehme» nach habe» sich die Truppen die vollste Zufriedenheit Sr. Majestät erworben, da der Gang fäinmtlicher Operationen trotz inannigsacher Terrainschwicrigkeilen ei» sehr cxactcr war und die bei der moderne» Kriegssührung in Geltung getretenen Principien die befriedigendste Befolgung fanden. Geführt wurden die beiden Divisionen von de» Generälen v. Re »her und v. Kirchbach, während die Leitung der Corpsübung in ihrer Gesammtheit durch den coinnianbirendkn General des 12. Nrmeecorps, Generalseldmarschall Prinz Georg, erfolgte Ten jeweiligen Standpunct desselben kennzeichnete die schwarz- weiß-rolhe Corvsflogge. Seine Majestät der König verblieb bis in die dritte Nachinittagsstunde im Manövergelände und kehrte dann über Pirna nach dem Lustschloß Pillnitz zurück, während Se. königl. Hoheit Prinz Georg zur Theilnahnie an dem im Adler-Hotel slattgefundtiien OssicierS-Dincr in Pirna verblieb. In den heutigen Abendstunden vollzog sich dann wieder ein Massenauszug von Schaulustigen nach den großen BivouacS bei Zehista, Gors sowie am Kohlberge z» Pirna, woselbst i» weitem Umkreise die Wachtfeuer aufieuchtete» und ei» wahrhaft »ssectvvlleS Bild darboten. Soweit bis >etzt Bestimmungen getrosten find, schließt sich der morgigen Fortsetzung des großen Corps Manöver», dem noch verschiedene interessante strategische Ausgaben gesielli und, abermals e:n Bivouac an, worauf dann am Coiiuadcub die Manöver hier wieder ibr Ende erreichen. * Ter Cbes Ramsan von der vstasrikanischen Schutztruppe, der nach den neuesten amlliche» Veröffentlichungen ziiiii BezirkSbaupt- iiiai'n von Mga», dem ludlichen Kuneudezirke unseres oilairiknuiichru Schutzgebietes, ernannt ivar, besindet sich gegenwärlig aus Urlaub in Teuiickiland. Er war im Juni zur Hilfeleistung bei», Gouver nement »ach Tar-cs-Salem bcrustii. Ramsan, der Führer der Compagnie ist, in Folge seiner Beurlaubung aber an der Ervedllion v. Zelewski's nicht Tdeil genommen dal, wurde i» der Führung seiner Compagine von seinem Lieutenant Prince vertrete». Loloninlpolitisches. Sücialdcmokratisches. * Tie in dem Hamburger socialistischen Organ veröffentlicht: Abrechnung der General-Commission der Geiverk- chasten Deutschlands, welche aus der Gewerkichasts-Eonscreiiz z» Halberstadl vorgelegt worden ist, beweist zur Genüge, wie ick'wach es »in dir eigentliche „Organisation" der Socialisten bestellt ist, »nd daß die Partei besonderer Hilfsmittel, wie Säiigcrscsle, Gewcrkschasls-Aiisslüge s. w., bedarf, um durch das bei solcher (Rlegcnbeii erhobene Eiilröe die geschwächte Casse der Partei wieder i» »ornialen Zustand zu verletzen. Darnach sind im Ganzen seil Bestehe» der General-Commission zwar 275 000 ciil- genoinnie» worden, darunter siguriren aber I05li00 ./< Darlehen und von den 80000 .ät, welche sür den Mai-Fonds cingegange» waren, sind bereits 16 000 -/t zur Tilgung von Schulden verwandt worden; von de» 105 000 Darlehen bleiben noch 55000 ./L ab zutragen. Als Ihalsächlicher Cnsicnbestand werden 11000 auf- lciührt. Namentlich sollen die Beiträge der orgomsirlen Gewerk- chasten recht säumig fließen. Diese Mitglieder-BeOräge werden in der socialistischen Preste stets als „freiwillige" hingestellt. Wer aber die kleinen „Daninschraiiben" der Führer kennt, durch deren An wendung dieselben bei Lohnzahlungen u. s. w. „eingelrieben" werde», der glaubt nicht recht an die opsermüthige freiwillige Einmüthig- kcit, mit lvelchcr der einzelne Socialdcmokrat zur grogen Casse bn- tragen soll. - - Arbeiterbewegung. "Havre, 17. September. Ter Aus st and der Dock arbeiter nimmt eine» ernsten Charakter a». ES sind Maß regeln getroffen worden, um etwaigen Ausichreilnngeii zu begegnen. Tie Arbeitgeber der Stadt kündige» durch die Anschlagsäule» an, daß sie gewissen Gruppen von Arbeitern einen Tagelvhn von 8, 7 und 6 Francs zu geben bereit seien. Mehr zu geben sei ihnen unmöglich, sonst würden die Schiff« es vorziehen, in den benach barten Häfen ihre Waaren zu verladen. Schulwesen. * Die Verhandlungen der NeichSschul-Commifsion in München betrafen in der Hanplsache die Frage, welche Mittel- schulanstallen Besähigungszeugnisse für den Ein,ährig.Freiwilligen- dienst ausstelle» dürfen. Der gleiche Gegenstand wurde von der Commission bereits im Vorjahre behandelt und in diesem Jahre, nach Einholung näherer Informationen über die Leistungen »er« chiedener bea»itandeler Anstalten, wiederholter Bcrathnng »»terstelll. Was die staatlich geleiteten Anstalten in den deutschen BnnteSslaalen betrifft, so soll es, nach Anschauung der Reichsschul-Coinmission, bei ihrer Berechtigung zur Ertheilung von Reifezeugnisse» sür den Ein- jährig-Freiwilligendienst selbstverständlich sein Verbleiben haben, ebenso mit der Berechtigung der städtischen Mittel'chulanslaltcn. De» Privatanstolten dagegen wird nicht als solchen die genannte Be rechtigung ertheilt, sondern dieselbe wird an die Person ihrer Direktoren oder Leiter geknüpft, deren Befähigung einer genauen sjrüsung zu unterziehen ist; auch darf die Berechtigung nur aus je fünf Jahre znerkaiint werden. Nach Verlaus dieser Zeit hat der Tirector der Privatanstatt neuerdings um die Berechtigung zur Er theilung des mehrgcuannte» Besähigungszeugnisscs einzukommen. Paris, 17. September Tie große Mehrheit feiert den gest- igcn Abend als eine» Triumpb der Kunst im Lpcrnhause und e- geinnden Ordnungssinnes der Republikaner ans der Straße. Tie 1200 ii» Laiiic des Abends verliastklen Störenfriede, meist lunge Burichen. wurden i» den Kellern des Opernhauses unlcr- gebracht, wo sic die Lvbkiigrin-Mnsik hören konnlen, aber durch :e Mnrieülai'e z» uberiöne» inchlen Heute fährt man sie in Icllenwagcu znin Verhör ins Polizeidrvot Tie Meisten werden ireigelaisen, nur die schon Bestraften bleiben in Hast. Bon de» smocheniallk» Abend) ist zu erwähnen, daß eine Bande nach der deiitschcn Boiichajt ziehen wollte, aber vor Ueberschrrilung der Lciiiebincke cingehvlt und zerstreut wurde. Das Botschaitskotel war gut bewacht. Eine andere Bande zerschlug unter dem Ruse: Los ans die Deutschen!" die Scheibe» i» einer Bierwirlhickwit der R»e Samt Augustin »»weit der Oper, die eine Frau Müller aus Offenburg hüll und von Franzosen besucht wird. Tic Meldung eines Blattes, es sei Alles in der Wirthschasl zerschlagen worden, ist unrichtig. Tie Bande wollte eindringen, wurde ober znrück- getriebeu und von berbeigel,ollen Schutzleuten zersprengt. Trotz Lein unleugbar enormen Erfolge des „Lobengrin" »»d dem klägliche» Mißerfolge der Kuiidgcbuug setzen „Jnkransigeant", „Auioritä" u. s. w. ihre hesligcn Schimpfereien und Hetzereien sort. * Paris, 17. September. Von den in vergangener Nacht ver- haslete» 1000 Personen sind 22 sestgehalten worden. Dieselben, meist junge Lenle, werden wegen Polizeibeleidigung verfolgt. * Paris, 18. September. Heute findet die zweite Anf ührung des Lohcngrin statt. Ta nia» abermals Aiisainin- lniige» befürchtet, sind dieselbe» Polizcimaßregeln angeordnct ivordcn, wie vorgestern. Ta das Polizciioccil vorgestern überillllt war, wird ein größeres zur Unterbringung der Bcrhastcten beschafft werde». Der „Lohengrin"-Skandal in Paris. * Ueber den Pariser „Lohengrin"-Skandal liegen heute olgendr Meldungen vor: Paris, 17. September, Vormittags. Tas Resultat der gestrigen Lohengrin".Borstkllu»g war ein von Act zu Act steigender inthusiasmus. Nicht der geringste Mißton war zu constatire». Schließlich folgten endlose Ovalionen für die Sänger, das Orchester »nd die Direktion. Draußen bot sich jedoch ein anderes Bild. Die aus Neugierigen, dem Stroßenpöbel und fanatischen „Patrioten" ge bildete Menge, welche die Polizei aus 10 000 schätzte, bildete den ganzen Abend hindurch Ansammlungen, versuchte wiederholt vorzudriugcn, wurde aber stets durch energische Vorstöße starker Tetachemenls von Schilyleute», die durch Cavallerie und die republikanische Garde unter- lützt waren, zurückgelneben und auseinandcrgesprcugt, wobei die Poli- gslen rücksichtslos die Manisestantc», sowie die Neugierigen mit un ansten Püffen, Fauslschlägen und Fußtritten bearbeiteten. Jeder, der nur Miene machte, sich zu widerseyen, wurde verhaltet. Im Ganzen erfolgten 1008 Verhaftungen. Von diesen Verhakteten wurde jedoch der größte Tdeil heute früh sreigelaffe». Laur und Consorlen, welche durch ihre Hetze die „Patrioten" nach dem Lpernplatz ge lockt hatten, glänzten durch Abwesenheit. Unter den Brrbaltctc» befanden sich etwa 50 bekannte Mitglieder der Patriotenliga, sodann zahlreiche Mitglieder der eliässisch-lothriiigijchen Vereine. Eine Bande der letzteren machte sich gegen 10', Uhr au den Weg nach der deutschen Botschaft, wurde aber in der R»e des Pyramidcs auseinander gesprengt »nd verjagt. Uebrigens war i» Voraussicht solcher Versuche die Boischast bewacht. Einer ähnliche» Bande gelang es, vor der herbeieilcnden Polizei in der Rue deS Augustins ei» deicksches Bicrhans zu stürme» lind das Innere zu demoliren. Ter Skandal hat mit zahllosen komischen, drasti schen Episoden bis »ach Beendigung der Vorstellung gegen l Uhr Morgens gedauert. Einzelne Personen, welche der Vor stellung beigewohnl hatte», sind insultirt worden, aber sonst be schränkten sich die Manifestationen aus das Brüllen der Marseillaise, das Schreien: Nieder mit Preußen! Nieder mit Wagner! Hoch Frankreich, hoch Rußland! Jcdensalls hat die so pomphaft an- gekündigte Manifestation ein schmähliches Fiasco gemacht. Nur bleibt eine offene Frage, ob die weiteren Aufführungen ebenso ruhig verlause» werden oder ob nicht jedesmal die Polizei gezwungen sein wird, wie gestern, das Opernhaus zu beschütze». In diesem Falle würde schließlich doch wohl die Einstellung der Aufführungen des „Lohcngrin" erfolgen können. (Nat.-Ztg.) Paris, 17. September. Der gestrige Tag war eine entschiedene Niederlage der „Patrioten", da cs ihnen nicht gelungen ist, auch nur 1000 wirklich ernste Manifestanten zur Stelle zu bringen. Tas Gedränge und die Rempeleien in der Gegend der Oper dauerten zwar bis Mitternacht, aber nirgends wurde der Polizei ernster Widerstand entgegengesetzt und niemals nah», die Lage de» Anschein an, als ob die Menge einen ernsten Angriff wagen wolle. Als gegen 10 Uhr das Geschrei und das Gedränge stärker wurde und die Menge anfing, heftig zu pfeifen und die Ruse „Hoch Frankreich! Hoch Rußland! Nieder mit Deutsch land!" auszustoßen, ging die Polizei gegen die An sammlung mit äußerster Schärfe vor und sprengte sie rücksichtslos auseinander, wobei mit de» Fäusten ganz heillos eingchaucn wurde. Beim Geringsten, auch nur scheinbaren Zeichen von Widerstand hatten die Polizisten die Leute sofort beim Kragen und schleppten sie ohne Beachtung diplomatischer Formen aus die Polizeiwache. Ganz offenbar halte die Polizei die strengsten Weitungen, di« sie mit aiigenicheinlichem Vergnügen ausfllhrte; nur so wird die ungeheuere Masse von fast 1000 Verbastnngen erklär lich. Tie Verhafteten waren meist junge halbwüchsige Burschen, die sich wohl meistens nur aus Vergnügen am Skandal an der Kund gebung betheiligt hatte». Gegen Ende der Vorstellung, als man glaubte, ,dah die Patrioten vielleicht noch einen Vorstoß machen würden, hatte sich die Menge schon stark verlausen, und abgesehen davon, daß dem Bierhau je von Miller in der Rue St. Augustin die Fenster eingeschlage» wurden, ist nichts Besonderes vorgekominen. Einige >unge Leute, wie es Hecht, Elsässer, hatte» thatsüchlich die Absicht, vor der deutschen Botschaft eine Kundgebung zu veranstalten, wurden aber aus dem Wege dahin von der Polizei zersprengt. Tie Vorstellung im Theater war ein Erfolg ohne Gleichen und nicht eine einzige seindliche Kundgebung ist vorgekominen. Dagegen fanden sorlioährcnd Huldigungen im Theater statt, »nd die Zuhörer zeigten die größte Begeiferung. Alle Blätter Heden den bedeutenden Erfolg Lohengrins hervor und erkläre», daß seine Einbürgerung in Paris jetzt gesichert sei. Allein der „Intransiaeant" inachl den Versuch, den gestrigen Abend als eine große Protestatio» von Paris hinzustellen Allgemein fiel cs auf, daß Laur sich gestern Abend nirgens sehen ließ. (V. Z.) Musik. * Sprechzeit: Montag und Donnerstag Vormittag von 0—10 Ubr, die übrigen Tage von lO—kl Uhr im RedaclionS- local dcö „Leipziger Tageblattes". Neues Theater. Leipzig, 18. September. Fräulein Ida Doxat hat zum Antritt der ihr zugcdachten sehr wichtigen Stellung an unserem Theater den zweite» bedeutsamen Schritt gethan und uns in der „Brünnhikdc" eiise der herrlichsten Wagner'schen Frauengcstaltcn vorgcführt. Auch dem Anspruchsvollsten »lust die Wahl der beiden Antrittsrollen iniponiren: Fidelio und Brünnhildc! Welch ein Unterschied und doch welch glückliche Zusammenstellung, wenn es gilt, die Fähigkeiten einer drama tischen Sängerin in beiden Partien zu prüfen. Kübner und bedeutungsvoller kan» man nicht wähle», und cS liegt eine glückliche Vorbedeutung in dem Gelingen des Wagnisses, zwei der hervorragendsten Leistungen der genialen Frau Moran- Oldcn in unmittelbarer Aufeinanderfolge geboten zu baben. Das Gelingen wurde nicht dadurch ermöglicht, daß Fräulein Doxat etwa bestrebt gewesen wäre, ihre geniale Vorgängerin u uberbictcn, nein, der Erfolg begründete sich dadurch, daß Fräul.Doxat sich mit frischem Muth ans denReichllmin der eignen künstlerischenNatur stützte,aus ihrschöpsendihrenLeislungen den Reiz des Ursprünglichen, des selbstständigen Schaffens verlieh. Ihre Brünnhilde war ebenso eigenartig wie ihr Fitclio, nur ein Hauch von Sentimentalität störte hin und wieder, namentlich beim ersten Gespräch mit Wotan nach Fricka'S Abgang, dann auch in dem großen Schlußdnette. Brünnbilde ist ein „kühnes herrliches" Kind, dem alle Ein- psindclci fremd ist, daS die Urquelle alles Leidens des menschliche» Herzens, die Liebe, erst kennen lernt, als es Siegmund inS Auge chaut; alle Sentimentalität muß bei der Darstellung streng ver bannt sein, das möge sich unsere neue sehr begabte dramatische Sängerin merken. Sehr schön gelang gleich der erste Anfang, die jauchzenden Weisen der Walküre wirkten clektrisirend, Freude und Leben bewies jeder Blick, jede Bewegung, und die Gesten waren so stilvoll, wie man sie nur selten gesehen. Auch im serneren Verlaufe des Stücke- hatte Frl. Doxat prächtige Momente; saßt sie alle zusammen und verbindet sic sorg fältig zu einer Gesammtwirkung, dann wird sie sicher eine große Darstellerin der Partie werden. A» ihre Brün» bilde knüpfen sich wie an ihren Fidelio die besten Hoff nungcn für die künstlerische Entwickelung der Dame. Eine ganz bewundernswertbe künstlerische Tbat war wieder der Wotan des Herrn Schclper. Jeder Zoll ein — Gott, so iniponirend gab sich dieser Wotan. Alle Bedenken gegen die Schwäche des Charakters schwinden unter dieser Dar stellung; wie eine Naturnotlnvcndigkeit stellt sich die Hand lungsweise dar, unabweisbar wie ein furchtbares Natur ereignis;, dessen Gewalt wir unterliegen oder unö doch ibr cbrerbielig beugen. Es erscheint nahezu unerklärlich, wie ein Sänger eine so beispiellose Ausdauer an Stimm kraft in sich bergen kann: wie ein Gewitter braust die Stimme einher, sie iibcrtönt daS Tosen des Orchesters und man zittert sür daS Schicksal der kühnen Maid, als das Tonnerwort an unser Obr schlägt: „Wo ist Brünnbild?" Freund und Feind werden sich verehrung-voll solcher Künstlerschaft beugen! Fräulein Calmbach batte sich im ersten Aufzug zu sehr fortreißc» lassen und sah sich im zweiten Aufzug genötbigt, ibre Stimme zu schonen, eine Vorsicht, welche den großen Anstrengungen der Partie gegenüber sehr angebracht ist. Was Fräulein Calmbach im ersten Acte bot, war großer Anerkennung Werth, daS Weiche, Hingcbcnde im Charakter der Sieglinde gelingt ihr vorzüglich, und in der Anmnlh der Erscheinung, in der Vornehmheit der Gesten erinnert Fräulein Calmbach an die besten Darstellerinnen der Partie. Mit Herrn de Grach zusammen ersang sic sich einen vollen Erfolg. Herr de Grach ist ein ausgezeichneter Sicgmund. Manche ttebcrtreibungen seiner ersten Darstellung waren gestern verschwunden und das Bild des Helten war ein reines, scbr sympathisches. Ungemein kraftvoll gestalletc Herr Wittekopf den Hunding und auch die Töne des bitlern Holmes waren ihm an der rechten Stelle nicht versagt. Fräul. Pewny sang in trefflicher Weise die Frickapartie, ließ auch darstellerisch eine gewisse Würde nicht verniissen. DaS Walküren-Ensemble besteht jetzt nur auS Solistinnen und zwar auS den Damen Mark, Pewny Schulheini, Duncan-ChamberS, Baumann, Eiben schütz, Barlav, Porst; während Frau Baumann sich durch große Lebendigkeit der Bewegungen hervcrtbat, triumphirte die prächtige Stimme des Frl. Mark über alle anderen; die Dame sang ganz entzückend schön. Die Aufführung ging ohne erhebliche Unfälle vorüber, zeigte aber nicht die Abrundung früherer Darstellungen daran trug namentlich Herr de Gr ach mit seinem allzu freien Singen die Schuld. Es war die ganze Aufmerksamkeit eines so ausgezeichnete» Meisters wie Herr CapcUmcister Paur nötbig, »m dem Sänger zu folgen. Im Orchester klang Manches reckt »nrein, woran lag das? Gaiiz einzig schön, mit wuiidcrvoUkni Ton und hinreißendem Ausdruck spielte Herr Wille das Cello-Solo im ersten Aufzuge M. Krause. 8 Leipzig, 18. September. AuS dem Bureau des StadttbeaterS: Im Neuen Theater wird morgen die Oper „Der Waffenschmied" und Mascagni's „Sici- lianische Baucrnehrc gegeben. Tic Besetzung ist die folgende: Santuzza: Frl. Mark; Turiddu: Herr Merkel; Lucia: Frl. Eibenschüy; Alfio: Herr Demukh; Lola: Frl. von Schuld ei m. Mit Rücksicht auf den angekündiglcn Besuch von Mitgliedern dcSaugcnblicklich hier lagcndendeutschen BercinS sür öffentliche GcsundheilSpflegc beginnt dicVorstcllnng um 7 Uhr. — Am Sonntag gelangt zur Ausführung: Im Neuen Tbeater: „Die weiße Da nie" in neuer Einstudirung und „Sic ilia irische Bauern ehre" (Oavalleria rustümiur); im Alte» Theater zum ersten Male: „Im siebenten Himmel" Posse von Ivan Kren. * Ueber daS erste Heft der deutschen Volkslieder, welch« im Verlag von Gustav Fritzsch« in Hamburg erschienen find, haben wir »ns bereits sehr günstig ausgesprochen. Auch da- zweit Hett, welche» ebenfall» zur allgemeinen Bezeichnung „Deutsche Volkslieder" aus dem Titelblatt noch die besondere Bemerkung bringt: „In Niederhessen auS dem Munde deS Volkes gesammelt, mit einsacher Elavierbegleitung, geschichtlichen »nd vergleichenden Anmerkung«» herousgegebe» von Johann Lcwalter, ist mit großer Sorgsamkeit ausgearbeitet. Der Verfasser hat mit Scharf blick die rechte» Quellen erkannt und dieselben äußerst gewiffenhast vergliche». Auch die verschiedenen Lesarten sind von dciiiselben in zweckentsprechender Weise milgelhcill worden, und in den geschicht liche» Anmerkungen hat sich der Herausgeber niit Erfolg bemüht, die Zeit deS Ursprungs und die Art der Verbreitung, vwie die mit den Liedern in besonderer Beziehung sichenden Lerllichkeite» genau auzugeben. Bezüglich der nuifikalischen Be arbeitung hat Herr Lewaster das Princip verfolgt, die Melodie mit drei- oder vierstimmiger Harmonie zu versehen, welche auf dem Clavier leicht anssüdrbar ist. Jedoch wird jeder einsichlsvolle Lehrer oder auch selbst jeder gebitdele musikalijche Dilettant im Stande sein, die Lieder sür Chor einzgrichten. Manche Lieder eignen sich recht gut sür Kinderchore; aber da in der Sammlung auch viele (ja die meisten) nur sür Erwachten« berechnet sind, so ist eben eine recht orgsältige Auswahl zu treffen. K.-1VK. AuS Sonders Hausen wird gemeldet, daß daS 17. Toncert der fürstlichen Hoscapelle am 20. d. im „Loh" stattfinden und olgcndcs Nachiiiiltaqsprogramm biete» wird: I. Theil: Ouvertüre z» „Benveiilito Celli'ni" von Berlioz; zwei Soli sür Cello (Chopin und Golterinaiin), ausgesührt von Hern» Schneevoigl ans Helsiiig- svrS; Phaölhon, symphonische Dichtung von Saint-Saens; Siegsried- Jdhll von Richard Wagner; kl. Theil: Skandinavische Symphonie von Eowk» lauf besonderen Wunsch). Tas Abendconccrt wird dann och acht Nummern meist deS leichtern GenrcS bringe». * Franz Schubert's unvollendete Umull-Symphonie, deren Sätze mit die kostbarsten Schätze in unserer Lrchesterlitcratur sind, ist jetzt von einein Berliner Componisten August Ludwig vollendet und herausgegeben worden. Dieses Untersangen sucht Herr Ludwig i» einem gedruckte» Circular zu rechtfertige». Zunächst bringt er eine von seinem subjektiven Standpunkt aus abgesaßte Erklärung des SchuberOschcs Werkes, welche man aber richtiger als eine Phantasie und zwar als eine recht un- ; tückische Phanlasie bezeichnen muß. Sodann entwickelt er sein« Ansicht über den Charakter der Sätze, welche er hinzucomponirt hat. — Bo» dem Scherzo sagt er, daß es Schubert gewiß unter dem Eindruck coinponirt haben würde: „Fort mit dem gelehrten Kram!" „In dieser Empfindung" (so meint nun weiter Herr Ludwig) „würde sich also das Scherzo gestalte» können; denn jeder zöpfische Skrupel war wirklich etwas Scherzhaftes an Schubert. Darum soll dem grimmen Bären Gelehrsamkeit ein Ring durch die Nase gezogen werden, aus daß er sich nicht länger prcize und lvicklig thue, sondern zu Aller Ergötze» einen Tanz aufführc!" War Las nicht ein herrlicher Vorwurf ür Herrn Ludwig? Ten Schlußsatz gestaltet Herr Ludwig als einen Schicksalsmarsch und giebt dazu u. A. olgende Erläuterung: „Sollte Jemand die dröhnenden Posauncn- rage» beim Beginn des Marsches nicht sogleich deuten können, dem sei erklärt, was sie etwa der Welt entgcgendonnern wollen: Warum lasset ihr, Menschen, eure Besten verkommen und ver hungern? Warum stellt ihr ihnen böswillig nach, leiblich und moralisch ? Warum bleibst du, Mitwelt, der Nachwelt so Vieles schuldig?"" Zum Schluß »leint Herr Ludwig, daß, wenn sein Versuch nicht gelungen sein sollte, er wenigstens das Gute habe, ähnliche Versuche begabtere« Componisten nicht enszuschlicßen. Hoffentlich bleibt dieser Fall vereinzelt; eine Epidemie der Er- gäiizungsinanie wird unsere gesunden deutschen Musiker voraussicht lich nicht erfassen. * Ter Liebling deS unglückliche» König? Ludwig von Bayern, der Tenorist Nachbaur, dessen Leistungsfähigkeit das Leipziger Publicum mehrfach bei Gelegenheit von Gastipielen des Sängers beurtdeilen konnte, hat bekanntlich nach seiner Pcnsionirnng in München ein Engagement in Bresla» angenommen, welches von der Münchener Intendanz alS ein vertragswidriges angesehen wurde. In Breslau nun scheint der Sänger nicht besonders gtsaUc» zu haben, was ja bei dem Rückgang seiner Stimmmittel voraus- zusehcn war. Als der Sänger »och im Vollbesitz seiner zanzcn Stimmkraft war und in Leipzig in Rollen von vcr- chiedcner Richtung austrat, haben wir uns ost über daS allzu- große Lob gewundert, welches dem Künstler in München ge- zollt wurde; denn abgesehen von seiner herrlichen Tenorstimme, lang derselbe z. B. den Postillon oft unrein und im „Lohcngrin" wurde der Eindruck herabgedrückt durch das gezierte Wese», durch die affectirtcn Bewegungen. Jetzt am Ende der Bühnenlaufbahn des immerhin durch seine Beanlagung »nd seine ausgebildctc künst lerische Individualität bedeutsamen Bühneusängers ist nun ein Proceß zwischen ihm »nd der Münchner Hoslheaterinlendanz ent standen. Es wurde — wie uns ein Privattelegramm meldet — der Versuch gemacht, diese» Proceß aus außergerichtlichem Wege zn schlichten: jcdocl» ist dieser Versuch mißlungen, weil Nachbaur protesli rt hat bezüglich der Münchner Pcnsionsentziehung, welche von der Intendanz angeordnet wurde wegen deS von dieser als vertragswidrig angesehene» Breslauer Engagements Nachbaur's. Ter Gcrichtsiermin ist »un auf den 22. Oktober vertagt. * Anläßlich der Pariser Lohengrin-Aufsührung ver öffentlicht der „Figaro" einen Brief Richard Wagncr's an Champsleury, der sich auf de» Plan des letzteren bezieht, ein neues Journal: „Imux-crie uouvellv" zu gründen. Ter Brief ist wenige Monate vor Ausbruch des Krieges 1870 abgesaßt; er lautet: „Lieber Freund! Diese Zeilen werden Ihnen von einem meiner besten Freunde, Herrn Scburö, überbracht, dessen Studie über meine Schriften (in der Revue ckes» veux Koocles) Sic viel leicht gelesen haben »nd de» ich Ihnen warm als einen der Besten empfehle. Meinen Beifall von ganzen» Herzen hat die Gründung eines Blattes, dessen Programm meine Lieblingshoffnuiig: die Berschmelzuiig des srauzösischen mit dein deutschen Geiste, ihrer Verwirtlichung näher zu führe» scheint. Sie wissen, daß ich immer die Idee hatte, i» Paris ein internationales Theater zu begründe», wo, in den betreffende» Sprachen, die großen Werke der verschiedenen Nationen ausgesührt werden könnten. Nur Frankreich, und ins- besondere Paris, könnte eine solche Stätte sür die heterogenste» Schöpfungen ins Leben rusc», deren Kcnntniß, »ach meiner An sicht, unerläßlich ist für die geistige und moralische Entwickelung eines Volkes. Unter den französischen Werken, welche aus dieser anßergewöhn. lichcn, von de» Interessen des Tages völlig unabhängige», Bühne gegeben werde» müßten, würden diejenigen MLHul's einen ersten Platz cinnchmen, und ich danke Ihne», an diese» großen Künstler gedacht zu haben, den ich zu meinen Lehrer» rechne »nd dessen Leben und Werke in Frankreich »och viel zu wenig bekannt sind. Jndcin Jhrein löblichen Unternehmen allen möglichen Erfolg wünsche, schüttele ich Ihnen herzlich die Hand. Immer der Ihre, mein lieber Champsleury. Richard Wagner. Luzern, 16. März 1870." Deutscher Herein für öffentliche Gesundheitspflege. m. * Leipzig, 18. September. Nach der ersten Sitzung am Donnerstag verfügte sich ein Tbcil der Mitglieder »ach dem Südosten unserer Stadt, um daS IohanniSstift in der Hospitalstraßc, daS Salomonstift in der Riebeckslraße und das Kinderkrankenhaus in der Playmannstraße in Augenschein zu nehmen. Bekanntlich ist das IobanniSstist, welches seinen Ursprung der Gemein schaft der Leprosen verdankt, schon früh in städtische Verwaltung und im Laufe der Jahrhunderte, namentlich durch die Aus dehnung und Wcrthstcigerung seines Grundbesitzes, zu großem Vermöge» gekommen. Ihm gehören die IohanniSsricdböfe, das SiechenbauS, die Heilanstalt Thonberg und daS Johannis Hospital. DaS an der Hospitalstraße gelegene imposante Anst altSge bände deS Stistö, welche- nun bereits seit un gefähr zwei Deccnnicn seiner Bestimmung dient, und das, wie ja allseitig bekannt, in sürsorglichcr ÄZcisc sür die Unter- kunst und Verpflegung seiner Insassen sorgt, wurde unter bewährter Führung eingehend besichtigt und sowohl die Ei», ricktung der Wohnräumc, als auch dir praktischen hvgieinischc» Anlagen deS Hauses gemustert, von der AnstaltSküchc durch die Treppenhäuser bis zur.Capelle im Obergeschoß. Wenn auch die WohnungSnokh der ärmeren BolkSclasscn in Leipzig in den Jahren >871 — 1888 besonders Kart empfunden worden ist, so ist diese Noth doch insofern nur »um Theil der modernen großstädtischen Entwickelung ruzn- schreiben, als die Dichtigkeit deS WohnenS in Leipzig schon seit dem 17. Jahrhundert eine große war. Dir Versuche, -P.. n itzM» ^'
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