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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189910104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18991010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18991010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-10
- Monat1899-10
- Jahr1899
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1899
- Autor
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vertliches uns Sächsisches. k Riesa, 10. October 1889. — Bei der heute Nachmittag in Oschatz im kleinen Saale des Hotels „zum goldenen Löwen" unter Vorsitz des Herrn Amtshauptmann v. Carlowitz stattgesundenen Wahl eines Land- tagsabgeordncten für unser» 8. städt. Wahlkreis waren sämmtliche 80 Wahlmänner anwesend und wurden abgegeben für Herrn Bürgermeister Hartwig-Oschatz 43 Stimmen Fabrikbes. Klinkhardt - Wurzen 35 „ Redakteur Eichhorn-Dresden 2 Herr Bürgermeister Härtwig-Oschatz ist somit wieder gewählt. — In der am Donnerstag stattgefundenen von Mitgliedern aller Stände zahlreich besuchten Generalversammlung deskonser - vatioen Landesvereins im Königreich Sachsen, an der auch zahlreiche hohe Staatsbeamte und Abgeordnete theilnahmen, entwarf der Vorsitzende desVereins, Herr Geheimrath Or. Schober, zunächst ein Bild von der gegenwärtigen Lage der konservativen Partei in Sachsen und konstatirte dabei unter allgemeiner Zu stimmung ihre feste Geschlossenheit und die Uebereinstimmung ihrer Mitglieder in der Beurtheilung der wichtigeren Tagesfragen. Aus der Mitte der Versammlung wurde sodann, Und zwar von Ver tretern städtischer und ländlicher Kreise, festgestellt, daß die Vor kommnisse in Preußen keinerlei Reflexwirkung auf Sachsen aus geübt haben, die Einheit der sächsischen konservativen Partei nirgends gefährdet sei und bei ihr der beste Wille herrsche, künftig wie bisher alle Interessen, die landwirthschastlichen wie die von Handel und Industrie, gleichmäßig wahrzunehmen. Volle Ncber- einstimmnng, schreibt die „L. Ztg.", herrschte auch in Bezug auf die Stellungnahme zu den Aufgaben des im November zusammen- tretenden Landtages. Hier wird die konservative Fraktion es sich " angelegen sein lassen, bei staatlichen Submissionen auf längere Lieferfristen und Vergebung kleiner Loose zu dringen, damit auch das Kleingewerbe sich an öffentlichen Verdingungen betheiligcn kann. Die Kvnsumvereinsfrage ist zuerst von der konservativen Fraktion angeschnitten worden, sie wird von ihr zweifellos weiter behandelt werden. Wenn auch die sächsische Staatsregierung den Gemeinden die Initiative zur Besteuerung der Konsumvereine überließ und daher ein hierauf bezügliches Landesgesetz wenigstens vorläufig nicht in Aussicht steht, so wird dies doch in Preußen ge schehen und es Sache des sächsischen Landtages sein, diesen Ver handlungen ausmerksam zu folgen und brauchbare Vorschläge bei Ausarbeitung eures Landesgesetzcs zu verwerthen. Tein von der Staatsregicrung unter Zuziehung zahlreicher Sachverständiger ausgearbeiteten Baugesetze wird die Fraktion zustimmen da es in ausgezeichneter Weise den Forderungen des praktischen Lebens Rechnung trägt, und ebenso wird die unter ständischer Mitwirkung zu stände gekommene Vorlage über die Errichtung eines Ver waltungsgerichtshofes zur Annahme gelangen. Eine längere Aus sprache erfolgte über die zukünftige Behandlung des Lokalbahn wesens. Die Versammlung gab dabei dem Wunsche Ausdruck, daß fortan, wo immer die örtlichen Verhältnisse es gestatten, nur noch normalspurige Linien gebaut werden und daß die Herstellung neuer Bahnstrecken, die im Interesse des Verkehrs nothwendig er scheinen, nicht durch die Rücksicht auf geringe Rentabilität Ver zögerung erleide, da die erhöhte Steuerleistung der dem Zugs verkehre geöffneten Gegenden leicht den Ausfall in den Bahn erträgnissen wettniache. Lebhaften Beifall sand die Mahnung an die konservativen Abgeordneten, das in der Luft liegende Reichs eisenbahnprojekt aufs äußerste zu bekämpfen, weil nach dessen Durch führung unsere zur Zeit noch nicht erschlossenen Gebirgsthäler für - immer vom Welthandel abgeschnitten blieben und die Landes- ! Hoheit so geschmälert würde, daß von ihr fast nichts mehr übrig wäre. Ernste Debatten erwartet man bei der Bcrathung des Etats wegen der Achtzig-Millionen-Anleihe und der Ausführungs gesetze zum Bürgerlichen Gesetzbuch beim Kapitel über die An legung von Mündelgeldern, da das Justizministerium auf diesem Gebiete schon Schritte gethan und Verordnungen erlassen hat, die keineswegs mit den Anschauungen der Mehrheit in den Stände kammern sich decken. Neue Steuervorlagen stehen für die nächste Session des sächsischen Landtages nicht in Aussicht, die Regierung beabsichtigt vielmehr, mit schon früher eingeholter ständischer Ge nehmigung die zur Bestreitung der Bedürfnisse des Staatshaus haltes fehlenden Gelder durch Zuschläge auf die Einkommensteuer sich zu verschaffen. Ob bei dieser Modalität die jetzt schon höher belasteten wohlhabenden Klassen im Verhältniß zu den minder bemittelten wieder stärker herangezogen werden, steht dahin. — Dem Geschirrführer eines hiesigen Fuhrgeschäfts wurden heute Vormittag auf der Kastanienstraße die Pferde beim Ein lenken scheu, sodaß der mit Kohlen beladene Lastwagen einen Thorweg mitsammt den Pfeilern in Trümmer fuhr. 'Außerdem trug eines der Pferde eine heftig blutende Beinwunde davon, so daß es bald im Hotel Münch eingestellt werden mußte. Der angerichtete Schaden ist nicht ganz gering. — Gestern Abend eröffnete Circus Blumenfeld seinen Vorstellungs-Cyklus in seinem umfassenden Zeltbaue auf dem Schützenplatze. Während die Circuscapelle ihre hei teren Weisen erklingen ließ, strömte eine zahlreiche Menge der Schaustellung zu, und als dann punkt 8 Uhr die elek trische Glocke das Zeichen zum Anfang gab, harrten weit mehr denn tausend Personen der kommenden Genüsse. Schon die Eingangsnummer des Programms, die Draht seilkünstlerin Frl. Miehe mit ihren dressirten Tauben, bot in ihren sicheren, graciösen Bewegungen, umgaukelt von ihren befiederten Lieblingen, Seltenes und Sehens- werthes und ließ erkennen, auf welchem Niveau die Lei stungen der Gesellschaft schweben würden. Wunder der Pferdedressur führte Herr Director A. Blumenfeld im Freiheitspferd „Tankred" und im Steigerpferd „Lohen- grin" vor, welch letzteres den Boden mit den Vordcrfüßen überhaupt nicht berührte, so lange es in der Manege war. Bei der Vorführung der acht Schwarzscheckhengste konnte der Besucher bemerken, mit welcher Ruhe und mit welchem Nachdruck Herr Dir. A. Blumcnfeld selbst den starrsinnig sten seiner Schüler gefügig zu machen weiß, sodaß unter allen Umständen der glänzende Gesammteindruck zur Gel tung kommen muß. Die zwei kleinen Gebrüder Blumen feld zeigten als vorzügliche Gymnastiker das Menschen möglichste. Eine Glanznummer war die hohe Schule des ostpreußischen Schimmelhengstes „Germinal", eines außer ordentlich edlen und temperamentvollen Thieres, das all gemeine Bewunderung erregte und seinem kunstgerechten Reiter, Herrn Ludwig, alle Ehre machte. Derselbe fand später eine liebliche Partnerin in Miß Edwards, die kühn und unerschrocken auf galoppirendem Pferde die gewag testen und elegantesten Positionen einnahm. Einen Reiter von jugendlichem Feuer, unfehlbarer Sicherheit und keckem Wagemuth lernten wir in Herrn Charles als Jockeireiter kennen, dem auf seiner Künstlerlaufbahn noch mancher Erfolg blühen wird. Tas große Schluß-Tableaux mit 60 zusammen dressirten Pferden faßte noch einmal das treffliche Können des Blumenfeldschen Circus zusammen. Die Clowns waren stetig auf dem Damme und ernteten manchen Applaus ob ihrer curiosen Einfälle, die aber immer decent gehalten waten. Die Costümirung aller Darstellenden war geschmackvoll und nobel. Das Pferdematerial, das in der Pause von zahlreichen Herren besichtigt wurde, fand einstimmige Würdigung. Die elek trische Beleuchtung, die vortrefflich functionirte, gestattet selbst von entfernterem Sitze deutliches Sehen. Die ein zelnen Piecen folgten ohne Unterbrechung aufeinander, und mit Staunen werden viele Besucher bemerkt haben, daß es bereits 11 Uhr war, als das Programm erschöpft gewesen. »,: — In GroitzsH ist eine Stadt-Fernsprecheinrichtung er öffnet worden. Zum Verkehr mit derselben zugelassen sind die agmatt ie aer und Anzeiger (WMtt mit AitzkiM Amtsölatt der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa Dienstag, 10 Oktober 18VS Abends S2 Jahr« 6. ZA21. Tn. in dem Kc des Canal- Telegramm-Adresse: Tageblatt", Riesa. An dem Communtkaltonswege von Röderau nach Moritz in vcr Flur Zeithain, sind tn der Nacht vom 3. zum 4. dieses Monats von 9, und in der Nacht vom 4. zum 5. dieses MonatS von 11 jungen Pflaumenbäumen die Kronen abgebrochen worden. Für die Ermittelung deS Baum- frevlerS wird eine Belohnung von 20 M. zugesichert. . Königliche AmtShanptmannschast Großenhain, am 7. Oktober 1899. Ar. Uhlemarm. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen tn Riesa ' Strehla oder durch unsere Träger frei ins HauS 1 Mark 50 Pfg., bei Abholung am Schalter der Kaiser!. Postanstalten 1 Mark 25 Pfg., durch den Briefträger frei ins HauS 1 Mark 65 Pf. Anzeigen-Annahme für die Nummer de» Ausgabetage» bi» Bormittag S Uhr ohne Gewähr. . Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraß« öS. — Für die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt tn Riesa. Fernsprechtheilnehmer in Dresden nebst Vor- und Nachbarorten, sowie in Meißen und Riesa. Die Gebühr für das gewöhnliche Gespräch von 3 Minuten Dauer beträgt 1 Mark. — Vor dem Kgl. Landgericht Dresden hatten sich gestern vier hiesige Schulknaben wegen einfachen nnd zum Theil in ge meinschaftlicher Ausführung begangenen Diebstahls zu verantworten. Tie Beweisaufnahme ergab, daß die Angeklagten während der Jahre 1898 und 1899 in Geschäftslokalen zu Riesa eine große Anzahl Diebereien begangen haben. Es wurden verurtheilt einer der Knaben zu 6 Monaten, einer zu drei Monaten, einer zu 6 Wochen und einer zu 4 Wochen Gefängniß. — Mit Bezug auf die Notiz, betr. § 448 des neuen Bürgerlichen Gesetzbuchs (Kosten des Messens und Wägens) wird darauf hingewiesen, daß die Bestimmung eine dis positive ist, d. h. sie bildet das geltende Recht, falls nicht etwas Anderes zwischen den Parteien in dieser Beziehung vereinbart wird oder worden ist. Electricitäts-, Wasser- und Gaswerke können sich daher leicht gegen die Folgen des § 448 dadurch schützen, daß sie Denjenigen, welche die Ueberlassung von Elektricität, Wasser oder Gas wün schen, die Aufstellung von Messern auf Kosten der Abneh mer (miethweise Ueberlassung von Messern) zur Bedin gung machen. Von einer so pricipiellen Wichtigkeit, wie erst angenommen wurde, dürfte daher der § 448 für die genannten Werke nicht sein. — Der Sächsische Parteitag der deutsch-socialen Re formpartei soll auf Beschluß des Landesvereins bez. des sen engeren Vorstandes Sonntag, den 22. October, in Dresden äbgehalten werden. — Durch die Polizeibehörde zu St. Ludwig ist eine geoße Menge Geld, Uhren und Schmucksachen, die zum großei- Theile von Diebstählen herrühren, beschlagnahmt worden. Da> baare Geld beläuft sich auf über 6000 Mk. Die Uhren, cn 40 Herren- und 22 goldene Tamenuhren, sind verschiedenste! Gattungen. UeberdicS sind an Schmucksachen, Ringe, Nadeln. Ketten, Medaillons, Ohrringe, Brochcn, Kreuze usw. in große- Anzahl vorhanden. Nun ist man auf der Suche nach den recht mäßigen Eigenthümern des Geldes und der Werthsachen. — Der Großschiffahrtscanal Leipzig-Riesa, für dessen Zustandekommen sicher auch die Stadt Leipzig ein größeres Opfer zu bringen bereit sein wird und dessen Pläne bekanntlich bereits von den königlichen Bauräthen Hovestadt und Contag ausgearbeitet wurden, wird, wir man dem „W. T." aus Leipzig schreibt, im Allgemeiner keine nachtheilige Einwirkung auf landwirthschaftliche In teressen im Gefolge haben und dürften diesbezüglich bc gründete Entschädigungsansprüche aus der Herstellung dc Canals nicht hergeleitet werden können. Eine gänzlich Entziehung des Wasserzuflusses zu bestehenden Mühle», stauwerken tritt nirgends, eine Schmälerung nur in ver hältnißmäßig unbedeutendem Umfange ein; stenanschlag, der für die Gesammtherstellung bekanntlich 47 Millionen Mark fordert, ist bereits ein» Entschädigungssumme für geschmälerte Wasserzufuhr rnü vorgesehen. Die Verwaltungs-, Betriebs- und Unterhal tungskosten des Canals stellen sich jährlich auf 330000M. — Man schreibt dem „Dr. A." von zuständiger Seite: Die in einer der letzten Nummer mitgetheilte Entschei dung des Amtsgerichts Chemnitz, daß Hausdienern ein Trinkgeld gezahlt werden muß, eine Entscheidung, welche übrigens auch aus juristischen Gründen unrichtig ist, würde zu der Folgerung führen, daß auch Kellner, Portiers, Zimmermädchen u. s. w. gegen den Gast einen Rechtsan spruch auf Trinkgelder haben, denn alle diese Leute er halten von ihren Arbeitgebern keine oder doch nur eine höchst geringfügige Besoldung. Darin steht der Gastwirth- stand einzig da, daß er seine Bediensteten nicht selbst be- zahlt, sondern sie einfach auf Almosen der Gäste verweist. für da» „Riesaer Lagedlatt- nbittk» un» bis spätesten» ""HklP-k-A Vormittag» » Mr dr» jeweilig« Ausgabetage». Die Geschäftsstelle. Fernsprechstelle Nr. LV. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen deS Kaufmann» Carl Ferdinand Hering jun. in Riesa, alleinigen Inhaber» der Firma C. F. Hering daselbst, ist zur Prüfung der nach träglich angemeldeten Forderungen Termin auf den S. November 1899, Bormittags 1V Uhr vor dem Königlichen Amtsgericht Hierselbst anberaumt. Riesa, den 10. Oktober 1899. Aktuar Gänger, Gerichtsschreiber de» Königliche» Amtsgericht».
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