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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940609017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894060901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894060901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-09
- Monat1894-06
- Jahr1894
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«epi^Vre» ' «d >i» Vorort»» «richtet«, «,«. so»tz»lt: Gerttstührltch^schO. tL^icha «»stell»», «»« Dnrch dt« Post te»»ar» für «ch Oesterreich: »irrteuahkltch X L—. Direct» tägliche Krruzbaiidikudnn, ftB M«<I«ch: «onallich -ch 7 60. Die Mowen-Tns-ab« erscheint tögllch >/,?U-r, v, «d«chchl»»^de Wochotta»» S Uhr. Mkftettr» «a Lr»e>itt<»r »s»««»AHe S. -«MAMA- Flllile»: e«» ll»wttfltätßstra^e «-M LN»e. Ktthsrinrnftr. Ich »«t. «d KSni-splntz 2, Morgen-Ausgabe. ttpMtr.LUtl>llltt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigev-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile L6 Pfg. veclame» »«er dem Redactiousstrich <4^- jpaltea) 60-4, vor d«n Famüiemiachrichtt» (6 gespalten) 40-O. Größeve Schritten laut nnserem PrriS- »er^ichui». Tabellarisch« und Zisfrrnsnp »ach höherem Tarif. Ertra-Beilagen (gefalzt), aar mit h« vtorge».Ausgabe, ohne Postbesürdernog 60.—, mit Postbesörderuug ^ 70.—. Älmahmeschtuß fir Anzeige«: Nbeud-Ausgab«: vormittags 10 Uhr. Morgen »Ausgabe: Nachmittags s Uhr. Sonn» uud Festtag» früh '/,S Uhr. vrt dr» Filialen und Annahmestelle, j» tta» halb« Stund« früher. Axetir» stutz stets an di« Ertzrtzitio» zu richtem Drnck uud v«lag von S. Pol» t» Leipzig. Sonnabend den 9. Juni 1894. 88. Jahrgang» Zur gefälligen Beachtung. Bekanntmachung. Um die betheiligten Kreise von den Aenderungen, die in Znknnst für Zeit und Dauer unserer Messen gelten, möglichst schnell und genau zu unterrichten, haben wir von unseren unter dem 2. dss. Mts. Unsere Expedition ist morgen Sonntag» den 10 Juni, . , Atztzstz. üsL t / 11s,V erlasienen Meßbekanntmachungen Sonderabzüge Vormittags nur VIS rtt ttyr Herstellen lassen, die an Geschäftsleute und Ber- geöffnet. Lxpeälttov ües I-slprlxer IneelrlLttes AmMche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der Preis für den i» den städtischen Gasanstalten «zeugten Rots beträgt vom Sonnabend, den 9. d. M. an frei Gasanstalt I »d frei Gasanstalt H: für den Hektoliter Steinkohlen^ftroßkokS . . . 1 ^> — -4, » , » »erkletnrrten Steinkohlenkok», sogenannten Meidingerkoks . 1 » 06 » , « » 8teinkohlen»P«lkokt . . . — - 80 » » « « vrai.nkohlenkokt — » 60 « » » » Eteinkohlenkoks-Gru- . . . — » 25 Der Preis bei d« Abnahme größer« Mengen wird besonder- dmiabaN. Die Marken znr Loks» und Eras-Tninahm« sind gegen Paar» mhluug, soweit die vorräthe an Kok» rc. reichen, in den Geschäfts stelle» der Gasanstalte» zu «halten. Wr bemerken hierzu, daß d« Pnlkoks und der Braunkohlen» k«Is »nr in kleine» Mengen gewonnen wird, so daß die Lorräthe hi»ßg nur sehr geringe und öfters sogar «schöpft sind. tzur größeren Bequemlichkeit des Publicum- Itesern die Gas «Men den Koks auch in Leipzig frei in» Hau«. Di» Kosten tzterftr betragen bei jeder Art 1b -K für den Hektoltt«. Di« Lieferung geschieht dann in plombtrten Ticken. Etwaige Bestellungen «I, man entweder mündlich ad« durch die Post in de» Geschäft», ftcklr» der Gasanstaltra oder in d« Rechnung»» uud Lafsenverwaltnng der Gasanstalten, Knrprtazstrabr 14, machen. Fern« haben wir folgende Koks-Niederlagen «richten lasten: Z» Leipzig, Alerantzerstrabe IS. bet Herrn kani Xern i/F«. k. V. Leirvnr,«. Arnstftraftr 1«, «- «X. Sekwlckt, vnuitzparmerkftr. 15, . - 6. k. viltzwer, « 41, » » Xnrl Xlnge, » S2, - » 4ld. vodrlttsed, Vmtgftrat« 20, * » v. koirr, . 10, - » O. 8. 8clireld«r, Dapitzstratze S, » » V. lleldlq. . 8» » » L. 4. vvatker, L-frner Weg 10. - » -1 vrosalenn», . .20, . . IV. Llnefte, Eutritzscher Skr. 19» - » Udert Iklew« SSrtzerftrastr 2—4, Kachftrafze 18. miether von Meßräumeu behufs Bersendnnq nnent aeltlich abgegeben werden und von der Handels kammer hier zu entnehmen sind. Leipzig, am 7. Juni 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 2618. Dr. Georgs. Lampe. Bekanntmachung. Die Lieferung der kür den Maschinenbetrieb in der städtischen Markthalle im Jahre 1804/86 erforderlichen Kohlen ist vergeben, weshalb die nicht berücksichtigten Bewerber ihres Angebote» hiermit entlassen werden. Leipzig, am 6. Juni 1894. Der Rath der Stadt Leipzig L' Vr. Georg!. gindner. 1». 2490/765. Bekanntmachung. Degen vorzunehmender Pflasterung und Fußwegregelung wird die Wilhelmstrafte in L -Gohlis »«« II dieses Monat- ab streckenweise, mit dem Fortschreitrn der Arbeiten, während der Dauer derselben für alle« Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, den 7. Juni 1884. Der Nath der Stadt Leipzig. IX. 6984.vr. Georgs.Stahl. Gefunden wurde am S. d. Mts. ln der Hainstraß« hier eine Brieftasche mit zwei Wechsel« üb« zusammen Oege« LOS ^l, welch« am 12. bez 24. d. Mts. zahlbar stad. Zur Ermittelung des Eigeathümerg wird die- hierdurch be kannt gemacht. Leipzig, am S. Juni 1884. Da» Poltzetamt der Stadt Leipzig. m. 8lbv. Bretschneider. G. Bekanntmachung. nab Die Lieferung von 800 kg Petroleu«. SOS» Centn,r ea. alerbefter, »ollfti«Pig schlackenfreier Pechftück-Lteinkohle 48. »tr«erftratze 28, . 34. » SO» Maltkrftratze 21, - »8, - 4«, Petersfteinweg 21. vaaftüdter Stetnw. 2S Mtterftratze 44. ' IS. Si»„ie«stratze S, Stein strafte 8L. Südplatz 8. Südftratzr 24, » 70» >> M«d«ühlenweg 23. . 1000 Ventner ea. porzüglichster trockener »«d staub freier Böhmischer Braunkohle auf daö Winterhalbjahr l894/96 für da» Königl. Landgericht und die Königl. Staatsanwaltschaft soll unter den bet der Taste des N»»l-rXo'l,e ! Landgericht-, Hochparterre Zimmer Nr. 76, einzusehenden Bedin Lrnüt A'olk I Vorbehalt der Auswahl »ater deu Licitanten v« Ll-lmrä Lorook. > °'b^^°t'e" sind bi. zum 2S. Luni 1894 schriftlich einzureichen. Leipzig, am 7. Juni 1694. Das königliche Londgertcht. » . Lrttzer Stratze 17. - Letpzi,-T«»newitz. Hermonn- « » « » 0. L. Unterhorn, » »X. 8obNller, » » öullnn 8ebli»ü1t», « » Orcnr 6eorge, » » L. älorgennter», . Frau IVllbelmlnv verw. ktlltnner, » Herrn 4. vawm, » » XnrI Xltopel, » - k. IV. 8el,udert, » » k. krttinede, <» » Xnrl Xlelue, kr. Lolir', > netzt. « » E. krntzre, » Herren vernk.k'ranrLOo » Herrn Onrl kluetzor, v. vorenr, «. «ltcknuh, ck. 6. fttelavoru, vonl, Xlleh«, > kr». Lnrgtznnoa»,! k. ll. IVntzrv, Der Buseuthalt des HondclsmaanS Joseph Pfallcr, bl< November 1892 Pocht« de» Productenqeschäfts im Grundstück Arndtstraße 28, später L »Reudnitz, Borvitzstraße 6 wohnhaft, ist zu ermitteln und mir anzuzeigen. Königliche» Landgericht Leipzig, den 6. Juni 1894 Tobias, U.-R. Der städtische Lngerliof in Leipzig lagert Waaren aller Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lager scheine werden von den meislen Bankinstituten beliehea. Leipzig, deu 26. April 1894. Die Deputation zu« Lagerhofe. strafte 20, » Am Bahnhof. « . «orlstratze 10, . -«»tritzsch, «asthof ^ zu« Anker, « « Xarl Trowpler, » Lururrstraße S, » » v. krdder, » Gartrnsttaß« 6, - Herren votzr. vtzltg, »TohltS, Obere Blumen» straß« 108, - Herrn 0. krlto, -Ne«rr»du!tz, Eorola» straßr 6, » » Onelor Valttzor, -Nostaht» Sammel» bahnhoi, , »Plagwttz, Gletsstraße, < » Nonuenstr. 17, - »Aeahattz, Dilhelmstr.l 1, < » Oststraß« 80, » -Schlrutztg, Köonkritz» sttaß« 86, » «Dha,»erg, Kirchweg 7, . » Neitzenh. Stt. LS,- » 4Itz«r1 keim»»», Herren verntz. krnurLk«. Herrn kr Ihr klirre olk, » Koro». Leetzor, - L. Lllb. » Lermnnu sLIeetz- oehmlckt, 4ng Leeker, Otto »lecke', Xaetzk., A. k. Sedlletztlug, Lwll ckatzr. 4. A. Alckler, IVlltzelm Stonck». » »VaU»ar«hor«. Eisen» bohnstr. IlS, « » Lonisrnstr. 21, » Dölitz, bei Fron 1>»l»e 8«h»lckt, Sa«tzsch, Am Bahnhof, bei Herrn VUtz. Sicher, vetzfch. bei Herr» N. IVedor. Auch an dies«, Stelle», a« welche« der Kok« ebenfalls i« »lmabtrte, Söcken gehalte« wir», kann di« Entnahme der stamM^e» Koksirtta ^u den »benbqeiqnrt», Preise, geschehen. Des Noth« Depatatia« »» de« Ga»an ft alte». Bekanntmachung. r brinoe» zur ollaemeinea Krnntnib, daß in d« Nacht »a« »12. dkfeS M««a»S ei», Spitt««- de« Rodrnetze« der in Letpz«»-Schle,tzi, »ntz LetvziO^letnzfchacher 3. J«tt 1894. De, »ath der Stad« Leipzig v». Seorgt. Elchorin«. Wie sott man die votksbitdung fördern? 6-5. Diese Frage kann nicht oft genug erörtert werden, da die Höhe der Volksbildung nicht nur da» Glück deS Einzelnen, sondern auch die allgemeine VolkSwohlfabrt stark beeinflußt. In Deutschland zeigt sich in neuerer Zeit namentlich unter der ärmeren bandarbeitenden Elaste ein ofl geradezu leidenschaftlich sich äußernder Drang nach Bildung. Diesen Drang in die richtigen Wege zu leiten, ist ein ver dienstvolle», aber ein schwieriges Werk. Mit ncnnenSwerlhen Erfolgen arbeitet auf diesem Gebiete seit einer Reibe von Jahren die .Gesellschaft zur Verbreitung von Volks bildung", deren Vorsitzender bekanntlich der ReichSlagS- abgeordnete Rickert ist. Buch in der kürzlich in Weimar abgehaltcnen diesjährigen Hauptversammlung der genannten Gesellschaft wurde die Frage: .Wie soll man die Volksbildung fördern?" sebr eingehend erörtert. Daß die Schule als Grundlage all gemeiner Volksbildung bezeichnet wurde, erscheint als natürlich und als selbstverständlich. Ebenso der Wunsch, daß an die Schule sich die Lehrwerkstatt zur Bildung der Hand geschicklichkeit und zur Hinlenkunz deS kindlichen GeisteS auf die praktischen Dinge de« Lebens ansckließen solle. Wie viel besonder- aus diesem letzteren Gebiet noch zu ihun ist. weiß Jeder, der sich mit den hauptsächlichsten heutigen Bestrebungen zur Verbreitung von Volksbildung nur einiger maßen vertraut gemacht bat. E« ist dringend zu wünschen, daß diese Bestrebungen von den Gebildeten und namentlich auch von den bentzentrn Elasten ganz allgemein beachtet und aesördert werden. Ebenso notkwendig ist eS. daß diese Elasten die Vertiefung und Läuterung der Volksbildung als eine ernste Ausgabe betrachten, die ebne jede- Vorurtheil gelöst werden muß Nicht der durch Bildung und Erziehung gezügelte feste Wille, sondern dir wilden, ungefügen Kräfte, die stürmische» Geister sind im Entwickelung-gange der Menschheit fast regelmäßig den Staaten und der allgemeinen Woblfabrt gefährlich ge> worden. Diese geschichtliche Ersahrung muß auch aus dem Gebiet der Volksbildungs-Bestrebungen beachtet werden. Tie .Gesellschaft zur Verbreitung von Volks bildung" hat auch auf ihrer jüngsten JabreSversammlung gezeigt, daß sic aus jener geschichtlichen Ersahrung Nutzen ziehen will. Sie ist nach den von ihr gefaßten Beschlüssen auch ernerbin bestrebt, jede Einseitigkeit zu meiden, die nur die Halbbildung befördern würde. Tie Versammlung stimmte den Vorschlägen deS LebrerS Kalb aus Gera zu, dir be- stvccken, den Volk-bildungS-Btstrebunzcn eine breite und feste Grundlage zu geben, indem sie dieselben in einen organischen Zusammenhang mit der Volksschule zu bringen uchen. Den Volks- und Fortbildungsschulen sollen sich die Fach- und höheren Gewerbeschulen einordnen. Tie letzteren müssen den Kindern des arbeitenden Volkes leichter zugäng lich gemacht werden. In besonderen Lehrgängen mutz aus die Bedürfnisse der lernenden handarbestcnde» Bevölkerung Rücksicht genommen werden. Die Sammlungen dieser An stalten müssen zu Zeiten geöffnet sein, die dem Arbeiter be quem sind; eS muß dem Lernbegierigen möglich sein, in den Besuchsstunden über das Gesehene sachverständigen Rath, erläuternde Auskunft zu erbalten. Eine derartige Ratbertheilung sollte weit mehr, als eS biSber geschehen ist,von kunstverständigen und fachunterrichteten Männern als ein Werk gemeinnütziger Tbätigkeit betrachtet werden. Die vortrefflichen Erfahrungen, welche der Verein „Volkswohl" in Dresden mit seinen .Kunstwanderungen" in die dortigen Museen machte, haben bewiesen, daß dieser Weg und ähnliche zur Verbreitung von Volksbildung mit gutem Erfolg ringeschlagen werten können. An befähigten Männern zu einem solchen gemeinnützigen, volkSthümlichen Lehramt fehlt e» in einer großer» Stadt sehr selten; meistens sehlte bisher n»r die kräftige Anregung zum Beginnen. Häufig mögen bis jetzt auch die Neuheit deS Gedankens und Bequemlichkeit von seiner Durchführung abgehalten haben. Man bat dabei die gleichfalls alte Erfahrung nicht berück sichtigt, daß man emporsprossende Bildungstriebe nicht auS- rotten kann, sonder», wenn sie nicht wild wuchern sollen, pflegen und ziehen muß, um sich dereinst an ehren Früchten erfreuen zu können. Die gewerblichen BildungSbeftrebungen der Arbeiter haben schon gegenwärtig bei vielen Behörden und Verwaltungen rin weite» Entgegenkommen gesunden. Zahlreiche Erleichterungen zum Besuch von Fachschulen unv höheren Gewerbeschulen sind namentlich in neuerer Zeit ge schaffen, die Borlagen- und Mustersammlungen können vielfach mit weniger Schwierigkeiten als früher benutzt werden; auch Museen und Ausstellungen sind nicht nur zahlreicher geworden, sondern man nimmt auch mehr Rücksicht auf die Zeit und die Geldmittel der arbeitenden Bevölkerung. Eigentlich solllen heute öffentliche Kunst- oder Gewerbe-Ausstellungen ohne .billige Tage" überhaupt nicht mehr veranstaltet werden. Daß die großen Theater sich beute so wenig ihre« ursprünglichen Zweckes, ein Mittel zur Volksbildung zu sei», erinnern, ist zu bedauern und schon oft beklagt. Häufige wohlseile und musterhafte Vorstellungen guter Dichtungen würden ein mächtige» Mittel sein, das Volk von gewissen Machwerken aus- und inländischer Schunddramatik abzu wenden. Die Theater können nicht außerhalb de- Ringe- ein heitlich vergehender BildungSdestrebungen bleiben. Und Einheitlichkeit ist nothwendig, wenn die Erfolge befriedigen sollen. Nicht einseitige, sachgewerblich höhere Bildung, nicht einseitige theoretisch - ästhetische Geistesbildung der Masse» kann und darf das Ziel vernünftiger BolkSbildungSbestrebungen sein. Beide Richtungen müssen miteinander planmäßig ver bunden werden, müssen sich ergänzen und gemeinsam arbeiten. Die freie BereinSthätigkeit vermag aus diesem Gebiete sehr gute Erfolge zu erreichen, wie die Ersahrung lehrt. Sie kann entweder selbst entsprechende Bildungsanstalten schassen oder anregend wirken. Beide ArbeitSricktungen sind bekannt lich auch m Deutschland in einer verhälliiitzmäßig günstigen Weise auSgebildet, die sehr häufig vorbildlich für Staat und Gemeinden gewesen ist. Die freie BereinSthätigkeit ist daher kräftig auf diese», Gebiet zu fördern. Die .Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung" huldigt derselben An schauung und bat in ihrer jüngsten Jahresversammlung aber mals ausgesprochen, daß VereinSbcstrebnngen, Unter- haltungSabende, VolkSbibliothcken, Vortrags reihen rc. daS Bcrsiändniß für die EntwickclungS- gesetze der Menschheit vermitteln und zur Veredelung und Befestigung deS EbörakterS führen. Zur Erreichung dieses Ziele- aller vernünftigen BildungSbeftrebungen bezeichnet die Gesellschaft eS als notkwendig, daß die LebenSbaltung der arbeitenden Classe», wo sie eine gedrückte ist, gehoben wird und da- Familienleben gesundet. An diesem Punkte berühren sich die Bestrebungen der Vereine für Volksbildung mit den Bestrebungen zur Besserung unserer wirtbschaftlichen Ver hältnisse. Beide Richtungen unseres heutigen EulturlebcnS baben unzwrifelbast ein große- Stück gemeinsamer Arbeit im Dienste der Menschheit zu verrichten; beide haben sich zu ergänzen, wenn sie ihre Ziele erreichen wollen. Deutsches Reich. LetpttU, 8. Juni. Dir Strafsache gegen den bekannten Anarchisten, Buchdruckerribtsitzer Werner in Berlin, welckie zu verschiedenen Erörterungen in der Presse Veranlassung gegeben bat, fand beute vor dem II Strafsenat des Reichs gericht- ihren Abschluß. Der Prcceß ist um deswillen von allgemeiner Bedeutung, weil eS sicki hierbei um die Frage bandelte, inwiweit r»> Drucker für den Jnbaltj der ebne sein Wissen in seiner Druckerei hergestellten Preßrrzeugnisse verantwortlich gemacht werden kann. Es hantelte sich um einen Artikel, welcher in Nr. 44 vom 28. Oktober v. I. der von Werner begründeten Wochenschrift .Der Socialist" erschienen ist. Werner batte s. Z. die HeranSzabe diese- Blatte- der Preßcommission der anarchistische» Arbeiter partei übertragen und fick auSvrücklich ausbedungen, daß er weder mit der Redaktion noch mit der Erpedition irgendwie zu tkun haben solle. Im Oktober v. I. war der Klempner- geselle Artbur Etlendt verantwortlicker Redakteur. Dieser nahm in die erwähnte Nummer ohne Vorwisien Werner'- einen von dem Schlosseraesellen E. Brandt verfaßten Ausruf an dir revolutionairrn Metallarbeiter Berlin- auf. Ja diesem Aufruf erblickte die Staatsanwaltschaft die Kriterien de- Z. 180 Str.-G.»B. ^Aufreizung zu Gewaltthätiakeiten gegen die öffentliche Ordnung). DaS Landgericht I in Berlin nahm in der Sitzung vom 10. Februar d. I. für er wiesen an, daß der erwäbnte Artikel nach tz. 130 straf bar sei. Es verurtbeilte deshalb Ellendt zu vier, Brandt zu 6 Monaten Gesängniß: außerdem aber auch den Drucker Werner wegen Beihilfe zu genanntem Vergehen ;u V Monaten Gesängniß. Bezüglich diese« Mitangeklagten ind folgende Stellen deS UrbeilS von Bedeutung: Daß Werner von dem Inhalt de- Artikels vor seiner Veröffentlichung Kcnntniß gehabt habe, ist allerdings nicht als erwiesen an genommen worden. Nach seiner Stellung zur Partei, der er vorbehaltlos seine Druckerei zur Verfügung gestellt und nach seiner sonstigen agitatorischen Thätigkcit ist indessen anzu- nehmen, daß er Kundgebungen dieser Art vorauSgeseben hat und lediglich, um sich der Verantwortung vor dem Straf richter zu entziehen, mit den Redakteuren vereinbart hat, daß er persönlich mit dem Druck und Vertrieb nicht» zu schaffen habe. ES ist hiernach mit der Tendenz und auch dem Inhalt und der Form der zu veröffentlichenden Artikel einverstanden gewesen. Er hat für den Fall, daß die Artikel auch gegen die Gesetze verstoße», deren Veröffentlichung unterstützt, und die« galt auch von Kundgebungen, durch welche zu Gcwaltthätigkeiten zwischen verschiedenen BevölkerungSclalsen aufgcreizt wurde. Hiernach ist der ckolus sveutunlis bei ihm für vorliegend erachtet worden. — Gegen diese« Urtheil haben Ellendt und Werner Revision eingelegt. Es wurde Verletzung de» tz. 130 deS Str.-G -B. unv deS tz. 20 des PreßgesetzeS gerügt. Bezüglich Werner « wurde insbesondere ausgeführt, daß eS dem einfachen logischen Denken widerstrebe, Jemand der Bei hilfe zu einer Thal für schuldig zu erklären, von deren Be ziehung er gar keine Kenntlich gehabt bade. Andernfalls müßten auch die Abonnenteu wegcnBeibilfe bestraft werden, weil diese durch ihr Abonnement ebenfalls die Strasthat fördern. — Der RcichSanwalt Galli hielt da« Urtheil.siowcit eS Werner betrifft, zwar nickt für ganz bedenkensrei, war aber doch der Ansicht, daß cs bei richtiger Interpretation zu ballen sei. Er führte in dieser BeziehungFolgendeS au»: Die Reicks- anwallschast nimmt a:>, dag der erste Richter, wenn auch m unklarer AiiSdruckSwcisr, seine Ansicht dahin aiSSgesprocheu hat: Der Angeklagte hat, wenn ihm auch nicht nachgeivicscn ist, daß er den Artikel vorher gelesen, doch den Inhalt der durch die Zeitschrift zu veröffentlichenden Artikel insoweit gekannt, daß er sich darüber, dag in ihrem Inhalt eine Anreizung der besitzlosen Elasten zu Gewalttbätigkelten gegen dir besivciiden Elasten, und zwar öffentlich und in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise gegeben war, nickt im Zweifel befunden. Für diese AuS- leguiig spricht Dasjenige,? waS über die Persönlichkeit unv die Thatigkeit Werner'« gesagt worden ist, dah er der leitende Kopf gewesen, daß die Verabredung, wonach er persönlich der Nedacticn fern bleiben solle, lediglich getroffen ist, um ihm Deckung zu gewähren, und daß er mit dem Inhalt der zu veröffentlichenden Artikel einverstanden gewesen ist. Wenn man in diesen! Sinne das Urtbeil auSlegt, also dahin, daß der Angeklagte so viel gewußt bat, daß er, indem er seine Zeitung snr derartige Artikel bingab, zugleich der Strasthat nach tz. 130 Vorschub leistete, so würde vom Standpunct einer derartigen Interpretation die Revision zu verwerfen sein. — DaS Reichsgericht schloß sich diesen Aus führungen vollständig an und verwarf die Revision der beiden Angeklagte». 6. il. Verlin, 8. Juni. Trotz aller Versammlungs beschlüsse, trotz aller ausbetzendcn Artikel dcö „Vorwärts" gegen die „Birrprotzen" bade» sich die Frauen im Allgemeinen wenig an die Boycottbeschlüsse gekehrt; der Flaschenbier- Verkauf der boycoltirtcn Brauereien hat zum allgemeinen Be dauern der socialdemokratischen Biercomissione» keine Einbuße erlitten; die socialdciiivkratische» Frauen kümmern sich »ach wie vor beim Einkauf ihre« Flaschenbiere» herzlich wenig um den Boycott. DaS soll nun aber anders werden; für beute haben die „Bierriecher" vier Frauen-Versammlungen cin- berufen, die den Schwur leisten sollen, kein Flaschenbier a»S boycottirten Brauereien zu kaufen. Al- Referent,» bat man nur eine Frau gefunden; als Referent in den Eoncordia- Säle» ist der Junggeselle Paul Singer gewählt, den ja der Bierboycott insofern wenig berührt, als er nur die besten Rothweiiie zu trinken liebt und gewöhnliches Berliner Bier, daS die Proletarier zu trinken pflegen, hartnäckig ver schmäht. Da in diesen Frauen-Bersaniinlungen gewöhnlich zehnmal mehr Männer als Frauen sich cinzusinden pflegen, so kann man Len Werth dieser neuen socialdemokratischen Teinonstration rrilicssen; sie ist lediglich Sand in die Augen der Mitläufer. Peinlich überrascht sind dieLciter derBierconiinis sion von dem einmüthigen Eintreten derWeißdierwirtbe, welche doch indirekt von de», Boycott Borlbeil haben, für die Brauereien. Ein Gesübl der Empörung ging durch die Reibe» dieser Wirtbe, als die neuesten Beispiele vom socialtemo- kratiscken TcrroriSmnS erzäklt wurden; wie „grüne Jungen" frech Einiicht in die Bucker verlange» und wie sie die Wirtbe, die Kellner behandeln. „Der Mittelstand soll ruinirl werken' , haben sociatdemokratische „Bierriecher" offen erklärt; die Aciß- bierivitthe, die alle nicht auf Rosen gebettet sind, suhlte» sebr wohl heraus, daß auch ihnen einst vo» den Socialdcmokratcu die Schlinge zugezogen werden könnte; dann» ibr emniütbigcs Eintreten für di« Brauereien. Die Pflicht der Selbst erhaltung zwang sie dazu. Mag nun auch der „Proletarier" Singer die Frauen noch so sehr ausbetzen, da« Bürgertbum, La« sich nun endlich zu finden scheint, wird mit den Social demokraten fertig werden — trotz alledem und alledem. * Verlin, 8. Juni. DaS Urtbeil üter den Verlaus der Aararconseren z stimmt im Allgemeinen darin überein, tag die agrarrechtlicken Verhandlungen unmittelbar greif bare Ergebnisse nicht geliefert baden. Wenn jedoch Er kundungen, auf die sich der vielfach csficiö» bediente „Hamb. Eorr." beruft, zutreffend sind, wird der von teni Präsidenten der Generalcomiiiisston in Frankfurt, Herrn Metz, am letzten Eonserenztagr eingebrackte und begründete Antrag voraus sichtlich gesetzgeberische Maßnah ni en im Gefolge haben. Der Antrag Metz, der nach dem seiner Zeit vom „ReichSanz." veröffentlichte» Berichte von dem Grafen Zedlitz und den
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