Delete Search...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1892
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-11-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921129026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892112902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892112902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-11
- Tag1892-11-29
- Monat1892-11
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
NLo««eme»tSpreiS I» d« hauptexpeditlou oder den Kn Stadt» betirk und de» Bororten errichteten AuS. vadestellen abgeholt: vierteljährlich ^14.50» bei zweimaliger tägllcher Zustellung ins Hau« 5.S0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte täglich« Kreuzbandjenduag in» Ausland: mouatlich >l S.— Die Morgen-AuSgab« erscheint täglich'/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags b Uhr. Ne-aclilm und Erpe-ition: IohannrSgasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend« 7 Uhr. Filiale«: Dtt« «le»»'« Tortim. («lfretz Hahn), Ualversitätsstraße 1, Lauts Lösche. Satharioenstr. 14, pari, und Sönig-pla» 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JnsertionSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile L0 Pfg. Reelamea nnter dem Redactiousstrich (4gl» spalten) bO^j, vor den FamUirauachrichte» (6gespalten) 40 >4- Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und gtsseruja» nach höherem Tarif. Svtra-Vetla,e« (gefalzt), nur mit de. Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderuug 60.—, mit Postbesörderuug ^l 70.-- Iinnahmeschluß für Inserate: Abeud»Ausgabe: LormittagS 10 Uhr. Margeu-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn, und Festtag« früh '/»8 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher. Inserat» sind stets an die Expediti» zu richten. Druck uad Verlag von E. P olz tu Leipzig. .M 8l«. Dienstag den 29. November 1892 s Bestellungen für den Monat Deeembev auf das „Leipziger Tageblatt" zum Preise von 2 Mk. bei täglich zweimaliger freier Zustellung ins Hans nehmen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie die Hauptexpedition: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharinenstrasre 14, Königsplatz 7 und Universitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise von 1 Mk. 6.1» Pfg. für Monat Tecember — abgeholt werden: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Llttol, Colonialwaarenhandlung. Peterskirchhof 5 Herr Zlax >!ortN, Buchbinderei. Beethovenstraste 1 Herr ^Ilvoü. I'otvr, Colonialwaarenhandlung. Pfaffendorfer Ltrastc 1 Herr IHtx N'vlrvi', Colonialwaareilhandlung. Brühl 8V (Ecke Goethestrafte) Herr Norm. Ä1o88ke, Colonialwaarenhandlung. Ranftfches gZästchen 6 Herr f'rioiii. I"!8Ol»or, Colonialwaareilhandlung. Frankfurter Straste 11 Herr kr»8t 11»08, Colonialwaarenhandlung. Ranstädter Tteinweg 1 Herr 0. Hnxoliurmn, Colonialwaarenhandlung. Löhrftraste 15 Herr kliusrN Colonialwaarenhandlung. Schützenstraste 5 Herr 6nl. Iion, Colonialwaarenhandlung. Marschnerstraste 6 Herr Paul 8el»i'eiber, Drogengeschäft. LL-cstPlatr 32 Herr 11. 1-tttiloIi, Cigarrenhandlung. Nürnberger Straste 45 Herr A. L. 4IhrecIN, Colonialwaarenhandlung. Porkstraste 32 (Ecke Berliner Strafte) Herr 6. öunke, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straste 35 Herr V. KÜ8tor, Cigarrenhandlnng. in Anger-Crottendorf Herr Rodert 6re!iier, Zweinaundorfcr Strafte 18. in Plagwitz Herr U. Oriitxnmnn. Zschochersche Strafte 7 a. - Connewitz Frau Reeder, Hcrmannstrafte 23, 1. Etage. - Reudnitz Herr luZmann, Marschallstrafte 1. - Gohlis Herr Hl. Rr1tL86lle, Mittelstrahe 5. - - Herr Lernll. IVeller, Akützengeschäft, Leipziger Strafte 6. - Lindenau Herr R. 6ntderlet, Cigarren-Handlung, Markt 22. Thonberg Herr R. Ilriilt8ell, Reitzenhaincr Strafte 58. - Neustadt Herr 1. Heber, Eisenbahnstraße 5. - Volkmarsdorf Herr 6. 4. ^rnmlruln, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Demission des Cabinets Loubet. * Rascher noch, als man in den letzten Tagen glaubte, ist das Cabinet Loubet von seinem wohlverdienten Schicksal erreicht worden. Wir konnten schon in einem Theil der Auslage der Morgennummer melden, daß in der gestrigen Sitzung der Pariser Deputirtcnkammer daS Ministerium eine entscheidende Niederlage erlitten hat, in dem die Kammer bei Gelegenheit einer Interpellation über die näheren Um stände bezüglich deS Todes des Barons Reinach trotz der ausdrücklichen Verwahrung des Ministerpräsidenten Loubet mit der bedeutenden Mehrheit von 301 gegen 219 Stimmen eine antiministcrielle Tagesordnung annahm und so der Regierung ihr Mißtrauen zu erkennen gab. Das Cabinct Loubet hat daraufhin rasch die nöthigen Consequenzen gezogen, alsbald auS dem Sitzungssaale sich entfernt und dem Präsidenten Carnot seine Entlassung ein- gcreicht Es liegt auch schon ein Telegramm des In haltes vor, daß Carnot das Demissionsgesuch ange nommen und die Minister ersucht hat, ihre Posten bis zur Bildung deS neuen CabinetS weiter zu führen. Wir glauben nicht, daß man in Frankreich dem Cabinet Loubet viele Tbränen nack,weinen wird, da cs schon lange ein Sinnbild der Schwäche und des willenlosen Tastens von dem Einen zum Andern bildete. Noch niemals hat die Partei der socialen Revolution so keck und herausfordernd in Frankreich ihr Haupt erhoben, wie unter dem Ministerium Loubet. — Wir geben nachstehend die über den Verlauf der gestrigen Kammersitzung und die neueste Lage in Paris ein- gclausenen telegraphischen Meldungen: * Parts, 28. November. (Tepntirtenkammer.) La Fer» ronnays richtete an die Regierung eine Anfrage über die näheren Umstände bezüglich des Todes des Barons Reinach und er wähnte hierbei daS Gerücht, daß Reinach gar nicht todt und daß seine Beisetzung nur eine fictive sei. La Ferronnays verlangte die Cxhumirung der Leiche. (Beifall aus der Rechten.) Ter Justiz- minister Ricard bedauerte, daß von der Rednertribüne ans solche Behauptungen ausgestellt würden. Man wolle lediglich die Siaatsverwaltung in der Achtung hcrabsetzen. (Lärm auf der Rechten.) Bei der Beisetzung der Leiche Reinach's seien alle üblichen Formalitäten erfüllt worden, der Arzt habe festgestellt, das, Reinach eines natürlichen Todes gestorben fei. (Protcstruse auf der Rechten.) Tie Justizverwaltung habe daher keinen Anlaß gehabt, einzugreifen oder eine Lbduction der Leiche anzuordne». Die Panama-Nnter- suchungs-Conrmission könne ja, wenn sie Verdacht hege, unter ihrer Beranlworllichkeit die Exhumirnng und Obdnction ver» langen; er aber weigere sich, gerichtliche Untersuchung ein- znleiten. (Protcstruse.) Ricard beantragte darauf, daß die Anfrage La Ferronnay's in eine Interpellation umgewandelt werde, und schloß mit der Versicherung, daß Pr seine Pflicht erfüllt habe, daß er aber z» gesetzwidrige» Maßnahmen feine Zustimmung nicht geben werde. Brisson beantragte hieraus die Obdnction der Leiche Reinach's und die Versiegelung der Papiere desselben, da die Angelegenheit aufgeklärt werden müsse. (Beifall.) Brisson gab seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß die Siegel nicht gleich nach dem Tode Reinach's angelegt worden seien (Beifall), und beantragte eine in diesem Sinne abgesaßte Tagesordnung. Der Minister» Präsident Loubet erklärte, Brisson's Forderungen ständen mit den Gesetze» in Widerspruch (Protestrufe Brisson's). Loubet fuhr fort, man würde die Aeußcrunge» Brisson's i» diesem Sinne aussassen. Wenn aber die Absichten der Regierung verdächtigt würden, so hätte er nichts mehr hinzuzusügen. (Anhaltende Bewegung.) Er müsse die von Brisson beantragte Tagesordnung ablehnen. Maujan schlug vor, der Tagesordnung Brisson's den Ausdruck des Vertrauens der Kammer hinzuzusügen. (Beifall links.) Loubet erklärte, er werde der Panama»llnterjuchunascommission die weitestgehende Unter» stützung zu Theil werden lassen. er könne aber auch die von Maujan formnlirte Tagesordnung nicht annehmen. Die Regierung nehme nur die einsache Tagesordnung an. (Große Bewegung.) Hieraus wurde die von der Regierung verlangte ein fache Tagesordnung mit 304 gegen 2lO Stimmen ab ge lehnt. (Ruse der Ueberraschung). Tie Minister verließen daraus den Saal. Tie Tagesordnung Brisson-Mauja», nach welcher die Kammer sich dem Wunsche der Paiiaina-Unterjuchungs-Comnüssion, über die Panama- canal-Angeiegenbeil volle Klarheit zu verschossen, anschließt, wurde mit 393 gegen 3 Stimmen angen ommen. Die Sitzung wurde auf gehoben; die nächste Sitzung wurde auf Donnerstag anbcraumt. * Paris, 28. November. Gutem Vernehmen nach wird das „Journal ossicicl" morgen folgende Mittheilung veröffentlichen: Tie Minister begaben sich heute Abend ins Elysse und überreichten dem Präsidenten Carnot ihre Demission, welcher dieselbe a nna hi». Die Minister werden die laufende» Geschäfte bis zur Er nennung ihrer Nachfolger fortsühre». * Paris, 29. November. Bezüglich der eingetretcnen Minister» krisis herrscht die Meinung vor, daß diese schwer zu löse» sei. Die gcmäßigleii republikanischen Moracnblättcr billigen es durchaus, daß Loubet aus ein Transitiren sich nicht eingelassen habe. Tie Nachkommen der jetzigen Parlamentsmitglieder seien wenig bcncidcns- wcrth. Die radikalen Organe sagen, das Land werde damit voll ständig einverstanden sein, daß die Kammer der Untersuchung;- commission Recht gegeben habe. Die Lage des neuen Parlamcnis werde eine klare sein, dasselbe werde Licht schassen müssen. Tie conservativen Blätter geben ihrer Genugthunng über das gestrige Votum der Kämmer Ausdruck, sie fordern völliges Licht über die Verhältnisse. Man spricht auch, wiewohl bis jetzt ohne jedweden Hintergrund, von einer Auslösung der Kammer. politische Tagesschau. * Leipzig, 29. November. Der Reichstag, der morgen die erste Etatsberatbung beginnt, wird bei dieser Gelegenheit einen guten Theil der Erörterung der Militairvorlage vorweg nehmen, und wenn das Eentrum mit so offenem Visir aus den Plan tritt, wie beute die „Germania", so wird eS auch an einer Klärung der dunklen und verworrenen Lage nicht fehlen. DaS ultramontane Hauptorgan bespricht nämlich den neuer dings vom Eentrum cingcbrachtcn Antrag auf Aushebung des Jesuiten ge setzcS und bemerkt n. A., die deutschen Katholiken hätten das unbestrittene Recht, diese Aufhebung zu verlangen. Solche Rechte kaufe man nicht, sondern man ltrase, wenn sie verweigert werden. Je mehr man die Rückkehr des OrdcnS verhindere, eine desto größere Verant wortung lade man auf sich, denn gegen die Ausbreitung der Socialdcmokratie, deö revolutionären Antisemitismus und ähnlicher Erscheinungen sei die Zulassung der Orden das beste Mittel. „Wir können", so schließt daS Blatt seine Drohungen, „manche Repressalien ergreife», wenn wir in geeigneten Fällen unsere parlamentarische Macht vorzugs weise als Zwangsmittel gebrauchen, falls man uns nicht endlich gerecht wird. Ein politischer Handels artikel ist die Aushebung des JesuilcngcsetzeS nicht." ES könnte nichts Erwünschteres begegne», als wenn einer der EentrumSfükrcr im Namen seiner Partei mit einer solchen geharnischten Erklärung seine Stellung zum Etat und zur Militairvorlage präcisirte und dem Herrn Reichskanzler ankündigle, das Eentrum werde ihn „strafen", sofern er nicht seinen ganzen Einfluß für die Aushebung des JesnitengesctzeS cinzusctzcn verspreche. Graf Caprivi bat sich schon vielerlei von dem Eentrum bieten lassen, das er zur Bekämpfung des „Atheismus" und zur Durchführung einer von der seines Vorgängers möglichst abweichenden Politik zu bedürfen glaubte; aber dazu ist er doch jedenfalls Man» und General genug, »m sich nicht mit „Strafen" droben zu lassen. Auch würden ihm bei einer solchen Drohung wohl endlich die Augen darüber aufgehen, wie weit der Patriotismus einer Partei reicht, die offen eingesteht» daß sie ihre Stellung zu wichtigen politischen Fragen abhängig macht von der Gewährung unbedingter Frcchcit an einen Orden, der zur Bekämpfung deS Protestantismus durch seine Statuten verpflichtet ist. Mau , darf daher mit gespannter Erwartung der EtalSbcrathung rm Reichstage entgegensehen. In Brüssel tagt bekanntlich gegenwärtig die Münz- conferenz, welche hauptsächlich ans da« Betreiben der so genannten Silberstaaten, in erster Linie der Vereinigten Staaten von Nordamerika, zusammcngetrctcn ist, um sich mit der Erörterung der Frage, auf welche Weise dem Silber metall wieder zu einen, größeren Werthe zu verhelfen ist, zu befassen. Wie die Tinge liegen, ist auf keinen Erfolg der Münzconfercnz im Sinuc der die Einführung der Silber- Währung befürwortenden Staaten zu rechnen. In der Sitzung der Münzcouscrenz am Sonnabend begründete der deutsche Gesandte, Graf von AlvenSlebcn, die Stellung der deutschen Vertreter zu der von den Delegirten der Ver einigte» Staaten vorgcschlagcncn Resolution, nach welcher cs von der Conferenz für wünschc-iöwerth erklärt werden sollte, Mittel zur Vermehrung des Gebrauchs von Silber als Miinz- mctall zu finden. Graf von Alvcnölebcn gab folgende Er klärung ab: „Deutschland, dnS mit seinem Münzsystem zufrieden ist, hat nicht die Absicht, dessen Grundlagen zu ver ändern. Tie kaiserliche Regierung verkennt jedoch nicht, daß di« unablässigen Schwankungen und der beträchtliche Preisrückgang des Silbers vom wirthschastlichen Gesichtspuncte ans sehr bedauerlich sind und daß cS den w rthschastlichen Interesse» des Reiches gleich falls dienlich sein würde, wenn diesen Unzmräglichkeiten in einer dauerhaften Weise abgeholseu werde» könnte. Von diesen Er wägungen ausgehend, glaubte die kaiserliche Regierung der Ein» ladung der Vereinigten Staaten zu dieser Conferenz Nachkommen zu müssen. I» Anbetracht der zilsriedcnslcllendcn Lage des Münz» Wesens Tentschlands hat die Regierung jedoch die strengste Zurück haltung für ihre Delegirten vorgeschrieben, die infolge dessen weder Feuilleton. Dämmerungen. Roma» in drei Büchern von Rudolf von Gottschall. 49s Nachdruck »ertöten. (Fortsetzung.) „Strob, Stroh . . . daS ist Alle-, was sie einbeimscn, was sie in den Köpfen haben. Pab, über den sauren Fleiß ... ein einziger Funke genügt, um die ganze Arbeit deS SäenS und drittens, die Frucht so vieler bcißer Wochen zu nichte zu machen. Da habe» sie's, da mögen sie cinsehen, wie erbärmlich ihr Schaffen und Wirken ist. Eine Er findung wie die meinige könnte nur der ganze flammende Erdball wieder vertilgen . . . ibr Erntefest mache ick mit einer Kanne Petroleum zu einem Narrcnsest." Und er rieb sich die Hände. „Lustig . . . lustig! Wie's droben sprüht und glüht, bruntcu knattert und kracht. Die Elemente sind sich feind lich! Wie die Flamme auch in den Tiefen der Erde walte» mag, sie kann sonst an die alte Mutter nicht recht heran: da mackt'S ibr denn viel Freude, ihre Früchte zu zerstören, ihr zu zeigen, daß sie, was der Schooß der Erde in einem Jahre erzeugt, an einem Tage vernichten kann. Im klebrigen ist cs ja mein Eigentbum und ich kann'S benutzen, wie ick, will, auch dazu, meinem engherzigen Sohne eine gute Lcbrc zu geben, waS er mit seinem Hochmüll,igc» Streben erreicht. Futter für's Feuer ... mag er den brennenden Strobkranz sich als Lorbeer aus'S Haupt setzen!" Immer weiter drang indcß die Gliitb: fast beängstigte eS jetzt RiSpori selbst, als sie sich anschickte, über den Hof hinüber, in die Näbc des Wob» Hauses zu dringen. „Rübrt sich denn Niemand?" ries er auf einmal, „so schlecht bewachen sie ibre Schätze? LüderlicheS Volk . . . verlumpt, vertrunken — und ihre ganze Ernte prasselt in die Wolken." Da stand er einen Augenblick nachdenklich, kann schrie er laut auf, sich an die Stirn schlagend: „Mein Weib, meine Kinder!" — und mit dem lauten Ruf: „Feuer, Feuer!" stürzte er dem Wobnhause zu. Gleichzeitig ertönte die ArbeitSglocke ... der Jnspcctor batte sie läuten lassen ... ein Liebender, der von seinem Mädchen heimwärts schlich, batte zuerst den Brand bemerkt und dem Jnspcctor gemeldet. Bald wimmelte Alles durch einander wie ein Ameisenhaufen, in den ein menschlicher Fuß getreten; die Feuerspritze war aus der Scheune ge zogen worden, die Eimer flogen uni die Wette ... und bald rasselten die Gespanne aus den Nachbardörfcrn herbei, welche das Feuer eher bemerkt hatten als die schlaftrunkenen Männer von Vudcrode. Enrico war unter den Ersten gewesen, anordncnk, befehlend, selbst zugrcifcnv an der Spritze. Da drang aus einmal ein Aufschrei von seinen Lippen ... er batte bemerkt, daß auf daS grünumrankte Hänschen, welches Nora bewohnte, daS Flugseucr »icbergcfallcn war und schon das Dach ergriffen balle. Er stürzte auf dasselbe zu, drang in die Hauslbüre, doch hier schlug ihm schon ein un durchdringlicher Oualm entgegen. „Eine Leiter her . ." ertönte sein Angstrnf. Sie wurde rasch berbcigebracht und angelcknt an die Scitcnwand des ersten SteckeS, in welcher sich die Fenster von Nora'S Schlaf zimmer befanden. Sie standen offen. Noch war bicr die flamme nicht cingedrungen, dock cS galt die größte Eile. Nora schlief noch, als ihr Erretter durchs Fenster stieg; sie batte lang mit dem Mond und den Gestirnen Zwiegespräche gehalten und war dann lies entschlummert. Las Nächste, Bedrohlichste batte ihr prophetisches Gcmütk verträumt. Enrico weckte sie . . sie sab ihn fragend, aber glücklich an; doch schon brach die Zimmertbür zusammen und der Oualm drang herein. Da gab es kein Bedenken mehr — er riß sie auS dem Bette; er nabin die Leichlbekleitete aus seine Arme, und so seltsam verschlungen sind die Gefühle der Menschen, daß in diesem Augenblicke der höchsten Gesabr sich ei» Gluth- strom durch alle seine Pulse ergoß, ein süßer Schauer ihn ergriff . . als leuchtete der Brand da draußen einer Braut- nackt. llud als er sie so die Leiter berabtrug, während sie ilm fest mit ihren Armen umsaiigc» hielt, ihr Herz an dem seinigen schlug, so vor allem Volk, daS stolze Weib in seiner halb- verhüllten Schönheit, die ihm ganz zu gehören schien, ein Triumph, der von neugierig entlockenden Blicken voll und ganz anerkannt wurde: da war er selbst so bestürzt und ver worren, daß er aller Kraft und Geschicklichkeit bedurfte, um seinen der Flamme entrissenen Raub die Leiter herunter zu retten. Nickt der Widerschein der Flamme, ticscS Schamerrötbcn färbte Nora'S Wangen, als sie auf der untersten Sprosse der Leiter dem Retter zuslüstcrtc: „Jetzt, Enrico, bin ich Dein! Drittes Buch. Erstes Capitel. Einige Wogen waren seit den letzten Ereignissen verflossen. Bleich und müde saß Teresa am Fenster ikrcr Gartcn- wohnnng, als sie einen Offizier durch die Gänge des Gartens derselben zuschreitcn sab. Es war Kurt von Sckollcn. Eine cigenthümliche Beklemmung bemächtigte sich der Künstlerin; sie drückte die Hand aus'S Herz. Draußen der lickte Sonnenschein, und a»s den bellen Pfaden mit festem Schritte der junge Ofsicicr dabinschreilend, gleichsam funkelnd von Mull) und Kraft, Ehre und Ehrlich keit, Liebe und Treue. Und dieser Sonnenschein hätte in ibr Leben fallen könne» mit warmem Licht, vielleicht noch den späten Abend ver goldend. Und hier . . die schweren Vorhänge . . daS verdunkelte Zimmer — und auch im Herzen Nacht und Dunkel Er kam zu ihr .. was führte ihn nach langer Zeit wieder hierher? ES klingelte . . sie schrak zusammen! Nur das Eine nicht, nicht jetzt . . sic halte ihn zurückgewicse», vor Monaten. Wenn er jetzt wieder bei ihr anklopsle, mit der Ausdauer seiner treuen Liebe . . wie anders jetzt! Sie mußte ikn zurückweisc», dock mit schwerem Herzen. Er wäre als ibr Freund, ibr Rellcr gekommen . . s,c fclmtc sich nack einer starken Liebe, die sic z» ballen und stützen rcrmochle ei» Leben lang — dock . . cs war zu spät. Als er vor ibr stand, als er sic mit seinen treuherzigen Auge» ansah . . sic konnte seinen Blick nicht ertragcn.^'Jbr war zu Muthe, als hätte sie sein Vertrauen schmählich getäuscht. Und doch . . er hätte ja kein Reckt darauf. „Ich komme", sagte er, „weil sich etwas in meinem Leben zugetragcn hat, daS ikm eine andere Wendung giebt. Ein Unfall, der mir zugcstoßcn ist, zwingt mich, den Dienst zu qnillirc». Dieser mein rechter Arm bicr ist nicht mehr im Stande, den Säbel zu schwingeuz eS wird eine Lähmung Zurückbleiben, die sich schwer beseitigen läßt." „Mein herzliches Beileid! Einer so schönen Laufbahn entsagen zu muffen . . es ist ein barter Schlag!" „Da er mich aber getroffen, so will ich das Böse zum Guten wenden. Ich muß die Uniform ansziehen . . und damit ist ja eine Schranke zwischen unö gefallen. Wackere Kameraden hätten meine Wahl mißbilligt, sich von unS zurückgezogen . . ick, gcb' cö zu, man hätte mich vielleicht ge- »ölhigt, ans dem Dienst zu scheiden, wenn ich eine Künstlerin gebciratbet. Und diese Schuld wollte» Sie in Ihrer HerzcnS- gütc nicht aus sich laden! Nun, dies Bedenken wenigstens ist Jlmen und mir erspart." Teresa wagte nicht auszublicken . . sie zerpflückte eine Traucrrose, die sie i» der Hand hielt. „Als Künstlerin sind Sie schwer gekränkt, ja für die Bühne unmöglich gemacht worden." „Hier vielleicht; koch die Welt ist groß und die Kunst zieht jetzt über Land und Meer." „lind wvbin sic auch zicbt — cs folgt ibr die Bosheit, die kleinliche Jntrigue, die Nichtswürdigkeit. DaS ist nichts für geistig vorncbmc Naturen — man darf sich nicht en tasten mit der Menge; sie befriedigt vielleicht beute unsere Eitelkeit, aber nur, »m sic morgen desto tödtlicker zu ver letzen. Tie Frau aus der Bühne ist immer prciSgcgeben. Sie baden ja diese bittere Erfahrung gemacht; ein Glück in stiller Zurückgezogenheit, i» sorglosem Frieden dürfen Sie getrost dafür cintauschen — und dies Glück biete ich Ihnen mit meiner Hand." ,Sorglos, o nein —", sagte Teresa, jetzt z» ihm die Blicke crbelcnd, zu seinen sausten, edel» Zügen; webmütbige Rührung umflorte ibr Auge. — „O ich erkenne Ihren Edel- mutt) an, doch ^ie täusche» sich, wenn Sic an eine freund-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview