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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189606027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18960602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18960602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
- Tag1896-06-02
- Monat1896-06
- Jahr1896
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 02.06.1896
- Autor
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Riesaer G Tageblatt und Anzeiger WM« M Alychch. Telegramm-Adrche HH» L K FernsprechsteLr „T-geblach" Riel-.' AT^ 444 4^ N V 4^ TT 4^ 4^ Nr. 20. der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 1ZS. TienSta-, 2. Juni 1896, Aveuds. 49 Jahrg. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abend» mit Au-nahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla oder durch Dunser« Tröger frei in» Lau» 1 Mark 80 Pfg., bei Abholung am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 28 Pfg., durch dm Briefträger frei in» Hau» 1 Mark SS Pfg. Auzrigru-Aumthmr sitr die Nummer de« Ausgabetage» bi» Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße SS. — Für die Redaction vrrantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. sollen Kirschen-Verpachtung. Die diesjährige« Mrschermntzrmge« an der Zehreu DSbebser Strafte, AblheUuug S (Glanchaer Gtrecke) Geerhauje« Riesaer Strafte ««d Riesa-Strehlaer Strafte Freitag, den 12. Juni l. I. von vormittags 11 Uhr an im Gasthause zum „Äinterhafen" i« Grsda im Wege des Meistgebotes und gegen sofortige Baarzahlmrg, sowie unter den vor Beginn der Verpachtung bekannt zu gebenden sonstigen Bedingungen öffentlich verpachtet werden. Meißen, am 30. Mai 18S6. Königliche Straßen- und Wafferbauinspektion II. Reuha«». Königliche Bauverwalterei. Friedrich. Kr. Das Unglück auf dem Chodyusky- feld in Moskau. Das entsetzliche Unglück, über welche« wir gestern schon des Näheren berichteten, giebt den glänzenden Moskauer Festtagen einen recht tragischen Abschluß. Neueren Nach richten vom Sonntag zufolge erzählt man sich in Moskau, die furchtbare Katastrophe sei dadurch herbeigeführt worden, baß die Begleiter der Wagen, auf denen die Gaben nach dem Verteilungsort gebracht wurden, auf Bitten der ihnen folgenden nicht eben zahlreichen Personen Bündel unter die Menge warfen, obwohl die Verkeilung erst um 11 Uhr Vormittags beginnen sollte. Wie ein Lauffeuer verbreitete -sich dann unter den Hunderttausenden auf dem Felde lagern den Menschen die Nachricht, daß die Vertheilung begonnen habe. Sofort erhoben sich die Massen und stürzten fort in der Richtung auf die Buden, wo die Katastrophe entstand. Ueber den Platz, auf welchem die Katastrophe erfolgte, wird Folgendes gemeldet: Links von der Petersburger Chaussee, welche bei dem Petrowski-Palast vorüberführt, waren in einer Entfernung von etwa 100 Faden die Büffets errichtet worden. Zwischen den Büffets, senkrecht nach der Chaussee zu, befindet sich ein etwa drei Meter breiter Raum, durch welchen nach Ansicht der veranstaltenden Teber die Empfänger der Gaben einzeln durchgehen sollten. Von der Moskauer Seite her, von wo die Massen herantreten mußten, zieht sich von der Chaussee aus, parallel mit der Linie der Büffets, ein kleiner Graben hin, welcher zunächst dem ersten Büffet in einen etwa 30 Faden breiten, .stellenweise zwei Faden liefen Graben übergeht. Dieser Graben ist dadurch ent standen, daß daselbst dem Boden Sand und Lehm entnommen worden war. Der Boden des Grabens ist mit zahllosen Gruben bedeckt, überdies befand sich darin ein tiefer Brunnen. Dieser Graben war von den Büffets durch eine etwa 30 Schritte breite Straße getrennt. Der Graben und diese Straße waren schon lange vor der angesetzten Zeit der Ber- iheilung der Gaben mit einer Kopf an Kopf gedrängten Menschenmenge gefüllt. Von den Nachdrängenden wurde die Masse hin- und hergeschoben. Als der Ruf erscholl, daß die Vertheilung begonnen habe, drang die Masse über diese eingekeilte Menge hinweg, welche hilflos ihr Schicksal über sich ergehen lasten mußte. Einem Berichte der „N. Fr. Pr." entnehmen wir Fol gendes: Man erfährt lauge keine verläßlichen Einzelheiten über den Vorfall. Endlich gelingt es, einen Beamten zu finden, der Augenzeuge desselben war. Er erzählt: „Wir wollen durchaus nichts ableugnen, nichts schön färben. Das bedauerliche Ereigniß geschah Morgens. Seit einer Woche drängten die Leute aus den Nachbarorten gegen Moskau; je mehr sich der Himmel aufheiterte, in desto größeren Masten kommen sie von der weiteren und natürlich auch aus der nächsten Nachbarschaft hierher. Der Zuzug ist seit zwei Tagen besonders stark. Man kann sagen, daß in der Nähe von ChodynSly heute Nacht 500—600000 Menschen kam- pirten. Die Polizei wollte die Vertheilung heut« früh um 5 Uhr beginnen lassen. Um 3 Uhr schon wurde es lebendig; die Polizei war da, aber nicht in genügendem Maße. Sie war zu schwach gegen diese außerordentliche Menge. War es ein Jrrthum, der die Leute glauben ließ, die Vertheilung hätte bereits begonnen, oder war er Ungeduld; kurz nach 3 Uhr entstand ein Drängen, wobei bald einzelne Bierfässer in Trümmer gingen. Dies war der Anlaß zu noch größerem Gewühle, au» welchem bald Hilferufe vernehmlich wurden. Es gab Todt« und Verwundete. Di» Polizei leistete Ueber- menschlichrs, um die Ordnung herzustelle»; sie wurde bald von den besseren Elementen der Menge unterstützt. Die Gutmüthigkrit de» russischen Volke» zeigte sich in diesem Augenblicke; dieselben Leute, die früher gestoßen und gedrängt hatten, halfen jetzt der Polizei. Man Vertlte sich zunächst, die Tobten wegzutragen, die Verwundeten in die Wagen zu bringen. Der Vorfall, welcher so bedauerliche Konsequenzen hatte, dauerte kaum eine Stunde. Nach 4 Uhr war Kene Spur mehr zu sehen. Alle» wickelte sich ab, al» wäre nichts vorgefallen. Ein Kordon von Kosaken wurde um da» ganze Feld ausgestellt, um die Reste des Kampfes zu bewachen. Auf dem Wege von Moskau nach dem ChodynSkyfeld begeg- nete ich einem Wagen des Rothen Kreuzes, groß wie ein Möbelwagen, mit Latten an den Seiten, hinter denen Lein wand aufgehängt war. Im Innern lagen au geehürmt die Tobten bis zur Decke des Wagens. Nur so erklärt sich die rasche Hinwegschaffunz der Leichen. Erst später erfuhr man, daß die Züge von Menschen, die sich scheinbar in großer Ruhe und Gleichgiltigkeit vom Festplotz zur Stadt bewegten, an einer förmlichen Schlacht theilzenommen zu haben schienen. Auch an den Gruppen von Menschen im Parkwäldchen war nichts Auffälliges zu bemerken. Ein Bericht eine» Correspondenz-BureauS besagt: So- weit bisher konstatirt, ist das große Unglück lediglich durch die Exzesse der fanatischen, aus allen Gegenden Rußlands herbeigeströmten Bauern entstanden. Die Bauern waren in einer Stärk« von '/. Million anwesend. Die Vorderen be gannen mit der Plünderung der 140 mit Geschenken unge füllten Buden. Die behufs Aufrechterhaltung der Ordnung ausgestellten wenigen Kosaken wurden einfach über den Haufen geworfen und neue Schaaren Bauern, welche Antheil ander Plünderung nehmen wollten, drückten die Vorderen in eine Schlucht, welche in wenigen Minuten mit Todten und Ver wundeten angefüllt war. Viele der Gestürzten wurden erst nachträglich zertreten. Man spricht bereits von über 5000 Todten und Verwundeten. Alle Weit äußert sich entrüstet über die ungenügenden Sicherheit-Maßregeln, um so mehr, al» bereits vor Beginn der eigentlichen KrönungSfeier in den Straßen Moskau» ein Exzeß sttatgefunden hatte. Als näm lich der Wagen mit den Herolden, welche die Proklamation der bevorstehenden Krönung verkündeten, durch die Straßen fuhr, umdrängte das Volk den Wagen, um die auf farbigem Papier gedruckte Proklamation zu erlangen. Dabei wurden die Herolde vom Wagen gerissen, ihre Perrücken zersetzt, worauf die Menge den Wagen selbst zertrümmerte. — Bei dem Besuch im Spital fragte der Kaiser nach den Ursachen der Katastrophe. Die Verwundeten waren Anfangs einge schüchtert, gaben aber dann die bereits bekannten Mängel an. Der Kaiser weinte bei den Erzählungen. Die Zahl der Ver wundeten in den Spitälern ist bisher noch nicht so groß, da sich die Leute fürchten, die Spitäler aufzusuchm. Gestern, Montag, besuchten der Kaiser und die Kaiserin wiederum die in den Krankenhäusern untergebrachten Ver wundeten. Auf dem Wagankow-Kirchhofe wurde die Beer digung der Verunglückten fortgesetzt. Soweit dieselben er kennbar waren, wurden sie auf Anordnung der Angehörigen gewaschen, in Todtengewänder gehüllt und in einzelne Gräber gelegt. Die meisten Leichen waren nicht wieder zu erkennen, da die Gesichter verstümmelt waren. Sie wurden alle in Massengräbern zu je 200 beerdigt. Der Weg durch den Friedhof ist von der Polizei besetzt. Auf dem Friedhöfe hielt sich während des ganzen Tage» eine große Menschenmenge auf. — Vormittag» fand in Anwesenheit des Kaisers und der Kaiserin, der Großfürsten und fremden Fürstlichkeiten im Tschudow. Kloster eine feierliche Liturgie statt. TageSgeschichte. Deutsche- Reich. Die „N. A. Ztg.« schreibt: „An der Berliner Börse waren Gerüchte verbreitet, nach denen in einer Sitzung de» BundeSrathe» dieser Stellung zum Börsengejitz und zu dem Verbot de» Termiuhandels genom men haben sollte. Da in dieser Woche eine Sitzung de» Bundr-rathcS überhaupt nicht stattgefunden hat, erweisen sich jene Gerüchte al» unzutreffend." Wen« e» auch kau» zweifel haft ist, daß der BuudeSrath schließlich da» Verbot de« GeV treideterminhandels gutheißen wird, scheint e» doch, als ob im BundeSrath noch erheblicher Widerstand gegen da» ver bot zu überwinden sei. Der bayerische Finauzmiinster hat in der Kammer der Abgeordneten eine GesctzeSvorlage eingebracht, nach welcher die Regierung ermächtigt werden soll, die 4 v. H. allgemeine Anleihe, die 4 v. H. Eisenbahn-Anleihen und die 4 v. H Kultur-Rentenschuld in 3'/« v. H. umzuwandeln. Die Fest- setzung des Zeitpunktes der Umwandlung ist dem Finanzm,- nister überlassen worden und bis jetzt noch nicht erfolgt. Der GesctzeSvorschlag ist nothwendig, da sonst eine Umwandlung erst nach dem nächsten Zusammentreten des Landtages statt finden könnte. Für die 4 v. H. Grundrentenschuld ist zur Zeit eine Umwandlung nicht in Aussicht genommen. Die „Pon" erfährt aus gut unterrichteter Quelle: Der Zustand des Majors von WißmannS ist keineswegs derart, daß der Rücktritt auch nur erwogen werden könnte. Das Blatt hört, Wißmann beabsichtige, nach Beendigung des nicht auf lange bemessenen Urlaubes wieder auf seinen Posten zu- rückzukehren. ES wird al« sicher angenommen, daß, wenn nicht außerordentliche unvorhergesehene Ereignisse emtreten, Wißmann noch lange an der Spitze der Verwaltung des ost afrikanischen Schutzgebiete« bleibt. Oesterreich»Ungarn. Die Tagung der öfter- reichischen Delegation wurde Sonnabend Nachmittag 3 V, Uhr in Budapest eröffnet. Die Thronrede an die Delegat,oncn spricht die Genugthuüng aus, daß die Beziehungen zu allen Mächten die freundschaftlichsten geblieben seien, wofür rie Glückwünsche zur MtllenniumSfeier Seitens der fremd.» Souveräne und der Staatschefs ein neuer Hinweis seien. „Da» feste, zielbewußte Auftreten de» Dreibunde- in allen die europäischen Interessen tangirenden Fragen trug viel dazu bei, daß der europäische Friede trotz Mancher im vergangenen Jahre im Orient aufgetauchten beunruhigenden Symptome nrcht gestört wurde. Die von Meiner Regierung mit Mei- nem Einverständniß mit unseren bewährten Bundesgenossen diesfalls entfalteten Bemühungen erfreuten sich der sympa thischen Mitwirkung aller Großmächte und förderten bezüglich der Erhaltung des Status quo aus der Balkanhalbinsel eine Einmüthigkeit zu Tage, deren zu erhoffende Fortdauer die friedliche Entwickelung der internationale« Beziehungen ge- wärtigen läßt. Nicht minder wichtig für die Konsolidarrov dieses Zustandes erscheint die Anerkennung des Fürsten von Bulgarien durch seine suzeräne Macht." Die Thronrede ge. denkt sodann in warmer Theilnahme des ehrenvollen Kampfes des treuen Bundesgenossen in Afrika gegenüber einer weit überlegenen Anzahl von Gegnern und erwähnt befriedigt den Abschluß der Donau-Regulirunz am eisernen Thor. Die Mehrforderung für das HeereSbudget Halle die Grenzen der Vorjahre inne und bezwecke die programmmäßige Ausgestal tung des Heere- und der Marine. Bosnien uns die Herze- gowina entwickelten sich vollkommen normal und deckten für da» Jahr 18S7 ihren Gesammtbedarf. Frankreich. Ueber die Verluste der Franzosen auf Madagaskar werden jetzt genauere Zahlen bekannt gegeben. Danach sind, wie man schreibt, von 12 850 Offizieren uns Mannschaften 418S, also beinahe der dritte TheU, erlegen, und zwar sind fast Alle den Strapazen des Feldzuges uno dem Klima zum Opfer gefallen, denn die Verluste im Ge fechte find kaum nennenSwerth. Am härtesten wurden die Genie Kompagnien mitgenommen, von denen nur ein Driitkl in die Heimath zurückkehren konnte. Fast ebenso viel, nä-n- lich 63 o. H., verlor das vierzigste Jägerbataillon, da« durch einen Gewaltmarsch völlig aufgeriebrn wurde; kein Einziger von ihnen ist bis nach Tananarioa gelangt. Aber auch die beiden Jnfanlerie-Regimenter, die Artillerie und der Train haben gewaltige Verlust« aufzuweisen. Go konntrn von den 2600 Mann de- 200. Regiment« nur 163 in di« Hauptstadt einzirhem Etwa» weni-er, aber doch «och fast 23 s. H., br-
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