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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920916015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892091601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892091601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-16
- Monat1892-09
- Jahr1892
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WGVUUUkMkNWPkVLV Pl» her Hauptezpedttton oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Au«» aavestellen ab geholt: vierteljährlich ^!4.ü0z »ei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haut >l bbä. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich ^9 S.—. Direct» tägliche Kreuzbandsendung tut Ansland: monatlich S.—. Die Morgen-AuSgabe erscheint täglich'/,? Nhr, dt« Abeod-AuSgab« Wochentags b Uhr. Redaktion und Lr-edMoa: A»da»nrS,afir 8. Die Expedition ist Wochentag- auaaterbrochn» geöffnet vou früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt» «-»»'s »arti«. («lfre» HahaX UaiverMttstrab« 1. ^ Laut. Lischt. «ayarkmstr. ich v-rt. uud «önIgSplatz 7. Morgen-Ausgabe «MM, TllgMlllt Anzeiger. LrM für Politik, LocalMW, Handels- «nd Geschäftsverkehr. T«serttotMee^ Die 6 gespaltene Petitzeile 20 E« Reklamen unter dem RedackionSstrlch (4 ge» spalten) 50^Z, vor Len Familiennachrichlen (6 gespalten) 40^. Gröbere Schritten laut unserem Preis» Verzeichnis). Tabellarischer und gtfferusatz nach höherem Tarif. 6ptra-Veilngen (gesalzt), nnr mit de» Morgen-Ausgabe, obne Posibesörderung 60.—, mit Posibesörderung 70.—. Ännahmrschluß für Znserale: Abeud-Au-gab«: Vormfttag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4UHL Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Lei deu Filialen und Aunahmeslellea je ein« halbe Stund« früher. Inserat» sind stet» an di« ErZeNtte» zu richten. Druck and Verlag von S. Pol» in Lelpzlg. Freitag den 16. September 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, Ni» Wahl von Wahlmännern zur HandelSkaiumrr brtr. Zur diesjährigen Srgäuzuiigswahl für die Haudrlstammcr sind zunächst die Wahlinänner durch Urwahl. für welch« wir Herrn Skadlrath Scharf al» Wahlvorsteher und Herrn Stadtrath Meißner al» stellvertretenden Wahlvorsteher zur Leitung berufen haben, zu ernennen. Es werden daher alle in Leipzig, sowie im Bezirke der Königliche» Amtshauptmannschaft zu Leipzig wohnhaften Kauf- leute uud Fabrikanten, welche a. mit über 1900 Einkommen nach ß 1? unter 6 de» Einkommensteuergesetze» vom 2. Juli 1878 im Ortssteurr- kataster eingeschätzt, b. 25 Jahre alt, v. nicht nach de» bestebenden Gesetzen vom Stimmrechte in der Gemeind« oder in Folge der Berüdung eine» Le» brechen» von deu staatsbürgerlichen Siechten auSg» schlossen sind, sowie die Vertreter und bez. Besitzer der im Bezirke gelegenen si-ca- lischea und communlichen Gewerbsanstallen, Esjeiibahu., Schiffsahr!»., Bergwerk», und Steinbruchsnnicrnehmungen, soweit sie den unter d und o angegebenen Bedingungen genügen, bez. Le» unter a o». gegebenen Lenin» erreichen, geladen, zur Ausübung ihres Wahlrechts und bei Verlust des letzteren sür di» >etzt vorzunehmende Wahl Sonnabend, den 17. September 1892, in den Stunden von S—12 Uhr vormittag» und 2—6 Uhr Nachmittag» t« Wahllokale, dem Stadtvrrordiirte»-Sitz»ngs- saale tn der alten Handel»börse am Naschmarkte hier, in Person sich eiazufindea und einen mit vv Namen wahlbarer Per. souen versehenen Stimmzettel abzngebe». Zur Legitimation hinsichtlich ,eine» Wahlrecht» bat jeder Wäh lende die Quitt««« »der Entrichtung »er aus den 1. Dermin d». 2». zu zahle« gewesenen Einkommensteuer oder ein an der betreffenden Steurrhebrftrlle kostenlos z» rrlangrnSeSZel,giltst, daß er — der Wählende — «tt dem zur Dhriluadme an der Wahl »erechttgenden Einkommen »eranlagt sei und die die», bezüglichen Steuer« entrichtet Hab«, vorzuwetse«. Außerdem haben diejenigen Wähler, welche ihr Wahlrecht al» Brrtrrter «tue» Geschäfte», dessen im Ortskataster eingetragene» Einkommen nach tz. 17ck de» Etakommenstenergesetze» nicht au», reicht, um sämmtltch« Dheilhabee al» wahlberechtigt zu betrachten, a»«übeu wolle», sich durch et» Zengnth der persönlich hastenden Dheilhabee de» von ihnen vertretene» Geschäfte« zu legitimiren, ebenso Vertreter juristischer Personen, bezw. fiscatischer und commun- licher lluteruehamugru durch et» Zmgulß der Vorstände uud Dienst, behörden. Wählbar find all« Stimmberechtigten. ' Leipzig, am 90. August 1899. Der Rath »er Stadt Leipzig. lü 8ü. vr. Grorgt. Tlauh. Oeffentliche Sitzung der Handelskammer Sonnabend, den 17. September 18V2, Nachmittag» 9 Uh t» deren Sttzungosaale, Nene VSrsr.Tr. 4. I. LageSordnnng: " gistrand«. richte de» Herrn Schnoor über di» jüngsten Sitzungen > Eäntgl. Sächsische«, Etsenbahnrath« und de» Vczirks- senbahnrath« z« Erfurt. 1. Vegistrand«. L. Bericht« de» de« Eöntgl. l Etsenbahnrath« »> 9. Bericht de» verfassang»- und Wahl-AuSschuffe», die Zuwahl eines Mitgliedes an Stell« de» durch Tod an-geschiedeae» Herr, Walther brtr. 4 Bericht de» HandelSgesttzgebung». Ausschüsse« über ») per- schied«»« »«suche, da» Schltrsten brr Automaten in Gaft- Wtrthfchaften a« Sonntag betr.; d) eine Anfrage weg»» Behandlung der die»jähriaen MichaeliS-Mktzwrchsrl. b. Bericht de» Berkehrr-Autschuffe» über die Vorlage de- Kaiser» lichea Postamt» l. hier und über da» von der Handel», kammer za Von« mttaethetlte Gesuch, anberweit« Fest» fetznn» ber Schalter-rtenftftnnben »er Post detr. Hieraus nicht-ösfrutliche Sitzung Lekauutmachung. «an« ^«a vorzuarhmendrr Pflafternngrorbetteu wird »«» IS. tzss. bi« Msenbahnftraftr zu Leipzig-Lindenau auf der zwischen der Friedrich August» und der Karlstrab« gelegenen zwischen der Fru Streck« für Ulen Fahr« Plagwitzer Frtodhof« sich ,«sperrt. Leipzig, am 14. September 1892. erkrhr, mtt Ausnahme der nach dem bewegende, wage» der Letlhenzüge, L 18664 »er biath »er Stabt Leipzig. vr. Grorgt. St, tahl. Lekanntmachung. geschiofie«. Leipzig, de» 19. September 1892. Ser >atb »er Stabt Vr. G»> 1°. 4888. eorgt. Lekauutmachunr. oriu» Nachdem die kranken- und vegräbnisteafie der Zimmer» geselle« tu Leipzig und Umgegend in der am 10. Jul, e. patt- gefundene» Geoeratversammlaag ihre Auslösung beschlossen hat, nimmt dt» Unterzeichnete Lass« hienntt Veranlassung, die Herren : derauf hinzuwetsen, daß versichernngspslichNge Ptitgliedrr lach Vorschrift de» Kraokenversicherungsgejetzes binnen >m Erscheinen dteser vekauatmachung an gerechnet, »orgeschriebeue» Formular« zur Anmeldung zu Arbeitgeber l dieser Loste 3 Dag«, > mittelst de» bringen find. Bet Ntchteiuhaltuug dieser Meldefrist treteu di« Nachtheil» der tt. b0 uud 91 de» «aaezogenen Gesetze» i» Kraft. Leipzig, ,« 14 September 1892. Sio vrtskrankencaffe für Leipzig «nb Umgegend. Albert Brockhau», Vorsitz», der. «. Bekanntmachung. Di« fernere NnSgabe von Synagogenkarten findet Freitag, b»n 1«. September, 3—b llhr Nachmittag» t» der Gemetudekunzlet (Vynegogen^bände, I Drepv« hoch) statt. Wir bitten, bei Abholnng der Karten dt« bisherigen Korten und Der Vgrsikud k« IsrMliüfche» Nelißi«>s§r»eiaHe -a Leipzig Lekanntmachung. Nachdem die ventral-kranken- »Ild Brgräbnitzeaffe für die Mitglieder de» Untc» stützungSverciuS der Btldhaner Drntfch- iaiids in ihrer Generaivcriaiiiinlung vom 7. Juni c. beichlossen hat, ich aufzulösen, nimmt die Unterzeichnete Lasse hiermit Veranlassung, die Herren Arbeitgeber daraus aufmerksam zu machen, dass verficht, runqspsiichtige Mitglieder dieser Lasse nach Vorschrift de» Kranken- versicherungsgesetzcs binnen 3 Tagen, vom Erscheinen dieser Be- kaniitmachung an gerechnet, mittelst de» vorgcschriebencn Formular» zur Anmeldung zu bringe» sind.! Bei Nichleinhaltung dieser Meldefrist treten die Nachtheil« der §I. 50 und 81 de» angezogcnen Gesetze» in Kraft. Leipzig, am 14. September 1892. Die LrtSkralikrnrasfe für Leipzig nud Umgegend. Albert BrockhauS, Vorsitzender. G. Lekaniltmachung. Nachdem die Kranken- und vrgräbuiszraffe der Kürschner, Sattler. Riemer, Beutler, Pofamrnttrrr, Strumpfwirker und Friseure für Leipzig und Umgegend (e. H.) in der am 30. Juni diese» Jahres siaitgcsundene» Generaiversamniluna ihr« Auflösung beschlossen hat, nimmt die Unterzeichnete Lasse hiermit Veranlassung, die Herren Arbeitgeber daraus hinzuweiscn, daß per- sicherung-pslichtige Mitglieder dieser Lasse »ach Vorschrift de» Krankeuversicherung-gesetze» binnen 8 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung a» gerechnet, mittelst des vorgcschriebenen Formular» zur Meldung zu bringen sind. Bei Nichteinhaltung dieser Meldefrist treten dl« Nachtheil« der . bO und 8l de» «»gezogenen Gesetze» In Kraft. Leipzig, am 14. September 1892. Die Lrrokrankciicassc für Leipzig uud Umgegend. Albert BrockhauS, B^rsttzcuder. G Loncursverfahren. Da» Coneur-versohren über da» Vermögen de» Vaunnternehmrr- Aran» Mahler zu Wriszrnsrl» wird nach erfolgter Abhaltung de« Schlutztermtns hierdurch aufgehoben. Weißens«!», de» 10. September 1892. Königliche» Amtsgericht. Abthetlnng 1. Jur inner» Lage. Die Klasse über die Unklarheit der politischen Lage der» schwindet nickt mehr au» den Organen der öffentliche» Meinung in Deutschland, und wir begegnen idr auch in den maßgebenden österreichischen Blättern. Diese Klage bat köre volle Berechtigung der Regierung gegenüber, welche ihre Ab- sichten nicht offen darlegt und nicht zu Ereignissen Stellung nimmt, die da» deutsche Volk in fortdauernder Aufregung erhalten, wie die Mainzer Katholiken-Bersammlung und die angekllndigte Militairvorlage. Abgesehen davon, ist die Lage so klar, wie sie nur irgend sein kann. E» besteht in Deutschland eine mächtige Partei, die leider nicht deutsche, sondern päpstliche Interessen verfolgt, die den Kaiser als dir zweite Person betrachtet, den Papst al» die erste. Der Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft ist so alt wie die Weltgeschichte, wir begegnen ihm in allen Eulturstaaten de» Alterthnm», die größte Bedeutung bat er aber seit Einsetzung de» PapsttyumS erlangt. Es ist bekannt, welche Macht da» Papstthum im Millelaster auSübte, in jenen Zeiten, wo dir kaiserliche Macht neben ihm zur Brdeutung-losigkeit herabsank. Gerade nach den Lehren, die unsere deutsche Geschichte ertheilt, war die Hoffnung be rechtigt, daß da» neue Deutschland nach Erreichung der Ein- heit die Macht de» Papstthum« sich sernbalten würde. Nach einem historisch erhärteten Gesetz folgt auf eine auswärts strebende Entwickelung stet» eine Gegenbewcgnng, auf die Aktion eine Reaction. Auf Luthers Reforma tion folgte der dreißigjährige Krieg, auf die sreisinnig- kirchlichen Anschauungen Friedrich'« des Großen folgte der christlich-germanisibe Staat unter Friedrich Wilhelm I V. Dieser christlich-germanische Staat bildet die Brücke für di« heutigen Anmaßungen der CcntrumSpartci, die eine» Keil in die deutsche Einheit zu treiben geeignet sind. Eö ist der versuch gemacht worden, die Herrschaft des PapstlbumS in Deutschland zu brechen durch die vom deutschen Geiste getragene Bewegung gegen die Tozmatisirung der päpstlichen Unfehlbarkeit. Diese Bewegung hat ihr Ziel nicht erreicht, auf halbem Wege ist die Umkehr geschehen, und alle Errungen schaften de» Eulturkampfe» sind heute dis auf geringe Reste verloren. Dieser ungeheure »lvralische Verlust ist nicht daß Ergebniß innerer Nothwendigkcit, sondern der Handels- geschäsle, durch welch« daS deutsche Reich seine idealen Güter argen die Bewilligung von Forderungen für seine finanziellen Bedürfnisse und für die Ausrechthaltung seiner mistlairischeo Leistungsfähigkeit preisgegeben hat. Das deutsche Volk in seiner großen Mehrheit hat mit dieser GeschäflSlbLtigkeit nicht- gemein, sein Streben ist viel mehr dahin gerichtet, sich von einer Partei unabhängig zu machen, die ein Zwitterdasein zwischen Nom und Berlin führt, die sich deutsch nennt und doch päpstlich ist. ES herrscht eine gewisse Scheu bei den toleranten Protestanten, den con- fessionellen Gegensatz zu den Katholiken in seiner wahren Bedeutung hervorzukehrrn, ihnen klingt stet« das Wort Friedrich « ll. in den Ohren: ,Jn meinem Staate kann Jeder nach seiner Fatzon selig werden", aber wenn man den Protestanten zu Gemüthe subrt, daß sie im Grunde ge nommen doch nur Aufrührer sind argen das Papstthum, die sich ihrem angestammten Herrn früher oder später wieder zu unterwerfen haben, so reizt man sie dadurch zu einem Widerstande, für den die Toleranz, die Duldsamkeit gegen die religiösen Uebcrzeugungen Antcrer als Waffe nicht au»- reickt. In diesem Falle befinden sich die Protestanten dem Mainzer Katbolikrntagc gegenüber. Wollen die Vertreter der katholischen Eonfession die Dinge aus die Spitze treiben, so mögen sie da« thun, sie beschworen aber dadurch Kräfte berauf, denen sie auf die Dauer nicht gewachsen sind. Xs gnick nimisl (Uebcrmulb tlnst selten gut, in etwa» freier, dem deutschen Geiste entsprechender Uebersetzung.) Wenn Herr v. Schorleiuer finde», daß der Unglaube auf den Uni versitäten große Familienähnlichkeit mit dem AtheiSmu» der Socialdemokrati» habe, und wenn daran» die Schlußfolgerung gezogen wird, daß di« grsammre deutsche Bildung unter die Aufsicht der Geistlichkeit gestellt werd«, müsse, so ist dsmit di« Grenz« irrricht, »» di« vo nt ä«»-Politik, di« Politik dcS Schachers, in ibrer ganzen Verderblichkeit bloßgestcllt ist und deshalb vollständig außer Ucbuug gesetzt werden muß. Die Bewilligung der höchsten Suiuiue um diesen Preis gleicht dem verkauf dcS ErstgeburlSrcchtS Esau'S au seinen Bruder Jacob für ein Liusciigerichk, »ur mit dem Unter schiede, daß eS sich bei dem vorliegende» Tauschgeschäft um die höchsten Interesse» eines großen BotkcS bantelt. Man wende nicht ein, daß der Zeitgeist ein solches Geschäft ohnehin wirkungslos macht; die geistige Entwickelung der großen Menge steht noch aus einem scbr niedrigen Standpuncte, daS zeigt daS Hcrvortrclcn dcS Aberglaubens bei jeder Gelegen heit selbst in Kreisen, die man von dieser Geisteskrankheit gänzlich frei erachten sollte. Tie Bildung der Massen schreitet sehr langsam und schrittweise vor, und jelbst die Schule übt in dieser Bczicbung eine wesentlich formelle Wirkung. Lesen, schreiben und rechnen lernen die Volksschüler alle leicht und in vcrbältnißmäßig kurzer Zeit, aber ein selbstständiges Urtbeil erwerben nur die Wenigste» durch Schulunterricht. Unser innere Lage leidet augenblicklich an der Abneigung an maßgebender Stelle, einen Entschluß zu fassen, oder wenn er bereits gefaßt sein sollte, ihn öffentlich kund zu gebe», unumwunden auSzusprcchen, ob die Regierung ferner noch niit dem Ecntrum zu geben gedenkt oder nicht. Die öffent liche Meinung aller auf den Fortschritt der Menschheit bedachten Kreise ist entschlossen, den unnatürlichen und heebst verderblichen Einfluß der EcntruinSpartei zu breche», auf keinerlei Eompromisse ferner mit dieser außerhalb der Iulcr- essen de» deutsche» Reiches stebeudcn Partei cinzugehcn und lediglich DaS zu tdu» und dasür einzutrete» >m deutschen Reichstage wie in dem Landtage der Einzclstaatcn, was die deutsche Sache erheischt. Tie Interessen dcS Papsttbum», besonder- die politischen können von uns nickt unterstützt, sondern müssen sogar energisch bekämpft werden; denn die Vertretung dieser Interessen, wie z. B. die Anerkennung der französischen Republik, hat den ersichtlichen Zweck, die deutschen politischen Interessen zu schädigen. Wir süblen den politischen Einfluß de« Papstthum« aus Schritt und Tritt; wir scheu, wie er bei unseren Verbündeten in Italien und in Oesterreich-Ungarn thätig ist, um einen Zustand herbeizufllhren, der ohne einen groben Krieg nicht denkbar ist, und wir sehen, daß unsere katholischen Mitbürger von den Leitern der Bewegung in eine Bahn gelenkt werden, von deren wahrer Bedeutung nur ein ganz kleiner Bruchtheil eine Ahnung hat. Demgegenüber können wir nicht oft und nicht laut genug unsere Forderung wiederholen, daß die EentrumSpartci als eine uudcutsche und in vielen Beziehungen den deutschen Interessen feindliche Partei bekämpft und zurückgewiesen werde. Die ganze Partei ist ein Kunstprvduct, sie wird durch die Macht dcS Klerus über eine meist unselbstständige und nicht nrtheil-fähige große Masse zusammcngebaltcn und beruht auf Wahlen, die unter geistigem Druck vollzogen werden. Tie lange Zeit der geistlichen Herrschaft, Gewohnheit und Denk faulheit haben hier Zustände erhalten, die nur durch groß« Thatkrasl von gegnerischer Seite auSgerottcl werden können. Aber leider vermissen wir in dieser Beziehung jede Initiative von Seiten der Regierung. Da wir aber aus Selbsthilfe angewiesen sind, so müssen wir davon den ausgiebigsten Gebrauch machen, wir müssen unsere Gegner in geschlossenen Reihen mit derselben Energie bekämpfen, di« sie gegen un« anwenden. * Deutsche- Reich. U Vrrltn, 15. September. Eine« der neueren Gesetze, welche- die erfreulichsten Erscheinungen im Gefolge hat, ist da» Gesotz über die Erwerbs- und WirthschastS- genossenschastcn vom 1. Mai 1889. DaS Gesetz war bestimmt, das gleiche vom Jahre 1868 zu ersetzen, und hat sich namentlich bezüglich der hauptsächlichsten Aciidcrung, welche e« mit dem letztere» vorgcnommen hatte, außerordentlich gut bewäbrt. Unser GenossenschaflSwcsci, litt in den letzte» Zeiten vor Erlaß de« Gesetzes vom l. Mai 1889 unter dem Mißtrauen weiter Bevölkerung-trcisc. Man hielt sich ängst lich von den Genossenschaften zurück »mb batte auch guten Grund dazu, weit eine ganz beträchtliche Anzabt der letzteren zumeist infolge gewissenloser Geschäftsführung Ziisammcngcbrochcn war und dadurch ganze Familien an den Bettelstab gebracht wurden. Solche Folgen der Eou- cursr von Gciivffcnschaslcii waren vielfach nur möglich in Folge dcS gesetzlich vorgeschriebe»?» Zwange« zur Annahme der unbeschränkten Haftpflicht. Das Gcietz vom l. Mai 1889 stellte sich deshalb als Hauptaufgabe die Einführung der beschränkten neben der unbeschräntlcn Haftpflicht. Da mit war, wie sich von Jahr zu Iabr mehr zeigt, der Ent wickelung des deutschen GenossciischaftSwesciiS ein großer Dienst geleistet. Die Berichte, welche der verband der Erwerb»- und WirthschaslSgenoffeiischaften jährlich über den Umfang des GenosscnschaslSivcsenS herausgiebt, legen hierfür Zeiigniß ab. Sie können ja ihrer private» Natur gemäß nicht lückenlos sein, liefern aber ein im All gemeinen durchaus zutreffendes Bild dieser Eiittvickclung. Nach dem neuesten der Berichte hat sich die Zahl der Ge nossenschaften überbaupt seit dem Inkrafttreten de» neuen Gesetze» um etwa 200» gcbobcn und sind in den letzten drei Jahren Uber 1000 Genossenschasten mit beschränkter Haft pflicht errichtet. Wenn man erwägt, daß die letztere Zahl eia Achtel sämmtlicher Genossenschaften au-inacht, so wird man zugeben müsse», daß mit der neuen Haflsorm einem weit gcfübltrn Bedürfnisse abgckolfen ist. Zu der bcinerkens- werthen Weiterentwickelung des GenosscnichastSweseiiS mit der unbeschränkten Solitarbast hat vornehmlich wobt die in dem neuen Gesetze vorgcschriebene Revision beigetragen. * Vrrltn, 15. September. In dem bereit» erwähnten Artikel de» unter der Leitung de» Herrn von Helldorss stehenden .Conlervativen Wochenblattes" über den Mainzer Katholikentag und die Stellungnabme der ertrcm-conservativc» Blätter zu demselben heißt eS u. A., da- Drängen aus die Wiederherstellung de» Kirchen staate« sei der wundeste Punct bei dem Wunsche der Kreuz- zeitungSleute» mit dein Eentrum näbcr zusammen zu rücke». „Freiherr von Schorle«,r sorderte tu Mainz den Aufbau de« christlich . aerma,«scheu Steute« tu Deutschluud. Sehr »otl; «ß. «, »ers,»nb«uer »,«^st,Itu,L da« Ziel, »ach dem euch »ir streben Ater Kretterr »», Gchürlmner »»«,N unter den Forderungen, au» deren Erfüllung sich der christlich-icnna- nische Staat ergiebt, in erster Linie die Wiederher st r I I n» g der territorialen Unabhängigkeit des Papste». WaS kümmert un» die weltliche Herrschaft de? OperhaupIeS der kalholiichen Kirche? Indessen der conservaiivste Politiker de» Ceniri»»» kennt keinen christlich «germanischen Staat, der nicht auch diesen Vesiandlhcit cnihalt oder, genauer gesagt, in diese Spitze ausläilst, die ihn mit den christlichen Staaten a»derer Ra- lionen als wahrlich nicht nnr decorativ gedachte Krönung verbinden soll. Und das Centrum kennt keine Bundesgenossen- schuft — ei» Thor, wer andcrs glaubt —, von der e» sich nicht eine Förderung nach diesem Ziele hin verspricht. Da sehe man sich doch wohl vor, wo der Weg unvermerkt nach der Richtung einbiegt, in der au» der srci dastehenden Ncbenpariei die gemißbranchle .vilfskrast oder aus der „unterstützten" Regierung der geschobene und adbängige Freund wird. Auch Graf Va.leslrem verkündele schallenden Ton» und initcr stürmischem Beifall in Mainz, daß der Papst sür keinen LcUholikc», der diesen Namen verdiene, je eine Verlegenheit werden könnte, Last da» Ecntrum »nzertrenntich vom Papst wäre und sich al- eine Garde Sr. Heiligkeit in Rom delrachle. Ja, da muß sich doch — so viel Ossenherzigkeiten aus dem Mainzer Kaiholikentnge rechtfertigen dieselbe deutliche Sprache aus unserer Seile — die Frage ausdrängen: Wein macht man hier eigentlich etwa» vor? Dem Papst, dem man vethenert, dich seine Fiaiizüselcicii — denn daraus erstreckte sich in nicht bezweiscl- barer Beziehung die a» einen Artikel der „Uöln. Ztg." a»k,iüvsc»de Wendling — keine Verlegenheit sür da» demsche Lciilrum bildeten, und vor dem man in diesem Gedankeiizusaninienliang da» Leiitriim als eine unbedingt verläßliche Leibgarde defilier» läßt, oder der deiitschen Rcrchürcgicruug und den patriotischen Deutschen, denen man versichert, daß da» Centrum von der dreibuiidseindliche» und franzoscilsreund- lichcn Politik de» Papstes so „zcrtrennlich" wie nur möglich wäre und nicht» von ihr wissen wolle? Man iiiuß in de» Kreisen der Wortführer der Mainzer Kc>lholik»»versan»»I»mg anncymen, daß die Tage, wo man Fragen von einem so kritischen Dilemma mit Lriijt ansasste und nicht über alle sich so ausdrangcuden Bedeuten mit «iuem Hurrah sür da» regierungssreliiiLIich gewordene Centrum hinwegsetzte, iu dem politischen Lebe» Deutschlands vorüber sind. Denn andere» Fall- würde man doch da» Mißlich« gesuhlt babeu, gerade in einer Versammlung, in der tn verschiedenen Variationen die Interessen de» Papste» al» Mittclpiinet und Schlußzicl der Politik de« Centrum» proctamirt wurden, die Ansprüche der Katholiken aus die döchslen VerirauenSsielleii im Rath» der Krone tu Preußen und Deutschland zu betonen." Au- den Mitthciliingen Or. Lieber'» über die Zurück» zichiiiig dcS IesnitekiaulrageS, die erfolgte, um da« zur Zeit Erreichbare, daS preußische VolkSschulgescy, nicht zu gefährden, zieht daS Hclldorsf'sche Blatt den Schluß: „Herr Or. Lieber bekennt auf da« Offenherzigste, daß die Zurück- »lehmig de» Iesuttenantraget ein Coup zur Beruhigung schwacher Grmüther, ein Versuch, dl« Erkenntattz der evangelischen Bevölkerung, wohl» dt« Reise führen sollte, zu verwirre», um nicht zu lagen, dies« evange lische Bevölkerung zu dupiren, war. * Berlin, 15. September. (Telcssramm.) Der Kaiser beabsichtigt sich heute Abend mittel» Sonderzug« auf der Stettiner Bahn nach Anklam zu begeben, um dort morgen vormittag den in der dortigen Umgebung slattsindcnden Manöver» der 3. Division beizuwohnen. Die Rückkehr wird wahrscheinlich morgen Mittag auf demselben Wege erfolgen. — Dem „NeichSanzeiger" zufolge ist da» herrenlose, zwischen Herero- und Ovaindoland innerhalb der deutschen Interessen sphäre SüdwestafrikaS gelegene Gebiet nach Genehmigung dcS Kaisers unter Schutz des deutschen Reiche« gestellt worden. — Der „NeichSanzeiger" veröffentlicht die Be stimmungen, betreffend die Etnsetzuna der Eholera- comMission sür die Dauer der Eholerainvasion. Die Eboleracymmission soll den Gang der Cholera versolffen, Er- bcblingen veranlassen und da» gewonnene Material zur Förderung wissenschaftlicher Kenntnisse über dir Cholera verarbeiten. — In Bezug auf die völkerrechtswidrigen Vorgänge, Welche sich, wie wir a» anderer Stelle berichtet haben, in Venezuela abgespielt haben, erinnert die ,N. Pr. Ztg." daran, daß seit Anfang Juni in La Guayra die Kreuzer» corvette „Arkona" slationirt ist, welche eigentlich zum Kreiizcrgcschwader stoßen sollte. Sic hat schon verschiedene Fabrtc» a» der venezuelanischen Küste gemacht, so z. B. nach Puerto Eabcllo, und Ende August auch nach der vor der nördlichen Küste liegenden Insel Curatzao; anscheinend baben auch Unruhen, bei denen deutsche» Eigenthum und Leben bcLroht war. dazu Veranlassung gegeben. Vorläufig ist noch keine Aussicht, daß die „Arkona" dl« veuezuelaaische Küste verlasse» kann. — Ob e» zur Vorlegung «ine» Gesetze» über da» AuS- wanderung-wesen oder gar eine- Gesetze» über den Unterstützung-Wohnsitz an den Reichstag in dieser Session kommt, ist, nach der »M. Z.", noch nicht abzusehen und berüglich der Vorlage über den UarerstützungSwohnsitz mehr al« zweifelhaft. — Zum Falle Holzmann erklärt der „Vorwärts", daß seine Darstellima von Anfang bi» zu Ente den Tbatbestand actenmäßig darlcgt. Da» socialdemokratische Blatt fährt dann fort: „Holzmann ist beute noch lnhaftlrt, trotzdem der Reichskanzler, Gras von Caprivi, bereit« am lt. September Abend«, auf ein« an ihn am Nachmittag desselben Tage» ergangene Vorstellung in einer amtlichen Zuschrift autdrückltch sestgestellt bat, daß eine Aus- lleseruiig seiten« Rußlands nicht deaiilragt worden ist, daß Holz- manii aus Grund der allgemeinen Landespoltzeigeietz« vom Magde burger Regier,ing»prai>d»nlen au» Preußen ausgewiesen ist, und daß die kaiserlich russische Regierung sich bereit erklärt bat, ihn als russischen Unteribon »ach Rußland zu übernehmen. Unzwetselbast tragt die vom Reichskanzler abgegebene Erklärung, die auf amtlichen Recherchen beruht, »inen ofsieielleu Charakter. WeShatb also be findet sich »tn aus Grund der allgemeinen Landelpotizetgesctz« au» Preuße» ou-geivtesener Ausländer auch heute noch hinter Schloß und Riegel? Weshalb wird Holzman» nicht so be handelt, wie die« "sonst der Brauch ist bet Au-gewiesenen? Weshalb wird Holzniann nicht kurzerhand au» Preußen ver wiesen, indem man ihm die Wahl der Grenze überläßt? Sonst ist es gang und gäbe, daß sogar den Ausländern, di« iu Preußen wegen gemeiner Bergede» »nd Verbrechen de« Lande» ver wiesen weiden, nicht nur gestattet wird, die Grenze zu tlberschretle» da, wo e« ihnen beliebt, sondern auch zur Ordnung ihrer Angelegen heiten Tage und Wochen lang noch sich t» Preußen aufzudaltrn, woraus sie unbeanstandet ihren Wohnsitz in einem ander» deutschen Bundesstaat nehmen. Warum wird hier eine Aulaahm» ge macht? Hier wo «» sich nicht um eine» verbreche» handelt, sondern um einen jungen Mnnn, her, »t, wissen nicht en« Gründe«, de» ttaghednrg«, VehSrde» „lüstt," erschein«.
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