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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990506024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899050602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899050602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-06
- Monat1899-05
- Jahr1899
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My W LchziM TagM mil AWger Ni. A, Csmlibkü, 8. Rui IM. WM-MM Lönigreich Sachse«. * Lei-tt«, 6. Mai. Der zum Reich-gericht-ratb ernannte Erste Slaat-anwalt Blume in Stettin wurde am 10. Decemdrr 1873 Gerichtsassessor, im April 1874 KreiS- richter in Worbi« und blieb dort auch bei der Justiz- reorganisation al« Amtsrichter. Im Jahre 1880 wurde er nach Burg versetzt, trat aber kurze Zeit darauf zur Staats anwaltschaft über, indem er Staatsanwalt in Hildesheim wurde. Am 30. Juli 1890 wurde er zum Ersten Staats anwalt in Köslin ernannt und im Herbst 1896 von dort nach Stettin versetzt. -g- Leipzig, 6. Mai. Herrn Vr. pdil. Kowalewsky wurde von der philosophischen FacultLt unserer Universität die voui» logeväi für Mathematik ertheilt. L. Leipzig, 6. Mai. Nachdem die Schaltrrdienststunden bei der Post an den Sonn- und Feiertagen anderweit fest gesetzt worden sind, hat auch daS köaigl. Hauptzollamt den Verkebr mit den Zollabfertigungsstellen an den Sonn- und Feiertagen neu geregelt und beschlossen, die hiesige an der Stepbanstraße gelegene Zollabfertigungsstelle für Post güter vom 1. Juni d. I. ab, von 11 bis 1 Uhr und diejenige am Bahnhofe Plagwitz-Lindenau von 12 bis 1 Uhr Mittags für dringliche Abfertigungen offen zu halten. — Das alphabetische StationSverzeichnißfürdi« preußischen Staatsbahnen ist neu erschienen und kann von allen preußischen Fahrtartew-AuLgabestellen, sowie von der preußischen Effenbahnauskunftrstelle in Leipzig, Brühl, gegen 40^ bezogen werden. Da dasiVerzeichniß die Angabe der Strecke, an welcher die Station liegt, sowie die Angabe des Directions-, Betriebs- und Verkehrs-Jnspectionsbezirks enthält, zu welcher die Station gehört, so kann die Beschaffung dieses Buches allen Denen, welch« im Werkehr mit der Eisenbahn stehen, nicht genug empfohlen werden. — Sehr häufig grebt es Veranlassungen, aus denen Eltern und Erzieher Kinder ohne Begleitung 'auf der Eisenbahnreisen lassen müssen. In solchen Fällen wird eS den Angehörigen eine Beruhigung sein, zu wissen, daß den Kindern seitens der Angestellten 'oer Eisenbahn besondere Auf merksamkeit und Fürsorge gewidmet wird. Es sind nämlich die StativnSbeamten, sowie die Zugführer und Schaffner seitens der Eisenbahnverwaltung angewiesen, sich allein reisender Kinder in feder Hinsicht anzunehmen, insbesondere sie auch in den erforderlichen Fällen speciell zum Um- und Aussteigen aufzufordern, ihnen dabei behilflich zu sein und sie auf den Umsteigestationen an den diensthabenden Stationsbeamten oder an den Zugführer deS Anschlußzuges zu verweisen. iä. Leipzig, 6. Mai. Am heutigen Tage sind fünfzig Jahre verstossen, seit einige Bürger bei Wiederherstellung der damals in unserer Stadt schwer bedrohten Ordnung ihren Tod fanden. In unserer vom Militär entblößten Stadt waren in jenen Tagen Barrikaden errichtet worden, von denen die größte, am „Cas6 FrantzaiS", am 6. Mai 1849 mit Sturm genommen werden mußte. Hierbei fielen von der Communalgarde der Kaufmann und Consul Friedrich Alexander Gontard, Erb-, Lehn- und GerichtSberr auf Mockau, sowie ferner der Schneidermeister Johann Dietrich Müller und der Böttchermeister Moritz Robert Herrmann (der letztere starb an den Folgen seiner Verwundung erst am 6. Juli 1849). Außerdem wurde auf ihrem Berufswege noch di« 21jabrige LohgerberStochter Amalie Emilie Dreßler er schossen, und rS fanden weiter der Theatersouffleur Karl Wilhelm Wrede und der Schlofsergesrlle Friedrich Merkisck den Tod. — DerBerkauf deS Simplicissimu« ist denBahn- bofSbuchhändlern auf der Linie Leipzig-Dresden unter sagt worden. Damit dürfte wohl daß gelammte StaatSbahn- gebiet hiervon betroffen sein. * Leipzig, 6. Mai. Ein Leipziger Fabrikant, der in voll ständiger Verkennung des revolutionären Charakters der Maifeier seinen Arbeitern die Feier de» 1. Mais gestattet hatte, ist darob in der socialdemokratischen Presse höchlich belobt worden. Ganz ander- wird er in dem Anarchistenblatt „Neues Leben" beurtheilt. Das letztere Organ schreibt: „Abstoßend« Heuchelei ist es, wenn von einem Ausbeuter seinen Opfern Der I. Mai ge schenkt wird, wie daS bürgerliche Blätter (?) von einem edlen Philanthropen in den letzten Tagen erzählen. Der I. Mai ist ein Tag Des Protestes, der Kriegserklärung der Arbeit an das Capita^ er muß vom Proletarier erkämpft, erzwungen werden, er darf kein Gnadengeschenk des Kapitalisten sein. Nur ein Ar beiter, der vergessen hat, was der I. Mai bedeutet, kann über ein solches Entgegenkommen triumphiren, «in zielbewußter Frei heitskämpfer, «in wahrer Revolutionär muß es' als Schmach empfinden." — Vor dieser Schmach können die Arbeitgeber die „zielbewußten Freiheitskämpfer" mit Leichtigkeit bewahren. U Leipzig, 6. Mai. Gestern Nachmittag trafen auf dem bäuerischen Bahnhöfe 305 Reservisten unter Führung von 3 Officieren und 10 Unterofficieren mittel« SonderzugeS au« Zwickau zur Ableistung einer 14 tägigen Urbung beim 106. Infanterieregimente hier ein. ** Leipzig, 6. Mai. Die von der Leipziger Elektrischen Straßenbahngesellsckaft geplant gewesene Aufstellung eines optischen SignalmasteS auf dem Johaunisplatze ist jetzt fallen gelassen worden, dagegen ist von der Gesellschaft die Errichtung eine« solchen Maste« aus der Kreuzung der Harkort' und Wächterstraße in Aussicht genommen worden. —clb— Dor einem kleinen, aber sehr illustren Kreise von Damen und H«rren hielt am Donnerstag Abend im oberen Saale des Cafö Felsche Signorina Elvira Ferrari-Aggradi einen Vortrag über „denUrsprungderitalienischen Sprache". Verdient schon die klare und deutliche Aussprache der Dame, di« auch dem Deutschen das fremde Idiom leicht ver ständlich machte, als geradezu musterhaft hervorgehoben zu werden, so darf fern«r rühmend anerkannt werden, wie außer ordentlich interessant und anziehend di« Vortragende diesen Stofs aus dem sonst so trockenen und spröden Gebiete der Sprach forschung zu gestalten wußte. Während «S uns heutzutag« ganz geläufig ist und unzweifelhaft feststeht, daß sich die italienische Sprache au» dem in verschiedrnen Mundarten verbreitrten Vulgärlatein entwickelt hat, waren di« Schriftsteller und Ge lehrten des Mittelalters sehr verschiedener Meinung darüber, so daß sogar die Ansicht laut wurde, daS Italienische sei aus dem Hebräischen entstanden. Die verschiedenen Mundarten des Vulgärlatein führten nun aber auch zur Bildung theilweise recht verschieden tönender italienisch«! Diälecte, von denen namentlich da» Neapolitanische, da» Römische, ToScanische, da» Florentimsche, venezianrsche und ander« hervorzuheben sind, die wiederholt und lange um den Vorrang gestritten haben. Natürlich ist auch die italienische Sprache nicht bei ihrer ur sprünglichen Bildung stehen geblieben, sondern hat in den ver schiedensten Zeiten mehrfache Wandlungen erfahren, wie Sig norina Ferrari-Aggradi an zahlreichen Beispielen italienischer Dichter und Schriftsteller, namentlich au» dem L, 13., 1V., IS. Jahrhundert bi» zur Gegenwart, zeigte. — Al« sechster Jubilar oer Firma Earl Hartig konnte gestern der Marktbelfer Franz Hrlbig auf eine fünfund- -wanzi-jährige Thatjgleit bei obiger Firma zurück blicken. — vom 12. bi» 17. Mai tvifd im BereiaShau» für Innere Mission, Roßstraß« 14, «ine A u » st e l l u ng und verkauf von orientalischen Handstickereien stattfinden »um Vesten der WIttwen und Mailen in Armenien. Bei dem in den letztvergangenen Jahren verübten Blutbad« an den Arme niern sind di« Hinterbliebenen Wittwen und Waisen in unendlich bedrängter, trauriger Lage zurückgeblieben. Dem Hungeriode nahe, frierend und bettelnd, irrten diese Aermsten umher. Da unternahm es eine in Konstantinopel lebende Dame, Schweizerin von Geburt, diesen armen Frau«n zu helfen, indem sie ihnen Arbeit gab. Sie kaufte engros Arbeitsmaterial ein, Atlas, Seide, Gold, Silber u. s. w. und theilte dies den Frauen zu. Die fertigen Arbeiten schickte die Dame nach Deutschland, früher nach Frankfurt a. M., jetzt nach Schildesche bei Bielefeld, an Herrn Hermann Jähnichen, welcher die Stickereien zum Besten der armenischen Wittwen und Waisen verkauft. Die Stickereien auf Wasch- und Seidenstoffen in allen Farben sind mit Gold-, Silber- und S«id«nfaden ausgeführt und zeichnen sich Durch wahrhaft künstlerischen Geschmack, sorgfältige Arbeit und Preis würdigkeit au». Es giebt Deckchen von 60 Pfg. an bis zur großen, prachtvollen Tischdecke von über 100 Sophakiffen in den verschiedendsten Farben, entzückend« Pompadour», Schürzen, Gürtel, Capes und reizende Jäckchen für Damen, Duftige Brussa-Shawls, Taschentücher mit feiner Nadelspitze, zierliche Pantoffeln in Leder mit Goldstickerei u. s. w. Es wird jed«r kunstsinnigen Dame «in Vergnügen sein, sich die wunder hübschen Sachen anzusehen. Wir haben die Hoffnung, daß, wie in vielen anderen Städten, wo schon Ausstellungen stattfanden, auch hier d«r Sache ein warmes Interesse entgegengebracht wird. Es findet kein Kaufzwang statt. Der Eintritt ist frei. Hc Leipzig, 6. Mai. Der in den letzten drei Tagen niedergegangene massenhafte Regen bat ein erbe blicke« Anschwellen der heimischen Flüsse hcrvorgerufen: Elster, Pleiße und Parthe sind zum Theil bereits aus ihren Ufern getreten. Vom Oberläufe der Elster, au« Greiz, traf beute Vormittag 8 Uhr 40 Min. an amtlicher Stelle da« telegraphische Signal: „1 Meter wachsen" ein, ein Zeichen dafür, daß wir noch ein weiteres Wachsen des WasserS zu erwarten haben. Ein Theil der Wiesen zwischen Elster und Frankfurter Straße ist überschwemmt; der von der MoscheleSstraße nach der Frankfurter Straße führende Fußweg ist dadurch unpassirbar geworden. Auch ein Theil der Waldungen steht unter Wasser. Leipzig, 6. Mai. (Arbeiterbewegung.) Gestern tagte im Pantheon eine von etwa 1200 Personen besuchte Versammlung der Former und Eisengießerei arbeiter, die zu der wegen RuheolassenS der Arbeit am l. Mai hier erfolgten AuSsperung ihrer BerufSgen offen, etwa 1100 an der Zahl, Stellung nabm. In einer am 2. Mai ab gehaltenen Versammlung war eine Commission gewählt und be auftragt worden, sich schriftlich an den Vorstand des Verband« der Metallindustriellen im Bezirk Leipzig zu wenden und nm klare Angabe der Absichten und Maßnahmen der Fabrikanten zu ersuchen, damit dann die AuSgesperrten dazu Stellung nehmen könnten. Die Commission bat, wie in der Ver sammlung bekannt gegeben wurde, von der Vertretung der Fabrikanten keine Antwort erhalten und auf eine mündliche Anfrage hat der Vorsitzende des Verbandes der Metall industriellen erwidert, er habe keinen Auftrag von den Fabrikanten und auch persönlich habe er nichts mit» zutheilen. Nachdem verschiedene Redner sich hierzu geäußert batten, beschlossen die Versammelten, einem Anträge der Commission entsprechend, in jeder Fabrik eine Commission zu ernennen, die mit dem Arbeitgeber wegen der Wiedereinstellung bez. wegen der sonstigen, vom Fabrikanten beabsichtigten Maßnahmen Rücksprache nehmen und daS Ergebniß der allgemeinen Commission sofort mit- theilen soll. Das Resultat soll in einer am Sonntag statt findenden Versammlung mitgetheilt werden, die dann über weitere Schritte berathen soll. Die Ausgesperrten wurden noch aufgefordert, heute ihre Unterstützung in Empfang zu nehmen. Nach einigen unwesentlichen Mittheilungrn wurde die Versammlung geschloffen. H Leipzig, 6. Mai. Vermißt wird seit 27. April der Schlosser Georg Oswald Doebereiner, geboren am 8. October 1882 zu Regis, hier in der Aeußeren Elisenstraße in Connewitz wohnhaft. Derselbe verließ früh die Wohnung, um angeblich auf Arbeit zu gehen. Seit dieser Zeit fehlt jede Spur von ihm. Man befürchtet, daß ihm ein Unglück zugestotzen ist. Genannter ist von übermittlerer kräftiger Gestalt, bat volle« Gesicht, dunkle« Haar, dunkle Augen. Bei seinem Weggange ist er u. A. mit grau- und braun- gesprießeltem Jaquetanzug, schwarzem, weichem Filzhut und Lederhalbschuhen bekleidet gewesen. 2 Leipzig, 6. Mai. Ein geringfügiger Stubenbrand sand gestern Abend in einer Wohnung der Carl-Heinestraße in Lindenau statt. Er wurde von den Bewohnern schnell gelöscht. — Am Noßplatze kam heute Morgen eine Handels frau zu Fall« und brach den rechten Unterschenkel. Die Verletzte wurde in- Krankenhaus gebracht. —* Gestern Vormittag ist von Buffet eine« Restaurants in der Windmüblenstraße rin braunlederne- Portemonnaie mit 270 Inhalt gestohlen worden. — Seit 27. v. M. wird vom Dresdner Güterbabnhofe eine grünlich-graue Wageuplane, gez. Consortium für Güt«r-An- und Abfuhr, Werth 90 vermißt. Sie ist muthmaßlick gestohlen worden. — Don einem Mißstände auf dem Noßplatze wurde am Schluß der Messe eine Kiste mit Sonnen- und Regen- sckirmen im Wertbe von 175-4! gestohlen. Den Diebstahl führte, wie nunmehr festgestellt werden konnte, ein 23 Jahre alter Handelsmann auS Kleinzschocher au«. Die gestohlenen Schirme hatte der schon vielfach vorbestrafte Mensch, dessen Festnahme erfolgte, zum großen Theil verkauft. — Wegen sckweren Diebstahls wurde eine 17 Jabre alte Ver käuferin von hier in Haft genommen. Dieselbe stahl einer früheren Collegin einen nicht unbedeutenden Geldbetrag auS dem Reisekorb, nachdem sie letzteren gewaltsam geöffnet. — Ein 39jäbriger Arbeiter auS Dessau, der schon öfter« mit dem Strafgesetzbuch in Conflict gerieth, schwindelte einer Frau unter Vorlegung einer gefälschte» Rechnung einen Geldbetrag ab, weshalb er wegen Betrugs und Urkundenfälschung in Haft kam. — Zwei von den SlaatSanwaltschafteu Leipzig und Bielefeld wegen Dieb stahl» und Sittlichkeit-Verbrechen« steckbrieflich ver folgte Personen, ein Ätschirrführer von hier und ein Schlosser au- Minden wurden heute Morgen in hiesige» Herbergen ermittelt und festgenommen. — Auf dem Johanni-Platze wurde heute Vormittag eia Heizer au« Eppendorf plötzlich derart von Krankheit befallen, raß er umfiel und nach dem Krankenhaus« gebracht werden mußte. ff Auf einem Neubau an Riebeck'S Brauerei zu Reudnitz stürzte der daselbst beschäftigte Handarbeiter Richard R. in Folge Fehltreten« von der Leiter circa zwei Stock hoch herab und erlitt schwere Rücken- und Seitenquetsckungen, so daß derselbe mittel« Krankenwagen« nach dem Kranken hau« St. Jacob transportirt werden mußte. — In einem größeren Restaurant der inneren Stadt stach sich ein daselbst in der Lehre befindlicher Kockiehrling beim Au«- nehme» von Tauben mit dem scharfen Messer in die linke Hand. Derselbe erledigte seine begonnene Arbeit und achtete nickt der geringen Handwunde. Nach einiger Zeit aber stellte sich allgemeine Anschwellung de« Arme« und hohe« Fi«brr ein, so daß sich di« sofortig« Urberfübrung de« junge» Manne« nack dem Krankenhau« St. Jacob nothwendig macht«. — Wegen einer nickt unerheblichen Fußquetschung sand der 34 Jahre alte Arbeiter Hermann U. Ausnahme im Krankend»»« St. Jacob. Demselben fiel beim Abbruch der Meßbuden rin großer Balken auf den Fuß. * Lwicka», 5. Mai. Bei Filiale 0 De» hiesigen Bahn hofe» stießen in vorletzter Nacht zwei Lokomotiven, die sich ent- gegensuhren, zusammen. Beide Maschinen, wie da» Glei» wurden erheblich beschädigt. Verletzungen kamen nicht vor. Eine Maschine mit Tender entgleiste. Nach mehrstündiger Thätigkeit des hiesigen Werkstätten-Personals wurden die Gleise wieder in Ordnung gebracht. — Der im Vorort Wiltau vorgestern todt aufgcfunoene Schlosser J-acob aus Leipzig ist zwar von einem Fleischer Lösche, der inzwischen verhaftet worden ist, mißhandelt und verletzt wor'cen, sein Tod ist aber nach dem Befunde der S«ciion durch Lungrnenlzückdung herbeigeführt worden. — Die städtischen Collegien haben den Umbau des hiesigen Stadt theaters beschlossen und 42 000 Aufwand dazu bewilligt. Es werden der Orchesterraum tiefer gelegt, die Ausgänge und Treppen verlegt bezw. vermehrt, Restauration, Garderoben, Gasse u. s. w. anderweit untergebracht. Am 30. September soll die neue Saison unter Leitung unseres jetzigen Theater- Directors, Kammersänger Koebke, bereits wieder beginnen. — Alt- und Neugersdorf, 4. Mai. Ter ledige Brunnen muer Scholze au- EberSback, welcher bei dem Baumeister Mihan beschäftigt war, ist Hierselbst schwer verunglückt. Scholze befand sich noch im Brunnen, als eine Dynamit patrone vorzeitig explodirte und den Arbeiter an beiden Händen schwer und am Kopfe leicht verletzte. Der Ver unglückte fand im hiesigen Krankenhause Aufnahme. * Meerane, 5. Mai. Mit Rücksicht ans die fortgesetzten Klagen der hiesigen Wirtbe, daß die Concurrenz, die ihnen die Flasckenbierhändler bereiteten, immer größer werde und daß sie den Flaschenbierhändlern gegenüber über dies insofern im Nachtheile seien, al« sie eine bedeutende Schankgewerbesteuer zu zahlen hätten, hat der Rath nach gutachtlichem Gebör deS Ausschusses für die Erhebung der Ziersteuer beschlossen, dem betreffenden Paragraph im Re gulativ folgende Fassung zu geben: bei den in Flaschen zum Verkaufe kommenden Bieren ist die Steuer nach dem Inhalte der Flaschen unter Zugrundelegung folgender Steuersätze: 40 für den Hektoliter einfachen BiereS, 60 für den Hektoliter der übrigen Biere, zu berechnen. Dabei werden 120 ganze oder 240 halbe Flaschen als 1 Hektoliter gerechnet. Gelangt das Bier nicht in Flaschen zur Einführung und ist bei der Einführung der einfache Steuersatz (20 für den Hektoliter einfachen BiereS, 30 für den Hektoliter der übrigen Biere) bezahlt worden, so ist für das nachträglich in Flaschen abgefüllte und in solchen zum Verkaufe gelangende Bier die Differenz zwischen dem doppelten und dem ein fachen Satze als Nachsteuer nachzuzahlen. Von letzterer sind jedoch diejenigen Personen befreit, welche in Meerane eine besondere Gewerbesteuer nack dem Regulativ vom 13. No vember 1883 entrichte». Diese Angelegenheit gab Anlaß zu lebhafter Debatte, bis schließlich das Collegium die Erhöhung dieser Biersteuer ablehnte. — Herr Stadtrath vr. Clauß gab in derselben Sitzung auf die Anfrage, wie weit die WasserleitungSsrage gediehen sei, bekannt, daß Herr Baurath Thiem-Leipzig überzeugt sei, daß das in Kertzscher Flur gefundene Wasser ausreichend und auch keimfrei sei. Der Rath habe beschlossen, von den Herren vr. Scheitz- Meerane, Prof. vr. Hofmann-Leipzig und vr. Nenk-DreSden das Wasser ckemisck und bakteriologisch untersuchen zu lassen und sobald diese Gutachten eingegangen seien — was viel leicht noch einige Wochen dauern dürste — dem Collegium eine weitere Vorlage zugehen werde. — Ans -er Sächsischen Schweiz, 5. Mai. Nächste Woche werden auf der oberen Schleußt bei HinterbermSdorf die so beliebten Bootfabrten ausgenommen. Es konnte dies Heuer nicht früher geschehen, weil zur Zeit auf der Kirnitzsch noch Holz geflößt wird. — DrcS-cn, 5. Mak. Seit einigen Tagen schon wächst DaS WasserderElbe. Dom 3. zum 4. Mai betrug Die Hebung DeS Wasserspiegel» circa 20 Centimeter, heute Bormittag näherte sich das Wasser bereits dem Nullpunkte. Die Schiffe gehen in Folge des günstigen Wasserstandes mit voller Ladung. — Der Gebrauch, bei Hochwasser oder Eisaufbruch von gefahr drohender Beschaffenheit innerhalb des Königreichs Sachsen ent lang des Elostromes durch telegraphisch« Licht-, Schau» und Schallfignale die Uferbewohner zu verständigen, kann im laufenden Jahre in Sachsen das 100 jährige Jubiläum feiern. Diese Anordnung führte Kurfürst Friedrich August III. (der Gerechte) ständig im Jahre 1799 ein. Es wurden 10 Schall telegraphenstationen von Dresden bis Wittenberg mit Geschütz besetzt, seit 1807 sind 11 dergleichen von Schöna bis Strehla angcordnet, um die bedrohten Bewohner des ElbniederlandeS zu warnen und über die Bedrohlichkeit d«r Wassergefahr durch 1 bis 3 Schuhsignale zu verständigen. In der Folge wurden diese Nachrichten bei Tage noch durch Fahnen, bei Nacht durch Lichtsignale, in unserer Zeit durch telegraphische Depeschen, die geeigneten Ortes zum öffentlichen Anschlag gelangen, vervoll ständigt. Die letzte reorganisirte Wassersignalisirungsordnung veröffentlichte die königliche Kreishauptmannschaft Dre-den unterm 26. Januar 18ZI. Schallsignale werden seitdem durch Artillerie nicht mehr gegeben, sondern sie sind erforderlichen Falles auf sonst geeignete Weise (durch Kanonenschläge) von der Ortsbehörde zu bewirken. Die ersten Benachrichtigungen er folgen nunmehr durch die königliche Wasserbaudirection an die betreffenden Gemeinden auf telegraphischem od«r telephonischem Wege bezw. durch Eilboten. Etwa nöthig werdende weitere Benach richtigungen wird die königliche Kreishauptmannschaft je nach Befinden veranlassen. Optische Signale, am Tage Durch Ballons, des Nachts durch Laternen, giebt Di« königliche Wasserbau direction nur noch am Hochufer von Riesa und Strehla. L, Dresden, 6. Mai. Die hiesige Polizei, welche in der letzten Zeit ganz entschieden mit vielem Glück operirt hat, war heute abermals in der Lage, einen gefährlichen Ver brecher sestzunehmen, nock eh« er sein Ziel erreickt batte. Der im benachbarten Löbtau wohnhafte Comptoirist Bernhardt, welcher gegenwärtig stellenlo« ist, hatte einen Raubmord auf deu Geldbriefträger Günzel geplant und hatte zu diesem Zwecke einen Geldbrief mit einer fingirten Adresse nach der Königstrabe abgesandt. Herr Postdirector Böttcher auf dem 9. Postamt am Neumarkt, woselbst' der Bries aufgegeben worden war, schöpfte Verdacht und übergab den Brief der Eriminal- polizei. Der Verdacht erwie« sich al« begründet, denn in dem Briefe befand sich nur ein leere« Stück Papier. Infolge dessen begaben sich nun heute Morgen zwei Criminalbeamte nach dem auf dem Geldbriefe angegebenen Hause und bald erschien auch ein junger Mensch, um sich zunächst einige Zeit im Hausflur aufzuhalten und dann daS Hau« wieder zu verlassen. In demselben Momente erfolgte seine Verbaftung. In der Tasche de« Menschen fand man rin eisernes Gewicht, mit dem er wahrscheinlich da- Attentat batte ausführen wollen. Der in Frage kommende Geldbriefträger erinnerte sich, daß ihn derselbe lunge Mensch bereit« vor einigen Tagen einmal angesprochen und nach einem Geldbriefe gefragt batte. Bei der Post sind übrigen- in letzter Zeit mehrfach Geldbriefe mit fingirten Adressen angehalten worden, die wahrscheinlich von dem Verbrecher abgesaodt worden waren. Gerichtsverhandlungen. K»«1,ltche« Lotz,«richt. Strafkammer IV. s. L«iz»ist, k. Mat. l. Di« geistig schwache und körperlich gebrechlich« Wtttwe H. hatte bei dem vchwiegersobn ihrer Stief schwester, dem SS Jahre alten Zimmermann St. in Connewitz, Ans- nahm« gesunden. Rach ihrem Tod« kam r« bet der Rachlahregulirung am 26 April 1898 zwischen den erbberechtigten Verwandten der H. und St. zu Differenzen, da In dem von St. angrsertigten Nachlaß- vrrzrickntß verschieden» WertdgeqenstSnd« fehlten. Insbesondere oer- laagte man Aulkunkt darüber, wo «in» Summ« von 8900 di» für «tn« z»m 1. Oclobrr 1896 gekündtgt» Hypothek »on Sr für die H. vereinnahmt worden waren, verblieben sek. Auch vermißt« man «in Svarcassenbuck, während in dem vorhandenen Sparkassen« buch mehrere Abhebungen dringend der Aufklärung bedurften. Ein Posten von 114 .et, der abgehoben war, sollte, wie St. behauptete, zur Bestreitung der BeerLignugskosle» verwendet morden sein, in dessen hatte diese Ausgabe St. noch einmal in der Nachlaß- regulirung geltend gemacht. 400 die am 23. November 1897 von einem Einlagebuch der Svarcasse zu Oschatz abgehoben worden waren, sind am selben Tage, wir durch die angestellten Nachforschungen bekannt wurde, bei der Sparkasse in Oschatz aus den Namen seine- Sohnes Martin eingezahlt worden. Es soll die», wie St. behauptet, ein Geschenk der Frau H. an ihren Pathen Martin sein. Durch dir Beweisaufnahme wurde indessen festgestellt, daß St. hinter dem Rücken der Frau H. das Sparcasjenbuch entwendet, 400 ./» abgehoben und dann unter dem Namen seines Sohnes ein- zezahlt hatte. Weiter hatte St., wie dir Beweisaufnahme ergab, »er Frau H. so lange zugesetzt, bis diese sich entschloß, eine ihr gehörige Hypothek von 3900 .es zu kündigen. Am Fälligkeitstage hatte aber St. das Geld zwar erhoben, von demselben aber 3090 tatt sie ans der Sparcasje zu Dahlen für Frau H. «tnzuzahlen, das Buch auf seinen eigene» Rainen ausstellen lassen. St. wurde daher wegen Diebstahls und Unterschlagung zur Verantwortung gezogen. Da er jede Schuld in Abrede stellte, machte sich die Abhörung von 14 Zeiigen nothwendig. Durch dieselben wurde St. aber der beiden ihm zur Last gelegten Vergehen überführt. Da er bereits wegen Diebstahls vorbestraft ist und es sich um bedeutende Summen handelt, erkannte der Bericht-Hos auf zwei Jahre zwei Monate Gefängniß. Mit Rücksicht auf die außerordentlick niedrige Gesinnung, die St. durch seine Thai bekundet hat, wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von fünf Jahren aberkannt. Zur Anrechnung auch nur eine» Theils der er littenen Untersuchungshaft log für den Gerichtshof kein aus- reichender Anlaß vor, da St. in dreister Weise bis zuletzt gc- leugnet bat. II. AlS am 26. Februar der vier Mal wegen Diebstahls bestrafte Handelsmann T. zufällig die Thür zur Wohnung ves Geschirr- ührerS F. in der Bayerischen Straße unverschlossen sand, konnte er der Versuchung nicht widerstehen, hineinzngehen, ein Portemonnaie mit 1,02 das auf dem Tische lag, sich anzueignen und das Weite zu suchen. Für diesen im wiederholten Rückfälle verübten Diebstahl wurden T. unter Zubilligung mildernder Umstände fünf Monate Gefängniß und zwei Jahre EhrencechlSverlust zuerkannt. Vermischtes. --- Memel, 5. Mai. Bei einem Brande in einem hiesigen Colonialwaarengesckäft verbrannte der drei Jahre alte Sohn de« Geschäftsinhabers. Drei anderePersonen wurden verletzt, eine davon tödtlich. ----- Rostock, 5. Mai. Ueber die Massenerkrankunz, über die wir schon berichteten, ging dem „B. T." folgender Bericht aus Schwaan zu: Ein kiesiger Schlächter kaufte auf einem benachbarten Gute zwei Kühe, die wegen eingetretenen MilchsieberS abgestocken werden mußten. Von den geschlachteten Thieren erhielten noch zwei andere Scklächter niedrere Tbeile zum Wiederverkauf. Nach dem Genüsse des Fleisches erkrankten zahlreiche Personen in der Stadt und auck Schnitter in der Umgegend zum Theil sebr schwer. Die Zahl der Erkrankten soll nach Aussage eines Arzte- Kundert übersteigen. DaS Fleisch war von dem hiesigen Tbirrarzt und SchlachthauSdirector al« sogenannte» „minderwerthigeS" zum Verkauf zugelassen. Die Untersuchung ist eingeleitet. ---- Düsseldorf, 5. Mai. DaS Schwurgericht bat den Fabrikarbeiter Franz SchildowSky au« WieSdorferheide bei Schlebusch, der am 26. März dS. JrS. seine Frau durck einen Messerstich tödtrte, frrigesprochen. DieFrau de« SchildowSky unterhielt ein sträfliches Vrrhältniß mit dem 19 Jahre alten Sandgrubenarbeitrr Wilhelm Pfefferkorn, mit dem sie nach Belgien durckbranote. SchildowSky ließ nicht» unversucht, um die Frau von ihrem ärgernißerregenden Treiben abznbringen. Sie versprach auch Besserung. Als der Mann sie jedoch schon bald wieder mit Pfefferkorn über raschte, ergriff er vor Wuth ein Küchenmesser und wollte seinen Nebenbuhler ersticken. Dieser entkam durch« Fenster, während die Frau sich entgegenwarf und zwei tödtlicke Stiche empfing. Der Angeklagte wird al« fleißiger braver Arbeiter geschildert. Die Geschworenen verneinten die drei Schuld fragen auf Todtscklag, Körperverletzung mit tödtlichem Aus gang und versuchten Todtscklag, worauf unter lautem Beifall des Publikums die Freisprechung erfolgte. — Marienwer-er(Westpreußen),6.Mai. (Telegramm.) Beim Fischen auf dem Sabudowniaer See bei Neuenburg haben vier Fischer ihren Tod gesunden. --- Lo-z, 5. Mai. Bei einem Brande in einer hiesigen Wollniederlage kamen gestern Abend vier Personen in den Flammen um. Sech« Personell wurden schwer verletzt. Letzte Nachrichten. 88 Berlin, 6. Mai. (Privattelegramm.) Der so eben dem Bundesrathe zugegangen« Nachtragsetat fordert 8,5 Millionen Mark, darunter über 1,5 Millionen zu Theue - rungszulagen für Unterbeamt«, über 1,5 Millionen zu Unterstützungen der Hinterbliebenen von vor 1897 verstorbenen Postbeamten, j« 1 Million für die Umlegung von Telegraphen linien, 300 000 zur Betheiliguna der Militär- verwaltunganderPariserAusstellung, 200 000 Mark Zuschuß zurSüdpolar-Expedition und 100 000 Mart als Entschädigung für die Gebrüder Denhardt. * Pari-, 6. Mai. Die .Libre Parole" meldet: In später Abendstunde erfuhren wir gestern, daß der K r i e g s m i n i st e r Freycinet seine Entlassung eingereicht hat. Die Nach richt ruft groß« Aufregung hervor. — Der „Gaulois" schreibt: D«r Kriegsminister Freycinet empfing im Laufe des gestrigen Nachmittags den Besuch d«s Ministerpräsidenten Dupuy und begab sich darauf ins Elysee. Man wird nicht überrasch! sein dürfen, heute zu erfahren, daß Freycinet von seinem Amte zurück tritt. — Der „Figaro" bemerkt, das am Abend umlaufende Ge rücht von dem Rücktritte des Kriegsministers Freycinet werde hoffentlich schnell dementirt werden. — „Petit Bleu" will aus amtlicher Quell« wissen, daß dir Nachricht von dem Rücktritt Jreycinet's zwar begründet, daß sie jedoch noch nicht officiell sei. Ministerpräsident Dupuy hoffe, Freycinet zu bestimmen, unter den gegenwärtigen Umständen noch im Amte zu bleiben. Der Rücktritt des Kriegsministers würde eine ernste, schwer zu lösende Krisis nach sich ziehen. * Lon-»n, 6. Mai. Den Blättern zufolge stellt das Colonial amt in Abrede, daß, wie die Wochenschrift „Outlook" gemeldet hat, Chamberlain an di« Transvaalregierung eine in entschiedener Sprache abgefaßie Depesche gerichtet habe, sie möge ihre Verpflichtungen gegenüber der Königin Victoria als dem Oberhaupt der Vormacht (knrsmount ko«er) einhallcn. * Peter««ura, 6. Mai. Das „Journal de St. Pöters- bourg" sagt in einem Artikel über die Idee der Jriedens- Conferenz: Der in dem Circular vom August vorigen Jahres gemachte Vorschlag ist nicht, wie man behauptet hat, dem Schritt entsprungen, den einige Mitglieder der Pester Inter nationalen Conferenz vom Jahre I8S6 bei der russischen Re gierung thaten. Es hieße die Bedeutung de» russischen Vorschlag» abschwächen, wenn man ihm diesen Ursprung zusckreiben wollte. Der Vorschlag hat seine Quelle in den ständigen Tra ditionen Rußlands und in dem Gedanken seine» Kaisers. Rußland verfolgte seit längerer Zeit da» Ziel, die allgemeine Friedensliga gefestigt und verewigt zu sehen. Herantwortlicker Redactear vr. Kilchltn» in S»ltz»l>.
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