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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-07-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920730013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892073001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892073001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-07
- Tag1892-07-30
- Monat1892-07
- Jahr1892
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Wlbo»«eme«tSpreiS Al d« Hauptexpedltiou oder de» im Etab^ beurk «ad de» Vororten errichtete« Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich ^4ckOl vei zweimaliger täglicher Zusirliuag in« Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschlaad und Oesterreich: vierteftährlich S.—. Direkt» täglich« Sreuzbandseaduag tu« Ausland: maaatllch ul S—. Die Morgrn-AuSgab« erscheint täglich '/,7 Uhr, di« Abeud-Ausgab« Äocheutag« b Uhr. Morgen-Ausgabe Lr-mtion and Erve-Mo«: J«d«n»rS»affe 8. Dte Erveditioa ist Wochentag» unnnterbroch«» »äG»»t »« srnh « bi» «b»d« 7 llhL Filiale»: vttn «««»'« Lorti«. («lf«V Haha). Uoiversitältslrah« t, Lont» Leiche. Katharinenstr. 14, Part, «ch Onigsplatz 7. ripMr.TilMalt Anzeiger. SW« für Politik, LocchesMe, Kandels- und Geschäftsverkehr. ^- 386. Sonnabend den 30. Juli 1892. Zur gefälligen Belichtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 31. Juli, Bormittags nur bis VsN Uhr geöffnet. Lxpvüitlon des I^lprixer ^axelrlritte». Amtliche Bekanntmachungen. Lekauntmachung. Da» 36. Stück de« diesjährigen AkichSgrsrhblatteS ist bei uns eingegangen und wird bis zum 20. August dieses Aahres aus dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 2043. Bekanntmachung, betreffend die Betriebsordnung für die Haupteisenbahae» Deutschland». Vom 5. Juli 1892. Nr. 2044. Bekanntmachung, betreffend die Bestimmungen über die Befähigung von EijenbahnbetriebSbeamten. Bom 5. Juli 1892. Nr. 2045. Bekanntmachung, betreffend die Signalordnung für die Eisenbahnen Deutschlands. Vom 5. Juli 1892. Nr. 2046. Bekanntmachung, betreffend die Normen sür den Bau und die Ausrüstung der Haupteiseubahue» Deutschlands. Voin ü. Juli 1892. Nr. 2047. Bekanntmachung, betreffend dir Bahnordnung sür die Nebeneijenbahnen Deutschlands. Vom ü.Juli 1892. Leipzig, vr» 25. Juli 1892. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Tröudlin. Wagner. Erledigt hat sich unser« Bekanntmachung vom 7. diese» Monat», die Kellnerin Aahaune Louise Emma Rüste betreffend. Leipzig, am 22. Juli 1LS2. Der Rath der Stadt Leipzig, Rrmenamt, Sbth. IV». I. V Ludwig-Wolf. Hr. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 14. Juli 1892, den Holz- bildhauer vlorft» Ferdinand Amatus Prather betreffend. Leipzig. 23. Juli 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armen-Amt, Abth. II.) I. A. Fincke. Meyer. Im Rosenthale, in der Nähe dcS nach dem neuen Schützenhause führenden Steges, ist am 25. d. M. der nachstehend beschriebene, bi» jetzt unbekannte Mann erhängt ausgefunden worden. Wir bitten, alle Wahrnehmungen, welche zur Ermittelung der Person de» Entseelten dienen können, uns ungesäumt mitzutheilen. Leipzig, den 27. Juli 1892. ^ Das Palizetamt der Stadt Leipzig. IV. 4354. Bretschneider. Mühin r. Signalement: Alter: ca. 25 Jahre, Stand: anscheinend Arbeiter, Größe: 1,83 m, Haare: dunkelblond, Stirn: gewöhnlich, Augenbrauen: blond, Augen: gran, Nase: groß und dick, Mund: gewöhnlich, Bart: kleinen blonden Schnurrbart, Zähne: desect, «tun und Gesicht: gewöhnlich, Gestalt: kräftig. Kleidung: graues Lustrejaguet, graue, gestreifte Stoffhosen, Barchenthemd, graue Socken, riudlederne Halbichuh«, Leibriemen, gestickte Hosenträger. Obstverpachtung. Die diesjährige Nutzung de- Obstes an den fiScalischen Straßen soll aas Abth. 3 und 4 der Waldheim-Altenburger « » 1 -> Rochlitz-Waldenburger mit - Rochtitzcr Bergstraße und auf der Rochlitz-Themnitzer Straße Mittwoch, den 3 August, Vorm. 10 Uhr, im Gasthos zur „Stadt Leipzig" tu Rochlttz, II. ans Abth. 1 und 2 der Waldheim-Altenburger Straße Mittwoch, den 8 Atigust. Rachin. 8 Uhr, tm Gasthofe zu Attgertngswalde, m. ans Abth. 5 der Waldhelm-Albenburger und » » 2 « Rochlitz-Waldenburaer Straße Donnerstag, den 4. August, Rachm. ' ,2 Uhr, i« Gasthos „zum Lümen" in Getthain, IV. aus Abth. 3—5 der Rochlitz-Waldenburger und » « 1—4 - Reitzenhaiuer Straß« Freitag, den k. August, Rachm. ,3 Uhr» tu „Rettztg'S Restaurant" in Penig, ans Abth. 3 und 4 der Limbach-Mittweidaer » <- 4 « 5 » Leisnig Chemnitzer und » « 2 » Mittweida-Hainichener Straße Montag, den 8. August, Rachm. 4 Uhr. im Gasthos zu Reudürichrn bei Mtttweida meistbietend gegen sosortige vaarzahinng und unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen verpachtet werden. Grimma und Rochlitz, den 21. Juli 1892. »Snigltch, Strotzen- und »»nigttchr Vanverwalterrt. Wosserbauinspeetton. Zn Inlerim-verwaltung: Kühler. Gläser, Vur.-Assistent. Die Lage im Kiliman-fcharogebiet. Die letzte Nachricht über die Verhältnisse im Kilima ndscharogebict lautet, daß Compagniesührer Johanne-, nachdem er die Station Jkungu und ihre Besatzung in bester Ordnung befunden, seinen Marsch fortgesetzt habe. Die Bevölkerung bi» zum Kilimaadscharo habe sich unverändert friedlich gezeigt Ueber die Lage am Kilimandschar-» selbst könnten erst in 14 Tagen Nachrichten eintresfen. Dürfe Meldung ist so gut wi» kein», denu es kommt nicht darauf an, wir di« Lage an hg» GiUljftatt»« Äkuu-o sich gestaltet hat, soodrrn wie sie im Mittclpnnct de« KilimandscharogcbieteS ist. Tie Frage, welche auf Aller Lippen schwebt, lautet, ob Meli und die treu losen Häuptlinge, die mit ihm gemeinschaftliche Sache gemacht haben, die verdiente Strafe erkalten haben und welche Aus sichten sich für die deutsche Sache am Kilimandscharo in der Zukunft eröffnen. Und darüber geben die bisher veröffent lichten Berichte leider keine Auskunft. Tic Politik des Gou verneurs v. Soden ist nach wie vor auf Frieden gerichtet, obwohl AUeS darauf biiiweist, daß nur eine empfindliche Züchtigung der feindlichen Stämme der deutschen Eoloni- sation die erforderliche Grundlage gewähren kann. Auö allen Berichten, die jetzt im „ReichSanzeigcr" ver öffentlicht worden sind, tritt uns der Verbackt entgegen, daß die Engländer gegen uns nickt aufrichtig verfahre», und daß sie wesentlich die Schuld an den Ereignissen tragen, die zum Tode der deutschen Officiere Wolfrum und v. Bülow geführt haben. Wie sind die Leute Meli'S in den Besitz zahlreicher Snidergewehre gekommen, und was bat Meli veranlaßt, die Drohung auszusprechen, er wolle Bülow schlachten und die übrigen Europäer gefesselt nach Tavcta zu den Engländern bringen? Was hat die Bemerkung zu bedeuten, das; die beiten englischen Missionare in Moschi vor dem MissionS- gcbäude standen und sich den Kampf vom 10. Juni, mit ansahen? In dem Bericht dcS Herrn v. Soden vom l. Juli heißt eS, daß Meli schon seit langer Zeit gegen die Deutschen Hetze, daß aber die englischen Missionare bemüht waren, die Beschwerden der deutschen Beamten über die zu nehmende feindliche Haltung der Eingeborenen als mibe gründet hinzustellen und ein kriegerisches Einschreiten der Deutschen gegen Moschi zu verhindern. Und Herr v. Bülow äußert sich in seinem Bericht vom 5. April aus Jkungu: „Wenn die englischen Missionare auch nicht direct gegen die Deutschen wirken, so glaubt doch ein solcher Häuptling, der sich mit deni und jenem ab und zu an die Engländer wendet, diese seien seine eigentlichen Freunde." Von anderer Seile wird mitgetheilt, die Engländer hofften, daß die Deutschen durch die Schwierigkeiten, die sich ihnen im Kiliiiia- ndscharogebiet entgegenslellten, bewogen werden könnten, auch diese» Gebiet gleich Witu an die Engländer zu überlassen Früher wurde die Schuld an dem Umschwung in der Haltung der Eingeborenen des Kilimandscharogcbiclcs gegen die Deutschen dem III. PeterS aufgebürdet, davon ist cs aber wieder gänzlich still geworden, im Gegentbeil stellt Frei herr v. Pcchmann, der vom Juli l89l bis zuni Februar l892 mit I)r. Peters am Kliniandscharo war, ihm das Zeugniß aus, daß er stets sachgemäß und den Umständen entsprechend auch in militairischer Hinsicht gehandelt habe. Auch im Kiliinandscharogebict tritt derselbe Gegensatz zwischen den englischen und französischen Missionaren hervor wie in Uganda, hier wie dort stehen diese auf der Seite Deutschlands, während die englischen Missionare sich mit den Eingeborenen gegen die Deutschen verbinden. Daö mag den Zwecken der englischen Machtvergrößerung in Lstafrika dienen, aber ehrlich ist solche Handlungsweise nicht. Wenn die Engländer den Eingeborenen Waffen und Schicßbedars liefern, dann können wir uns nicht wundern, wenn unsere tapferen Truppen der Uebcr- macht weichen müssen. Gegen 6000 größtciilheils mit Snider- gewehrcn bewaffnete Neger können allerdings 180 Man» deutscher Echutzlruppen nichts auSrichten, und wenn sie »och so geschickt geführt und von unvergleichlicher Tapferkeit sind. Derselbe Einfluß, der uns schon in Angra - Pequena beim Beginne der deutschen Eolonisalion in Afrika entgegcnlrat, verfolgt uns auf Schritt und Tritt in Ostasrika. Zuerst sucht man uns bei der Abgrenzung der Gebiete in Nach tbeil zu bringen, dann hilft man unser» Gegnern durch Waffenlieferungen und durch gute Rathschläge. Aber alle diese Winkelzüge würden ihre Bedeutung ver lieren, wenn unser Gouvernement daS nöthige Verständnis; der Lage besäße und energisch verginge, statt die Thatkraft unserer Ossiciere zu lähmen, wie die Instruction an den Compagniefübrer Johannes bezeugt, der sich jetzt, nachdem Wolsrum und Bülow bei Moichi gefallen sind, in der Defen sive halten soll. Auch der Oberdesehlshaber der deutschen Cchlitztruppc, Major v. Manteussel, hat sich für Bestrafung Meli'S ausgesprochen, allem Anscheine nach aber ebenso er folglos, wie die militairischen Autoritäten zn einem gleichen Verfahren nach dem Unglück der ZelewSki'schen Expedition bei Jlindi geratben batten. Lieutenant Herrmann ist später durch die Umstände gezwungen worden, diese Niederlage zu rächen, im Plane dcS Gouverneurs lag dieses Vorgehen nicht, und cS ist auch davon so wenig Aufhebens gemacht worden, daß die Tbatsache nur tbeilwcise zur öfsciitlichcii Kcnntniß in Deutschland gelangt ist. Wenn die deutsche Autorität in den kaum in Besitz zeiiommencn afrikanischen Gebieten sich befestigen soll, dann dürfen die StationScbef- nickt wie dir Briefträger gewechselt werden, eö muß vielmebr dabin gewirkt werden, daß sich durch die persönlichen Be mühungen der an der Spitze siebenden Personen allmälig ein VertrauenSverhältniß zwischen Deutschen und Eingeborenen entwickelt. Die öffentliche Aufmerksamkeit ist jetzt darauf gerichtet, welche Schritte sich aus den Wabrnebmungcn des I)r. Kayscr a» Ort und Stelle ergeben baden. Natürlich konnte sich die Untersuchung der örtlichen Verkältnisse in Ostafrika für de» Geheimrath vr. Kayser nicht bis zum Vicloria-Nyanzasce aus der einen, bi» zum Kilimandscharo und dem Nyassasee auf der anderen Seite erstrecken, sie mußte sich aus daö Küstengebiet beschränken, und der Abgesandte des Auswärtigen Amtes bat auch dort sicher Gelegenheit gefunden, sich über den Sachverhalt zu unterrichten. Er kam mit den Eindrücke», die er in Berlin aus den Kundgebungen der öffentlichen Meinung und aus den amtlichen Berichten des Gouverneurs gewonnen hatte, nach Dar es Salaam und konnte sich durch persönliche Beobachtung ein Urtheil darüber bilden, wo die besternte Hand anzulezen ist. DaS deutsche Volk hat ein wesentliche» Interesse daran, daß die Kämpfe, durch welche der Widerstand der Araber ge brocheu worden ist, nicht vergeblich stattgcfunden haben. Tic allgemeine Erwartung ist daraus gerichtet, daß sich aus der Grundlage dcS festen unbestrittenen Besitze» der Küste die Eroberung und Unterwerfung de» Hinterlandes mit Leichtigkeit vollziehen werde um so mehr, als eS sich dabei nicht um Mißhandlung der Eingeborenen, sondern vielmehr um ihre Eivilisatioa und um ihre Befreiung au« einem un- Der englische Einfluß gewinnt H,„p,feister dem System Wistmann zurückzukehren. Deutsches Reich. <)l> Ter diesjährige Juristentag Presse »örtert wordm. und trotz weitgehender Meniungö- vcrschiedcubciten berrsckte nahezu E>nl>e>l,gke,ikoruber. ^> hinsichtlich der gemeinschädliche» Vcrw.rk.chungSkla el (wonach Lei Nichteinhaltung weiterer Zahlung»),'.,.-., '°^re u- jede Entschädigung für bereits geleistete ^Zabluiigeii^ ,>nuck zuzebeu ist) eine beschränkende Ge,etzcsv°rschr,ftunc,ilkcb>lch ei Herr Jastrow wünscht „„ bürgerliche» Ncchte c.n ^ - stimmung, wonach solche Abreden sur den S-U der N ck cinbaltung des Vertrages nur geltend gemacht werden dürfen, wen., ihre Durchführung ...cht -"'5./arte und ungerechte Bedrückung des anderen BbeilcS bedingt. Vielfach wird man eine derartige Bestimmung nicht sür ausreichend erachten. T.e Nothwendigke.l -.ncs gesetzlichen Schutzes der zu Abz-blungökausen vorzugSwcis geneigten und nicht selten gezwungene» Bevölkert,,>gscla, cn wird durch die Dhatsache beleuchtet daß Herr Jastrow bc der ihm unterstellten Abtbeilung des Berliner Amtsgerichts 1 in zwei willkürlich gegriffene» Monaten (Oktober 1890 und Marz 189t) 34 auö AbzahlungSkäusen hcrauSgewachjene Proccsse zu verzeichnen bat. Noch eindringlicher reden die über die Preise bei Abzahlungsgeschäften gemachtcn^Er- fahrungen. Ein von Herrn Jastrow zugczogencr sach verständiger schätzt, daß z. B. im Möbelgeschäfte der Ab- zahlungshändler mit 75 — 100 Proc. über den Ein kaufspreis verkauft, während beim gleichen Geschäft in Baar sonst nur 10—15 Proc. zu dem Einkaufspreis aut- gcschlagcn werden können. Demnach nimmt der Möbel- abzahluugSbändlcr 59—74 Proc. über den Baarwertb Dcm- jeuigcn ab, welcher ihm nur eine» Theil der Waare zahlen kann — eine verheerende Form dcS Wuchers. Dazu tritt die in Abzahlungsgeschäften die Regel bildende geringe Qualität der Waaren. ES ist dringend zu wünschen, Laß die Beschlüsse des JuristciitageS ein gesetzgeberisches Vorgehen zur Be seitigung oder doch Eindämmung dcS UebclS fördern mögen. Zur Beseitigung eines andern Auswuchses deS kaufmännischen Gewerbes bat die österreichische Negierung die Initiative ergriffen. Ein von ihr ausgearbeitetcr Gesetzentwurf suckt der im Aus verkaufst» esc» bervvrtrctendcn Benach- tbeiligunz des PublicumS und des reellen Handels zu steuern. Massen- und Schncllverkäufe sollen, ausgenommen die ge richtlich angeordiietcn, nur mit Genehmigung der Gcwerbe- bchörde veranstaltet werden dürfen. Der um Bewilligung Einkommende hat die Beschaffenheit und Menge der Waaren, die er im Masseiiverkauf loSzuschlagen gedenkt, aiiziimeldc». Außer dem ist die Bewilligung a» die Entrichtung einer ziemlich hohen Gebühr gebunden. Zur Begutachtung dieses Gesetzentwurfs wird eine Enquete gebildet, deren Ulthcil mau auch in Deutsch land mit Interesse entgegeuseben darf. Da cS zweifellos auch ein vom Standpunct des Eoiisumeiilcu unbeceliklicheS und für den Verkäufer (beispielsweise den Modcwaarenhändler) nnenlbebrlichcs Auöverlausswesen gicbt, so werden die Vor schläge der österreichischen Negierung voraussichtlich vielseitigem Widerspruch begegnen. * Berlin, 29. Juli. Unter der Ucberschrift „Fürst Bismarck, seine neulich«: Reise als Gegenstand im öffentlichen Leben Deutschlands", bringt die „Ncw- Jorker Daily Tribüne" vom 10. Juli einen bemerke»« werthen Artikel, dem wir nachstehende AuSsühruugen ent nehmen: Da Fürst Bismarck, obgleich jetzt nicht mehr in amtlicher Stellung, noch da» ist, was er vor 40 Jahre» gewesen ist, nämlich der erste Staatsmann i» der ganzen Well, so sind seine Beziehungen zu seiner Regierung, seine Handlungen, seine Ncußcrungen über die Tinge doch von der höchsten Bedeutung. Seitdem er Friedrichsruh verlassen, hat er eine ganze Reihe vo» Ansprachen gehalten und hat sich zweimal interviewen lassen. Die Anwrachen machten eine» tiefen Eindruck. Tie Interviews haben Deutschland einen Hellen Lichtschein gegeben. Er giebt in ganz Europa, i» keiner Stellung und keinein Berus einen anderen Mann, der fähig ist. über hohe Politik jo zu iprecheii, wie sie in diesen Interviews behändest ist. Obgleich die« interessant ist. so ist es doch nicht die Hauptsache. Tie Dinge, auf die es dem Beobachter der Vorgänge onkommt, sind zweierlei: erstens die Wirkung dieser Reise und Vieler ttlmdqebungen auf die Beziehungen zwischen Lein Fürsten Bismarck und dem Nauer; zwciicns das Licht, welches sie aus die öffentliche Meinung und das politische Uriheil in Deutschland Wersen. Tie Großartigkeit der Kundgebungen ist keine Frage, sie machte aus Freund i»,d Feind gleichen Eindruck. Jetzt ist klar, jagte eine compelente Stimme, daß man zu eilig angenommen hat, daß Fürst Bismarck'« großer Einfluß aus das deutsche Volk der Vergangenheit angchört. Weder der König von «achien, noch der Kauer von Oesterreich gewahnen ihm eine -.ubieiiz. beide waren benachrichtigt, daß solche Ehrenbewcise, die sie einem oppoiistonclle» Staatsmann gäben, als eine Beleidigung aus. gewst werden würden, »nd da« wünschte keiner von ihnen; aber da» Volk gewahrte dem Fürste» eine Audienz. Sein Appell war ^ 3s* ^ antwortete ihm in einer Art, welche dem höflichen Ralh zu Berlin Schrecken verursachte. Dann käme» die Interview«. Sie und die Anmerkungen dazu haben die Dunkel- heit m der deutschen Politik noch mehr auigehellt und de» embrno- nrm'"e gezeigt, in dem sich diese« große Volk befindet. Ten» wozu kam es schließlich ? Fürs, B e- marck sprach mit dem Herausgeber der „Neuen Freie» Presse" >n «u"rikanischerStaatsmann. h,r stä, in llttprochen haben wurde. Da war kein per- sönlicher Angriff aus den Kaiser, kein Angriff aus di» Dynastie, keiner ^ der Regierung, kein einzige« Wort war nnloual oder parteilich, noch weniger revolulionair. Ter Fürst äußerte nckl 1°u'dcm Nebenwege, Len all. Amerikaner und viel. Euröpä«. Ne öffentlichen Leben stehen, zuletzt «ingeschlagea habe». Und da« InsertionspreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Reclame» unter demNedactionsstrlch (4ge« spalten) 50>H, vor den Faiiiilienuachrichu» (6 gespalten) 40 sj. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernjatz nach höherem Tarif. Ertra-Vellage,, (gefalzt), nur mit btt Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60—, mit Postbesörderung 70.—» Ännahmeschluß für Znferale: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn- und Festtags srüh '/,9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellea je ein« halbe Stund« früher. ^ Inserate sind stet» an die GxPrtzlttaK zu richte». Druck und Verlag von L. P olz kn Leipzig. 88. Jahrgang ist eine der berechtigten Thätigkeiten eines früheren Ministers. Er beurtheiite die Politik der Regierung und die Mittel dieser Politik, Las that er und nicht inehr. Sogleich erhebt sich ein Corps der Verdauliiiuug in der deutschen Presse und zwar von Zeitungen sehr verschiedener politischer Schaliirungen. Eine derselben sprach das Wort Hochverrath auS, indem sie zu Ungunsten des Fürsten Bis marck eine ganz neue Art des Verbrechens schafft, nämlich: moralischer Hochverrath. Man legt ihm die niedrigsten und persönlichsten Beweggründe unter, verletzte Eitelkeit, persönliche Feindschaft u. dcrgl. Man kann seine Bemerkungen zu de» neue» Handelsverträgen nicht verstehen, welche er bekämpfte, ebensowenig sein Urtheil über die russische Politik, ebensowenig, daß er seine Meinung über Sachen hat und ausspricht, die in Berlin nicht angenehm sind. Dieselben Blätter, welche der Negierung Opposition gemacht haben und Sachen, welche diese sür Lebenssragcn hielt, z. B. den Schul- gesetzentwurf, verworfen haben, sind entrüstet, daß Fürst Bismarck sich diese kritische Freiheit in anderen Dingen ebenfalls genommen hat. Was bedeutet dies anders, als daß die Deutschen noch nicht einmal die erste» Grundsätze der parlamentarischen Regierung besitzen, welche sie, wie sie glauben, seit 1848 und ganz gewiß seit 1871 erworben und geübt haben. Sie sehen einen Minister noch immer als einen bloßen Diener der Krone an; wird er weggeschickk, so hat er das Haus ruhig zu verlassen und seinen Mund zu halten und sich keine Meinungsäußerung zu erlauben über die Aufführung seines Nachsoigcrs. Plan spricht von einem Angriff auf die Krone und »leinl eine» Angriff auf die Politik dci Regierung. Ohne Zweifel ist die Krone in »mnchcr Beziehung identisch mit der Regierung und zweiiellos ist cs schwierig, vielleicht unmöglich, wenn man die Politik tcitisirt, zugleich ein Urtheil zu vermeiden über den wirklich»» Urheber verleben, aber ist daS ein Grund, zu schweigen? Soll daS Land das Opfer sein dafür, daß die Schwächen seiner Regierung geschont werden? Ohne Zweifel hat Fürst Bismarck selbst und zwar sehr viel zur Herstellung dieses Zustandes der öffenliichcn Meinung gctha», unter dem er jetzt leidet. Er erntet, was er gesäct Hai. Er hat seine Ausgabe 30 Jahre lang darin gciehe», zunächst die königliche und dann die kaiserliche Macht über mächtig zu machen. Aber aus andere Weise konnte sein großes Werk nicht vollbracht werde». Unter keinen anderen Bedingungen war die Schaffnng des deulichen Reiches möglich. Parlament und selbst die öffentliche Meinung waren sür ihn ost nur Hindernisse, die er zu übcrrenne» oder zu umgehen Halle. Er machte von ihnen Gebrauch, wenn er sie benutzen konnte, bekämpfte sie, wenn das nicht der Fall war, »nd that recht daran. Er hatte ein un geheures Werk zu vollbringen, er allein sah, wie eS vollbracht werden konnte, und cs war nicht seine Ausgabe, daS zu schonen, was ihm im Wege stand. Er hatte mil Thatsachen zu thun und mit gewisjen Bedingungen, er mußte die Mittel gebrauche», welche dicjciit einen höchsten Zwecke dienten. Er braucht« sich nicht zu wundern, und ich bin sicher, er wundert sich auch nicht, daß jetzt, wo das Werk vollbracht ist, diese willkürlichen Bemerkungen, diese Gefühle der Unterordnung unter die Krone, welche er festigte, ihm selbst in den Weg treten. Die Erziehung des deutschen Volkes zu einer solche» Auffassung seiner Beziehungen zur Krone war ein Theil des Preises, den Teulichlaud zu bezahlen hatte, um Deutschland zu werden. Es wird das übenvachjett, freie Einrichtungen werden Wurzeln fassen und zur Alülhe kommen, die Politik Deutschlands wird »ach und nach würdig seines geistigen und internationalen Ranges werden, aber jetzt ist cs jo, wie wir gesehen haben: eine halbjreie Presse ist in Einnistung darüber, daß der große Altreichs kanzler srciniüthigcr ist als sie selbst. — Dem Kaiser ist auch die jllngste Nordlandfahrt aufs Vortrefflichste bekommen, er erfreute sich während der ganzen Zeit der besten Gesundheit, sicht außerordentlich frisch, wetler- gehräunt und blühend auö und spricht seine höchste Befriedi gung über de» ganzen Verlauf der Neisc aus, die ihn wiederum einige der schöuileu Stellen der Erde hat keimen lernen und bewundern lasse». Dem König Oscar von Schweden hat er sofort von Wilhelmshaven aus eine sehr warme Depesche ge sandt, in der er sich namentlich auch für die trefflichen Ein richtungen betankt bat, die ihm de» schliellen Verkehr mit der Hcimaib ermöglicht haben. In seiner Antwortdepesche hat König Oscar jeincr besonocren Freute darüber Ausdruck ge geben, daß er Anfang September Kaiser Wilhelm in Göta- borg werke begrüßen tönnen. — I» den waldreichen östliche» Provinzen Preußen-, welche längere Zeit unter hochgradiger Trockenheit gelitten haben, nehmen die in der Nähe von Bahnlinie» durch das Funkeiiauswersen der Maschine» verursachten Waldbrände in unliebsamer Weise zu. Dem Vernehme» nach werden deshalb gegenwärtig in Fachkreisen außerordentliche Maßregeln erwogen, durch die man de», Jnbrand- setzen der an der Bahn belcgcncn Waldungen am zweckmäßigsten Vorbeugen tonnte. — Nach einer in der „Statistischen Correspondenz" ver öffentlichten vergleichende» Zusammenstellung ist die Zahl der Ehescheidungen in den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika am größten, in Preußen erheblicher als in Frankreich. In allen drei Ländern ist die Zunahme der Ehescheidungen größer als die Vermehrung der Bevölkerung. Aus 100 000 bestehende Eben entfielen i» Frankreich in den Jahre,, 1886 bis einschließlich l890 36, 46, 6l, 62 und 7l Ehescheidungen, in Preuße» dagegen 72, 82, 88, 80 und 77. Im Verhällnisse wird also in Preußen eine Ehe öfter geschieden als in Frankreich. ES ist jedoch hierbei zu bedenke», daß die Ehescheidung in Frankreich erst seil wenigen Jahre» wieder cingcjührl ist und von kirchlicher Seile stark bekämpft wird. — Ueber die Leistungen unserer zukünftigen Juristen wird vo» de» Professoren zuweilen ein recht scharfe« Urtheil gefällt. So schreibt Geh. Nath Eck in der Universiläts- Ebronik über die von ihm geleitete römisch rechtliche Ab theilung des juristischen SeminarS: ...... Im Durchschnitt zeigen die Vorkeiintnisse der Seminaristen jetzt sogar ein noch bescheideneres Maß alS früher, seitdem die PrüfungScandi- dateu durch das neue Regulativ auf seminaristische Hebungen ausdrücklich bingewicsen sind. Tenn nunmehr nehme» auch die Unflcißigen, welche denselben bisher srrn- blichen. Veranlassung, sich gerade in die romanischen Seminare massenhaft zu drängen, weil in der Referendar-Prüfung mehr Kenntniß der römische», als der sonstigen RcchtSqncllen ver langt zu werden pflegt. So wird das in dem Statut des Seminars bczeichnete Ziel desselben, „die Mitglieder zu eigenen wissenschaftlichen Arbeiten anruleitcn und sie dadurch zu selbst ständigen wissenschaftlichen Forschungen vorzuberciten", je länger je mehr unerreichbar, und der Lehrer hat Mühe, ein Hcrabsiiike» des Seminars zu einem Repetitorium sür daS Referendar Examen zu verhüten." — Die Frage, ob eine gesetzliche Beschränkung de» Detailreisen» angezeigt sei, beschäftigt die Ange hörigen der Manufaktur- und verwandten Branchen fort- Ufttzt. Ein Fragebogen, durch welchen die Ansichten der ' Geschäftsinhaber Über dies« Anarlegroheit «rmittrlt w«rde»
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