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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.03.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010309022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901030902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901030902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-09
- Monat1901-03
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(7/3) o»ct> oni»" »Iw«- over, Our- a«o, >»>r. 6»w- Vork rt«r- Lor«, war« »rk Bezugs-Preis' in der Hauptexpedition oder den im Stadt« bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen ab geholt: vierteljährlich./L 4 50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS 5.S0. Durch die Post bezogen siir Deutschland u. Oesterreich: Vierteljahr!. X 0. Man abonnirt serner mit entsprechenden, Postausschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter iLreuzband durch die Expedition dieses Blattes möglich. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abcnd-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. Redaktion vnd Expedition: Iohannisgaffe 8. Filialen: Alfred Halm vorm. O. Klemm's Sortim. Umversitätsstraße 3 (Panlinum), Loui- Lösche, Katharineystr. 14, Part, und Äönigsplatz 7. Abend-Ausgabe. kiMM TaMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- nnd Änrtsgerrchtes Leipzig, -es Aatljes und Vokizei-Äntles der Stadt Leipzig. Anzeige»»-Preis die ttgespaltene Petitzeile S5 L,, Neclamen unter dein Redartioasstrich (4 gespalten) 73 ^>, vor den Familiennach« richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Aiffernsatz entsprechend hoher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertennnnahme 2ö (rxcl. Porto). Ertra-Beilage« (gefalzt), nur mit der Morgcn-AuSgabe, ohne Postbesordrruug ./I 60.—, nii t Postbejürderung 70. Ännatimeschluß für Anzeigen: Abeud-Ausgabe: Bormittags IO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Berlag von E. Polz in Leipzig. lL). Sonnabend den 9. Mcir; 1901. 95. Jahrgang. Der Krieg in Südafrika. Vom Kriegsschauplätze. AuS London, 8. März, wird uns geschrieben: Wenn auck nach englischer Ansicht der Friede in der Luft liegen soll, so tonn jedoch die Boeren ihr Bestes, um ihren kriegsmüden Feinden zu beweisen, daß Transvaaler sowohl wie Freistaaller noch frisch und kampflustig genug sind, um den britischen Truppen bis zum letzten Augenblick den Äthern zu benehmen und ihnen „keine Ruh bei Tag und Nacht" zu lasten. De Wct und Louis Botha batten im Süden und im Osten des Kriegsschauplatzes die Engländer wie üblich genarrt und ihre Operationen zu Schanden gemacht, und nun ist es wieder General Delarey, der sich lange genug ruhig verhalten hatte und nun neuerdings einen seiner ener gischen Schachzüge macht. Am 3. d. M. altackirte er mit ungefähr 1000 Mann die Stadt Lichtenburg im westlichen Transvaal, welche von 200 Atomen und 300 Northumbcr- lano-Füsilieren besetzt gebalten wird, und erst vorgestern Abend, also am 6. d. MtS. vermochte Kitchcner über diesen Angriff nach Hause zu telegraphiren. Seine Depesche ist wie gewöhnlich zweideutig abgesaßt und besagt nicht einmal, daß Delarey zurückgcschlagen wurde, während jedoch constatirt wird, daß die Verluste auf englischer Seite beträchlich sind: u. A. sind bereits ein Major und ein Leutnant gefallen, und wenn Kitchencr auch berichtet, daß er Verstärkungen abgesandt lat, so scheint doch die Lage der britischen Garnison sehr gefährdet, wenn nicht bereits hoffnungslos zn sein, da anderenfalls der englische Oberbefehlshaber sicherlich in seiner Depesche das Gegenibeil behaupten würde. Sollte eö Delarey gelingen, die englische Garnison zur Uebergabe zu zwingen, so würde vieses bei dem Abschlüsse der schwebenden Verhandlungen zwischen den Boeren und den Engländern immerhin ins Gewicht fallen, wenn auch nur insofern, als die Engländer einen neuen Beweis dafür erhalten, wie schwach es mit ihrer Herrschaft im „anuectirten" Lande bestellt ist. Ueberdies ist Lichtenburg ein hochwichtiger Knoten punkt und ein nicht unbedeutender englischer Lagerplatz, in dem die Boeren reiche Beute machen könnten. Inzwischen wird die „Verfolgung" Christian De Wet'S fortgesetzt — wenigstens sollen einige englische Ablheitungen, die noch frisch genug sind, seinen Spuren, wenn auch nur zaghaft, folgen, ohne aber irgend etwas gegen den Boeren-Gencral auSrichten zu können. Derselbe befand sich nach den letzten unbestimmten Nachrichten nördlich von PhilippoliS auf dem Vormarsche nach Norden, während Präsident Steijn mit geringer Bedeckung dirccl nach Osten abgeschwenkt sein und sich beute in Smicthficld befinden soll. ES erscheint allerdings vorläufig nicht recht verständ lich, warum De Wet und Steijn sich getrennt haben sollten, zumal da die Linie Edenburg-Spriugfontein von den Engländern besonders stark besetzt und bewacht gehalten wird. Ueber Louis Botha liegen bis zur Stunde überhaupt keine neuen Meldungen vor, wäbrend die gegen ihn bisher operirenden englischen Generale French, Babington re. sich mit ganz besonderer Energie auf das Ausgraben von Kanonen, Munition und sonstigen zurück,zelaffenen Schätze» der Boeren zu verlegen scheinen. Babington bat schon wieder ein Krupp- Geschütz „auSgebudde.lt", das jetzt als erobert gemeldet wird. In der Capcolonie haben die Boeren auch ein paar Erfolge zu verzeichnen gehabt, die zunächst von den Eng ländern vertuscht und erst jetzt in ihrem vollen Umfange bekannt werden. — Die vorgestern gemeldete Occupatio« der im Herzen der Colonie gclegenen wichtigen Stadt Pearston durch die Boeren ist denn doch unter anderen Umständen vor sich gegangen, als englische Mel dungen sie zuerst wahr haben wollten. Ter Ort batte eine Besatzung von ungefähr 100 Mann, die sich nach kurzer Gegenwehr den Boeren übergab. Die Sieger erbeuteten eine große Menge Munition jeder Art sowie einige hundert Gewehre, 200 Pferde, viele Zugochsen und Rinder und einen stattlichen Vorratb von Lebensmitteln. — Am 3. d. M. wurde ter kleine Ort Pella von den Boeren atlack.rt und ge nommen, wobei ihnen 20 englische Gefangene und ebenfalls viele Borräthe rc. in die Hände sielen. (Auch MurrayS- burg in der Capcolonie zwischen Beaufort-West und Graaf-Reinet ist, wie gemeldet, von den Boeren genommen worden. D. Red.) Die Pest macht in Capstadt täglich Fortschritte, so daß die Schulen geschlossen sind und die Hafenarbeiter aufs Nene streiken. Bis jetzt befinden sich 67 Pestkranke im HoSpital, Wovon täglich 4—5 sterben. Ein ganzes Drittel der Stadt soll von den Einwohnern entblößt und dann gründlich ge reinigt und deSinficirt werden. Trotzdem befürchtet mau die Weiterverbreitung der Epidemie nicht mehr hindern zu können, zumal da die Natten sich in Schaaren über die Stadt und Vororte zerstreut haben. * London, 8. März. Wie die Abendblätter auS Pretoria berichten, ist heute früh eine Zusammenkunft zwischen Lord Kitchener und General Botha erfolgt. Die Besprechung habe einige Zeit gedauert, ihr Ergebnis sei unbekannt. * Kapstadt, 8- März. („Neuter'S Bureau.") Wie verlautet, beabsichtigen die Behörden, den Verkehr von Civilpersouen zwischen der Capcolonie und Johannisburg wieder zu er leichtern und einer beschränkten Zahl von Flüchtlingen zu gestatten, »ach Johannisburg zurückzukehren, um dort ihre Geschäfte wieder auszunehmen. — .Heute sind hier zwei Europäer und drei Ein geboren« an der Pest erkrankt. Politische Tagesschau. * Leipzig, V. März. Je rmbr Einzelheiten über den in Bremen gegen den Kaiser verübten Angriff bekannt werden, nm so mehr drängt sich die Ueberzengung auf, daß die That in keinerlei Zu sammenhang mit irgendwelcher politischen Strömung steht und daß eS Pflicht der Polizeibehörden ist, solche Vor fälle besser, als cS in Breslau und Bremen geschehen ist, zu verhüten. Der Kaiser selbst bat Liese Kritik in sehr zutreffender Weiss ergänzt, indem er seine Verwunderung darüber äußerte, daß das Publicum seine Mithilfe im Dienste des Schutzes der Menschen gegen die unberechenbaren Ausschreitungen krankhaft erregter Mitmenschen nicht besser leistete. Diese Kritik trifft in erster Linie die Menge von Menschen in Bremen, die — sich hinterdrein allerdings erinnerten, daß Weiland ein sehr erregtes Wesen verrathen babe, bevor der Wagen des Kaisers in Sicht gekommen war. Wenn man sich die Geistesgegenwart und thatkräflige Entschlossen beit unseres Kaisers vergegenwärtigt, so begreift man eS, daß ihn vaü passive Verhalten jener vielen Leute, die den Weiland vor her beobachtet batten, befremdet hat. Er selbst wäre keinen Augenblick im Zweifel darüber gewesen, daß eS höchste Zeit sei, handelnd einzugreisen. Die Lection, die er den sonst so resoluten Bewohnern der Hansestadt Bremen nicht ersparen konnte, hat aber allgemeinen Werth und wird hoffentlich auch allgemein beherzigt. Bei solchem Zusammenfirömen der Massen kann die Polizei unmöglich ihre Aufgabe voll kommen erfüllen, wenn daS Publicum nickt eifrigst mitwirkt. Andererseits ist gerade ans dem Umstande, daß Weiland sich schon vorher cxaltirt benommen bat, mit Sicherheit zu cntnehmen, daß er daS Gegentheil eines kalten Verschwörers ist, der einen raffinirt vorbereiteten Plan anszuführrn gehabt hätte. Die Sorte von Verschwörern, die einen solchen Geisteskranken zum auSfübrenden Werkzeug ihrer Mordpläne macken möchte, soll erst gefunden werden. Giebt eö aber eine solche Ver schwörersorte nicht, so kann man ihr auch nicht bcikommca, indem man die „Klinke der Gesetzgebung" in Bewegung jetzt. Man hat sich lediglich an dasJndividuum zu halten und die Frage zn beanlworten,waö geschehen könne,um zu verhüten, daßcin nicht zurechnungsfähiger Mensch in augenblicklicher Erregung, wie sie ein Kaiserbefuch mit seinen Begleiterscheinungen wohl ber- vorzurusen vermag, eine mörderische Handlung begehe. Soll man nun etwa, um derartigen Ausschreitungen Geisteskranker vorzubengeu, den Kaiser bitten, zn Hause zu bleiben? Jeden falls ist cS richtiger, die Polizeibehörden aufzusordern, daß sie sich mit der Frage beschäftigen, wie mau die geistig unsicheren Cantonisten von äußeren Gelegenheiten zu augenblick licher Erregung fernhäit. Dann kann der Kaiser nngefährdet reisen und im Volke verkehren. Namentlich wird es aber auch die Aufgabe der Polizei sein, das Publicum sach gemäß anzulcilen und zu erziehen, daß es sich seiner Ver antwortlichkeit für den Sckutz von Leben und Eigenthum gegenüber den Geisteskranken überhaupt, nicht nur bei Kaiserbesuchen, klar bewußt wird und daß es im gegebenen Augenblick auch zweckmäßig zu handeln versieht. Es wird ja, wenn Lies gesckieht, nicht ausbleiben, daß einmal ein Uebei- eifrigcr oder Rachsüchtiger einen Ungefährlichen in den Ver dacht bringt, cur Attentat zu beabsichtigen. Jedenfalls aber ist eS besser, wenn leicht aufzuklärende Jrrtbümer unterlaufen, als wenn eine bedrohliche Handlung zur Ausführung gelaugt. Gegen die Ausbeutung LeS Reiches Lurch die „Nickclstahl- panzrrplnttcnlicscrantcn" bringen freisinnige und demo kratische Zeitungen jetzt scharfe Artikel. Demgegenüber bebt die „Kölnische Volks-Zeitung" hervor, Laß die freisinnigen und die demokratischen Mitglieder der Budget- commiision nicht sür die in dieser gefaßten Resolution, die Loch zweifellos ihre Spitze gegen die getadelte Verthenerung ricktct, zu haben waren, sondern dagegen stimmten mit der Erklärung, daß sie sich nicht sestlegen wollten. Tas rheinische Centrumsblatt fährt dann fori: „Wenn mau jetzt die „Freisinnige Ztg." oder die „Frankfurter Ztg." liest, könnte inan glauben, die freisinnige oder die demokratische Partei habe diese Mißstände zur Sprache gebracht, die Resolution be- anlragt und dnrchges.tzt, und eS sei ihr Verdienst, diese Aufklärung gebracht zu haben. In Wirklichkeit erfolgten die Aufklärungen, daß das Reich pro Tonne 400 Mark thenrer kaust als die Negierung der Vereinigten Staaten, durch Len Berichterstatter Abg. Müller- Fulda, und nachdem sie auch seitens der Marincvcrmaltung als richtig anerkannt waren, wurde die Resolution vom Vorsitzenden der Commission, Grafen Stolberg, cingebracht und, wie gesagt, gegen die Stimmen der Freisinnigen und der Demokraten angenommen. Diese Haltung der freisinnigen Partei wurde auch schon in der Commission vom Abg. Bebel beleuchtet." Befremdlich ist LieseS Verhalten der Freisinnigen und der Demokraten freilich nicht. Hätte es sich um Getreide lt efernii gen und G coß grün d b esiye r gehandelt, so hätten beide Parteien mit einander gewetteifert in ter Verdammung der „unerhörten Preistreiberei" und „schamlosen Bewucherung LeS Volkes". Wenn cs sich aber um Panzerlieferungen und Großindustrielle handelt, da überlegen es sich die „Unent wegten" zehnmal, ob nicht „mildernde Umstände" von einem scharfen Vorgehen abmahnen. Wiederholt ist darauf hingeiviesen worden, daß der von freisinniger Seite behauptete „Rückgang von Dentsch-Lstosrika" lediglich Larin besteht. Laß die Ausfuhr über die rculsche Küste iu Folge der angestrengten Versuche unsrer englischen Nach barn, Len Verkehr über ihre Gebiete zu lenken, zurückgehen muß, so lange wir selbst es unterlassen, tic nothwendigcn Vcrkchrümöglichkeiteii zn schaffen. Diese Ablenkung beschränkt sich nickt mehr auf die Ugandabahn, den Congo und den Sbire-Zambesi, sondern eö taucht neuerdings sckon wieder ein anderer Plan auf, ter anf'S Neue zeigt, wir viel unseren centralafrikanifcken Nachbarn an der Beherrschung LeS Ver kehrs aus dem Innern des ErdtheilS nach der Küste gelegen ist. ES wird darüber berichtet: Das neueste Project, welchem von sehr maßgebender Stelle in England Förderung verheißen wird, betrifft Las unter englischem Proteclorat stehende Nyasja-Land. Englische Ansiedler in Blanthrc verlangen von der britischen Regierung «ine Garantie von 2'/« Proc. sür eine Anleihe von 300 000 Pfund (6 Millionen Mark-, welchen Bclrag sie gebrauchen, um eine Eisenbahn vou Blantyre »ach Chiromo, dem nächsten Hasen platz an dem schiffbaren Shire, zu baue». Ter Letztere er gießt sich bekanntlich in den Zambesi, welcher bet ChinLe in den indischen Lccan mündet. Ta die ganze Strecke von Chiromo bis zur Mündung schiffbar ist, so hat sich jetzt schon dort ein leb- haster Verkehr entwickelt, aber landeinwärts, und zwar aus der Strecke vou Chiromo »och Blantyre, die circa 80 englische Meilen beträgt, muß der Waarenverkehr durch Träger bewerk stelligt werde», was natürlich langsam von Statten geht und darum sehr kostspielig ist. Tie Folge der Verwendung von Trägern zu diesen Waarentransporten ist aber anch ein starker Aibeitermangel in den Kassccplantagen, und die Ansiedler glauben, wenn sie die Eisenbahn bekommen, etwa 40000 Menschen, welche jetzt mit TrägerLiensteu beschäftigt sind, für die Plantagen frei zu bekommen. Den an und sür sich voll- ständig vernünftigen Bestrebungen der Ansiedler und der nicht minder berechtigten Förderung, welche diese Bestrebungen in Eng land finden, wird als besonderes Argument noch hinzugesügt, daß Deutschland bestrebt sei, Len Verkehr des Nyassagebiets auf seine Straßen im südlichen Theile von Lslafrika vbzulenken. Solche Argumente verfehlen in England nur höchst selten ihre Wirkung, nnd es ist kaum daran zu zweifeln, daß die englischen Ansiedler im Nyassagebiet ihre Bah» und die Zinsgarantie von 7300 Pfund in Balde erlangen werden. Sollten diese Bemübnngen, die doch beweisen, mit welchen i Verkehrsaussichten sür Centralafrika man iu anderen colonial- I kuntigen Ländern rechnet, nicht auch denjenigen deutschen I Politikern zu denken geben, die bisher der Verkehrserschließung 'von Ostafrika gleichgillig gegcnüberstehen? FeuslZHton- -r, Zwei Lriider. Noman von Franz Rose». ro'.oicn. Da Niemand Ansprüche zu erheben und Einwendungen zn machen hatte, war die Sache bald erledigt. Der Notar klappte seine Mappe zu und ging. Die Familie war wieder allein. Eine Zeit lang herrschte tiefes Schweigen, bis die wohl lautende Stimme des alten Waldburg es mit den iu kühlem Ge- schäftstou gesprochenen Worten unterbrach: „Es bleiben mir als Vormund des jüngsten Ei'ben nun noch einige private Angelegenl-eiten zu erörtern. Zunächst möchte ich bemerken, daß ich Willens bin, die nöthigen Gelder zur Vollen dung der Erziehung meines Mündels in gewohnter Weise bis zu testen Großjährigkeit weiter zu geben." Manfred, der neben seinem Großvater saß, bückte sich blitz schnell und küßte ihm aus impulsivem Dankgefühl die Hand. Mit einem Blick flüchtigen Wohlwollens auf den liebenswürdigen Knaben fuhr der alt« Herr in demselben Tone fort, indem «r sich an Petri wandt«: „Was Dich anbetrifft, so kommt es ganz auf Deine eigenen Wünsche an, ob Du eine gleiche Beihilfe zu Deinem Lebensunter halt, wie Deine Mutter sie bisher von mir für Dich empfing, und vie ich Dir anstandslos weiter bewilligen würde, auch ferner bezieiM willst." Peter bekam einen rothen Kopf und eine sehr kühl« Miene. „Ich danke Dir, lieber Großvater", erwidert« er gelüsten. „Ich hoffe, bald eine kleine Besoldung zu bekommen, und werde mich einstweilen mit dem, was mir jetzt zur Verfügung steht, einzurichten wissen." Herr von Waldburg sah seinen Enkel sekundenlang erstaunt an. Ohne noch ein Wort über diesen Punct zu verlieren, ging er wieder zur ersten Frag« über. „Es bleibt nun noch zu bestimmen, wo mein Mündel fortan seinen Aufenthaltsort nehmen wird." Da sprang Manfred rasch erregt von seinem Sitze auf und rief mit Heller Stimme sehr bestimmt: „Großvater, Peter und ich, wir haben beschlossen, zusammen zu bleiben." Herr von Waldburg runzelte die Stirn mit einem tadelnden Blick. „Vor Allem, mein Kind", sagte er mit unerschütterter Ge- müthsruhe, „vergiß nicht, daß Tu einstweilen noch nicht zu beschließen, sondcrn nur zu wünschen hast. Außerdem handelt es sich hier nicht um das, was Du wünschest, sondern um das, was wir für Dich am geeignetsten halten." Manfred wurde sehr roth, ließ den Kopf hängen und nahm beschämt seinen Platz wieder ein. Peter, der ihn fortwährend nachdenklich betrachtet hatte, legte sich nun sür ihn ins Mittel. Ruhig und ohne alle Unsicherheit sprach er: „Manfred hat sich unüberlegt ausgedriickt, lieber Großvater. Von einem Beschluß ist unsrerseits keine Rede. Wir kamen nur, als wir gestern über unsre nächste Zukunft sprachen, in dem Wunsche überein, zusammen zu bleiben. Und ich möchte Dich bitten, doch in Erwägung zu ziehen, ob sich das nicht machen ließe." Der alte Waldburg sah seinen Enkel aus irgend einem Grunde nicht an und entgegnete in überlegenem Ton: „Ich finde, daß die Ülussiihrung dieses'Planes schon allein an Eurem verschiedenen Alter scheitert. Dich nimmt den größten Theil des Tages Dein Beruf in Anspruch. In Deiner freien Zeit wirst Du mit Deinen Kameraden den Erholungen und Vergnügungen nachgehen wollen, bei denen Ihr einen Knaben nicht brauchen könnt. Manfred wird sich selbst überlasten bletben und auf Grillen und Thorheiten kommen. Niemand wird sich um sein Thun und Treiben — um seine Erziehung kümmern. Kurzum — er ist zu jung, um eine Art Junggesellen leben zu führen." „Du meinst", unterbrach Peter ruhig, „ich sei zu jung und unzuverlässig, um Manfred die Leitung und Stühe zu sein, deren er bed«rf." „Ich meine", entgegnet« der alte Herr gereizt, „daß Manfred die weibliche Hand noch nicht ganz entbehren kann." „Aber Großvater", fuhr der Knabe gekränkt auf, „ein Kind bin ich denn doch auch nicht mehr!" „Kurz und gut", fuhr Jener fort, ohne den Einwand zu beachten, „ich kann mich als Vormund mit dieser sehr Zweifel« haften Einrichtung nicht einverstanden erklären. Wenn ich Man fred mit mir nähme, so hätte er einen festen Halt an geordneten häuslichen Verhältnissen. Und baß wlr eS an der nöthigen Liebe nicht fehlen lasten werden, brauche ich doch wohl nicht erst zu versichern." Peters junge Stirn furchte sich wie unter einer ernsten Sorge, der er indes; nicht Ausdruck geben mochte. „Du hast in Vielem sehr Recht, lieber Großvater", sagte er ernst und ehrerbietig. „Aber erlaube, daß ich Dir nun auch meine Gründe entwickle. Von unfern persönlichen Gefühlen will ich nicht reden, weil in solchen Fällen Gefühle nicht aus schlaggebcnd sein dürfen. Mich bestimmen auch äußere Um stände. Manfred hat noch ein halbes Jahr bis zu seinem ALi- turienten-Examen. Wenn Du ihn jetzt fortnähmst und er sich auf einer andern Schule einarbeitcn müßte, würde ihn das um ein ganzes Jahr zurückbringen. Tas wäre zwar bei seiner Jugend kein Unglück, aber doch lüft- und zeitraubend. Ich möchte Vorschlägen, daß Du uns einen Versuch machen läßt, uns mit einander einzurichten. Es handelt sich ja vorläufig nur um ein halbes Jahr, und so lange, denke ich, wird es auf alle Fälle gehen. Nachher bleibt il«n ein« unbeschränkte, freie Zeit zur Wahl seines Berufes. Vielleicht darf er Liese dann bei Dir verleben." Mit Spannung wanderten Manfred'» Augen von Einem zum Andern. Die Verhandlungen über sein Schicksal, desten Wichtigkeit ihm noa; nie zum Bewußtsein gekommen war, inter- essirten ihn lebhaft. — Herr von Walvburg sann lange schweigend über Peter's Worte ndck, bis ihm endlich noch etwas einfiel. „Wer soll dann Eure häuslichen Angelegenheiten besorgen? Wollt Ihr selbst den Küchenzettel machen und das Wirthschafts- buch führen?" Peter lächelte. „DaS letztere werde ich Wohl müssen. Für alles Andere haben wir die Karina. Sie ist zwanzig Jahre'Diutters rechte Hand gewesen und nicht Willens, sich von uns zu trennen. Unser leibliches Wohl ist bei ihr gut aufgehoben." Und die Wohnung — wollt Ihr denn das ganze Haus weiter bewohnen?" „Die Miethe läuft erst in drei Jahren ab und ist mit Rück sicht auf die einsame Lage und die Einfachheit des Hauses so gering, daß wir in der Stadt für denselben Preis kaum eine anständige Wohnung finden werden." Herr von Waldburg strich noch einige Male nachdenklich seinen Schnurrbart, ehe er sich, scheinbar nur erzwungener- maßen, einverstanden erklärte. Im Grunde war er froh, daß ihm keine lästigen Pflichten aus dieser Angelegenheit zu er wachsen schienen. Als es weiter nichts zu besprechen und zu ordnen gab, er hoben sich die Gäste zu allgemeinem Ausbruch. Da nahm Herr von Waldburg seinen ältesten Enkel noch einmal beiseite. „Peter", sagte er, vergeben» eine leichte Verlegenheit be tämpfend, „Du hast die Regelung Eurer Angelegenheiten so der ständig und ruhig in die Hand genommen, daß ich Dir mit vollem Vertrauen die Sorge sür Deinen Bruder überlaste. Ich habe vor Allein die Ueberzeugung gewonnen, daß Du ihn liev hast Er räusperte sich; Peter's erwartungsvoll auf ihn gerichteten Augen waren ihm lästig. „Du scheinst auch geschäft lich bewandert zu sein. Euer gemeinsames Erbe ist klein. Es würde sich kaum lohnen, es zu trennen. Es wäre am einfachsten, wenn Du Manfred's Hälfte, deren Verwaltung naturgemäß mir zufiele, auch in Deiner Hand behieltest. Es wird Dir eine kaum merklich« Mühe sein, und mir ersparst Du damit viel Rechnerei und Schreiberei, der ich nicht mehr ga-nz gewachsen bin —" Wenn Peter irgendwelche Befremdung empfand, so ließ er sich doch keine anmerkcn. Nur, daß seine Haltung noch um eine Spur kühler und steifer wurde. „Gewiß, lieber Großvater. Ich will Dir das gern abnehmen, Dein Vertrauen ehrt mich." „Du müßtest mir —" fuhr Jener noch verlegener fori, „in bestimmten Zwischenräumen Rechnung legen — — der Form wegen Du begreifst, ich muß orientirt sein." Selbstverständlich, lieber Großvater, so oft Du es wünschen wirst." Der alte Waldburg begann, einen gewaltigen Respect vor seinem Enkel zu empfinden. — Am späten Abend war das kleine Haus wieder leer und still. — Manfred hatte sich an seine Bücher gesetzt. Peter stand im Wohnzimmer vor dem Pult seiner Mutter, an dem er eine gut: Weile geschrieben und gekramt hatte; er packte eenen Stoß Briefe und Papiere zusammen, schloß die Fächer ab, blieb dann mitten im Zimmer stehen und sah sich um. Der Ernst, den die Erleb niste der letzten Tage, und die Verantwortung, die sie ihm ge schaffen, in sein junges Gesicht gelegt hatten, macht« eS noch an ziehender. Er stand, als suche er etwas mit seinen langsam umherwandernden Augen; als lausche er auf die Stille im Hause; als sehne er sich nach einem Laut, der diese Stille befreiend unterbräche; nach einem ganz bestimmten, ganz besonderen Laut; nach einem Laut, den er doch niemals wieder hören würde, dec doch für immer verklungen war. Und doch war eS ihm ein in diesem einsamen, traurigen Augenblick wohlthuendrs Gefühl, mit hingehender Seele dem zu lauschen, was Erinnerung u-nd Phan tasie seinem Geiste erzählten. Dann raffte er sich aus seiner Versunkenheit auf, nahm die Lamp« und ging hinaus — über den kleinen EingangSflur, durch das kleine, einfache Speisezimmer in daS Gemach, wo Frau Josefa aufgcbahrt gewesen. Ihn schauderte, als er eintrat. Die schwarze Verkleidung der Wände war schon abgenommen, Kerzen und Topfgewächs«
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