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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930121017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893012101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893012101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-21
- Monat1893-01
- Jahr1893
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1.WW zm Wv ÄzeM mii> AwM K. N. ZonmiO. A. Ä»m M. (Fortsetzung aus dem Hanptblatt^ Italic». * Nom, 20. Januar. (Telegramm) Fast die ge- sammte Presse jordert die Negierung auf rum rücksichtslosen Vorgehen wegen der Banka ssaire. Die Turiner „Gazetla tel Popolo" verlangt, Giolitti solle der Wahrheit freien Lauf lassen und die Sache vor Gericht anhängig machen. — Der „Frankfurter Zeitung" wird in Bezug aus diese Angelegenheit geschrieben: „Die Vorfälle der letzten Tage haben aus die gelammte Bürgerschaft einen tieseu Eindruck gemacht. Ueberwiegend wird das Vorgehen der Regierung gelobt, gleichwohl zeigt das Verhalten der Organe der Rechten, daß Giolitti noch den Ferien schwere Kämpfe erwarten. Bonsadini veröffentlicht in dem „Fan- fulla", Bong hi in der „Lpinione" Artikel, in denen das Verhalten Giolitti'S in der Banksrage einer strengen »tritik unterzogen wird. Bonghi fordert, Giolitti und Grimoldi mögen sofort dcmissioniren, wobei er unter Anden» aus das Gerücht hin- wetsl, die „Banca Romans" habe der Regierung Geld für die letzten Wahlen vorgeslreckt. Bonghi'S Artikel ichtießt: Das ganze össent- liche Leben iei fehlerhaft, eS muh erneut werden; kaum die Spitze des Staates sei unversehrt, der Stamm überall zerfresse»; so jung, wie wir sind, fühlen wir uns schon cht, sie Grcisenhastigkeit des Gemütdes ist aber schrecklich bei Jungen. Die „Opinionc" gicbt zu. dost auch die vorige Regierung nicht frei von Schuld sei, hebt aber hervor, dag sie mit der Aushebung des Billct- oustausches eine mißbräuchliche Circulalion schnell ansgedeckt hätte. ..Fansuva" hält ein Eingreifen der höchsten Autorität für unvermeidlich, um Ordnung zu schaffen. Die „Gazetta del Popolo" fordert Giolitti aus. die politischen Persönlichkeiten, die Wechsel bei den Banken haben, ohne Rücksicht aus Freund oder Feind, zu demaskiren. Unter Tanlongo'S Papieren ist nichts Be lastendes gesunden worden, da er alle, politische Persönlichkeiten compromittirrnde» Papiere vorher beseitigt hat; darunter soll nach der „Jtalie" sich auch ein Brief Crispi's befinden, in dem er Namens des Ministerraths Tanlongo zur Ueberschrcitung der Circw lation autorisirt habe. Tanlongo will diese Papiere, durch die Ex minister, Abgeordnete und Journalisten blohgeslellt würden, im Proceß produciren. „Fanfulla" hält weitere Verhaftungen im Laufe der Nacht für wahrscheinlich, auch Beamte der Bank scheinen in strafbare Handlungen verwickelt zu sein." Großbritannien. * London, 20. Januar. (Telegramm.) Infolge des AuSliefcrungSgesuchS der französischen Negierung wurde Cornelius Herz vergangene Mitternacht im Hotel ver t> astet, unter der Anklage, in der Panamaangelezcnbeit sich des Betrugs schuldig gemacht zu haben. Herz ist jedoch zu krank (?), um das Hotel verlassen ru können und ver blieb daselbst bis aus Weiteres unter Aussicht. Spante«. * Madrid, 20. Januar. Die Könizin-Regcntin ernannte Preis zum Gesandten in Stockholm. Dänemark. k. 6. Nach einer uns aus Kopenhagen zugehendcn Meldung hat der dänische „Friedensverein" im Hinblick auf die bekannten, Dänemark betreffenden Acußerungcn des deutschen Reichskanzlers Grafen Caprivi einen Aufruf an das dänische Volk erlassen, dasselbe möge sich einer Adresse anschließen, in welcher mit Nachdruck ausgesprochen werden soll, daß die weitaus überwiegende Mehrzahl der Dänen mit Deutschland in Frieden zu leben wünsche und mit deutsch feindlichen Strömungen nichts gemein haben wolle. Rußland. * Petersburg, 2V. Januar. In einer Besprechung der jüngsten Vorgänge in Kairo bemerkt das „Journal de St. PStersbourg": „Ist eS nicht in Anbetracht dessen, daß Egypten ein tributäres Land unter der Suzcränetät des Sultans ist, ein ungewöhnliches Schauspiel, zu sehe», wie eine fremde Macht dort die Minister einsetzt und absetzt? Das Blatt fügt hinzu: „Der Khedive sprach in der dem englischen Gesandten Lord Cromcr gewährten Audienz von einer „Periode der Occupatio»". Ist der sonderbare Zwischen fall, dessen Zeuge man soeben gewesen, nicht dazu angetban, da« Verlangen zu beleben, daß dieser Einmischung ein Ziel gesetzt werde?" * Warschau, 20. Januar. (Telegramm.) Aus höbere Weisung aus Petersburg wird das hundertjährige Jubiläum der zweiten Theilung Polens festlich ge feiert werden. In ganz Congreßpolen werden Gottesdienste, Paraden und Bälle abgehaltcn werden. In Warschau wird General Gur ko mehrere Bälle geben, zu welchen der pol nische Adel besohlen werden wird. (Echt russisch!) Orient. * Belgrad, 20. Januar. (Telegramm.) König Milan verständigte den König telegraphisch von der statt gehabten Aussöhnung mit der Königin Natalie. Köniz Alexander antwortete, er zähle diesen Tag zu den glück (Also ist das so stark Bezweifelte doch lichsten seines Lebens. Wahrheit!) * Bukarest, 20. Januar. (Telegramm.) In NegierungS- kreiscn verlautet bestimmt, Catargiu'S Aufenthalt in Wien habe dem vertragsmäßigen Anschluß Rumäniens an den Dreibund zn gelten. Von einer Neutralität könne unter^ den jetzigen Verhältnissen keine Rede mehr sein. Rumänien trete dem Dreibund activ bei. — Der König wird am Montag hierher zurückkchren. Der Thronfolger hält am 3. Februar seinen Einzug. Zu seinem Empfange werden große Vorbereitungen getroffen, zu welchem die Stattbehörde 50 000 Frcs bewilligte. * Wien, 20. Januar. Wie der „Politischen Corresp." aus Sofia gemeldet wird, bezieht sich Prinz Ferdinand von Bulgarien zunächst nach Wien und verweilt dort zwei Tage. Sein Reiseziel ist München. Im Gefolge des Prinzen werten sich nur Hoswürdenträger und Adjutanten befinden. Afrika. * Kairo, 20. Januar. (Telegramm.) Ter Kbedive ernannte Fakbri Pascha zum Obcrstcercmonicnmcistcr und verlieh demselben den OSmanliorden l. Clafsc. Ueichsllig.*) O. N. V. Berlin, 20. Januar. TaS Präsidium erbittet und erhält die Ermächtigung, dem Kaiser zu seinem Geburtstage die Glückwünsche des HaujeS auszusprechen. Es folgt hieraus die Fortsetzung der Beralhung der Bürseiisieucr. Abg. Gras Arnim erklärt, im Princip sei die Börienslener schon srüder mit großer Mehrheit angenommen worden, er wolle daher darüber nicht weiter spreche». Bei der Börienslener handele eö sich um eine stärkere Heranziehung dcS mobilen Capitals, bei welcher im Vcr> gleich zur Londwirlhschast die Industrie bevorzugt sei. Ti» Steuer >ei daher lediglich ein Act ausgieichendcr Gercchligkeit. Jur Erschwerung der Emissionen auswärtiger Papiere, welche den National wodlstand schwer geschädigt habe», wäre die Euisübrung einer Emissionssteucr am ausländische Papiere erwünscht. Tie erhöhte Vörsensteuer würde auch elbisch wirke», da Mancher von der Spec» tation abgckaiten würde. Psettcn (Eeiitrum- erklärt sich NanieiiS seiner Partei sür die Vorlage und wendet sich gegen die AiiSwüchsc der Börse, worunter die Landwirthschast schwer leide, er hofft von d«r Börsenenquöle sea.n-sreiche Folgen sür das ganze deutsche Ge schästsleben. Abg. Fuuck lsreis.) will an der Beseitigung oder höhere» Besteuerung der illegitimen AnSwuchje gern Mitwirken, ist aber gegen die Vorlage, weil dadurch auch sehr legitime Geschäfts zweige, wie zahlreiche in der Provinz aniäsngc Bailkiers schwer geschädigt würden. Abg. Ga mp (ReichSvartei) ist mit der Be> jlkiieruiig der Börse einverstanden, wünscht aber eine größere Jiidividualisirung der Steuer, um das berechtigte Geschält nicht zu fchädigen, andererseils um aus anderen Geschäfte» hadere Erträge zu ziehe». Tie Haupierhödung dürste nicht ten Umiatzumpel, sondern die Eiiiiinonesieucc treffen, er weist <n d eser Beziehung aus bas Beispiel Frankreichs hin, er thcilt nicht die Befürchtung, daß die Provinzbanquier-s zu Gunsten der hauptstädtischen Banquiers geschädigt würden, hält da gegen die Verdoppelung der Steuer ans das legitime Waarengeschäst nicht sür richtig, ist aber mit der höheren Besteuerung des Termin geschäftes einverstanden. 88 Berlin, 20. Januar. In der gestrigen Sitzung der Budget, cvm Mission des Reichstags wurden die Pvstbaule» sür Schneide, mühl. Greifswald, Danzig, Forst, Elberfeld, Mühlheim a. Rh. und "raga» nicht, wie irrthümlich gemeldet, abgelehnt, vielmehr, entgegen dem Anträge der Minorität, bewilligt. Die ReichSiagscomiiiisjion sür die lex Heinze hat auch heute die Erörterungen über Le» neu beantragten Abs. 2 des tz. IVO fortgesetzt, welcher das Bcrmiethen von Wohnungen an poli- zeilich beaufsichtigte Personen sür straflos erklärt, wenn die Vermielhung unter Beobachtung der hierüber erlassene» polizeilichen Vorschriften erfolgt. Seitens der Mitglieder der »alionalliberale» und der Reichspartei wird die Nothwendig- keit polizeilicher und ärztlicher Eonlrole betont, jedoch ohne Ein- sührung von Toleraiizhäuscrn, sondern durch eine gewisse Locoli- sirling, und ein dahin gehender Abänderungsvorschlag gemacht. Die Vertreter der freisinnige» und der jocialdemokralüchen Partei wenden sich gegen den in der Verlage empfohlenen Weg. Ihre» Aus führungen trete» die Regierungscoinmissare entgegen. Abgeordneter Holleufcr (conj.) legt Werth daraus, ausdrücklich zu consiatiren, Laß seine Aeußerling im Plenum vielfach mißverstanden worden sei. Er habe sich nicht für Einführung von Bordelle» ausgesprochen, sondern nur die „Cajernirung", das heiße „potenzirie Localisirung" cmpiohlen. — Tie Beralhungeu werden morgen fortgesetzt. *) Ta der ausführliche NeichStagsbericht ausgeblieben, geben wir vorläufig die telegraphische Uebersichi. Löniqrcilll Lachsen. * Let-zig, 20. Januar. Der hiesige „Wähler" veröffent licht Folgendes: Ausruf an alle Arbeiter und an diejenigen Kreise, welche durch die steigende Arbeitslosigkeit in Mit leidenschaft gezogen werden. Der wirthschastliche Niedergang ist eine Folge der bestehenden kapitalistischen Produclioiisivrin, und er ist nicht a'ozusebcn, wen» dieses Wcltübel seinen Höhepunct erreicht haben wird. Mil Bangen blickt die Mehrheit des Volke- in die Zukunft. Riemand außer der arbeitende» Elasse bemüh« sich ernstlich, diesem dauernden Nolhsland den GarauS zu machen, oder aber nur einigermaßen helsend einzu- ,reisen. Tie capitaiislischc Presse, welche nur zu oft mit Hilse der itrbeiler ihr Dasein fristet, hat sür da« Eiend der Arbeiter nur Spott und Hohn, indem sie sich bemüht, die herrschende Nolh zu vertuschen. Tie Gemeindebehörden leugnen ebenfalls de» Noihstand, wie uns die Berichte über die diesigen Stadtverordnetenversammlungen beweisen Arbeitslosenvcriaimniungen sind sür jene nur Machwerk der Social« demokralie. Man versucht, sich über die wahren Tbalsachen hiniveg- luläuschen, aber nur zu oft tritt dann ichreckliche Enttäuschung ei» Jedenfalls wäre eS praktischer, wenn die Gemeindebehörde» die Zeit, i» welcher wir uns befinden, ernstlich begreifen wolllcn, La dieses aber nicht der Fall, so muß von unten die Stimme lauter erhoben werden: die Arbeiter muffe» selbst statistisch sestslellen, und zwar von Zeit zu Zeit, wie groß die Arbeitslosigkeit ist, ferner seststellen, wie dieselbe sich vermehrt. Die Arbeiter selbst müssen durch Zahle» die No1hwe»digkeit der Einiühriiiig einer verkürzte» Arbeitezeit beweisen, denn eber wird man sich nicht derbeilajscn, mit »ns über die nvlb- wimdigslen Forderungen zu »»tcrbandei». Ter hiesige Verein „Gcwerk- schailScartel" Hai es sich zur Ausgabe gemacht, eine Statistik über bie Arbeitslosigkeit auizunehmen, um sestzuslellen, wie weit die Arbeitslosigkeit i» den einzelnen Berufen verbreitet ist. In Ueberein- stimmuug mit den Ansichten bedeutender Männer aus dein Gebiet der Wirlhschaitspolit'.k hat dieser Verein beichlosscn, eine Zählung der ArbeilSIoien Lurch Zählkarte» vorzunchme». Ter Verein ist sich seiner schwierigen Ausgabe wohl bewußt: dieselbe kann nur mit Hilie aller zielbewußlen Arbeiter gelüst werden. Denn je mehr Arbeitskräste a» die von uns gestellte Arbeit gebe», desto leichter wird die Arbeit dem einzelne» gemacht, des Weiteren wird das Resultat auch »in besseres sei». Ter Verein „Gewerkichaslscartei" rechnet daher bestimmt aus die Mithilfe aller zirlbewußken Arbeiter und derjenigen Kreist, welche durch das Arbciicrelend direet oder indirekt berührt n>erden. Diese mögen unter den ihnen bekannten Arbeitslosen nuskiärcnü wirken, de»» die A»iklär»ng eines großen ThcileS der Arbeitslosen, welche durch die traurige Lage naturgemäß sür alle» absiumpsc» müssen, wird nicht die leichteste sein. Tdue also jeder seine Pflicht, dann wird eS nns gelingen, de» Gegnern ein Bild zu zeigen, vor welchem sie, wenn sie noch Menschen sind, zurückschrccke» müssen. Ter Verein „Gemerkschasiscartel." XU. Wir wcrdki, in nächster Zeit diejenigen Adresse» verösfent licken, a» welch» sick ave Milwirkeiiden zu wenden habe». Zur besseren Einsicht über die nothwendigen Fragen lassen wir nach stehendes Schema hier folge»: Fragekarte: 1) Wohnung? 2) Vor- und Zuname? 3) Wie alt? 4) Ledig oder verbeiraihei? b) Gelernter Berns ? n. In welchem Beruf gearbeitet? .... t>. Letzte Beschäftigung? 6) Seit wann arbeitslos? 7) Ist die Arbcilslojigkeil durch Krankheit entstanden? . . . . 8> Trägt die Frau im Allgemeine» zum Unterhalte der Familie bei? 0) Hat sie hierzu jetzt Gelegenheit? 10) Wieviel Kinder unter 14 Jahre»? 11) Wieviet sind davon beschäftigt ? Name der Kinder Bertha Karl Alter 10 Jahre 0 . Art der Beschäftigung Zeitung tragen Laufbursche nach der Schulzeit Jetzt beichäniqt 1° nein H Leipzig, 2t. Januar. Der Leipziger Mission sind in der letzten Zeit einige besonders reicko Gaben zugeslossen, nämlick ein Legal von 3000 auS Arnstadt i. Tb., 5«>oo ./k a»S Sachse», ei» Gutsbesitzer in Ganzig bei Osctzatz bat die Hälfte seiner Hinlcrlaffenschast, dabei cuien Hof von 15 Hektar Ackerland im Gesammlwcrtbe von ungefähr 21500 .<k der Mission Vormacht. Der PcnsionS- und Betriebsfonds der bayerischen Mission, der, wie wir bereits srübcr meldeten, in die Verwaltung der Leipziger Mission übergcganacn ist, weist die stattliche Höhe von 07 000 >6 auf. Diese Ein- nabmc» sind um so willkommener, als, wie bekannt, auch in Ostafrika mifsionirt werden soll. Eö ist dazu das Bergland an> Kilimandscharo ins Auge gefaßt, wo vor sieben Jabrcn die Engländer die Station Moschi begründet und neuerdings gegen Entschädigung an die Leipziger Mission abgetreten haben. Die Ansrüslnng derselben, sowie überhaupt die ersten Anfänge in Ostasrika werden aber bedeutende Opfer kosten, jo daß die MissionSgesellschast, die ihre Tbätigkrit in Indien wegen der wachsenden Zahl ibrer Missionare nicht ein schränken kann, auf eine erhöhte Opferwilligkeit ihrer Freunde angewiesen ist. — Es melden sich gegenwärtig so zahlreiche Armen bei der Armendiakonie des VcrcinShauseS, daß sie sich in die Nothwcntigkeit versetzt siebt, ihre Mitglieder und Freunde um außerordentliche Zuwendungen zu bitten. Es haben sich außer den Arbeitslosen jetzt täglich gegen 50 Arme zur Unlerstützung angemeldet. — Die Schonzeit für Rcbböcke beginnt mit dem 1. Februar und dauert bi» zum 30. Juni, die Schonzeit für Hasen »nd Fasanen beginnt am gleichen Tage und dauert bis mit 30. September. Mit 1. Februar beginnt ferner die Schonzeit aller in F. 3 des Gesetzes vom 22. Juli 157» nickt besonders erwähnten Eäugcthiere, sowie aller wilden Vögel, auf welche sich das Jagbrecht noch erstreckt. Dieselbe dauert bis 3l. August. Ausgenommen sind hiervon Naben. Krähen, Elstern, Dohlen, Hädcr (Nußbäber), wilde Tauben und Sperlinge, für welche »ach der Verordnung vom 5. April 1802 eine Schon- und Hegezeit nickt bestehen soll Männliches wie weibliches Dam- oder Edelwild genießt Schonung vom l. März bis mit 30. Juni, wilde Enten vom 15. März bis mit 30. Juni. Die Schonzeit der Rebhühner, welche bis 31. August dauert, bat bekanntlich mit dem 1. Dccember v. I. begonnen. (Wiederbolt, weil beim Ab druck i» gestriger Abendnummer einige Daten unrichtig angegeben.) — Die jüngeren Kausleute und Gewerbetreibenden Leipzigs, die ihre an de» Handelssch»len erworbenen Kenntnisse durch ein fackttvisienschafltichcS Studium erweitern wollen, macken wir anfnicrksam auf die „Fackwifseilschaftlichen Curse für Kaufleute und Gewerbetreibende in kauf männischer Buchführung, HandclScorrespondenz, Wecksellchre u. s w." die im Anschluß an die Vorträge über „Handels und Wechselreckt" Montag und Donnerstag Abend 8—0 Uhr vom l. Februar bis t. April von dcmHandctö- lebrcr N Taeuber im Locale der Handels-Akademie, Maricnstraßc 23, l., abgchalten werden. — Hier werten nach wissenschaftlicher Mcibode behandelt: Bücker Abschlüsse, Inventuren, Einrichtung, Führung, llcbcrtragung der Bücker, Revisionen, Bilanzen, Anleitung zu gediegener HandelS- corrtspoukcnz, die wirtbschasllichc» und rechtlichen Funclioncn des Wechsels u. s. w." Beginn: Donnerstag, 2. Februar 1803. — Der probeweise Bejuch der ersten beiten Stunden ist Jedermann unentgeltlich gestattet. * Leipzig. 2l. Januar. Nach einer unö neuerdings ge wordenen Mitllieiluiiz bätto sich am 17. Dcccmbcr v. I. auf dem Bienitz ein Unglücks fall zugetragen, bei welchem einem Soldaten des >34. Regiments beim Schießen durch daö HoranSspriiigcn des Gewehrschlosses der Daumen der reckten Hand weggcrissen und da» rechte Auge zerschmettert Worte» wäre. Nach AnSsazen von Augenzeugen sei die Verletzung überhaupt eine solche gewesen, daß der verletzte Soldat wohl schwerlich mit dem Leben davonkoinme» würde. AuS dem Umstande aber, daß kein diesiges Blall über den UnglückSsatl eine "Nachrickt gebracht, bältc sich im Kreise Derjenigen, welche von dem Vorkonimniß Kenntniß erballen hätten, die Ansicht gebildet, daß das „zerplatzte Gewebr" eben wieder ein Löwc'sckcS gewesen sei und der Fall einfach todtgeschwiegcn werde» solle. — Wir müssen dieser Auffassung ans das Ent schiedenste entgegentrelcn. Wir haben die Leser unseres Blattes von dem Vorfall nickt unterrichten können, weit wir — wie eben die andern diesige» Blätter auch — von dcmsclbrii nicht» erfahren baden; sobald derselbe jedoch zu unserer Kenntniß gelangte, baden wir uns nack dein Sachverhalt erkundigt und von zuständiger Stelle die Mitlkeltung er halten, daß die Verletzung de- Soldaten beim Schießen nicht durch einen Fehler des Gewehrs, sondern durch eigenes Verschulden de» unglückliche» Schützen berbci- gesübrt worden ist. Der Soldat batte unterlassen, den Vcr schlußkopf des Gewehrschlosses, weichen er jedenfalls beim Reinigen de» Gewehres abgcnommen batte, wieder ausznsctzcu und wurde bei der Abgabe des Schusses durch znrückslröincndr Pulvergase (der Verschlußkopf verhindert dies sonst! an dem reckten Auge nnd dem reckten Daumen verletzt. Tic Vcr letzung am Daumen bestand in einer geringfügigen Abschürfung der Haut und ist bereits gebellt, die Verletzung am Auge ist i» der Heilung begriffe», dock läßt sich übor die Erlangung der vollen Sehschärfe des rechten Auges zur Zeit etwa» Bestimmtes uoch nicht sagen. — Am heutige» Abend feiert der Militair-Verein Fußartillerie für Leipzig und Umgegend im große» Saale des „Tivoli" sein drittes Stiftungsfest, bc stehend in Conccrl von dor Capelle des Herrn Eyte, lebenden Bildern und darauffvlgciikcm Ball. — Gestern Nachmittag wurde aus dem Königsplatze eine in der Ulrict'Sgasse wobudaste 08jährige Wiltwc voll einem Droschkei>schlitten überfahren und anscheinend schwer am linke» Oberschenkel verletzt. Die BedaucrnSwcrtbe wurde in« Krankenbans gebracht. Ob dem Kutscher ein Verschulde» an dem UnglückSsatl beigcmcssen werten kann, werden die weiteren Erörterungen ergeben. --- An- dem Biirean deS Stadttheater?: Im Neuen Theater gehe» heute die Heiden Oper» „Bajazzi" lPaqliaccO und „Gringoire" in Scene. Zwischen beiden Oper» findet die Aus führung eines BaItcIdiverIijseme »ls statt. — Im A i t c » Theater wird als 20. Vorstellung zu halben Preise» heute Schiller s Trauer- lpiet „Die Ränder" gegeben. — Im Neuen Theater findet am morgigen Sonntag eine Aufführung der Oper „Die Airikanerin" statt. Im Alte» Theater wird Nachmittags zu ermäßigten Preisen da» Weihnachtsmärchen „Die sieben Rabe»", Abends die Posie „Robert und Bertram" gegeben. Im Earolaihealer gebt iudcriiiann'S Schauspiel „Die Ehre" 1» Seenc. — Wir mache» voraus ausmerkjam, daß der Billetvorverkaus zu der am Feirilletsn. Die Hinrichtung Ludwig'S XVI. Von vr G. Hermann. NschdiuN »ertöten. Am 10. Mai 1774 starb König Ludwig XV. von Frank reich und Flücke und Verwünschungen geleiteten ihn in die Gruft seiner Väter. Die Lage, in der er sein Land zurück- ließ, war eine jammervolle: wohin man blickte, sittliche Fäulniß, finanzielle Noth, verkommene sociale Zustände, da« Landvolk bis aufS Acußerste gedrückt und auSgesogen, die Bevölkerung der Städte widerspenstig und unzufrieden, selbst Adel und Klerus in Gährung und Zersetzung begriffen; da» war da» damalige Frankreich. Jeder Einsichtsvolle mußte sich sagen, daß diese Zustände unhaltbare waren, daß schleunige Abhilfe Noth that, sollte der unabweisbare Umschwung nickt gewalt sam herbcigcsührt werden. Der Nachfolger des fünfzehnten Ludwig batte ein Mann sein müssen von scharfem Blick, der nicht nur die offen zu Tage liegende Noth, sondern auch ihre geheimen Ursachen erkannte, ein aus fick und sein Glück vertrauender, selbstbewußter Herrscher, Autokrat genug, um rücksichtslos zunächst mit den staubig gewordenen Privilegien aufruräumen und dann — den Blick nur auf daS Wohl der Gesammtheit gerichtet — das Steuer de» neugeordnctcn Staate» in eiserner Hand zu halten. Vermuthlick wäre dann der Entwickelungsgang Frankreich- ein anderer gewesen, aber der Mann, der jetzt den Thron der Bourbonen bestieg, besaß von alledem nicht». Ein vortrefflicher Mensch, ein lauterer Charakter, hatte er daS Unglück, vom Schicksal aus einen Platz gestellt zu werden, den auS,»füllen ihn nicht» befähigte. Daß er den Erwartungen nicht entsprach, mit denen man seiner Regierung entgegensah, daß er daS nicht leistete, was die Notblage, in der er sein Land fand, gebieterisch von ihm heischte, es war nicht seine Schuld — aber e« ward sein Verhängniß. Finanzielle Schwierigkeiten machten seiner Regierung vom ersten Tag« an zu schaffen. Selbst ein so gewiegter Finanz mann, wie Necker, der Vater der Frau von Stadl, war nicht im Stande, dieselben zu beheben, weil das Parlament, von dessen Wiedereinführung Ludwig und seine Minister sich Bortbeile versprochen batten, in seiner veralteten Zusammen setzung jeder gesunden Reform feindlich gegenüberstand. Nach mancherlei Versuchen, mit oder ohne Parlament au» den schwierigen Verhältnissen bcrauSzukommcn, veranlaßte Necker die Einberufung der RcichSstäntc aus de» 28. April 1789. Die Rathlosigkeit und Unsicherheit de» König« und seiner Räthe machten eS möglich, daß der Adel und Klerus von den Vertretern deS dritten Standes unter Füb rung von EicyeS, Mirabcau und Bailly an die Wand gedrückt wurden. Letztere machten sich durch energisches zielbcwußtes Vorgehen zu Herren der Situation und ver hehlten nicht, daß ihnen nickt die Ordnung dcS Staats haushaltes, sondern die princixielle Feststellung der VclkS reckte die Hauptsache war. Daneben aber begannen schon jetzt die Massen sich zu regen, deren von den Clubredner» geschürter Groll gegen daS Königtbnm zuni ersten Rial in der Erstürmung der Baslille am 11. Juli erschreckend zum Aus bruch kam. Der erschreckte König konnte sich nicht entschließen, die ohnedies unzuverlässige Armee einsckreiten ;» lassen; er begab sich am 15. Juli in Person in die Nalionalversaniiulung und forderte ibrc Mitglieder aus, ihm bei der Wieder herstellung der Ordnung behilflich zu sein. Man kann diesen Tag den Todestag de« absoluten KönigthumS nenne». So faßte ihn auch die Nationalversaminlung ans, so die Demo kraten, die in Marat's viclgelesenciii Volksfreund ihr journalistisches Centn»» batten, so die hohe Aristokratie, die letzt nach Deutschland auSwanderte, an ihrer Spitze der Gras von Artois, Ludwig s Bruder. Der Enkel Ludwig'S XV. war rin Spielball in der Hand der Fübrcr der Massen geworden, er hatte durch seine Uncntschlossenbeil und sein Schwanken sich deS Rechts der freien Selbstbestimmung beheben. Wenig Monate daraus, am 0. October, seben wir ibn denn auch, dem Zwange deS Pöbels folgend, seinen Wohnsitz von Versailles nach Paris verlegen, wo er ganz in der Hand rer Menge war, die immer zügelloser wurde. Am 14. Juli 1700 beschwor er aus dem MarSfeld feierlich die von der Natioiialversammlung vollendete Verfassung. Aber wenn er gehofft hatte, daß nun ein geordneter Zustand zurückkebren werke, so sah er sich durch die Ereignisse schwer enttäuscht. Die Anarchie griff immer weiter um sich, der Geist dcS Aufruhrs rrgnss immer weitere Kreise, die Grundlagen de« alten StaatSwescns wurden immer mehr erschüttert und die Zahl seiner Anhänger schmolz mit jedem Tage zusammen. Ter Einzige, der vielleicht im Stande ge wesen wäre, König und Königthum zu retten, war Mirabeau Aber Ludwig'S Unstern machte sich auck hier geltend. Mit Mühe halte man ibn so weit gebracht, sein Mißtrauen gegen den genialen Menschen zn überwinden und sich in Verband- lnngen mit ihm einzulaffen — da erkrankte derselbe, und der Tod machte allen Hoffnungen, die man auf ihn gesetzt hatte, ein Ende. Nun bestand die Rettung für den Monarchen, der in seinen, Lande keine feste Stütze mehr hatte, allein in der Flucht. Er wagte sie auch mit seiner Familie am 20. Juli 1791, allein ve» dem Postmeister in St Menehould erkannt, wurde er in Varenne? verhaftet und nach Paris zurückgebrachl. Einen zweite» Fluchtversuch, der ibm von vielen Seiten anzeralbcn wurde — selbst Frau von Staöl, früher nicht- weniger als gut ans ihn zu svrechen, arbeitete ein Flucht- projcct aus —. wagte er nicht, scnderu sab untbätig zu, wie sich sein Schicksal vollendete. Am l7. Juli mußte Lasayettc eine Versammlung, die die Absetzung Ludwig'S verlangte, mit Waffengewalt auseinander kreiden. Wenige Monate später trat an Stelle der Nationalversammlung die gesetzgebende Versammlung, die Ludwig zwang, seine biSbcrigen Minister zu entlassen, an deren Stelle ein radicalcS Ministerium trat DaS neue Parlament zwang den König -ur Kriegserklärung an Lcsttrreich, die Heimath seiner Gemahlin, bchandelte ibn aus daS Rücksichtslesestc und ging endlich am 0. August 1702 daran, die Frage seiner Absetzbarkeit zu diScutiren. Wülhcnre VelkShausen störten die Verhandlung und stürmten am anderen Tage die Tuilerien. Tie Schweizer »nd die Adeligen, welche die königliche Familie beschützen wollten, wurden niedergebauc» Ludwig mußte mit den Seinen i» der gcsetzgcbenden Versammlung Schutz suchen, die den Beschluß faßte, ihn seiner Gewalt vorläufig zu ent heben und ans den 20. September einen Natirnalconvrnt cinzuberusen. Bereits am 13. August wurden der Kenia, seine Gattin, seine Schwester und seine beiden Kinder als Gefangene in den „Temple" gebracht. Im Nationalconvcnt, der nun seine Nolle zu svielen begann, batte die sogenannte Bergpartei unter Führung RobeSpierrc'S und Danton - die Oberhand, während die Gemäßigten, von den Abgeordneten der Gironde geführt, Gesahr liefen, durch offcn-S Verfechten ihrer Meinung den Haß der Massen zu wilder Thätlichkeit zu entstammen. Dir erste Handlung des Convents war am 2l. September die Prvclamirung der Republik, dann versetzte er auf Antrag der Bergpar.ei den König in Anklagezustank, und nur mit Mühe konnten die Girrntisten die Einhaltung dcS herkömmlichen ProeeßversahreuS durchsetzen Am II. December erschien der König zum ersten Male als Angeklagter vor dem Convent. Cs war mit ibm eine wunderbare Wandlung vorgegangen. Seit kein Schwanken mehr möglich, seit da» Schlimmste über ihn hcreingebrochen war, hatte er sich selbst gefunden und ergab sich mit einem Muthe, der segar seine» Feinden Be wunderung abnölbigte, in sein Schicksal In der Rübe eines Gefängnisses, in dem er verschont blieb von alle» Auf regungen der letzten Jahre, in der cinfachcii Lcbcnssübrung, die hier an die Stelle de» Pompe» getreten war, der ibn bisher umgebe» batte, alhinetc er förmlich auf nnd genoß beglückt de» stündlichen Umgang mit seiner Familie, an der er mit Zärtlichkeit hing. Im Ucbriae» hoffte er noch immer aus eine» Umschwung seiner Lage, sei cs durch Intervention der die Republik bclänipscnden Mächte, sei eS durch eine Reaclien im eigenen Lande. Allein diese Hoffnung sollte ibm bald genommen werken. Als Vorschmack dessen, was seiner harrte, wurde er am selbe» Tage, an dem er vor de» Schranken des CenvenlS erscheinen mußte, von seiner Familie getrennt, eine Mas; rcgel, die er ans daS Schmerzlichste empfand. Tan» wurde er von einer TnippeneScorlc vor den Cenvcnt gcsiibrt, wo man ihn» zunächst die Anklageakte vorlaö. „Es war — sagt Lamartine in seiner Geschichte der Girondisten — eine Aus- zäblung aller der Beschwerte», welche die Rcvolutionsparteie» gegen die Krone erbvbcn batten, nebst ihren eigenen Tbalcn von den Versailler Tage» de« 5. »nd 0. Oktober bis zum 10, August. Alle Versuche deS König», der Bewegung Wider stand zu leisten, welche die Monarchie i» de» Abgrund stürzen sollte, waren Verschwörung genannt, alle seine Schwächen Verrath; c- war mcbr eine Anklage seine» Charakters und der Umstände, als eine Anklage seiner Verbrechen." An die lange Verlesung schloß sich da« Verhör an. Die hier gebotene Gelegenheit, sich als König zu zeigen, den Männern deS CoiivciilS stolz zu erklären, daß er ihnen da« Recht bestreite, über ibn zu Gericht zu sitzen, und jede Ant wort auf ihre Fragen zu verweigern, ließ Ludwig ungenützt vorüberzeben. Er antwortete, er leugnete, er fand sich in seine Lage als Angeklagter hinein »nd begab sich damit des letzten Schimmer» von Hobe», der ihm »och geblieben war. Ma» gestand ibm daS Recht zu, sich zw:i Vcrlbcitigcr zu wählen, obschon Maral n»t seine Clique erklärten, dem „Tyrannen und Rebellen wider die Nation" gegenüber dürfe nian die Menschlichkeit nicht zu Worte kommen lassen. Er wählte sich die berübintesten Verlbcidiger von Pari», Tronckct und Turaet, und als Letzterer aus Feigheit ablebntc, de» jungen Drsöze, den Ludwig XVIII. später zum Tank zum Präsidenten de« CaffationSbvfeS, Grasen und Pair von Frankreich machte. Ein rührende- Beispiel treuer Anhäng lichkeit gab der greise Lamoignon de MaleSberbrS. Hos- kabalen hatten ihn von der Seite de« Königs einst verdrängt.
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