01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950904018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895090401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895090401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-04
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TrSberr Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarijcher nnd Zijjernjatz nach höherem Tarif. G^tra »Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen«Ausgabe. ohne Postbeförderima » 60.—, mit Postbesörderung ^l ?v Iianahmeschluk für Ä.nzei-ea: (nur Wochentag») Abead-AuSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge a-Ausgabe: Nachmittag» »Uhr. Vei Len Filialen und Annahmestelle» je ein« halbe Stunde srüher. Anzeigen sind stet» an die Gxdrditi», zn richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^426. MittwoH den 4. September 1895. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die Geschäftsstelle der Wasserwerksvrrwaltuna in der alten ThoniaSschtile bleibt wegen Reinigung der Räume, Montag, den v. September er. für den Verkehr mit dem Publicum geschlossen, Leipzig, den 28. August 1895. Der Math der Stadt Leipzig Io. »162. vr. Georgi. Cichorius. Gesucht wird der am 5. Januar 1862 in Carlsfeld bei Schwarzenberg ge. borene Commis vrnst Hilmar lkolditz, welcher zur Fürsorge für seine Kinder anzuhalten ist. Leipzig, den 87. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen« m t, Abth. IV u. R. IV». Nr. 13416/95. J.B.: Ludwig.Wolf. Steckbrief. Der Soldat Vmil Edwin Schmidt II. der 7. Compagnie ü. Jnfanterie-Reginieiits Nr. 104 hat sich am 25. 8. 95 eigenmächtig von der Truppe entfernt und ist der Fahnen, flucht dringend verdächtig. Alle Militair. und Civilbehörden werden ersucht, auf Schmidt zu fahnden und ihn im Betretungsfalle fest- zunehmen und an die nächste Miiitairbehörde abzulicsern. Signalement: Bekleidung: Größe: 1,64° ow, 1 Schirmmütze L 104. L. 7. Comp. Gestalt: untersetzt, 1 Waffenrock - . . Kinn: breit, 1 Tuchhose . . . Nase: breit, 1 Leibriemen - . »I Mund: breit, 1 Leibriemen »Schloß, . . >» Haar: dunkelblond, 1 Säbeltasche . - I» Bart: keinen, 1 Paar Stiesel - »II Augen: grau. 1 Seitengewehr . - 145 Besondere Kennzeichen fehlen. König«brück, den 8. September 1895. 1-4. Regiment. Lparcaffe Liebertuwlkwitz. Unter Garantie der Gemeinde. Reserven: S74VSS IS ^ Sparverkehr vom 1. Januar bi- 81. August 1895. 9173 Einzahlungen im Betrage von 1269186 -4l 92 /L, 5764 Rückzahlungen. . . 745 59 t 16 4- Verzinsung der Einlagen mit 8V,"/o- ExpeditionSzcit: Mon tags und Donnerstags, Vormitags von 9—18 Uhr und Nach, mittags von 2—5 Uhr. Die Zweiggeschäftsstelle Stötteritz expedirt jeden Donners tags Nachmittags von 5 bis 7 Uhr, die Zweiggeschäftsstelle Paunsdorf Montags und Donners tag Nachmittags von 3 bis 6 Uhr und die ZwciggeschäftSftcllc Oelzschau Montags und Donners. tagS Vormittags von 9 bis 12 Uhr und Nachmittags von 3 bis 6 Uhr. Sparcasscu-Berwaltnng. I. B.: Liebner. Bekanntmachung. Die Ausgabe der Synagogenkarten für das kommende Synagogen, jahr beginnt Donnerstag, den 5. September d. I und findet zu den noch bekannt zu machenden Stunden in der Gemeindekanzlei (im Synagogengebäude eine Treppe hoch) statt. Ebendaselbst ist das vom Rabbiner vr. Goldschmidt heraus- gegebene Gebetbuch zu haben. Den bisherigen Inhabern bestimmter Plätze wird das Recht, dieselben Plätze im kommenden Synagogenjahre zu benutzen, bis Mittwoch, den 11. September d. I.. Mittags 12 Uhr vor. behalten. Ueber die bis zu diesem Zeitpuncte nicht in Empfang genommenen Karten wird anderweitig verfügt. Die aus neue Anmeldung hin vorgemerkten Karten werden Donnerstag, den 12. September d. I., Nachmittags von -k Uhr ab nach der Reihenfolge der Anmeldungen ausgeaeben. Wir bitten, bei Empfangnahme der Karten die bisherigen Karten nnd die diesjährigen Gemeindefteuerqutttungen mitzubringen. Leipzig, den 30. August 1895. Der Vorstand der Israelitischen ReligionSgemetnde zu Leipzig. Naturheilkunde und „Schut"-Me-icin. L-u. Die wachsende Ausbreitung, welche die Brreine und Anstalten für Naturheilkunde, „arzneiloftS Heilverfahren" und dergleichen in den letzten Jahren in -beulschland gewonnen haben, und die große Verbreitung der Anschauungen und Lehren dieser Schule in den breiten Masten des Volkes haben die Aufmerksamkeit der Aerzte mehr und mehr auf sich gelenkt. Eine ebenso treffende wie vorurthrilslose Beur- lHeilung dieser Bestrebungen hat nun vor Kurzem Professor Ferdinand Huppe in Prag, der Direktor des dortigen Hygieinischen Instituts, veröffentlicht.*) Einige der hier hervorgehobenen GesichtSpuncte verdienen wohl eine nähere Betrachtung. Huppe betont zunächst die schwierige Zage deS ärztlichen Standes in Deutschland, welche durch die sociale Gesetzgebung und durch die Curpfuscher-Freiheit geschaffen ist, die kein anderer der Nachbarstaaten kennt. Wir mochten dem Verfasser hier in seiner Forderung eine- gesetzlichen Rechtsschutzes der Aerzte gegen die Concurrenz Unberufener nicht ganz beipflichten, es wäre sonst möglich, daß Fälle eintreten, wie in Paris, wo Pasteur wegen unbefugten Prakticiren» angeklagt wurde. Vielleicht Ware eine Bestimmung wie in der Schweiz an- gebracht, die eS zwar jedem Nichtarzte freistellt, Kranke zu behandeln, aber ohne Entgelt, also die gewerbsmäßige Aus beutung der Kranken durch Curpfuscher verhindert. Hierdurch würden uneigennützige Laien ganz unbehelligt ihre Euren fortsetzen können. Während sich die urtheil-losen Menschen aller Bildungs stufen bei leichten Erkrankungen zunächst gern selbst quack- salbernd helfen, statt durch rechtzeitige Inanspruchnahme eine« urtheilSfähigen Arzte» vorzubcugrn, rufen Alle, auch di, Au- *) Naturheilkunde und Schulmedicin. Von vr. Ferdinand Hupp», Ordentl. Professor und Vorstand de« Lyglrlntschen Institut« de, Uaivirsttit Prag. Leipzig. Verlag von » or, Ldiem», I8»ö Hänger der Naturheilkunde, den Schulmediciiier immer erst, wenn der Karren verfahren ist. Dazu kommt, daß der Arzt mindestens moralisch gezwungen ist. Jedem seine Hilfe an- gedeihen zu lassen, der ihn darum ersucht. Der Arzt kann sich die Fälle nickt aussuchen und muß heilbare und unheilbare Kranke und ganz verpfuschte Fälle annehmen und nach bestem Wissen und Können behandeln Der Nalurarzt, und besonders der Besitzer einer Naturheilanstalt, ist darin ganz anders. Er wählt sich von vornherein die Fälle aus, die für ihn passen, schiebt die trotzdem aufgenommencn un bequemen Kranken, wenn irgend möglich, vor dem Tode ab und schafft sich dadurch von vornherein eine gute Statistik der Heilerfolge. Die schlechten Erfolge werden in den Reclamen in rührender Weise verschwiegen oder, soweit dies nicht geht, darauf zurückgeführt, daß die Leute zu spät, d. b. bereits durch Aerzte und Medicin verpfuscht, in ihre sonst unfehlbare Behandlung gekommen seien. Gerade diese Unfehlbarkeit wirkt psychologisch stark auf die Leidenden; in seiner Noth will der Kranke, auch der Gebildete, zu seinem Arzte ein Vertrauen haben wie zu einem Priester oder Propheten. Und hierin ist der Cur- pfuscher dem Arzt überlegen, der auch sonst nickt immer für den Umgang mit Kranken gut vorgebildet ist. Huppe betont, daß das Ziel des medicinischen Unterrichts im Verhüten und Heilen liegen müsse, nicht in der Aetiologie und Diagnostik, die nur Mittel zum Zwecke sind. Gerade die letzteren aber treten bei der seit Jahrzehnten herrschenden anatomischen Richtung der Pathologie, bei der klinischen Ausbildung zu sehr in den Vordergrund, während die Heilfactoren, welche die Hygieine für daS Behandeln und Heilen der Krankheiten bietet, nicht genügend berücksichtigt werden. Die einfachen Heilmittel, wie Wasser, Lust, Sonne, Bewegung, Diät wirken durch Vermittelung deS Stoffwechsels derart ein, daß sie die Krankheitsanlagen herabsetzen, die Seuchenfestigkeit er höhen. Man sollte deshalb erwarten, daß die Erziehung der Aerzte darauf gebührend Rücksicht nähme. DaS ist aber leider häufig nicht der Fall, eS klafft hier ein Riß zwischen Wissen und Können, und dies erlaubt den Natur» ärrten, Heilungen, zu erzielen, wo die Aerzte nicht geholfen haben. Biele Aerzte machen diese Unterlassungen nachträglich selbst wieder gut, aber jeder Arzt sollte bereits voll aus gerüstet die Hochschule verlassen. Gelingt es, diesen Mangel nn Unterrichte der Aerzte zu beseitigen, so hört der Gegensatz zwischen Schulmedicin und Naturheilkunde mit einem Schlage auf. Denn die wirklich guten Seiten der Naturheilkunde sind den Aerzten eben so gut oder vielmehr bester zugänglich, weil die richtige Anwendung doch nur garantirt ist, wenn daS Verstäudniß für die physiologischen und pathologischen Zustände vorbanden ist. Sonst wirb mit diesen Dingen, so einfach die Manipulationen an sich sind, auch leicht geschadet. ES sind eben nicht alle therapeutische Genies, wie Prießnitz; was daran fehlt, muß durch sorgfältiges Studium und praktische Uebung zu ersetzen angestrebt werden, und ans diesem Grunde wird der naturwissenschaftlich gebildete Schulmediciner am leichtesten und sichersten ein guter Naturarzt im wahren Sinne deS Wortes sein. Was Gutes und Brauchbare» an der Naturheilkunde ist, ist der Schulmedicin bekannt und zugänglich. Die Schul medicin hat sich auch nie gescheut, das Gute zu nehmen, wo her eS kommt, so von den Laien Prießnitz, Hessing, Thure Brandt. So ging es auch mit der Schutzimpfung, die jetzt von den „Naturärzten" so sehr vervehmt wird. Hier ereignet sich da» Sonderbare, daß die Schulmedicin die Naturheilkunde gegen deren Anhang energisch vertheidigen muß, denn die Schutzimpfung ist eine der großartigsten Leistungen der VolkSmedicin und Naturheilkunde, die erst nach manchen Kämpfen von den Aerzten angenommen wurde. Daß die Aerzte bewährte Medicamente, wie Ehinin, Queck silber, Salicylsäure, Opium, nicht um der schönen Augen der „Arzneilssen" willen aufgrben werden, ist selbstverständlich. Die Leistungen der operativen Medicin sind so groß, daß sich Niemand behufs einer Operation an „Naturärzte" wendet. WaS die Anhänger der „naturgemäßen" Lebensweise aber sonst als ihren Elgenbesitz angeben, ist thatsächlich ein Theil deS Wissens der Schulmedicin. Der Unterschied liegt nur in der Einseitigkeit und in der Art der Anpreisung. Darin hätte der selige Barnum bei den Gegnern der Schulmedicin viel lernen können. Wie wir über die Curpfuscherei im Allgemeinen gegenüber der Schulmedicin denken, darüber haben wir un« bereit- im vorigen Jahre bei der Entlarvung eines raffinirten Heil- schwmdelS: „Der Weltäther als Allheilmittel" ausgesprochen Nebenbei bemerkt, hat erst kürzlich der Karlsruher OrtS> aesundheit-rath vor demselben „Sonnen-Aether-Strahlapparat"- Verfahren, das neuerdings in München, wie damals ,n Wien, epidemisch sich ausbreitete, gewarnt und hierbei frstgestellt, daß besten Urheber „Professor" Korschelt wegen unbefugter Führung dieses Titels bereits früher mit der Leipziger Polizei in Conslict gcrathrn war. So lange e< unheilbare Krank heiten, Aberglauben und Hypochonder giebt und so lange die Aerzte zuweilen sehr unbequeme Maßregeln anordnrn muffen, so lange wird eS auch Eurpsuscherei geben. Dennoch wird man eS immerhin als einen Erfolg der modernen Wissenschaft lichen Medicin hinstrllen können, wenn die Curpfuscherei sich genöthigt sieht, mit fadenscheinigen, nach Naturwissenschaft auSschauendrn Flicken ihr Gewand zu besetzen. E« dämmert doch schon in den Gehirnen; man ahnt die Richtung, die wirklich Hilfe bringen kann. Langsam, aber merklich wird auch durch die neue sociale Gesetzgebung, die allen LolkSclasten den Beistand wissenschaftlicher Aerzte ermöglicht und nahe gebracht hat, der Curpfuscherei der Boden abgegrabeu, und di, Erkenntniß bricht sich Bahn, daß gerade die wifsrnschaft- iche Medicin heutzutage di« wahre Naturheilkunde ist, wie ie ihre Jünger sich zu eigen machen, nachdem sie in wissen chaftlicher Zucht und Strenge gelernt, die Naturkräfte zu verstehen und zu verwerthen, den Bau und die Vorgänge des menschlichen Körper- im gesunden und kranken Zustand« zu ergründen. Deutsche- Reich. tü. Leipzig, 3. September. Wie uns auS Jena tele- zraphirt wird, begiebt sich vr. Grüner heute nach Berlin. Sein Begleiter Vr. Baumann ist krank in Köln zurück geblieben. * Berlin, 3. September. Die Erhebungen über die Wirkungen der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, die der Minister Freiherr v. Berlepsch durch Vermittelung der Oberpräsidenten veranstaltet hat, sind abgeschlossen, leber die erstatteten Gutachten schreibt man der „Schles. Ztg": „Die Mannigfaltigkeit der im Handelsgewerbe vertretenen Interessen kommt natürlich auch in den Wünschen der Interessen - Vereinigungen zum Aus druck. Bezüglich der Wirkungen der Sonntagsruhe ueten die Aeutzerungen noch kein genügend abgeklärtes Bild. Während auf der einen Seite allerdings meist ohne nähere Begründung eine schwere Schädigung de» Gewerbe- durch die Sonntagsruhe behauptet und die Abschaffung der Sonntagsruhe verlangt wird, erkennt man auf der anderen Seite die allgemeine wohlthätige Wirkung deS Gesetzes an und wünscht dessen Fortbestehen. Die anfangs allseitig >esürchteten und theil» auch eingetretenen Schädigungen des Handelsgewerbes durch die Sonntagsruhe hätten sich all mählich erheblich gemildert und bei den vom Gewerbe betrieb im Umherzieben nicht berührten Gewerbezweigen nahezu ausgeglichen. Für den Ausfall an den Sonntagen weis» daS sogenannte Wochengeschäft eine Zu nahme auf, so daß also gegen früher nur eine Verschiebung eingetreten sei. Weiter ist hervorzuheben, daß fast überein» timmend geltend gemacht wird, daß seit Einführung der Sonntagsruhe der Gewerbebetrieb im Umherziehen eine erhebliche Zunahme aufweise und daS seßhafte Gewerbe in der empfindlichsten Weise schädige. Demnach verlangen auch die Vertreter des seßhaften Gewerbes übereinstimmend eine Einschränkung deS HausirhandelS. Ferner erkennt man mehrfach ein Bcdürfniß zur v e r s ch i e d e n e n Bemessun g der Verkaufsstunden für den Handel mit Lebensmitteln und für den Handel mit Manufacturwaaren u. s. w. an sich an, hält aber andererseits in Rücksicht auf die in Betracht zu ziehenden CollisionSgefahren Maßnahmen im vorbezeichneten Sinne nicht gerade für wünschenSwerth. Während die Cigarrengeschäfte fast durchweg außer den üblichen fünf Verkaufsstunden noch zwei Nachmittagsstunden fordern, stehen die den Verkauf von Cigarren und Tabak ebenfalls betreibenden Detailhändler dieser Forderung viel fach ablehnend gegenüber, wesentlich aus dem Grunde, weil die Einräumung von Ausnahmen für den Handel mit Cigarren und Tabak die Controle der Sonntagsruhe er schweren und so die Sonntagsruhe selbst leicht illusorisch machen könnte. Während andererseits einzelne Zweige de« Handelsgewerbes, namentlich Cigarrenhändler u. s. w., sich durch den erheblichen Beschränkungen an Sonntagen nicht unterliegenden Geschäftsbetrieb der Gast- und Schank- wirthschaften in empfindlicher Weise benachtheiligt glauben, hält man andererseits einschränkende Maßnahmen für Gast- und Schankwirthschaften nicht für geboten. Ab gesehen von diesen Einzelfragen, sprechen sich auch zahlreiche Stimmen dafür au«, dir Sonntagsruhe möglichst einheitlich zu gestalten, da dadurch am wenigsten di« Gefahr besteht, einzelne Zweige zu denachtheiligen, und eS wird mehrfach auch anerkannt, daß die bisherigen Verkaufsstunden dem vorhandenen Bedürsnissr im Großen und Ganzen ent sprächen." * Berlin, 3. September. Ein Katholik sendet auS Neustadt a. O. der „Nat.-Ztg." folgendes Schreiben rin: „Heute habe ich mich persönlich davon überzeugt, daß in der hiesigen Demeri tenanstalt noch keine Aenderungen getroffen worden sind. Eine Untersuchungscommission war schon dort, um den Urheber der Zuschrift an Ihre Zeitun zu ermitteln, die Revisionskommission dagegen läßt noi auf sich warten. Unterdessen läßt der Leiter der An stalt einige für diesen Fall nur zu nöthige Vorkehrungen treffen. Immer noch sind vier geistliche Herren, davon zwei weit über drei Monate, auf unbestimmte Zeit „bis auf Weiteres" der Freiheit beraubt. Hilfe, Herr Cultusminister! Ist Euer Excellenz ein Verzeichniß der Demeriten, das deren Namen, die Strafe, die Zeit der Aufnahme und der Ent lastung enthält, am Schluffe eines jeden JabreS, sowie die Hausordnung der Anstalt überreicht worden? (Gesetz vom 2l. Mai 1886, Art. 8) Gesetz vom 29. April 1887, Art. 3.) Wenn auch die Verweisung in «ine Demeritenanstalt zulässig ist, sv darf doch die Vollstreckung dieser Straf« wider den Willen de» Betroffenen weder begonnen noch sortgesetzt werden. Auch darf sie die Dauer von drei Monaten nicht übersteigen. Wenn der Bischof diesen Vorschriften zuwider handelt, so ist der Oberpräsivent befugt, die Freilassung de« Demeriten durch Geldstrafen bis zu 3000 zu erzwingen/ K. Berit«, 8. September. (Telegramm.) Die »aiseri« fuhr gestern Abend von hier nach dem Neuen Palais zurück. Der König von Württemberg wird heute Berlin ver lassen und nach Stuttgart zurückrrisen. V. Berlin, 3. September. (Telegramm.) Da» „Militair-Wochenblatt" veröffentlicht die Ernennung de» Prinzen Albrecht zum Chef des 1. Dragoner-Regiment» Prinz Albrrcht von Preußen. V. Berlin, 3. September. (Telegramm.) Die amerika nischen Veteranen besichtigten heute das Zeughaus, die Museen und da« RathhauS und speisten im Rathskeller, wo jedem eine illustrirte Geschichte de» RathhauseS überreicht se A bürg und auf denjenigen Kaiser Friedrich'- in der Friedens kirche in Potsdam Lorbeerkränze mit AtlaSschleifen, versehen mit der Inschrift „Von den deutschen Kriegrrvereinen Amerika«", niederlegen. Daran schließt sich eine Besichtigung Potsdam-. Bon Leipzig au» gedenken die Veteranen den Kvffhäuser zu besuchen, wo die Auflösung der Reisegesellschaft erfolgt. 0. A. Berlin, 8. September. (Peivattslegramm.) Da« ..Mtlitatr-Vacheiitiatl" bemerkt beut« in fetter Schrift: General Munter gilt nach Feststellung der Thatsache, daß er wegen verleumderischer Beleidigung verurtheilt wurde, für daS deutscke OfstciercorpS als abgethan und jeder weiteren Beachtung unwerth. (Hiermit ist der Munier auch für un- „abgethan". Red. d. „L. T.") 6. V. Berlin, 3. September. (Privattelegramm.) Die Tckulltruppe für Teutschostafrtka wird wieder durck mehrere Militairärz te verstärkt. L. Berlin, 3. September. (Privattelegram m.) Der „Vorwärts" hat in seiner Sonntagsnummer die Mittbeilung gebracht, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnttzkirche befinde sich «in Relief, Eiieser und Rebekka, die Kameele am Brunnen tränkend, mit der Inschrift: „WaS für Kameele einst gewesen die Väter unsrer größten Stadt. 2. V. 1895. Keine drei- malhunderttausend Mark. Ruppig!" — Die „Nat.-Ztg." hat sich inzwischen überzeugt, daß man vorerst weder berechtigt ist, von einem Relief, noch von einer Inschrift zu sprechen, die Sculptur, welche den obenerwähnten Gegenstand darstellt; ist erst angefangen und kaum im Groben vorgearbeitrt. Die Schristzüge, welche jene Worte bilden, stehen in der Thal darauf, aber so, daß wenn man überhaupt etwa» sehen kann, man nur so viel sieht, daß es sich um keine wirklich beab sichtigte „Inschrift", sondern um einen augenblicklichen Einfall derjenigen Persönlichkeit handelt, welche die Buchstaben ein kratzte; daß diese Worte al» Inschrift in Aussicht genommen wären, wie e« nach dem „Vorwärts" scheint, ist ausgeschlossen. Der Urheber der Worte mag sich erinnert haben, daßKünsiler- scherze solcher Art sich zahlreich in mittelalterlichen Monu mentalbauten, auch in Kirchen, finden, und einen solchen „Witz" beabsichtigt haben; unter den obwaltenden Verhält nissen muß dieser aber als durchaus unangebracht bezeichnet werden. Um einer Mißstimmung über die Ablehnung der einer Zeit bei den Stadtverordneten beantragten 300 000 ^ ^usdruck zu verleihen, giebt eS heut zu Tage andere Mittel; die vorliegende Art der Mißbilligung oieses Beschlusses ist durchaus unstatthaft. ö. Berlin, 3. September. (Privattrlegramm.) Die Post" berichtet: Der Kaiser hat am Sedantage dem KrirgS- minister Bronsart ». Tchcllenvarf mit einem huldreichen Schreiben in Anerkennung seiner großen Verdienste um die Erhaltung der Schlagfertitzkeit und Kriegstüchtigkeit der Armer em erobertes französisches Geschütz zum Geschenk gemacht. L. Berlin, 3. September. (Privattelegramm.) Der Flügel-Adjutant des Kaiser», Capitain z. S. v. Arnim, wirv nach dem Schlüsse der diesjährigen Flottenmanöver von der Stellung des Commandantrn der kaiserlichen Aacht „Hohenzollern" zurücktreten und ein anderes Commando übernehmen. Bereits seit dem Jahre 1889 bekleidet Capitain z. S. v. Arnim diesen Posten und hat sämmtliche Seereisen deS Kaisers seit dieser Zeit geleitet. L. Berlin, 3. September- (Privattelegramm.) Die „Nat.-Z." meldet: An Stelle deS unter-egangenen Tarpedo- boste« 8 41 ist daS Torpedoboot 8. 35 in Dienst gestellt. Commandant de» neu in Dienst gestellten Torpedoboote- ist der gerettete Lieutenant z. S. Langrmak. — Der „Vorwärts" fährt mit der Veröffent lichung von Brief-Fragmenten an den Freiherrn von Hamm er st ein — diesmal sind auch einige Bruchstücke aus seinen Antworten dabei — fort, aber obne daß die dies malige „Lieferung" Interesse darböte. Es handelt sich aus schließlich um die Zänkereien, die Anfang 1890 in der conservativen Partei, namentlich deS Wahlkreises Bielefeld, stattfanden wegen deS Versuchs der Extremen, dort Herrn von Hammerstein in den Reichstag zu bringen; die gemäßigten Conservativen stellten den Landrath von Ditfurtb auf, und das Ergebniß war ein Sieg des Centrums in der Stichwahl. - Wie gemeldet, hat die Polizei die Versammlungen ver boten, in denen die socialdemokratischen Fübrer, die übrige Bevölkerung herausfordernd, gegen die Sedanfeier Hetzen wollten. Sie haben sich entschädigt, indem, wie der „Vorw." berichtet, die Vertrauensmänner der social demokratischen Partei Berlins nachstehende Sympathie kundgebung an den Vertrauensmann der deutschen Social- demokratie in Paris gesandt, um sie von diesem den französischen Parteifreunden übermitteln zu lassen: Am 25. Jahrestag der Schlacht von Sedan senden, als Protest gegen Krieg und Chauvinismus, den französischen Genossen Gruß und Handschlag. Hoch die Bölkersolidarität I Die socialdemokratischea Bertrauensmünner Berlins." Es ist zweifellos, daß dies in Frankreich, wo die Socialisten keineswegs ihr Vaterland gleich den deutschen Socialdemokraten verleugnen, lediglich die Meinung Hervorrusen kann, inan würde daS deutsche Volk bei einer neuen Herausforderung nicht einig in der Abwehr finden. Wir haben wieder holt auSgeführt, daß derartige Aufreizungen der französischen Revanchelust durch „deutsche" Staatsangehörige unmögllch auf die Dauer geduldet werden können. — Der deutsche Verein für Armenpflege und Wohlthälig- keit hat behufs Ermittelung der Einwirkung der Arbeilrrversicherung auf die Armenpflege an 82 größere, 71 mittlere und 96 kleinere Städte, sowie an 129 Landgemeinden, überhaupt an 378 Armenverwaltungen, einen Fragebogen gesendet. AuS 44 größeren, 31 mittleren und 18 kleineren Städten, sowie auS 17 Landgemeinden sind bis jetzt Antworten eingelanfen. vr. Richard Freund, der jetzige Vorsitzende der Invaliden- und AlterSversicherungSanstalt Berlin, zieht, wie wir der „N. A. Z." entnehmen, aus diesem Material nachstehende Schlußfolgerung: „Die Armenpflege ist in bedeutendem Maß« von UnterstützungSfällrn entlastet worden, welche nunmehr von der Arbeiiervrrsicheruna erledigt werden; dir Arbritervcrsichcrnng hat in erhrvlichrm Maße die Arbriterbevölkerung vor Inanspruchnahme der öffentlichen Armenpflege bewahrt; di« Arbritervrrsicherung hat aber auch auf die Hebung der gesammten Lebenshaltung der unteren BevölkerungSclasten schon jetzt einen derartig mächtigen Einfluß auSgeübt, daß die Armenpflege, indem sie diesem Umstande Rechnung »u tragen genöthigt war, di, erzielten Ersparnisse durch Verstärkung und Ausdehnung ihrer Leistungen zumeist völlig einbühte, ja vielfach darüber hiaau» Aufwendungen machen mußte.
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