Delete Search...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-06-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940629010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894062901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894062901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-06
- Tag1894-06-29
- Monat1894-06
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Bezugs-Preis ß, der Hauplexpedition oder Len im Stadt-- de»irk und Len Vororten errichteten Aus- oarcsiellen ab geholt: vierteljährlich-4l 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung inS Heu« 5.50. Durch dle Post bezogen fllr Teutschlond und Oesterreich: viertel,üdrlich > 6.—. Direkte tägliche Kreuzdandiendung ins Ausland: inonatlich 7.50. Die Morgen.?lurgab» erscheint täglich '/;7 Uhr, dir Abend-Ausgabe Wochentag- 5 Uhr. Ne-artion uni» Expedition: JphanneSgaffe 8. Li« Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von srüh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filialen: tlt« Slemni's r«rtim. (Alfred Universitätsstrab» 1, Louis Lösche, tatharinenstr. 14, part. uud König-plotz 7. Morgen-Ausgabe. MpMcrTagkblatt Anzeiger. LWN filr Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigeu-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redattionsstrich <4 ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften lant ousrrem Preis« verzeichnitz. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Grtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderunz ^l 60 —, mlt Poslbesärderung 70.—. Annahmrschlnß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Bormittags 10 Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags srüh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet« an die Ggtzetzttto« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 327. Freitag dm 29. Juni 1894. 88. Jahrgang. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das III. Vierteljahr 1894 baldgefälligst veranlassen. Das Leipziger Tageblatt erscheint wöchentlich 13 Mal. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 ^ LO mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen T ^ LV durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn 8 ^ In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition r Johannesgasse 8, , die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 1, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstraste 3S Herr L. 0. Litte!, Colonialwaarenhandlung, Peterskirchhof L Herr Llax Xlertli, Buchbinderei, Beethovenstraste 1 Herr ^keoä. keter, Colonialwaarenhandlung, Pfaffendorfer Ttraste 1 Herr O. kl»88eu. Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Nerw. Zieste, Colonialwaarenhandlung, Ranftsche Oiasse O Herr Lrleilr. Llseller, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Strahe(Thomasiusstraßen-Ecke) Herr OttoLranr, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. Lnxeliurum, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste IS Herr Liluarl! Retrer, Colonialwaarenhandlung. Schützenstratze 5 Herr 4ut. 8ekiiml<4ien, Colonialwaarenhandlung, Marfchnerstraste 0 Herr kaut 8edre1!rer» Trogengeschäft, Westplaü 3» Herr R. Ulttrlcli, Cigarrenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr A. L. ^tdreellt. Colonialwaarenhandlung, Horkftrage 3L (Ecke Berliner Straße) Herr 0. Velin«, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straste 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Robert 6 rein er, Zweinaundorfer Strape 18, in Neustadt Herr Lleinens 8e!»e!t, Eisenbahnstraße 1, - Connewitz Frau klselier, Hermannstraße 23, 1. Etage, . Plagwitz Herr Zl. (»rütLmann, Zschochersche Straße 7 a, - Eutritzsch Herr Robert ^Ituer, Buchhandlung, Dclitzscher Straße 8. - Reudnitz Herr U'. kuKmanu, Marschallstraße 1, - Gohlis Herr 1!i. krltrsellv ^»elikolKer (Rattüeslus), Mittelstraße 6, - - Herr Reruli. U'ebvr, Mützengeschüst, Leipziger Straße 6, - Lindenau Herr L. Vutbertet, Cigarrenhandlung, Markt 22, . Thonberg Herr R. Rüntseti, Reitzenhainer Straße 58, in Bolkmarsdorf Herr 6. 4. Naumann, Conradstr. 85 (Ecke Elisabcthstr.). Bestellungen auf keiseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus üle Lxpeilttlon ües Lelp/lxer I'aßedlnttes, Johannisgasfe 8. Amtliche Bekanntmachungen. Lekarmtmachmig. Infolge der Eröffnung des Feuerwehrdepots am Gerichtsweg komm: vom 1. Juli d. I. ab die FeucrmeltzefteNe im Dresdner Thorhanse in Wegs«». Leipzig, am 26. Juni 1894. Der Aattz der Stadt Lettzritz. Id. 2488. Iw. Tröndlin. Just. Versteigerung von Laupiähen in der Lüdvorstadt. Folgende der Stadtgemeinde Leipzig gehörige Bauplätze des ParcellirungsPlLneS sür Las Areal des ehemal. fiskalischen HolzhosS und Kohlenbahnhoss und zwar: von vantzlock l. Nr. 10 am Körnerplatz von 1189,49 qm 9S7.9S Sir. Nr. Sir. Sir. Nr. 558,29 - 955,43 - 686.71 - 333,76 - 592.71 - 506,37 Nr. 18 an der Elijensirab« von vanblock n. 6 an der Üörnerstraße voa von vantzlock lll. 2 an der Bayerischen Straße von 7 - » Körnerstraße « 9 - - Lößniger Straße » Nr. 10 » » » » » von Vantzlock V. 8 an der Ecke der Lößniger und Körnerstraße von Flächengehalt sollen Freitag, drn K. Jnlt dss. AHS von Vormittags II Uhr an Im Saale der Alten Waage, »atharinenstraßr Nr. I, H. Obergeschoß, zum Verkaufe versteigert werden. Ter Bersteigernngstermin wird pünctlich zur angegebenen Stunde eröffnet und die Versteigerung bezüglich eines jeden der einzeln nach einander in obiger Reihenfolge auszubielendcn Bauplätze geschlossen werden, wenn daraus nach dreimaligem Ausruf» kein weitere- Ge bot mehr erfolgt. Di» Bersteigernngsbedingungen mit den betr. Thellcopien de- ParcellirungSplanes liegen aus dem RathhauSsaale, I. Etage, zur Einsichtnahme aus. Exemplare davon können gegen Bezahlung einer Gebühr von 1 X in der Sporteleasse I, Naschmarkt 2, I. Ober, geschoß, Zimmer Nr. 6, entnommen werden. Leipzig, den 25. Juni 1894. I». 2629. Der Math tzrr Stützt Leipzig. vr. Grorgi. Krumbirgel Lekanntmachung. Verloren gegangen sind di« Ardritsdnchcr: Ter Arbeilsburjchrn Georg Albert Areitzerg, geh. 1.8. 79 ln Lindenau «Leipzig 1861/1894); Arthur FeUz Luttzjch. geh. 8. 2. 79 in Eonnewitz (Leipzig l9t>2 1893«; Emcl Ntchard Voigt, geb. 8./8. 76 in Thonberg (Leipzig 12859.1892): ber Maurergesellen Gustav Alfred Jorte, geb. 4.6. 76 in Lindenau (Leipzig 18824 1892); Eurt Albert Motthartzt, geb. 27. 12. 75 in Plagwitz (Leipzig 5,1)16 1892); Gustav Alwin Schretzer, geb. 24/3 75 in Brandio «Zweensurih 1891); des Fleischergesellea Friedrich Hermann Schöner, geb. 20.,5. 73 in Lvdersleben (daselbst 1892,; des Arbeiter» Earl Hermann NratztztS» geb 24. 4. 74 in Ennewitz (Leipzig 1096 1888); des Tischlergejellen Paul Bruno Ernst Brrhmc, geb. 1./12. 76 in Bolkmarsdorf (Leipzig 4585 1892); des Pojamentirergehilien Her- mann Alfred Viertel, geb. rS. 9. 74 in Lberwiejenthal (Vuchhol, 1892»; der Arbeiter,» Wildelmine Anna Autzoltztz, geb. 6. 6. 79 in Gablrnz (Leipzig 29i>6 1893) und drs Hausdurschen Wilhelm Augu » Ttzielsch, geb. 14. >2 75 in Alt-Weißbach (datrlbst 1893). Wir bitten, dies« Arbeitsbücher im Anssindungtialle Naschmarkt 2, Erdgeschoß, abzuliefern. Lripzig, am 26. Juni 1894. Der «attz tzer Statzt Lrttzzig. vr. Georgi. Petzoldt. Die städtische Sparkasse weiht Serttztzatziere unirr günstige» Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1K14. Ile Ttzarrofirn'Detzvtatton. Die neueren versuche zur Umgestaltung der Ärdeitsvermittetung. Voa Johanne- Lorvry. I. Die Vorschläge, welche in den letzten Jabren und nament- ich in jüngster Zeit von gemeinnützig und socialpolirisch thätiaen Männern, vereinzelt auch au» gewerblichen Kreisen, ur Refortn der Arbeit-vermiltclung gemacht wurden, knüpfen vielfach an dir schon aus diesem Gebiet vorhandenen gemein nützigen Anstalten an. Obwohl diese letzteren di«her meisten« nur für ungelernte Arbeiter thiitig waren, so glaubt man doch vielfach, daß cs angrht, nach demselben Betrieb-scheina die Vermittelung für gelernte Arbeiter übernehmen zn können, wenn nur die Möglichkeit geboten sei, die vorhandenen Ein richtungen den wachsenden Anforderungen entsprechend zu erweitern. ES ist daher zeitgemäß, aus dir Leistungen der »rreitS vorhandenen ArbeitSnacdweisestellen dieser Art einen Blick zu werfen. Ihre Zahl ist namentlich in der letzten Zeit so beträchtlich geworden, daß uur die bedeutendsten er wähnt werben können. Der erste gemeinnützige Arbeitsnachweis in Deutschland wurde 1840 in Dresden durch die aufopfernde Thäiigkeit de- AppellationSgerichtSratbS Ackermann in-Leben gerufen. Der damals von gemeinnützigen Männern begründete „Verein für ArbeitSnachweisung" blüht noch deute. Er beschränkt zedoch seit Jahren seine Wirksamkeit vorwiegend aus Ver mittelung weiblicher Arbeitskräfte für vorübergehende häus liche Dienstleistungen. Seit seiner Begründung bi» Ende 1892 bat er nicht weniger als 244 299 Arbeitsstellen nack- gewiesen. Die von dem „Verein gegen Armennotb und Bettelei" in Dre-den im Jahre 188? in Vcrbinonng mit dem Handwerkerverein, dem Gewerbevcrein, der HandelS- und Gewerbckammer, der Innung der Kausmannschast, dem JnnungSauöschuß und dem „Fortbildung-Verein sür Arbeiter jeden Berus«" begründet« ArbeitSvermittelungssteUe hat seit dem genannten Oadre bi» Enke 1893 inSgesammt 2l079 Arbeitsstellen vtrmittell. Der ArbeitSnackwei« dieser gemein nützigen Vereint ist kostenfrei. In Dre-den besteht noch ei» dritter gemeinnütziger Arbeitsnachweis, den der Verein „BolkS- wohl- in seinem Mädchenhrim sür die dort einkehrenden Dienstboten seit dem >. Juli >890 eingerichtet bat. Diese Stellenvermittelung, wofür Dienstherrschaften 50 ^s und Dienstboten nur 25 zahlen, wurde im Jahre 1893 von 1780 Herrschaften unv 1626 Dienstmädchen benutzt u»v bat überraschende nützliche Erfolge gehabt. Achnliche Einrichtungen bestehen in Stuttgart, wo sich der „Gemeinnützige Arbeits nachweis" jedoch nur mit der Vermittelung von Stellen sür männliche Arbeiter und Lehrlinge befaßt; in Berlin, wo der feil 1883 bestehende „Centralverein für Arbeitsnachweis" segensreich wirkt, in Dortmund, Siegen, Erfurt, Mannheim, Darmstadt, Kreiburg, Düsseldorf, Karlsruhe, Mühlhausen, Hannover, Wien, Brünn, Brüssel, Amsterdam, Freiberg vom Verein „Feierabend", Pforzheim, Lörrach, Schoxsheim Zell und Schönau. Diese Vereine befassen sich namentlich mit der ArbeitSvermittrlung sür Ungelernte, einzelne jedoch auch mildem Stellennachweis sür Handwerksgesellen, Lehrlinge und häusliche Dienstboten. Meistens wird als Beitrag zu drn Unterhaltung-kosten der Anstalt eine kleine Gebühr vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer erhoben; auck einzelne Statt- gemeinden leisten Zuschüsse. So giebt die Statt Berlin dem „Crntralverein für Arbeitsnachweis" jährlich 3000^, Dre-den dem „Verein für ArbeitSnachweisung" >200 .6 und dem „Verein gegen Armrnnoth und Bettelei" 4000.<e Dieser letztere Zuschuß wird jedoch zugleich sür sehr viele Veranstaltungen de- genannlen Verein» gewährt, wie Unterstützung an durch reisende und an einheimische Armen, ferner sür eine Mielh zin«svarcasse, sür Beruf-erlernung von jährlich 22 Lebrlingen. für Kinkerspeisung, sür die Unterstützung einer ständigen Au- lunst-stelle, einer Arbeitsstätte und endlich sür die Arveit-ver mittelung-slellen, aus welche letztere oft mithin nur etwa 500 .4k als städtischer Beitrag zu rechnen sein dürfte. Wien gewährt dem „Verein sür Arbeit-vermitlelung", der seit seinem Gründungsjahr 1885 bi- Ende 1892 inSgesanimt 19 486 Personen Stellen verschaffte, 500 Gulden und dem selben der niederösterreilbische Landtag 100 Gulden, Brünn dem Ardeit-nachwei- 100 Gulden und demselben der mährische Landtag die gleiche Summe, die „Ceniralstclle für Arbeit- Nachweis" in Hannover erkält vom städtischen Armencollegium jährlich 50 .41; in Mühlhausen wurde die „Anstalt für Arbeitsvermiltelung" bei ihrer Begründung von der städtischen Behörde mit 500 unterstützt > m Karlsruhe zahlt« dir Stadt bei der ersten Einrichtung dcS von 12 Vereinen be gründeten Arbeitsnachweises 600 -4k; in Freiburg i. Br. leistet die Stadt jährlich 900 Zuschuß; auck in Mann heim geben Stadt und Handelskammer eine Unterstützung. Der namentlich in neuester Zeit vielfach erörterte Gedankt, von Seilen der Stadlgemeinden ArbeilSnachweisestcllen einzurichten und dieselben möglichst aus alle Beschäftigung uchcnden gelernten und ungelernten Arbeiter, Dienstboten, Lehrlinge auszudehnen, hat >n vielen Städte» Widerspruch, in einzelnen aber auch Beifall gesunden. So sind in letzter Zeit städtische ArbcitSnachweiscstellen eingerichtet oder in Ans icht genommen in Bunzlau, Freystadt, ' Grilnberg, Greiffen- berg, Haynan, Hirschberg, Hoyerswerda, Lauda», Lüben, MuSkau, Ncitsalz, Neustädte!, Polkwitz, PribuS, Eßlingen, Sagan, Berlin, Frankfurt a. M., Posen, Erfurt, Mainz und Köln. Auch der preußische Minister für Handel und Gewerbe bat der Errichtung von städtischen Arbeitsnachweisen seine Aufmerksamkeit zugewendet. Er hat kürzlich in einem Erlaß die NezierungSpräsieenten ersucht, ihm jährlich zu berichten, welche Städte mit dem Plane umgeben, Arbeitsämter in Verbindung mit den Gewerbegerichten zu begründen. Man bat au» diesem Erlaß den Schluß gezogen, daß der preußische HandelSministrr an der, unter andern auch vom Freiherr» Reiyenstein bekämpften Verbindung der städtischen Arbeits ämter mit drn Gewerbcaerichten keinen Anstoß nehmen werde. Auch wird geglaubt, baß jener Erlaß geeignet sei, zur Be- ründung städtischer Arbeitsämter wesentlich beizutragcn. fine Statistik der vorhandenen Arbeitsnachweise giebt cS bisher so gut wie nicht. Bescheidene Anfänge dazu haben die socialdeinokratischen Gewerkschaften und die Hirsck- Duncker'schen Gewerlvereine gemacht. Beide gewerkschaftliche Richtungen besitzen Arbeitsnachweise, die in einzelnen Ge werben mit de» Zahlstellen für Reiseunterstützmig verknüpft ind. Die socialdcmokratischcn Gewerkschaften besaßen im Jahre 1892 3959 Zwcigvcreine. Die eigentliche Zahl ihrer ArbeitSliachweisesteUcn ist nicht bekannnt, unv alle hierauf sich beziehenden zahlenmäßigen Mittheilungrn beruhen aus will kürlicher Schätzung. Vielfach haben die Gewerkschaften ihren Arbeitsnachweis in den einzelnen Stätten centralisirt. In solchen Fällen befindet sich derselbe regelmäßig in einer Her berge. Meistens Kaden sich diese gewerkschaftlichen Arbeit- Nachweise auch noch andere wichtige Ausgaben gestellt, sür die als typisch die Grundsätze des von den Gewerkschaften Magdeburgs i»S Leben gerufenen Arbeitsnachweise an gesehen werden können. Derselbe betrachtet als sein Thälig keitSgebiet: „kostenlose Arbeitsvermittlung, kostenlose Auskunft« ertheilung über da« gewerbliche Leben und dir dasselbe de rührenden gesetzlichen Bestimmungen, Auszahlung von Reise- unterstützung, Pflege der Statistik und Aushändigung von Fachzeitungen". Gewöhnlich ist ein Ausschuß eingesetzt, der für die regelrechte Abwickelung der Geschäfte Sorge trägt. Die im Sommer 1893 inSgesammt 131t Ort-vercine zählenden Hirsch-Duncker'schen Gewerkrereine haben schon au dien im Oktober 1879 in Nürnberg abgebaltenen Verbands tage Bestimmungen sür die Regelung der Arbeitsnachweise ge troffen. Nach diesen soll jedes Mitglied, das ohne eigene- grobe- Verschulden seine Arbeit-stelle verliert, Anspruch aus die un entgeltliche Bemühung de- OrtSsecretairS habe», ihm möglichst bald eine andere Arbeitsstelle zu verschaffen. Da» Locaj de« Arbeitsnachweise« soll in geeigneter Weise bekannt gemacht werden; über die Einrichtung de« letzteren ist »lit den Arbeitgebern eine Einigung anzustreben und aus deren Wünsche thunlichst Rücksicht zn nehmen. Wenn e« erforderlich ist kann auch ein gemeinsamer Arbeitsnachweis mit den U»Ier> nchmern eingerichtet werden. Jedes Mitglied eine- Gewerl verein- ist verpflichtet, jede ihm bekannt werdende offene Arbeit-stelle schleunigst rem Secretair zu melden; in Arbeits stätten, wo mehrere Gcwerkverein-mttglieder beschäftigt sind ist eine» derselben mit der Meldepflicht zu betrauen. In jeder OrtSversammlung ist außerdem zur Meldung cffenerArbeit- stellen aufznsortern, und zwar auch solchen, die den Mit gliedern eine- andern ber am Orte bestebcnben Gewerkvereine zugute kommen könnten. Solche Meldungen hat ein Verein- secretair dem andern mitznlheilen. Für jede mit Erfolg uachgewiesene offene Stelle erkält der Ort-seeretair eine Vergütung au» der OriSvereinScaffe. Ist keine Aussicht vor handen, einen« arbeitslosen Mitglieke am Ort oder in der Umgebung Beschäftigung zu verschaffen, so ist an den General- secretair zu berichten. Dieser hat eventuell Umfrage bei den OrtSieerrtairen zu kalten, in deren Bezirk die Wahrscheinlich keil für offene Arbeiisslellcn vorhanden ist. Alle Ccrre pondenz in Sachen des Arbeitsnachweise« soll schleunigst besorgt werden. Von dieser ArbeitSvernilttelunz bade» jedoch die Mitglieder der Gewerkvereine sehr wenig Gebrauch ge macht. In Berlin batten die Hirsch-Dunckcr'schcn Gewerk vereine 1892 etwa 110, zum Tbeil sehr unbedeutende Arbeits nachweise. Central-ArbeitSnachweise der Gewerkvereine gicb' es jetzt 60—70: weitere Zahlen sind nicht bekannt. Deutsches Reich. ä Berlin, 28. Juni. Unter-den zahlreichen Anträgen nr Abänderung des Wahlgesetze-, welche alljährlich von Socialdemokralcn «nd Freisinnigen im Reichstag cingcbracht werden, bat sich bisbcr »in solcher ans Einführung des PrvportivnalwahlsystemS noch nicht befunden. Obne Zweisrl wird er aber auch noch kommen, nachdem einmal die «ack,e durch die Anträge und Verhandlungen in der Zweiten badischen Kammer in den Vordergrund getreten ist. Wir halten den „Proporz", wie dies Wablsnstci» in der badischen Kammer geschmackvoll genannt wurde, für eine der um wälzendsten und bedenklichsten Maßregeln, die ans dem Gebiet der Wahlen vorgenommcn werden könnten. Unseres Wissen« ist auch noch nirgend- ein praktischer Versuch damit gemacht Worten. Die Wirkungen sind auch schwer zu übersehen; sic würden wahrscheinlich je nach deni Unifang dcS Lande«, den wirlhschafllichen Bcrbältniffen »nd der sonstigen inneren Bc- chasscnhcit de« betreffenden WahlgcbicIS sehr verschieden sein. Wir haben eine Berechnung angcstcllt, wie im Reich die Einführung de« Proportionalsystenis wirken würde, wenn die im gesummten Deutschland auf die einzelnen Parteien gefallenen Stimmen maßgebend wären sür die Anzahl der auf jede Partei entfallenden Abgeord neten. E« kommen dabei ein paar Mandate mcbr heran«, wa« sich durch die nicht ausgehenden Bruchtlieile erklärt. Bei den vorjährigen Wahlen würden empfangen baden: die Con- servativen mit rund l Million Stimmen: 53 (statt 72) Man date, die Reichspartei mit rund 4«»» 000: 23 (statt 28), die Nationalliberalen mit nahezu 1 Million: 52 (statt 53), die Freisinnige Vereinigung mit 250 000: 13 (wie bisher), die Freisinnige Volkspartei mit 660 000: 35 (statt 2t), die süd- deulschc Volkspartei mit 160000: 9 (statt 11), da« Ccn- truni mit l,4 Million: 77 (statt 96), die Polen mit 200000: 17 (statt 19), die Socialdemokraten mit 1,7 Million: 94 (statt 44), die Antisemiten mit 260 000: >4 (statt 16), die Welfen mit 100 000: 5 (statt 7), die Elsässer mit No 000:6 (statt 8), unbestimmt und zcr splittert: 6 Mandate; für den einen Dänen würde die Stinimenzabl nicht auSreickien. Danach würden also eine ungeheure Vermehrung die Eocialdemokraten, eine erbeblicbe Schwächung insbesondere da« Centn»» und die Conservalivcn davontragcn, während die bisherige Vertreterzakl der übrige» Parteien weniger verändert würde. Ein sicheres Urtbeil ist mit diesen Zahlen allerdings noch nickt zu gewinnen. Denn wäre das Proportionalsvstci» ringcführt, so würden ohne Zweifel die Stimmcnzahlen bei den verschiedenen Parteien erbeblich ander« auSfallcn. Parteien, deren Wahlkreise zum großen Tbeil wenig angef achten sind, brtbeiligen sich jetzt cr- sabrnnffSgcmäß und erklärlich sehr schwach bei den Wahle», da« trifft namentlich für das Ceiztrum unk die Conscr- vativcn zu. Die Folge des System« würde sein, daß, wenigstens ii» ersten Mahlgang, jede Partei, auch wenn sie nur wenige Stimmen aufuibringcn vermag, überall selbst ständig vorginge, denn jede Stimme wäre bei der Gcsammt- ausrecknung von Werth. Der Sache stehen die erheblichsten principiellcn Bedenken im Wege und für ein so umfassendes Gebiet, wie sür das Reich, wurden wir den Vorschlag sür ganz unausführbar oder höchst nacktbcilig halte». Man denke nur an die fast hundert Socialtemokraten. Auch würde unvermeidlich der jetzige enge Zusammenbang zwischen dem Vertreter und dem Wahlkreise aufgelöst werde». Für da« Reich wird cS mit diesem -Vorschlag wohl auch noch gute Wege haben, wir möchten aber auch nicht wünschen, daß in einem Einzelstaat wie Baten der praktische Versuch ge macht würde. ss Berlin, 28. Juni. Dir Forderung internationaler Maßnahmen gegen die P est des Anarchismus wird mit größtem Nachdruck in ber Presse aller bürgerlichen Parteien in Deutschland wie in allen anderen Ländern er hoben und nur von wenigen „rein" bcinokratischen Blättern mit theoretischen Gründen belo.mpft, die man nur aus ihre Consequcnzen zu prüfen brauthk, um ihre Fabenscheinigkri«
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page