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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189204163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-16
- Monat1892-04
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1892
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Xpril-N» snit «»t« 8»«d. .1r ^ > d«»»dN. - »rl»d», , dot retcdtict, r^ di,r Li «'»-«V X dr a»«d »x «te»r >»>, X L»I l»«1to-«» tttxl, kL-« «»torS-r!. - >» 8»ü»rti» , X Kleid». - t ll-d X » >kr»» IM,« p«r c»»l«» , Ntr L»»«» »I»»idl«l> «r N»Mr»«Id »ter »»«»» ,d^,i«Sin>« X, Nr, ri^ ddrol- »X i u»X »,,t »»»»dl >«« «^.X jxlosd »«t »» l«W U. >llpu»»rdN»t >»»d,rl«»d »ia»i s»u>» v»u»x s»^ »r «i S«ddl V»«d» «« >»U«, S»'°- »»»»» US« I»,«»»II» N»..r NE u>i -t»tl M» k)rdod»r I», >»kr,r«»»- .X»rtl.««d ,»»» Li«»«x «l n> N»» 7E lr»d' »^ «» »«> ,r»«»n> L«,td»»M» LN? Abon«eme«t»»rei» Itzt« H«l»»trrp,dit1o» od« de» tm Statt. Eck ut d« Vororte, «richtete» N»«- 2-lleII», »bgeholt: vierteljüdrlich^It^ KMtmalioer tSglicher Allste Nun g int Et > SchO. Durch di« Post bejvzeu iür ^schlaud a»d Oesterrrtch: viertel,ätzrlich S— Direct» tögllche Sreutdondirnduai i»1 Autlluid marraUich S.—. Abend-Ausgabe. tzjiMvrgeii.Autffabe erichrinl täglich '/,7NH^ tz, «be°d.«utg-,d. Wochentag« b Utzr. llr>«ction >nL LrprdMo»: J»da»»r«»afie 8. tztzlrpkdition ist Wochentag» linunterbroch«, Mnet vo» fttih S bi« «beud« 7 Utzr. Filiale«: Vt» Ile««'« S-rtt«. (AlfreZ V«>»X Universitätsstratz« 1. Lailt« Lisch«, chcheriiiknstr. 1< patt. u»d <»«tg«pla» ?. WgerIagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschilhte, Handels, nnd Gcschiiftsverkehr. Jnsertionspreis Die 6 gespaltene Petitzeile 80 PfA Reklamen unter dem Neda,11 o««strich («-«- spalten) öO ^. oor de» Famliiennachrichte« (d gespalten) «0^. , Sr-verr Schriften laut unsere» Preis« verzeichniß. Tabellarischer nnd Aissrrnsatz nach höherem Tarif. Gptia-VrUa»kn (gesalzt), vor mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuag ^lt SO.—, mrt Postbesörderung ^ll ?ü. -. Ännahmklchluß für Inserale: Abend-AuSgabe: vormittag« lO Uhr. Mvrgen-Au-gabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und Festtag« früh S Uhr. Lei den Filialen und Auuahmestelleu je «dt« halb« Stund« früher. Fuserate stad stet« an di» Grprsttta» zu richte». Druck und Verlag von E. Polz t» Leipzig 195. Sonnabend den 16. April 1892. MirUl Kr gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den IV. April, Bormittags nur bis v Uhr gcösjuet. LxpedMou ües I.vlp/Ixor ^akedlLltetj. Der Conservatismus in Preußen und in Lachsen. *Ein namhafter Politiker hat kürzlich gelassen das große kort ausgesprochen, der Zedlitz'sche VolkSschulgesey- eetwurf mit allen seinen Folgeerscheinungen sei eine Krucht des russischen NothstandeS. So kühn das Ilmat, so richtig ist eS. Wäre nicht Rußland durch seinen siolhsland lahm gelegt, so wäre die preußische Regierung sicherlich nicht mit einem Gesetzentwürfe hervorgctrctcn, von de« jeder Minister, den Grafe» Taprivi vielleicht a»S- «mouimen, wissen mußte, daß er nicht nur in Preußen, Mtern im ganzen Reiche einen heißen Kampf entfesseln »d einen sckwer zu heilenden Riß in da- Berhältniß der jenigen Parteien bringen würde, aus welche die Reichs- ngierung bei drohenden äußeren Verwickelungen sich haupt sächlich stützen muß. Und dauerte die Kriegsunfähigkeil Rußland« nicht jetzt noch an, so würde wahrscheinlich selbst d«< GroS der preußischen Hochconservaliven patriotisches Ge- »issen genug haben, um trotz der durch die Zedlitz'sche Vorlage strbeigeführten Zerwürfnisse im conservatioen Lager und trotz ter verbitternden Kämpfe mit den Freiconservativen und den Nationalliberalen einen Versuch zur nvthdürstige» Finigung der Cartelparteien zu machen. Tie preußischen Hochconser- kitiven haben in der Bewegung, die dem sogenannten Sep- iniliat-reich-tage voraufging, bewiesen, daß sie der Sicherheit de« Reiche- ein Opfer zu bringen bereit sind, und wenn sie icht zu zerschlagen suchen, was sie damals ausbauen halfen, i« thun sie da- in der Ueberzeugung, daß erstlich keine ernste «ßere Gefahr droht und daß zweiten«, wen» eine solche ein« mit, die Mittrlparteien trotz aller Mißstimmung keinen Augenblick zögern, Schulter an Schulter mit den extremsten Konservativen für die Sicherung deS Reiches zu kämpfen. Wenn die preußischen Konservativen die durch den russische» Nethsland herbeigesührte Lage für sich auSzubeuten trachten, so läßt sich vom rein parteigeschästlichen Standpunkte aus nichts dagegen einwenden, am wenigsten bei einer Partei, die nun «»mal stolz genug ist, um sicb in« alleinigen Besitz der politischen und kirchlichen HeilSwahryeiten zu wähnen. Die Herren wissen überdies aus Erfahrung, daß sie mit Mäßigung und mit Rücksicht aus die gcmäßig.en Parteien am schlechtesten vor wärts kommen, weil sie bei solcher Mäßigung und Rücksicht ijn eifrigsten und wirksamsten Agitatoren, die Fanatiker der Hreuzzeituna", zum Schweigen oder zur Arbeit auf eigene Kaust rerurtyeilen müssen. Die Herren v. Hammerstein und Stöcker haben ihnen während der Carteljabrr ebenso gefehlt, wie den Deutschfreisinnigen Herr Eugen Richter fehlen würde, wenn sic über seinen Kopf ein BUnkniß mit den National- liberalen schließen wollten. Ganz ebenso, wie sehr riele Freisinnige teu herrischen und die Partei nicht selten compromittirendeu Eugen Richter nicht lieben, so liebt auch die Mehrzahl der pre»ßischen Conservatioen weder Herrn von L »och Herrn Stöcker. Aber gerade diese beiden Männer ver stehen sich gleich Herrn Eugen Richter meisterbast ans da- zrob« Agitation-Handwerk und treffen am sichersten den Ton, der die Menge fanatisirt und sortreißt. So läßt man i» preußischen konservativen Lager die Hand des noble» Herrn v. Helldorff-Bedra fahren und greift nach den Händen jener weniger noblen, weniger sympathischen, aber im Agi- tationSbandwcrk geschulteren „Größen". DaS ist, wie gesagt, vom rein parteigeschäftliche» Stand- puncte aus sekr begreiflich und sehr praltisch. Aber für aut deutsch hält man es wenigstens bei uns in dem angeblich so particularistischc» Königreich Sachsen auch in scbr conscr- vativen Kreise» nicht. Hier, in diese» Kreisen, ist die Sucht, die Zeiten der äußeren Ruhe n»d Sicherheit für Partcizwccke auSzubeuten, nicht groß genug, um vergessen zu machen, daß eS auch innere Feinde giebt, gegen die sich alle staalScr- haltenden Parteien ebenso zusainnlenschlirßen müssen, wie egen die äußeren Gegner. Hier benutzt man den russischen ?othstand nicht als FilzbriUe, die blind macht gegen die inneren Gefahre», die nur mit vereinten Kräften eiiigedämillt werden können. Gerade von conservativer Seite ist bei uns die Anregung zu neuer Festigung de- bereits gesprengten CartelverhältnisscS auSgeaangen, da« ein deutsch-patriotisches im wahrsten Sinne des Wortes war und einen Wall bilden soll gegen Bedrohungen, die wahrlich nicht geringer sind als die, welche von Rußland und Frankreich auSgeben. Noch ist ja mancbe Frage bezüglich der praktische» Bethälizung des neu geschlossenen Wahlbündnisse« und bezüglich der direkten Beziehungen der Parteileitungen ungelöst; noch sucht ein sächsisches konservatives Blatt seinen Ruhm und Erfolg in der gröblichen Verunglimpfung de- Führer- der national- liberalen Partei. Aber der gute Wille der Führer wird jene Fragen zu lösen und über die rohen Boxer-Streiche einiger nur im Holzcoinment geübten Preßpolitiker tactvoll sich hi»- weaznsetzen wissen. Man wirb weder auf die Betonung der verschiedenen Parteistandpuncte, noch aus den Versuch ver zichten, jede der Cartelpartcien immer bester zu organisire». Aber man wird dabei nicht vergessen, daß trotz deS russischen NothstandeS »nd der äußeren Rübe eine schwere innere Gc- 'abr im Reiche droht, die alle» diesen Parteien eine gleiche »flicht auserlcgt, die bei Wahlen am dringlichsten ist, aber nur dann in solchen Fälle» erfüllt werden kann, wenn auch bei allen OrganisationSarbeitcn und im ganzen politischen Verkehr der deutsche Gedanke den Fractwiiöcifer lenkt und zähmt. Wir sind stolz darauf, daß dieser Gedanke bei unseren Conservativen mächtiger ist, als bei ihren Parteigenossen im „führenden" preußischen Staate, in dem leider ein großer Theil der konservativen Partei vergessen ni haben scheint, daß gerade sie am sorgfältigsten selbst den schein vermeiden sollte, als lasse sie nur'durch das Drohen der ruisischcu Knute an ihre deutsche Pflichs sich erinnern und habe ,n der ver blendeten Sucht, aus dem anSgeschlachletcn russische» Noth- stande Leberwürste für sich und ihre Klienten zu fabriciren, ganz und gar vergessen, daß an den tiefsten Wurzeln de- Reiches ein Drache nagt, dessen Flammenhauch Lynamit- bomben zur Explosion bringt und Throne und Altäre ver schlingen muß, wenn nicht alle Wächter der bedrohten StaatS- und Gesellschaftsordnung ihrer gemeinsamen Pflicht sich be wußt bleiben. politische Tagesschau. *Leipzig, 16. April. Ein eigenthümlicherZufall hat eS gefügt, daß zur selben Zeit, in welcher der obenstebende Artikel geschrieben wurde, in dem Organ deS Fürsten Bismarck, den „Hamb. Nachrichten", ein Artikel erschien, der uns soeben zugeht und der die Notb Wendigkeit der Erhaltung deS CartelS wenigstens für den Reichstag mit jener Klarheit und Schärfe nach weist, die dem „Altreichskanzler" von jeher eigen waren. Ter bedeutsame Artikel lautet: „In einem Theile der Presse wird augenscheinlich geglaubt, baß unter den jetzigen Verhältnissen der politische» Weisheit letzter Schluß in der Behandlung de« Lartelgedankens al- überlebte Idee seinen Ausdruck zu finden habe. Darin drück! sich aber nicht» Anderes als die vollste Verkennung der Möglichkeiten au», die im Reichstage für die Bildung einer conslantcn Majori tät bestehen. Das Cartel war eine Zusammenfassung der Fettilletsn. Moderne Junggesellen. ILj Roman von B- W. Zell. »i--dni<r »ertöten. (Fortsetzung.) So quälten sich die beiden, ohne den Muth zu finden, sich offen mit einander auszusprechen. Wenn eS vermessen von ihnen war, die bürgerliche Weltordnung auf den Kops stellen nnd unter andern Bedingungen den Bund fürs Leben schließen zu wollen, al» eS sonst üblich, so strafte sich da» schon letzt und die Ahnung bevorstehender aufreibender Kämpfe warf ihre Schatten voraus. Nur in Einem waren ihre Herzen ganz ein- und stoffen über in zärtlicher Sorge, und zwar da, wo eS sich um Me- lime und ihre bedrohte äußere Lage handelte. Scheinbar ging ja im Rathcnow'schen Hause alle- seinen gewohnten Aang, aber feinfühligen Naturen machte sich doch ein eigen artiger, herzbeklemmender Hauch bemerkbar, der über dem Tanzen lag, jener unerklärbare Hauch bevorstehenden Verfall-, mnitrinnbaren Ruin- Nie hatte Melanie von dem Zu- lainmensiurz ihrer Hoffnungen in Bezug auf Franzi und Wolf Nemmelin gesprochen, aber der Graf erschien nicht niehr und Molanie ging einher wie entgeistert — da- war den Freunden Erklärung genug. Wie verzweifelt in Wahrheit die Ver mögenslage der stolzen Frau war, wußte nur Rungher, und er mochte Cornelie nickst die ganze Last dieser Kenntniß auf- biirben Sie würde eS ja doch noch viel zu früh erfahren »»d Helsen konnten sie beide oiqt. Der Rath hatte bereit«, ob« daß Melanie es ahnte, Opfer gebracht, die über sriue Kräfte gingen, und doch konnte damit nur rin Aushalten, »ich« ein Vermeiden de-heraonahendenZusammeubruckiS erreicht werden Selbst aus Franzi lastete der Druck, der unsichtbar über Allen lag. ihr fröhliche« Lachen erklang nicht mehr, desto öfter aber füllten sich ihre Augen mit Thronen, wenn sie auf ihre Mama sah. die ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit Knoden lang sch»«ig«nd « schwer« Gedanken versenkt dasttzeu monarchischen Parteien mit abaeknickte» Spitzen, damit ite sich gegenseitig nicht stächet». Das Carlei war da« Crgebniß der politische» Lage, wie sie damals beftand und jetzt noch b e sl e b t; es bot die einzige Möglichkeit, eine in den Hanptgrundiätzcn übereinstimmende Majorität Iierzu- siellen. Für eine eonservaiwe Majorität im Sinne der „Kreuz- Zeitung" seiften in der Bevösterung die dazu nvibwendige» Wähler- gnantftälcn. Die eoniervalive» Bezirke sind georaphisch sehr begrenzt; conicroaiive Wahlen wachse» nicht aui jedem Boden, sonder» in der Pauplnriachc nur in den von der Landgemeindc- ordiuing betroffenen preußischen Provinzen, mit Ausmibine von Poien, in Sachsen, soweit die Socialdemokratie dort da« Terrain nicht occupirt Hai, in Mecklenburg, allerdings diminuendo, und dann sporadisch in einigen Tbeilen des proteslan- tischen Westfalens, sowie des wiirlleinbergilchen »nd badischen Lttdwcsten». Tie Möglichkeit, daß die NalionaUiberalen eine Majorität gewinnen können, ist nach früheren Ersabrungen nahezu erwiesen, hentzntagr ist ihr Siniritt tndeß nicht sehr wahr- jcheinlich. Aber eS ist keineswegs ansgeschlvffen, au« einer Verbin dung der beiden conservatioen Fractione» mit de» Nationalliveralen eine Mehrheit herznsleUe». Tie katholisch-conservative Majo rität ist im preußischen Landlage vorbanden, tb sie dort existent bleibt, ist fraglich; im Reichstage aber läßt sie sich nicht Herstellen. Zm letztere» wird die Politik »ur unter Belastung mit alle» den Schwäche» getrieben werden können, welche iiii Auslände beiipiclewciie Le» CoalitionSmiuistcricii anbaste», also durch ein Cartel, da« in gewissk» Cardinalsragen einig ist »nd sich die itio in parle« über Anderes Vorbehalt. Eü giebt keine graction, die im Reichstage eine geschlossene Mehrheit sicher zu steilen vermöchte; dies lann nur da« Cartel. Wollten wir aber ans eine geschlossene Reichslagsmeh» heit überhaupt Verzicht n, so würde die Entwickelung und Cousvli- dirung unserer verjaffungdiuLßigen Zustände von Jahr zu Jahr zweiselhaster werden." Daß diese goldenen Worte für die Herren v. Hammerstein und Stöcker in den Wind gesprochen sind, unterliegt leider kaum einem Zweifel; hoffentlich finden sie wenigstens bei einem größeren Tbcile der preußischen Conservativen dieselbe Würdigung, die sie bei den sächsischen Conservativen zweifel los finden werden. Der Führer des CentruinS, Graf Ballestrem, bat im Breslauer CentrumSvercin eine »msanareiche Rede über die inncrp oli tische Lage gehalten Die „Germania" druckt diese Rede an hervorragender Stelle dem Wortlaute nach ab, zeichnet sie durch da- Prävicat „hochbeveursam" ans und empfiehlt sie der genauen Beachtung ihrer Leser. Die Rete verdient aber, wenigstens in ihren Hauptpuncten, auch »katholischen Kreise» bekannt gegeben zu werden. Denn sic kündigt die Möglichkeit einer Fortsetzung des CulturkampscS in Preußen mit aller wllnschenSwertken Offenbeit an. Natür lich ist eS die Zurückziehung des BolkSschulgesetzes, was da- .katbolische Volk" unruhig gemacht und sei» Vertrauen zu der Stetigkeit der „chrisilich-conscrvativen" RegiernngSpolitik er schüttert hat—sagt Gras Ballestrcm. In seiner Unruhe aber merkt das „katholische Volk" erst recht, wie nothwendig die CentrumS- partei ist, um die hohen Ziele, welche eS sich vorgesetzt hat, zu erreichen. Diese Ziele nun sind nach den Worten de- Grasen Balleslrem: „die Erreichung der völligen Freiheit der Kirche, die Freiheit der Sckuilc, nämlich die Freibeit deS kirchlichen Eiiisiiisses aus die Schule, und drittens die Gleichberechtigung der Katholiken auf allen Gebieten des StaatSlebcnS." Das Programm ist kurz aber inbaltreick. Wie inhaltreich, das lehrt der Conimentar, den Graf Ballestrcm sogleich giebt. „Wo ist die Freiheit der Kirche, wenn die Orden noch gefesselt sind, wenn einzelne Orden »och gänzlich ausgeschloffen sind, wenn die Jesuiten »och nicht da« deulsche Reich betreten dürfen....? Wo ist die Freiheit der Kirche und ihr Einfluß aus die kommende Generation, io lange sie noch keinen dirccte» Einfluß auSUbcn kann aus die Schule? .... Wo ist die Gleichberechtigung der Katholiken? Selbst aus dem Papier ist sie nicht da, denn wie könnte sonst ein Jesuitengcsetz bestehe»?... Aber erst in der Wirklichkeit ist sie gar nicht vorhanden. I» de» hohe» Stoatsämtern ist da ei» Katholik...? Also die Katholiken sind nicht gleichberechtigt, und da« müsse» wir erstrebe» und das müssen wir aus >eden Fall erreichen. DaS ist für »ns eine Ehrensache!" Minder bedeutsam als dieses Programm sür einen neuen konnte. Oft drohte ihr Kinterherz vor Kummer und Angst zu brechen und dann floh sie hinauf zu Cornelie und schluchzte dort ihr Leid aus. Wie gern wollte ich jetzt den Grasen heirathe», »ur ui» Mama wieder fröhlich zu sehen! klagte sie dann schmerzlich Aber er will mich ja nicht — was sollte er auch mit einem so thörichtcn, kindischen Ding, wie ich eS bin, ansangen? Ob ich glücklich werde, ist mir nebensächlich, ganz nebensächlich — aber uieine arme, schöne, stolze Mama möchte ich glücklich sehen! Kann mau denn nicht einen andern reichen Man» geschwind für mich auftrciben, Tante Cornelie? Wir wolle» doch einnial Onkel Rungher fragen, der weiß ja Alles. Und wenn er alt wie Methusalem und häßlich wie ein Asse wäre, mir sollte cS gleich sein! Ach, und nur um das Geld, da- fürchterliche Geld — wie ich eS hasse! Cornelie tröstete dann da» arme verängstigte Vögelchen, so gut sie konnte, suchte ihm aber zugleich klar zu machen, wie verwerflich eS sei, sich nur deS Geldes wegen zu ver kaufen. Bei Nemniclin wäre das ja etwas anderes gewesen, selbst wenn Franzi ihn nicht geliebt, hätten doch in seinem Charakter, in seiner ganzen Persönlichkeit Garantien sür ibr Glück gelegen. ES sei sehr zu beklagen, daß er sich zurück gezogen, zumal man nicht einmal wisse, waS den jähen Um schwung feiner Gefühle veranlaßt habe. Und dieses Warum beschäftigte Cornelie mehr, als sie den Andern eingesteben mochte. Es mußte doch ein hochgradiges Interesse gewesen sein, da» Remmelin an Franzi »nd taS Rathenow'sche Hau» gefesselt, wenigsten» hatte er da» aus alle Weife bekundet. Da er außerdem seiner Mutter offen von seinen Gefühlen sür da- junge Mädchen gesprochen und selbst diese eine bevorstehende Verlobung für zweifellos erachtet hatte, war e« wirklich mehr al« räthselyaft, wa« ihn zum plötzlichen Zurücktrcten bewogen. Eine Schmetterlingsnatur war Wolf Remmelin sicherlich nicht, im Gegentheil wohl viel mehr geneigt, alle« zu ernst, zu tief zu nehmen. Es konnten demnach nur sehr schwerwiegende Grünte sein, welche ihm diese Handlungsweise vorgeschriebe». Oder vielleicht — unmöglich war» ja nicht! — vielleicht war eS doch nur ein Mißverstäadniß, eine geringfügige Ur sache, am Ende gar irgend eine Einbildung, die seine plötz- 88. Jahrgang Culturkampf, ater doch immerhin crwähnenöwerth, sind eknlgr andere Puncte aus der Rede. Graf Ballestrem preist den „glücklichen" Moment, der den Fürsten BiSmarck seiner Acmter enthob; kein Wunder, denn Graf Balleslrem weiß, welch machtvoller Gegner dem KlerikaliümuS auch nach der Ausbel'ung der Maigcsetze in der Person BiSmarck'S gegeu- übcrstanr. Gras Ballestrcm rühmt dann da- Regiment de- Reichskanzlers v. Caprivi, das „die christlich conservative Idee auf seine Fahne geschrieben hatte." Von diesem Regiment erwartete er, cs werde konsequent dazu führen, „dir berechtigten Forderungen auch der katholischen Untcrlhanen mit der Zeit voll und ganz zu ersüllcn." WaS sind Hoff nungen, was sind Entwürfe — zu Schulgesetzen! Sie werden ;» Schanden durch das Geschrei „ungläubiger Professoren, der Herren Prolcstaiitenvereinler, der Herren vom Evan gelischen Bunde, einiger Altkatholikcn und einer Anzahl Reformjudcli!" Empbaiisch ruft der Führer deö CentrumS auS: „Das waren die Leute, die erregt waren, sonst keine, aber geschric» habe» sie gewaltig, denn sie haben «in mächtig großes Maul!" ES geht dock nichts über eine volkStbümlichc Redeweise! Sie ziert den Parlamentarier wie den Edelmann, sie ziert auch den Führer de« CentruinS, der beide Eigenschaften in sich vereinigt; oder zweifelt etwa Jemand daran? Fügen wir noch hinzu, daß Graf Balleslrem dem Kaiser den Papst als Vorbild für den Verkehr mit verantwortlichen Nalhgebern empfahl, daß er seine Zuhörer durch die Mit- tbeilung erschütterte, der Liberalismus und die Loge hätten zu Anfang der 70er Jahre die katholische Kirche vernichten wollen, daß er von Windthorst als dem „Generalstabschef unsere» Herrgotts in Deutschland" sprach, so glauben wir au« der großen Rede des klerikalen Fübrer» charakteristische Puncte in genügender Zahl hervorgehoben zu haben. Be sonder- lehrreick sind sie sür die preußischen Conservativtn, die vor der Wahl eines CartelS mit dem Centrnm stehen, über welckein der Geist Windthorst'S al- „General» stabschcf unseres Herrgott- in Deutschland" weht. Der ungewöhnlich maßvolle Ton in der Kundgebung der deutschböhmischrn Abgeordneten wird, wie man un« au« Wien meldet, auf den unmittelbaren Einfluß de« dculsckliberalen Ministers Kbuenburg zurückgeführt, dek Namen- de« JustizministerS den dculschböhmischen Abgeord neten zusichcrte, daß nächsten- mit der Abgrenzung nationaler GerichlSbezirke werde begonnen werden. Minister Khuenburg erklärte dem Ministerpräsidenten Graf Taaffc, fall» die» nicht geschehe oder verzögert werden sollte, werde er aus sem Portefeuille verzichten. Wie man a»S Warschau schreibt, tritt bei der Aus führung der öffentlichen NothstandSarbeiteo da« Bestreben immer deutlicher zu Tage, die mit den HeereS- iiitercssen in Verbindung stehenden Arbeiten womöglich io vollem Umfange auSzusühren, jene dagegen, welche vornehm lich zur Befriedigung anderweiter Bedürfnisse zu dienen hätten, bis zu günstigerer Gestaltung der Finanzlage hinauszuschieben. Demgemäß wird mit dem schon seit langer Zeit angekündigten Baue einer neuen, mit dem Aufwand« von 4 Millionen Mark herzustellenden Weichselbrückt in Warschau vorläufig innegehalten werden, wogegen für die Herstellung der Eisenbahn-Zusahrlstraßen in den südwestlichen LandeStheilen eine derartige Organisation der technischen und administrativen Kräfte vorgenommen wird, daß daraus aus eine bedeutende Ausdehnung der geplanten Arbeitca geschloffen werde» kann. Die italienische Ministerkrifis. * Wie ein Blitz an« heiterem Himmel fällt in die Parlament«» freien Tage der stillen Charwoche die Nachricht von einer italienische» Ministerkrisiü hinein. Nicht nach stürmischer Kammcrsitzuitg, nicht »ach schwerem Redekauips und un günstigem AlstiuimungSergebniß hat der Ministerpräsident licke Sinnesänderung bewirkt batten. Wenn man da« er fahren, mit ikm sprechen, vielleicht unberechtigte »no un begründete Skrupel zerstreuen könnte — wie oft schon ist durch ein offene-, verständige« Wort Unglück verhütet. Glück geschaffen worden! Sie fühlte sich stark und ovfcrmulkig genug, diese Unterredung auf sich zu nehmen, selbst wen» sie zwecklos verlaufe» oder gar ibr Enttäuschung nnd Beschämung bringe» sollte. Aber wie und wo die Gelegenheit dazu herbei führen? Ware sie schon vcrheirathet gewesen, hätte sie Wohl den Muth gefunden, Remmelin einfach in ihre Wohnuiia zu bitte». Aber so — das wäre ja dasselbe, aber da- Wo? Unmöglich konnte sic nach dem VorgcfaUcnen den Grasen in das Naihcnow'sche Haus bescheiden, ebenso unmöglich ihn in seinem eigenen anfsucken. Eie überlegte — Rungher wußte da gewiß einen Ausweg. Aber sollte sie ihm überhaupt davon sagen? Männer haben manchmal eigene Ansichten über dergleichen Sachen, und daß auch ihr Verlobter sehr kleinlich sein konnte, batte sie schon zur Genüge erfahren. Am besten also, er erfuhr die geschehene Thalsache. Wie Cornelie noch über den geeigneten Ort für die Unter redung grübelte, fiel ihr plötzlich Frau Professor Blangenet und deren stille- Heim ei» Wenn sie der würdigen Dame, welche Franzi so herzlich lieb hatte, offen sagte, eS handle sich um ihre« Lieblings Glück, gestattete diese gewiß eine Unterredung in ihre» Räumen Ja, ja, so sollte eS sein, und schnell entschlossen fuhr sie schon am anderen Vormittag zu der ProsessorSwittwe, um deren Crlaubniß zu erbitten, welche sie natürlich sofort erbielt. Und nun den Brief an Remmelin. Cornelie war sonst eine Meisterin der Feder, aber dieSnial zerriß sie doch einige Briefbogen, ehe die paar Zeilen zu ihrer Zufriedenheit aus dem Papier standen. Selbst besorgte sie dann den Brief zur Post und erwartete nun in einer Aufregung, die sie nur schwer vor ihrem Verlobten verbarg, den folgenden Tag und die Stunde der Unterredung. Ob Remmelin überhaupt kommen würde? Aber er war ja Cavalier und würde eine Dame nicht vergeben- eine Bitte auSsvrechen lassen. Und sie halte sich nickt getäuscht. Al« sie am nächsten Nachmittag zur festgesetzten Zeit bei Frau Mangeltet eintrat, fand sic den Grasen bereit« anwesend, der plaudernd mit der ProsessorSwittwe und deren lieblichem Töchterlein am Kaffeetisch saß. Cornelie fand ibn bleich, angegriffen, beinahe verfallen auSsebend, welche Wahrnehmung sie in ihrer ohnebin etwa« verwirrten Begrüßung noch mehr stocken ließ. Auch Rem- inelin schien viel mehr bewegt, als eigentlich der Situation angemessen war Er sprach gar nicht, sondern beugte sich nur lies auf Cornelien's Hand, um sie zu küssen. Dabei durchlief ei» Zittern seinen Körper und in seinem Gesicht war ein nervös gespannter Zug, als er jetzt die Augen zu ihr erhob und sie forschend auf ihrem Antlitz ruhen ließ, al« wolle er von ihren Zügen die tiefsten Geheimnisse ihrc« HerzenS ablesen. Er siebt leidend aus — ob er um Franzi leidet? fragte sich Cornelie unruhig. Dann galt eS, einige höfliche Worte mit den beiden Damen zu tauschen, die sich bald darauf, die Ankunft einiger Schülerinnen vorschützend, tactvoll zurück- zogcn, was Rose nicht bewerkstelligen konnte, ohne vorher Cornelie einen feindseligen Blick zuzuwersen. Durchschaute sie doch klar, daß Liese Unterredung nur den Zweck hatte, ihre geliebte Franzi wieder mit dem Grasen zusammen- zubringen. Die beiden waren allein. Cornelie hatte inzwischen ihre volle Ruhe und Unbefangenheit wieder gewonnen. üSgalt einem guten Zweck und für den hatte sie noch immer Muth gesunde». Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen, Herr Gras, begann sie, ihn mit vollem Blick herzlich anschaurnd. Er antwortete durch ein fast schmerzliches Lächeln. Sie danken, Fräulein von Rhade»? Ich wünschte, r« wäre ein wirklicher Dienst gewesen, den Sie von mir ver langt Kälten. Wissen Sie denn schon, WaS ich fordern werde? fragte str beiter. E» könnte doch mehr sein, als Sie je zu bewilligen gedenken. Aber nein, fügte sie wieder ganz ernst hinzu, wir käme ich dazu, irgend etwa- von Ihnen zu fordern? Nur eine Frage wollte ich an Sie richten, die allerdings so kühn und ungewöhnlich ist, daß ich im voraus Ihre Verzeihung dafür erbitten muß, sie gemacht zu habe».
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