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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000824011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900082401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900082401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-24
- Monat1900-08
- Jahr1900
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wurden, len und r^evelun nominell, I-Ullß 2U Ion, und er ss eillSll «t« »uk Is solake «a, »eßen. des Kaffees >. 1,40 1,60 . 1.80 . 2,— . Nervosität, Sen: 1 1,50 1,— - 1,— - 0,50 - d 2,60 . 1,60 . 1,— . 2.80 . 2,50 . 2,20 - 2,50 . ) ids halte ich »nähme bei raße 1, Ke. t«tndutt, ;tt1»«r öl-8. 'rein im 6e- Id xesLlrev). nliselie. srllvl»«». deaux. TrutbShnr, rauhen. tiick -4.-. .'gönnen und e Notirnngea jner >st«r Qualität l». » 87, ken, Keulen rieanheaur, f. Bratfleisch ' bereits be tt billigst, linse. I u. s. w. IM. l. MU W LchM Wkblatt mi> AWM bir. -1A, Fmtliji, A. AiMst 1888. WorW-MM Amtlicher^ Theil. Postverkehr in Leipzig während der Meßsonntage. An den Sonntagen der MichaeliSmefte wird der Postdienst im Innern Stadtgebiete von Leipzig in dem nachbezrtchneten Um sange wahrgenommen: L. vesteNbienft: Am 2K. August findet die Brief-, Geld- und Packetbestellung wie an anderen Sonntagen einmal (Vormittags) statt Nachmittags werden ans den für den Mcszverkehr bestimmten Straßen und Plätzen Packele bestellt. Am 2. Sevtembcr werden die gewöhnlichen und ein geschriebenen Briessendnngcn sechsmal abgetragen; der letzte Bkilellgang beginnt 5 Uhr Nachm. ttteldbriefe und Postan weisungen gelangen Bormittags wie an Werktagen ^ur Bestellung; 'Nachmittags werden sie von 2'/z Uhr ab auf den für den Metz- verlehr bestimmten Straßen und Plätzen abgetragen. Die Packetbestellung findet BormittagS statt. Am 9. und lk. September wird der Bestelldienst allenthalben wie an gewöhnlichen Sonntagen (einmal, Vormittags) verrichtet. 2. Tienststunden für den Berkehr mit dem Publicum: Bei den Postämtern 1 (Augustusplatz) und 13 (Poststrabe) werden die Schalter an allen vier Meßionntagen von 7 bis 9 Uhr Vorm. und ll bis 1 Uhr Mittags geöffnet sein. Bei den übrige» Postanstalte» in Leipzig findet eine (-»Weiterung des Bestell- oder Schalterdienstes an den in die Messe fallenden Sonntagen nicht statt. Leipzig, 21. August 1900. Kaiserliche Lber-Postdirection. , Röhrig. Bekanntmachung. Während der dieSlährigen MtchaeliSmcsse werden aa den Leiden Sonntagen, am 2V. dieses und am 2. künftigen Monats, die Geschäitsräume des unterzeichneten HanPtzollamteS sammt der hauptamtlichen ZollabscrtigungSstclle sowie die hiesigen Zollabscrtignngsstellcn am Dresdner, Bayerischen und Ber liner Bahnhöfe BormittagS von 16—12 Uhr, die Zollabfertigungsstelle am Bahnhose Plagwitz-Lindenau für den Eisenbahngüterverkehr BormittagS von 10—12 Uhr und für Postsendungen außerdem noch von Mittags 12 bis Nachmittags 1 Uhr, die ZollabscrtignngSstclle für Postgüter (Stephanstraße 2) aber blos von Vormittags 11 bis Nachmittags 1 Uhr unbeschränkt offcngchalten werden. Leipzig, am 21. August 1900. königliches Hauptzollamt 1. Weicker. R. Ausschreibung. Für den Neubau zweier Gebäude für Einquartierungszwecke in der Flur Möckern sollen: 1) die Asphaltarbeiteu und Holzcementbedachung, 2) die Ziinmerarbeite», 3) die Schmiedearbeiten, 4) die Klrmpncrarbciten, 5) die VlitzablcitnngSarbeiten vergeben werden. Die Bedingungen und Arbcitsverzeichnisse, sowie die Pläne können beim Hochbau-Amte, Rathbaus, 2ies Obergeschoß, Zimmer Nr. 6, eingeieden oder gegen Porto- und bestellgeldsreie Einsendung von 0,50 zu 1, 4 und 5, 0,25 zu 3 und 3,00 zu 2, die auch in Briefmarken erlegt werden können, bezogen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Asphaltarbetten und Holzcementbedachung bezw. Zimmer arbeiten pp. für EmquarttrungShäuscr" versehen, bis zum 30. August 1900, Vormittags 10 Uhr, an oben genannte Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung vor. Leipzig, den 23. August 1900. Des NathS der Stadt Leipzig Deputation für das Hochbauwesen. Königreich Lachsen. Die vorliegende Nummer enthält an anderer Stelle noch folgende unter diese Rubrik fallende Sonderartikel: Ortskrankencasse. — Witterungsverlauf im Monat Juli 1900. — Nachweis der Be- völkerungsvorgänge in Leipzig im Monat Juli 1900. — Gerichts- Verhandlungen (Kgl. Landgericht und Kgl. Schöffengericht Leipzig). -8- Leipzig, 23. August. Heute Nachmittag wurde der königlich sächsische Obermedicinalrath und Hofrath vr. meä. Ernst Adolf Berger auf dem Johannisfriedhofe zur ewigen Ruhe bestattet. Die Trauerfeier fand in der Parentations- halle statt. Hier versammelten sich um den Sarkophag, den die Liebe mit einer fast unendlichen Fülle von Palmen, Kränzen und Blumen bedeckt hatte, mit den trauernden Angehörigen zahl reiche Vertreter des Aerzte- und Richterstandes unserer Stadt, eine Abordnung des Universitäts-Sängervereins zu St. Pauli, sowie sonstige Freunde und Bekannte des Verewigten. Wir bemerkten u. A. die Herren Oberstaatsanwalt Oberjustizrath Häntzschel, Oberamtsrichter Kranichfeld, Professor Or. Hennig, Gerichtsarzt vr. Thümmler und Steuer director Hoffmann. Erhebender Paulinergesang leitete den Traueract ein. Dann entwarf Herr Pfarrer v. Hartung von der Peterskirche ein Lebens- und Charakterbild von dem Verewigten und schilderte insbesondere seine treue, unermüdliche Arbeit im Dienste seiner Wissenschaft und seines Berufes. Ge bet und Gesang beschlossen die Trauerfeier, worauf die Ueber- führung der irdischen Hülle nach der dritten Abtheilung des Friedhofes und dort die Beisetzung erfolgte. * Leipzig, 23. August. Am heutigen Tage verstarb Hier selbst der der Director der Leipziger Dllnger-Export-Actien-Ge- sellschaft, Herr Guido Victor Sauer, in seinem 64. Lebens jahre. Der Genannte hat sich durch sein Wirken auf verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens Verdienste erworben, die seinem Namen ein bleibendes Andenken sichern. So war er in früheren Jahren lebhaft für die Entwickelung in der Südvorstadt thätig, namentlich auch im Stadtverordneten-Collegium, dem er längere Zeit als Mitglied angehörte. Weiter ist seiner hervorragenden Wirksamkeit in der Fuhrwerks-Becufsgenoflenschaft zu gedenken, deren Vorsitzender für die Section Leipzig er lange Jahre hin durch gewesen ist. Seine Hauptthätigkeit widmete er jedoch der Leipziger Diinger-Export-ActienrGesellschaft, welches Unter nehmen er unter oft schwierigen Verhältnissen zu leiten hatte. Sein Hinscheiden wird deshalb vielfach beklagt werden. — Auf die im amtlichen Theile der heutigen Nummer ent haltene Bekanntmachung, den Dienst der P o st a n st a l t e n und Zollabfertigungsstellen an den bevorstehenden Meßsonntagen betreffend, sei hiermit aufmerksam ge macht. * Leipzig, 23. August. Der Könighat dem Postverwalter Leubokdin Taucha das Albrechtskreuz, sowie dem Briefträger Haferkorn in Leisnig und den Postschaffnern Bauer, Schnelle und Lippert, sämmtlich in Leipzig, das Allge meine Ehrenzeichen verliehen. -8- Leipzig, 23. August. Das königliche Ministerium des Innern hat den Nachgenannten das tragbare Ehren zeichen für Treue in der Arbeit verliehen, und zwar den Herren Zimmerpolieren Friedrich Hermann Beyer und Heinrich Theodor Kraust, Zimmerleuten Johann Wilhelm Otto Kühne und Johann Karl Müller, sämmtlich bei Herrn Baumeister Julius Steib in Leipzig-Lindenau beschäftigt, so wie dem Cigarrensortirer Herrn Johann Traugott Moritz F e st in der Cigarrenfabrik von H. W. S ch ö t t l e r in Leipzig. Die Ehrenzeichen wurden den Beliehenen heute an Rathsstelle durch Herrn Bürgermeister vr. Dittrich unter Ansprache und in Gegenwart ihrer Herren Principale ausgehändigt. -8- Leipzig, 23. August. Der Rath hat eine größere Zahl der vom kaiserlichen Gesundheitsamte bearbeiteten Tuber kulose-Merkblätter bezogen, die unentgeltlich an Einwohner unserer Stadt abgegeben werden, und zwar durch sämmtliche Polizeiwachen, durch die Rathswache, durch die beiden Sanitätswachen und durch das Gesundheitsamt, Georgen- halle, Brühl 80. Auf dem Tuberkulose-Merkblatt werden kurz und verständlich folgende Fragen erörtert: n Was ist die Tuberkulose? p. Wie erfolgt die Ansteckung? c. Wie schützt man sich vor Tuberkulose? ck. Rathschläge für besonders ge fährdete Personen und e. Rathschläge für erkrankte Personen. -8- Leipzig, 23. August. Nach mehreren Jahren findet wieder Mittwoch, den 19. September d. I., in Mainz eine Generalversammlung des Verbandes deutscher Gewerbegerichte statt, zu der dem Ver nehmen nach aus allen Theilen Deutschlands zahlreiche An meldungen eingcgangen sind und auf der auch die Stadt Leipzig vertreten sein wird. Auf der Tagesordnung stehen verschiedene Vorträge, die schwierige, durch das Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches aufgetauchte Fragen des Arbeits vertrages zum Gegenstände haben. Es werden referiren über Verbot der Aufrechnung bei Lohnforderungen und Zurück behaltungsrecht (B. G.-B. 88 273, 394; G.-O. 8-8 115, 117) Stadtrath I)r. W a g l e r - Leipzig und Rechtsrath F. Wag ner-Nürnberg; Proceßfähigkeit der Minderjährigen (B. G.-B. 8 113, C.-P.-O. 8 61) Stadtschultheiß Dr. Harten st ein- Ludwigsburg; Vergütung bei kurzer Behinderung (B. G.-B. 8 616) Rechtsanwalt Fröhlich-Köln; die Ansprüche der Parteien bei Lösung ohne Einhaltung der Kündigungsfrist (B. G.-B. H8 615, 628, sowie 326) Gewerberichter Sigel- Stuttgart. — Dann folgen weitere Vorträge über: Abände rungsvorschläge zum Gewerbegerichts-Gesetz, Referenten Rechts anwalt T r i m b o r n - Köln und Bürgermeister Heinrich- Wald (Solingen); das Gesetz vom 30. Juni 1900, betreffend Abänderung der Gewerbeordnung, Referent Stadtrath Cuno- Königsberg i. P.; die Arbeitsordnung, Referent Dr. Czima- t i s - Solingen, und die Nothwendigkeit schriftlicher Vertrags abschlüsse vor Beginn der Arbeit, Referent Gewerberichter Helffenstein-Neustadt a. H. — Ueberdies wird sich die Verbandsversammlung neue Statuten geben. 2. Leipzig, 23. August. Herr OberstvonSchweinitz, Commandeur des 107. Regiments, hat dem königl. sächs. Mili- tärverein „ 107 er" zur Erinnerungsfeier an den Gedenktag der 30jährigen Wiederkehr der Schlacht von St. Privat-Grave- lotte eine künstlerisch ausgefllhrte colorirte Abbildung der drei Bataillonsfahnen des 107. Regiments gestiftet und damit allen Vereinsmitgliedern, besonders aber denen, welche diese Fahnen vor 30 Jahren zum Siege vorangetragen haben, eine große Freude bereitet. — Da vorerst noch nicht abzusehen ist, wann ein officielles vollständiges Verzeichniß der deutschen Prämiirten der Pa riser Weltausstellung vorliegen wird, geben wir einst weilen die folgenden uns aus unserem Leserkreise zugegangenen kurzen Mittheilungen über erfolgte Auszeichnungen wieder. — Die Elektricitätsgesellschaft Hansen in Leipzig erhielt die goldene Medaille für Bogenlampen für geringe Stromstärken mit kleiner Glocke. — Karl Krause, Ma schinenfabrik, erhielt den „Großen Preis", sowie die goldene Medaille. — Das neue patentirte Gravirversahren „Elektro» gravüre" wurde mit drei Medaillen, zwei goldenen und einer silbernen, prämiirt. — Die Firma Heine <L Co., Leipzig, erhielt in Gruppe VLI der Sammelausstellung der deutschen chemischen Industrie den „Großen Preis". — Die Frei herrlich von Tucher'sche Brauerei, Aktien- Gesellschaft in Nürnberg, welche ihre Biere auf der Pariser Weltausstellung in dem nächst dem Eiffelthurme be- legenen Restaurant „Guibout Toliffac", sowie in sämmtlichen „Bars Automatiques" der Ausstellung, ferner in den Expreß* bars auf den Boulevards, sowie in verschiedenen großen Restau rants im Centrum von Paris zum Ausschank bringt, ist mit der goldenen Medaille prämiirt worden. — Die Firma Louis LH. Loewenstein in Berlin erhielt in Elaste 16 (Chirurgie) die goldene Medaille für die ausgestellten Dilatoren nach Privatdocent vr. A. K o l l m a n n - Leipzig und Krystoskope nach Professor Max Nitze. ** Leipzig, 23. August. Die Hundesteuer erbrachte im vergangenen Jahre in unserer Stadt den Betrag von 118 878,75 L'/k, das sind 2275,39 mehr als im Jahre 1898. An Marken gelangten zur Verausgabung 4953 Stück zu 20 für Luxushunde, 1075 Stück zu 10 für Wach- und Zughunde, 1242 Stück zu verschiedenen Sätzen, 1613 Stück für junge Hunde, 244 Stück für hierher gebrachte, an anderen Orten Sachsens schon versteuerte Hunde, 92 Stück unentgeltlich, das sind zusammen 9219 Marken. Außerdem wurden 251 Duplicatmarken ausgegeben. */* Leipzig, 23. August. (Arbeiterbewegung.) Eine gestern im „Römischen Hofe" abgehaltene, von 60 Personen be suchte Versammlung der in den Brauereien, den F l a s ch e n b i e r g e s ch ä f t e n und den Mineral wasserfabriken beschäftigten Arbeiter nahm die Antworten auf die an die Arbeitgebervereinigungen gerichteten Forderungen, die zehnstündige Arbeitszeit einzuführen, den jetzt bezahlten Lohn aller Arbeiter und Arbeiterinnen um drei Mark pro Woche zu erhöhen u. s. w., entgegen. Die hierzu ein gesetzte Commission berichtete, die Antworten seien bis zum 12. August erbeten Worden, damit vom 20. August ab nach den neuen Arbeitsbedingungen hätte gearbeitet werden können. Der Verband der Brauereibesitzer und der Verein der Mineralwasser fabrikanten hätten ablehnend geantwortet, während von dem Verein der Faß- und Flaschenbierhändler eine Antwort über haupt nicht eingegangen sei. Dem Vorschläge der Commission entsprechend, nahmen die Versammelten eine Resolution an, in der sie erklärten, sie würden mit Rücksicht auf die vorgeschrittene Jahreszeit und auf die noch schwache Organisation der hierbei in Frage kommenden Arbeiter in diesem Jahre von weiteren Schritten absehen, und in der sie sich verpflichteten, die Organi sation zu stärken, damit im nächsten Jahre zu «igneter Zeit die Forderungen den Arbeitgebern von Neuem Mgelegt werden könnten. ff In der Brllderstraße wurde ein 48 Jahre alter Hand arbeiter von seinem Pferde gegen ein Haus gedrückt, wobei der Mann eine derartige Quetschung der Brust erlitt, daß er sofortige Hilfe in Anspruch nehmen mußte. — In einem größeren Fabriketablissement in Plagwitz gerieth gestern der Arbeiter Paul während der Arbeit mit beiden Händen in das Getriebe einer im Gange befindlichen Maschine, wobei dem jungen Manne mehrere Gliedmaßen abgequetscht wurden. — Eine schwere Verstauchung des rechten Fußes erlitt ein 23 Jahre alter Fleischergeselle aus Volkmarsdorf da- LsuNletoiI. Der Herr Assessor. ErzählungausdemLcbeneinerkleinenStadt. Von -I)r. Gustav Kleinert- Iserlohn. Nachdruck vrrbotea. IV. Ein Casinoausslug nach Küssingen. „Du mußt einen Ausflug nach Küssingen arrang-iren", sagte Frau Oberlehrer Blauberg noch an demselben Abend zu ihrem "Minne, der Vergnügungsdirector der Gesellschaft Casino war, „bis zum nächsten Casinoball können die jungen Mädchen wirklich nicht warten, ehe -sie den Assessor Wellhof kennen lernen. Du wirst Dir damit allseitig ein Verdienst erwerben." Und so geschah es. Am nächsten Mittwoch Nachmittag drei Uhr fuhren zwei Leiterwagen am Casino vor, wo sich die jungen Mädchen, die unter der Obhut der Frau Oberlehrer Blauberg den Ausflug mitmachen wollten, bereits versammelt hatten. Dem Herrn Assessor war am Mittag, vorher beim Frühschoppen, dieser Ausflug derartig nahegelegt worden, daß er demselben nicht ent gehen konnte. Auch mischte sich ein klein wenig Neugierde mit ein, wann er schließlich die Einladung des Oberingenieurs Bach annahm. Er mußte doch Fräulein Emilie Steinbach kennen lernen, von der man ihm schon so viel vorgeschwärmt hatte. Als Emilie Steinbach, ein hübsches, schlankes Mädchen mit großen, braunen Augen und glattgescheiteltem Haar, am Fenster des kleinen Casinosaales des Oberingenieurs Bach mit dem „fremden Herrn" ansichtig wurde, schlängelt« sie sich sofort an Helene Rübenstrunk Heron, obwohl das sonst ihre Busenfreundin nicht war, denn sie wußte ganz genau, daß sich Bach zu Helene setzen und der „fremde Herr" doch wahrscheinlich in dessen Nähe bleiben wütde, wenn man di« Wagen bestieg. Und so kam es auch. Nachdem der Assessor den Damen vorgestellt war, bestieg man die Leiterwagen. Emilie und Helene setzten sich zusammen, so daß Emilie den Helden des Tages als Nachbar bekam. Gegen über, also auch gar nicht so unvortheilHaft, hatten sich Selma Freundlich und Angelika Pfannenstiel eingerichtet, zur Seite der Letzteren fand sich natürlich Doctor Pfefferkorn «in. An Franz Spähhuhn, dem ältesten Sohne des StadtratheS Spähhuhn, lag Fräulein Selma zwar nicht viel, weil er etwas schielte und das Abituri«ntenexam«n nicht einmal bestanden hatte, trotzdem warf sie ihm — ein schielender Ritter ist immer noch besser, als gar keiner — «inen gnädigen Blick zu, als er an ihrer Seite Platz nahm. Im zweiten Wagen kicherte Frau Oberlehrer Blauberg über die malitiösen Bemerkungen des jungen Rechts anwalts Scharff. Dieser interessirte sich mit Vorliebe für hübsch«, jung« Frauen, weil man bei denen wenigstens, wie er sich im vertrauten Kreise ausdrückte, vor dem Verloben sicher wäre. Dem Oberlehrer gegenüber faßen die beiden Töchter deS Bau unternehmers Haferstroh. Die eine war bereits hoch in die neun undzwanzig — ein alter Witz, den Scharff als neu in Drüpking- hauisen eingesühvt hatte -- und di« etwas jüngere hatte das Gesicht voll Sommersprossen. Geld hatten sie Beide nicht, was jedenfalls für di« reichliche Anzahl der Jahre einerseits und die noch reichlicher« Anzahl der Sommersprossen andererseits nicht als Ersah gelten konnte. Der Oberlehrer, der als vernünftiger Mensch nichts dagegen hatte, wenn sich seine Frau auch mit anderen Herren gut unterhielt, hatte das ältere Fräulein Hafer stroh in ein Gespräch über die diesjährig« voraussichtlich« Kar toffelernte verwickelt, warf dabei aber von Zeit zu Zeit «inen Blick in den ersten Wagen, um di« Verwüstungen festzustellen, di« der junge Dragoneroffioier dort in dm Herzm der jungen Mädchen anrichtete. ES braucht übrigen» wohl kaum hervorgehoben zu werden, haß da» Dörfchen Küssingen, da» Endziel der LüSfluge», äußerst malerisch auf einem Hügel lag, für welchen bereits ein Aussichts thurm geplant war, da sich in der gesammten Geschichte von Drüplinghausen keine Persönlichkeit austreiben ließ, welcher man an dieser Stelle ein Denkmal setzen konnte. Auf dem Markt stand bereits ein Kriegerdenkmal und neben dem Spritzenhause das Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Als die beiden Wagen beim Wirth Shuhmachcr, bei dem der Kleine Saal mit dem großen Tafelclavier für die Gesellschaft bereits vorher belegt worden war, ankamen, -war man schon in der angeregtesten Stimmung. Man hatte im ersten Wagen viel über die Bemerkung des Assessors gelacht, daß der Name Küssingen etwas recht Anheimelndes besäße, und Helene Rüben strunk behauptete später, Emilie Steinbach sei dabei roth ge worden, weil er sie dabei angesehen hätte. Selma Freundlich war anfangs darüber ärgerlich gewesen, daß Emilie Steinbach gegen die Absprache ihr neues Kleid schon heute angezogen hatte. Si« würde aber wahrscheinlich das ihrige trotz der Absprache auch an gezogen haben, wenn der Assessor für si« irgendwie in Frage gekommen wär«. Aber was war der ihr. Sie dacht« während der ganzen Fahrt mehr an die Küsse, die Arthur von Raden ihr im Mauheimer Park gegeben, als an das ganze Mittwoch nachmittagsvergnügen. Sie war überhaupt eigentlich nur mit gefahren, um ihr« Mama nicht argwöhnisch zu machen, und um zu controliren, nach welcher Seit« — weiblich natürlich — der Assessor wohl hinneigen würde. Das roservirt - großstädtische Wesen des Assessors gefiel ihr nicht, und seine Augen, du lieber Himmel, w«nn sie tue mit Arthurs Augen verglich, da that ihr der Assessor leid, und Emilie Steinbach dazu, die so ungenirt bewundernd in diese Augen hincingesehen hatte. Selma Freund lich war eine üppige Brünette mit wunderschönen Armen, di« auf den Casinobällen eine große Rolle spielten. Sie hatte ein nied liches Stumpfnäschen und einen kleinen, schelmischen Mund, für den selbst ein Arthur von Raden, der auf der Forstakademie wegen seiner geplanten Abenteuer bekannt war, trotz seiner Ahnen nicht unempfänglich war. Auch auf den Assessor hatte S«lma, vielleicht weil sie ihn ignorirte, bisher den meisten Eindruck ge macht. Emilie hatte etwas zu sehr Schmachtendes: jedenfalls konnte man mit ihr am ehesten in das Gerede kommen, und so etwas ist für junge Herren, die an daS Heirathen noch gar nicht denken, immer fatal. Nachdem di« Herren ihre Taffe und die 'Damen ihre vier Taffen Kaffee getrunken hatten und dazu Napfkuchen gegessen, setzte sich der Rechtsanwalt Scharff an das große Tafel-Clavier und spielte den Kußwalzer. Assessor Wellhof, den die fast ab weisende Haltung Selma's reizte, forderte sie zum ersten Tanze auf. Emilie biß sich derweilen in die Unterlippe und lachte dazu freundlich Franz Spähuhn an, als dieser sie um den Walzer bat. Die Frau Oberlehrer machte ein verschmitztes Gesicht, und Helene Rübenstvu-nk hatte ihre Ueberraschung noch nicht verwunden, als der Oberingen-reur sie um die Taille faßte, um sich mit ihr in den Strudel zu stürzen. Bei Selma kam trotz der Küsse im Mauheimer Park die Eitelkeit des Weibes zum Durchbruch über die Genugthuung, ohne jegliche Koketterie eine Eroberung gemacht zu haben. Ihrer Freundin Emilie gönnte si« den kleinen Rein fall, denn di« hatte während der ganzen Fahrt so siegesbewußt dreingeschaut, als wenn sie den Assessor schon vollständig am Bändel gehabt hätte. „Ich habe meine Wette verloren", sagt« der Oberingenieur, während er in den Pausen des TanzeS mit Fräulein Helene im Saale promenirt«, um Luft für eine neue Tour zu schnappen, denn Helene tanzte etwas schwerfällig. „Wieso?" fragt« Helene, indem sie Selma beobachtete. „Ich hatte mit dem Oberlehrer um zehn Knickebein gewettet, daß der Assessor den ersten Tanz mit Fräulein Steinbach tanzen würde." „Warum gerade mit Emilie Steinbach?" „Nun fa, wenn er mit der Hübschesten hätte tanzen wollen, dann würde er Si« wohl dazu «ngagirt haben." „Ach Sie! Sagen Si« mal, ist es wahr, daß der Datei deS Assessors auf der Hochstraße in Köln fünf Häuser besitzt?" „Sieben Häuser und zwei kolossale Hinterhäuser. Der zoo logische Garten soll ihm auch zum größten Theil« gehör«»." „Mein Gott! .... Und doch . . . „Was sagten Sie, Fräulein Helene?" „Nichts." „Gehen Sie nächsten Sonntag wieder mit Ihren Eltern nach Bellwinkel?" „Warum?" fragte Helene zerstreut, denn sie -dachte an den großen zoologischen Garten. „Dann würde ich auch hinkommen." Sie warf ihm einen verliebten Blick zu und dachte nicht länger mehr an den zoologischen Garten. Er aber schlang seinen Arm um ihr« Taille und rast« mit ihr dahin. „Ich denke der junge Herr von Raden wäre schon längst wieder auf der Forstakademi«?", fragte Emilie Steinbach erstaunt den jungen Spähhuhn, mit welchem sie zusammenin einem Winkel des Saales saß, um das Terrain desto besser übersehen zu können. „Ich habe ihn gestern noch auf der Jagd gesehen, Fräulein Steinbach." „Aber das ist doch gar nicht denkbar." „Daß ich den jungen Raden gesehen habe?" „Nein, nein, natürlich werden Sie ihn gesehen haben. Kennen Sie vielleicht auch seine Schwester?" fragte Emilie weiter, nur um etwas zu sagen. „O ja, dir ist vor acht Tagen aus der Pension zurück gekommen, ich hab« sie früher zuweilen gesehen." „Vor acht Tagen? Ich denke, vor sechs Wochen?" „Der Inspektor von Manheim hat es mir doch gestern selbst erzählt." „Sie ist abscheulich!" fuhr es Emilie empört heraus. „Im Gegencheil, cs soll ein sehr schönes Mädchen sein." „Wer?" fragte Emilie wir abwesend. „Else von Raden." »Ach so! " „Ich habe Alles genau beobachtet", flüsterte die ältere Hafer stroh ihrer Schwester zu. „Selma Freundlich hat sich den Assessor erobert." „Aber auf der Fahrt hat er sich doch fast gar nicht um sie bekümmert." „Das wird er auf der Rückfahrt nachholen. Paß mal auf! Damit wollte «r uns foppen. Aber das kennt man schon. Als er den ersten Tanz mit Selma machte, da wußte ich schon Be scheid. Hast Du ihre Augen gesehen? Ich habe sie ge sehen." „Er hat aber auch zwei Mal mit Emilie getanzt." „Natürlich hat er das. Das war man so. Mit Selma hat er drei Mal getanzt. Das würde aber auch noch nicht viel bedeuten. Das habe ich schon früher erlebt, vhn« baß es später zur Ver lobung kam. Es giebt so ganz bestimmt« Anzeichen dafür, wenn Verlobungen im Werke sind- Beim Doctor Oldenkott habe ich es ja damals auch vorausgesagt. Trug anfangs mich den nichts sagenden, einfarbigen Anzug, genau wie der Assessor, und tanzt« in Küssingen damals drei Mal mit feiner jetzigen Frau. Als ich ihn dann später auf der Breiten Straß« mit -der hellgestreiften Hose und dem cremefarbigen Shkips sah und beobachtete, wie er in di« Wilhelmstraß« einbog, da wußte ich genug. Ich sage Dir, daß ich da Bescheid wußte. Kein Mensch ahnte noch etwas. Drei Tage später stand es im Anzeiger. Paß nur mal auf!" „Von Doctor Pfefferkorn halt Du schon vor einem halben Jahre behauptet, seine Verlobung mit Assgelika wäre nur noch eine Frage der Zeit." „Ist eS auch. Die Sache soll nur noch «inen Haken haben. Irgend «ine Famikiensache. Vorhin standen di« Beiden auch wieder da drüben in der kleinen Laube, derselben Laube, in welcher ich auch verschiedene Male den Doctor Oldenkott beobachtet«. Wer mal erst in der Laube flüstert, der ist fertig. Sollen wir mal wetten, daß Selma und der Assessor sich beim nächsten Ausflug auch zufällig dort treffen? Wenn di« Laube reden könnte! IS will nichts gesagt haben, aber ich glaube, Angelika hat sich vorhin dort vom Doctor küssen lassen. Mein Gott, wenn das in der Stadt bekannt würde! Mit Angelika, das war mir schon damals im „Gemischten Chor" klar. Der Doctor stand anfangs im Tenor, plötzlich sang er einer Abend» im Baß. Warum? Weil Ange lika zufällig Alt singt, allerdings nicht viel besser als er Tenor, und weil sich der Baß hinter dem Alt aufstellt. Ich verstehe wirklich nicht, daß unser Musikdi-rrctor so etwas duldet." „Daß einer mit Tenorstimme Baß singt?" „Ach nein, das ist ja Alles ganz gleichgiltig, aber daß die Herren während der Uebungsstunden hinter den Damen stehen, anstatt gegenüber -Aufstellung zu nehmen. Na, der Assessor wird sich schon heute Abend bei Selma erkundigen, ob sie Sopran oder Alt singt, und danach seine Stimme einrichten." „Ich glaube, er singt Tenor." „Ich glaube, er singt gar nicht. Aber was schadet das? Mög licher Weise wird sich auch diesmal Selma accommodiren. Denn für einen Herrn ist es immer noch am bequemsten, Baß zu singen, wenn er gar keine Stimme hat. Es sollte mich daher gar nicht wundern, wenn Selma die Entdeckung machte, daß sich ihre Sopranstimme plötzlich gebrochen hat. Für sieben Häuser in Köln thut man schon etwas. Diese sieben Häuser sind Emilien'L Unglück." „Wieso?" „Na, wenn er auf Geld zu sehen hätte, würde er auf Selma nicht angebissen haben. Jedes Kind weiß doch, daß Freundlichs zwar ein großes -Haus machen, aber daß nichts dahinter steckt. Emili« Steinbach bekommt doch immerhin ihre dreizehn- bis vierizehntausend Thaler." „Vielleicht hat sich der Assessor noch nicht erkundigt." „Na, üch bitte Dich, wenn Einer drei Abende im „Bier stübchen" gewesen ist, und jeden Mittag zum Frühschoppen geht, da soll er nicht ganz genau über dergleichen informirt f-ein? Auf Heller und Pfennig, sage ich Dir. Ebensogut wie man weiß, -daß der Assessor einmal die sieben größten Häuser nahe dem Kölner Dom «rbt, und in Frankfurt für zwei Zimmer hundert Mark . . . „Mit Frühstück natürlich!" „Nein, ohne Frühstück. Man weiß es eben ganz genau. Eben so gut, wollte ich sagen, Weiß der Assessor, daß Selma nur eine gute Aussteuer bekommt, und damit basta, und daß Emili« ihre vierzehntaüsend Dhaler mitkriegt, woran noch kein Pfennig ge logen ist. Du lieber Himmel, das Grundbuch muß es doch ausweisen. Amtsrichter Rehbein hat das Grundbuch, Amtsrichter Rehbein hat den Assessor bei Freundlichs ei »geführt. . . „Frau Amtsrichter Nehbein verkehrt aber ei-genilich intimer mit Steinbachs als mit Freundlichs." „Nun ja doch! Kann er sie vielleicht alle Beide heirathen? Wer Geld hat, hat die Auswahl. Und den besten Freundinnen gönnt man oft am allerwenigsten. Daß Steinbachs nach dem Assessor mit den sieben Häusern alle Finger lecken würden, glaube ich wohl. Selma hat eben etwas Apartes, das muß ihr -der Neid lassen, etwas Vornehmes, -Großstädtisches. Und auf den jungen Herrn von Raden kann sie nicht warten." „Du meinst also?" „Ich meine gar nichts. Würde aber Wohl schwerlich dem Herrn von Raden einfallen, die Tochter eines Seitenfabrrkanten zu heirathen, und wenn sie noch so apart ist. Da kennst Du dessen Mutter schlecht." „Du kennst sie doch auch nicht." „Nein doch! Du verstehst mich nicht. Selma verkehrt mit Else von Raden. Darüber hat sich schon mancher den Kopf zerbrochen. Auch jetzt noch, nachdem sie aus der Pension zu-rllckgekchrt ist. Weil aber Selma mit Else von Raden verkehrt, deshalb braucht sie doch Elsens Bruder noch nicht zu heirathen. UebrigenS, wenn Selma schlau ist, dann steckt sie jetzt die Besuche in Manheim auf, sonst könnte sie sich leicht zwischen zwei Stichle setzen. Aber sieh' nur, man macht sich bereits zum Aufbruch«" fertig. Na, ich sagte es ja. Da hast Du es. Der Assessor führt richtig Selma zum Wagen. Diese Selma hat Glück. Ich gönne «» ihr, wahr haftig, ich gönn« «S ihr. Komm!" V. Im Mauheimer Park. Arthur von Raden, «in bildhübscher Mensch von vierund zwanzig Jahren, m(t seidenweichem, schwarzem Schnurrbart, und groß«n, dunklen, feurigen Augen, stand schon seit einer Viertel stunde hinter der hohen Heck«, die den Mauheimer Park von de»
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