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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991212026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899121202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899121202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-12
- Monat1899-12
- Jahr1899
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sie Hust deshalb über eiu Terrain, daS dir Kaffer für seine Öchsen am bequemsten erachtete. Diese Spur bleibt der Weg — eine deutlich angewiesene Zwillingslinie von dünnem Schlamm oder Staub, ohne Hecken, ohne Wegweiser, ohne Meilensteine, ohne Herbergen, eS sei denn, daß man die Trinkbütten hier und da so nennen will. — Aber nun kommen die „«prusten" (kleinen Flüßchen). Die größten sind jetzt überbrückt (von möglicher Vernichtung durch die Boeren abgesehen), aber die „«pr-uiton" haben wir immer bei unS in Südafrika. Aus der Karte fehlen sie, der Weg scheint geradeaus zu laufen. Auf dem Terrain giebt eS aber viele. Die gerade Linie auf der Karte theilt sich in Wirklichkeit und bildet jedesmal da, wo sich ein „spruit" befindet» den Buchstaben 0. Das kommt so: Der erste Wagen, der einen ,.8pruit" durchfuhr, ging direkt durch: eS war ein untiefer Strom, der über einen ganz weichen Loden lief, in denen die Räder einige Zoll tief rinsanken. Die Spur lief dann voll. Heftiges Knallen mit der Peitsche, eine Reihe kräftiger Kafferflüche, und der Wagen batte an der anderen Seite wieder festen Boden erreicht. Der folgende Wagen, der auf der Spur des ersten an die „8pruit" kommt, weicht rechts oder links ab, um die Löcher im Flußbett zu vermeiden, und alle Wagen, die später kommen, tbun das selbe, so daß schließlich der Uebergang in der Form deS Buchstaben 0 durchpflügt ist und die beiden Wege 50 oder tOO Meter von einander liegen. Die „8pruit" ist daher eine Eigentbümlichkeit des Landes, mit der gerechnet werden muß, vor Allem bei Truppenbewegungen. Ein großer Nachtheil für den europäischen Soldaten ist der Unterschied in der Atmosphäre. Die Luft auf dem Schlachtfelde ist in Folge der großen Höhe so dünn, daß Gegenstände, die eine Meile entfernt sind, sich nur auf der Hälfte dieser Distanz zu befinden scheinen. Fremde Soldaten, die m England schießen gelernt haben, werden deshalb an fänglich immer nicht weit genug sckießen. Der Correspondent theilt davon ein Beispiel mit. Bei der Belagerung einer Stadt durch die Boeren im letzte» Kriege wurden die Engländer von einem Hügel arg beschossen, der an der anderen Seite des Vaal lag und den sie daher nicht stürmen konnten. Die Entfernung wurde auf 900 AardS geschätzt und darnach das Schießen eingerichtet. Doch man traf Niemand, während die Boeren dagegen mit fast jedem Schuß einen Mann niederlegten. Es mußte etwas nicht in Ordnung sein. Anhaltend konnte so nickt gefeuert werden von Leuten, unter die es Kugeln regnete. Ein junger Osficier, kaum von der KriegSsckule gekommen, machte eine rohe tri gonometrische Berechnung und zeigte an, daß der Hügel 1400 DardS entfernt sei. Das Visir wurde höher gelegt, und jetzt mußten auch die Boeren daran glauben. Deutsches Reich. * Berlin, 11. December. DaS Anwachsen des Wohl standes in Deutschland. Die in New Jork erscheinende, weit verbreitete Tageszeitung „Newyork Sun" brachte am IS. November einen Artikel über daS Anwachsen deS Wohl stände- in Deutschland, in dem eS unter Anderem beißt: Im Jahre 1872 betrug der Außenh andel Deutschlands etwas weniger alS 5600 Millionen Mark, im Jahre 1898 war er bis zur Höh« von 9440 Millionen Mark gestiegen, das bedeutet eine Zunahme um rund 70 Proc. während eines Zeitraums von etwa- mehr als einem Viertel Jahrhundert. In derselben Zeit ist der Außenhandel Frankreichs annähernd stehen geblieben, die Einfuhr ist nur um 12 Proc gestiegen, die Aussuhr dagegen um 8 Proc. heruntergegangen. Mehr als 90 Proc. der deutschen Ausfuhr siud Manufacturgüter. Der Austausch an Maaren zwischen Deutschland und China ist um 480 Proc. gestiegen, der Handel mit Australieu um 475 Proc. und der mit Mexiko und Süd- Amerika um 317 Proc. Noch mehr als der Handel hat die deutsche Schifffahrt zugenommen, die in der genannten Zeit ein An wachsen deS Tonnengehaltes um 124 Proc. zeigt. Der Suezcanal wurde im Jahre 1872 von nur 16 deutschen Schiffen mit 12181 Tonneugehalt passirt gegen 80 französische Schiffe mit 162621 Tonnengehalt. Im Jahre 1896 war der deutsche Verkehr durch den Suezcanal auf 322 Schiffe mit 1 120 580 Tonnengehalt an- gewachsen und übertraf damit den französischen nm etwa ein Drittel. Bor 30 Jahren betrug die Einfuhr an roher Baumwolle jährlich weniger alS 70000 t, in den letzten beiden Jahren hingegen mehr alS 300 000 t im Jahr. An roher Jute wurden vor 30 Jahren etwa 2000 t, jetzt aber mehr als 80 000 t jährlich verarbeitet. Zwischen 1882 und 1895 stieg die Zahl der Bergarbeiter von 359000 auf 458 000, die der Metallarbeiter von 285 000 auf 383 000 und die der Maschinenarbeiter von 200 000 auf 316 000 rc. Der Artikel schließt mit den Worten: „Wenn wir nach alledem das enorme Anwachsen der deutschen Handelsmarine seit der Begründung des deutschen Reiches und das damit verbundene Zusammenströmen des Wohlstandes durch die commerziellen und industriellen Canäle in Betracht ziehen, so können wir nicht daran zweifeln, Laß das Geld, das zur Verdoppelung der deutschen Kriegsmarine gebraucht wird, leicht aufgebracht werden könnte für den Fall, daß der neue Flottenplan die Genehmigung des Reichstags finden sollte." * Berlin, 11. December. Eine der angelündigten „Mittelstands-Versammlungen", vom Bund der Landwiithe nach dem Kaisersaal bei Buggcnhagen am Moritz- platz einberufen, fand heule Abend statt. Äbg. Or. D ied erich Hab» hielt einen längeren Vortrag über ein Zusammengehen deS Mittelstandes in den Städten mit der Landbevölkerung und dem Bund derLandwirthe.DerAbg.L jedermann v.S onnen- berg gab die Erklärung ab, daß er als Mitglied deS Bundes der Landwirtbe die Gründung einer Ortsgruppe Berlin freudig begrüßen könne. Ferner spracken noch Schrifteller Bö ck le r,Vorsitzender Les deutsch-socialen Reformvereins,der vor der Gründung einer Ortsgruppe des Bundes der Landwirtbe warnte, ein Herr Hammer, der Abz. vr. Roesicke, Stativ. RecktSanwalt Ulrich, Nedacteur ManneS und andere. Auf den Vorschlag deS Majors a. D. Freiberrn v. Loen wurde zum Vorsitzenden der Berliner Ortsgruppe deS Bundes Herr «schön, Kurfnrstcnstraße, zum Stellvertreter Stadtv. Rechts anwalt Ulrich und zu Beisitzern Baumeister Felisck, Kauf mann Schwarzlosc und N. Ebert durch Zuruf gewählt. — Nach diesem der „Voss. Ztg." entnommenen Berichte sieht eS auS, alS ob eine Aussöhnung zwischen Bund der Landwirthe und den Berliner Antisemiten stattgefunden hätte, und zwar scheinen letztere ausreichende Garantien darin zu erblicken, daß sie bei der Aemtervertheilunz gebührend berücksichtigt wurden; so ist Stadtv. Ulrich eine bekannte antisemitische Localgröße. — Der BundeSrath hat nach der „Freis. Ztg." bereits der Aufhebung des VcrbindungsverbotS für Vereine zugestimmt. — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe erschien heute Vormittag im Restaurant Nickel an der Potsdamer Straße, um seinWahlrecht bei der heute in seinem Bezirke stattfindenden Dtadtverordnebeiüvachl zu Gunsten deS allein ausgestellten Can- didaten, Banilidirector Goeppte, auszuüben. — AuS Kiel wird dem „Loc.-Anz." gemeldet, Prinz Heinrich werde auf der Heimreise während des Auf enthalts des Kreuzers „Deutschland" vom 28. Februar bis 5. März 1900 in PortSmouth der Königin von Eng land einen mehrtägigen Besuch abstatten. — Zwei Nachrichten für Canalgegner werden heute verbreitet; die eine kommt aus Osnabrück und lautet: „Am Dortmund-Emscanal entstand bei Ladbergen ein Dammbruch. Das umliegend« Gebiet ist überfluthet." Ferner wird gemeldet: „Der Dortmund-Emscanal ist durch Eisgang gesperrt." — Der Wirthsckastliche Ausschuß war, wie wir erwähnt haben, zum 14. December einberufen. Da aber dieser Tag und wahrscheinlich auch noch der folgende vom Reichstag in Anspruch genommen werden wird und außer dem Staatssekretär deS Innern Grasen Posadowsky noch sieben Mitglieder des Ausschusses als ReichStagSabqrordnete schwer abkommen könnten, hat man nack der „Allg. Ztg." beschlossen, den Beirath für handelspolitische Maßnahmen erst in der WeibnachtSpause des Reichstags zusammentrelen zu lassen. — Bor Kurzem ging die Meldung durch die Presse, der neue UnterricktSminister beabsichtige, die Zahl der wöchent lichen Pflicktstundcn der Oberlehrer berabzusetzen. Unter den Oberlehrern war über diese Nachricht große Freude. Nun aber tbeilt daS „Philol. Correspondenzbl." mit, auS Abgeordnetenkreisen verlaute, daß der Finanzminister jede Herabsetzung der Pflichtstundenzahl abgelehnt hat. — Die Jahrhundert-Postkarte, welche von der Postverwaltunz vorbereitet wird, wird am 30. und 3l. d. M. zur Ausgabe gelangen. Von ibr werden andertbalb Millionen Stück hcrgestellt. Außer der neuen Germania-Marke, die von einem Lorbeerkranz umrahmt ist, soll die Karte, wie jetzt bestimmt worden ist, in der linken oberen Ecke eine aus gehende Sonne mit der Zahl 1900 erhalten, um den Sinn der Karte auszudrücken. Der gesammte Aufdruck der Karte, der Vordruck, die Marke mit dem Kranz und die Sonne mit der Zahl ist einfarbig grün. Die Karte wird unseres Wissens die erste von der deutschen Reichspost herauSgegebene GelegenheitSkarte sein. — vr. Georg Siemens, der neu geadelte Bankdirector, wird schon seit längerer Zeit für einen „kommenden Mann" gehalten, weSbalb es nicht weiter Wunder nehmen kann, daß man auch bei der jetzigen kritischen Situation in Preußen an ibn denkt. So enthält der letzte „Vorwärts" in Bezug aus Herrn Siemens folgende theilS boshafte, theilS geflissent lich dunkel gehaltene Notiz: Für den Ausfall, der durch die Hofacht der conservativen Canal feinde entstanden ist, wird so, wie man sieht, allmählich Ersatz ge« schafft. Uebrlgens ist Herr Siemens, das Finanzgenie, nun bereits dem Finanzminister Miquel ebenbürtig, ohne daß er bisher sein Nachfolger geworden ist. — Dem preußischen Landtage soll zu Beginn des nächsten Jahres wieder besonderer Bericht über die Verwendung des Kornhausfonds erstattet werden. Um die für den Bericht nöthigen Unterlagen zu erhalten, hat der Minister der öffentlichen Arbeiten die Eisenbahndirectionen angewiesen, die Abrechnungen möglichst bis zum Schluß des laufenden Monats zu erledigen und dann über die Zahlungen zu berichten. — Als politische Curiosität erwäbnt die „Magdeb. Ztg.", daß in einem deutschen Bundesstaat die Aufhebung des Verbindungsverbots politischer Vereine nicht in Geltung treten kann, und zwar in Neuß älterer Linie. Dort sind durch LandeSgesctz politische Vereine überhaupt verboten und diese Bestimmung wird durch den Antrag Bassermann nicht aufgehoben. Untereinander verbinden dürfen sich auch in Neuß älterer Linie politische Vereine, aber bestehen dürfen sie nicht! — Staatsminister a. D. Herrsurtb's Befinden giebt, wie ge meldet, zu ernster Besorgniß keinen Anlaß mehr. Der im siebzigsten Lebensjahre stehende ehemalige Minister hatte sich, dem „B T." zufolge, im October ein recht bedrohliches Darmleiden zugezogen, in dessen Verlauf sich eine schwere Leber- krankhcit einstellte. Eine Operation wurde nöthig, die Herr Herrfurth aber glücklich überstand. Ec ist seit einigen Tagen schon wohlauf. Noch heute ist Herr Herrsurlh Ehren- und Ans« sichtsrathsmitglied zahlreicher industrieller und socialpolitiscker Gesell schaften. Vor Kurzem hat man ihm noch das Präsidium der neuen Augustastistuug angeboten; der Minister hat aber wegen der Fülle seiner Aeinler und seines allgemeinen körperlichen Befindens ab lehnen müssen. — Der mit dem 1. Januar 1900 in den Ruhestand tretende Oberpräsident der Provinz Pommern, Staatsminister Vr. von Puttkamer, ist dem Lebensalter nach vou den zwölf Lberpräsidenten der älteste; geboren 1828, steht er im 71. Lebensjahre. Jhui folgt vr. v. Boettichcr (geboren 1833), dann Lberpräsidrnt Nasse (geboren 1834), Gras v. Zedlitz- Trützschler (geboren 1837), Vr. v. Goßler (geboren 1838), Graf zu Siotberg (geboren 1840), v. Köller (geboren 1841), vr. v. Bitter (geboren 1845), Freiherr v. d. Necke v. d. Horst (geboren 1846), Fürst zu Hatzfeldt (geboren 1847), Graf Wilhelm v. Bismarck (geboren 1851), vr. v. Betbmann-Hollweg (geboren 1856). Der dienstälteste ist Oberpräsident Nasse, der seit 1890 im Amte ist. Sechs von den Genannten waren vordem Staatsminister. — Die „Franks. Oderztg." erfährt, der Laudrath vr. Kapp aus Guben (Landkreis) sei als Nachfolger des zum Regierungs präsidenten in Bromberg ernannten Geh. Ober-Regierungsraths Conrad in daS Landwirthschaftsminifterium berufen worden. — Der kaiserliche Statthalter in Elsaß-Lothringen, Fürst zu Hohenlohe-Langenburg, ist in Begleitung des Majors Frei herrn Grote und des Grasen Zeppelin gestern aus Straßburg an gekommen. — Tie Bevollmächtigten zum Bundesrath, fürstlich lippijcher Staatsminister Miesitscheck von Wischkau und Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen vr. Pauli sind von Berlin abgereist. — Mr. Stiles, welcher der hiesigen Botschaft der Bereinigten Staaten von Amerika zeitweise als landwirthscdaftlicher AttachS bei gegeben war, verläßt morgen früh Berlin, uni fortan wieder als Zoologe im Ackerbauministerium in Washington Verwendung zu finden. Der Zweck feines hiesigen Aufenthaltes war, eingehend die Fleisch frage zu studiren. * Ans Posen, II. December. Die Regierung zu Bromberg hat mit Zustimmung des Bezirksausschusses den vor drei Monaten mit sechs von sieben abgegebenen Stimmen zum Bürgermeister der Stadt Schwarzenau ge wählten Herrn Kopta aus Czerniejewo n i ch t b e st ä t i g t. Es haben in den letzten 3H Jahren dort schon vier Mal Bürger- meistcrwahlen stattgefunden. Drei der Gewählten erhielten, den „Pos. Reuest. Nachr." zufolge, nicht die Bestätigung der Be zirksregierung, und einer lehnte die auf ihn gefallene Wahl nach träglich ab. Die Stadtverordneten werden sich nun in Kürze zum fünften Male mit der Bürgermeisterwahl zu beschäftigen haben. * Osnabrück, 11. December. Prinz Leopold zu Isen burg und Büdingen-Birsteiu, der bei dem 78.Infanterie- Regiment eine außerordentliche sechsmonatige Neserveiibung absolvirte, wird zur ostafrikanischen Schutztrnppe übertreten. Prinz Leopold ist der älteste Sobn des Fürsten zu Isenburg, des Oberhauptes jenes bekannten Geschlechts, daS im Hessischen gewaltige Gütercomplexe besitzt und mit dem österreichischen Kaiserhause sowohl wie mit dem bäuerischen KönigShause nabe verwandt ist. Des Prinzen Leopold Mutter ist eine österreichische Erzherzogin. Infolge besonderer finan zieller Umstände bat der Prinz auf einen Theil seiner Vorrechte, u. A. auf den Titel Erbprinz verzichte» müsse». Er trat 1886 bei dem 4. Eürrassier-Regiment in Münster ein, ver ließ indessen schon im darauf folgenden Jahre den aetiven Dienst und begab sich auf Reisen. Jetzt ist Prinz Leopold Oberleutnant n In duito der Armee und Reserve-Ossicier im 78. Infanterie-Regiment, bei welchem er die erwähnte Uebung absolvirte. (Köln. Ztg.) * «otha, 1l. December. Der Landtag deS Herzoz- thumS Gotba hat die Gesetzvorlage, betreffend die Besteuerung des Einkommens der ErwerbSgesellschafteu einschließlich der gothaischen Sparcasse, genehmigt, die Besteuerung der Evnsumvereiue abgelehnt. (Magd. Ztg.) Ui. Weimar, 1l. December. Ter Landtag beschloß in der heutigen Sitzung zu dem Gesuch der Gemeinde Jena und anderer Orte des SaalthalcS um Reguliruug der Saale zur Beseitigung der Hochwassergefahr: Die großberzogl. Staatörcgierung wird ersucht, die zur Reguliruug des Saal» stromeS und wirksamen Bekämpfung der Hochwassergefahr erforderlichen Vorarbeiten mit thunlichster Beschleunigung wieder aufnehmen zu lassen und hierfür einen Betrag von 10 000 den Staatsmitteln zu entnchmcn, sowie nach Vollendung der Vorarbeiten dem Landtag« eine Vorlage zu unterbreiten, die die Ausführung der NegnlirungSarbeiten zum Gegenstände hat. ßi»S, 1l. December. Gestern wurde hier in öffentlicher Versammlung eine Geschäftsstelle d«S Deutschen Flotten vereins begründet. 13l Mitglieder und zwei Vereine sind sofort beigetreteu. AuS Hesse», 11. December. Am vergangen«» Sonnabend wurde ein Landesverein der Richter und Staats anwaltschafts-Beamten des Großherzogthums Hessen gegründet. Die constituirende Versammlung, die in Frankfurt tagte, war über Erwarten zahlreich besucht. Bon Zweihundert in Frage kommenden Beamten Hessens erklärten etwa 150 bereits ihre Mitgliedschaft. Der Verein bezweckt die Pflege der Wissen schaft — namentlich unter Berücksichtigung der neuen Gesetzes bestimmungen —, Unterstützung Hinterbliebener und kräftige Vertretung aller sonstigen S t a n de s - I n t e r e ss e n. * Aus Bade», lO.December. DerAndrang zum Studium der katholischen Theologie ist, ob.zleich der Mangel an katholischen Geistlichen yeboben wurde, immer noch groß und es wird dieser Erscheinung an maßgebenden katholischen Stellen seit längerer Zeit eine gewisse Aufmerksamkeit zugewendet. Der Labrer „Anzeiger", ein CentrumS- blatt", meint, die Freiheit der Berufswahl der katho lischen Abiturienten stehe „leider" unter dem ungünstigen Einflüsse der Tbatsacke, daß die weltlichen Berufsarten infolge verschiedener Ursachen in der Wertschätzung des Volkes gesunken sind. Es werde eine Arbeit des katholischen StudieuverciiiS in Stadt und Land sein müssen, hier dem Willen Gottes Bahn zu sckaffen, volle Freiheit für die Berufswahl deS angehenden Akademikers zu ermöglichen und dem katholischen Volke zu zeigen, welche hohe Bedeutung der gebildete Laie für die Kirche besitze. Das soll in höflicher Form eine Warnung vor dem übermäßigen Zudrang zum Tbcologie-Studium sein. Dieser Zudraug ist übrigens auch ein Zeichen der Zeit und gewiß kein uninteressantes. * Heilbronn, 10. December. Der „Neckar-Ztg." ist zu entnehmen, daß die Heilbronner Handels- und Ge- werbekammer sich zu Gunsten der Einführung von ein heitlichen deutschen Postwerthzcichen ausgesprochen hat. Sic befürwortet, daß zunächst einmal Württemberg mit dem Reichspostgebiet in eine Postwerthzeichcngemein- schaft treten solle, indem die württembergische Postverwal tung unter Beibehaltung ihrer Selbstständigkeit und aller be« siebenden Einrichtungen ihre Marken gegen Erstattung der Her stellungskosten vou der Neichspostverwaltung bezieht. Rein wirtbschastlich betrachtet, böte eine solcke Gemeinschaft neben der Vereinfachung des VcrkcbrS so große Vortbeile, nament lich auch für die württembergische Post, daß die Einführung doch nur eine Frage der Zeit sei. Auch die gegenseitigen Verrechnungen könnten keine großen Schwierigkeiten bieten. ES fehlt jedoch jede Andeutung, nack welchen Principien sich die Handelskammer die Art der Verrecknung denkt; ihr Vor schlag läßt gerade riesen wichtigen Puuct völlig im Dunkeln. * Landshut, 1l. December. Die NeichstagSersatz- wahl im fünften niederbaheriscken Wablkreis Deggendorf für den verstorbenen Neickstagöabgcordneten, freiresignirten Pfarrer vr. Georg Ratzinger findet am Montag, 22. Ja nuar 1900, statt. * München, II. December. Der Finanzausschuß der Reichsrath stamm er hat den Justizetat nach dem Vortrage des Referenten Reichsraths v. Maffei unverändert nach den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer airgenommen. Dem in der Abgeordnetenkammer gefaßten Beschlüsse, betreffend die Ge währung einer Entschädigung für den Ge- schworenendienst wurde die Z u st i m m u n g o e r s a g t, ebenso wurde eine Petition der Notare um Gewährung einer Staatspension an solche Notare, die mit der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches ihr Amt niederlegeu wollen, abgelohnt, nachdem die Regierung erklärte, für solche Fälle sei im Art. 88 des Notariaigefetzes genügens Fürsorge getroffen. Dem 8 16 des Finanzgesetzes, betreffend die Aufhebung der Wittwcn- und Waisenfondsdeiträge der Staatsbeamten, hat der Finanz ausschuß der Reichsrathskammer mit der von der Abgeordneten kammer beschlossenen Aenderung zugestimmt. Oesterreich-Ungarn. Polen und Tschcchcu. IV. Wien, 11. December. Der Polenclub bat den Tschechen bis morgen ein Ultimatum gestellt. Falls die Tsckecken morgen die Obstruirung deS UeberweisnngSgesetzeS beschließen, werden dieselben als aus dem Verbände der Rechten auSgeschieden betrachtet werden. * Wien, 11. December. Der Kaiser empfing heute den syrischen Patriarchen von Antiochien in besonderer Audienz. Frankreich. Camplotprocetz; Colonialpolitik. * Paris, 11. December. StaatögericbtSbos. (Schluß.) Nack Wiederaufnahme der öffentlichen Sitzung verliest der Präsident den Beschluß deS Gerichtshofes, wonach Cailly zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt nnd bis zum Schluß deS PlaidoherS von den Sitzungen ausgeschlossen wird. Brunet wird 8 Tage, Dubuc 2 Tage von den Sitzungen ausgeschlossen. Die Sitzung wird sodann geschloffen. * Pari», N. December. (Deputirtenkaiumer.) Bei der Berathung deS Solonial-EtatS erklärt der Colonialminlstrr Tecrai» in Beautlvortunq verschiedener Anfragen, die Bertheidigung dersColouicn bilde den Gegenstand sicter Fürsorge der Regierung, die im vergangenen Jahre begonnenen Arbeiten werden fori- gesührt nnd ein allgemeiner Verlbeidignugsplan würde dein Haufe vorgelcgt werden. Der Minister meint, das französische Kolonialreich, LnS vollständig orgauisirt nnd groß genug sei, werde Frankreich von Niemand streitig gemacht und neue militärische Expeditionen feien in keiner Weise nötbig. Frankreichs Ausgabe müsse sich daraus beschränken, fein weites Colonialreich zn cultiviren und zu verwalten. (Beifall auf vielen Bänken.) Dcerais bespricht hierauf die Situation der verschiedenen Colonien, die er als befriedigend bezeichnet. Belgien. / Bürgermeister BnlS * Brüssel, ll. December. Bürgermeister BulS, welcher seit 188t an der Spitze der belgischen Hauptstadt steht, über reichte heute sein RücktrittSgrsuch; Demot ist zum Nach folger auSerschcu. Spanien. Ma-ri-, ll. December. Die Deputirteukammer lehnte mit l3l gegen 23 Stimmen einen Antrag Romauones ab, in welchem die Zurückziehung deS Marinebudgets verlangt wird. Der Ministerpräsident Silvela hatte den Antrag bekämpft. * Madrid, ll. December. Wir das carlistische Blatt „Eorreo Espagnol" mcldct, ist der Marquis Cerralbv als Vertreter des Don Carlos durch Barrie mir ersetzt worden. Orient. v. Schlözcr. * Konstantinopel, 11. December. Dem bisherigen erste» Sekretär der deutschen Botschaft v. Schlözer ist der Groß- cordon des Medjidje-OrdenS verliehen worden. Der Sekretär ist gestern abgereist. Asien. England am Persischen htolf. " Bagdad, 10. December. In den hiesigen Kreisen, welche mit den Vorgängen am Persischen Gols sehr vertraut sind, hält man die Bewegungen der dort befindlichen beiden englischen Kriegsschiffe für ein sicheres Symptom dafür, daß die Engländer sich den Hasen von Kueit (an der Ostküste Arabiens) sichern wollen. Dieser wichtige Hafen, Lessen Besitz der Türkei von den Engländern stets streitig gemacht worden ist, soll die erste Etappe für die projectirte E i s r n - bahn nach Suez bilden. Sowohl in Kueit wie in dem auf der anderen Seite des Golfes liegenden Buschir (Persien) nahmen die Engländer die genauesten Vermessungen vor. (Frff. Ztg.) Amerika. Dementi. * Washington, ll. December. Tie auswärts verbreitete Mel« duug, Dänemark habe seine westindischen Besitzungen den Vereinigte» Staate» zum Kauf angeboten, wird vom Staats departement für unbegründet bezeichnet. Seit den vor mehreren Jahren stattgehabten Verhandlungen habe zwischen den beiden Regierungen kein Meinungsaustausch über diesen Gegenstand mehr stattgesunden, Parlament Ser Union; -er Boerenkrieg * Washington, 11. December. Das Repräsentantenhaus trat als Plenar-Commission zusammen und begann dir Berathung des Gcsetzcntwurss über den Münzumlauf. Der Republikaner Overstreet eröffnete die Diskussion, indem er für die Vorlage sprach. * Washington, 11. December. Im Senat bringt Morgan »inen Antrag ein, der die Verbindung von Korporationen zwecks der Beherrschung des Handels nnd deS Trans- portwesens zur Erhöhung des Preises für irgend einen Artikel oder zur Erzielung von Preisunterschieden für oder gegen irgend eine Elofs« von Erzeugnissen untersagt. Im Lause der Debatte stellt Mason die bereits angekündigte Resolution, daß der Senat die Boeren in ihrem Freiheitskampfe mit den besten Hoffnungen begleite. Die lange Rede Mason's wird mit großer Aufmerksamkeit von den Senatoren wie von dem Publicum anqrhürt. Mason legt dar, die Monroe- Doctrin und Präcedenzfällc in der Vergangenheit gäben den Vereinigten Staaten dasselbe Recht, den Boeren in ihrem Kamps« für die Freiheit ihre Sympathien und ihre Hoffnungen auf Erfolg auszudrücken, wie seiner Zeit, alS sie sich in die Leitung der Ver waltung auf Cuba einmischten. Das Interesse der Bereinigten Staaten sei berührt, weil der Krieg in Südafrika ein Kampf zwischen der Demokratie und dem Monarchismus, zwischen dem götl- lichcu Recht der Könige und dem göttlichen Recht der Humanität sei. Redner schildert die armen tapferen Holländer, die ihren Herd vertheidigen, und verweist auf viele Autoritäten, um seine Beweis führung zu rechtfertigen. Die Resolution wird sodann der Com mission für die auswärtigen Angelegenheiten überwiesen. Deutscher Reichstag. — Ter Senioren-Convent deS Reichstags war heute Mittag 1 Uhr, kurz vor Beginn der Plenarsitzung, zusammengetreten und bat sich über die Geschäftslage schlüssig gemacht. Bis zu den Weihnacktsferien sollen nur noch der Etat und das Telegraphen« wegegesetz erledigt werden. Letzteres soll am Dienstag in zweiter Berathung, am Mittwoch in dritter Berathung vor dem Etat ans die Tagesordnung gesetzt werden. Von der Durchberathung der Reichsschuldenordnung soll aber abgesehen werden, weil dieselbe, da am Dienstag die Budgetcominission zusammentretrn soll, mehrere Tage erfordern würde. Tie Weihnacktsferien dürsten am Freitag, 15. d. Mts., beginnen und fallen am 9. Januar endigen, so daß an diesem Tage die erste Plenarsitzung im neuen Jahre statt finden wird. voo, Tvknvirkvn, »avkG. > rsnwxr 1998. Spielplan der Leipziger Stadtthealer. Mittwoch, Len 13. December 1399. Neue» Theater: Die verkaufte Brant. Anfang 7 Uhr. Altes Theater: Nachmittags 3 Uhr: Zu ermäßigten Preisen: Aschen-rö-rl. Abends 7 Ubr: 14. volksthümliche Vor- stellung zu halben Preisen: Tie Anna-Liese. Vorher : Bietvri».
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