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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940816013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894081601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894081601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-16
- Monat1894-08
- Jahr1894
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I. Heiligt z. LtWgcr TigeW M Huzeign dir. N Imeckig, Ik. Wst W. Mge»-WM (Forffrtzunq au» dem Hauptblatt. Spanien. * Madrid, IS. August. (Telegramm.) Sagasta erlitt einen Schlagaosall (B. L.-A!) Rußland. * Man «rrinnert sich an die seltsam verspätet eingetroffene Nachricht von dem Unglücksfalle, welcher den Großsürsteu Alexander von Rußland und seine Gemahlin kenia an ihrem Hochzeitstage betraf. Sie klaug etwa» undeutlich, uud die Begründung, daß der Kutscher, durch ein Feuer werk geblendet, den Weg nicht mehr gesehen habe, klang wunderlich. Nun bringt da» Wiener „Fremden-Blatt" ein Berliner Telegramm, in welchem behauptet wird, in Peters burg führe mau den angeblichen Unfall, der schlimmer ver laufen fei, al» man osficiell zugebe, auf ein Attentat zurück. Wie man erzählt, stürzte der Wagen, der da» groß- jiirstliche Paar von Peterhof, wo das HochzritSmahl statt gefunden, nach Schloß Ropscha bringen sollte, in einen tiefen Graben, weil die Brückt, über welche er fahren mußte, mitten enlzweigesäat war. Großfürstin Lenia brach den rechten Arm, der Großfürst wurde schwer am Kopse verwundet, der Kutscher blieb mit zerschmettertem Schädel todt liegen. Die russische Eeasur habe den Blättern verboten, den wahren Sachverhalt zu berichten. Orient. * Sofia, 15. August. (Telegramm.) Die vom Fürsten Ferdinand begnadigten politischen Verbrecher wurden gestern freigeiassen. In dem Gefängnisse der .Schwarzen Moschee" verblieben nur noch Karawelow und Iwanow, die im Januar diese» ÄahreS wegen de» Attentat-Versuche» auf den Fürsten verurtheilt worden waren. Afrika. * Madrid, l5. August. (Telegramm.) Au« Tanaer wird berichtet: Sieben deutsche Fahnenflüchtige der Fremdenlegion in Algerien, die nach Fez gekommen waren, um den muhamedanischcn Glauben anzu- nehmen, wurden von dem Sultan Abdul Aziz zurück gewiesen, mit dem Bemerken, er brauche keine gefälschten Gläubigen. Die Deutschen wurden hierauf nach Tanger gebracht und auf Befehl de» deutschen Gesandten nach Ham burg eingeschifft. E» sind noch viel mehr Deutsche dasertirt, aber nur di« erwähnten 7 gelangten nach Fez, die anderen wurden aus dem Wege von den Mauren ermorvdt. (BL-A.) Königreich Sachsen. * Leipzig, 1k. August. Mit Genehmigung de» König» wird vom Ministerium de» Innern vom 1. September diese» Jahre» au ein tragbare» Ehrenzeichen an Arbeit«, und Dienstboten verliehen. Da» Ehren zeichen ist für Solche bestimmt, welche nach vollendetem sünfundzwanzigsten Lebensjahre dreißig Jahre ununterbrochen i» einem und demselben Arbeit»- beziehungsweise Dienst Verhältnisse gestanden haben und unbescholten und könig-treu gesinnt find. Da» Ehrenzeichen besteht in einer silbernen Medaille, deren Borderseite da» Bildniß de» König» zeigt und deren Rückseite die Aufschrift „Für Treue in der Arbeit enthält. Die Inhaber de» Ehrenzeichen» sind berechtigt, dasselbe und zwar die Männer an einem einfarbigen grünen Bande auf der linken Seite der Brust, die Frauen aber an einem schwarzsammtnen Bande um den Hal» sowohl in al» außer der Arbeit beziehentM dem Dienste und nach Austritt au» dem Arbeit»- beziehriMich Dienstverhältnisse zu tragen. Da» Tragen de» grünen Bande» ohne da- Ehrew zeich« ist nicht gestattet. Eine Rücklieferung de» Ehren Zeichen» »ach dem Tode de» Inhaber» findet nicht statt, lieber die Verleihung de» Ehrenzeichens wird eine besondere Urkunde ausgefertigt. Dir gesetzlichen Vorschriften über den dauernden Verlust von Orden und Ehrenzeichen finden auch auf da» Ehrenzeichen für Arbeiter und Dienstboten Anwendung. Zum Umtausch der zritherigen Medaille gegen die neue tragbare Medaille ist dir Genehmigung de» Ministerium» de« Innern erforderlich, welche nur rrtheilt wird, wenn die in tz. 1 be zeichnet«» Voraussetzungen noch allenthalben vorhanden find -g- Let-zt», 16. August. Der außerordentliche Professor für Landwirthschaft vr. piül. Föppl, der erst feit drei Semestern an unserer Universität lehrt, wurde zum ordent lichen Professor an die technische Hochschule nach München berufen. L-u. Der 16. August ist der zweihundrrtjahrige Geburtstag von Johann Zacharias Platner, der al» hochangcsehener Leipziger Professor der Chirurgie und nicht minder al» Stammvater eines bekannten Gelehrteu- geschlechteS berühmt geworden ist. Am 16. August 1694 in Chemnitz geboren, hatte I. Z. Platner in Leipzig, später in ?alle Medicin sludirt und hier 1719 die Doctorwürde er langt. Dann machte er größere wissenschaftliche Reisen, bildete sich zu Pari» in der Anatomie und Cbirurgie, in Zeyden al» Schüler von Boerhave uud Albinus auS und siedelte 1721 al» außerordentlicher Professor der Anatomie und Chirurgie nach Leipzig über. 1724 wurde er al» Nachfolger von Rivinu» Ordinariu» der Physiologie, päter auch für Anatomie, Chirurgie, Pathologie und Therapie. Schließlich wurde er 1747 zum dauernden Decan der mcdicmischeo Facultät und zum Medicinalrath am Hose de» Kurfürsten von Sachsen ernannt; er starb jedoch chon >m December desselben Jahre». Sein chirurgische» sehrbuch „Institution«» ckirurgise rationalis tum meäic»« tum mlmmilis in usuw äiscentium" genoß lange Zeit sehr »ohe» Anseden in den Fachkreisen uud wurde in» Deutsche und Holländische übersetzt. Eine Sammlung seiner übrigen Schriften erschien gesammelt al» „Opuscula cdirurgica et «uuitomie»" in zwei Bänden (Leipzig 1749). — Noch berühmter wurde sein jüngerer Sohn, Ernst Platner geboren 1744 io Leipzig, gestorben 1818). Von dem Philo logen Ernesti erzogen, wurde er in seiner Vaterstadt 1779 außerordentlicher Professor und 1789 ordentlicher Professor der Physiologie; außer letzterer vertrat er in den Vorlesungen auch Augenheilkunde und gerichtliche Medicin, daneben aber la» er zugleich über Logik, Metaphysik, praktische Philosophie und Aesthetik. Er war rin äußerst anregender Lehrer, der owohl in der Philosophie, wo er den Leibniz-Wolffschcn Standpunct vertrat, al» auch in der Medicin, die er in innige Verbindung mit der Medicin brachte, AuSgezeichnete« leistet«. Bon Ernst Platner'« Söhnen bat sich Ernst Zacharias Platner (geboren 1773 in Leipzig, gestorben 1855 in Rom) al» Maler und Kunstschriftsteller, Eduard Platner (gehören 1786 zu Leipzig, gestorben 1869 zu Mar burg) al» Recht-gelehrter und Professor der Rechte einen Namen gemacht. «d Museum für völkerknnde. Nachdem, wie wir be richtet haben, da« Museum erst jüngst Herrn Consul Ivo Streich in Swatau eine reiche Sammlung chinesischer Schmuckgcgenstände zu danken gehabt hat, hat e» von diesem wiederum zwölf prächtige chinesische Lanzen al« Geschenk erhalten. — Da» Waldfest de» Verein» Leipziger Presse findet, wie wir schon mittheilttn, am Sonnabend, den 18 August, statt. Da» Programm bleibt in allen seinen Einzel heilen bestehen; e» ist rin so umfangreiche» und groß artiges, daß die Theilnahme an dem Feste eine sehr starke sein wird. — Für Diejenigen, welche dem Verein Leipziger Presse noch Gaben für die Tombola zugcvacht haben, ist durch die kleine Verschiebung de« Feste» Gelegenheit geboten, ihr dankenSwerthe» Vorhaben zur Ausführung zu bringen. Herr Redacteur SaSki nimmt derartige Gaben, für die der Verein Leipziger Presse den Spendern herzlichen Dank weiß, entgegen. — Erzgebiraische Gewerbe- und Industrie- Ausstellung zu Freiberg. Wir weisen nochmal- darauf hin, daß der Schluß der Ausstellung bestimmt Dien-tag, den 21. August, Abend« 7 Uhr erfolgt. Die Berloosung findet den 15. August, vormittag» von S Uhr ab und folgende Tage statt. —* Der seit einigen Tagen vermißte 44jahrigt Mechaniker Earl Felix Thoma» ist gestern Mittag im Nonneuholze in der Nähe der sogen, nassen Wiese erhängt ausgesundrn worden. Da» Motiv de» Selbstmorde» ist Krankheit. -. An« dem Bureau de» Stadttheater»: Im Neue» Theater findet am heutig«» DoauerStag da» letzt« Gastspiel de» k. k. Hosschauspteter» Herrn Ferdinand Bonn vom Hofburgtheater in Wien statt. Der aulgezetchuet« Darsteller verabschiedet sich all „Hamlet" vom hiesigen Publicum. Die Vorstellung beginnt um '/,7 Uhr, woraus wir besonder» aufmerksam machen. Morgen, Freitag, wird die neueinstudirt« komisch« Oper „Die schön« Helena" wiederholt. Herr Schelper, unser auSaezeich- neter Bariton, war, wie wir seiner Zeit bereit« mitthetlte», zur Mitwirkung bei den Münchner Wagner-Aufführungen rin geladen worden und hat jetzt dort al» „Alberich" «inen Ersolg errungen, der für de» beliebten Säuger unserer Leipziger Oper «inen vollen Triumph bedeutet. Die „Münchner Allgemeine Zeitung" nennt seine Leistung «in« superb« und rühmt in derselben die „wahrhaft großen Momente". — Herr Schelper wird am kom menden Sonntag zum ersten Male nach dem Sommernrlaub wieder »uftreteu, «ad zwar im „Fliegenden Holländer", mit welcher Oper die Oprrnsaisou wieder ihren Ausang nimmt. 8. Im Renen Sommertheater in Stadt Nürnberg geh« deute die zugkräftige Posse „Mensch, ärgere dich nicht" von Leon Treptow in Scene. Da« Stück, ist von Herrn Alfred Lux, dem Komiker unserer vornehmen Sommerbühne, der sich auch al« Regisseur um zahlreiche gelungene Darbietungen de« Theater- über- au» verdient gemacht hat, zu seiner Benefiz-Vorstellung au-gewahit worden, und es ist sicher, daß den Freunden erheiternder Bühnen kunst heute im Sommertheater «in ganz beloaderS genußreicher Abend bevorsteht. 8. Krystall-Palast. Dir Kärnthner haben noch einen Tag zugegeben und werden heute nochmal» austreten. — Bon morgen ab beginnen die Mililair-Loncerte der neugebildeten Pionier-Lapelle Bataillon Nr. 19 au» Straßburg unter Leitung de« Lapellmeister« Max Werner. — Im Bayerischen Bahnhof findet heut« Extraconcert de» Herrn Direktor Petrrhänsel statt. — Dem „Tage von MarS-la-Tour" widmet am heutigen Donnerstag da» Schillerschlößchen.Etablissement eine echte Gedenkfeier, bei dem alte und junge Kameraden bei feurigen Krieg-weisen und gutem Trunk dir Lage alten Schlachtruhm» wieder lebendig werden lassen. Da- Loncert, da« um 8 Uhr bei freiem Eintritt (Programm 10beginnt, spielt di« vollständige Lapelle de» Herr» Musikdirektor» S Lurth. Dem Soncert folgt der Festball. —ld. Leutzsch, 15. August. Die käniglich« AmtShauptmannschast hat durch Beschluß vom 2. August » o. die vom hiesigen Militair- verein eingereichtrn neuen Satzungen ohne >kde Aenderung genehmigt, da kein Bedenken gegen den Inhalt derselben vor- liegt Veranlaßt wurde die Neubearbeitung der Statuten durch die innerhalb der letzten Jahre zu stark in Anspruch genommene KrankenunterstützungScasse, so daß trotz der Zunahme an Mitgliedern eher ein Rückgang, anstatt eia Fortschritt in den wirihschastlichen Verhältnissen de» Verein» zu bemerken war. Infolge dessen hat auch da» Krankenunterstützung-wesen nach den neuen Bestimmungen eine wesentliche Umgestaltung erfahren. Jeder Kranke erhält nur noch SO Woche» gleich l SO Tagen die volle und darnach noch SO Woche gleich ISO Tagen die Hälfte der Unterstützung, während früher die Unter» stützung-zeit je 182 Tage dauerte. Nach den neueu Satzungen kann überhaupt jede» Mitglied uur noch ISO ^l an sorllousenden Unter stützungen in einem Jabre beziehen; dann gilt eS al» ausgesteuert und ist erst nach Ablauf eine« vollen Jahre» wieder unterstützung-- berechtig». Auch hat mau eine Larenzzeit von 6 Monaten für die aeueintretenden Mitglieder eingeführt. Jin klebrigen sind die neuen Statuten ähnlich den früheren, hier und da sind nur noch einige verschärfte Bestimmungen, z. B über Ausschluß von Mitgliedern, Bestrafung bei Ueberschreitung der AuSgehezei» kranker Mitglieder rc. binzugesügt worden. — Da- diesjährige Sommer- und Kinder fest de» Militairverein«, au welchem sich gewöhnlich alle Kreise de» hiesigen Publicum« betheiligtrn, findet am 9. September statt. II. Döbeln, 14. August. Am 12. d. Mt», schlug der Blitz in Schwochau in die Scheune de» WirthschaftSbesitzerS Leidert. Die Scheune mit circa 39 Schock Korn wurde ein Raub der Flammen. — Durch den Blitz wurden ferner zwei Pferde de» Gutsbesitzer-Polster in Niedermuschütz qetödtet, welche einen mit Hafer beladenen Wagen vom Felde nach dem Dorfe zogen. Der Junge, der neben dem Wagen herging, kam ohne Schaden davon. — Ein kalter Schlag schlug in demselben Orte in ein Hau» und zer trümmerte Esse und Ofen. — In Berntitz b. Mügeln traf der Blitz aus freiem Felde eine Haferpuppe und setzte dieselbe in Brand. Da- Gewitter, welche» außerdem Regen und Schloßen brachte, hat in den Fluren und Gärten viel Schaden angcrichtet. 8. WermSdorf, 15. August. Am 12. d. Mt». Abend- brach in der zur Windmühle ,n Cannewitz gehörigen Scheune Feuer au», welche» sich sofort auch auf da» augebaute Wohn hau« verbreite und das ganze Gebäude in kurzer Zeit ein äscherte. Da» wütbende Element griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß die allein zu Hause anwesende und im tiefen Schlafe liegende Kurth'sche Ehefrau nebst ihren Kindern nur dadurch sich da» Leben retten konnten, indem die Frau ein Bett in den Hof warf, dann die Kinder au» dem 1. Stock herabwars und schließlich selbst herabsprang. Vier Schweine, drei Ziegen, sowie fast sämmtlichc» Mobiliar fiel den Flammen zum Opfer. Dresden, 14. August. Mit der geringen Ausbeute an Pilzen in den FrühjahrSmonaten, sowie im Juli trösteten sich die ErwerbSsammler wie die zahlreichen zum Vergnügen Pilze suchenden Waldsreuude io der Hoffnung, daß der August in reichem Maße Ersatz für dir bisher ermangelte Ernte bieten werde. Diese Erwartung bat sich nach dem „Dresdner Journal" indeß bi« jetzt nicht erfüllt und Keuner der Ver> hältnisse behaupten, daß Heuer aus eine einigermaßen ertragS reiche Ernte gar nicht zu rechnen sei. Steinpilze und andere bevorzugte Arten wurden selbst aus den besten Stand plätzen in den Forsten bei KönigSbrück, KönigSwartha rc. ganz vereinzelt gefunden und auch die weniger gesuchten Birkenpilze rc. finden sich nicht häufig. Während in pilzreichen Jahren ganze Lowrie» dieser wegen ihre» reichen StickstoffgehalleS außerordent lich nahrhaften und gesunden Walderzeugnissr hier eintrasen und einen nicht unbedeutenden Handelsartikel bildeten, sind die« Jahr nur geringe Mengen aus den Markt gebracht worden, die den gegebenen Verhältnissen entsprechend doch bezahlt werden müssen — Einen ziemlich reichen Ertrag stellt dagegen die Obsternte in Aussicht. Wenn auch je nach der Lage einzelne Obstsorten in mancher Gegend weniger Früchte angesetzt baben, so sind sic oft in wenig entfernt davon ge legenen Orten um so zahlreicher vorzufinden. In der Dresdner Pflege verspricht die Ernte «ine übermittelgute zu werben und in Birnen und Aepfeln dürfte sich va» Resultat noch günstiger gestalten. Die Pflaumen leiden strichweise erheblich unter der Insectenplage und da» Laub ganzer Alleen leigt einen krankhaften Zustand. Nüsse find tyeilweise zur olüthezeit von kühlen Nachten geschädigt worden. Pfirsiche haben leidlichen Fruchtansatz. L Dresden, 14. August Sobald dl« Stadtverordurten ihre Thätlgkeit nach den Ferien ausaehmen, werde» thueu vom Rath mehrere sehr wichtige Vorlagen zur Beaehmigaug zu- gehe». Ja erster Linie handelt «S sich um Rtederlega n g eine» Theile» der Altstädter GaSfabrtk und der Ein- slelllnig der Ihätigkeit derselben, dann aber auch darum, da» der Stadtgemeindr gehörige Areal nebst dem Verwaltungsgebäude au das ElektricitätSwerk gegen Gutschrift de- Werthbetrages von 396 IOO.3!, sowie unter Bewilligung eine« jährlichen Pachtzinse« voa 40M für da- Areal de- GalbehälterS und de» Regulierung-gebäude» zu überlassen. — Wegen Errichtung de» ElektricitätSwerkeS beantragt der Rath dann ferner aus Grund der erfolgten Aus schreibung und der eingeholten Sachverständigen-Gutachten: I) da? einphasige 4SechseIstromsystem in der Einrichtung auzuwenden, daß der Wechselstrom voa den Maschinen direct erzeugt, durch Kabel zu Tran-sormatorstatioiien, die thunlichst im üssenllichea Verkehr-raum auszufiellea sind, geleitet und von dort je nach den localen Bedürf nissen weitkr vertheilt wird; L) di« Au-sühruag de» Werke- in Betreff der Maschinen der Actiengesellschait für elektrische« Licht und Telegraphenbau „HelioS" in Köln, in Betreff de» KabelaetzeS aber der Elektricilät-gesellschast vorm. Schuckert St Lo. in Nürnberg und der Actiengesellschaft O. L. Kummer är Eo. tu Dresden unter der von diesen drei Firmen übernommenen solidarischen Haftung für da- gute Gelingen und die richtige Functtonirung de« gelammten Werke» zu übertragen; — 3) di« voa den genannten Firmen für die ordnungsmäßige und rechtzeitige Bauausführung zu hiuter- legende Eaution aus 150 000 festzustellen; — 4) die Kosten der Au-sührung, welche ia-gesanimt aus 1 335 000 veranschlagt sind, sowie zur Beschaffung der erforderlichen ElektricitätSzähler ein Berechnung-geld von 150 000 iu Anbetracht, Laß da- Elektricität-- werk wesentlich zu Beleuchtung-zwecken besiMmt ist, di« Bus- Wendung für die Erneuerung der städtischen Beleuchtung-- anstalten au- dem Erneuerung-svnd» der Ga-sadriken zu bewilligen E» gilt unserer Stadtvertretung, nicht uur die Fülle de« elektrischen Licht» über unsere Straßen au-strömea zu lassen, sondern auch Anlagen sürAbgabe elektrischer Energie za schaffen, welche in Zukunft dem Straßenbahubetrieb die nöthige Kraft zu- sühren sollen. Bei der Entscheidung dieser Frage kam in der Haupt sache Folgende» in Betracht. Würde die Versorgung der elektrischen Bahnen mit Energie auS verschiedenen Anstalten uud damit die Herstellung verschiedener Zuleitungen zugelassen werden, so würde nicht blo» die Jsolirung der verschiedenen Drähte insbesondere an den Kreuzung-stellen zu technischen Schwierigkeiten, sondern auch di« Häufung der elektrische» Leitungen zur Beeinträchtigung der Verkehrssicherheit führen. Es wurde au- diesem Grund« die Lentrati- sirung der Erzeugung des elektrischen Stromes in unmittelbarer Nähe der Stadt als da» Zweckmäßigste anerkannt, und e» sollen de», halb in Zukunft Concessioncn zum elektrischen Betriebe von Straßen bahnen unter der Bedingung ertheilt werden, daß der zu verwendende elektrische Strom nur aus einem städtischen LlektricitätSwerke er folgt. Ferner wird man da- der Deutschen Straßenbahn gehörige ElektricitätSwerk ankausen und dasselbe soweit er weitern. al» eS hinreicht, uni den zunächst in Frage kommenden Straßenbahnlinien dir nöthige elektrische Energie abgcben zu können. Die Au»führung»kost«n de- geplanten Erweiterung«baue» würden sich aus 792 000 belaufen und zu Lasten der 1893er Anleihe gehen. Weiter werden 900 000 zur Beschaffung der Strom- zusührung sür den elektrischen Betrieb der in Aussicht genommene» Straßenbahnlinien au» derselben Anleihe zu bewilligen gefordert. Leim Mann mit dem Löwengebiß. Gestern machte ich eine interessante Bekanntschaft. Es War draußen am Zeitzer Tbor, in Müller » Garten. Die Kühle de» AbendS zwang mich, au» der lampionerleuchteten Sphäre der Concertanlage nach der Colonnade zu flüchten und dort unfreiwillig dem Klange eine» OrchestrionS zu lauschen, da« in einem Athen» Stück auf Stück heruntcr- spielte. „Gestatten Sie mir, daß ich mich Ihnen verstelle: van der Strecken", sagte ein junger, hübscher, kräftiger Mann mit keckem Schnurrbärtchen zu mir. „Krause", erwiderte ich. „Sagen Sie doch. Streiten, Streeten, Streiten, der Name kommt mir sehr bekannt vor!" Wohl möglich, meinte lächelnd mein vis-ü-vis, aber im All gemeinen kennt man mich nur al» „Strazini", den Mann mit dem Löweogediß und dem Straußenmagen. Er Ariff dabei rasch nach meinem NordhäuserglaS, da» die respektable Dicke einer Berliner „Strippe" hatte, biß ein Paar Stücke vom Rand, daß man die Zahneindrücke sah, und „schnurbsie" kreuzfidel die Masse hinunter. Ich erschrak. Der Mann wurde mir unheimlich. „Kieselsteine oder Kirschkerne hätten «Na Müller. Gsstorben am 8. August. ««»druck «nSer», Wer in seinen literarischen Erinnerungen bi- in d»e fünfziger und sechziger Jahre zurllckzugehen vermag, vor Lessen geistigem Auge werden auch>ie Romane „Ter Charlotte Ackermann", „Eckhof unv seine Schüler" uud „Stadtschultheiß von Frankfurt" auftaucheu, die ihm manche genußreiche Stunde bereitet und ihn mit ihrer Gemüthsinnigkeit und Warm herzigkeit oft genug über die Härten de» Leben» hinweg- gehoben haben. Heute werden solche Romane nicht mehr geschrieben und auch nur noch wenig gelesen; ein anderer Geschmack, der Wohl schwerlich ein bessere» ist, hat sie rasch in den Hintergrund gedrängt mit sammt ihren Verfassern. So find denn auch die Romane Otto Müller'« jetzt nur noch einem kleinen Kreise bekannt; er selbst war schon seit vielen Jahren au« dem Leben zurückaetreten. Da» erste Auftreten Otto Müller'« fällt noch in die vierziger Jahre, doch stellte sich der junge Schriftsteller nicht unmittelbar unter di« Fahne de» damals noch herrschenden Jungen Deutsch land, sondern hielt sich mehr zu deu volkSthümlicheo Erzählern jener Zeit, zu den Holtey, Scbücking, Hacklander, uud ytwann dadurch schnell rin große» Publicum. Den Sinn für da» VolkSlhümliche hatte er sich bereit» in seiner fröhlichen Jugend zeit erworben, die er feffello» in den Wäldern und Feldern de« LogelSberye« in Hesse», an dessen Fuße, in Schotten, er am 1. Jum 1816 geboren war» hatte genießen dürfen. Später besuchte er die Gymnasien von Büdingen und Darm stadt und studirte dann zunächst auf den Wunsch seine» Vater» Theologie, nachher aber Cameralia. Doch erwärmte er sich auch für diese Fachwissenschaft wenig, da es ibn schon früh zum Fabulier» trieb. Bereit» 1835 begann er Novellen in schreiben, die in der Zeitschrift „Phönix", die Eduard Düllrr l»rran«gab, zum Abdruck gelangten und allgemeine Aufmerksamkeit erregten. In Folge dessen erhielt er 1836 die Stelle eine» Bibliothekar» an der Darmstädter Hof- bibliothrt und wurde dann später auch noch der Privat bibliothekar de» Prinzen Karl von Hessen. Diese Stellung entsprach seine» Wünichen und Neigungen auf« Beste unv ließ ihm auch hinreichend Zeit sür die literarische Production Er sammelte daher zunächst seine im „Pbönix" er schienenen Novellen und gab sie unter dem Titel „Der Frühling«park* i» zwei Bänden herau», weiterhin ver suchte er sich in einer Tragödie „Cola Rienzi", die zwar da» lebhafte Interesse Seydelmann'S erweckte, aber doch nicht zur Ausführung gelangte. Drauf kehrte er zur erzählenden Prosa zurück und schrieb den biographischen Roman „Bürger. Ein deutsche« Dichtcrleben." Er traf mit diesem Stoffe eine außerordentlich glückliche Wabl, denn der Schöpfer der ersten volkSthümlichen deutschen Balladen mit seinem heißquellendeu Herzen und seinem tragischen Geschicke war ihm eine sehr sympathische Figur. Mi» dem ganzen Feinsinn de» Künstler» legte er den Zwiespalt in Bürger » Seele dar, wußte da« seltsame, an und für sich ja wenig erfreuliche Doppelverhältniß zwischen seiner Frau und seiner Schwägerin Molly richtig zu erfassen und zu erklären und errang in Folge dessen mit dem Buche seinen ersten großen Erfolg. Besonder» die Frauenwelt wurde aus da» Lebhafteste von den leidenschaftlichen Scenen de» Roman» ergriffen und brachte dem jungen Dichter manche Huldigung dar, ja ein junge» Mädchen äu« einer Patrizierfamilie Bremen», Gustava Fritze, trug ihm sogar ihre Hand an und Otto Müller ergriff sie freudig. In stürmischer Zeit wurde ihm da» begeisterte Mädchen eine treue uud muthige Gattin. Denn Otto Müller batte mittlerweile die stillen Räume der Bibliotbek zu Darmfladt verlassen und die Redaktion de« zur fürstlich Thurn und Taxi«'schen Oberpostamt«zeitung gehörenden belletristischen Blatte» „Frankfurter ConversationS- blatt" übernommen. Und wenn nun auch diese Zeitschrift direct nicht» mit der Politik zu thun hatte, so schlugen die Wogen der allgemeinen Bewegung, die sich jetzt immer lebbaftrr bemerkbar machte und in der Literatur mit den Gesängen von Herwegh, Freiligrath, Prutz u A ganz neue Strömungen hervorrief, doch auch iu dir RedactionS- stube de» „ConversationSblatteS" und e» bedurfte de» ganzen Geschicke» de» Redacteur», den vorgeschriebenen Cur» einzuhalten. Neben seiner RedactionSarbeit schrieb Otto Müller in jener Zeit den Roman „Dir Mediatisirten" und bot bier eine rührende Herzen-geschichte, die sich in den sein abgestuumtea Kreisen eine» kleinen mediatisirten Hofe» abspiel,. Al» daun da» Stnrmjahr 1848 schließlich anbrach, ging auch Otto Müller vollständig zur Politik über und übernahm die Redaktion de» „Mannheimer Journal»", da- die Grund sätze der sogenannten Gothaer Partei ia Baden vertrat. Er trat damit gleichsam aus eia Felsenriff, da» ringsum von den Stürmen der Revolution umtost wurde; trotzdem hielt sich der viel Bedrängte und sein Blatt blieb, wie Häuffer in seinen „Denkwürdigkeiten zur Geschichte der badischen Revolution" bemerkt, nach der Ueberstrdelung der „Deutschen Zeitung" voa . nach Frankfurt da» einzige noch übrige konstitutionelle latt in Äaden und selbst unter der Schreckensherrschaft der Anarchie da« Organ der rechtmäßigen', im Auslande ver weilenden Regierung. DaS umsichtige und besonnenere Ver halten Müller« ward jedoch nach der Pacification de« Lande« wenig anerkannt; er legte daher mißmuthig die Redaction de» Blattes nieder. Zugleich traf ihn ein noch weit härterer Schlag seine junge Gattin ward ihm durch den Tod ent- risscn.^Tirf gebeugt ging er mit seinem kleinen Sobne nach Bremen, wo er zwei Jahre im Hause seiner Schwiegereltern verweilte. In der Stille de» Patrizierhauses schrieb er zu nächst die Novelle „Der Tannenschlltz" und dann den Ham burger Theater-Roman „Charlotte Ackermann", beide» zwei vollwichtige Werke, die seinen literarischen Namen weiter befestigten. Im „Tannenschütz" führt er in den heimathlichcn BogelSberg, dessen unheimliche Tannrnschluchlen unv Hohl wege er anschaulich zu schildern weiß und dessen knorrige Bauern er meisterhaft charakterisirt. Weit groß artiger ist natürlich da» Culturbild, daS er uns von dem Hamburg de» letzten Drittel- de» vorigen Jahrhundert- ent rollt. Die in den Mittelpunkt der Handlung gestellte Schau spielerin Charlotte Ackermann, die Stiesichwester de» be rühmten Schauspieler- Schröder, ist mit allem Liebreiz und der ganzen Anmuth auSgestattet, welche die Zeitgenossen an ihr zu rühmen wußten, und ihr frühzeitiger Tod im Jahre 1775 wird mit der ganzen Beredtsamkeil eine» wirklichen Dichter» in wahrhaft erschütternder Weise geschildert. Da» althamburgische Leben mit seinen eigenthümlichen Charakter figuren bildet einen bunten und anziehenden Hintergrund zu dieser düstern Tragödie und ist von dem Verfasser mit großer Sorgfalt unv nach eingehenden Studien entworfen und gezeichnet worden. Im Frühjahr 1854 kehrte Otto Müller nach Frankfurt zurück und übernahm die Leitung der „Deutschen Bibliothek", einer Sammlung deutscher Oriainalromane. in der er auch alsbald ein weiteres Werk von sich selbst, den Familienroman auS dem vorigen Jahrhundert, „Der Stadtschultbciß von Frankfurt", veröffentlichte. Der reizvolle Roman schildert die Liebe-geschichte der Eltern de» Dichterfürsten Goethe und führt dabei in da» Patrizierbau» de» hochehrenwerthen Schult- beißrn Johann Wolsgang Textor, de» bewährten Freunde« Kaiser» Karl de» VII, für den io der Brust der jugendlichen Elisabeth Textor eine schwärmerische Liebe auslodcrt. Der feste Sinn de» lieblichen Mädchen«, ihre Umkehr in die alt hergebrachte Tradition und ihr Glück im eigenen Heim, da« Alle» ist mit vielem Humor und ungemein anziehend erzäblt. Höchst anheimelnd sind die Bilder von dem reichen Frankfurt der vierziger Jahre de« vorigen Säculum», der würdigen Schultheißenresidenz auf der Friedberger Gaffe uud der wohligen jungen Äirthschast auf dem Hirschgraben. Nach Abschluß der ersten Serie dieser „Bibliothek" (in der sich übrigens auch Scheffel s „Ekkehard" befand, der aber zu nächst ganz spurlos vorüberging) trat Otto Müller jedoch wieder von dem Unternehmen zurück und gründete mit Th. Creuzenach und Ludwig Braunfels die Wochenschrift „Frankfurter Museum". Als er dann aber im Herbst 1856 mit der Schwester seiner verstorbenen Gattin eine neue Ehe schloß, trat er für immer von allen journalistischen Unter nehmungen zurück, siedelte nach Stuttgart über und widmete sich dort nur noch >Ver dichterischen Production. AuS ver langen Reihe von Romanen, die er hier verfaßte, nennen wir nur „Roderich", „Eckbof und seine Schüler", „Der Wildpfarrer", „Der Professor von Heidelberg", „Der Fall von Constanz", „Diadem und MaSke", „Monika", „Schatten auf Höhen" und „Altar und Kerker". In allen diesen Schöpfungen bewährt sich der feine Sinn Otto Müller- und vor Allem die Narr Weltanschauung, die ihre Menschen und Dinge stet» in dir richtige Beleuchtung rücken ließ. Bei dieser unablässigen Thätigkeit vermied denn auch Otto Müller jeden größeren geselligen Verkehr, dagegen pflegte er treue Freundschaft mit wenigen AuSerwädlten. Zn diesen gehörte vor Allen Wilhelm Raabe, als dieser von l862 bis 1870 seinen Wohnsitz in Stuttgart hatte. Gern und oft unternahm er mit diesem geistreichen Humoristen weite Spaziergänge, und auch manche» Schöppchen rothen Landwein leerte er mit ihm in alten winkligen WirthS- häusern, deren eS damals in der schwäbischen Hauptstadt noch so manche gab. Daher sandle denn auch Raabe dem Freunde zu Weihnachten 1865 seinen „Huagerpastor" mit folgender Widmung: Unter manchem Schänkenzeichen baben helter «vir gesessen Und des Leben« ep'jche Breite an dem Honorar gemessen; Riß die Sturmsiutb de» Geschicke» heute un» von der Fran Motz, Fanden wir aus morgen wieder in der Ledergaff' bei Stotz; War der Trunk de» Dasein» sauer, fraß in un- de» Gram» Trichine, Weinte mit mir meine Bertha, weinte über dich Alwine: Immer soll e» also bleiben, und im Land der biedern Schwaben Wird der Dünne mit dem Dicken stet» durch Dick und Dünne traben. Nun bat er als ein Achtundsiebzigjäbriger seine Leben»- reise abgeschlossen; der braunschweigische Humorist wird ihm bei der Kunde von seinem Hinscheidcn gewiß in treuem Ge denken ein stille« GlaS geweiht baben; aber auch da» deutsche Lesepnblicum darf ihn nicht vergessen, denn er war einer der gedankenreichsten und gemüthvollsten unter den neueren deutschen Erzählern. Ludwig Salomo».
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