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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.05.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010513014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901051301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901051301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-13
- Monat1901-05
- Jahr1901
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Ne-action und Erpe-ittM- Jvhanni-gaffe 8. Filiale«: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'» Sorttm. UurversitätSstraße 3 (Paulinum), LouiS Lösche, Katharinenstr. 14, purt. und KöntgSplatz 7. Morgen-Ausgabe. nWMr.TligMatt Anzeiger. Amtsölatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des RatHes «nd Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Montag den 13. Mai 1901. Anzeigen »Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reclamea unter dem Redacaonsstrich (4 gespalten) 78 H, vor den Familienuach» richten (S gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahmr 3b H (excl. Porto). Srtra - Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuug ^4 60.—, mit Postbeförderung 70.— Aanahmeschluß fir Anzeige«: Abend-Au-gabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestelle« je ein» halb« Stunde früher. Anzeigen sind stet- a« die Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Pol- in LestytH. SS. Jahrgang. Amtlicher Theil. Verdingung. Für den Restbau eines Kesselhauses zwischen der an der Brüderstraße gelegenen JnstitutSgruppe der Universität Leipzig sollen Vie Schlosser- »nv Schmiedearbeiten (Beschläge, eiserne Fenster, Thüren, Gitter, Treppen pp.) vergeben werden. Die Preisverzeichnisse können im Universitäts-Rentamte (Re gistratur), Augustusplatz Nr. 5, gegen Bezahlung zur Ausfüllung be zogen und die bezüglichen Zeichnungen im Landbauamte, Grimmaischer Steinweg Nr. 12, ringesehen werden. Die Angebote sind verschlossen mit entsprechender Aufschrift ver sehen bis 22. Mai V. IS., Rachm. 5 Uhr portofrei an das UniversitätS-Rentamt einzureichen. Die Bewerber sind bis 5. Juni d. IS. an ihr Angebot gebunden und behalten sich dir unterzeichneten Behörden jede Entschließung vor. Auf besonderer Zuschrift ist die kürzeste Lieferzeit mit anzugeben. Leipzig, am 8. Mai 1901. Königl. Landbaaamt. Königl. UniversitatS-Reiitamt. Seidel, Baurath. Riemer, Kommissionsrath. Versteigerung. Den 15. Mat d. I., Borm. io Uhr, sollen im Versteigerungs raume des Kgl. Amtsgerichts hier vcrjch. Schreibtische, Schrcib- «nd «leiversekretäre, BerticowS, Sophas, Spiegel, Tische, Stühle, Uhren, Teppiche ». Bilder, 1 Musikautomat, 1 Büffet, »000 Cigarren, 1 Ladcutasel, 1 Waareuregal, 1 Eisschrank, 1 Fahrrad, 1 Bettstelle mit Matratze u. v. a. G. gegen Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 11. Mai 1901. Ter Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. Konkurs-Auction. Dienstag, den 14. Mai, Borm. von 9 Uhr an, sollen Mittelstrahe 7, zu l'unkab's Konkursmasse gehörig: 2 Dynamomaschinen, 1 Sänlcnbohrmaschtne» 1 Hobel maschine, 1 Drehbank, 1 Etscnscheere, 2 Stanzmaschinc», a neue Schleifmaschinen, I Patcnt-Singer-Nähmaichtne, neue und gebrauchte SchlosserhandwerkSzeuge, 4 Nickel wannen, 2 Schreibpultc, 2 Handwagen, Schleif- und Polir-Materialien, Goldarbeiter- und Uhrmacher-Polir- artikel und verschiedene andere Gegenstände im Auftrag« des Konkursverwalters H»-rv R<vtst-anmart öffentlich versteigert «erden. kranke, Lokalrichter. Das Leipziger Georgenhofpita!. (Schluß.) Als die Schrecken der Belagerung vorüber waren, suchte Herzog Moritz auf alle Weise die Wunden, die er der Stadt geschlagen hatte, wieder zu heilen. Dem Georgenhospital suchte er so bald als möglich durch eine reiche Stiftung auf zuhelfen. Er stiftete ihm (Torgau, den 8. August 1547) „die Eiche", d. h. das alte Klostervorwerk Eiche im Amt Naunhof, „mit aller Zu- und Eingehörung an Dörfern, Frohnen, Zinsen, Aeckern, Wiesen, Vorwerken, Viehzucht, Gebäuden und Ge hölzen, die Armen davon und von andern», so das Hospital noch übrig hat und durch milde AlmoS bekommen wird, zu unterhalten und zu versorgen" und verordnete, daß das Hospital davon „wiederum aufgerichtet, verneuert und restaurirt werden sollte. Als Gegenleistung verlangte er nur, daß, wenn er selbst oder seine Nachkommen „je zu Zeiten etliche kranke und verarmte, auch vcralterte Personen ins Spital verordnen" würden, diese ausgenommen und gleich andern armen Leuten darin gehalten werden sollten. Die Dörfer, die zur Eiche gehörten, waren Kleinsteinberg, AlbrecktShain und Erdmannshain; sie zinsten zusammen jährlich l97 Gulden. Darauf wurde daS Hospital in den nächsten Jahren wieder aufgebaut, in den beiven Jahren 1548 und 1549, aus denen sich die Baurechnungen erhalten haben, zunächst das eigentliche Hospitalbaus und das KüchenhauS. >sie kosteten zusammen etwas über 2000 Gulden zu baue». Damit war aber der Bau noch nicht beendigt. In einem Kirchenvisitationsbericht voui Jahre 1555 heißt es vordem neuen Hospital: „Kostet in 3000 Gulden, muß auch täglich weiter gcbauet werden". Auch die Badestube wurde wieder hergerichtet und 1550 an Hans Frisch oder Frischhans für 36 Groschen wöchentlich verpachtet, nachdem man sich mit ihm über eine Badelaxe geeinigt hatte. Er sollte bekommen: „von einem Kopf einen allen Heller, von einem Weibe fünf Heller, von einem Kinde einen Heller, von einem Mann drei Pfennig neu, von einem Mann, der eine Wanne bat, 6 Pf., von einem Jungen in zehn oder zwölf Jahren ungefährlich einen neuen Pfennig." Fiele ein „Sterben" (eine Epidemie) ein, würde sich der Rath gegen ihn der Gebühr zu verhalten wissen. Dieser Fall trat 1552 wirklich ein; in diesem Jahre zahlte er bloß 22 Schock 12 Groschen ZinS (start 31 Schock 12 Groschen). Im Jahre 1558 erbaute aber Hieronymus Lotter in der Stadt am Nanstädter Thor auf der Fleischergasse ein großes neues Bad, wozu der Rath drei Häuser angekauft und ab gebrochen hatte. In der Urkunde, die Lotter 1573 in den Knopf deö RathhauSthurmeS legen ließ, rübml er sich be sonders auch der Erbauung dieses Bades. Nachdem es 1559 in Gebrauch genommen und für 2 Thaler wöchentlich ver pachtet worden war, wurde die Badestube zu St. Georg 1560 an einen Weißgerber verkauft, der sie zur Ausübung seines Handwerkes herrichtete. Jin J-bre '1^56 wurc? aücb^ ein besdrrdreo Fiudelysas oder Kinderhau? erbaut, worin die Findel- und Waisenkinder, Knaben und Mädchen getrennt, untergebracht und von einem Hausvater, einer Hausmutter und zwei Mägden versorgt wurden. Im ersten Jahre waren eS 21 Knaben und 8 Mädchen. Sie litten keine Noth. Sie wurden gekleidet, genährt, gepflegt, wenn sie krank waren, unterrichtet, mit Schulbüchern versorgt, an Feiertagen besonders gut beköstigt und zu Weihnachten und zu Ostern sogar beschenkt. Die kleineren wurden von einem Präceptor, der gewöhnlich ein Student war, im Hospital selbst unterrichtet, größere Knaben schickte man in die ThomaSsckule. Wenn sie herangewachsen waren, wurden sie einem Berufe zugeführt: die Mädchen brachte man als Mägde unter, die Knaben wurden zu einem Handwerksmeister gethan, eS kam auch vor, daß einer studirte. 1557 wurde einem kinderlose» Ehepaar, dem Pfarrer zu Nebra und seiner Frau, auf ihre Bitten ein Waisenkind über ¬ geben, „so ungefährlich vor drei Jahren in der Zollbrücken gefunden und bisher in der Armen Waisenbause erzogen worden". Im August 1558 wurde der Oblatbäcker Merten Cunradt, der bisher „im Hospital zu St. Georgen aus die Knaben im Waiscnhause gesehen", also als „Hausvater" gedient batte, auf seine Bitte dieses Amtes enthoben und ihm selber als Hospitaliten eine Kammer eingeräumt. Zur Bewirthschaftung der „Eiche" war 1549 zunächst ein „Hofmeister" eingesetzt worden, der bisherige Schösser zu BrandiS. Als aber die Spitalmeister sahen, daß „auf die Bestellung solcher Güter und Einbringung der Zinsen von den Leuten viel Unkosten gegangen", hielten sie es für besser, die Güter zu verkaufen und dem Hospital „ein jährlich gewiß Einkommen an Zinsen" zu schassen. Sie verkauften daher die ganze Stiftung Herzog Moritzens, insbesondre vie drei Dörfer Kleinsteinberg, Albrechtshain und ErdmannShain sammt allen Hölzern und Wiesen im Januar 1558 für 6000 Gulden an den kurfürstl. Kammerrath und Hauptmann zu Grimme HanS von Ponickau auf Pomsen und be hielten für daS Hospital nur daS Borwerk Eiche nebst einigen. Grundstücke», die zu seiner Bewirthschaftung unumgänglich nöthig waren. Wie es scheint, hatten aber die Spitalmeister den Verkauf etwas eigenmächtig abgeschlossen und übereilt; denn in einer später» Notiz dazu im Urkunden- verzeichniß des RatheS heißt eS: „Mit Verlausung bcmeldter drei Dörfer ist von den Vorstehern des Hospitals ganz ulllliter verfahren, dahcro solche Sache in» Hofgerichte rechthängig." DaS Gut Eiche wurde 1558 zunächst auf drei Jahre „um einbundert Gulden jährliche Pension" an den RathSherrn Christoph Lotter verpachtet. Aber schon nach wenig Monaten klagte er, wie falsch der Anschlag gewesen sei; der Rath möge „seinen Schaden nicht begehren und stracks auf Erlegung der einhundert Gulden nickt dringen". Darauf setzte ihm der Rath die „Pension" auf die Hälfte herab. 1562 aber erneuerte Lotter den Packt auf 12 Jahre und zahlte nun, nachdem sich daS Hospital bereit erklärt hatte, die sehr verfallenen GutSgebäude wiederherstellen zu lassen, 80 Gulden Pachtzins. Die Zwecke des Hospitals blieben auch in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Wesentlichen unverändert: eS diente als Krankenhaus, als Pfründnerbeim und als Waisenhaus. Die Beherbergung fiel weg. Doch fehlte eS schon damals nicht an ^ereinzelleu Anläufen, eS auch noch zu andern Zwecken zu beuntzen: als BesserungS- und als Irren anstalt. Im März 1558 wurde einem Trunkenbold der Stadt, mit dem der Ratb schon viel Noth gehabt hatte, geboten, „er möge fick mit Weib und Kind von hinnen wenden", der Rath wolle ihm noch zehn Gulden dazu geben. DaS lehnte er aber ab. Darauf wurde er einige Tage eingesperrt und endlich mit seinem Weibe ins Georgenhospital gesteckt. Dort sollten sie den Spitalmeister» und Schaffnern zur Hand gehen und was ihnen befohlen würde, ausrichten; dafür sollten sie im Hospital ihren Unterhalt haben. Die Kinder sollten im „Zichhaus" auferzogen werden. Nach fünf Tagen aber kam er und erklärte, er könne mit Weib und Kind unter den kranken Leuten nicht bleiben; er wurde auch auf Bürgschaft wieder hcrausgelaffen. Im October 1562 wurde auf Bitten des Raths der Statt Dorna der „blöde Sohn" eines dortigen Bürgers für 50 Gulden in das Hospital aus ¬ genommen; er sollte auf Lebenszeit darin unterhalten werden und dafür „nach seinem Vermögen darin dienen". Als Pfründner wurden immer nur alleinstehende alte Leute ausgenommen. Als 1560 ein alter Bürger um Auf nahme bat, der früher Thorhüter gewesen war, wurde er abgewiesen, weil er eine Frau und einen Sohu habe, und e» „sich nicht leiden wolle, daß Mann,und Weib und die Kinder von einander seien". Die Familie erhielt eine wöchentliche Geldunterstützung. Den beiden Spitalmeistern wurde in demselben Jahre in Erinnerung gebracht, daß sie ohne Bor wissen und Bewilligung Les Raths niemanden in daS Hospital aufzunehmen hätten. Außer dem Arzt, den da» Hospital aus der Schmiedebergschen Stiftung hatte, wurde l56l noch ein „Balbirer", Max Kahle, „auf Versuchen* al» Arzt angenommen. Wie eng und beschränkt aber die Verhältnisse des Hospital» auch nach dem Neubau noch waren, zeigt ein Fall aus den selben Jahren. 1559 wurde als Hospitalpfarrer ein Leipziger Bürgersohn angestellt, Hieronymus Henning, der lange Zeit DiakonuS in Tangermünde gewesen war. Er trat sein Amt wohl schon als halber Invalid an, kaufte beim Rath für sich und seine Frau mit 400 Gulden, die er sich erspart hatte, eine Leibrente (jährlich 32 Gulden), und machte sich auS, daß nach seinem Tode seine Frau die Hälfte beziehen und außer dem auf Lebenszeit im Hospital Wohnung und Unterhalt haben sollte. Im Jahre darauf zahlte er noch 100 Guldea nach, die ihm nur mit fünf Gulden verzinst werde» und nach seinem Tode an daS Hospital fallen sollten, und dabei wurde ihm versprochen, daß, wenn die Kammer, worin jetzt „die Kernerin" krank liege, frei werde» würde, diese seiner Frau eingeräumt werden solle; auch solle sie „ihr Leben lang an deS Küchenmeister- Tisch gejpeiset und Winterzeit in seiner Stuben, wann dieselbe eingeheizet, bleiben; wann aber des Küchenmeisters Stube Winterzeit nicht gebeizet, soll ihr ein Raum in der Pfründner stuben, darauf ein Tischlein stehen kann, eingeräumet werden, ihrer Gelegenheit nach darinnen zu sein. So soll sie auch gleich den Pfründnern zu dienen nil schuldig sein, sonder» mit Diensten verschonet bleiben." 1561 kommt er aber schon wieder und bettelt, daß ihm, wenn er Schwachheit oder Alters halber sein Amt nicht mehr verwalten könne, auch „ein eigen Stüblein eingegeben werden möchte". Auch da bewilligt ihm noch der Rath: er soll „das Stüblein gegen der Korbknecktkammer über" erhalten, und wenn da» mcht frei ist, soll ihm oder seinem Weibe „ein andres, daS nicht in die Erden gesenkt", gebaut werden. Im nächsten Jahre ist er wirklich aus seinem Amt entlassen und jammert, daß er mit den 37 Gulden, die er außer Essen, Trinken und Wohnung im Hospital habe, nicht auskommen könne. Da erhöbt ihm der Ratb seine „Beizehrung" auf einen Gulden wöchentlich und verspricht ihm, wenn er oder seine Frau sterbe, solle der Ueberlebende wöchentlich einen halben Gulden erhalten. Einen zweiten schweren Schlag erlitt das Hospital im dreißigjährigen Kriege: vor der Belagerung Leipzigs durch Tilly im September 1631 ging es abermals in Flammen auf. Wieder hatte man, um dem Feinde den Angriff zu erschweren, die Vorstädte selbst in Brand gesteckt. Fast dreißig Jahre lang blieb es dann zerstört. Seine Treffbube. Skizze von E. Fahrow (Neuruppin). Liachtiuck t'rdeie». Es war in Monaco. Wirklich und wahrhaftig in Monaco, nicht etwa in einem beliebigen anderen Spielnest, deren es sehr viel mehr giebt, als die Staatspolizei sich träumen läßt. Gerade war der erste Act der herrlichen Oper zu Ende, die man in jenem Jahre, da Verdi noch nicht gestorben war, Wagner zu Ehren gab. Eine deutsche Oper in Monte Carlo — drollig eigentlich! Aber sie spielten und sangen gut, diese Künstler, die ziemlich international zusammengewürfelt waren und doch ein so exactes „Ensemble" zu Stande brachten. Malte Lapplingen, der mecklenburgische Baron, schlenderte auf das Casino zu. Eigentlich konnte man ihn nur ein Barönchen nennen, denn er war überaus klein und „spillerig" und hatte durchaus nichts von einem norddeutschen Recken an sich. Dafür bildete er sich aber ein, „ein höll'schen fixen Kerl", d. h. eine Art Schönheit, zu sein. Gott, häßlich war er ja auch nicht. Er hatte nur so ein bischen was — Unkluges nn Gesicht und trug auch einen so sonderbaren Knebelbart —, im Ganzen hatte Linning Wedell nicht Unrecht gehabt, als sie nach ihrer ersten Bekanntschaft mit ihm damit herausplatzte: „Kinnings, er sieht ja auS, wie der Trefstube!" Nun, Malte Lapplingen hatte diese Schändlichkeit zum Glück nicht vernommen; aber hinter seinem Rücken war sie an ihm sitzen geblieben, so deutlich sogar, daß Mutter Lapplingen sie eines TagxS vernommen hatte. Ihr Söhnchen hatte ihr schon recht viel Aerger und Un bequemlichkeiten bereitet — gleich zuerst bei seiner Geburt, weil er „man so schwach" war, und nachher weiter auf der Schul bank und in seiner kurzen UniversitätSzeit, und endlich daheim auf der mütterlichen Scholle — er war immer und überall „man so schwach". Vor vierzehn Tagen war Mama Lapplingen zu einer der« heiratheten Tochter gereist, um dieser für einige Wochen hilfreich zur Seite zu stehen, während ein neuer Enkel (der siebente) seinen Einzug in diese schöne Welt hielt. Malte war allein zu HauS, daS bedeutete so viel, als daß er eine Dummheit begehen würde. UnbwerNich, er beging oi«. Er hatte schon längst einmal Lust Nieder emr ErhobmMsffe zu mHm, wie ev s»e sich während seiner Studentenjahre mehrfach gegönnt hatte. Andere Sterbliche nannten dergleichen schlechtweg eine Vergnügungs reise; aber Malte litt unter Anderem an der Vorstellung, daß es vornehm und modern für einen jungen Menschen sei, etwas leidend zu sein, Nerven zu haben. Also hatte er Nerven und reiste nach Monaco ab. Er vergaß allerdings, zu Hause seine Adresse anzugeben, ebenso wie er es vergaß, seiner Mama zu schreiben, woher er den Mammon zu dieser Erholungsreise genommen habe. Aber solche Kleinigkeiten störten das Gleichgewicht seiner großen Seele nicht. Er ging also von der Oper hinüber in sein Hotel, holte sich etwas frisches Geld und wanderte in die Spielsäle. Er war abergläubisch, wie alle Spieler. Heute wollte er die reizende Gabriele de Blois, die immer so freundlich lachte, wenn er sie ansprach, um Karten fragen, und auf die Karte wollte er dann setzen — das mußte Glück bringen, das war ja klar. Gabriele war mit einem Bekannten von ihm hier, einem Berliner Assessor, der unverschämt viel Geld und ebenso viel Glück bei den Frauen hatte. — Denen hatte er sich vom ersten Tage ihres Auftauchens, also von vorgestern ab, angeschlossen. Er wußte ungefähr, wann sie dinirten und richtete es so ein, daß er gerade dann auch Appetit hatte. . . . UebrigenS hatte er eigentlich immer Appetit; es „schlug nur nicht an" bei ihm. Richtig, dort im ersten Saal sah er Gabriele's goldgelbe Haarpuffen aufleuchten. Sie saß auf einem der langen Divans und schaute der bunten Menge zu, die da drüben an den Tischen ein so unsinniges Spiel spielte. Mit dem müden Schritt des modernen, vornehmen Jünglings trat Malte heran, verbeugte sich in der vorgeschriebenen auto- matenhaften Manier und sah sogleich wieder das fröhliche Lächeln um Gabriele's Lippen aufzucken. „Lorr soir", sagte sie, „und bonns cbanco! Sie spielen doch?" " „Ach", sagte er kläglich, „nachdem Sie mir soeben Glück wünscht haben, werde ich lieber nicht spielen." „Sehr richtig, das bringt ja Unglück! Verzeihen Sie nur."' „Oh", sagte Malte mit Enthusiasmus, „Ihnen verzeihe ich AlleS!" " Sie lachte hell auf. „Sie sind sehr gütig; aber spielen Sie jetzt nur ruhig, ich bin überzeugt, daß Sie gewinnen — Sie müssen Glück haben!" „Wirklich?" Ah, das trifft sich merkwürdig — gerade heute wollte ich Sie bitten, mir drei Karten zu nennen, ans die ich setzen könnte." Drüben vom Spieltisch her blickte jetzt d:r Assessor zu Gabriele hin. Sie sah, wie «in Ausdruck von verzweifeltem «eraer über sein Gesicht ging, al» er Malte'» ansichtig wurde Dieser zudringliche Mensch verleidete ihm förmlich die lustiges Tage in Monte Carlo! Der Assessor hatte Gabriele längst Malte's Spitznamen verrathen und moquirte sich überhaupt aus jede Weise über ihn. Aber der merkte ja nichts!" Gabriele durchfuhr ein spitzbübischer Gedanke: „Ich will Ihnen etwas sagen, Baron", sprach sie mit ernster Miene, „ich könnte Ihnen wirklich drei Karten nennen, auf die Sie gewinnen müßten; aber heute geht es nicht." „Was geht heute nicht?" „Diese Art von Gewinnen. Man kann das nur bei Boll mond — ich selbst habe auf diese Weise an einem Abend acht undneunzigtausend Francs damit gewonnen." Malte blieb der Mund offen stehen. „Aber — aber — Sie scherzen wohl?" „Es ist mein vollster Ernst. Sehen Sie, Baron, einmal in seinem Leben kann man diese drei mystischen Karten nur benutzen, deshalb hat das Geheimniß für mich nun keinen Werth mehr. Aber ich gebe es auch nicht Jedem preis — nur besonders sympathische Menschen erfahren es von mir." Malte bückte sich rasch und küßte Gabriele's venetianischen Handschuh. „Und — und es wirkt immer?" stieß er heraus. „Unfehlbar! — Nun will ich Ihnen aber einen guten Rath geben — reisen Sie zunächst fort, nach Nizza oder wohin Sie sonst wollen, denn wir haben erst in zehn Tagen Bollmond." „Aber ich kann ja so lange hier bleiben." „Nein, wenn Sie hier bleiben, so verspielen Sie Ihr ganzes Geld bis dahin, und dann nützen Ihnen meine Karten nichts. Sie müssen nämlich mit tausend Francs anfangen." „Tausend Francs — auf eine Karte?" »Ja, ja — mein Gott, sehen Sie verwundert aus! Genau wie der Tr— hm — übrigens, wissen Sie, von wem ich das Ge heimniß habe?" „Don einer Zigeunerin?" Gabriele nickte ernsthaft. — Malte war entzückt. Er hatte das sichere Gefühl, das Glück beim Schopfe zu halten. Miso?" fragte er ganz athemlos vor Spannung — „die KarM?" „Zuerst versprechen Sie mir, heute Abend noch abzureiscn und erst am Tage des Vollmonds zurückzukehren." „Nun denn, wenn es sein muß, ich verspreche es." „Auf Ehrenwort?" „Auf Ehrenwort." „Sie werden sehen, welches Glück Sie haben werden, da Sie so artig sind. Die erste Karte lautet Coeurzehn —" „Coeurzehn", widerholte Malte. „Die zweite Carrraudamr." „Carreaudame." „Die dritte — aber haben Sie auch ein gutes Gedächtnitz?" „Oh, e» geht so an. Sicherlich aber werde ich diese drei Karten doch behalten! Also die dritte lautet?" „Trrffbube!" — Und Gabriele bekam plötzlich einen leichten Hustenanfall. Eine Stunde später befand sich Milte auf dem Wege nach Nizza, und Gabriele dinirte mit ihrem Freund in der ausgelassensten Stimmung der Welt. Zehn Tage danach kehrte Malte nach Monte Carlo zurück. Noch besaß er zweitausend Francs, damit konnte er also heut« Abend achtundneunzigtausend verdienen. Ihr Götter! Eine große Enttäuschung war es ja für ihn, daß Gabriele mit dem Assessor abgereist war — gestern Abend, wie ihm der Portier des Hotels berichtete. Nun, gleichviel. Wenn er seinen großen Gewinn nachher eingesteckt hatte, konnte er immer noch der schönen Gabriele ein Dankgeschenk machen, es ihr nach Paris senden — vielleicht eine Hutnadel von unerhört schönen Brillanten oder dergleichen. Geschwollen vor Erwartung und Sicgesgewißheit, betrat Malte denjenigen Saal, in dem die Kartentische begannen. Eine Weile sah er erst zu, um die Sache einigermaßen zu capiren (was ihm indessen nur mangelhaft gelang), und dann setzte er, sozusagen als Probe, ein paarmal hundert Francs. — Er verlor sie glatt. Doch was konnte ihn das anfechten! Er würde den Herrn Croupiers ja gleich zeigen, was er konnte! „Tausend Francs Coeurzehn!" Er gewann — zwölftausend Francs. „Tausend Francs — nein doch — daS Ganze — lr mssso — auf Carreaudame." Einen Augenblick Pause — er hatte gewonnen. Alles drehte sich um ihn. Er rechnete nicht mehr, er wußte nichts mehr, als daß er noch einmal „la mässe" setzen mußte, diesmal auf — auf Herr Du meines Leben» — wie war e» doch gleich — ach richtig! — „Also auf Piquebube." Er setzte — eine Pause — schwapp! Weg war das Geld« Aber auch-Alles. Rein Alles!! In diesem Augenblick packte ihn eine derbe, kleine Hand am Arm, und Ae die Posaune des jüngsten Gerichts t'önä dis Stimme seiner Mutter in sein Ohr: „So, mein Junging! Und nu komm' Du mol nöit!" Sprachlos, versteinert, folgte er. Mit Stillschweigen übergehen wir die Auseinandersetzung, die hierauf in dem Hotelzimmer erfolgte und worin ein Schubfach des mütterlichen Schreibtisches eine große Rolle spielte. „Wahrhaftig", sagte zum Schluß Mama Lapplingen ver ächtlich. „Du bist so 'n richtigen dallschen Treffbube, wie Linin« Wedell sagt!" „Treffbube!" schrie Malte auf und schlug sich mit beiden Häuften vor die Stirn. „Mutting, es war ja Treffbube! —- o Gott, o Gott!" Frau von Lapplingen starrte einen Moment ihren Sohn entsetzt an. Dann schloß sie ihn liebevoll und nachsichtig in ihr« Arm«: sie glaubte, er sei gehirnftan! geworden. -
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