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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.08.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000811013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900081101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900081101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-11
- Monat1900-08
- Jahr1900
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Amtlicher Theil. Bekanntmachung. ES wird hiermit erneut zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß den Unterosficieren und Mannichaften dienstlich verboten ist: 1) jede Beibringung an Bereinigungen, Versammlungen, Fest lichkeiten, Geldsammlungen, zu der nicht vorher besondere dienstliche Erlaubniß ertheilt ist, L) jede Dritten erkennbar gemachte Bethätigung revolutionärer oder socialdemokratischer Gesinnung, insbesondere durch ent sprechende Ausrufe, Gesänge oder ähnliche Kundgebungen, 3) das Halten und die Verbreitung reoolntionärer oder social demokratischer Schriften, sowie jede Einführung solcher Schriften in Kasernen und sonstige Dienstlokale. Ferner ist sämmtlichen Angehörigen des activen Heere» dienstlich besohlen, von jedem zu ihrer Kenntniß gelangenden Vorhandensein revolutionärer oder socialdemokratischer Schriften in Kasernen oder anderen Dicnstlokalen sosort dienstliche An- zeige zu erstatten. Diese Verbote und Befehle gelten auch für die zu Uebungen eingezogenen und für die zu Kontrolversamm- lungen elnberusenen Personen des BeurlaubtcnstandeS, welche gemäß 8 6 des Militärstrafgesetzbuches und 8 38 L. 1. des Neichs-Militärgesetzes bis zum Ablauf des Tages der Wieder- rntlassung bczw. der Kontrolversammlung den Vorschriften des Militärstrafgesetzbuches unterstehen. Sämmtliche Amtsblätter werd« um Abdruck dieser Bekannt machung ersucht. Dresden, den 9. August 1900. Kriegs-Ministerium. von der Planitz. Bekanntmachung. Es wird hiermit erneut zur allgemeinen Kenntnitz gebracht, daß den Unterosficieren und Mannschaften dienstlich verboten ist, sich auf Veranlassung von Civilpersonen mit dem Vertrieb von Druck werken und Maaren innerhalb von Truppentheilen oder Behörden — seien dies nun ihre eigenen, oder fremde — zu befassen. Den Unterosficieren und Mannschaften ist zugleich befohlen, von jeder seitens einer Civilperson an sie ergehenden Aufforderung zum Vertrieb von Druckwerken oder Maaren ihren Vorgesetzten Meldung zu machen. Sämmtliche Amtsblätter werden um Abdruck dieser Bekannt machung ersucht. Dresden» den 9. August 1900. Kriegs-Ministerium. von der Planitz. Bekanntmachung. Nachdem der Vertrieb von Maaren verschiedenster Art durch Verkauf von sogenannten Gntschcinen (Gutschein-, Hydra- oder Geliahandel) in letzter Zeit auch in unserer Stadt sich bemerkbar gemacht hat, nehmen wir in Verfolg einer Verordnung des König lichen Ministeriums des Innern zu Dresden vom 12. Juni 1900 hiermit anderweit Veranlassung, das kansendc Publikum aus die mit dem Erwerbe der Gutscheine verbundene Gefahr empfindlicher Geldeinbttste» hinzuweisen, die durch die steigende Schwierigkeit des Absatzes der Scheine und deren infolge dessen häufig eintretenden Verfall herbeigesührt werden. Sind die gelieferten Maaren un- brauchbar oder geräth der Geschäftsinhaber, dem die Anzahlungen lange vor Lieferung der Maaren anvertraut werden müssen, in Concurs, so leiden die Käufer gleichfalls Schaden. Es sei übrigens darauf hingewiesen, daß der Weitervertrieb der Gutscheine die damit sich befassenden Personen unter Umständen in die Gefahr des Verstoßes gegen gewisse Strafbestimmungen der Reichsgewerbeordnung bringt, die wir gerade im Hinblick auf den unlauteren Charakter des Gutscheinhandels mit aller gebotenen Strenge anwenden werden. Leipzig, am 9. August 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. Via. 5871. vr. Tröndlin. Donack. Nachdem Las Tauchaer ThorhauS abgebrochen ist, soll der nach Verbreiterung der Arußeren Tauchaerstraße und der Friedrich Liststraße übrig gebliebene Raum mit einer Gesammtsläche von ca. 296 00 gm auf mehrere Jahre vermiethet werden. Ueber die Errichtung von Baulichkeiten bleibt Vereinbarung Vorbehalten. Die Uebernahme des Platzes kann sofort erfolgen. Miethgesuche werden auf dem RathhauS 2. Obergeschoß Zimmer Nr. 20 entgegengenommen. Leipzig, den 10. Juli 1900. Ter Rath der Stadt Leipzig. Id. 3004. vr. Tröndlin. Römer. Bekanntmachung. Wir haben die Brandiser Stratze in Leipzig-Sellerhausen in das Eigenthum und mit Ausnahme der Fußwege auch in die Unterhaltung der Stadtgemeinde übernommen. Leipzig, am 6. August 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 2868. vr. Tröndlin. Etz. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung vom 22. März 1898 geben wir bekannt, daß der Plan D. 9019/R. K. L.. 8458 hinsichtlich der roth eingezeichneten südlichen Baufluchtlinie für das Grundstück „Goldene Sonne" am Ranstädter Steinwege hier nun mehr als rechtsgültig festgestellt zu gelten hat. Leipzig, am 6. August 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 2885. vr. Tröndlin. Ctz. wird der am 14. Februar 1864 in Cölleda geborene Agent Ernst Heinrich Carl Pohlmann, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 8. August 1900. Der Rath der Stadt Leipzig. Armenamt, Abth. I. A.-R. I le, Nr. 934. Hentschel. Teichman». Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebenen Maler- und Anstreicherarbeiten in unserem III. BauinspectionSbrzirk find vergeben worden. Die nicht berücksichtigten Bewerber werden hiermit auS ihren Angeboten entlassen. Leipzig, den 6. August 1900. Des Rath» der Stadt Leipzig u. L. 3266. Dtputatton für das Hochbauwesen. Gewerbe-Kammer Leipzig. Nachdem da- Königliche Ministerium deS Innern beschlossen hat, den geschästSführenden Sekretären der Handels- und Gewrrbrkammern den Titel Syndikus zu verleihen, wird hiermit verordnungsgemäß zur öffentlichen Kennt« niß gebracht, daß der Sekretär der Gewrrbekammer nunmehr den Amtstitel Syndikus führt. Leipzig, am 10. August 1900. Die Gewerbe-Kammer. D. A. Oehler, Vorsitzender. Bekanntmachung. Am 7. dieses Monat- ist der Leichnam eine- unbekannten, nach stehend näher beschriebenen Mannes in der Pleiße in der Nähe des Freibades aufgefunden und an die Anatomie abgeliefert worden. Wir bitten, alle-, waS zur Ermittelung der Persönlichkeit de» Unbekannten beitragen könnte, ungesäumt hier anzuzeigrn. Personbcschreibnng: Alter: etwa 20—25 Jahre; Gestalt: kräftig, untersetzt; Haare: dunkel, kurz geschnitten; Nase: stumpf; Zähne: gesund; Gesicht: voll, rund, Anflug von Schnurrbart. Kleidung: Dunkelbrauner Jacketianzug, weißleinenes Hemd und Chemisett mit Umlegekragen, graue, wollene Strümpfe, Stiefeletten, graue Gummiträger, blau-weißer ShlipS; auch sanden sich bei dem Toten 2 weißleineue Taschentücher gez. mit Nummern 5 und 6 vor. Leipzig, den 9. August 1900. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. IV 3849. Bretschneider. N. Aus Blatt 10820 des Handelsregisters ist heute die Firma Johann Ihle in Leipzig und als deren Inhaber der Delikatessen- Händler Herr Johann Friedrich Fürchtegott Ihle daselbst eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Einlegegeschäst und Delikatessen großhandlung, Matthäikirchhof 27. Leipzig, den 9. August 1900. Königliches Amtsgericht, Abth. II8. Francke, A.-R. Konkursverfahren. DaS Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Gotthelf Schmid, Inhabers des Posamenten- u. Stickerei-Geschäfts unter der Firma: Gotthelf Schmid hier, Grimm. Str. 13, Wohnung: Funkenburgstr. 12, wird, nachdem der in dem Vergleichs termine vom 17. März 1900 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom 17. März 1900 bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Leipzig, den 9. August 1900. Königliches Amtsgericht, Abt. 11^'. Bekannt gemacht durch den GerichtSschreider Exprd. Höhne. (Fortsetzung aus dem Hauptblatte.) — Am Montag haben der türkische Mariueminister und der Vertreter der Firma Krupp in Essen einen Vertrag unterzeichnet, wonach die letztere sich verpflichtet, für die Ausrüstung der Panzerschiffe des Snllans 208 Geschütze modernster Constructioa, sowie zwei Torpedoboot zerstörer gegen die Summe von ca. 15 Millionen Mark zu liefern. Dieser Betrag soll bedeutend höher sein, als der jenige, welchen die englische Firma Armstrong gefordert hatte. In einzelnen englischen Blättern herrscht darüber großer Zorn, und eS wird angedeutet, daß der persönliche Einfluß des deutschen Kaisers den Sultan zu der angeblichen Bevorzugung der deutschen Firma veranlaßt habe. In Wahrheit wird der höhere Preis wohl einer besseren Leistung entsprechen. * Königsberg, 9. August. DaS Schreiben, worin der Minister deS Innern Freiherr v. Rheinbaben dem Magistrat von Königsberg die endgiltige Nichtbestätigung des zum Stadtrath gewählten Direktors vr. Dullo mit- theilte, lautet: Dem Anträge vom 12. Mat er., der Wahl des DirectorS des städtischen statistischen Amte- vr. Dullo zum besoldeten Stadt- rathe meinerseits die Bestätigung zu »rtheilen, nachdem sie von dem Herrn Regierungspräsidenten unter Zustimmung de» Bezirks ausschusses versagt worden ist, vermag ich nicht zu entsprechen. Die Prüfung des Sachverhaltes hat ergeben» daß die Versagung der Bestätigung durchaus gerechtfertigt war. Es muß daher bei ihr bewenden. Die Stadtverordneten von Königsberg beschlossen gestern, den ministeriellen Bescheid auf die Tagesordnung ihrer nächsten Sitzung zu stellen. * Im Wahlkreise Rinteln - Hofgeismar hat eine Der« sammlung deS Bundes der Landwirt he beschlossen, in der bevorstehenden Ersatzwahl zum Reichstage für den konservativen Candidaten zu stimmen. Ueber diese Entscheidung sind die Antisemiten sehr ungehalten, und ihr Berliner Organ schreibt: Der Kreis gehört zum Besitzstände der deutsch-socialen Reform partei, der Bund der Landwirthe war sonach verpflichtet, den Eandidaten dieser Partei, vr. Vogel, zu unterstützen. Indem er die konservative Gegencandidatur unterstützt, be geht er einen Treubruch, der seine Spitze direct gegen den Abgeordneten von Liebermann richtet und dadurch eine besondere politische Bedeutung erhält. Herr von Liebermann ist stet-, auf dem letzten Parteitage in Hamburg noch dazu in osficiellster Form, für rin freundnachbarliches Vrrhältniß zu dem Buude der Landwirthe und den Conjervativen ringetreten. Er hat sogar den Parteivorsitz mit der Begründung niedergelegt, daß e- ihm nicht möglich sei, das Hamburger Mandat durch- zuführen. Jetzt erhält rrdeuDank vom Hause Levetzow- Wangenheim. ch Aus dem Hannoverschen, 9. August. (Wan Ver lag er.) Bor einiger Zeit hatte der Inhaber eines Wander lagers, Kaufmann F. aus Berlin, Hildesheim beglückt. Während der letzten Lage seines Ausverkaufs gab er durch Anschlag am Schaufenster bekannt, daß er am Sonnabend, den 26. Mai, den Ausverkauf bestimmt schließen werde und er Demjenigen 1000 geben wolle, «der ihm Nachweisen könne, 'daß er nach dem Sonn abend noch ein Stück Waare verkaufe. Dieses machte sich damals eine junge Frau zu Nutze, ging am Montag früh hin, verlangte und erhielt ein Täschchen, und forderte dann, da der Verkauf bei Zeugen stattfand, 1000 <-A. Der entsetzte Verkäufer machte Ausflüchte, die Frau ging zur Polizei und diese nahm dem Kauf mann F. nicht nur 40 Wandersteuer für die frisch angefangene Woche ab, sondern stellte gegen ihn auch Strafantrag wegen Ge- werbesteuer-Contravention. Das Hildesheimer Gericht ver- urtheilte ihn gestern auch zu 80 Geldstrafe. Die betreffende Frau ist auf den Weg der Privatklage verwiesen worden. vv. Meiningen, 9- August. Nach dem vom Landtag an genommenen Gesetz vom 9. Februar 1900 erhalten die Lehrer in Stadt und Land im Herzogthum Meiningen neben freier Dienstwohnung bei definitiver Anstellung ein Grundgehalt von 1100 <^, welches nach 30 Dienstjahren bis auf 2200 o/k steigt. Die Städte des Herzogtums zahlen den Lehrern noch sine freiwillig« Ortszulage, die nach 30 Dienst jahren beträgt in den Städten: Meiningen neben 400 Miethsentschädigung 400 in Pößneck 400 Miethsentschä- dig-ung 400 in Saalfeld 350 cÄ Miethsentschädigung 400 Mart, in Sonneberg 400 Miethsentschädigung 200 c-i, in Hildburghausen 300 Miethsentschädigung 400 in Salzungen 300 -/k Miethsentschädigung 400 <^, in Eisfeld 200 L-i Miethsentschädigung 50 c/k. v. Ilmenau,, 9. August. Der Erbgroßherzog von Sachsen- Weimar hat in Begleitung des Ministers des Innern v. Wurmb unsere Stadt besucht und verschiedene Fabriken besichtigt. Er läßt durch Bürgermeister Eckardt für die während seiner An wesenheit kundgsgebenen Zeichen der Liebe und Verehrung herz lichst danken. * Aus Neisse meldet die »Reisser Ztg.": In der letzten Sitzung der Stadtverordneten, zu welcher sämmtliche Magistratsmilglieder, Ehrenbürger und Stadtälteste, sowie Vertreter der Kriegervercine eingeladen und erschienen waren, sprach Stattvcrordnetenvorsteber vr. wocl. Klein dem Stabtsyndicus Hellmann aus Anlaß des Um standes, daß dessen Sohn an Bord S. M. S. „Iltis" bei Be schießung von Taku gefallen sei, daS Beileid der Versammlung ans. Die Versammlung beschloß einstimmig, den Unter- officieren und Mannschaften der Garnison Neisse, welche dem Rufe Sr. Majestät zur Bildung eines Freiwilligencorps für China gefolgt sind, ein Ehrengeschenk von je 50, bez. 30 .L zu bewilligen und die Militärbehörde zu ersuchen, daS Ehrengeschenk an die Mannschaften zu übermitteln. (-) Eoburg, 10. August. (Telegramm.) Der Erb prinz von Hohenlohe-Langenburg, Regent der Herzogthümer Sachsen-Coburg und Gotha hat folgende Proklamation erlassen: „Im Namen des Herzogs! Wir, Ernst, Erbprinz von Hohen« lohe-Langenburg thun hiermit zu wissen, dem Allmächtigen hat es nach seinem unrcforschlichen Rathschlusse gefallen, Herzog Alfred von Sachsen-Coburg-Gotha, Unfern geliebten Schwiegervater, nach jäh riger gesegneter Regierung aus diesem Leben abzuberufen und daS ganze herzogliche Haus, sowie die Bevölkerung des Landes in tiefe und gerechte Trauer zu versetzen. Nach der im herzoglichen Hause bestehenden Erbfolgeordnung, den abgeschlossenen Verträgen und den LandtSgesetzen ist die Regierung auf Herzog Eduard voo Sachsrn-Coburg und Gotha, Herzog von Albany, könig liche Hoheit, Unser Mündel, übergegangen. Kraft Gesetzes vom 15. Juli 1899 sind Wir Erbprinz von Hohenlohe-Langen burg für die Zeit der Minderjährigkeit des Herzogs zur Re» gierungSvrrwesung berufen. Wir werden solche im Namen de» Herzogs nach den Gesetzen des Landes führen, haben auch eidlich angrlobt, die Verfassung gewissenhaft zu beobachten und kräftig zu schützen. Wir werden Unsere ganze Kraft diesem Un» anvertrauten Amt widmen Recht und Gerechtigkeit üben und die Wohlfahrt deS Laube», wo Wir können, fördern. Wir werden treu zu Kaiser und Reich stehen in der Ueberzeugung, daß die friedliche Entwickelung des Lande» durch die Einheit und Kraft de» Landes bedingt werde. Wir bitten Gott um seinen gnädigen Beistand, damit e» Uns gelinge, die Rrgierungsverwesung so zu führen, daß der Herzog bei dereinstiger Uebernahme der Regierung die Erfüllung seiner hohen Pflichten allerwegs erleichtert finde. Demnächst versehen Wir uns aber auch von allen öffentlichen Beamten, geistlichen und weltlichen Dienern, welche Wir in ihren Aemtern hiermit bestätigen, sowie überhaupt von allen Angehörigen de- Lande», daß sie in der Treue und dem Gehorsam gegen ihren rechtmäßigen Landesherren und Un», solange Wir an dessen Statt die Regierung verwalten, bestehen und Uns nach Kräften bei der Erfüllung der Pflichten unterstützen werden. Ernst Erbprinz von Hohenlohe-Langenburg gegengez. von Strenge. Frankreich. vom internationalen Stnventen-Congrctz Aus Paris, 8. August, wird der „Köln. Ztg." berichtet: Der Kongreß-Ausschuß der Pariser Studentenschaft hat für die zum internationalen Studenten-Congreß erschienenen elsaß- lothringischen Studenten der Straßburger Universität die Frage ihrer Nationalität im Handum drehen gelöst, indem er sie einfach unter die französischen Pro vinzstudenten steckte. In das Politische dieser jungen Köpfe übersetzt, heißt dies, daß nicht die wirkliche Staatsangehörigkeit, sondern die Nationalität als politische Rechts- und Rassenfrage den Maßstab für die Eintheilung und Abzählung des Kongresses und seiner Theilnehmer nach Nationalitäten abgcbe. Und die elsaß-lothringischen Musensöhne haben dafür, für die französische Nationalität an der Seite ihrer französischen Kommilitonen, optirt. wie stets die Renegaten optiren. Sie wollen in Paris noch fran zösischer sein, als die Urfranzosen. Ueber die Nationalität der Elsaß-Lothringer auf dem Kongreß entschied also der politische Wunschzettel. Anders wurde es gehandhabt mit den slawischen Kommilitonen aus Rußland und Oesterreich. Jede Nation, hieß es, sollte einen Vicepräsidenten haben. Nun waren aber neben den Russen aus Moskau und Petersburg auch Finländer aus Helsingfors, neben den Oesterreichern aus Wien auch Polen aus Lemberg und Tschechen aus Prag erschienen. Sollten auch sie wie die Straßburger ihre Nationalität verleugnen und sich als Russen und Oesterreicher zählen lassen? Die Sache wurde heikel und der Tumult groß. Schließlich trug hier aber die Stimme und Forderung des nationalen Bewußtseins über die der politi schen Wirklichkeit den Sieg davon. Die Polen, Tschechen und Finländer erhielten als eigene Nationalitäten auch ihren eigenen Viceprosidenten. Dann ging der Kongreß an seine Arbeit. Er wußte zwar nicht, worin sie bestehen sollte, außer dem Feste feiern. Und darüber ging der Tumult von Neuem los, noch ärger, als vorher und derart, daß auf ein Haar der ganze Kon greß auseinandergelaufen wäre. Die französischen Provinz vertretungen behaupteten nämlich, der Kongreß habe eigentlich gar keinen Zweck. Was man denn zusammen wolle? Darauf erwiderten die Pariser, daß 1898 auf den internationalen Studentencongreß der internationale Studentenbund b!oräg, kratrss gegründet worden sei, und dies der zweite Kongreß des Bundes sei, der nur seinen Zweck, den großen Völkerfrieden und die Verbrüderung der Studenten aller Länder untereinander, und seine Satzungen zu berathen habe, und sie, die Pariser, hätten im Auftrage der Bundesleitung die Veranstaltung des Kongresses übernommen. Da kamen sie aber schön an. „0!oräa tralres'' tzu'sst-ea qus c'est qus cota? Was geht uns Euer Bund an? erklärten ihnen die Provinzler. Wir sind 1898 in Turin nicht dabei gewesen, und ihr habt uns zu einem allge meinen internationalen Studentencongreß eingcladen, aber nicht zu eurem Bundescongreß. Zum Kuckuck also mit euren „tüorcka kratres!" Wir wollen einen allgemeinen internationalen Kongreß und nichts von Bund! Zwei Stunden schlug man sich hierüber in einer Redeschlacht, daß allen Anwesenden Hören und Sehen verging, und dann, da eine Einigung unmöglich schien und bereits die Einen gegen die Anderen höhnten, trennte man sich, die „Oorcka tiatres' in einen, die „Wilden" in einen anderen Saal. Schließlich kam der „Generalrath" jener mit einem Vermittelungsvorschlage: Um 9 Uhr Vormittags beginnt der Bund „Oorärr kratro8" seinen Kongreß und tagt allein bis 10 Uhr. Dann beginnt um 10 Uhr ein zweiter Kongreß, an dem Alle theilnehmen. Jener ist der internationale Bundes- studenten-Congreß, dieser der internationale Studentencongreß ohne Bund. Die Feste aber feiern sie Beide zusammen. Und das ist die Hauptsache. Was sie zusammen berathen werden, wissen sie noch nicht und brauchen sie auch noch nicht zu wissen. Denn das ist Nebensache. Svanierr. KarltftischeS. * Madrid, 10. August. (Telegramm.) Die Regierung erklärt die Meldung, daß sich in den baskischen Provinzen karlistische Agitationen bemerkbar machen, für un begründet. Großbritannien. * London, 10. August. (Telegramm.) Der Lord-Ober« richter Rüssel of Killowen ist gestorben. Rußland. * Petersburg, 10. August. (Telegramm.) Fürst Valerian ObolenSky-NeledinSky-MeletSky wurde zum Gehilfen deS Ministers deS Auswärtigen ernannt. Marine. v. Kiel, 9. August. Seit reichlich zwei Monaten liegen zwei Schiffe der türkischen Kriegsmarine im Hafen, Afsar- i-Tewfik", der auf der Germaniawerft umgebaut werden soll, und „Jsmidt", der ihm Gesellschaft leistet. Jedem Besucher Kiels fallen diese Schiffe schon wegen ihres Alters und ihrer Bauart auf. Aber nicht nur sind die Schiffe alt und unmodern, sie sind auch das Gegentheil von blitzblank, und die Mannschaft gehört schon zum großen Theil einer älteren Gene ration an. Sei dem, wie ihm wolle, die Matrosen halten sich sehr zurück, machen keinen Krawall, betrinken sich nicht und leben, wie ihr Koran eS ihnen vorschreibt. Der Kommandant des ^ouillotsn. Ein origineller Lußprediger vor zweihundert Jahren. Bon Dr. A. Schröder. Zu einer Zeit, wo sich unsere deutschen Lande nur mühsam wieder aufrichteten von den fürchterlichen Schlägen des Dreißig jährigen Krieges, also etwa vor zweihundert Jahren, lebte und wirkte in Norddeutschland ein Mann, der noch heute wegen seiner einzigartigen Originalität nicht ganz vergessen ist, der Prediger Jacobus Sackmann. Ein schlichter Landpfarrer in Limmer bei Hannover, ward er bald weit über sein Dorf hinaus bekannt, von Vielen verehrt, von Manchen gefürchtet. Sein kirchlicher Vorgesetzter, Generalsuperintendent Böhmer, lobt in einem aus führlichen Zeugniß Sackmann's guten Wandel und seelsorge risches Geschick, „obgleich dem äußeren Ansehen nach zum Oefteren thörichte Predigten" von ihm gehalten würden, die aber dennoch nicht ohne erbaulichen Gehalt seien. Und so war eS auch. Eine rücksichtslose Natürlichkeit und Derbheit, eine Offen heit, mit der auch dem Höchstgestellten gründlich die Wahrheit gesagt wurde, ein scharfer Blick für politische und sociale Schäden — dies Alles auf der Kanzel volkstümlich verarbeitet, machte den Landpastor schon seiner Zeit außerordentlich inter essant. Dazu kam die merkwürdige Gepflogenheit, wonach sich Sackmann in seinen Reden zumeist der kräftigen, niedersächsischen Mundart bediente; allerdings ging er in Augenblicken, die ihn besonders feierlich dünkten, ganz unvermittelt ins Hochdeutsche über, um dann über kurz oder lang wieder in den gewohnten Volkston zu verfallen. Selbst in Leichnereden verwob er gern launige Geschichten, und mit behaglicher Breite malte er seinen Zuhörern allerhand komische Situationen au» dem Leben des Verstorbenen deutlich au». Ganz köstlich in diesem Sinne ist Gackmann'il Rede am Sarg, seine» getreuen Schulmeister» Michel Wichmann. Da wird einer Episode gedacht, wo der Ver storbene einmal in eine große Wirthshausrauferei verwickelt war, und wie dann der Pastor hinzukam. „Eck vergete (vergesse) et mien Dage nich, et was up en Sonndag Laetare des Abends, als eck miene leste Piepe Toback smökede un mienen Stummel ewen wegleggen und mit miener lieben HauSehre zu Bette gehen wollte, da Word en Geschricht im Hufe: De Schaulmester un Kasten Dakstein Wullen enanner im Krauge umbringen. Eck smeet glieck mienen Priesterrock ower, damet se mehr Respect vor meck Hedden, un ging so as eck was (wie ich war) na dem Krauge." Als dort seine Anrede an die Raufenden vodiseum" unbeachtet geblieben sei, habe er's auf Hebräisch ge rufen: »Sotialom Weda";, nun sei der Schulmeister stutzig ge worden, denn „so »unn he endlig wol denken, dat et keiner anners, as de Herr Pastor sien kiinne". ES sei ihm, dem Pfarrer, dann gelungen, die Wüthenden auseinander zu bringen; schließlich habe er den Schulmeister mit den Worten getröstet: „gaht na Hus un lat jue Fru jük dat Blood afwaschen, awrr deck, hane- beukenen Runks (dem Gegner deS Schulmeisters), will eck up den Sonndag de Preddigt lesen!" Gegen Ende dieser originellen Leichenpredigt kommt Sackmann ganz inS Hochdeutsche; er weist auf die großen Verdienste deS Entschlafenen hin, die er sich um die Gemeinde erworben habe, und schließt endlich: „So tröste dich damit, daß ich, dein Oberhirte, der eS doch wohl am besten verstehen muß, das Zeugniß able^e: Michel Wichmann ist nächst dem Pastor der nützlichste Mann im ganzen Dorfe gewesen." Ein ander Mal warnt er in einer Traurede vor allzugroßem Hochzeitslärm: „Wert jü noch wol, wo et up KaSpar Tielmann'S fiener Hochtied herging? O, wanne, wanne! wat was da vor en Tostand! (Zustand) Da hadden se den Speel-Lüden den Feddelbogen mit Talg insmäret." . . . „Awer dat gas en Freien vor usen Amtmann! Denn se flögen seck enanner de Köppe grulig entwei, dat dat Blaut dicke umher flöt." ... So und ähnlich verstand eS Sackmann, seine Zuhörer zu interessiren. Nicht zum Mindesten waren e» derbe Citate, mit denen er zu packen wußte. Dabei legte er keinen Werth darauf, eine engere Auswahl derselben zu treffen, sondern wa» ihm gerade einfiel, das brachte er. Seine Neider und Gegner nahmen an manchem Anstoß, so z. B. an dem Verse: „Tenterleni, Teuterlenr, hast du kein Bier, so trinke Covent." (Ein minderwerthiges Bier.) In Wortspielen war er groß; hieß einer Ostermayer, dann konnte er darauf gefaßt sein, gelegentlich als Ochsenmeyer abgrkanzelt zu werden. Schalt Sackmann von der Kanzel her seine sündhaften Zuhörer in gewohnter Weise aus, dann blieb feine Körperhaltung keinen Augenblick ruhig; wegen seines heftigen Gestikulirens bekam er 1705 sogar einen Consistorial- verweis. Mit Vorliebe verflocht er eigene Erlebnisse in die Predigt, zuweilen solch' humoristische, daß man lachen mußte. Ergötzlich plaudert er einmal von seiner Examensangst, aber ein guter „Puderhahn" und die Liebenswürdigkeit des RectorS hätten ihn glücklich in die Sekunda gebracht, bis zu welcher Staffel ihn augenscheinlich der häusliche Unterricht des Vaters vorbereitet hatte. Da Sackmann auch alle wichtigeren Zeitereignisse in seine Reden verwob, und manchmal recht drastisch und anzüglich sogar gewisse höfische Verhältnisse erwähnte, so wurde ihm scharf aufgepaßt, und viele Klagen fanden ihren Weg zum Konsistorium. Letzteres bewog ihn im Jahre 1710 zu dem schriftlichen Ver sprechen, „künftighin mit allem Fleiß sich hüten zu wollen, keine weltlichen Historien noch dergleichen Dinge, die andere Leute außerhalb seiner Gemeinde betreffen, vorzubringen." Aber der eifrige Landpastor konnte oder wollte von seiner schroffen Art auf die Dauer nicht ablassen. In einer Predigt über die Leine weber polterte er gegen die vielen Diebereien, die in diesem Hand werk schon vorgekommen seien: „Der Satan aber gedenket euch ewig arm zu machen, ja er wird euch auS dem etwa zurück behaltenen Garne Stricke und Bande machen.". . . Darob fühlten sich natürlich die Leineweber beleidigt und beschwerten sich über „zu häufig injurieuse" Reden. Andere Leute zeigten bei dieser Gelegenheit gleich mit an, der Pastor habe nur ganz unregel mäßig in letzter Zeit Gottesdienst gehalten, das Evangelium ver nachlässigt u. s. w. Diesen Beschuldigungen gegenüber ver- theidigte sich der siebzigjährige Pfarrer mit einer geharnischten Denkschrift voll jugendlicher Frische. In bitteren Klagen weist er auf die Verstocktheit vieler Gememdeglieder hin; schwere Sündenregister" werden den betreffenden Angebern vorgehalten, und zornig klingt der Weheruf hindurch: „O Limmer, Limmer, hätt' ich dich gesehen nimmer!" Eine freudige Genugtuung war es für den alten Mann, daß sich den erhobenen Vorwürfen gegen über eine recht stattliche Anzahl von Beichtkindern zusammcn- that und ihren Pfarrer in einer Jnterventionsschrift energisch in Schutz nahm. So kam der Angefeindete auch diesmal mit einem blauen Auge davon. Daß Sackmann übrigens je nach der Bildungsstufe seiner Zuhörer zu reden verstand, zeigt eine hübsche Anekdote, die über ihn berichtet wird. H. Mohrmann, dessen vortrefflicher, acten- mäßiger Biographie über dieses Pastorenoriginal wir auch sonst das Meiste verdanken, erzählt nämlich Folgendes: Die Kur fürstin Sophie von Hannover hatte den eigenartigen Prediger zu sich entboten und in ihrer Schlosskirche einen Gottesdienst ab halten lassen. Da die hohe Dame nichts Auffallendes in der Predigtweise fand, so fragte sie, ob Sackmann in seiner Dorf kirche auch so rede. „O nein, gnädigste Landesmutter", war die schlagfertige Antwort, „wie würden mich meine armen Schafe verstehen, wenn ich nicht anders predigen wollte? Mit den Ein fältigen muß ich einfältig reden, wofern ich ihnen nützen will." Wie sehr dieser Sonderling auch äußerlich auf kirchliche Ord nung hielt, dafür nur noch ein Beispiel. Ein Advocat blieb während des Gebets und der Verlesung ruhig sitzen und zog die Schnupftabaksdose. Sackmann unterbrach sich sofort und rief laut: „Snüffler, gieb Gottes Wort die Ehre und hebe Dich!" Als diese und eine wiederholte Aufforderung ohne Erfolg blieben, wandte sich der nicht im Geringsten verblüffte Pfarrer an zwei Kirchenväter: „Hans un> Kord, komet doch un helpet mie den Sniiffjer dort mal vom Platze, damit he weit (weiß), dat he in der Kerke iS!" Trotz seiner vielen Schrullen hat es Sackmann innerlich wirklich ernst mit seinem Amte genommen. Seiner warm herzigen Nächstenliebe setzte er ein schönes Denkmal, indem er sein ganzes Hab und Gut armen Leuten vermachte. Hochbetagt starb er 1718 zu Limmer, wo er Jahrzehnte lang in feiner eigenen Weise treulich gewirkt hatte.
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