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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.01.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-01-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980131019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898013101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898013101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-01
- Tag1898-01-31
- Monat1898-01
- Jahr1898
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man e» englisch nennen!); eine Sociötö gab eS schon, ^lch eine Harmonie, auch eine Ressource, also nannte man eS ktace äs rexo8. WaS machte aber der Bolksmund daraus? Pflasterdepot. Aus neuerer Zeit wird Manchem noch das Geschichtchen in der Erinnerung sein, das 1864 erzählt wurde, als die Lessingstraße getauft worden war. Ein Fremder fragt ein alte« Mütterchen nach dieser neuen Straße. Sie schüttelt bedenklich den Kops und sagt: „Lessingstraße ? Lessingstraße? Ach herrje. Sie meenea wohl 'S Kupfergäßchen!" Als 1876 die Fichte st raße ihren Namen erhalten batte, er öffnete in einem dortigen Neubau ein findiger Bierwirth sofort ein „Restaurant zur Fichte", und um dieselbe Zeit entstand aus einer Straße in der Nähe des Bayerischen Bahnhofs ein „Restaurant zur Barvaria"! Der betreffende Wirth (oder bloS der Firmenschreiber?) war sich offenbar über den Unterschied der Uavari und der Lardari nicht ganz klar gewesen. Das schönste aber war, daß die vor einigen Jahren neu benannte Göschenstraße gleich in der amtlichen Bekanntmachung als Göschen st raße erschien. Natürlich! Was geht unS heute der alte Göschen an! DaS Goschen liegt uns doch viel näher. Auch von den Ortsnamen in der nächsten Umgebung Leipzigs sind zu verschiedenen Zeiten einzelne volksetymo- logstch umgedeutet worden. So wird z. B. der Thonberg im vorigen Jahrhundert auch Dom berg, ja sogar — Damenberg geschrieben. Auf diese Namen, sowie auf die Frage, ob unser Rosenthal wirklich ein deutscher Name oder nur die Umdeulschung eines slawischen Namens sei, komme ich vielleicht später einmal in einem zweiten Aussatz zurück. *** Deutscher Patrioten-Lund zur Errichtung eines Bölkerschlacht-TcnkmalS bei Leipzig. Vom geschästssührendcn Vorstande wird uns geschrieben: Wir haben immer die Ansicht vertreten, daß, wie die Erhebung Les deutschen Volkes zur Befreiung des Vaterlandes von napoleonischer Gewaltherrschaft eine von Heller Begeisterung getragene allgemeine Ivar, auch die Beschaffung der Mittel für das Denkmal, welches die Großthaten unserer Heldenvater verherrlichen soll, eine allgemeine und volksthümliche sei; Jeder möge nach feiner Weise und seinem Ver mögen geben. Das ist die ideale Auffassung der Lösung unserer hohen nationalen Aufgabe, die sich auch in weiteren Kreisen Bahn brechen wird. Unser Beschluß, sowohl Privaten als auch Vereinen die Auswahl einzelner Werkstücke oder Bautheile zu überlassen, für welche sie die Gelder sammelten, entspricht dieser idealen Auffassung. Wir können es uns sehr gut denken, daß die gesammte deutsche Sängerschaft die Gelder sammle für das große Relief mit dem deutschen Michael, welcher im Kampfe mit kriegerischen Dämonen das Schwert zückt, die deutsche Turnerjcbast dagegen für den massiven Unterbau der Terrassen anlage,in welchem die urwüchsige deutscheKrast ihre Verkörperung findet, und der deutsche Schützendund für die vier Pfeiler, die Stützen des mächtigen Aufbaues, andere Vereine wieder für EckquaLern, Säulen, Kranzgesimse, Bekrönungen, für die innere Ausschmückung, Sculpturen, n. s. f. Auf diese Weise könnten verschiedene Thcile des mächtigen Baues, die für die verschiedenen Vereine und Private in mehrfacher Beziehung symbolische Bedeutung besitzen, von diesen errichtet und ihre Symbolik dadurch nur erhöht werden. Es wäre gewiß er freulich und als ein bedeutender Fortschritt für unser Unternehmen anzusehen, wenn obige Auffassung in den betheiligten Kreisen jo viel Anklang fände, daß sie zur Thatsache würde. Für das Völkerschlacht-National-Denkmal bei Leipzig gingen vom 22. bis 28.Januar d. I. weiter folgende Beiträge ein: Durch die Städte: M.-Gladbach 100 Gummersbach, Graudenz, Tilsit je 50 ./6; Verden a. Aller 30 .ZL; Unna, Wollin i. Pom. je 20 Wehlen, Rordenbnrg je 15 .ZL; Burgstädt, Pr. Friedland, Elterlein, Zinten i. Ostpr. je 10 Sandau a./Elbe, Runkel je 5^; durch Vereine: „Liederkranz"-Goslar 20 .Zl; Lehrergefangverein-Lugau i. S. 15 ./L; „Euterpe" - Braunschweig, „Antonia" - Antonien- Hütte, Singverein - Oggersheim, Sängerbund - Kamenz i. Sachs., Gesangverein - Fuchshain je 10 „Harmonie" - Planen im Vogtlande 6 ./L; Sachs' Gesangverein-Borna bei Leipzig, ,,Harmonie"-Bremervörde; Gesangverein-Radzionkau; „Liederkranz"- Auerbach i. V.; Männer - Gesang - Verein „Frohsinn" - Goslar; Männer-Gesangverein-Lockwitz je 5 Männer-Gesang-Verein- Burkau i. S.; Breitkops L Härtel'scher Gesang - Verein - Leipzig; „Licderkranz" - Burtenbach je 3 Schützengilde - Beuthen i. O.; Schützengesellschaft-Gersdorf je 5 Sammlung freiwilliger Bei träge von Mitgliedern des Lindenauer Turn - Vereins 6,10 Aautechniker - Verein - Leipzig 30 (für 1898). Durch Extra- beiträge: Commerzienrath Heidemann-Köln 150 ^l; A. Wagner- Wannsee 100 .ZL; kgl. Hosgoldschmied Alsr. Sy-Berlin 100 Friedr. Heckmann-Tuisfeld-Hochfeld 100 Rentner Otto Jordan-Coblenz 100 Major a. D. Graf Bismarck-Bohlen-Carlsburg, v. Knebel- Toebentz-Dietersdorf i. P., Dominium Rotenburg je50.Z(; Director Haase-Berlin, F. v. Wichelhaus-Norok, Edwin Graf Rothkirch und Trach-Pantheinau i. Schl, je 30 vr. G. Scheidi»g-Hof, Carl Schwarzmann-Straßburg i. E. je 25 .ZS; G. A. Glasey-Nürnberg, Rittergutsbesitzer H. v. Koch-Hof, Commerzienrath F. Lang- Würzburg, C. Schwanitz-Berlin, Ingenieur C. Pieper-Berlin, v. Scholten-Berlin, Rittergutsbesitzer Badicke-Schönfeld bei Bär- walde, Kammerherr Graf v. Recke-Wolmerstein-Kleinburg, Theodor v. Denster - Kitzingen, Maurermeister Aug. Esmann - Berlin, Paul Hartmann-Heidenheim, R. v. Czettritz und Neubaus-Kolbuitz bei Jauer, Prof. vr. Busch-Erlangen, Graf Seidlitz-Langenbielan, Etandesherr Gras zu Lynar-Schloß Lübbenau, Fabrikbesitzer G. Heckmann-Duisburg, Geh. Reg.-Rath Barkhaufen-Hannover je 20 Geh. Reg.-Rath Prof. vr. Galle-Potsdam 15 X; von Brandt- Nossew, Prof. Lehmann-Kiel je 10,50 .Zt; Rentner G. A. von Halsern-Aachen-Burtscheid, Frhr. Heinr. v. Bodmann-Karlsruhe i. B., Generallieutenant a. D. E. M. Trotten-Merseburg, I. Bohlandcr« Worms, Schloßbptm. Graf v. Lüttichau-Niesky, Graf Stolberg-Janno- witz, W. Fitzner-Laurahütte, C. Th. Deichmann-Köln, Fabrikbesitzer W. stlaehre-Müncheberg i, Mark, F. G. Metzger-Nürnberg, Prof. Vr. G. Meyer-Heidelberg, G. Meyenburg-Bcrlin, Oberbaurath Prof. Rein- Hardt-Stuttgart, Richard Curtius«Duisburg, Alexandcrwerk A. v. d. Nähme-Remscheid, Theod. Linduer - Stuttgart, Ritterguts besitzer A. Meise! - Muldenstein, Waagcnsabrikant Friedr. Spieß- Siegen, Prof. vr. C. Liebermann-Berlin, Heinrich Fischer-Freiberg i. S., Gras Fugger-Kirchheim, Th-Moskops-Fahr b. Neuwied, Fabrikant C. Schwenk-Ulm je 10 ; v. Oertzen-Neubrandenburg, Prof. vr. Fischer- Kiel, General-Consul F. Ruederer-München, vr. F. Mose-Brüsson, Heinr. Laas-Berlin, Rud. Bauch-Greiz, H. Schlieper-Jserlohn, B. v. Goltzheim-Sporwitten, Rittergutsbesitzer Ä. v. Kronig-Wulfflatzke, Apotheker B. Leibliä-Kamenz, v. Enkewort-Wursin, Grubendirector Knops-Siegen i. W.. Regierungsbaumeister A. Dotti-Berlin, Franz Laubcck-Wunsiedel, A. Kleinschroth-Kitzingen, Fabrikbes. R. Brückner« Cache a. S., kgl. Hoflieferant Schulze-Wannsee, Aug. Dürrjchmidt« Markneukirchen, O. L H. Obenaus-Hof, vr. A. Clemm-Mannheim, Fr. Sinner-Chemnitz, Rich. Wilke-Berlin, v. Wiedner - Lüben i. Schl-, Fr. Cloß-Böblingen, Oberbergrath Brunnemann-Meißen, Civilingenieur H. Berk-Chemnitz, Bergrath Dannenbcrg-Hänichen je 5 Karl v. Merkatz-Wehlheiden, Privat-Docent vr. Spuler- Erlangen, Fabrikbesitzer R. Elbmann-Nieder-Schöneweide, P. E. Bock- mähl-Hof, Prof. Wülfing-Tübingen, Fritz Kallenbach - Eisenach, Brauereibesitzer O. U. Will-Bad Aidlingen, Geh. Rath vr. Zenner- Dresden, Ferd. Eckert-Brrlin je 3 -Zt; Wilh. Laux-Regensburg 2 ^l> ; gesammelt in Lödel's Restaurant-Leipzig 1 >2; Frau Geheimrath Crcds-Leipzig, Kaufmann Grundmann-Leipzig je 5 Allen Gebern herzlichsten Dank. Marschall Vorwiirts-Sammlung. Daß nnser Leipzig eine Specialsammlung von Blücher- Andenken enthält, wie sie kein Museum auszuweisrn haben dürste, wird wenig bekannt sein. Wiederum ist eS das Historische Museum der Völkerschlacht am Gasthaus Napoleonstein, da nn Besitze dieser Schätze ist. In der Bildergalerie sehen wir ein zeitgenössisches Oelgemälde, den Haudegen in Lebensgröße 1813 darstellend; in nächster Nähe ein kleines schönes Portrait in Oel; ferner ein Portrait in Lebensgröße in Kreidezeichnung von Theodor Ärger, sowie ein Portrait, Coll. Kupferstich. Wir sehen Blücher au lein Leipziger Markiplatz am 19. Oktober 1813 während der großen Parade, bei der der König seinen Feldherrn zum ersten Mal mit „Willkommen Feldmarschall" begrüßte; eine ganze Serie von Schlachtenscrnen au- seinem thatenreichen Leben, sowie fein Grab denkmal in Krieblowitz in Schl.; eine lebensgroße Büste in großer Gcnrralsunisorm, in Dessau 1814 gefertigt, zeigt uns seine plastische Gestalt. Die Bibliothek enthält zahlreiche Schriften, darunter: Fürst Blücher'» Heldrnthatcn, Berlin 1814. Unter den gedruckten Dokumenten ist der „Aufruf an Sachsen» Einwohner", Breslau, 25. März 1813, besonder» hervorragend. Die Autographrn- ammlung birgt den berühmten Generalstabsbericht Blücher'- vor der Schlacht an der »atzbach; das interessante Document enthält acht Folioseiten, von Gneisenau geschrieben und von Blücher unterzeichnet: Hauptquartier Pilgramüdorf, den 20. August 1813, mit dem Wasserdruckportrait Friedrich Mlhelm's HI.; ferner ein drei Folloseiten starkes Schreiben Blücher's: „Hauptquartier Com- ptsgne, 26. August 1815, an den preußischen General und Gou- verneur der Stadt Pari», Freih. v. Müffling"; rin Schreiben Blücher'S als Gouverneur von Pommern, Stargardt 1809, mit Rückantwort der Negierung; ein Schreiben Hauptquartier Lüttich, den 11. Mai 1815; ein Schreiben Berlin, den 23. Februar 1816, mit Dienstsiegel „Feldmarschall Fürst Biücher v. Wahlstatt und Adler"; einen eigenhändigen Bries mit Adresse an seinen Sohn Franz Major v. Blücher mit der Mittheilung, Laß der König ihm da- Rittergut Kunzendorf verehrte, nebst Familiensiegel-Wappen. Aas der Schlacht bei Leipzig finden wir das Billet, welches Blücher am 16. October Nachmittags bei Lindenthal über Bernadotte schrieb, der bekanntlich eine sehr zweideutige, zweifelhafte Rolle spielte: „Wenn der Hund von Zigeuner nicht sofort erscheint, so muß in das heilig kreuz granadcn bomben Donnerwetter klein schlachen." Ein Haar andenken finden wir in dem Glasschrank der Freih. v. Ehrenberg- chen Haarreliquien-Sammlung. Von besonders kunsthistorischem Werth ist der Krystall-Pocal, von Freunden >818 verehrt, eine seltene Medaille mit Portrait, v. Brandt, aus der Rückseite: Wagen mit Sieges göttin 1813, 1814, 1815, geboren 10. Deceniber 1742, gestorben 12. September 1819. Ferner eine Dose mit schönem Portrait unter Krystallglas. Auch die interessanten Caricaturen dürfen wir nicht vergessen: Blücher vor dem Napoleonskäfig auf Elba, Blücher und Wellington bei Napoleon Tennis spielend, sowie Blücher Napo leon aus der Hand haltend, mit Gedicht. Auch Uniformen und Waffen der Blücher'schen Husaren sind reichlich vorhanden. Kaufmännischer Verein. Leipzig, 29. Januar. Am gestrigen Abend sprach vor zahlreicher Versammlung Herr Oberstlieutenant z. D. Paul Pochhammer über „Dante und seine Dichtung«, die „C'ouuueäia", aus welcher er in eigener Bearbeitung in deutschen Stanzen einzelne hervorragende Partien recitirte. Tie Mission, welche Herr Paul Pochhammer erfüllen will, ist eine ideale, wir möchten fast sagen, eine Culturmissiou. Er will dem deutschen Volke im Ganzen Tante s „Göttliche Komödie» mit allen ihren Schönheiten und Er habenheiten erschließen. Er will die deutsche Nation in den Wunder bau dieser Dichtung einsühren, weil nach seiner Ansäzauung gerade das deutsche Volk durch Goethe für das richtige Tanle-Verstäudniß erzogen worben ist. Ter Vortragende hat ein Werk „Durch Tante« (Zürich, Verlag von Carl Henckel! L Eo.) geschrieben, in welchem er in 100 Stanzen einen poetischen Führer Lurch das imposante Ge dicht des großen Italieners giedt, und in zehn Skizzen ein Bild der ganzen eigenartigen Anlage des Werkes giebk. Dieses Werk erleich tert bas Verständniß des Gedichtes und weiß mit seinen sormvoll- endeten Versen die Begeisterung für Tante wachzurusen. Neben diesem Buche aber find nicht minder die Vorträge Pochhammer's geeignet, für das Dante-Studium Propaganda zu machen, ein Stu dium, das in der Neuzeit leider, weil es mehr als flüchtigen Genuß erfordert, vernachlässigt worden ist. Herr Pochhammer kam zu nächst auf das Wirken des hochseligen Königs Johann von Sachsen zu sprechen, dessen Verdienste um die Dante-Forschung er rühmend hervorhob, wenn er felbst auch, auf „Philalethes" fußend, in manchen Anschauungen von ihm adweiche. Nach Herrn Pochhammer's An- fich sind die „Göttliche Komödie» und der „Faust" Goekhe's als zwei Berggipfel zu betrachten, von deren jedem man thatsächlich nach dem Besuch des anderen mehr sieht als zuvor. Goethe's „Faust» ist theil- weife nur für den verständlich, der Dante's Dichtung kennt. Es hat keinen besseren Dante-Commentator gegeben als Goethe. Goethe hat uns vorbereitet, Tante zu genießen, und darum müssen wir uns diesem Genüsse auch mit vollem Eifer hingeben. Erst durch Goethe ist uns der begriffliche Unterschied zwischen allegorischer und sym bolischer Dichtung klar geworden, den man kennen muß, wenn man Tante verstehen will. Der Vers aus Goethe's „Faust«: „Es irrt der Mensch, so lang' er strebt" könnte als Motto für das Inferno und das Wort: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen" als Inschrift für das Purgatorio gelten, und das Paradiso Dante's kann ein Deutscher überhaupt nicht lesen, ohne der Worte „Tas ewig Weibliche zieht uns hinan" zu gedenken. Cuno Fischer hat den „Faust" auch mit Recht die deutsche Divina Commedia genannt. Redner zeigte sodann, wie der Vers aus dem zweiten Theil von Goethe's „Faust": „Tann badet ihn im Thau aus Lethes Jlutl^ nur verständlich ist, wenn man den Begriff der Lethe wie Dante im Sinne der Entfühnrmg auffatzt. Goethe hat hier in das Dante'sche Lexikon gegriffen. Tas ist um so größer, als er an dieser Stelle, wo er sich auf Tante stützt, auch äußerlich das durch die Verwen dung von Terzinen („Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig") zum Ausdruck gebracht hat. Trotzdem besteht ein Unterschied zwi schen Dante und Goethe. Während der Erstere die Sonne zielbewußt ins Auge saßt, ruft der Faust des Letzteren ihr zu: „Bleibe mir im Rücken!» Und beginnt Faust ein rastloses Schaffen, um nach dem selben im Himmel zu verschwinden, so wissen wir, daß Tante sich in denselben Himmel erhebt, um das, was er nur dort finden kann, sich herabzuholen zum Gebrauche aus der Erde. Daß aber trotzdem der Einklang herrscht, den wir empfinden, ist das Große in dem Wirken dieser „Himmelskräfte", wie wir die Jdealdichter, deren das Jahrtausend nur zwei besaß, wohl neunen dürfen. Sie steigen nieder zum Höllengrunde und auf zum Paradiese, und wir sehen sie eins im andern wirken und leben und sich die goldenen Eimer reichen. So sah sic auch Schelling, der in tiefster Bewunderung den „Faust" „ein wahrhaft mythologisches Gedicht« nannte und einem Dante- Aussatz die Worte voranstellte: „Im Allerheiligsten, in Religion und Poesie verbündet, steht Tante als Hohepriester und weiht die ganze andere Kunst für ihre Bestimmung ein«. Nachdem der Vortragende in dieser Weise die Beziehungen zwischen Tante und Goethe er läutert, gab er eine» Ueberblick über die Construction des Dante'schen Gedichtes, das mit architektonischer Schönheit ausgebaut ist. Die Besonderheit seiner Anschauung, die er sich auf Grund eingehender Forschungen gebildet hat, besteht darin, daß er zwischen den beiden Treppen, der Höllentreppe und der Bergtreppe, einen vollständigen Parallelismus nachweist, der bislang hinsichtlich der unteren Stufen nicht anerkannt wurde. Wir finden beim Sündenfall dieselben Stadien wie bei der Erlösung vom Nebel. Tie verschiedenen Proben, welche der Vortragende aus seiner eigenen Tante-Uebersetzung gab, ließen erkennen, daß diese Uebersetzung in Stanzen eine des großen Dichters würdige werden wird. Tie Versammlung spendete für die Darbietungen reichen Beifall, und wir glauben wohl, daß sich bei vielen der Anwesenden der Wunsch im Herzen geregt hat, Tante näher kennen zu lernen. Tann würde sich der Vortragende nach seinen eigenen Worten am reichsten belohnt fühlen. Herm. Pilz. Hausbesiherverein zu L.-Plagwitz. 0. Plagwitz, 29. Januar. Am gestrigen Abend hielt der Verein im „Gosenschlößchen" zu Plagwitz seine diesjährige ordentliche Generalversammlung ab. Herr Kaufmann Förstendorf, welcher dieselbe als Vorsitzender eröffnete und leitete, gab zunächst eine ausführliche Uebersicht über die Thätigkeit im ab gelaufenen Jahre. Der Verein könne aus das Jahr 1897 mit Befriedigung zurückblicken; einer reichen Arbeit steht auch der Erfolg nicht nach. Der Verein habe in der Plagwitzer Bürgerschaft immer mehr Freunde gewonnen, denn man weiß es, daß eS nicht blos Interessen der Hausbesitzer sind, welche er vertrete, sondern des ganzen Ortes, die der gesammten Einwohnerschaft zu Gute kämen. In diesem Sinne habe er unablässig grarheitet. Ein gaben wegen Verbesserungen, wegen Neueinrichtungen, wegen Abstellung mancher Urbelstände an den Rath und andere Be hörden gerichtet, und mit Genugthuung könne man constatiren, daß die Arbeit nicht fruchtlos geblieben sei. So seien an den Rath Gesuche wegen der öffentlichen Bedürfnißanstaltrn, die Sperrung der Elsterbrücke zwischen Plagwitz und Neuschleußig, wegen Verbreiterung der Canalbrücke in der Elisabethallee, wegen Verbreiterung der Zschocherschen Straße, der Weißenfelser Straße vor der Schule zufolge de» StraßenbabnbetriebS, wegen Vermessung und später Räumung der Gruben rc. abgegangen, und an den hiesigen Kirchenvorstand habe man sich wegen einer verbesserten Grabpflege gewandt. Sei auch nicht überall erreicht worden, was man wünschte, so habe doch so weit möglich Abhilfe stattaesundrn. Auch im neuen Jahre stehen dem Verein neue Aufgaben bevor, deren Lösung dringend nöthig fei. Dir Zahl der Bereinsmitglieder ist von Ende 1896 bei 8 Aus tritten, davon 3 in Folge Todes, auf 214 Anfang 1898 gestiegen. Das Verein-Vermögen betrug Ende December 1897 469,99 .Zh gegen 452,89 am gleichen Termin deS Vorjahre-, Die Einnahmen in 1897 beliefen sich aus 922,56 -^>, dir Ausgaben auf 905,46 ^l, der Ueberschuß demnach auf 17,10 Zur Erledigung der geschäftlichen Thätigkeit machte sich im Jahre 1897 eine Grneral-Versammlung, 5 MonatS-VersammIungen und 10 BorstandSsitzungrn, wie 20 ver schiedene combinirte Sitzungen (Comitösitzungen im Verbände, der Haftpflichtversicherung rc.) nothwendig. Die Registronde weist 80 Eingänge und 37 AuSgänge, 10 Eingaben an den Rath und andere Corporation«», sowie einen Jahresbericht auf. Im Wohnung-vermiethung-borrau, da» sich bei Herrn Rudolph, in Firma Jungmann Nachf., befindet, wurden 160 Wohnung-- anmeldungen und 155 Abmeldungen erledigt. Die Hastpflichter- icherung zählt in Plagwitz 125 Grundstücke mit 501000 Mieth, werth, da» sind 41 Grundstücke mit'104 000 .Zl Miethwerth mehr alS Anfang 1897. Die Versammlung, welche den Ausführungen deS Herrn Referenten mit großer Aufmerksamkeit gefolgt war, rankte demselben für seine Mühewaltung, sprach auch auf Antrag der Herren Revisoren die Entlastung für Leu Herr» Cassirer Otto aus und nahm sodann dir anstehenden Neuwahlen vor. Hierbei gedachte zunächst der Herr Vorsitzende mit warmen Worten der Verdienste des Herrn Hellriegel um den Verein, welchem er am 1. April d. I. 27 Jahre angchöre, darunter zehn Jahre als Cassirer. Gewühlt wurden nunmehr iu den Vorstund die Herren Dietrich, Hellriegel, Otto, Zeibig wieder und an Stelle des eine Wiederwahl ablehnenden Herr» Voigt Herr Lehrer Hartwig. Zu Casssn - Revisoren ernannte die Ver- ammlung Herrn Kaufmann Kaspar und Kaufmann Otto, zu Delegirten für den Leipziger Verband die Herren Taubert und Dietrich. Weiter beschloß man das Winter vergnügen des Vereins, für welches rin Betrag bis zu 200 aus der Casse bewilligt wurde, am 24. Februar stattsinden zu lassen. Nunmehr erfolgte die Verlesung der Antworten Les Raths und des Kirchenvorstands zu Plagwitz auf an dieselbe» gerichtete Eingaben. An den Rath hatte sich der Verein mit dem Ersuchen gewandt, die Vermessung der einzelnen Gruben baldmöglichst vor- nehmen und jedem Grundbesitzer eine Grubenkarte über die in einem Grundstück gelegenen Gruben zukommcn zu lassen; auch waren Beschwerden über zu späte Räumung der Gruben durch die hierfür „monopolisirte" Gesellschaft in der Eingabe enthalten. Der Rath antwortete nun, Laß eine Vermessung der Gruben schon seit Jahre» erfolge und in Kürze dieselbe beendigt sein werde, in Plagwitz schon binnen Jahresfrist. Wenn die Arbeiten langsamer vor sich gehen, als man in betheiligten Kreisen wünscht, so sei das eben eine Folge der vielen Um- und Neubauten von Gruben. In Bezug auf die Grubenkarten, wird der Rath de» Wünschen Rechnung tragen, gegen eine dementsprechende Vergütung selbst verständlich. Bezüglich der angeführten Klagen über zu späte Räumung der Gruben liegt die Schuld, wie der Rath schreibt, vielfach an den Besitzern, welche ost mit der Bestellung bis auf den letzten Augenblick warten. Für die Gesellschaft sei durch Octsftatut die Frist sestgelegt; wenn in einzelnen Fälle» dieselbe nicht inne gehalten werden kann, so liegen Ursachen vor, für welche die Gesell- schäft nicht verantwortlich sei; öfters noch die massenhaft zusammen treffenden Bestellungen. Auch habe der Rath deu Versuch mit straßenweise vvrzunehmender Räumung der Gruben machen wollen, doch haben die Herren Stadtverordnete» Dem nicht zugestimmt. Was so- dann das sogenannte „Monopol" der Dünger-Export-Gesellschast an langt, so habe der Rath allerdings die Räumung der Gruben als eine öffentliche Ausgabe der städtischen Verwaltung in den ausschließlichen Bereich seiner Thätigkeit gezogen und lasse sie von der Leipziger Dünger-Export-Gesellschast nur in seinem Auftrage und nach feinen genau formulirten und gemessenen Weisungen aussühren. Die Ver sammlung nahm von dieser Antwort Kenntniß, ebenso wie von der des Plagwitzer KirchenvorstanLes wegen der Grabsiege aus dem hiesigen Friedhof. Der Verein hatte gebeten, daß im Interesse einer geordneten Grabpflege aus dem Nachlaß hier verstorbener ver mögender Einwohner, wenn diese keine direkten Erbe» hinterlassen, eine Summe von 300 -Z! abzuziehen sei, deren Zinse» in erster Linie für die Pflege der Gräber der Verstorbenen zu verwenden sind, nach Verfall des Grabes aber der Gottesackerpflege überhaupt zu Gute kommen sollen. Der Kirchenvorstand erklärte, nach Lage der kirch- lichen Gesetzgebung zu einer solchen Maßregel nicht berechtigt zu jein. Damit erreichte die Verjammlnng ihren Schluß. Äus Carl L. Lorck's Kunst-Magazin. Man muß den Franzosen das Verdienst lassen, daß sie auf dem Gebiete des Geschmacks wirklich Mustergiltiges hervorzubringen im Stande sind, dies lassen auch die jetzt bei Lorck ausgestellten reizenden und kunstvoll ausgesührten, mit seinen Gouache-Malereien geschmückten Fächer erkennen, die mit ihren aus Ebenholz, Elfen bein und Perlmutter gefertigten und mit prächtigen goldenen Ein lagen verzierten Gestellen einen überaus geschmackvollen Charakter tragen. Die auf deuselben befindlichen graziösen duftigen Malereien sind theils aus Seidenstoff oder Seidentüll ausgeführt und dehnen sich mitunter über die ganze Fläche des Fächers aus oder bilden Einsätze in verschiedenen Formen, die wieder von kostbaren Spitzen und mit Goldblättchen applicirtem Tüll umrahmt sind. Bei der Ausführung der feinen Miniaturmalereien haben sich recht tüchtige, selbst namhafte Künstler betheiligt. So bietet N. Arnould eine farbenprächtige Rococo-Scene, I. Douz Ms eine idyllische Dar- ftellung im Stile Wattcau's, Boillot eine Allegorie, Boudiri drei anmuthige Freundinnen, die hinter einer Logenbrüstung sichtbar sind, R. SSrand eine musikalische Scene aus der Zeit Les Directoire, denen sich Fray, Cansoy, Guillot, Danys u. A. mit ähnlichen Darstellungen anschließen. Andere dagegen sind aus schließlich mit Blumenmalereien verziert, die, scheinbar leicht hin geworfen, mit großer Delikatesse behandelt sind. Auf diesem Gebiet zeichnen sich namentlich Billotcy, Larindy, Gürard, Averdon und van Garden durch treffliche Arbeiten aus. Neben den bemalten Fächern finden sich jedoch auch noch andere, nur in den schon oben angedeuteten verschiedenartigen Stoffen aus geführte, vor, die besonders im Roc»co° und Empirestil gehalten find; auch diese zeichnen sich durch eine geschmackvolle und künstlerische Gestaltung aus. Die Zierlichkeit der Fächerformen, im Gegensatz zn Lenen aus früheren Zeiten, liegt vornehmlich in den Anforderungen unserer Damenwelt, die heute den kleineren Mustern dieser Er zeugnisse den Vorzug giebt. Im Hinblick auf diese schönen kunst- gewerblichen Arbeiten drängt sich uns unwillkürlich die Frage auf, ob es sich nicht empfehlen dürfte, wenn auch unsere deutschen Künstler, besonders aber unsere Künstlerinnen sich mehr als bisher mit der artigen Arbeiten beschäftigen würden? Ernst Kiesling. Vermischtes. — Ter Zug nach den Äolvfelvern von Clondyke wird Alles übertreffen, was Californien, Transvaal und West australien je erlebt haben. Das Emporschießen der südafrika nischen Goldstädte am Rande, die Gründung einer Stadt wie Johannesburg, die schon im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens gegen hunderttausend Einwohner zählte, die Aufschließung von Rhodesia waren Leistungen, die, auch an amerikanischen Cultur- arbeiten und Städtegründungen im Westen gemessen, außer gewöhnlich, ja, selbst für das Ende des neunzehnten Jahrhunderts verblüffend schnell und energisch durchgeführt wurden. Die Erfahrungen, die man in jenen Goldländern über rasche und sachgemäße Ausbeutung gesammelt, die Fortschritte, die unsere Verkehrsmittel gerade in der Schnelligkeit der Anlage und Sicher heit des Betriebes in den letzten Jahrzehnten gemacht haben, werden für dieses neue Arbeitsfeld einen so gewaltigen Zuzug von Unternehmern und glücksuchenden Abenteurern ermöglichen, wie er bei den ersten Goldfunden in Californien schon aus technischen Gründen gar nicht hätte bewältigt werden können. Die Berichte der ersten halb verhungert und erfroren zurück kehrenden Goldsucher brachten schauerliche Einzelheiten über die qualvollen Leiden, denen man am Dukonfluß durch Frost, Nah rungsmangel, Obdachlosigkeit, Stechfliegen und unzählige andere Plagen ausgesetzt sei. Aber die Gerüchte über den fabelhaften Goldreichthum der öden Schneefelder übertönten alle Warnungen und stachelten die Erwerbsgier Tausender zu krankhafter Höhe. Ohne technische Ausbildung, ohne bergmännische Vorkenntnisse, ja, selbst ohne die nöthige Ausrüstung an Geld und Mundvorrath machten sich Tausende auf den Weg über den Chilkootpaß. Wer nicht in früheren Hochgebirgswanderungen Nerven und Muskeln gestählt hatte, verunglückte schon an der Schwelle des gelobten Landes, beim Uebergange über den von Lawinen heimgesuchten verschneiten Paß. Andere unterlagen den Unbilden einer grau samen Witterung, denen nur Eskimos und Nennthierjäger hätten gewachsen sein können. Der Nest büßte durch Hunger und Ent behrung alle Fähigkeit zur Arbeit ein, und nur einige Wenige erübrigten Ausdauer und Kraft, um lässig an einigen Stellen des Flußthales die Oberfläche zu schürfen, und in der That unerwarteten Goldsegen zu finden. In der Heimath wurden ihre Funde theils überschwenglich gepriesen, theils verkleinert und todtgeschwiegen von einflußreichen Kreisen, die ein Interesse daran hatten, die öffentliche Aufmerksamkeit noch möglichst ab zulenken oder unsicher zu machen, um desto ungestörter die eigenen Vorbereitungen zu planmäßiger Ausbeutung betreiben zu können. Sobald aber die Staatsgeologen von Kanada und der Union ihr fachmännisches Urtheil abgegeben, und den ungeheuren Goldreichthum Clondykes beglaubigt halten, ließ sich der Unter nehmungsdrang nicht mehr eindämmen. Die Warnungen der Regierung, die abschreckenden Schilderungen glücklich Zurück gekehrter verhallten ungehört, blindlings stürzten sich Tausende und Abertausende in das ungewisse Unternehmen. Vom October bis Juni ist der Uukon vereist, aber schon jetzt sind Gesellschaften und Agenten fertig mit ihren Vorbereitungen. Sobald der kurze Sommer seinen Effizug hält in die unwirthlichen Schnee gefilde Alaskas, werden Hunderttausende zur Stelle sein. Nach den letzten telegraphischen Nachrichten haben fünf Eisenbahn gesellschaften schon 46 000 Fahrkarten verkauft, zwei Dampfer linien auf dem Großen Ocean schon Aufträge für die Beför derung von 20 000 Reisenden nach dem Uukon; weitere Tausende gehen ums Cap Horn auf Segelschiffen. Allein auf den Bahnen der Vereinigten Staaten werden nach verschiedenen Schätzungen über 200 000 Fahrgäste nach dem äußersten Nord westen befördert werden. Mehrere Expeditionen aus Ausstralien sind bereits angesagt, aber auch aus Rußland, Skandinavien, Italien, selbst aus Palästina sind Anmeldungen da. Eine amerikanische und eine englische Beförderungsgesellschaft haben bereits 18 Millionen Dollars für neue Bahnen verausgabt, und doch ist es fraglich, ob der ungeheure Andrang, der zum Frühjahr bevorsteht, auch nur annähernd bewältigt werden kann. Was bedeuten aber dem Glllcksuchenden vom Schlage Bret-Hartescher Digger alle Gefahren der Reise, alle Schwierigkeiten der Ver pflegung — und in deren Sicherung wird immer der Angelpunkt der ganzen Frage liegen — gegenüber der Hoffnung, mit der sich natürlich jeder Clondykefahrer trägt, von den Hunderten von Millionen Goldes, die der hartgefrorene Boden birgt, vielleicht schon in wenigen Wochen hunderttausend Mark an Goldeswerth Heimzubringen. Denn was in Transvaal und Coolgardie als Fabel gelten müßte, hat sich im Clondykelande schon des Oef- teren ereignet: nach 14 Tagen kehrt ein erfolgreicher Schürfer mit 20-, ja 30 000 Dollars zurück. Bei solchen Erfolgen kann die Jagd nach dem neuen Goldlande nicht wundernehmen, wunderbar aber wird das Leben sich in diesem nordischen Eldorado gestalten, wenn zum Frühjahr die Bergleute und Abenteurer, Händler und Unternehmer in lichten Schaaren in Dawson City an kommen. Ein solches Gemisch von Nationalitäten und Sprachen, solch fabelhafte Steigerung der Preise von Lebensmitteln, Arbeit und Grundbesitz wird noch nie auf Erden gesehen worden sein. . . (Köln. Ztg.) Di. li. M'. Tas Trinken des weiblichen Geschlechts iu früherer Zeit. Die deutschen Frauen waren schon in frühester Zeit dem Genüsse stark gewürzter Weine keineswegs abhold, ja, es gab selbst tapfere Trinkschwestern unter ihnen. Dies beweist die Größe und Pracht von Theudelindens Pokal, der zwei Fäuste dick war und aus einem einzigen Stück Saphir bestand. Je niedriger die Culturstufe ist, auf der ein Volk steht, um so mehr nehmen die Frauen an den Sitten ihrer Männer Theil und gleichen ihnen in ihrer Lebensweise. Die Weiber der alten Teutonen waren alle Mannweiber und konnten wohl einen guten Trunk vertragen. Es giebt keine Periode, in der eine unserer Urahnen so difficil im Weintrinken gewesen wäre, als es eine edle Griechin oder Römerin war, und es giebt kein einziges Gesetz im Mittelalter, das den Weingenuß über haupt verboten hätte, wie dies in alter Zeit geschah. Wenn die Männer aus dem Krieg oder von der Jagd heimkehrten, oder wenn sie beim Gastmahl oder einer Festfeier beisammen saßen, credenzten ihnen die Frauen den Becher. Als der Langobarden- könig Authari, der um des bayerischen Herzogs Garibald Tochter, die bereits genannte Theudelinde, warb, seine Zukünftige zum ersten Male in ihres Vaters Hof erblickte, blieb er eine Weile stumm, entzückt von ihrer Schönheit, brach dann aber in die Worte an Garibald aus: „Weil wir Eure Tochter so wunder schön finden, daß wir sie zu unserer Königin wünschen, so erlaubet, daß wir den Weinbecher aus ihrer Hand empfangen, so wie sie es in Zukunft thun soll." Bei der ausgedehnten Trinklust der Männer in jener Zeit dürfen wir uns nicht wundern, wenn man auch dem schönen Geschlecht einen kleinen Rausch gar nicht hoch anrechnete, wenn Nonnen Wein- und Liebeslieder dichteten, und Blaustrümpfe, zu noch höherem Fluge sich aufschwingend als ihre Schwester Sappho, den Bacchus in lateinischen Hexametern lobpriesen, wenn endlich selbst deutsche Prinzessinnen in Ruf standen, ihr Gläschen recht tapfer führen zu können. Heinrich IV. von Frankreich wollte keine deutsche Fürstentochter zur Frau, sondern sagte: „Ich würde immer glauben, eine Weinkanne um mich zu haben." — Die Trinkstuben und Rathskeller wurden an vielen Orten nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen besucht. Als 1478 der Markgraf von Meißen zum Besuch in Lübeck war, nahm er so großen Anstoß an dieser Sitte, daß er den ehrbaren Rath überredete, ein Verbot gegen dieselbe zu erlassen, welches jedoch nicht lange befolgt wurde. Es ist sogar erwiesen, daß um jene Zeit zu Lübeck vornehme Bürgerinnen, das holde Antlitz unter dichtem Schleier verbergend, Abends in die Weinstuben gingen, um hier unerkannt mitzuzechen. Nach einer alten Chronik tranken 1532 an einem Abend in einem Wirthshaus am Rhein drei Schwestern 32 halbe Maß des besten Weins. — In einem Rathsdecret von Heilbronn steht: „Den Weibern, so dem Trünke ergeben, sollen vom Stadtkncchte Zettel an den Kopf geheftet werden, mit den Worten: „Versoffene Krugsurschel", und ein Rathsprotokoll von Hall sagt 1640: „Erhard Geyer's Filia, die sich mit dem Trunk überladen und in der Kirchen evomiret, ward ins Hetzennest condemniret zur Abscheu, und dazu um 3 fl. gestraft." — In einigen Orten Württembergs bestanden eigene Stiftungen, aus denen die Weiber jährlich eine sogenannte Weiberzeche halten durften, ein höchst merkwürdiger Gebrauch, der bis Ende des 18. Jahrhunderts fortdauerte. So war in Ochsenbach jährlich am Sonntag Jnvocavit eine Weiberzeche, welche man mit dem aus dem lateinischen donu äou (gute Göttin) ver stümmelten Namen Bonede nannte, wie denn überhaupt Zeit, Einrichtung und Statuten dieses Festes offenbar denen des heidnischen Bacchusfestes nachgebildet waren. Auch die Excesse dabei unterschieden sich nicht von denen, die beim Feste der bong, ckea in Rom vorkamen, an dem keine Männer theilnehmen durften, außer denen, die sich, wie z. B. der bekannte Patricier Clodius, in Weiberkleidung einschlichen. Frrnspr. 1998. L««» L» »»/»/»«/» 5. ünmitttll Verbiet!, ^bxeleliiiter »»I und nicht normaler Lebe» unter durchaus rationellen Bevinattttgen. ^eri.-§cl..lÄci. Beleihung, Rückkauf der Police ,c. A» « m v I» « m, Prospekte gratis und franco. — Ver schließt ab: mittler erhalten die übliche Provision. Sv»r-LooI»-SvrSv, Größen, sowie einzelne Nvuz- u. Thcilc und Thonans,ätze dazu, empfiehlt Ritterstraße 8 (Nicolaikirchhof). Was ist Myrrholin? 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