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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-01-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940122019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894012201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894012201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-01
- Tag1894-01-22
- Monat1894-01
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^nspnlctren v> reLetw^LLi^,! Mecl^e tueri^vl r »olck^ Va itet 06er ^breicticn br-I ax ru er>v»NrLl //r^H ^ ntt-I ^-,1 «I '!. >tn>i^er>u»I ....;> ^reirlLLl . ixte8t»sle» rilc» . . tl »v.8r» ilien l»-X»tko!iäct>e ^leick^estelllt ernste-« aaä ^ en ?rei-e k>>, ! ltern «kätiren^ j über L wectl-1 aielrt »i» äie I 0 0 1a on »Ol ill. iet» n- >r^ '2. ^s. te-« eU »n. -l. «-»r l- »-a >«» t'i» n. rr b >r s-« ,» A<» ru »r» ».1 i, !N »D, tl- »n t» »» n 1» l» l-. L BezugSPreis tz, tz« hauptnpeditio» oder den ün Stadt- b«trk and den Vorort»» errichteten Ao-- aaorstellr» obgeholt: vierteljährlich >i4LO, bei zw»i»aliarr täglich»! ZustkUuag in« Hau« Xd SO- Durch dir Post bezogen für Dcusichlaud und Oesterreich: vieri»l,ädrlich 6.—. Direct» tägliche Kreuzbandirndung iu» Lus'.and: monatlich X 7.50. Dir Morgen-AusgcibeerfchKnt täglich '/,7Uhr, dir >d»nd-A»»gab» Dochenlags 5 Udr. LrLartion und Lrvkditiorr: J«tzanne»,affr 8. Di»En>»d1iio» ist Wochentag« »nunterbroche» geSlsuel vo» früh 8 bi« Abend» 7 lltzr. Filialen: Ltt. »lemm'S e°rt«m. ««Ifreh Hahn). lloiversitälsstraße I, Lvni» Lisch-, Natharinrnsir. I«, pari, uod SSnIgsvlotz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. §MN für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigeu-Preis die 6 gespaltene Petitzcile 20 Psg. Reklamen unter dem R«daction«srrich (4ge- lpalten) bO^z, vor den Familieaaachrichtra (Sgcjpalten^ 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis- v>rzrichniß. Tabellariicher und Zifserajatz nach höherem Toris. Extra-Beilagen (gesalzt', nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Posibelörderunq X t>0.—, mrt Postdesörderung .« 70.—. Ännatimeschlub für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« lO Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und vlnnadmeslcllen zc ein« halbe Stunde früher. Anteilen sind stet« au die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leivzig- ^»38. Montag den 22. Januar 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Holz-Anclion. Dten-tag, den 23. Januar 18S4, sollen von Vormittags 9 Uhr an im bonurwitzrr Korstreater aus dem Mittrlwatv- schtage in Abth. S 7 w Eichen-Rntzscheite, 110 - Eichen- 1 iS I W^'- vrennfchei.e und 4 - Ellern- f unter den im Tennine aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ott und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dein obengenannten Schlage in unmittel barer Nähe von Jauck's Dampfhammer. Leipzig, am 1ü. Januar 1894. Des Rath« Farftkwputatton. Holzauktion. Damierstaa, den SL. Januar 1894. sollen von Vormittag» S Uhr an im vonnewttzer Forstreviere in Aviv. 5. 6 und 7 ca. 160 starke Eichen- und Eschcn-Durchforstung-Haufen und 60 Bund Dornen uatrr den im Termine aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verlaust werden. Zusammenkunft: an der hohen Brücke bei Eounewttz. Leipzig, am iS. Januar 1894. De» RathS Forst-Deputation. Steckbrief. Gegen den Fleischergefellen und Kolporteur Albert Glast, geboren am 7. Deccmber 1861 zu Leipzig-Reudnitz, evangelisch- lutherisch, »»letzt hier wohnhaft, welcher flüchtig ist, ist die Unter suchungshaft wegen Unterschlagung und Betrug im wiederholten Rückfälle verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften, in das nächste Gerichts- gesänguiß abzutiesern und mir zu den Acten X. 1. 472 93 Mt- tdeitung zu mache». Magdeburg, den 17. Januar 1894. Der Erste Staatsanwalt. Politische Tagesschau. * Leipzig. LI. Januar. »Es seklt nur noch", schrieben wir gestern, „daß morgen die Vertreter der württembcrgischcn, der badischen unk der hessischen Regierung, die im Blindeöratbe gegen die Weinsteuer gcstuniilt haben, ibren Standpunct ver treten und dadurch das ungewohnte Schauspiel bieten, daß im Reichstag eine Vorlage der verbündeten Regierungen auch regierungsseitig dekänipft wird." Dieses ungewohnte Schauspiel ist gestern in der Thai geboten worden. Aller dings ist nur der württembergtsche Ministerpräsident v. Mtttnacht argen die Vorlage der verbündeten Ne gierungen zu Felde gezogen, dafür ist er mit einer Embüllung hcrvorgetrclen, die großes und berechtigtes Aufsehen im Reichstag machte. Er theiltc nämlich mit, bei den Verhandlungen von 1870 über den Eintritt Württembergs in da» Reich habe Württemberg verlangt, daß entweder die Besteuerung des WeincS von ReickS- wrgcn durch die Verfassung ausgeschlossen werde, oder daß eine solche Besteuerung nur mit Zustimmung Württembergs eingefübrt werden könne. Weber kaS bine, noch das Andere sei zu erreichen gewesen, wohl aber hätten die Bevollmäch tigten de» Norddeutschen Bundes, an ihrer Spitze Delbrück, als ihre Ansicht ausgesprochen, daß die Vertreter Württem berg- sich vollkommen beruhigen tonnten, weil eine Be steuerung deS Weines von ReichSwcgen durch die in der Eigentbümlichleit deS ObjectS liegenden Schwierigkeiten ausgeschlossen sei. Herr von Mittnacht erkannte an, daß durch >rne Erklärungen ein eigentliches Versprechen nicht gegeben, ein Rechtsanspruch Württembergs nicht begründet sei, aber er ließ doch erkennen, daß Württemberg in seiner Majorisirung im Bnndesratdc eine Art »loralischen Unrechts erblicke. Daß der württcmbcrgische Ministerpräsident u einer solchen Erklärung berechtigt war, ist zweifellos; Staats- ecretair Graf PosadowSkn erkannte auch ausdrücklich die Loyalität dcS württembcrgischcn Verhaltens an und StaatSsecretair v. Marschall conslatirte überdies, eS sei dem Reichskanzler ausdrücklich Mittheilung darüber gemacht worden, daß von württembergischcr Seite die Verhandlungen von >870 zur Sprache gebracht werden würden. Um so gebieterischer drängt sich nun die Frage auf, wie der BnndeSratb um eine- so allgemein verurtdeilten Gesetzentwürfe- willen eS darauf ankommen lassen konnte, vor aller Welt festgestcllt zu sehen, daß ein Bundesstaat in der Einbringung dieses Ent wurfs ein an ihm verübtes moralisches Unrecht erblickt! Ter Reichskanzler Gras Caprivi, an den man eine solche Frage hätte richten können, war in der Sitzung nicht zugegen, obgleich er die Erklärung deS Herrn v. Miit- nacht erwarten mußte. Tie Frage, wie eS möglich war, eine- todlgeborenen Kindes halber eine zwischen den buntes- rälhlichen Ettern herrschende fatale Differenz an da- Tages licht kommen zu lassen, bleibt also vorläufig »»gelöst und wird wahrscheinlich immer ungelöst bleiben. E« wäre ja allerdings tdöricht, diese Differenz und ibr öffentliche- Eingrstäntniß allzu tragisch zu nehmen. A»ch wenn Württemberg der Meinung ist und bleibt, es sei ihm durch die Einbringung der Wcinsteucrvorlage rin moralischc- Unrecht angctban worden, so erhält dadurch das bundesstaat liche Verhäliniß keinen Riß. Es sind jedenfalls seit dem Be stehen de« Reiche« noch viel größere Differenzen au-zugleichen gewesen und ausgeglichen worden. Auch dir Aufregung wird sich legen, welche die Enthüllung deS Herrn v. Mittnacht im Reichstage und im ganzen Reiche bervorgerusen bat. Aber unsere Officiösen werden eS nie wieder versuchen dürfen, von ungetrübt heiterem Himmel zwischen Berlin und Stuttgart zu reden, »nd die principiellc Lpkosition wird jede Gelegen heit ergreifen, um die Einigkeit und da- Vertrauen-- «rhältmß zwischen den verbündeten Regierungen anzu- zweifrla. Ten fatalsten Sleß aber erkält da» Vertraue» aus da« staat«männische Geschick dcS Grafen Caprivi, der gerade durch dir Rücksicht auf dir weit verbreiteten Gerückte über MeinungSdiffereinen zwischen Berlin nnd Slnttgart fick hätte angerrieden suhlen müssen, da- Urldril Würliembeigs über die Weinstcuervorlage nicht in die De batten deS Reichstags gelangen zu lassen. Wir fürchten, daß dieser diplomatische Mißerfolg ihm auch in solchen Kreisen schadet, io denen er bisher seine festeste Stütze hatte. Die drei Steucrvorlagen sind nnnmebr in erster Lesung erledigt. Es stebl »ur noch daö Finanzresormgesey ans, da- aber nach Lage der Sacke kaum mehr eine eingehende ernste Behandlung finden dürfte. Später kommt man vielleicht mit mehr Verständniß und gutem Willen daraus zurück und erkennt besser die Wohllhättgleit, um nicht zu sagen Noth- wendigkcit dieses PlanS. Es werden nun wochenlange EoniniissionSrerhandluiigen über die einzelnen Cleuer- vorlagen folgen nnd der Reichstag wird vor Ostern chwerlich in den Stand gesetzt werden, die Ent scheidung zu treffen. Die Bcrweifnng der drei Vorlagen an eine einzige Eommission muß den Abschluß nalürlich erheblich in die Länge ziehen. Ueber die Aussichten läßt sich die „Nat.-Lib. Eorr." beute folgendermaßen auS: „Nach Abschluß der ersten Lesungen läßt sich nur so viel sagen, daß sie zwar trüb sind, aber doch nicht ganz so verzweifelt, wie eS die grundsätzlichen Gegner tarzustellen Pflegen. DaS freilich tan» als feststehend betrachtet werten, daß der Plan im vollen Umfang in diesem Jakre nickt zu Stande kommt; wahr scheinlich aber wird so viel erreicht, daß wenigsten- die neuen Mililairkosten ganz oder zum größten Tbeil gedeckt werken. Keines der drei Steuerprojecte bat Aussicht, in vollem Um fang genehmigt zu werten, dci allen aber ist noch die Mög lichkeit vorhanden, daß wenigsten- in beschränktem Umfang etwas Positives erreicht wird. In der Stempelsteuer- Vorlage ist für die OuitlungS- und Frachlbriesbcsteuerung kanni noch Aussicht, die stärlrre Heranziehung der eigent lichen Börsengeschäfte kann aber als gesichert gelten, vielleicht noch über die Vorschläge der Regierung hinan«, und wirb den hanpisächlichsten Ainheil an den neue» Einnahmen tragen. WaS bei der Tabaksteuer schließlich herauskonim«. ist nicht vorbcrzusehen. Für die Hanpttbcile dcS Gesetzentwurfs sind die Aussichten nicht günstig, durchdrinzen aber könnte möglicher weise eine Zollerböhung ans ausländische Fabrikate, wofür namentlich beim Centrum Stimmung ist. Bei dem Wein herrscht in verschiedenen Parteien Neigung zu einer Be steuerung der Schaum- und Kunstweme, sowie der lhcuren Flaschenweine. Wie aber die gestrigen Vorgänge auf diesen Enttvurs cinwirkcn werden, ist nicht abzusehen." Zm Vertrauen auf die Nachhaltigkeit des Enthusias mus, der in Frankreich auS Anlaß der Rnsscnscste zur Erscheinung gelangt war, batten sich klein russische Schau spieler in größerer Anzahl unter Führung deck DircclorS Derkatsch nach Pari- begeben, wo sic jedoch mil ihren Vorstellungen kläglich FiaSco machlcn. Damals unternahm ter .Figaro" eine Sammlung zu dem Zwecke, die russischen Schauspieler wieder in ihre Hcimatb zu befördern. Verschiedene Blätter, denen ein solche- Nachfpicl der Bcr- brüderungSseste unbequem sein mochte, bestritten dagegen, daß ein Nothstand wirklich vorhanden wäre, und so fühlte der .Figaro" sich veranlaßt, die gezeichneten Summen zurückzugcbcn Inzwischen begab sich Derkatsch mit seiner Truppe nach Bordeaux, wo es ihm nicht besser ging, als in Paris, und dann nach Marseille, wo sich nunmehr dir ent- giltige Katastrophe vollzogen bat. Derkatsch bat seine Ge sellschaft einfach im Stiche gelassen, und dem .Figaro" ist am 17. Januar an- Marseille nachstehendes Telegramm zu- gegangen: .Dir Truppe Derkatsch ist von ihrem Direktor ver lassen. Wir sterben Hunger-, Retten Sie uns." Der „Figaro", der nunmehr gegenüber dem „TempS" Recht behält, hat sogleich durch seinen Marseillcr Correspondente» eine Untersuchung an stellen lassen, durch welche die volle Richtigkeit der in dem Telegramm enthaltenen Angaben erhärtet worden ist. Tie russische Botschaft in Pari-, sowie daS Ministerium de- Auswärtige» in Petersburg sind von den Vorgängen in Kcunlniß gesetzt worben. E« handelt sich nunmehr darum, die ganze Truppe »ach Odessa zu befördern, wozu etwa 6000 Franc- erforderlich wären, da die in Betracht kommende Dampsschiffsgesellschast sich geweigert hat, die Beförderung gegen Verpfändung der Coslümc u. s. w. zu übernehme». In Rußland wird man jedenfalls nunmehr bei der Ab schätzung der französischen Demonstrationen, sowie bei ihrer Verwerlhung vorsichligcr werben. Um den Wirrwarr in Jtalte« noch zu vermehren, treten in deutschen und englischen Blättern Behauptungen aus, welche, wenn sie richtig sind, da- verflossene Eabin et Rudini in einem sehr zweideutigen Lichte erscheinen lassen. Schon vor einigen Monaten hatten die .Hamb. Naäir." des Gerüchtes Erwähnung getban, daß Italien unter Rudini Annäherung an Rußland gesucht habe, und dieses Gerücht verdichtete sich in einem von dem Hamburger Blatte vor einigen Tagen gebrachten weiteren Anikel seine« römi schen Eorresponrenten zu rer birerten Beschuldigung, daß Riidini'S Tbäiigkeit in diesem Sinne außer allem Zweifel siebe. In Ueberrinstimmung damit bestätigen die .Time«", daß Italien unterRudini eine ehrlichePoliiiknichtgelrieben H.U e, und wenn er etwa zurückkehren sollte, so müßte man da» Wie «r- aufbrcchen schlüpfriger Kabalen, gepaart vielleicht mit rii.rr Verminderung der italienischen Streitkräfte, besorgen. Die .Times' ballen eS nicht für unwahrscheinlich, daß die Verhand lungen mitRußland miteinemAbrüstungSplanverbunden waren, daß Italien dci dem Abgang Rudini » khatsächlich entwaffnet gewesen, daß die Streitmacht blo« ans dem Papier gestanden bade »nd daß Italien einer Einsall«armee keinen Monit hätte widerstehen können. — Ein merkwürdiger Verthcitiger trat Rudini in ter .Tribuns" auf, welche zugiedt, daß zu Beginn dcS Ministerium- Rudini eine .Clique" die Regierung zur LoSreißung von der Tripel Allianz zu veranlassen gesucht habe Tie Regierung habe da» al« illoyal zurückgewirsen, sich aber bereit erklärt, die Stellung Jialirir« im Dreibund zu modi- siciren. Tie» batte den koppelten Erfolg, daß einrrsrit« die fran- rösifchen Ansprüche wuchsen und der Vertreter de» französischen Svndicat« die Gewährung finanzieller Hilfe von der Ent lassung zweier italienischer Armeecorp» abhängig machte, während man andererseits in Deutschland und lOesterreich Verdacht scböpste, zu dessen Zerstörung schließlich der Drci- bundSvertrag von Rudin, selbst vorzeitig verlängert wurde. Diesem verdächtigen Dementi folgte eine kategorische Erklärung der .Opimone", de» Organe- Nudini'S, daß alle diese Beschuldigungen aus böswilliger Erfindung beruhen. Ob denselbenelwaSTbaisächlickeS zuGrunde liegtodcrnichk, darüber zu urtbcilen, wäre verfrüht. Die Angelegenbcit wird in der Kammer zum Gegenstand einer Interpellation gemacht werden, wodurch hoffentlich Licht in das Dunkel gebracht wird. England scheint IN der allgemeinen Finanzkrisis, unter der die meisten europäischen und zahlreiche überseeische Staaten leiden, nicht zurückbleibcn zu wollen. In der Tbat haben zahlreiche Ursachen, wie der finanzielle Zusammenbruch einiger südamerikanischcr Staaten, der für den Londoner Äarkt schwere Verluste zur Folge batte, wie der große Koblen- auSstand, sodann eine andauernde Ackerbaukrisc, ihre Wirkung auf daS Königreich nicht verfehlt. Während sein Hantel abnabm, sanken zur gleichen Zeit die Einkünstc der Stenern, und aller Wakrschcinlichkeil nach wirk sich der Schaykanzlcr Hareourt beim Abschluß deS gegenwärtigen Rechnungsjahres einem Deficit von etwa 40 Millionen gegenüber befinden, und zwar nach einer Reibe von „guten" Jahren. Allerdings ist diese» Deficit für den britischen Staatsschatz eine Bagatelle; aber unglücklicherweise trifft diese- wahrscheinliche Deficit vorauSsichllich mit sehr großen außerordentlichen Ausgaben für die Verstärkung der englischen Kriegsmarine zusammen; nnd zwar bandelt eS sich dabei um nickt weniger als bis >/« Milliarde. Das Eabinet Gladstone. daö sich durch die eigensinnige Haltung seine- CbcfS iminer mehr Feinde macht, wird unter diesen Verhältnisse» in eine wenig angenehme Lage kommen. Zwischen den energischen Angriffe» der konservativen nnd der gemäßigt-liberalen Partei, die eine Verstärkung der Flotte im nationalen Jmcrcssc für schlechterdings geboten achten, unk den jruigcn der radikalen, die sich verbissen gegen jede Vermehrung dkl KricgSauSgaben anslrhncn, wird da- Eabinel Gladstone seine Stellung kaum lange z» wabre» wissen. Während die Confer- »«rivt» jeder neuen Steuer feindlich gcgenübcrstche», wäre» die Apbänger Labouchere'S geneigt, für eine progressive Ein- kssnmen,teuer und für eine ebenfalls progressive E»bschas>Ssteucr zu stimmen, um da» Gleichgewicht dcS BatzgelS wiederberzustellen. Aber diese Art von Abhilfe paßt den begüterten Elafsen wenig, und e» ist nicht wabrscvcinlich, daß sich daS gegenwärtige Parlament, so demokralisch eS sich auch >in Vergleich zu seinen Vorgängern gebcrdcn mag, in seiner Mehrheit für ein Eiiikemnienitcucrprojrct, wie cS von den Radikalen beabsichtigt ist, erklären wird. Ter letzte große Vrrgarbettcrftrrik England? wnrde bekanntlich in einer Confcrcn; von Delegirlen der Arbeiter nnd der Bergwcrksbcsitzer im AiiSwänigcn Amt durch die Vermittelung Lord Roscbery's beigelegk. Bei dieser Gelegen heit wurde ter Beschluß gefaßt, eine Art Versöbnungs- comit» zu errichten, und zwar vor dem l. Februar. Der l. Februar bezeichnet nämlich das Datum, nach welchem da» beiderseits vereinbarte Reglement keine Giltigkeit mehr haben sollte, d. h. »ach welchem die Wirkung ter vor läufigen Einigung aushörlc. Dieses BersöhnuiigSeomiiö hatte nämlich den Zweck, jeden neuen Kampf zwischen den Bergarbeitern und Minenbrsitzern zu Verbindern. Infolge verschiedener Umstände konnten sich die Arbeiter und Mmen- besitzcr nicht über den Präsid Uten deS Comiiös einigen Schließ lich übernahm eS der Sprecher ter Kammer der Gemeinen, selbst einen Präsidenten zu ernennen. Infolge einer ernsten Erkrankung konnte indrß der Sprecher sich dieser Aufgabe noch nicht entledigen, so daß da- BersöbnungScomiiö jedenfalls am l. Februar noch nicht constiluirr sein wirk, wa» die interrisirten Kreise einigermaßen beunrubigt, und zwar um so mehr, als das bekannte Parlamentsmitglied, drr Bergarbeiter Pickard, wie erwähnt, an, Tonaerstag in der öffentlichen Ver sammlung der Bergarbeiter in Leicester den Entschluß ausgesprochen bat, er werde ebenso wie sämmtlicke Bergarbeiter Englands vor einer energischen Opposition nicht zurückschrccken, wenn in dieser Session die Forderungen der Bergarbeiter, insbesondere der Achtstundentag, nicht bewilligt würden. — Heftige Debatten verursachle aus dem Eongrcß die Frage der Verstaatlichung ter Berg werke, zu deren Gunsten schließlich eine Resolution gefaßt wurde, obwohl sich Pickard entschieden dagegen an-gesprocken hatte, da sie den Arbeitern auch »>cht einen Pfennig mehr cinbringen werde, als sie gegenwärtig verdienten. — Wie sebr man die Bedeutung de» Bcrglcutcverbandoö würdigt, und wie man Alles ausdictet, um denselben versöhnlich zu stimmen, geht daraus hervor, daß der Bürgermeister von Leicester die Versammlung der Arbciterdelegirlcu, die 205683 Bcrgleule vertreten, mit seinem Besuch, einer Ansprache und der Einladung zu einem Festmahl beehrte. In den von dem marokkanischen Großwessir auS Marokk« vom 9. d. M. im spanischen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ringegangenen Briefen heißl <S, daß der Sultan mit großem Vergnügen (?) von der Entsendung der außerordentlichen Gesandtschaft Kenntniß genommen habe. Gleichzeitig wird darin augereigt, daß für den Empfang zu Ehren de- Gesandte», sowohl mit Rücksicht auf seine Person, al- auch wegen de» Charakter» der ibm übertragenen Mission, besondere festliche Veranstaltungen getroffen werden sollen, an deren Leitung ter Sultan selbst tbrilniinink Für die Ankunft ist eine feierliche Be grüßung in Aussicht genrmmen. Als Wobnung soll dem Marschall der im Mittelpunkte der Stadt Marotlo ge legen», von Gärten umgebene Mamunia-Palast dienen. Dem Kaid vv» Dukala ist der Befehl zugegangen, der Gesandtschaft ans dem Wege von Mazagan nach Marokko in jeder Weise entgegenzukommen. Zur Begleitung der au- 40 Personen bestehenden Gesandlfchaft von Mazagan ab stehen dort seit dem ll. d». Mt» 5,00—800 Mann maurischer Cavallerie und Jnfanterir. Man nimmt an, daß dir Reise zu Land in fünf Tagen erfolgen wird. Don der strengen Erfüllung ter marokkanischen Eliquette dürfte auch diese- Mal keine Ausnahme gemacht werden, so daß die Gesanttschast gezwungen sei» wirk, drei Tage zu warten, bevor sie Eintritt m die Stadl erlangt. Einem weiteren Branche gemäß wird Martine; CampoS erst vom Groß wessir und am Tage daraus im Palast durch den Sulla» empfangen. Die für den Sultan als Gegengeschenke be stimmten Gegenstände sind nicht von der Königin von Spanien, sondern von dem Gesandten selbst und be stehen in kunstreichen Wasfcnslückcn aus der Fabrik von Toledo »nd einer Anzahl Bücher in arabischer Sprache, die der Minister de- Auswärtigen, Morck, sandte. Trotz der zwischen Marokko und Tanger eingerichteten schnellen Post Verbindung werten dock immer vier Tage »ölbig sein, »m Nachrichten nach Madrid zu befördern, und sv dürsle die Meldung über die Ankunft der Gesandtschaft in Marokko erst gegen den 28. d. Bk. zu erwarten sein. Die Regierung befst in den Unlerbandliingen mit dem Sultan bis zum 8 oder 10. Februar zu einem desinitivcn Resultat zu kommen, vorausgesetzt, daß keine tinoorhergesehenen Zwischenfälle ein treten, und die >>nd ja in dem spanisch-maroltanischen Con- flict biS jetzt die Regel gewesen. Deutsches Reich. Berlin, 2l. Januar. DaS off»ciellc Verzeichniß der Parteien im Abgeordnetenhausc ist jetzt er schienen. Es enthält einige Veränderungen gegenüber der vor Kurzem erschienenen vorläufigen Aiisgabc. Bei den Con- sirvalivcn seyl sich die früher angegebene Zahl von lll ans 139 bcrab, da der Präsident v. Koller jetzt als sraciionSlrS bezeichnet wird, der Abg. Segetb nicht der eonseroative», svndern der sreiconservativen Partei bcigclrelen ist. Der Abg. v. Gilgcnbkimb ist »nr Hospitant. DaS Centrum zählt !»l Mitglieder, doch ist noch eine für die Partei sichere Ersatzwahl (4. Trier) vorzuneliulcn. Tie national liberale Partei zäbl« 88 Mitglieder. Die Ver minderung gegen srüberc Angaben erklärt sich daraus, daß die Abgg. vr. Hahn und Do. LotichiuS nickt nicke als Hospitanten, sondern als fractionSloS ausgcsührt sind. Die »anonalliberale Fraclio» de» Abgeordnetenhauses will überhaupt da» Jnstilut der Hospitanten nicht auftommeu lassen. Der Abg. Kröner-Tccklenburg ist nickt, wie cö hieß, ter nationalliberalc», sondern als Hospitant der frei ernservaliven Partei beigelrelen. Die letztere kommt dadurch und durch den Beitritt des Abg. Segclb ans 63 Mitglieder. Die Polen zäblen l7. die freisinnige VolkSpartci >4, die freisinnige Vereinigung 6 Mitglieder. ?)lS fractionSloS sind bezeichnet ll. * Berlin, 21. Januar. Anscheinend vssiciöS wird ge schrieben: Nach einer an» Wien eingetroffenen Nachricht soll ton linier den Candidaicn für den denlschcn Botschafter- Posten auch der jetzige Gcsankle Preußens am Hofe zu Stoctbolm, Gencraltienlcnant und Gciieralarjniant Gras Wedel, genannt worden sei», welcher Militairbevollmächligter bei der dcniichon Boisckafl in Wien gewesen ist. Dieser Nachricht ist noch binzugesügt, daß, wenn Kaiser Wilhelm den Grafen Wedel znm Nawfolger des Prinzen Neuß er nennen würde, danm ein Wunsch des Kaisers Franz Joses in Erfüllung ginge, der sich zum Grasen Wedel bci kesse» Fortgang vo» Wien damals geäußert haben soll, er hoffe, ibn noch einmal ans einem wichtigeren Posten wicderznschcn. (?) Bei dem österreichischen Kaiser »nv gleicher Weise bci den Wiener militairischcn Fachmännern galt Gras Wedel nicht nur als ein warmer Freund und klassischer Kenner ter Armee Oesterreich - Ungarn» und deren Wcdrrersassung, sondern auch als genau unlerricktcl bis ans alle Einzel heiten. In seiner zehnjährige» Tbätigkcit in Wien bat Gras Wedel sich die höchste Werlblchätzung erworben, insbesondere bewunderte man seine geradezu erstaunliche Arbeitskraft. Der 1842 geborene Gras lrat 1867 als bannoversckcr Lssicier in den preußische» Heeresdienst. In, Jahre 1879 wurde er Flügcladjutaiil dcS Kaiser-Wilhelm 4, bei dem er aber niemals persönliche Dienste getban bat, wobt aber nach seiner Abberufung von Wien bei dem jetzigen Kaiser. Am I.'. Juni 1891 wurde Graf Wedel aus einige Zeit zum Auswärtigen Amt ccmmandirt unk 1892 zum Gesandlen in Stockholm ernaunt. — Der Kaiser s»br beute, von der Morgcnpromcnadc im Thiergarien ziirücktebreiib, beim StaatSsecrclair dcö AuS wärligcn vor und nah», dessen Vorlraa culgcge». In das Schloß zurückgckelirt, Hörle er von 10 Uhr ad den Vortrag des Cbcfs dcS GencralstubeS, arbeitete mit dein Cbes des Militaircabinelö und nabm militairischc Meldungen entgegen. — Die Parlamente gedenke» den Geburtstag des Kaisers in der gewohnten Weise zu begeben. Die Mit gUctcr des NeichSla'gS werden sich am Nachmittag im „Kaiscrhos" zusa»i»ic»fi»dcn Das Herrenhaus wird feine Mitglieder 4 Uhr Nachmittags ii» Hotel Bristol ver sammeln. Die Mitglieder de« Abgeordnetenhauses wollen am Nachmittag im „Palast-Hotel" zusammcnkommcn. — Zu der Angelegenheit dcS Kaiser-Wilhelm Nativ »aldrnk m als wird der .Berliner Börsen-Zcilung" geschrieben: .Die Budgctcommission deS Reichstages bat die Beschlußfassung über den Antrag Limburg-Slinim, betreffend daS Kaiser-Wilhelm-Denkmal, vertagt Vom Reichskanzler bezw. von Herr» von Boetticher werden zunächst wettere Aufklärungen cnvarlct. Nickt unmöglich erscheint cS, daß Neinbold Bega» selbst die Vcrlheidignng seines Entwurfes übernimmt. Es wäre statthaft, ibn für diesen Zweck zum Eominissar de- BunbeSrathcS :» ernennen Beispiels weise ist einmal vor jetzt l.'< Jahren Professor Rculeanr, der außer seiner Lehrerstellc am Polytechnikum keine weiteren amtlichen Functionen anSübt, a>S BundrSrathScommissar bc sckästigt worden." — Es handelt sich im Vorstehenden wohl in» weiter nicht» als uni eine bloße Vermuibnng. Denn eS ist nicht anzunchmen, daß Herr VegaS so wenig Geschmack haben sollte, i» eigener Person seinen geschmacklosen Denk malsentwurf zu vcrtdcidizcn. — Der preußische Staat bat im CtatSjabre 1892 93 für die auf den StaalSbergwcrken, -Hütten und -Salinen bc schäjtigten Arbeiter an UnfallversicherungSbciträgcn ans Grund de» Gesetze- vom 6. Juli >884 über l Million, genau 1 082 821,82 gezahlt. — lieber die Grünte deS Zusammenstöße» zwischen Polizei und Arbeil»losrn ist bckaonllich sin» genaue
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