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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920227029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892022702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892022702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-27
- Monat1892-02
- Jahr1892
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L-Ok >.—a pro Stil«». 13>^ >>»rr»«»> kl», l«0 S»ll»», »o. l.l»b»- bpril - »»l II- L»»»»r >»«»» I» «is»" rv» Abo««ementspreis I tz tz« HauptrMditiim oder de» i« Stadt» I bntrk »ad de» Vororte» errichtete» Aa«. ^och-lltn »bgeholt: vterttljLdrlich^<öU. I poemlaliger täglicher Zustellung ias >l ü.SO. Durch dte Post bezogen für Lrolschland uad Oesterreich: viertel,nhrlich 4 L—. Direkte tägliche >reuzbaad>eadu»a ^ t»1 U»1la»d: mouatltch V.—. «eMorgru-Ausgobe erscheint rüglich'/,? Nhr. »i« Lde»d-A»tgab« Wochentag« b Uhr. Prdirtio« ,n- Lrpe-itioo: I»tz««»e«,afie 8. «e irpedition ist Wochentag« ununterbrochen Mnet vo» früh 8 bit Abend« 7 Uhr. Filiale«: ktt» Ile«»'« e-rti». (Altrotz d«tza). U»ivers>«ät«stra^e l. ko ui« Lösche. skchiriaenstr. 1«, p«1. »ich KSnigtplatz 7. Abend-Ausgabe. eiWM.TllgMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen nnter demRedartionsstrich («ge spalten) bU-4, vor den Familieauachrichten (d gespalten) 40 ^ Brüßere Schrijten laut unserem Preis- verzelchaib. Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tarif. Optra-veil«,en (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrsörderuag ^l M.—, mit Postbesörderuag 70.-. Ännahmkschluß für Inserate: Abead-AuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Margea-AuSgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh S Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund« früher. Inserate st»d stet« an di« Gptzrtzitts» zu richte». Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig ZI06. Sonnabend den 27. Februar 1892. 88. Jahrgang Bestellungen für den Monat März auf das Leipziger Tageblatt zum Preise von 2 Mk. bei täglich zweimaliger freier Zustellung in s Haus nehmen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie die Hauptexpedition: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharnrensträtze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 1 Mk. 05 Pfg. für Monat März — abgeholt werden: Arndtstrahe 35 Herr R. 0. Rittei, Colonialwaarenhandlung. Peterskirchhof 5 Herr Zlax Xlertk, Buchbinderei. Beethovenstrahe 1 Herr ^deoil. Reter, Colonialwaarenhandlung. Pfaffendorfer Strahe 1 Herr Rrltr Weder, Colonialwaarenhandlung. Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Herrn. Ae88ke, Colonialwaarenhandlung. Ranftfches (Äähchen 0 Herr Rrleslr. Rl8vder, Colonialwaarcnhaudlullg. Frankfurter Straße 11 Herr Rrn8t 1lro8, Colonialwaarenhandlung. Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Rnxelmann, Colonialwaarenhandlung. Löhrstrahe 15 Herr Lsluaril Retter, Colonialwaarenhandlung. Schützenftraße 5 Herr ^ul. 8vdiiiuit den, Colonialwaarenhandlung. Marfchnerftraße 0 Herr Raul 8edrelder. Drogengeschäft. Weftplatz 3L Herr U. vlttrlek, Cigarrenhandlung. Nürnberger Straße 45 Herr 11. L. 41brvvNt, Colonialwaarenhandlung. Porkstraße 3Ä (Ecke Berliner Straße) Herr 0. öankv, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 35 Herr V. LÜ8ter, Cigarrenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr Robert Orelner, Zweinaundorfer Straße 18. in Neustadt Herr k*. Reder, Eisenbahnstraße 5. ^ » Connewitz Frau Rl86lier, Hermannstraße 23, 1. Etage. - Plagwitz Herr R. OrUtLmam», Zschochersche Straße 7 a. - Gohlis Herr Dli. Rrlt28eNe, Mittelstraße 5. , . Reudnitz Herr IV. Ruginanu, Marschallstraße 1. - Lindenau Herr LN. R. UiUler, Wettiner Straße 51. - - Herr Lernt». Weder, Mützcngeschäft, Leipziger Straße 6. in Thonberg Herr R. Rünt8ek, Rcitzenhainer Straße 58. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Lonntag, den 28. Februar, Bormittags nur bis V Uhr Mi". Lxpeilltlon «te« l elpxtxer DaxelNatte^. Zvm 85jährigen Gedenktag -n Gründnng -er nationalliberalen Partei. n. XI,. 6. Die nationalliberalc Partei ist aus dem schwere» keltischen und militairischen Ringen um die deutsche Einheit dcwergegangen. Der Nationalverein, der für die staatliche LirLergeburt Deutschlands so erfolgreich gewirkt bat, kann der Vorläufer dieser Partei betrachtet werden. Ihre t,«turtsst»nd« waren die schicksalsschweren Zeiten, in denen e deutsche Frage gelöst wurde, und die Durchführung und esestigung der nationalen Einheit stets ihr vorncbmlichsteS Heb Die nationale Cache hatte von jeher ihre Vertreter isiiptsächlich in den Kreisen de- gebildeten liberalen Bürger tl uns, welches unter dieser Fahne schon jahrzehntelang ge li^pft und gelitten hatte, als noch die Regierungen und die conservativ-aristokratisckrn Kreise des Volkes jedes Streben in dieser Richtung aufs Bitterste verfolgten und unter drückten. Diesem ihrem Ursprünge ilud ihrer von Anfang an leitenden Idee gemäß hat auch die nationalliberalc Partei die zwei Bestandtheile ihre- Namens und Wesens stet- bochgehalten und gepflegt, mochte sie auch über den Begriff eine- gesunden Liberalismus mitunter mit den extremeren RiH- tungcn verschiedener Meinung sein und immer in einer die praktischen Bedürfnisse und Möglichkeiten des StaatSlebenS berücksichtigenden Thätigkeit ibre Aufgabe erblicken, Wa» sie in dieser nationalen und gemäßigt-liberalen Richtung, zumal iu den Zeiten, da sie noch eine ausschlaggebendere parlamen tarische Stellung rmnabm, geleistet hat, das steh« auf jedem Blatt unserer vaterländischen Geschichte und Gesetzgebung verzeichnet, und die Patte, hat das Recht, sich die« rum un vergänglichen Ruhm und Verdienst anzurecknen. Alle dir großen grundlegenden Gesetzt von der ReichSversassung a», welche unsere nationale Einbeit auf den verschiedensten Ge bieten der Bethätigung befestigten und auSgestaltcten, sind unter ihrer tbätigen und entscheidenden Mitwirkung zu Stande ge kommen, und mochte in der Folgezeit auch manche Einzelheit geändert werden müssen, auch die Gegner werden nicht bestreiten können, daß feste und gediegene gesetzgeberische Grundlagen damals in de» Boden gesenkt wurden, Grundlage», die manchen feindlichen Ansturm auSgchalten haben und ertragen können. Wenn man im Deutschen Reick den Angriffen der Reaction und des Radicali-muS noch immer mit Zuversicht entgegcnseben kann, so ist es zum großen Theil der guten Arbeit zu danken, die früher getban worden. Tie gegen wärtigen Zeiten deS politischen und wirthschastlicken Miß vergnügen- sind den gemäßigten Parteien nicht günstig; aus regende Schlagworte von rechts und links treiben die großen Masten den extremen Richtungen zu; reactionaire Bestrebungen haben im Volk und in der Gesetzgebung eine Macht, wie noch nie; andererseits erringt die aufbetzende Agitation einer staatsauflöscnden Partei immer breiteren Boden; auch unsere nationale Einheit bedarf noch immer kräftigen Schutzes gegen nnterwühlcnde Kräfte. Für da« deutsche Bürgerthiim liegt in so manchem besorgnißerregcndcn Zeichen der Zeit die dringendste Aufforderung, die mübsam errungenen Güter eines großen mächtigen Vaterlandes, eine« geordneten und die Bedürfnisse des heutigen Leben- berücksichtigenden StaatöwescnS und die Segnungen eines freien Geistes- und EulturlebenS zu schirmen und zu vertheidigrn. Die national- liberale Partei hat bei diesem Streben ihren nothwendigen und ehrenvollen Platz, wie in der Vergangenheit so auch in der Zukunft. Wir können nur wiederholen, was der Berliner Parteitag vom 28. Mai I88l erklärte: „Für Deutschland ist nach wie vor eine Partei notbwendig, welche die weitere Ent wickelung unseres Vaterlandes auf den mühsam erkämpften Gr»»tlägen >» entschieden freiheitlichem, aber zugleich maß vollem und die realen Verhältnisse beachtendem Sinne er strebt. Lbnc eine solche Partei würde ein fortdauernder, die Grundsäulen des Staates erschütternder Kamps zwischen extremen Richtungen, an deni andere Staaten kramen und nickt zur Ruhe kommen können, unserem Vaterland« nicht er spart bleiben." Leipzig, 27. Februar. * Der Bundesrath ertheilte in der am Donnerstag l unter dem Vorsitz des Vice-Präsidrnten deS Staat- Ministe rinmS, StaatSsecretairS deS Innern I)r. von Boetticher, ab- gehaltenen Plenarsitzung den, Anträge Preußens, betreffend den Entwurf eine« Gesetze« wegen Abänderung von Bestim mungen de» Strafgesetzbuchs, des GerichtsvcrsassungS-GcsctzcS und des Gesetze« vom L. April 1888 über die unter Aus schluß der Oeffentlichkcit stattsindendrn Gerichtsverhandlungen, die Zustimmung. Von dem oorgelegten Bericht der zur Unter suckung der Stromoerbältnisse de« RbcinS »nd seiner Neben flüsse im Jahre 1883 eingesetzten RcichScommission nabin die Versammlung Kenntniß und genehmigte den Antrag deS Reichs kanrlcrs wegen Ausführung des AuLlicferungSocrlrageS zwischen Deutschland und Italien. Dem Reichskanzler wurden überwiesen: Eingaben mehrerer bayerischer Gerichtsvollzieher wegen Abänderung deS Gerichtskostcn Gesetzes u»d der Ülväproceß-Ordnuug «nd eine Eingabe de« GeschäftSauSsHuffrS des deutschen Acrzte-BereinSbundcS, be treffend die ärztlichen PrüfungSvorschristen. Einem Gesuch des BereinSbundcS deutscher Zahnärzte, betreffend die Stellung der Zahnärzte in der Armee, beschloß der BundcSrath keine Folge zu geben. An neuen Vorlagen sind eingegangen und wurden den zuständigen Ausschüssen zur Vorberalhung über wiesen: ein Antrag Bayerns, betreffend den Bezug von Alter«- und Invalidenrenten in ausländischen Grenzdczirkcn, eine Vorlage, betreffend da-Schema für den deutschen Eisen babn-Gütertaris, der Entwurf eines Gesetze« über den Ver kehr mit Wein, weinhaltigen »nd weinähnlichen Getränken und ein Abkommen mit Nord-Amerika, betreffend den Schutz deS Urheberrechts. Ebenfalls wurde Ausschüßen übergeben die Resolution deS ReickStagS m Petitionen wegen der Zoll- bebandlung von EocoSgarn, Rundholz und hölzernen un geschälten Reisenstäben. Feuillstsn. Me Mnnhardtsbrüder. ir. Socialer Roman von A. LlltetSburg. rr^,di»a «ertöte». (Fortsetzung.) .Mir ist Mancherlei zu Ohren gekommen.' ,<K soll eine Liebschaft mit der Soubrette eine« Vorstadt- tinter« unterhalten", warf der Fabrikberr ein. Zakob'S Brauen zogen sich zusammen, sein Gesicht nahm eiini, finsteren Ausdruck an. Zorn zuckte um seine Mund- Iviickl. .Da« wenigsten» ist eine Lüge", sagte er mit fester stimme, .und über diesen Punct kann ich Ihnen allerdings Aiskunst geben, Herr Gebeimrath. Han- hat sich in eme >>mge Dame von tadellosem Ruf verliebt, oder sagen wir lieber, er bat eine ernste Neigung zu ihr gefaßt, die uner- tribert geblieben. Ich glaube aber nicht falsch zu gehen, wenn ich der Meinung bin,' daß gerade dieser Schiffbruch inner ersten Liebe ihn auf Wege geführt bat, die er nicht bätte gehen dürfen: mein armer Bruder ist eben leider ein nickt gefestigter Ebarakter, da« Schicksal bat seine Er ziehung nicht geleitet. Ich kann eS dem Mann, der sich »eine« Bruder« aroßmüthig und warmherzig angenommen, niemals Lank wissen, daß er demselben alle Wege geebnet, jedes Hinderniß hmwcggeräumt hat, so daß er mit dreiund- Mnziz Jahren eine Stellung im Leben einnabm, auf welche »sr Der Anspruch erheben kann, der sie sich schwer er- ^)er Fabrikherr zeigte eine gesteigerte Unruhe. Während likob gesprochen, batte er sich von demselben ab- und dem Zensier zugewandt. Hier stand er einige Augenblicke mit fest- zeschlossenen Lippen, wie um die zornerfüllte Entgegnung zu «trrdrücken, die ihm auf der Zunge schwebte. Dann drehte n^ck wieder um und sah dem zungen Mann fest in da» .Sie könnten in der That dem Woblthäter Ihre« kruder« einen Vorwurf machen, weil dieser ein leichtsinniger Einakter ist?" fragte er mit einer Stimme, die Jakob bei «i« erschreckte .Nein — nicht da«. Ich würde niemals einen Andern sie eigene Schuld verantwortlich machen; indem ich mein Aedanern aussprach, daß Han« nickt im Kampf mit dem Schicksal gestanden, suchte ich eine Entschuldigung für den Snter." Herr Brenner atbmrte aus, wie von einer schweren Last stsnit. Er reichte Jakob die Hand. .Ich danke Ihnen, Brenner. Sie sind immer gereckt." Jakob verstand heute die Worte nicht, wenngleich sie ihm auffielen. Er kam auch nicht zu weiterem Nachdenken, denn schon fubr der Fabrikberr fort: .Hier gilt « nun aber nicht, zu fragen unv zu erwägen, wie Ihr Bruder auf Abwege geratben, sondern wie er davon zurückzuführen ist, und ich meine, da« ist Ihre Sache, Ihre Pflicht, von welcher Sic sich nicht durch kleinliche Bedenken zurückhalten lassen dürfen. Wann sahen Sie ihn zum letzten Mal?" »Ich glaube, eS ist Jahresfrist", erwiderte Jakob peinlich berübrt, daß ein Fremder mit ihm von den Dingen sprach, die schmerzend an seinem Herzen nagten. .Seine VermögenSverhaltmsse sind veränderte, Brenner — man sagt so. Er soll nicht gern arbeiten, nur im Nothsall, seine Gemälde dann schlecht und unterm Preis verkaufen." Der Fabrikherr sprach nur zögernd und mit unsicherer Stimme. Iakob'S Gesicht aber brannte plötzlich wie in FieberSaluth. Von dem. waS er soeben vernommen, batte er keine Ahnung gebab». Nun durchzuckte ibn jäh der Gedanke: Dein Bruder ist in Notb und Du vast nickt nach ihm gefragt! .Davon weiß ich nichts, Herr Gebeimrath, ich glaubte nicht, daß er Mangel leiden könne", stammelte er verwirrt. .Vielleicht nicht gerade Mangel, aber er lebt in unregel mäßigen Berbältniffen. Dadurch wird seine Kunst schwer geschädigt. Mit einem Wort, Brenner. Ihr Bruder ist ein Verlorener, wenn Sie nicht Mittel und Wege finden, ihn aus die rechte Bahn zurückzuzeleiten." Jakob Brenner sagte nichts. Die Worte de» Fabrikherrn trafen ibn bis tief in- Herz. .Ueberlegcn Sie sich die Sacke reiflich, Brenner", fubr der Gebeimrath nach einer ganz kurzen Pause fort. .Ich habe e- uothwcndig gefunden, Sie auf etwa« ausmerkjam zu machen, da» Ihnen vielleicht verborgen geblieben ist. Es wäre schade um Ihren Bruder. Versuchen Sie Alle«, ihn zu retten." Nachdem Jakob gegangen war, trat der Fabrikberr wieder an da« Fenster und tchaute sinnend in« Freie hinaus. Um den Mund machte sich in diesem Augenblick ein besonder- schmerzlicher Zug bemerkbar, gleichzeitig war rin Ausdruck von Müdigkeit in sein Gesicht getreten, der ibn vorzeitig gealtert erscheinen ließ. Die Worte de« jungen Manne- batten ihn schwer getroffen, sie entbehrten nicht ganz der Wahrheit. Der Gebeimrath Brenner war der Wohltbäter und Be schützer de« jungen Manne« gewesen. Offen batte er diese« Amt nicht antreten dürfen. Frau Hedwig Brenner in ihrer Unversöhnlichkrit würde niemals zugegeben haben, daß ihr Sohn auch nur dir geringste Unterstützung au« den Händen ibre» vermeintlichen Todtseindc« entgegengenommen Kälte. So wirkt« er in der Stille und sucht« dem jungen Manne di« Wege zu einer glänzenden Zukunft zu ebnen. Keine Sorge, kein Mangel war jemals an Han« berangetreten, wenngleich der Fabrikberr es vermied, ihn im Uederfluß zu erhalten. Einen solche» batte der talentvolle junge Mann sich bald selbst verschafft, und als nun gar einige seiner noch unreifen Bilder zu verbältnißmäßig hohen Preisen angckauft wurden, glaubte er Alles seinem eigenen Verdienst zu verdanken, während der Geheimrath Brenner die Bilder den Augen der Welt verbarg. Kein Zweifel! Die Erfolge hatten ihn verwirrt. An der Tiefe de« Leben- war er ausgetaucht und an- Licht ge treten, e« hatte ibn geblendet. Die vornehme Welt trug den jungen Künstler förmlich aus Händen, sie vergötterte ihn und ließ ibn selbst an seinen Werth glauben. Zu spät erkannte Herr Karl Brenner, daß da« Glück und der Erfolg seinen Neffen zu Grunde richten würden, und die Gegrnmaßregeln, die er dann, von Sorge gepeinigt, ergriff, erwiesen sich als durchaus unzureichend. Ter Geveimratb entzog seinem Schützling die reichen Unterstützungen, hoffend, ihn dadurch zu einer Umkehr zu be wegen, ihn an die Arbeit zu bringen. Vergebliche« Hoffen! Han« Brenner war auf abschüssiger Bahn, und durfte er den Gerüchten, die hier und da sein Ohr erreichten, Glauben schenken, so war auch keine Umkehr zu erwarten, eS ging mit wachsender Eile bergab, einem schlimmen Ende entgegen. Diese Gewißheit übte eine niederschmetternde Wirkung aus den Fabrikberrii au«. Er suchte auf jede nur erdenkliche Weise die Vcrbältnisse de« jungen Künstler« aufzubessern, so weit er eS thun konnte, ohne dessen Aufmerksamkeit zu er regen, da er nicht wollte, daß dieser noch an einen Halt glauben sollte, aber er mußte mehr und mehr die Hoffnung schwinden lassen, irgend etwa« thun zu können. In seiner Sorge und Angst batte der Gebeimrath sich endlich an Jakob Brenner gewendet, hoffend, daß e- diesem noch möglich sein werde, den Bruder auf den rechten Weg zurückzufUhren. Nach der heutigen Unterredung batte er auch diese Hoffnung theilwcise ausgegeben, zwischen den Brüdern mußte eine gefährliche Schranke aufgenchtet sein, sie wußten nickt» mehr von einander. Der Fabrikberr stand noch lange io tiefe«, ernste- Sinnen verloren am Fenster, bis eS allmälig dunkel in dem Raume geworden war. Er fühlte sich unendlich bedrückt. Die ferne Vergangenheit, in welcher ein Bruderzwist sich gleichfalls so folgenschwer erwiesen batte, trat an ihn heran und erfüllte seine Seele mit endloser Oual. Ein Klopfen an der Thür schreckte ibn au- seinem Sinnen auf. ES war Helene, die in Folge seiner Aufforderung ein trat. Sie blickte mit einem besorgten Ausdruck in da» Gesicht ibre« Vater«. Seine Züge hatten sich nicht erhellt, und sie wußte, daß er seit «»Niger Z«it schwer litt. Wie gern hätte sie ihm helfen mögen, aber all' ihr Bemühen, ibm beizustehen, war an dem hartnäckigen Ebarakter Jakob Brenner s ge scheitert, eS war eine Unmöglichkeit, sich ihm zu nähern, ihn zu einem Aufgebcn seiner ablehnenden Art zu bewegen. Sie trat au den Vater heran. Ihre Hand fuhr lieb kosend über seine durchfurchte Wange. Mit einem Lächeln um den Mund, da- ihr Gesicht wunderbar verschönte, sagte sic: .Siebst Du, Papa, ich bin eine gehorsame Tochter. Morgen werde ich die Räume unserer Fabrik durchwandern, nicht einer soll vergessen werden, Du kannst Dich darauf verlassen. Brenner Witt mich begleiten, und ick werde wobl Niemanden finden, der mir Alles bester erklären und auScinandersctzen könnte." Die Züge deS Gebeimrath« erhellten sich nicht, »i seine» Augen war vielmehr ein Ausdruck von Mitleid, als c, auf sein -Kind blickte. Er dachte, daß auch sie an dem Willen Jakob Brcnner'S scheitern werde, und — zum ersten Male stieg der Gedanke in ibm auf, ob es nickt eine Pflicht gegen sich selbst, gegen sein Kind sei, dem jungen Manne Klarbeit zu verschaffen, ibn erkennen zu lassen, daß er wahnbefaiigrn einem Manne bitteres Unrecht zugefügl, der ibn schützend behütet und bewacht, so lange eS ihm vergönnt gewesen war. Doch nein — niemals! Er konnte dem Sohne den Glauben an den Vater nicht nehme». Die endlos langen Jahre hin durch hatte er gehofft, ihn durch Güte und Liebe zu be zwingen , ihn den Glauben an einen Mann finden zu sehen, der sich keine« wissentlichen Unrechtes bewußt war. Vergeh lichcS Hoffen! Alle Logik des Denkens scheiterte an Jakob Brenner « Hartnäckigkeit, und je weiter die Zeit vorgerückt war, desto weniger war dieser gesonnen, dem Onkel ei» bc gangcnes Unrecht cinzngcstchcn. Zwar hielt er denselben nicht mehr für einen Mann, der im Stande gewesen wäre, ein Verbrechen zu begeben und die eigene Schuld aus fremde Schultern zu Walzen, aber sein Urtbeil über ibn war darum kaum ein minder harte«, wenngleich er selbst geneigt war, nach Entschuldigungen zu suchen. Herr Karl Brenner mußte unter jeder Bedingung den Mund geöffnet haben, um dir Ehre seines Bruder« zu retten. „Gieb Dich keinen thörichten Hoffnungen hin, Helene", sagte der Gebeimrath nach flüchtigem Sinnen. „Du wirst niemals eine Sinnesänderung bei Jakob Hervorrufen. Ich kenne ihn. Im Laufe der Zeit habe ich viel bei ibm erreicht, in erster Linie, daß er als Angestellter in meiner Fabrik gc- btieben, in welche ein furchtbarer Argwobn gegen »lick ibn eine« Tages batte Ausnahme sticken lassen. Er erblickt in mir nicht gerate mehr einen Banditen im Frack, in Dir nicht mehr den Sprößling eine« Ebrlosen, der schlechter an seine», Bruder gebandelt, al« wenn er ibn gemordet. Da« ist aber auch Alle», rin Mehr von »hm zu erreichen, würde nur mög-
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