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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920908018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892090801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892090801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-08
- Monat1892-09
- Jahr1892
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Nboimemntl-prerA h« Haupteppebittou oder deu im Stadl» bezirl uad deo Borort«» errichtete» Aut» p»deslelleii abgeholt: vierteljährlich^!4.50, vei zweimaliger täglicher Zustellung iuS Hau« 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vterteljährlich 6.—. Direct« tägliche Kreuzbaadienduag tu- Ausland: monatlich 8.— DleMorgkil-AuSgabe eri^emt täglich '/,7 Uhr, dt« Adeud-AuSgabe Wochentag- 5 Uhr. Nrdartion und Expedition: JohaoneSgaffe 8. Die ikrvedUion ist Wochentag» ununterbrochen gevssnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt« Klk««'» Eorttm. (Alfred Haha)» UuiversitätSslrabe 1, L-niS Lösche. Katharinen str. 14, pari, und König-Platz 7. Movgen-AusftttVe. LMgcr Anzeiger. Agan für Politik, Localgeschichte, Kandels- und GesUftsverkehr. Die 6 gespaltene Petitzeile 20 P'z! Neclanien unter demRedactionSstrich (4ge- fpaliau) 50^, vor ren FamttieuaachrichteN (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Prell» verzeichniß. Tabellarischer und Zlsferasatz nach höherem Tarif. Artra-Beilagen (gesalzt), nur mit beß Morgen-Ausgale, ohne Poslhesörderung 00.—, mit Postbcjörderung X 70.—. Änrialmrkschlnli für Inserate: Ab«ad-A»sgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,2 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je et»« halbe Stunde sriiher. Inserat» sind stet« an dt« Erprdttt«» zn richten. Druck und Verlag von L. Polz tn L«!pjtg. Donnerstag den 8. September 1892. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach 8- 14 des Meldereflulativs jür die Stadt Leipzig vom 4. December 1890 sind» wie hiermit in Erinnerung gebracht wird, die in Privathäusern absteigenden Fremden» sogenannte Besnchsfrcnrde, sobald sie länger als 3 Tage hier verweilen, spätestens am 4. Tage von erfolgter Ankunft an vom Ouartierwirth beim Meldeamt Abth. II. oder der betreffenden Polizeibezirkswache mündlich oder schriftlich mittels des vorgeschriebeneu Formulars anznmelden. In Ergänzung dieser Bestimmung wird hiermit für die Dauer der z. Ht. in Hamburg herrschenden Chöleraepidemie augeordnet, daß die ans Hamburg oder Altona, sowie die aus Rußland hierher kommenden und in Privathäusern absteigenden Fremden in jedem Falle nnd auch dann, wenn sie kürzere Zeit als 3 Tage hier verweilen wollen, in ganz gleicher Weise, wie dies nach tz. 12 des Melderegulativs bezüglich der in Gasthäusern oder Herbergen absteigenden Fremden vorgeschrieben ist, vom Ouartiergeber alsbald am Tage der Ankunft oder doch, falls diese nach 3 Uhr Nachmittags erfolgt, spätestens am folgenden Morgen bis 10 Uhr beim Meldeamt Abth. II. oder der betreffenden Polizcibezirkswache anznmelden sind. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung, für deren Befolgung ebensowohl die Onartier- geber wie die Fremden selbst verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bis zu 50 Mark oder entsprechender Haftstrafe geahndet. Hausbesitzer, welche davon Kenntuiß erhalte», daß sich in ihren Grundstücken derartige Fremde unangemeldet aushalten, werden zn Vermeidung eigener Verantwortung veranlaßt, hiervon sofort Anzeige zu erstatten. Leipzig, am 7. September 1892. DaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. 0. k. 8311. Bretschneider. Concursverfahren. In dem ConcurSveriahren über dar vermögen de» Cchuh- fabrilanten Kduarb Roveck zu WetßenselS ist zur Prüfung der nachträglich angcmeldeten Forderungen Termin aus Vc» 7. Lctobcr 1882, BorintttagS v'/, Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte dierjelbsr — Zimmer!>tr. 7 — anberanmt. Wcibrnstls, den 2. September 1892. Prtschick, Secrctair, GerichtSschreiber de» Königlichen Amtsgericht». Sekanntmlichung. Wegen Reinigung der SeschästSräume unserer Ttefdau-Ler» Wallung bleiben die Zimmer Nr. 17-20 und 22—24 Freitag »en ». diese« Monat«, sowie di» Zimmer Nr. 9—IS und 21 Saunabend »en 10. diese« Monat« für den Verkehr mit dem Publicum geschlossen. Leipzig, am 6. September 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Io.4769.vr. Beorgü Lichoriu«. Lekamltmachung. Mit Rücksicht auf die drohende Cboieragefahr wird da« un befugte Betreten der öffentlichen Schuttabladeplätze tn Leipzig. Lindenau, im Stosenihale und an der alten Sandgrube bei Probstheida hierdurch bei Vermeidung von Geldstrafe bi« zu 20 oder «nt- sprechender Haslslrase verboten. Leipzig, de» 1. September 1892 Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 4702. l>r. <L«orgü Lichoriu«. Lekanntmachung. voa dem Unterzeichneten Lrmenamte sollen Freitag, de« 1». September 18SS, vormittags da« » Uhr an «» hteft-r« St«»ttz«use verschiedene Gegenständ«, al«: Möbel, vrttrn, Wäsche, Sleidun,«stücke. Hau«» nud Küchengeraihr u. R. «. Öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 7. September 1892. D«« Rnaenamt. Hentschel. Artu«. Lekauntmachung. Mit Genehmigung der Königlichen AintShanptrnannschaft wird der Schlruhtger Weg auf der Strecke von der RöLdeibrücke bi» an die Schleußiger Grenze wegen Einlegung der WasserleitungSröhre» da« 9. diese» Monat» an dt» aas Weitere» für allen Fährverkehr gesperrt. Rittergut Kleinzschocher, den 7. September 1892. Der GutSvarfteher. Vermiethuugen. In den nachgenannten, der Stadtgemetnd« gehörigen Grund- stücken sind folgend« Mtethräume gegen viertel-, bez. halbjährige Kündigungandenvett zn vennieihen: 1) Markt Rr. 1 — Rathhan» — ». das Bühnengewölbe Nr. !0 am Markte. d. da» Derkaus-gewölb« Nr. 2b am Naschmarkt«, o. da« BerkausSgewülbe Rr. 30 au der Ecke vom Roschmarkte and SalzgLhchen; 2) Raschmartt Rr. 4 — Alte viirse — das Gewölbe Nr. S; S) Salzgätzchrn Rr. 2 »ine Hofniederlage; 4) RrtchSstratzr Rr. 1 — Selller'« Hof — ». ein Hausstand, l>. rin« geräumige Wohnung tn der IN. Etage, e. eine große Hoswohnung rn der l. Etage; b) RetchSstrafze Rr. S di« I. Etage; «) Wtndmühlcnftratze Rr. 7 ».da- l. nach der Brüderstraße zn gelegene ver- kaufSgewölbe, d. eine kleine Wohnung in der lll. Etage; 7) PetrrSstetnwrg Rr. 17 — Grüne Linde — eine kleine Wohnung: 8) Marfchallftrnsze Rr. » — Feuermehrdepol — tn Leipzig-Rrudnty eine Hofwohnung tn der lV. Etage; 9) klarastratzr Rr. I« in Leiprta-Reusch-neseld eine Wohnung in der I. Etage; 10) Kurze Strotze Rr IS — ehemal. Rathhan« — tn Leipzig-Plagwttz ein« grob« Wohuung tn der III. klage; 11) Gemeindeamt-straße Rr. S tn Leipzig-Lindena» «ine Wohnung im Parterre recht«. Miethgefuch« werden aus dem Rathhaufr, 1. Etage, Zimmer 8, entgegengenommen. Leipzig, den 29. August 1892. Der Rat- der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krummblegel. Lekmllltmachung. Die Ausgabe von Synagogenlarlcn findet Taiinrrstäg. dc» 8. Lcptcinber, Boruütiags 10—12 Uhr und Freitag, dc» S. September» BormiltogS 10—12 Uhr in der Gemcindckanzlci (Shuagogengebäude, 1 Treppe hoch) statt. Wir bitte», bei Abholung der Karlen die bisherigen Karten und die diesjährigen hlrmei»deste»crq»ittu»ge» mitzubringen. Leipzig, den 4. September 1892. Ter Borstand der Israelitischen Rcligionsgemeinde zu Leipzig. Lau-Areal in nächster Nähe de» Bahnhof« und der Harthmaldung, schön gelegen, hat billig zu verkaufen Der Stadtrath zu Zwenkau. Die Abbestellung der Liaisermailöver. Wie tief die Cholera in alle öffentlichen Angelegenheiten eingreift, zeigt die kaiserliche Entschließung, die Kaiscr- manövcr des 8. und 16. Arnieecorps auöfallen zu lassen. ES giedt kaum eine Angelegenheit, die an maßgebender Stelle wichtiger erscheint, als die Manöver, die als Prüf stein der mililairischcn Leistungsfähigkeit dienen, nach denen sich Beförderung, Verabschiedung und Stellung der Ossiciere zur Disposition richten, deren Verlauf regelmäßig die Ueber- zeugung zu befestigen pflegt, daß dir deutsche Armee an Kriezslüchtiqkeil von keiner anderen übertroffen oder auch nur erreicht wird. Auf die Kundmachung aller dieser werlhrollcn Zeugnisse wird verzichtet im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung, die durch da- Zusammco- strömcn großer Menschenmassen in nicht ganz cholerasreien Gegenden gefährdet werden könnte. Da« ist in der Tbat ein Ercigniß, was die Aufmerksamkeit der Feinde und Gegner Deutschlands verdient, und auch nicht verseblen wird, Ein druck zu machen, und zwar in erster Linie auf die Franzosen, in zweiter auf die Russen. Es ist wahr, daß die furchtbare Kraft und Ausdehnung, welche die Seuche in Hamburg zeigt, zur höchsten Vorsicht mahnt, damit nicht ähnliche Erscheinungen im übrigen Deutschland bervortrctc», aber glücklicherweise ist bi» jetzt im deutschen Reiche kein anderer Ort zu finden, der al« Seuchenberd bezeichnet werden könnte, eS ist vielmebr in den meisten Fällen der Nachweis geliefert worden, daß die Er krankungen und Todesfälle an Ebolcra, die sonst in Deutsch land vorgekommen sind, auf Einschleppung von Hamburg au- zurückgesübrt werden müssen. Die Stockung von Handel und Verkehr, wie sie durch den Wegfall der Vieh- und sonstigen Märkte, der Messen und der Beschränkung des Obstverkause« bedingt ist, die Ab bestellung aller wissenschaftlichen Eongresse und politischen Parteiversammlungen, alles weist auf die beklagenSwcrthen Vorgänge in Hamburg al« Ursache hin. Aber daß sich so weil wirkende Folgen daraus ergeben konnten, ist ein Zeichen von dem allgemeinen Berständniß für dir Wichtigkeit der Abwebr-Maßregcln gegen die Verbreitung der Seuche. E« läßt sich nicht verkennen, daß auch in dieser Beziehung Ueber- treibungen geschehen, daß besonder- der innere Localverkchr seuchenfrcierDrte vielleicht ohne Noth lästigen Beschränkungen unterworfen wird, aber andererseits muß ma» zugesiehen, daß zu große Vorsicht der zu geringen entschieden vorzuzieben ist, und daß man besser tbut, augenblickliche Uebelständc in Kauf zu nehnien, selbst wenn sie ihre Nachwirkung aus längere Zeit äußern, al» daß man sich einer Sorglosigkeit überläßt, welche die verderblichsten Folgen zeitigen muß. Auch in Oesterreich-Ungarn sind die Echlußmanöver in Galizien ausgefallen, um der Gesabr der Verbreitung der Cholera die Wege abzuschneiden, aber weder in Rußland noch in Frankreich bat man sich bisher bewogen geiühlr, die Manöver einzuschräiilen oder abzubcstellen. Daraus ergiebt sich die Schlußfolgerung, daß eine gleiche Berücksichtigung dcS Gemeinwohls, wie sie in Deutschland und Ocslerreich- Ungarn ;» Tage getreten ist, in Rußland und Frankreich selttt. Was Frankreich anlangt, so liegen gleich ernste unv gewichtige Gründe z» dem Grade von Vorsicht, wie er im deutsche» Reiche am Platze ist, nicht vor, cS wäre deshalb unbillig, linscrc Nachbarn im Westen zu tadeln, weil sie nicht dieselben Vorsichtsmaßregeln in militairischer Beziehung für nölbig Hallen wie wir, adcr in Rußland balle man doch alle Ursache, nichts zu versäumen, was zur Verminderung dcö Ucbelö beitragen könnte. Wir sieben benie noch unter dem iiiliiiiltclbarcn Eindruck der läbnicnden Wirkungen der Seuche, wir sind von der Empsintuiig beherrscht, daß wir den unheimlichen Feind von »iiS fern halte» wolle», wir sind deshalb „och nicht in der Lage, die Summe der Erscheinungen zu sieben, die seit einigen Wochen auf uns -inwirkcn, aber so viel siebt bcreilS scsi, daß noch bei keiner der früheren Ebolera - Epidemien Regierungen und Acrzle eine gleichwcrlbige Tbäiigkeit zur Unterdrückung der Seuche und zur Milderung ihrer Folgen entfaltet haben. DaS ist ein untrüglicher Beweis für den Fortschritt der Menschheit, und dieser bilft über die »och vorbaiideiicn Unvollkomiiieiibeiien lcicktter hin weg. DaS Auftreten der Cholera in Hainbnr.z ist ge eignet, Zweifel darüber zu erregen, ob die Bedingungen der Verbreitung der Seuche schon völlig klar gestellt sind, da die .KrankbeilSfälle keineswegs am die Straßen Hamburgs beschränkt geblieben sind, welche am Hasen liegen, sonder», wie sich ein Wiener Arzt ausdrückt, erpiosivlisartig die ganze Stadt ergriffen haben. Anderer seits haben fick die Vorsichtsmaßregeln, die überall zur Ab wehr der Seuche angewcndel wurden, als zweckmäßig be währt. Reinlichkeit, Mäßigkeit, Vermeidung aller Speisen, die Verdauungsstörungen im Gcsolgc haben könne», oder Genuß von Master, besten Rcinbcit zweifelhaft ist, sind unter alle» Umständen als bewährte Schiltzmaßregeln zu empsehlen, aber ob dadurch dir Ursachen der Verbreitung derKrankheit erschöpft sind, bleibt nach dc» Erfahrungen in Hamburg noch zu ermitteln. Die Cholera ist eine Feindin der menschlichen Entwicklung im Kriege wie im Frieden, aber sie lehrt uns den Werth der Güter de» Friedens mehr, als unter regelmäßigen Verhält nissen möglich ist, erkennen und würdigen. Auch der Krieg ist eine schwere Geißel der Völker, aber er fordert seine Opfer nur an dem Orte, wo der Kampf wülhet, oder al» eine Folge der Strapazen, die von einein Thcil der Soldaten nicht ertragen Werken. Meist gesellt sich auch der TyphuS und andere Krankheiten zu den sonstigen Uebeln des Krieges, aber eine Cholera-Epidemie, wie sie in diesem Zabre in Persien und Rußland ausgetreten ist. würde in Verbindung mit einem Kriege diesem wahrscheinlich sein Ende bereitet haben. Wir leben trotz SocialiSmuS und Anarchismus, trotz Militari-inuS und stet» gegenwärtiger KricgS- gcsahr doch in einer Zeit, welche die allgemeine Woblfahrt oft wider Willen der einzelnen Menschen zu fördern bestimmt ist. Die Ebolcra bält Rußland von Unternehmungen zur Befestigung und Ausbreitung seiner politischen Macht ab, da« Kaiserpaar besucht die Ebolera-HoSpitäler in Peters burg, um den Untertbanen Trost zu spenden. — Ist e« nicht ein merkwürdiger Widerspruch, wenn die russische Regierung trotzdem eine Politik verfvlgt, die früher oder später noth- wendig zu einem verderhlichen Kriege führen muß? Eine höhere Macht al« der Krieg bat als Würgengel gewaltet unter der Bevölkerung Rußland«, rr hat ihr wahr scheinlich zahlreichere Opfer verursacht, al- ein blutiger Krieg hätte tbun können, denn c« ist unzweifelhaft, daß die veröffentlichten Zahlen über Erkrankungen nnd Todesfälle an Cholera hinter der Wirklichkeit weit ziirück- bleibe». Trotzdem sind ja noch immer viele Millionen Russen übrig, welche den Ueberlieserungcn der dynastischen Interessen zum Opfer gebracht werden können, aber eö kann nicht auS- bleiben, daß einmal die Frage ausgeworsen wird, ob e« denn Feuilleton. Die Papyrusstaude und die Papier fabrikation im alten Egypten. Ein« Skizze voa Fraaz Woeaig. 1. Die Papyrn-stanbe. fiaSdniS «Meie». Sonst ward mir dl« Pflege de» Wissen« vertraut, Jetzt wachs ich am Strom», ein nuslose» Kraut. Karl Loarad. Nun, die hoben, dichten PakvruSbüsche, die der Dichter am User de» krystallhellen Kyana-FlüßcbenS bei Svraku« also klagend flüstern und rauschen hörte, mögen siw gelrösten. Jahrtausende sind versunken, Jahrtausende werden herauf steigen, aber der Nimbus, Jahrtausende hindurch da» ver mittelnde Agen» der geistigen Ideen, dir Verbreiterin und Interpretin der Wissenschaften unter den ältesten Cultur- Völkern gewesen zu sein, muß dem heiligen GewäckiS de» Nil unauslöschlich verbleiben. Ist die Lotosblume al» poetische« Geschenk de« gesegneten Strome- anzuseben, io er scheint die Papyru-staude mehr al» eine seiner praktischen Spenden für die Bewohner de» alten Egypten» Diese hochbedcutende Pflanze muß >ur Zeit der Helobirr Egypten«, im unteren Nilthal, namentlich im Sebennytischen Nomo«. dessen seichte Niederungen mit unzähligen Sümpsen, Tümpel» und Lacken ihr ein vorzügliche» Terrain boten, in außerordentlicher Ueoviakeit und erstaunlicher Au«debnung ausgetreten sein, vielleicht ebenso üppig, wie heutigen Tage« i» Flußgebiet« de« ^«r«, Ril, »» sie noch dichte Wälder -iltzet. Schon in den ältesten Zeiten der Pharaonen wurde Unler- egyplen durch ein hieroglyphische» Dingbild geke»iizcich:>ct, welches drei oder fünf ausschießcndc PapyruSstengcl verstellt. Diese Hieroglyphe gilt in geographischer Beziehung für den Norden Egyptens, bedeutet in den Verbindungen: uati-st tn-mek, uat (t), xed, Hai. lia, menst die PapyruSstaudc, während dagegen »tst, at-uk und at-stu ein mit Papyrus bewachsenes Sumpf- und Morschland bezeichnen. Die Papyru-staude (6)perns liapzru» l-.) — nanopn; der Griechen und Römer, Homer» und Herodot's Lustlos, von den Arabern ei Uercki genannt — wächst niemals in schnellfließcnden offenen Gewässern, sondern stcl» im flachen seichten Wasser der Strombuchten, am Rande der Seen und in Sümpfen. Hier findet man sie an Stellen, welche eine Tiefe von 0,38—0,62 m besitzen. Da» kriechende, gekrümmte, armstarke Rhizom der Pflanze, welches stellen weise über den Schlamm berauStritt und sich durch eine große Anzabl seitlich entwickelter, schwarzbrauner Wurzeln genügend Halt verschaff!, streckt sich mehrere Meter lang. Der Wurzclstock, anfangs weich und saftig, aromatisch duftend und von zartem, lieblichem Ge schmack, verbolzt im Alter. Dem kräftigen Rkizom ent sprossen die 3—5 m hohen Schafte. In unseren botanischen Gärten erreichen die au» Samen de» sicilianischen Papuiu» gezogenen Stauden, — wie ich mehrfach zu beobachten Gelegenheit halte — höchsten» 2.5 m. Der Schaft zeigt ein dunkle» matte» Graugrün; er ist, dreikantig und zwar am Wurzelrndr stumpfkantig, von da ab mehr und mehr scharf kantig »nd verjüngt sich nach der Spitze zu. Die stärksten der von mir gemessenen Schafte hatten an ihrer Basis 12 bi« l4 cm. an ihrer Spitze nur 3,4 cm im Umfange. Jüngere schwächere Epempl^ie neigen sich nach ihrer voll ständigen Au«bildung etwa« seitlich, so daß di« Staude hierdurch ein buschartige« Ansehen erhält. Die vom schwammigen Gewebe de« Schafte« leicht lö«bart Rinde besitzt di» Stärke »ine« L<ergameatblättchen« unv ist ziemlich elastisch. Der Schaft ist am Grunde von fünf- bi» acht lanzctt- lichcn, scharf zugespitzten,rostbraunen Mattscheiben umschlossen.*) Die de» Schaft krönende, spirrcnarlige, zusammengesetzte BlUtheildoldc bat im geschlossenen Zustande eine pyramidale Form, nimmt beim Ausbrechen eine konische, pinselartige Gestalt an und erscheint nach ihrer vollkommenen Entfaltung als prächtiger Strauß. Ter Hüllkelch der Dolde ist vier- bis achtblättcrig. Die ca. 24 cm langen, strahlig vom Schafte aufstrebenden Doldenstrahlen, welche am Grund« von kleinen röbrigcn Scheiden umschlossen sind, spalten sich an ihrem Ende in drei oder vier ca. 28 cm lange Filamente. Die dünnen elastischen Toldenstrablen sind sehr zahlreich und stcben dicht gedrängt. Ich zählte an den von mir unter suchte» Exemplaren Io3 bis >12. In de» Winkeln der Filamente sitzen je drei oder vier unscheinbare, ungemein kleine (6 bi« 8 mm lange) zweizeilige cinblülhige Aehrchen. Bei der ungcniein starken Verbreitung der Pflanze konnte eS nicht fehlen, daß sich die alten Egypter ihre verschiedenen Theile mitzbar zu machen suchten. Thcophrast (llist. plant. IV, 8) betont besonder» stark, daß ihr Hauptnutzcn in der Nahrung liege, welche die Staude gewähre: »Es kauen alle Einwohner den PapyruS (doch wohl nur da- Rhizom), sei es rob, gekocht oder geröstet", und Hcrodot berichtet ll-. II, 92>: »den Byblo» aber, der alljährlich wächst, ziehen sie (die Egypter) au» den Sümpfen heraus, schneide» da« Oberste ab und gebrauchen eS zu irgend etwas Anderem; daS Unterste aber, das nun noch übrig bleibt, etwa eine Elle lang, essen oder verkaufen sic. Wer sich aber den BybloS reckt schmackhaft machen will, der röstet ihn zuvor in einem heißen Ofen und dann ißt rr ihn." Waren die stärkcmehl haltigen, saftigen Wurzetstöcke schon holzig und trocken, so *) lieber den anatomischen Vau bei Schatte» sieh« d«< Ver fasser« anSsübrltche Untersuchungen, dt» derselbe ln seinem Werke: Dt» Pflanz», im alte» Egypte», ». Aufl., Leipzig 1888. p. 78 ff. ntedergelegt bat. Wurden sie an Stelle de» Nutz- und Brennholzes verwendet. AuS den Schäften fertigte man verschiedene Gcrätbe. I», cgyptischcu Museum zu Berlin, historischer Saal, Lstscite, sinken sich unter Nr. 4719 und 472o zwei wohlerhaltene PapyruSschaste. Einer derselben läßt den Habitus der Dolde noch sehr deutlich erkennen. Rinde und Halme der Pflanze dienten zur Herstellung von Segeln, Matten, Teppichen, Seilen, Gewändern, Sandalen, Korben rc. Eine kleine An zahl von PapyruS-SanVale» — einige von ihnen auf ihrer Oberseite mit Ornamenten und Figuren bemalt — »nd eine Collection von PapyruSkörben werden im historischen Saale de» cgyptiscben Museums zu Berlin conscrvirt. Selbst kleine Flußsahrzengc wurden aus PapyruSschaften bergestcllt. Sic hatten — wie uns zablrciche Abbildungen aus altcgyptischcn Denkmälern belehren — die Fon» von Flössen und besaßen ein schräg emporstcbcndeS Hintertbcil. Sie wurden bergestcllt, indem man eine Anzahl wasserdicht verschnürter PapyruSbüudel fest mit einander verband. Um ein längere« Floß zu schaffen setzte man wohl die Bündel der Lange nach einander, und um eine größere Tragfähigkeit der kleinen primitiven Fahrzeuge zu erzielen, befestigte man mehrere Lagen PapyruSbilntel kreuzweis übereinander. Bei Fischern, Hirten und Jägern waren diese PapyniSnachen noch zur Zeit der Griechen und Römer i» Gebrauch. Den aus PapyruS bergcstclllcn Fahrzeuge» schrieb man wegen de- geheiligten Materials eine besondere Dauerhaslig- seit zu. In einem PapyruSsckisschcn fährt nach altezvktischcr Sage die Göttin Ist» über die schwimmenden, duftenden LotuSbliimcn. we-balb auch die Krokodile einem jeden PapyruS- nachen mit heiliger Scheu auswcichen. Icsaia» (18, 2) ruft Webe über da» Volk, da» in ,n Eavpten eine allgemeine sein mußte. Seil« au» PapyruS (VybloS) verwendete man schon im
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