sehen den großen Gegensatz. Oesterreich, das Bestehende bewahren wollend, Preußens Bestreben, etwas Neues zu schassen. Oesterreich im Bunde mit den meisten deutschen Regierungen, Preußen klug das Sehnen des deutschen Volkes nach strafferer Einheit benutzend. Nicht nur politisch, auch militärisch stellt Oesterreich das alt hergebrachte, bewährte, Preußen das neue, moderne Prinzip dar. Neben Bismarcks politischem Genie stand Preußen in seinem Keere eine Waffe zu Gebote, deren schneidiger Schärfe die öster reichische Armee erliegen mußte. In jahrelanger Arbeit hatte man alle Kriegsmöglichkeiten durchdacht, keine traf es unvorbereitet. Die peinliche Ordnung der Mobilmachung, die bislang ungeahnte Ausnutzung der Eisenbahnen sicherten dem preußischen Keere einen Zeitvorsprung vor dem österreichischen. Die Bewaffnung der preußischen Infanterie mit dein Zündnadelgewehr war dem öster reichisch-sächsischen Vorderlader vielfach überlegen. WMMSlZus, Schmerzlich schildert ein Kriegsteilnehmer des 4. Jäger- Bataillons diese Lleberlegenheit des preußischen Hinterladers. Er spricht von einem Augenblick, als der Kauptmann „Schnellfeuer" kommandiert: „Ja," so schreibt er, „was wollte unser Schnellfeuer mit dem Vorderlader: Patronen heraus, abbeißen, Pulver herein, Kugel aus die Mündung, Ladestock heraus, Kugel herein, zweimal „seht auf", Ladestock heraus und einführen, Kahn aus, Zündhütchen herausklauben und aufsehen gegen das feindliche Kinterladerfeuer bedeuten. Es graupelte von Geschossen um uns herum." Die Fechtweise der österreichischen Infanterie trug der ver nichtenden Wirkung des Zündnadelgewehrs nicht Rechnung. Wie in napoleonischen Zeiten griff sie in dicken Kolonnen an, ein wehr loses Opfer den preußischen .Hinterladern. Wenn man rückschauend jene Kämpfe an sich vorüberziehen läßt, so fühlt man die tiefe Tragik, die in dem Schicksal Oesterreichs und seiner Verbündeten liegt. Ritterlich traten sie ein für das bestehende Recht. Tapfer und todesmutig kämpften ihre Keere. Diese waren nicht schuld, wenn den politischen Führern die Einsicht versagt war, daß dieses bestehende Recht alt, morsch, unbrauchbar war, daß die Zeit ein neues fordere. Sie trugen nicht die Ver antwortung, daß ihre militärischen Führer die modernen Kriegs mittel in ihrem entscheidenden Einfluß nicht erkannt hatten. Wer sagte ihnen, daß das Geschick ihrem Gegner in Moltke und Bismarck zwei Genies gegeben hatte, wie sie die Geschichte zu gemeinsamer Arbeit noch nicht vereint gesehen hatte? WSWWW Anfang Juni 1866 hatten sich die Dinge so zugespitzt, daß preußische Truppen aus Schleswig in das von Oesterreich besetzte Kolstein einrückten. Da stellte Oesterreich beim Deutschen Bundes-