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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189209113
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920911
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920911
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-11
- Monat1892-09
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1892
- Autor
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NLoimemerrtSPrei- Haupterpedtttou ob« den im Gtad^ B«»trk und den Borort«» errichtrtru Lut» «abestelleu abgeholt: vierteljährlich<50, «ei tweimaliaer täglicher Zustellung ml Hau» ^l SSO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierlestährlich 6.—. Direct« tägliche Krcuzbandseuduug tu» Au-land: monatlich 9.— Die Morgen-AuSgabe erscheint täglich'/,? Uhr, dir Abcad-Ausgabe Wochentag» b Uhr. NrLarNon nnL Crpedilioa: Jahannc»gaffe 8. Die Erpeditioa ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vou ftüh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: Ltto Klemm'» Cortim. i-llsre- Hahn). UniversitätLstraße 1, L-ui» Lösche. «olh-riueustr. 1», pari. uud Söoig»platz 7. JusertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter demRedaction»strich (»ge« spalten) SO^j. vor den Fnintliennachrtchte» (8 gespalten) Größere Schriften laut »i.serem PrelS- verzeichn!». Tabellarischer und Zisscrujaiz nach höherem Tarif. krtra-vrilagcn (gesalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, ob n c Posibesorderung 60.—, mit Postbejorderung 70.—- Ännahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Bormillag« 10 Uhr. Morgeu-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Sonn« und Festtag» früh '/,9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen ze eine halbe Stunde früher. Inserat» sind stet» an die Erptittlsi, zu richlcn. Druck «mb Verlag vou E. Polz in Leipzig. 465. Sonntag den tl. Scptcmdcr 18S2. 86. JohWllß Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachung. MnS gesundhkttspoliikiltcheu Gründen wird hiermit snr den Bezirk der Stadt Letdzi» die trinsuhr von grliranchtrr Leib- und Bettwäsche, gebrauchten tUriSeru. Hader» und Lnwpeu aller Art und Peizabfallen tStücken) aus Rutzlau». Stadt uud Staat Hamburg und aus Altoua »» Dieses Verbot gilt auch für solche Fälle» wo die bctrrsfcu- den Gegenstände nicht direct a»S den gcuaniltr» Orken und Ländern» sondern unter Benutzung einer Üwtschenstatton eingesührt werden. VS gilt »war nicht für die Wäsche und Kleider von Reisenden, doch empfiehlt ca sich, auch mit diesen Gegen ständen vorsichtig umzugebe« »nd sie so bald als möglich zur LcSinirrtton in den öffentlichen Lampsde-infecttous- apparat (Gcorgcnhauü)^u dringen. znwtderhaiidlnngr» gegen dieses verbot unterliegen der Straia»Srohung de» unten obgrdruckte» 8. 327 dr» Straf gesetzbuchs. Letpznt. den v. September 1892. Der «ath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. 8. 327. Wer dl« Absperrung»- oder Aussicht-Maßregeln oder Einfuhr« Verbote, welche vou der zuständigen Behörde zur Verhütung des Einfuhren» oder Verbreiten» einer ansteckenden Krankheit angeordnct worden sind, wissentlich verletzt, wird mit Gesäugniß bi» zu 2 Jahren bestraft. Ist in Folge dieser Verletzung ein Mensch von der ansteckenden Krankheit ergriffen worden, so tritt Gesäugnißslrafe von 3 Monaten bi» zu 3 Jahren ein. Lckanillmachung. Aus gesundveitSpoltzetitchrn Gründen wird die Einfuhr von Hutter, frischer Lchwetnalrber und frischen Därmen aus Stadt und Staat Hamburg, sowie aus Altona bis aus Weiteres für den hiesigen Stadtbezirk verdvten. Diese» Verbot gilt auch für solche Fälle, wo die Einsuhr nicht direct aus den genannten Orten, son-er« unter Be nutzung einer Hwtschenstatiou geschieht. ^ Znwtder-anvlukiacn gegen vorstehende» Verbot falle« «nter 8- 327 de» Rcichs-Stras-GcsctzbuchS. Leipzig, den S. September >892. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. L. 8. 32? deS ReichS-Straf-GesetzbuchS lautet: Wer die Absperrung», oder Aufsicht^.Maßregeln oder Einfuhr Verbote, welche von der zuständigen Behörde zur Verhütung de» Einfuhren» oder Verbreiten» einer ansteckenden Krankheit augeordnet worden sind, wissentlich verletzt, wird mit Gesängnitz bl» zu zwei Jahren bestraft. Ist infolge dieser Verletzung »In Mensch von der ansteckenden Krankheit ergriffen worden, >o tritt Sefängnißstrase von drei Monate» bi» zu drei Jahre» ein. Leknilntmachnng. Ta» 37. Stück de» die jährigen RriÄSgesctzblattkS ist bei uns eingegaiigen und wird bi» zum 4. Lctobcr dirsrS IahrcS aus dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aurhällgea. Dasselbe enthält: Nr. 2048. BekaniNmachuiig, beilegend die Bezeichnung der Kauf« fahrteischisfe. Vom l. September 18S2. Leipzig, den 8. September 1892. Ter «ath der Stadt Leidig. vr. Georgt. Ikrumbiegel. Lelraimturachung. Di« Einlösung der am :;o, dieses Monats fälligen ZlnSicheine der 3'/»",, Leipziger Siadtdnleihe von 1887 Serie II (ck. ü. 31. März lynO) erfolgt bereit» dom In. dieses Monats ab bei unserer Stadtcasse in den Stunden von 9 Uhr vormittag» bi» 1 Uhr Mittags. Leipzig, am 8. September 1892. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgs. E. Schulze. Leklmutmachung. Wir bringen hierdurch zur allgemeinen Nenntnih, daß die im «athhanSdm-chgangc befindliche Rathswache a» da» allgemeine Stadt-Fernsprechnetz unter Amt II. Nr. 738 angcschlossen worden ist. Leipzig, am 7. September 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. 1b. 8SS2. Vr. Georgs. Cichorlu». Lekaimtmachuil-. Dt« Entschädigung für da« in Leipzig-Altstadt vom 7. «Nd 8. bi» mit 14. August d. I». in der Albert-, Vahrische». Elisen-, G«Utrn-, Hohe» Straße, am Könt,»p1atz. Beters- fteinweg. tu der Stdontrn», Sodhtenftrabe, am Sophienplatz. in der Schlrtter- und Aeitzer Straße einquartiert gewesen« 1. Käntgl. Sächsische Reserve - Grenadier - Regiment Rr. 4L „Leipzig" kann in den nächsten 14 Tagen bei unserem Quartier« Amt«, Raschmacft Nr. L, im Erdgeschoß link», Zimmer Nr. 30 erhoben werden. Der La» Quartierblllet Borweisend« gilt al» »« Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 7. September 18S2. Der «ath der Stadt Leipzig. »ä X./L. 13613. vr. Georgs. Lamprecht Lekanntmachung. Wegen Reinigung d« Geschäft» räume nnsrrer Hochbau-Ler- waltuug bleiben dteselb«» «-«tag. de« 1». September »s». g».. für den Berkehr mit dem Publicum geschloffen. Leipzig, am 10. September 1892. Der «ath »er Stadt Leipzig. Id. SSS«. vr. «eorg«. Lolditz. Lekannlmachung. I« Arbeit»» »nd Landarmenhanse zu »oste« find di« Arbett»kr»s!e »o» ca. 130 männliche» und ca. SO weiblichen Eorriaende», welch« bi»h«r mit Etgmrra-Fabrikatton and anderen aewerdttche» Arbeite» beschäftigt waren, zu beliebig«» industriellen «rbaiten — and zwar im Ganz», aber getbril« — unter günstigen Beding»»-«» »» »ergebe», «»ftagen «h Angebot» sind bi« zum » g» Acht» o, di« Dtrretto». Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, dr» 14. September 1892, Abend» 6'/, Uhr im Sitzungssaal« am Raschmarkte. Tagesordnung: I. Wahl von 16 Stadlverordncten und 24 anderen Bürgern al» Mitglieder zum gcmischlcn ständigen Ausschuß für die dies jährige Siadtverordneten-Wahl. H. Abordnung von 3 Mitglieder» deS Collegium» in den Ort»« ausschnß zur Vorbereitung der im nächsten Jahre hier obzuhaitcndc» 30. allgemeinen deutschen Lehrerverjammlung. NI. Bericht des Finanzausschusses über: u. Vcrwilligung eines Berechnungsgcides wegen verschiedener Ausgaben sür Maß. regeln gegen die Lhoicragcsahr; i>. die Haushaltpläne der Kirche und Kirchgcmcindecasse zu Leivzig-Plagwitz aus das Jahr 1892; c. Erhebung von Kirchenanlagen in den Stadt bezirken Leipzig-Aiiger-Erollendorf, Leipzig-Neustadt «Neu« schöneseld und Leipzig-Ait- und -Neusellcrhause»; ä. Auf nahme einer Anleihe seitens des Kircheiivorstande» zu St. Andreas. IV. Bericht des Oekmioniieau-schuffcS über: a. Herstellung einer neuen Thonrohrjchlcuste in dem Nansl'jchen Gäsjcheii: b. Her stellung von Wegen vom Kuhthurm nach dem neuen Schützen- Hause und vom Lcuvjcher Wege nach dem Luppenstege auf dem Tamm« der 2. südlichen Vorstulhschleuße; c. Erlaß der von den Herren Gebrüder Fudrmann bei Ausführung der TrottoirlcgungSarbritca in der Sternwartenstraße verwirkten Conventionaistroje zur Hülste. V. Bericht des BauauöschusseS über: a. Einführung der Wasser leitung in den Weg nach dem neuen Schützenhause bis zu der neuerbauten Turnhalle und Verlängerung der Wasser leitung in der Merseburger Straße bis zu dem Friedhose; d. Ausführung vo» Lauarbeiten an den Flügelbauten der 1. Realschule und der 1l. Bürgerschule und an der Turnhalle zwischen den beiden Schule». VI. Bericht des Ban-, Oekvnomi» und Finanzausschusses über: ». Verkauf des mit Nr. 6 bezeichn«!«» BauvintzeS an der Bayerischen Straße; b. Verkauf eines Areatstretfen» von dem städtischen Grundstücke „Ruppect's Hos". Submission. Die Tischler«, Schlosser- und Klempnerbau arbeiten für di« Neubauten der AU. kathol. Kirche und des VincentinsstiftS in Leipzig-Reudnitz sollen im Wege der Submission vergcb«» werden. Di» Kkchet- aiischlagsformulare können im Burcau der Architekten Kratz L Meurer. Bayerische Straße 42 d, I., erhoben werden. Die Offerten für die Klempner- und Schlosscrarbciten find bis 17. September, für die Tischlerbcite» bis zum 22. September mit diesbezüglicher Aufschrift an das Kathal. Pfarramt zu Leipzig abzuacben. Leipzig, den 10. SepkemLcr 1892. gez Hubert Schmittmau». Snverlor u. Pfarrer. Städtische Gewerbeschnte. Die Studien des Winterhalbjahres beginnen Montag, den 3. Oktober ». e., der TagescursuS srüh 8 Uhr, die Abendeurje um 6 bez. 7 Uhr. Anmeldungen zur Ausnahme in die Gewerbeschule »ach Maßgabe von 8- 4 der Schulordnung werden i» der Zeit vom 19. bis mit 24. September ichristlich rrbclen. Zur mündlichen Au-ekunftsertheilniig ist der Unterzeichnet« Sonn tag, vcu 2. Oktober, Vormittags von 11—12 Uhr im Schul gcbäudc, Wächtcrstraße 13, bereit. Leipzig, den 8. September 1892. Ler Direktor: Vr. Ludw. Nicper. Lctranntmlrchung. Di« Aukgab« von Svuagogenkarte» findet Sonntag, de» I I. Seprembcr, BorintttngS 9—11 Uhr und Montag, den 12. September. BormittagS 19-12 Nhr in der cheiiieindekanzlei (Syuagogengebäude, 1 Treppe hoch) statt. Wir bitten, bei Aläwlung der Karte,, die bishcrigrii Karte» und die diesjährigen Grmeliidefteiierqiitttnugcil mlizubrlnge». Leipzig, den 9. September 18>«2. Tcr Borstand der Israelitischen Rciiffioitvffkineinde zu Leipzig. LtktMttlmallnmg. Der Krammarkt am 12. September 1892 bierlclbst ist ver'ooien. Magistrat zu Brlgern a E. Zur innern L'age. Wir befinden nnS mitten in dcn Vorbereitungen für die Session de» Reichstage», unter welchen dir Militairvorlage die erste Stelle einnimmt. Ueber dcn Inhalt dieser Vorlage ist nur so viel bekannt, daß sie «ine erhebliche Berniebrnng der Präsenzzabl des Heeres anstrebt und bedeutende Mehr kosten für da» Miiitairbndget verursachen wird. Dagegen ist die Arage Dienstzeit i» der Schwebe gelaffen, nia» untcr- schcidet zwischen ihatsächlichcr und gesetzlicher Dienstzeit, »nd die Regierung neigt dabin, unter Festhaltung an den birher geltenden gesetzlichen Grundlagen, dem Ermessen Ler inili- tairischen Autoritäten größeren Spielraum in Bezug auf die Dauer der Dienstzeit zu gewähren. Für die nächste Zeit ist eine öffentliche Darlegung de» Inhalte» der Borlage an- gekündiat. Diese Vorlage bildet den Mittelpunkt der ganzen poli tischen Situation im deutschen Reiche, denn sic wird in tcr Erwartung der Genehmigung gemacht, »nd e» werden alle Vorkehrungen getroffen, um die Genehmigung sickier zu stellen. Die Mehrheit ist nur zu gewinnen, wenn das Eentrum zustimmt, und daraus ergeben sich die bedauer lichen Eonsequenzen, welche in der Mainzer Kaibolike»- Versammlung ihren scharfen Ausdruck gesunden haben. R»n bietet zwar dir Socialdemokratic de» Anknupfungöpuncl sür da» Zusammenwirken zwischen Regierung und Eentrum. aber dieser Slandpunct ist in neuester Zeit, namentlich seit der Eindringung des VolkSschulgesetzcntwursS im preußischen Landtage, verlassen, die^Neligiosität soll nicht nur in den unteren Schichten Ler Bevöl'ernng gepflegt werden, sondern man will in orthodoxen protestantische» Kreisen gerade so wie in katholischen da» czesammle BildunaSwerk de« deutschen Volk» unter d»r Aufsicht uud den Einfluß der Geistlichkeit stellen. E» ist außerordentlich schwer, den inneren Zusammenhang dieser weit au«riaander liegenden Bestrebungen der Sicher stcllnnz deS Vaterlandes gegen feindliche Angriffe von außen und gegen den innern Feind des AlbciSinuS unk der Religions losigkeit zum Schutze gegen die Uinsturzthätigleik der Social demokratie scstzubaltcn, weil dieser Zusammenhang nicht auf zwingender Nolbwcndigkcil beruht, sondern künstlich bcrgcstcllt ist. Wir können uns doch unmöglich damit einverstanden er kläre», daß die an maßgebender Steile für nötbig gebaftcuc Erhöhung unserer Wehrkraft durch Aufopferung der Frei heit unserer geistigen Entwickelung crkaust wird. Uud deck» hält die EcntruinSpartci mit dieser Auffassung nicht zurück. Das ist ein ungesunder Zustand, dem unter allen Umständen ein Ziel gesetzt werden muß. Unsere ganze Entwickelung wird durch die dcmüthigcnbc Stellung, die wir dem Ecnlruiu gegenüber cinnehnicn, gelähmt, wir schleppen diese Fesseln mit i!nS herum und kommen aus lauter ZwcckmäßigkcilS Rücksichten nicht dazu, unsere Verhältnisse so zu gestalten, wie sie nach dem ganzen Gaiigc unserer Ent wickelung beschaffen sein müssen. In gesunden parlamen tarischen Zuständen haben cS die Abgeordneten einerseits mit der Regierung, andererseits mit der Opposition zu tbun, aber sie können nicht wider ibren Willen und ihre Uebcrzcngung genöthigt werden, ihre patriotischen Empsindungen unter Auf opferung eine» ThcileS ikrcS besseren Selbst zur Geltung zu bringen. Die deutsche Einbeit hat ihre Vorgeschichte »nd diese weist sowohl in politischer Beziehung alS durch den Bildnng>.-gaiig des deutschen Volkes darauf bin, daß wir frei von geistlicher Bevormundung nach unserer Uebcrzcngung leben und wirken wolle», weder durch dogmatische Fesseln noch durch Druck der Priestcrberrschasl gebunden. Wenn wir dcn Blick zurückwcndcii auf die Zeit, welche wir seit Gründung des deutsche» Reiche» durchlebt habe», so fübltcn wir nns 'im liberalen Lager am meisten zufrieden gestellt »nd seelisch cmporgchobeii, als die Faii'schcn Gesetze den Anfang machten, nnS von dem schädlichen Einflüsse de» PapsttbumS zu befreien, und in demselben Maße ist unsere Begeisterung sür da» in seiner alten Pracht und Herrlichkeit wieder ansgerichlete deutsche Reich hcrabgcstimmt worden, al- diese Politik verlassen wurde, um da- Reich finanziell sicher zu stellen. Die ReichStagSscssivn des Jahres i879 bezeichnet dcn Abschluß der Falk'schcn Gesetz ter schrittweise» Aufgabe der Kampfstellung, dem Paxstthum gegenüber bei Lebzeiten ge'mng und der wcILe 'wir de: . , Piuü' IX. eingenommen hatten? Damals wurde die von Delbrück verlrelene WirtbschaftSpolitik verlassen und der neue Zolltarif sollte durchgcsctzt werden. Daö war nicht möglich ohne Mitwirkung des EcntrumS, und diese wurde durch Zugeständnisse ans kirchenpolitischcm Gebiete erreicht. Wir haben gesehen, was wir bis znin lo. Mai 1887, dem Tage deS sogenannten Friedensschlusses mit der römischen Euric, an Rechten der katholischen Kirche gegenüber cingcbüßt haben. Tic Aiucigepslicht für die beabsichtigte Anstellung von Geistlichen finit zur völligen Bedeutungslosigkeit herab im Vergleich mit de» Bestimmungen für die Vorbildung der Geistlichen. Beide Gesetze sind leichten Herzens aufgehoben worden, aber die Aushebung des letzteren hat einen Stachel zurückgclasscn in, Herzen der liberalen Partei, der niemals seine Wirkung verlieren wird, bis die Umkehr eingctreten ist, die dcn vor dem Jahre 1887 bestehenden Zustand wieder hcrgestrllt hat. Nach dem „FriedenSschlnß" vom 10. Mai 1887 wurde die Windthorst'sche Forderung nach Auslieferung der Schule an die Kirche erhoben und, wie der Zedlitz'schc Gesctzentwnrs bewiesen hat, von der preußischen Regierung auch sür die Erfüllung reis eracblet. Heute ist der Mainzer Katholiken tag nicht mehr damit zufrieden, heule wird daS Verlangen geäußert, daß der gcsainmtc Unterricht bis zur Universität oeni Einfluß der Kirche unterworfen werden soll. Diesen, Verlangen wird die von alle» Seiten verworfene Auslassung der „Rordk. Allg. Ztg." aegenlibergcstellt, ohne daß bisher eine Klarstellung enelgt wäre über den Ursprung derselben. In Anbetracht der bevorstehenden Militairvorlage mag dieses Schweigen diplomatisch sei», richtig ist eö aus keinen Fall. Tie Gegenwart ist wadrlich nicht dazu geeignet, die An sprüche an die Slenerzahlcr zu steigern, wir befanden nnS bereits in einer Periode des wirtdschasttiche» Lebens, die nahezu Li« Bezeichnung KristS verdient, als die Eholera mir ihren verderblichen Wirkungen auf dcn Verkebr ibrc Herrschaft antrat. In Hainbnrg, dem eigentlichen und glück lickcrwcise einzigen Herde der Scncbe i» Tenlschlaiid, tritt diese Wirkung besonders scharf hervor; dort sind bereit- 10 000 Arbeiter ohne Arbeit. Es ist selbstverständlich, daß der Aursall aller periodische» Märkie sür größere Be zirke dem Hantel großen Schade» berciict, daß »ifvigedessc» die Bestellungen einen starken Rückgang erleide» »nd daß die Industrie dadurch sehr cinpsiiidlich i» Mitleidenschaft gezogen wird. Heute ist bi« europäische Welt noch »nt der bringend gebotenen Abwehr gegen die todbringende Seuche beschäftigt, in einigen Wochen wird man ansangcn, die Kosten dieser Abwehr zu berechnen, und da wird sich ein Fehlbetrag Herausstellen, der ganz ungeheuere Verluste für daS Gesammt- Vermöaen wie für das der einzelnen Personen bedeutet. Unter solchen Umständen scheint eine Vorlage, deren Kosten ans etwa 80 Millionen Mark jährlich berechnet werden, nur dann Aussichten auf Annahme zu babcn, wen» man ihre Noihwendiglcit mit zwingenden Gründen nachweist und die jenigen Erleichterungen zugcfteht, die seit Jahren immer dringender gefordert worden sind. Deutsches Reich. * Leipzig, 10. September. A»S tcm in den nächsten Tagen erscheinende», ini Auftrag der natirnalliberalen Partei dargeslelltcn Bericht über „die Tkätigkeit de« preußi schen Abgeordnetenhauses i» der IV. Session der 17. LegiSlatiirpcrivdc" liegt uns jetzt der sehr interessante Abschnitt über den Volkssäiulgesetzentwurs vor. Noch immer steht dieser Gegenstand im Vordergrund unseres politischen und Parteilcbcns, und es w.rd daher willkommen sein, wenn wir aus diesem Rechenschaftsbericht einige Be Irachtnngcn wiebcrgebe»: Sollte jemals die an sich schon schwierige Aufgabe einer Velksschulgcsetzgebuna gelöst werden, so konnte e» nur geschehen gegen fdcn Widerstand de» UltramontaniSmii» — so wenigsten» hatten alle nickt- ultraniLUtane» Parteien und auch die Ultramontanra selbst wohl bis 1891 angenommen; — und für die StaatSre iernng schien nur die Sorgfalt z» erübrigen, dazu einen Zenpnuct auSzuwäblen, der feste MebrheitSocrhältiiiffe, lcicbie Ueber- sichl der parlamentarischen Geschäftslage und genügend freie Zeit iiincrbalb derselben darbet, um die Erledigung der Arbeit in sicheren Wegen zu ermöglichen. Zweckmäßiger Weise mußte dieser Zeitpnnet also vor Allem so gewählt werde», daß jeder störende Einfluß de» ultramontancn Widerstandes ans anderen wichtigen Gcbicicn der Reichs- und preußischen Politik umgangen werten konnte. DaS will sagen: in einem Augen blick, wie demjenigen nach den Fcbruarwablcn von 1890, wo dem UllramontaniSiiinS ein fast erdrückende- Ucbergcwicht im Reick-lag offensichtlich beiwobnte, hätte eine Schnlzcsctzvorlagc im preußischen Landlag überhaupt nickt wieder erscheinen sollen. Statt dessen erlebte man cS, daß dennoch eine Vor lage eingebracht wurde, und zwar eine solche, die eben dem selben UllramcntaniSmuö die Herrschaft über die Schule in den wichtigste» Pnnclcu auSlicfcr» wollte. In der Bevölkerung wurde diese Maßregel mit so lebhaftem Widerwillen begleitet, wie er sich kaum je zuvor geltend gemacht hatte. Diese Gcgeiibcwegniig ist nochmals vom NcgicrungStisch ans mehrfach mit einer gewissen Geringschätzung, ja mit Spott behandelt worden. Daraus konnte zcdoch mit Recht erwidert werden, daß es nur zu beklagen sei, wenn die StaatS- rcgicrung eine solche hochgradige Erregung im Volke wirklich nicht vorhcrgcschc» habe; noch mcbr, wenn sic nachher über die rechte Erkeiinlniß dieser Bewegung mit leichte» Worten sich selbst hinwcgzusctzen versuche, statt sie nach Tiefe und Breite gebührend zu würdigen. Doch damit nicht genug. Die conservative Partei hatte sich ebenfalls gewendet. Es war noch kein Jahr vergangen, seitdem die Eommisflon- de» Abgeordnetenhauses — in den grundsätzlichen Ent scheidungen mit allen gegen die sechs ultramontan-polnischcn Stimmen — den Goßlcr'i'chcn Entwurf erstmals durchberatbcn batte. Damals hielten auch die Eonservativen an der An sicht fest, daß ein preußisches Schulgesetz nur von den preußisch- staatlichcu Parteien geschaffen, daß obne Schaden für den Staat aus die ErntrumSforderungcn nimmermehr Rücksicht genommen werden könne. Jetzt batte der neue Entwurf die wichtigste» EentrumSsordernngen selber in sich ausgenommen und — nun mit einem Male sollte cS ohne Schaden für daS Christcn- thum nicht möglich sein, dieselben abrulehnen. Die consrr- vativ« Partei war bereit, ,m „Großen und Ganzen" dcn Entwurf hinzunehmen und sie trug nicht das mindeste Be denken, den Entwurf ausschließlich mit dem Eentrum, gegen alle übrige» Parteien zu Stande zu bringen. Begreiflicher Weise trug dies wesentlich dazu bei, die ohnehin große Beunruhigung im Volle noch zu erhöben. War doch jetzt der nnniittclbarcn Gefabr ins Auge zu scbrn, daß der Ent wurf auch wirklich Gescp werde, und die weiteren Folgen für die Gestaltung der innere» politischen Lage ließen sich mit Händen greifen. Schloß die conservative Partei hier, aus einem so wichtigen Puncte, »nter Verleugnung ihrer besseren Vergangcnbeit als gemäßigte Partei, den Bund mit dem Eentrum, so war von ibr der Boden verlasse», auf dem zwei Jahrzehnte und länger in dcn größten vaterländischen Fragen die Verständigungen stets nach der Mitte hi», mit de» Frcicvnservativen und Rationalliberalen, gesucht und getroffen waren. Konnte sich hier, bei der be deutsamsten Entscheidung Uber da» Geistesleben deS Volkes, die eonscrvalive Partei nicht mehr entschließen, den gemäßigten Liberalismus als Vertreter einer vollberechtigten, von weiten Kreise» getragenen Richtung anzucrkenncn und ihm rcm- ciitsprechcnd auch nahe zn bleiben: ans welchem anderen Ge biete war dann noch ein Ziigcftänduiß von conscrvativcr Seile, ein Zusammenwirken im Wege billigen Entgegen kommens zn erwarten? Es mußte folgerichtig damit gerechnet werte», daß künftighin die conservative Partei grund sätzlich und überhaupt nur noch mir dem Eentrum die Ge schäfte in Reich und Staat besorgen wolle. Die Regierung aber wäre auf die Länge der Zeit gar nicht in der Lage gewesen, dauernde Verpflichtungen gegen diese conscrvaliv- llcrikale Mehrheit von sich zu weisen, selbst wenn sic c» gewollt bätic. Es schic» aber durchaus nickt, als ob sie die Unterstützung dieser Mehrheit ablebncn wolle. Aenßernnge» deS Reichskanzler- und dcü EultuSministerS („Hier scheite» sich die Geister") bezeugten vielmehr das Gegcntheil. So war also auch — zum ersten Male seit dreißig Jahren wieder — der unmittelbaren Gefahr einer conscrvaliv- Ucrilalcn Neactio» inü Auge zu sehe», uud man konnte sich nur iiumcr aus -Reue darüber verwundern, wie am RcgicningS- lisch kein Veistäildniß dafür auskoinme» wollte, daß dieser Stand der Tinge weithin ernste Sorge und tiefe B«u»r»bigi»ig erzeugen mußte I Um so größere Befriedigung gewährt der Rückblick auf die kraftvollen Regungen deö Volksgeisleö in jenen Tagen. Mit Entschlossenheit vertraten die bis weit in die conscrvaiivcn Reihen kineinragentenGegner deS Entwurfs ihren Slandpunct vor der Oeffentlichkcit. Besonderen Nachdruck erhielt die Bewegung dadurch, daß dieselbe in keiner Weise als im Interesse einer einzelnen Partei entstanden war oder geführt wurde. Ten politischen Führern und den Mit gliedern der parlamentarischen Fraclioncu war cS nicht mal möglich, thälig in die Bewegung einziigrciscn, sic waren in ernster Situation in Berlin scstgcbaltcii. Vielmehr erliilt die Bewegung ibren Antrieb und wurde geleitet von den bürger lichen Schichten draußen im Lande selbst, von den Vätern, die um die künftige Erziehung ihrer Söhne besorgt waren, von den Vertrauensmännern der bürgerlichen Gemeinden, den Mitgliedern der städtischen Körperschaften und der Selbst verwaltung überhaupt, die ihren berechtigten Antheil an der Ausgestaltung eines hochentwickelten Schulwesens gefährdet sabcii, und von dem nationalen Element, das die preußisch- deutsche Eullur nicht in ultramontaner Umtlammerung gehemmt wissen wollte. Die Bewegung nabm auch kein anderes Ziel, als nur die Beseitigung diese» hochbetenklichen Gesetzentwurf», nicht im Mindesten aber den Nutzen der einen oder anderen Partei. l' Berit», 10. September. Trotzdem die „Nörgler" und ..Stänker" im vorigen Jabre ans der socialtcinokratischcn Partei tbeilS „hcraiiSgeslogcn", theilS freiwillig aiiSgcschicten sind, wird e» auch auf dem diesjährigen Parteitage an solchen, „der Polizei und der Bourgeoisie in die Hände arbeitenden" Elementen nicht fehlen. Ta» beweisen die Ver handlungen in der letzten Bersammlung de» socialdemokrati»
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