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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990429024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899042902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899042902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-29
- Monat1899-04
- Jahr1899
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Heilige M LeiMi Ligeblall mö A»Mk!>!r. ^8, Ämbes, A. AM MS. (AeAAiWbe.> rfo»«n- ohlfurt- kohlsurt vll «rrantwotttlcher Red-ctenr Vr Her». vüchlt», k Leiptzk» »e len. -schenken, i Fabrik- 11.00. tachma enclasse. ne nicht V-Zuz it AuS« ie Züge on Welch in Nizza, -gut Pirk, v. Pastor Herr» ihn Karl, -en Sohn mann in !ehrrr in irl August itz. Herr rsitzer i» Privatu» f, Gut-« lilhelmin» rau Luis» irn i. B.. >m Thoß, n. Fra» >. Herr, hn Willy, v. Troth» de Bruyn : Johan» tul. Lina rchwar in löstet geb. > Therese Lohr's in u Mari« crn Herm. et. Herrn Leuche». »gl- — uttgart - 9,40 ach«.» lL — . <voa » Fest- ch). - Nltllzug fand gestern Abend auf dem Königsplatze an einer Luftschaukel statt. Hierbei wurde ein Maurerlehrling nicht unerheblich am Kopfe verletzt. Ein 23 Jahre alter Handarbeiter aus Günthers- leben ind «kn 19jähriger Handarbeiter aus Stötteritz wurden polizeilich zur Verantwortung gezogen. — Gestwhlen wurden zur Nachtzeit aus einer Meßbude in der Bahnhofsstraße 10 Dutzend weiße Taschentücher, ein Carton mit Stickereien, 7 Dutzend baumwollene Strümpfe Ulkd ein Stück Einsatz. — In einem Cafe am Brühl wurde gestern Nachmittag ein Sommerüberzieher von grauem Stoffe mit Hellem seidenen Futter gestohlen. — Verhaftet wurde ein von der Staatsanwaltschaft Chemnitz wegen Körperverletzung steck brieflich verfolgter 25 Jahre alter Kaufmann aus Kempten. Dasselbe Schicksal hatte ein 20jährkger Bäckergeselle aus Roitzsch der von der Staatsanwaltschaft Hamburg wegen gefährlicher Körperverletzung steckbrieflich verfolgt wird. — In der Nach! vom Donnerstag zum Freitag ist in einem Wollwaarengeschäft der Nordvorstadt rin E i n b r u chsd iebst a h l verübt worden. Der Dieb Hat sich mittels eines Nachschlüssels Eingang zu ver schaffen gewußt, im Innern dann mehrere Pulte erbrochen und einen Geldbetrag von 18 -K gestohlen. — Auf einem Neubau in der Südstraße stürzte heute Morgen in oer siebenten Stunde der Zimmerpoliere Karl E. aus der drittenEtageindenKellerhinab, und erlitt dabei schwere Verletzungen am Kopfe, sowie einen Bruch des rechten Armes. Man schaffte den Verunglückten in das Krankenhaus St. Jacob. — LetSnig, 27. April. Einem 82jährigen Einwohner von Fischbach ist von der Versicherungsanstalt für das König reich Sachsen die Altersrente vom Jahre 1891 ab nc»ch nachträglich bewilligt und ihm vorläufig em Rentenbetrag in der ansehnlichen Höhe von 1104,92 nachgezahlt worden. — Burgstädt, 27. April. Der hiesige „Anzeiger" meldet: „Am Mittwoch Vormittag wurden in Burkersdorf zwei aus der Bezirksanstalt Borna (Bezirk Leipzig) entwicheneCor- rectionäre, welche Anstaltskleidung trugen, von dem dortigen Schutzmann Fuchs bemerkt; auf Anruf desselben ergriffen sie die Flucht und es begann nun eine wilde Jagd, doch glückte es dem Schutzmann, nach Ueberspringen von Gräben, Feldrainen u. s. w., einen der Sträflinge einzuholen und festzunehmen, nicht ohne daß sich Letzterer, ein kräftig gebauter, robuster Mann, heftig zur Wehr gesetzt hätte. Während dessen gelang es leider dem Anderen, seine Flucht nach Mühlau zu fortzusetzen. Der Ver haftete wurde vorerst in sicheren Gewahrsam gebracht, um dann nach obiger Anstalt, in welcher er wiederholt schon Insasse ge wesen, zurückgebracht zu werden. Der Verhaftete will mit seinem Kumpan Lunzenau, einige Nachbardörfer und zuletzt auch Burg städt (hier die Carolinenstraße u. s. w.) unbehelligt passirt haben." —* Frankenberg, 28. April. Durch Kreishauptmann Frei herrn v. Welck aus Zwickau erfolgte heute Mittag von 1 Uhr ab im Sihungssaale des Rathhausrs die feierliche Neueinweisung unseres kürzlich auf Lebenszeit gewählten Bürgermeisters vr. Mettig in Gegenwart der städtischen Cvllegien, Raths beamten u. s. w. An den Einweisungsact schloß sich ein im „Roß" abgehaltenes Festmahl, welches recht zahlreiche Be theiligung fand. t. Crimmitschau, 28. April. Die hiesigen Textil-Jn» dustriellen haben sich, um etwaigen Streiks energisch ent gegentreten zu können, solidarisch auf die Dauer verbunden und größere Werthe zu diesem Zwecke hinterlegt. — OelSnitz i. V., 28. April. Zu Ehren des von hier scheidenden, in das königl. Ministerium des Innern berufenen hochverdienten Herrn Amtshauptmanns vr. Ayrer hier fand heute Nachmittag im Hotel „Goldner Engel" ein Festmahl statt, zu dem sich die Behörden, sowie die Vertreter von In dustrie, Handel und Gewerbe und der Lcrndwirthschaft zahlreich eingefuntden hatten. In einem vorher abgrhaltenen Actus wurden dem scheidenden Herrn AmtShauptmann vielerlei Ehrungen zu Theil; so wurde Herr vr. Ayrer zum Ehrenbürger der Stadt Oelsnitz ernannt. — Johanngeorgenstadt,, 27. April. Vorgestern Vormittag erschoßsich, wir schon kurz mitgotheitt, hier drr Kaufmann P. Albr. Schmidt in der Niederlage seines Hcmses an der Schalter gösse. Der Verstorben« war in der letzten Zeit sehr auf geregt über den Tod des 6jährig«n Emil Zinner, welcher am 15. d. M. in die Schmidt'sche Jauchengrube fiel und ertrank. Namentlich war er untröstlich über die falsche Darstellung deL Vorfalls, nach welcher die Grube nur mit Reisig zugÄecki gewesen sei. Schmidt sollte gestern über den Vorfall gerichtlich ver nommen lvevden. Revolver und Pcckrouvn hatte ev sich vorher in einem hiesigen Geschäfte gekauft, um angeblich Ratten damit zu tödten. Die verwaisten Kinder Schmidt's sind sehr zu bedauern. — Ctban, 27. April. In Folge eines Fehltrittes stürzt« vor oa. 14 Tagen der Pantoffelmacher Friedrich Schneider in den Keller einer dortigen Restauration und erkrankte in Fckkg« dessen an der Mundstarr e. Am Mittwoch nach dem Krankenhause Bautzen übergeführt, ist Schneider kurz nach der Einlieferung gestorben. — Dippoldiswalde, 28. April. Im 13. ländlichen Landtagswahlkreise (Amtsgerichtskezirke Altenberg, Dippoldiswalde, Frauenstein) ist, nachdem man sich über die Stimmung im Kreise genau orientirt hatte, Herr Ritterguts besitzer Oekonomierath Andrä auf Braunsdorf bei Tharandt als gemeinsamer Candivat der Ordnungsparteien und des Bundes der Landwirthe ausgestellt worden. Herr Andrä hat sich zur Annahme der Candidatur erklärt und wird sich im Fall« seiner Wahl der conservatioen Partei anschließen. Der bisherige Ver treter, Herr Oekonomierath Steyer, hatte eine Wiederwahl auS Gesundheitsrücksichten abgelehnt. — Meißen, 28. April. Der Sohn des Prinzen von Schönburg-Waldenburg, welcher seinerzeit durch den Uebertritt zum Katholicismus Aufsehen erregte, hielt am 26. dieses Monats in Schloß Gauernitz seinen Einzug mit seiner Gemahlin, einer Tochter des Prinzen Don Carlos von Spanien. Das junge Ehepaar lebte in letzter Zeit in München. Den An kommenden wurde ein festlicher Empfang bereitet. Das Dorf war mit Ehrenpforten geschmückt und die Bewohner brachten dem jungen Paare einen Fackelzug. 8. Pirna, 28. April. Eine Hazardspiel-Affäre beschäftigt in unserer Elbstadt gegenwärtig die Gemüther. Es fanden in dieser Angelegenheit auf Veranlassung der Staats anwaltschaft zu Dresden auch Haussuchungen statt. -r. Dresden, 29. April. Zur Begutachtung sanitärer Fragen, zur Erstattung von Obergutachten und zur Aeußerung in bahn- und kassenärztlichen Angelegenheiten ist von der Generaldirection der sächsischen Staatsbahnrn mit Genehmigung der oberen Landesaufsichtsbehörde, dem kgl. Finanzministerium, für den Bereich der sächs. Staatsbahn-Der- waltung ab 1. Mai das Amt eines „Vertrauensarztes" eingerichtet worden. Dir Functionen dieses Amtes sind dem hiesigen Bahnarzt Herrn vr. rneck. Gilbert übertragen worden. ;,5S 40. — 11,32. ,2l. - nd). -» Königreich Lachse«. * Leipzig, 29. April. Die Wahl eines neuen Ober bürgermeisters für unsere Stadt erfolgt, sobald das Ortsgeseh, betreffend die Neuregelung der Gehalte des Ober bürgermeisters und Bürgermeisters mit dem ministeriellenDecret versehen worden ist. Es wird dies voraussichtlich noch vor Pfingsten erfolgen. * Leipzig, 29. April. In der außerordentlichen Generalversammlung des Conservativen Vereins am 12. d. M. war mit der Mehrheit von einer Stimm« (die anwesenden Vorstandsmitglieder hatten sich dabei der Abstimmung enthalten) der Antrag an den Vorstand des genannten Vereins gebracht worden, derselbe möge die Lan tz i baten frage für die bevorstehende Landtagswahl im 3. -hiesigen Wahlkreise unter Vernehmung der Spitzen des Handwerkeroereins, des .Hausbesitzervereins, des National liberalen Vereins und des Handelsstandes nochmals inEr- wägung ziehen. Wie wir vernehmen, hat der Vorstand des Conservativen Vereins es abgelchnt, diesem Antrag« zu entsprechen. */» Leipzig, 29.April. Ilm gegen die unbefugte Einmischung in die Angelegenheiten des bei der Großen Leipziger Straßenbahn beschäftigten Personals seitens fremder Personen Stellung zu nehmen, hatten die Schaffner, Führer und sonstigen Angestellten gestern in der Gastwirthschaft „Sophienburg" eine Versammlung veranstaltet. Es hatten sich hierzu gegen 180 Personen «ingefunden. Den nicht bei der genannten Gesellschaft beschäftigten Personen war der Zutritt untersagt. Nur dem Bevollmächtigten der Leipziger Mitglieder des Centralverbandes der im .Handels-, Transport- und Ver- kehrsgewerbc beschäftigten Arbeiter Deutschlands, Herrn Markt helfer Schmidt, wurtz« im Lauf« der Versammlung auf be sonderes schriftliches Ersuchen „mehrerer Straßenbahnarbeiter" der Zutritt später gestattet. Der erste Redner, Herr Hahn, Wendete sich energisch gegen die Einmischung fremder Personen in die Dienstangelegenheiten des Straßenbahnpersonals, er wies die in der socialdemokratischen Presse, in Flugblättern und Ver sammlungen erhobenen Angriffe auf die Direktion und die An gestellten der Straßenbahn in Bezug auf Lohn-, Arbeits-, Dienst- unv Betriebsangelegenheiten als unbegründet zurück, bemerkte insbesondere, daß di« Strafgelder zur Unterstützung bedürftiger Angestellter Verwendung finden, daß die Direktion zu diesem Zwecke noch Tapsende von Mark darauf lege, und ersuchte, den Lockungen der fremden Personen das Ohr zu verschließen, da durch eine Bitte mehr zu erreichen sei, als mit Zwangsmitteln. Nachoem Herr Schmidt und ein entlassener Angestellter erwidert hatten, ohne indessen etwas von Bedeutung vorzubringcn, wählt« die Versammlung eine Commission, die um die Zurücknahme der Kündigung von elf Angestellten bei der Direktion vorstellig werden soll. Die Kündigung war erfolgt, weil die hiervon Be troffenen zu rxnjenigen Personen gehören, die die früheren von socialvemokratischer Seite einberufenen Versammlungen mit be sucht haben. * Leipzig, 29. April. Heute Mittag gegen jl Uhr stürzte sich in einem Hause der Reichsstraße ein verheiratheter Buchhalter, der kürzlich «rst aus dem Krankenhaus« entlassen war, aus dem dritten Stockwerke in den Hausflur herab, wo er mit zerschmettertem Schädel todt liegen blieb. —* Wegen dringenden Verdachts, sich eines Verbrechens im Sinne des tz 176, 1 des R.-St.-G.-B. schuldig gemacht zu haben, erfolgte gestern Vie Festnahme eines 18 Jahre alten Fabrikarbeiters aus Halle. — Ein größerer Exceß Letzte Nachrichten. * Wie», 29. April. Der vorgestern im Hose des Palais ver Erzherzogin Maria Theresia von einem Wachtposten durch «inen Schuß verwundet« Gärtner ist vergangen« Nacht gestorben. * Petersburg, 29. April. Das Erscheinen der am 3. d. M. sistirten Zeitung, der „Birshewija Wjedo- m o st y" ist vom Minister des Innern vom 18. April a. St. ab wilder gestaltet. reichem Maße Befriedigung gewährte. Ost freilich schien rS auch, alS ob die Theilnahine und Opserwilligkeit für unser Unternehmen noch nicht in dem Maße vorhanden wäre, als man vorausgesetzt hatte. Es liegt ja in drr menschlichen Natur, daß viele Leute kritisch sind, und besonders dann, wenn sie Opfer bringen sollen, warum solle Leipzig davon eine Ausnahme machen, gilt ja von ihm besonders das Wort, daß es erwartet sein will. Aber um so weniger waren die Männer zu entmuthigen, die nicht nur als „Mithelfer" mit wirkten, sondern die die Sache mit ebensoviel Begeisterung als Hingebung und praktischem Verständniß in die Hand nahmen. Ihnen gilt in erster Liuie mein Dank; ich dars ja keinen Namen nennen, der Eine von ihnen hat auch bereits zu Ihnen gesprochen; nur Einen möchte ich noch hervorheben, dem es leider nicht vergönnt ist, heute mit anwesend zu sein, es ist der Herr Justizrath vr. Colbitz, welcher mit seiner Verbindung von Erfahrung für die rechtlichen Formen der Gesellschaft und von ungewöhnlichem praktischen Verständnisse für die finanzielle und technische Ausgestaltung des Unter nehmens die hervorragendsten Verdienste um dasselbe sich erworben hat. Wir hatten ferner das große Glück, daß derselbe Mann, welcher seiner Zeit die Gartenbauausstellung geleitet und damals glänzende Beweise seines Könnens abgelegt hatte, Herr Gärtnereibesitzer O. Mobdorf als Sieger aus dem Wettbewerb hervorgtng. Auch ihm möchte ich noch besonderen Dank aussprechen. Was ihm damals gewiß bereits vor der Seele geschwebt hatte, was wir ost zusammen besprochen hatten, er hat es nun ausgestalten dürfen; er hat eS gethan mit der Begeisterung, die die Erfüllung einer schönen Ausgabe einem jeden Künstler eiuflößt, er hat es gethan im Bewutztsein der schönen Mission, die seine Kunst zu erfüllen hat. Er sprach damals bei der Eröffnung der Ausstellung von drr Gründung des Leipziger Gärtner- Vereins die Worte: „Damals war die Gärtnerei noch nicht Gemeingut des Volkes. Der Sinn dafür mußte langsam gepflegt und großgrzogrn werden. Fort und fort pflegte auch der Leipziger Gärtnerverein das Ziel seiner Gründer". Dazu nun zu Helse», die Gärtneret, die Freude an ihren Gaben, das Verständniß für ihre Kunst zum Gemeingute des Volkes zu machen, das ist auch eine wesentliche Aufgabe unseres Gartens, dazu ist er unternommen, dazu ist er von seinem Schöpfer gedacht uud ausgesührt und dafür gebührt ihm uud allen seinen treuen Mitarbeitern nicht nur unser, sondern all gemeiner Dank. Garten, und Hochbauarchitekt mußten sich aber bei einem solchen Werke verständnißvoll in die Hände arbeiten; daß dies hier in glück- liebster Weise der Fall gewesen, ist von meinem Herrn Vorredner ja bereits erwähnt worden, und ich kann nun auch meinerseits bezeugen, wie dankbar wir dem Herrn Architekten wie den aus führenden Gewerken sind. Mit Hilfe der tüchtigen Kräfte, die nun dem Unternehmen gewonnen sind, wird es wohl gelingen, dasselbe im Betriebe weiter auszugestalten, um zu der Vollendung zu führen, welche wir im Interesse und zu Ehren unserer Stadt wünschen, wenn eine Hoffnung noch sich erfüllt, die ich damals gehegt und ausgesprochen habe, nämlich, daß unser Garten wirklich ei» Lieblingserholungsplatz für unsere Bürger wird. Es soll ihnen hier eine Stätte bereitet sein, wo sie nach Les Tages Arbeit gern mit den Ihrigen Ruhe und Erholung suchen, wo am Tage in der Kühle des Schattens unter alten Bäumen, beim Sange dersVögel, gern die Mntter mit ihren Kindern Erquickung in der freien und doch geschützten Natur sucht; eine Stätte, wo die verschiedenen Kreise und Schichten der Gesellschaft gern einen gemeinsamen Mittelpunkt finden, der sie auch social näher führt. Daß diese Hoffnung sich erfülle, das hängt ja nun wesentlich von der Theilnahine unserer Bürger ab. Sie mögen unser Werk nicht als eine Gabe betrachten, die ihnen von einige» Bürgern gereicht wird, die sie heute genießen und morgen vergessen, nein, es soll ihnen ihr Werk sein, das sie mitgeschaffen haben, für dessen Erhaltung sie mit einzutreten, an dessen immer schönerer Vollendung sie mitznarbeiten habe», das ihnen aber dann alle Thril- nahme gewiß auch reichlich lohnen wird. Nicht ein neuer Ver gnügungsort sollte hier entstehen, sondern eine Schöpfung der Gartenbaukunst, von Leipzigs Bürgern und für sie, zur Freude am Schönen und zur Veredelung durch das Schönei In diesem Sinne übergeben wir das Werk unseren Mitbürgern, möge es ihnen lieb werden! Das gebe Gottl Weber's Iubelouverture schloß die herrliche stimmungsvolle Feier. Bei ihren letzten Accorden erhob sich die Festver- sammluug, ehrend ihr Sinnen dem erhabenen Herrscher zu gewendet, zu dessen Ehre die Ouvertüre mit der Sachsen hymne auStönte. Während ein Rundgang die Festversammlung durch den Garten führte, erschlossen sich mit dem Schlage 12 Uhr dem an een Pforten des Gartens harrenden Publicum zum ersten Male die Herrlichkeiten deS neuen Gartenparadieses —m. «Taxe, et. «« ig "V» ünzg.18. .-Ecke, in nung.mit ,.1./4.z.v. ;rstr.17,l. Zimmer. von Ehrenstein, Se. Magnistcenz der Rector magnitieus Geh. Kirchenrath Professor vr. Hauck, Landgerichtspräsident Hagen, Oberbürgermeister vr. Georgi, Bürgermeister Justizrath vr. Tröndlin, Geh. Regierungsrath AmtShaupl- mann vr.Platzman n, Handelskammerpräsident ZweiniAer, Ober-ReichSanwalt vr. Hamm. Weiter waren das Reichs gericht, die Generalität, die Universität, Reichs-, Staats- und Stadtbehörden vertreten. Feierlich rauschten zu Beginn der Weihe die Klänge des „Ambrosianischen Lobgesanges" dahin; gleich meisterhaft wie dieser wurde dann das „Largo" von Handel und die Jubel- Ouverture von Weber von der zur Weihe berufenen Capelle deS 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 unter Leitung des königl. Musikdirektors Herrn 6. Walther gespielt. Als Vorsitzender des Aufsichtsrathes der Aktiengesellschaft Leipziger Palmengarten ergriff Herr Geheimer Commerzien- rath Robert Gruner das Wort: Hochansehnliche Versammlung! Hochgeehrte Damen und Herren! Im Auftrage und im Namen des Aufsichtsrathes des Leipziger Palmengartens heiße ich Sie herzlichst willkommen und danke Ihnen für Ihr zahlreiches Erscheinen. Hochverehrteste! Ein altes Sprüchwort lautet: „WaS lange währt, wird gut." Daß dasselbe sich bei dem Leipziger Palmengarten erfüllen möge, ist von allem Anfang an der redliche Wunsch und Las eifrigste Bestreben aller dabei betheilgten Organe gewesen. Vielleicht darf ich es als ein glückliches Omen betrachten, daß die ersten drei Worte so wie so bereits feststehende Thatsache geworden sind, und wie Sie durch die Presse wohl schon erfahren haben werden, dalirt der erste Schritt zur Verwirklichung des Ge dankens bereits sechs Jahre zurück. Untern, 17. April 1893 erließ der Maun, der seit nunmehr 25 Jahren mit ebenso glücklicher wie kluger Hand und unter selbstloser Aufopferung das Stadtschiff von Leipzig lenkt, von einer Anzahl hiesiger Per sönlichkeiten der verschiedensten Berufszweige ein Rundschreiben, in dem er, ich citire wörtlich: „unter Hinweis auf den in Leipziger Kreisen schon vielfach gehegten Gedanken, eine größere Gartenanlage mit PalmenhauS und Wirthschastsbetrieb, etwa in der Art wie der Frankfurter Palmengarten, herzustellen, zu einer Besprechung aus dem Rathhaus für den 25. April einlud." Diese Aufforderung fiel auf günstigen Boden, ein gewählter engerer Ausschuß ward beauftragt, den Gedanken, der sich auch seitens unseres Localausschusses einer sehr sympathischen Aufnahme zu erfreuen hatte, auf praktischen Boden überznleiten. Es galt aber so manches Bedenken zu beseitigen und so manche Vorfrage, namentlich finanzieller Natur zu klären, so daß schon in einer Sitzung am 28. April 1896, also genau vor drei Jahren, der definitive Beschluß gefaßt wurde, eine Aktiengesellschaft unter der Firma „Leipziger Palmengarten" zu gründen. Die formelle Con- stituirung fand dann am 10. Juli in der Localität der Allgemeinen Deutschen Creditanstalt durch dieses Institut, durch die Leipziger Bank, die Leipziger Immobilien-Gesellschaft, die Credit- und Spar- bank und das Bankhaus Frege L Co. statt. Bon allem Anfänge an hatte der engere Ausschuß und der aus demselben hervorgegangene Aussichtsrath einem in dem Georgischen Rundschreiben angeregten Gedanken folgend das Revier des Kuh- thurmes und der daran grenzenden Wiesen in Aussicht ge nommen. Dank dem nicht genug anzuerkeunenden, sympathischen und freundlichen Entgegenkommen der beiden städtischen Körper schaften, denen nochmals hierfür den wärmsten Dank an dieser Stelle zu sagen ich nicht unterlassen kann, wurde dieses Terrain auf eine längere Reihe von Jahren gegen mäßigen Pachtzins gesichert. Nach eingeholten eingehenden Informationen über ähnliche Etablisse- ments, wie in Frankfurt a/M., Köln, Berlin, Hannover konnte unter Mitwirkung von erprobten Kräften am 15. September 1896 ein Preisausschreiben zur Gewinnung von Plänen für die definitive Ausführung des Projektes erlassen werden. Nicht weniger als 75 Bewerber traten aus, von denen das Preisgericht, welches die Herren Oberbürgermeister vr. Georgi, Geh. Commerzien-Rath Thieme, Baurath Stadtrath Roßbach, Stadtbaurath Prof. Licht, Garten director Wittenberg, Palmengartendirector Siebert in Frankfurt a. M. zu übernehmen die Güte gehabt hatten, der 1. Preis Herrn Garten techniker E. May, Frankfurt a. M, der 2. Preis Herrn Landschafts gärtner O. Moßdorf. hier, der 3. Preis Herrn Gartenbauinspector Marlens, Colberg, zuerkannt wurde. Nach reiflichem Erwägen entschied sich der Aussichtsrath, den Plan unseres Mitbürgers, deS Herrn O. Moßdorf, zur Ausführung zu bringen und dürfte der schöne dichte Wald für sich selbst sprechen. Die Schöpfung ist die gesammte gärtnerische Anlage, die sich Ihren Blicken darbietet, während die Ausführung der Baulichkeiten der bewährten hiesigen Architekten - Firma Schmidt und Johlige übertragen wurde, der hierdurch Gelegenheit ward, ihre Schaffens kraft aufs Neue zu bethätigen. Es drängt mich an dieser Stelle, Herrn Landschaftsgärtner Mobdorf und Herrn Baurath Johlige für ihre ausgezeichneten Leistungen den wärmsten Dank und die unumwundenste Anerkennung auszusprechen; in hervorragender Weise gebührt aber beides Herrn Director Zils und Herrn Riedel, die mit geschickter Hand in selbst losester Weise die Entwickelung unseres Unternehmens bis heute eigentlich ausschließlich geleitet haben. Sämmtliche bei unserem Unternehmen betheiligte, meist Leipziger Firmen und Gewerke haben gewetteifert, ihr Bestes zu liefern; auch ihnen gebührt unser Dank und unsere Anerkennung, ganz besonders aber auch endlich den hochherzigen Schenkgebern, die theils unseren Park mit werthvollen Gaben bedachten, theils unser Palmenhaus mit hervorragenden Exemplaren von Pflanzen schmückten und uns hierdurch finanziell wesentlich unterstützten. In dem Engagement des Herrn Gartendirectors Döhler und des Herrn Betriebsdirectors Miederer zweifeln wir nicht, die richtigen Persönlichkeiten für unser Unternehmen gesunden zu haben, nicht minder in der Person des Wirthschaftspachters Herrn Hensel. Seit dem 14. Juli 1897, an welchem Tage der erste Spatenstich gethan, bis heute ist, begünstigt durch den milden Winter, un unterbrochen an der Vollendung des Palmengartens gearbeitet worden, so daß seine Eröffnung heute endlich möglich geworden ist. Und so übergeben wir denn unser junges Unternehmen, welches getreu dem Gründungsprogramm dem allgemeinen Interesse dienen soll, vertrauensvoll der Oessentlichkeit, in erster Linie aber den Be wohnern Leipzigs, zu hoffentlich recht ausgiebiger und für sie stets be- friedigender Benutzung. Wir hegen den aufrichtigen Wunsch, aber auch die sichere Erwartung, daß unsere Schöpfung stets ihren Besuchern nur Bequemlichkeit bringe und sich unter sympathischer Betheiligung weiterer Kreise kräftig und gesund fortentwickeln, aber auch noch vervollkommnen wird. Dann wird auch der für das Allgemeine erhoffte Nutzen und der Segen nicht ausbleiben, den eine Parkanlage von der Ausdehnung wie die unserige in unmittel barer Nähe einer Großstadt bietet, denn, Hochverehrteste, zur Großstadt entwickelt sich unser Leipzig und der Palmen garten soll und wird hoffentlich hierzu mithelsen! Sie wollen es daher dem AussichtSrathe zu Gute halten wenn er mit einer gewisse» Ge« nugthuung und mit innerer Befriedigung auf feine Schöpfung blickt, von der er sich auch noch einen idealen Erfolg verspricht, nämlich den. das Strahlendiadem von Leipzig um einen neuen Edelstein, erschaffen auS Kräften einer kerngesunden Bürgerschaft, vermehrt zu haben. Möge sich dieser erhoffte Erfolg verwirklichen, möge immer ein glücklicher Stern über drr Zukunft des Leipziger PalmengartenS schweben! Da» walte Gott! Hierauf wandte sich Herr Oberbürgermeister vr. Georgi in einer längeren Ansprache an die Festversammlung: Hochgeehrte Festversammlung! Die Leitung des Palmengarten- unternehmenS hat mir den Wunsch ausgesprochen, daß ich den Worten meine» verehrten Collegen Gruner noch einige Worte hin- zufügen möchte. So wenig ich dafür ein Bedürsniß der Versamm lung anzuerkennen vermocht habe, so habe ich dem Wunsche ent- sprachen, wird mir doch dadurch Gelegenheit geboten, meine Freude und meinen Dank nach manchen Richtungen auszusprechen. Ich empfinde an dem heutigeu Tage die Freude, die jede er füllte Hoffnung uns gewährt, wenn sie nur auf Guter und Schönes gerichtet war. Als ich vor nunmehr nahezu sechs Jahren die Gartenbauausstellung auf diesem Platze begrüßte, sprach ich die Worte auS: „Sollte e» nicht möglich sein, hier dauernd etwas zu schaffen, waS sich aus dem bisher Gewordenen oufbaut, und hier einen Liebling»erbvlung»platz für unsere Bürger mit den Mitteln einer vollendeten Gattinbaukunst eiuzurichten und zu er- halten? Mir hat diese» Ziel vorgeschwebt, al» ich auf diesen Platz hinwie», r» haben sich bereit» viele Mithelfer für diesen Plan ge- funden, und hoffentlich wird uns unsere Bürgerschaft dabei gern unterstützen." Nun wohl, die Einrichtung ist ins Werk gesetzt und steht vollendet vor uns. Es hat längerer Zeit dazu bedurft, als man damals annehmen wollte; zum Theil hat eS daran gelegen, daß rin anderes große» Unternehmen in den Vorder- gründ trat, da» Müh«, Opfer und Zeit drr leitenden Männer iu ungewöhnlichem Maße in Anspruch nahm, zugleich ober dem Bedürfnisse unserer Bürgerschaft nach einer Erholungsstätte in Die Eröffnungsfeier des Leipziger palmengartens. Leipzig, 29. April. Der heutige Tag kennzeichnet einen bedeutsamen Abschnitt in der Entwickelung unserer Stadl, er lebrt in der Eröffnung des Palmengartens, dessen Fertigstellung zu einem hochwichtigen Ereigniß unserer heimischen Geschichte wird, wie Leipzig in unab lässigem Vvrwärtsschreiten zu seinen früheren Schönheiten immer neue und glänzendere zu fügen weiß. Erschlossen ist nunmehr das weite Gelände de» Palmengartens draußen an den Pforten von Plagwitz und von Lindenau und schon regen sich weiter drüben am AuSgang deS Johannaparks Hunderte von fleißigen Händen, um den geplanten König-Albert-Park entstehen zu lassen. Ein blühender Ring wird den Westen der alten Stadt von den industriereichen Regionen der Vororte trennen. Es bedarf nur des Rückblickes auf eine Reihe von Jahr zehnten, um zu verstehen, wie gewaltig und euergievoll die Kraft und wie aufopferungsvoll der bürgerliche Gemeinsinn waren, die ein so vollendetes Werk, wie eS der Palmengarten ist, schufen. Es kam für alle Betheiligten die Freude dazu, an einem Unternehmen Mitwirken zu können, dessen ideale Aufgabe es ist, in der Hast und Aufregung unserer Zeit ausgleichend zu wirken und Erholung zu schaffen für Leib und Seele, denn die Liebe zur Natur wird der Menschheit in allen ihren Schichten zum ver söhnenden Element. Der LandschaftSgärtnerei eine Hochburg, den Bürgern Leipzigs ein Ort zur Erholung uud Erquickung und den Fremden ei» Anziehungspunkt, daS waren zugleich die leitenden Gedanken, die der Verwirklichung eines Palmen gartens Vorschub leisteten. Nun liegt er, wie eS die Phantasie deS Garlenkünstlers und des Architekten vorausgesehen, in seiner ganzen Schönheit voll Aller Augen: hoch über die frischgrünen weiten Wiesen gelände erbebt sich der stolze, schöugegliederte weiß leuchtende Bau des Gesellschaftshauses, des architektonischen Haupt- und Glanzpunktes der ganzen Anlagen; auf seinen mir Lorbeer pyramiden ausgeschmückten Rasenterrassen sind Tische und Stühle aufgestellt, deren Gruppen weithin über den großen Concertplan bis unter die alten Linden und Eichen des Parkes hin sichtbar werden. Dicht am Eingang von der Frankfurter Straße her kommt den Eintretenden in den symmetrisch gezeichneten großen Parterre-Anlagen aus den stattlichen Rhododendron-Gruppen ein blühender Gruß entgegen: Cinnerarien leuchten auf, die einen carmoisinroth, die anderen ultramarinblau und violett, persische Primeln haben ihre Blüthenballcn erschlossen, neben duftendem Goldlack, Aurikeln und großblüthigen Stiefmütterchen, weiter nach Süden herrliche Magnolien und darüber zerstäubt und ver sprüht die aufrauschende Fontaine ihre glitzernden Wasser tropfen. Wohin der Blick heute schweift, ist Alles schmuck und sauber. In gefälligen Windungen laufen die gelben kiesbedcckten Wege durch den srischgrünen Plan; bald führen sie über zierliche Stege und hohe Brücken, bald in den Naturpark des vom Unterholz befreiten Nitterwerder hinein, wo in alten Eichen, Hainbuchen und Linden lenzsröhlich munterer Finkenschlag ertönt, bald leiten sie zu der von tiefdunklen Coniseren umrahmten Steingrotte oder zum großen Weiher, an dessen Wasserstation schmucke Gondeln liegen. Ueberall laden bequeme Bänke den Wandelnden zum Ruhen und behaglichen Schauen ein. Es ist ein kleines Paradies, das hier geschaffen wird; eS verkündet in seiner Pracht so recht das tempora inutuntur, den Uebergang von bescheidener Wiesenlrift zum palmengeschmückten Eden. Dort, wo jetzt ein entzückender Park sich aufthut, lag, wie die Geschickte unserer Stadt verkündet, einst eine ausgedehnte Viehweide, die den früheren zahlreichen Leipziger Stadt gütern zur Benutzung offen gegeben war. Um die Vieh- heerden der letzteren vor dem Raubritterthnm zu wahren, bauten vie Leipziger einen festen Thurm zum Aufenthalt von Wachtleuten, der nach außen bin von der nahe oorüberfließenden Luppe und einem Graben abgeschlossen war. Den Tburm nannte man in Anbetracht seines Zwecke- die „Coburg" (die „Kubburg") und die nahe Luppenstrecke daS „Coburger Wasser". Diese Bezeich nungen haben sich bis heute erhalten. Im fünfzehnten Jahr hundert glaubte das zu Macht und Neichthum erblühte Leipzig die Sckmapphäbne für daS weidende Rindvieh der Stadlgüter nicht mehr fürchten zu dürfen und zog die Auf sichtswache zurück, um den Thurm als Forstbaus einzurichten. Dem Namen der „Coburg" entsprechend hieß, wie auS den alten Stadtcassenrechnungen hervorgeht, der dort wohnende RathS- förster schon im Jahre 1470 der Coburger oder auch bloS Coburg. Aus jüngerer Zeit erst stammten die Namen „Kuhthurm" und „Kuhthürmer". Der erste, welcher mit Namen genannt wird, ist im Jahre 1494 Stephan Bünau. Der Coburger durfte ausnahmsweise, beispielsweise in den Pfingstfeiertagen, auch Bier verschänken. Das geschah schon im Jahre 1553. Der letzte Förster, welcher seine Amtswohnung im Kubthurme hatte, war der Oberförster Koch, der Vater des im Jahre 1876 verstorbenen Leipziger Bürgermeisters. Nack des Oberförsters Koch Tode wurde der Kuhthurm an den Gast- wirth Schatz in Leipzig verpachtet, welcher ihn in ein Ver- gnügungS - Etablissement umwandclte und einen Tanzsalon daselbst errichtete, der eines Tages, glücklicherweise ohne Menschenleben zu gefährden, über den Haufen fiel. Von dieser Zeit an kam das Vergnügungs-Etablissement in Rückgang, bis man eS aufgab und die Universität eine landwirthschaftliche Versuchsanstalt daselbst errichtete. Wieder holt ist der altersgraue Kuhthurm modernisirt und renovirt worden; daS soll schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts von Stieglitz geschehen sein. Doch sind die Mauern deS Hauptgebäudes und deS anstoßenden Thurmes noch die deS ältesten Baues. Noch heute steht im Kuhtburmgarten als steinerner Blumentisch ein gothischer Taufstein, der einst „hinter Lindenau, auf dem Wege nach Zschocher, in einer Sandgrube vergraben" aufgefunden und vom Stadtrath Bollsack im Kuhthurmgrundstück aufgestellt wurde. Daneben weist ein schlichter Denkstein auf die heißen, erbitterten Kämpfe hin, die am Vorabende de» gewaltigen Völker- ringenS dicht am Kuhthurm tobten, und die unter vielen und schweren Opfern von den Oesterreichern am 16. October I8l3 geführt wurden. Hier maßen sich mindestens fünf Mal die Truppen unter General Graf Gyulai, Prinz von Hessen- Homburg und Fürst Moritz Liechtenstein gegen das vierte französische Corps unter General Bertrand. Und zur Stunde breiten schlanke Palmen ihre immer grünen Fächer und Wedel über dieselbe Stätte, auf der einst daS Schwert gezogen wurde! Es war ein freundlicher Mo ment, al» heute Vormittag zur feierlichen Einweihung de» Palmengartens die stattlichen Vertreter der tropischen Flora, die Coco», die Phönix, die Coryphen, die herrlichen vivistoua ckmeu8i8, ^reogu suodarlkera, vivlstons olivaetorwis, 8adul karmüense, ^recu vuneri und andere mehr, umgeben von riesigen Rhapia-Büschen, durch da« weite Rundbogenfenster de» Palmenhauses bereingrüßten in den prunkvollen Festsaal deS GesellschaftSgebäudeS, der einen illustren Kreis von geladenen Ehrengästen, wie zahlreiche Aktionäre ausgenommen hatte, sl im lichtgrünen Schimmer einer exotischen Welt ein neues Werk genialer und künstlerischer Kraft seine Weihe empfing, noch dazu von keinem Geringeren als unserem hochgeschätzten Oberbürgermeister vr. Georgi, dessen Anregungen bekannt lich da» glanzende Werk zu danken ist. Wohl an 1500 Festtheilnehmer, darunter zahlreiche Damen, wohnten dem feierlichen Acte im glänzenden Hauptsaale de« Gesellschaft-Hause« bei; in der Mitte der geladenen Ehren gäste erschienen unter Anderen die Herren KreiShauptmann . 3,50. >eg 33. Ms sranzös. «rzellan, nanten, litaischer 06. - - 1V,50 achm.. s4,44 25. — ll. links. ein. W a tr. 6. I
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