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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.10.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001029022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900102902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900102902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-10
- Tag1900-10-29
- Monat1900-10
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I von ganz ouSgezelchneten Fähigkeit«», energisch, temperamenlvoll und, Iva- hauptsächlich in- Geivicht fällt, rin Musiker mit eigener seien. Der rumänisch-bulgarische Confl'c! dürfte, Dank der oyalen Haltung der bulgarischen Regierung, bereits beigelegt ein. Die Thronrede hebt die Beweise des Wohlwollens des Sultans hervor, die durch das Jrade, betreffend den Abschluss eines Handelsvertrages zwischen beiden Ländern auf der Grund lage gegenseitiger Befreiung von Zahlung von Zollgebühren für türkische und bulgarische Erzeugnisse bewiesen worden sei. Mnltkcfcicr. * Kaustantiuapel, 29. October. (Telegramm) Die Deutsche Colonie beging am Sonnabend den buudert- ten Geburtstag Moltke'S durch eine Gedenkfeier in der Teutonia. Gestern hielt der alldeutsche Berband beim Moltke- drnkmal in Therapia eine Feierlichkeit ab, der der deutsche Botschafter Freiherr Marschall von Bieberstein beiwohnte. Amerika. Wahlfeldzu » * New Uork, 2L. October. Bryan folgte gestern Abend einer Einladung der Nationalvereinigung der demokratischen Clubs. Die Versammlung gestaltete sich zu einer großartigen Demonstration für den Führer der Demokraten. Heute hielt Bryan Ansprachen bei einer Massenversammlung im Madison Sguare Garden und in fünf kleineren Versammlungen; in eine: derselben sprach er zu 4000 Jtalo-Amerikanern, in einer anderen zu 3000 Deutsch-Amerikanern. In der letztgenannten Versammlung erklärte Bryan, was die Finanzfrage betreffe, so stehe er auch heute noch auf dem Standpunkte, den er 1896 ein genommen; nichtsdestoweniger sei gegenwärtig der Imperialis mus die Hauptstreitfraze. Die Zahl der Zuhörer in diesen Ver sammlungen belief sich insgcsammt auf 50 000 Personen; etwa 150 000 waren in den Straßen, wo die Meetings abgehalten wurden, versammelt. nnd selbstständiger Auffassung, der nicht behaglich die breitgetretrnen Pfade der hergebrachte» Dutzendüberlieserung trottet, sondern aus Eigenem zu geben hat. Derartiger Dirigenten giebtS nicht allzu viele. Aus dem Programm standen der itronungSmarich au- Edmund Kretschmer'- „Folkuugern", die Ouvertüre zu Rossini'- „Wilhelm Test", eine Phantasie über Themen aus den „Meistersingern" und die ausgezeichnet gespielte Ouvertüre zum „Freischütz". I'.-K. Ter Dresdner Componist und Capellmeister W. v. Baußnern hat im I. Philharmonischen Concert mit dem Vorspiel zum 3. Act auS seiner Oper „Dürer in Venedig", deren Premiüre da- Weimarer Hoftheatec auf Mitte Januar festgesetzt hat. grossen Eindruck erzielt. Demnächst kommen in Dresden zwei neue Kammermusik werke des Componislen zur Ausführung: im Tonkünstlerverein ein Trio für Clavier, Violine und Elarinette und im I. Kammermusik, abend von Henri Petri ein Quintett für Clavier, Violine, Elarinette, Horn nnd Violoncello. Gegenwärtig arbeitet v. Baußnern an seinem dritten dramatischen Werk „Herbort nnd Hilde", welche- den Charakter einer humoristischen Heldeuoper trägt. Die Dichtung dieier Oper stammt von Eberhard König, dessen Drama „Gevatter Tod" noch in dieser Spielzeit über mehrere Bühnen geht. k. Stuttgart, 29. Oktober. (Privattelegramm.) Sigrid Arnoldson gaslirte gestern zum ersten Male am hiesigen Hof theater als „Traviata" mit sensationellem Erfolge. Seit langer Zeit wurde in Stuttgart kein ähnlicher Enthusiasmus erlebt. Ter König und die Königin wohnten der Vorstellung, welche vollständig ausverkaust wir, bis zum Schlüsse bei. Iein R«cht verzichtet hat. Als die Ausstellung eröffnet wurde, hielt die Regierung zur Verherrlichung der Arbeit einen Waffenstillstand für nöthig, und alle Wolter konnten eine Bilanz des Fortschrittes der Wissenschaften und de<s socialen Fortschrittes ziehen. Jetzt aber bedrohen noch zahlreiche Gefahren die Republik. Um sie zu be kämpfen, wird die Regierung eine republikanische Actionspolitit vertreten. Sie wird vor allen Dingen ihr Vertrauen nur Denen zuwewden, von welchen sie eine entschlossene loyale Mit arbeit erwarten darf. Von denen, die nichts von den Grund ätzen der Regierung durchdrungen sind, kann die Regierung nichts erwarten. Sie mögen andere freie Professionen, commer- zielle oder industrielle, ausüben; nber der Staatsdienst ist keine ijrofessio», sondern ein Amt. Das Ziel einer Politik der re- > u b l i k a n i s ch e n Action muß sein, der Demokratie vernünftige Einrichtungen zu geben, die sich dem Ideal der Revolution möglichst nähern. Redner zählt dann die Arbeiten auf, die den letzten Theil der Legislaturperiode ausfüllen sollen, und betont besonders das Gesrtzüber vie >Berrine. In dieser Beziehung müsse man der Gefahr zu begegnen suchen, die daraus erwachse, daß in einer demokratischen Gesellschaft sich immer mehr eine Vereinigung entwickele, die 'darauf ausgehe, unter der Maske einer religiösen Einrichtung in den Staatei ne politische Körperschaft ein - zu führen, die bezweckt, völlige Unabhängigkeit zu erlangen und alle Autorität an sich zu reißen. Redner «weift dann auf das Eindringen de: Congregationen in oas U n t e r r i ch t sw e s e n hin und sagt: Diese Congregationen häben sogar die Kühnheit, sich über die Anordnungen der Wür denträger der Kirche hinwegzusetzen, die sich nicht zu ihren Vasallen machen wollen. Den Congregationen ist es zuzu schreiben, wenn die Jugend in zwei Theile gesprengt wird, die nebeneinander airfwachsen, ohne sich zu kennen, worauf sie sich eines Tages so unähnlich wicderfinden, daß sie Gefahr laufen, sich gegenseitig nicht mehr zu verstehen. Das sind die Folgen, wenn sich im Staate eine mit diesem rivalisirend« Macht ent wickelt. Der Ministerpräsident spricht dann ausführlicher über die Arbeiterversorgungsc assen und schließt mit den Worten: DieKrisis, die wir soeben llberstanoen haben, war eine Krisis des Wachsthums. Das menschliche Wesen, daS die Gefahren einer solchen Krisis überwindet, geht daraus gestärkt und gewappnet für den Lebenskampf hervor. Wir Haden die Todeskeime in uns zu bekämpfen verstanden und Haden dadurch an Kraft gewonnen. Wenn wir einen Augenblick zurückzuweichen schienen, so geschah Lies, um wieder einen neuen Anlauf zur Einigung zu unternchmen, die uns ehemals das Beste erhoffen ließ. Wn haben die einen Augenblick gestörte Eintracht wieder errungen. Eine große demokratische Partei konnte sich bilden mit dem Wahlspruch: „Je größere Geschäftigkeit der Ne gierung, je größere Festigkeit der Staatseinrichtungen, je mehr Freiheit, Brüderlichkeit und Gerechtigkeit!" — Nach Beendigung der Rede zollten die Anwesenden dem Ministerpräsidenten leb haften Beifall und brachen in die Ruse ans: „Es lebe Waldeck- Rousseau! Es lebe die Republik!" ' Svanieu. KarlistischcS. * Madrid, 29. October. (Telegramm.) In Badalona, Provinz Barcelona, verfolgten Gcndarmeu eine Schaar von 21 karlistischen Parteigängern und tödteten einen. Der karlistische General Solivar wurde mit einer anderen Person festgenommen unter dem Verdachte, gemeinsame Sache mit den karlistischen Parteigängern zu machen. Großbritannien. Chamberlain Im „N. W. Tagblait" schildert em Londoner Correspondent Chamberlain und sein persönliches Auftreten folgendermaßen: Man muß Chamberlain gesehen und gehört haben, nm zu begreifen, wie er Massen zu lenken versteht. Er ist mittelgroß, schlank, von jugendlicher Elasticität und doch nur wenige Jahre von den 70 entfernt. DckS schauspielerbast rasirt«, ovale Ge- sicht mit der kecken Nase, das glatt gelegte, wohl gescheitelte, gar nicht graue Kopshaar lassen höchstens auf 50 rathen. Das Monocle an der schwarzen Schnur, über dem rechten Auge festgeklemmt, verläßt ihn nie, und die Orchideenblüthe im Knopfloch des Gehrocks ist sprichwörtlich geworden. In Volks- Versammlungen wartet er, neben dem Vorsitzenden sitzend, die Arme über die Brust gekreuzt, schweigend, seiner vollkommen mächtig, bis ihm Las Wort ertheilt wird. Dann erhebt er sich. Er beginnt ganz rubig. Er gesticulirt nie und spricht nie mit theatralischem Pathos. Kaum ist aber das dritte Wort gesprochen, ist die Versammlung auch schon vollkommen in seiner Gewalt. Wohlabgerundete Sätze reihe» sich mit wunderbarer Sicherheit aneinander. Er stockt nicht. Er über legt nicht. Er scheint beim Reden gar nicht mehr denken zu müssen. Wenn er vom Gegner spricht, fällt ihm jedes Wort haar scharf von der Zunge. Zwischenrufe bringen ihn nicht aus der Fassung. Von einer kaum merklichen Handbeweguug be gleitet, blitzt schlagfertig eine vernicdtende Antwort zurück. Er vertheidigt sich nie gegen Angriffe. Er kennt nur eine Parade: den rücksichtslose» Gegenhieb. Er schmeichelt, er droht, er erregt alle Herze», er verwirrt alle Köpfe. Und was ibm dann zum Schluß beliebt, seinen Hörern zu befehlen, wird willenlos befolgt. Chamberlain ist nahezu ein sclk-macke man. Er arbeitete 20 Jahre lang al- ehrsamer Kaufmann und Fabrikant, ehe er sich der Politik zuwendete. Die Firma Chamber- lain und Nettlefolds interessirte sich Milte der 50er Jahre nur für Artikel aus Eisen, Stohlschraubcn war ihre Specialität. Ein damals neue- Patent zu ihrer Fabrikation fiel der Firma in die Hände. Dieses und unwiderstehliche Energie der Inhaber erdrückten bald alle Concurrrnz in Birmingham. Als Millionär verließ er die Firma. Nichts lieben seine Gegner jetzt so breitzutreten, als den Wandel seiner politischen Ansichten. Als Premier wird er demnächst mit den Conservativen regieren. - AlS politischer Niemand war er fast Republikaner, trotzdem wühlte ihn Birmingham drei Mal zum Bürgermeister. Dann entsendete es ihn ins Londoner Parlament, in Las er schon als gemäßigter Republikaner trat. Bald war er nur mehr schlechtweg liberal, alS ihm nämlich Gladstone einen Sitz in seinem Cabinet anwieS. Man weiß, waS dann folgte. Gladstone unterschätzte seinen Adjutanten und dieser verließ seinen Führer. Mit dem Herzog von Devonjhire und Gefolge schwenkte er plötzlich im kritischen Augenblick der irischen Frage zu den Conservativen ab. Lord Salisburv ward nunmehr sein Chef. Gladstone aber fiel damals vom Gipfelpunkt seiner Macht jäh und tief herab. Die Wahlen haben jetzt Chamberlain zum künftigen Premier vorauS- bestimmt. Wie miigeicheilt, hat der Colonialminister Chamberlain zu- zusammen mit seinem Sohne, dem Lord der Admiralität, Austin Chamberlain, England verlassen und sich zunächst nach Gibraltar begeben, um von dort ans an Bord des Schlachtschiffes „Caesar" eine Fahrt in das Mittel-meer anzutreten, auf welcher Malta besucht werden 'soll. Der Colonialmimster wird bn Malta der Gast des dortigen englischen Gouverneurs Sir Francis Grenfell sein. Wahrscheinlich handelt es sich dabei lediglich um «ine Ver- gnllgungs- und Erholungsreise. Indessen wird, so schreibt man der „Frankfurter Zeitung", Chamberlain in Malka vielleicht Ge legenheit haben, in die Lage der italienisch sprechenden Malteser etwas Einsicht zu nehmen. Die englische Regierung hat bekannt lich beschlossen, in Malka die italienische Sprach« durch die eng lische zu «rs«h«n, und da dies den nachdrücklichen Widerspruch der Volksvertreter hervorgerufen hat, hat die englische Regierung di« Verfassung von Malta aufgehoben, und die maltesische Be völkerung wählt jetzt keine Abgeordneten mehr. In ähnlicher Weis« ist in Jamaica die Verfassung geändert worden. Dort ist im vorig«» Jahre die Zahl der von der R«gi«rung zu «r- nennenden Mitglieder d«S Gesetzgebenden Rathes um 4 vermehrt worden, so daß di« vom Völk« erwählten Mitglieder stets in der Minderheit sind, und die Bitt«, daß die neu ernannten 4 Mit glieder den Sitzungen nur bei sehr wichtigen Anlässen beiwohnen sollten, ist von Chamberlain abschlägig beschieden worden. Orient Eröffuun- »er Soßrauje. * Sofia, 28. October. Die Session der Sonbra-y'e wurde von dem Fürsten durch ei re Thronrede eröffnet, in i welcher betont wird, daß die Beziehungen Bulgariens zu allen Großmächten und Nachbarstaaten loyale und freundschaftliche ß Mitteldeutsche tterkehrscommission. k. Leipzig, 29. October. Eine mitteldeutsche Ver- kehrScommission dcS „Verbandes reisender Kauf leute Deutschlands" ist gestern Vormittag im Saale des Hotel Palmbaum ins Leben gerufen worden. In dem Ber band bestehen schon seit längerer Zeit eine westdeutsche und eine süddeutsche Commission, die, unter ter energischen Leitung der Herren Hoppe-Köln nnd Rauter-Cannstadt, bereit- schöne Erfolge auf dem Gebiete der Verbesserungen des Verkehrs wesen- auszuweisen haben. Ihnen wird sich die mitteldeutsche Commission nunmehr als dritte im Bunde anschließen, eine norddeutsche dürfte in nicht allzulanger Zeit folgen. Die gestrige zahlreich besuchte Sitzung wurde durch den Vorsitzenden der Srction Leipzig, Herrn Wilhelm Bauer, eröffnet, welcher die Versammelten mit herzlichen Worten begrüßte. ES gelte beute zu berathen, ob es an der Zeit sei, «ine mitteldeutsche VerkehrScommissio» in- Leben zu rufen. DaS Erscheinen der Delegirten der VerbandSsectioncn Magde burg, Halle, Erfurt, Apolda, Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Plauen, denen sich auch Görlitz, Halberstadt und Norbhausen sicherlich noch «»schließen würden, zeige bereit-, welche- Interesse für die Sache vorhanden sei. Die Reisenden seien die besten Kunden der Eisenbahn. Sie seien ihr Groß abnehmer und auf solche pflege man im Geschäftsverkehr be sondere Rücksicht zu nehmen. Die Eisenbahnverwaltungen thäten aber ehr da- Gegentheil. Es müsse darum energisch gearbeitet werden, daß die vorhandenen Mängel und Mißstände beseitigt würden. Früher habe die VerbandSverwaltung in dieser Beziehung selbst Schritte gethau, aber eS sei vortheilhafter, wenn besondere Commissionen für bestimmte Bezirke die Sache in die Hand nehmen, da doch viele Interessen localer Natur mit zu wahren seien, welchen der Verband al» großes Ganze- nicht dienen könne. Dir westdeutsche und die württembergische Commission, welche sich gegenwärtig zu einer süddeutschen umbilde, hätten den WeA gezeigt, den man zu gehen habe. Ma» habe hier erst «ine sächsische BerkehrS- commission gründen wollen, sich dann aber entschlossen, eine mitteldeutsche in- Leben zu rufen, da die nachbarlichen preußischen Provinzen zu berücksichtigen seien, de-gleichen die Thüringischen Staaten. Er wünsche und hoffe, daß eS heute zur Gründung der mitteldeutschen Lerkehr-commisston komme. (Beilall.) Hierauf nimmt Herr Köchlin-Leipzig zu seinem Bor« trag über „Die Zwecke und Ziele einer mittel deutschen BerkehrScommissioa" da- Wort. Er dankt zumeist Allen, welche der vorbereitenden Commission, deren Lor« Kunst nnd Wissenschaft. Musik. Leipzig, 27. October. Verhältnißmäßig gut besucht war das von der Hofopernsängerin Fräulein Milli Wipfler auö Stuttgart am gestrigen Abend im Saale des Hotel de Prusse veranstaltete Concert. Die leichtdunklc Färbung ter Stimme läßt die Künstlerin ganz besonders für ten Liedvortrag prävestinirt erscheinen; ihr Gesang ist edel und einfach, ohne jegliche Manierirtheit, voll Ausdruck und Beseelung ihr Vortrag. An jenem Abend konnten wir wegen noch andeuveitiger redactioneller Verpflichtungen nur einem Theil des Concerts beiwohnen, doch genügte gerade dieser Theil vollkommen, um ein durchaus günstiges Urtheil über die gesangliche» Leistungen von Fräulein Wipfler zu gewinnen. Wir hörten von der Künstlerin zwei Lieder von Wilhelm Platz („Motto" und „Im Gefängnis)"), desgleichen zwei auS der Feder dcö fleißigen und begabten Componisten Hans A. Cesek („Wanderschaft" und „Es geht ein lindes Wehe»") und Lieder von F. Liszt („O komm im Traum"), I. Brahms („Liebe-treu", „Feinsliebchen") und C. Loewe („Die Mutter an der Wiege"). Ganz besonders gefiel der Vortrag der LiSzt'schen und Brahm-'schen Lieder. In Herrn MaxW Husch e hatte Frl. Wipfler eineu.trefflichen und zuverlässigen Clavier- begleiter und in dem herrlichen Blüthnerflügel eine Assistenz erlesenster Edelart. — Endlich hatten wir an jenem Abend die Freude, den genialen Violinisten Richard Krömer nnd seinen jüngeren Brüter, den Pianisten Hugo Krömer, erst malig zu hören, ein Bruderpaar von ganz außerordentlichen musikalischen Qualitäten. Richard ist ein fertiger Künstler auf seinem Instrument, der in Bezug ans Technik nichlS mehr hinzulcrnen kann. Schwierigkeiten kennt er nur, um sie wie spielend zu besiegen. Aber auch sein Ton entbehrt nicht der Größe und nicht der Süßigkeit; und sein Vortrag ist durchaus der eincS vollendeten Künstlers, weit vorangeeilt seinen Jahren. Hugo Krömer begleitete seines Bruders Geigen spiel mit erstaunlicher Ruhe nnd Sicherheit. Möge sich die Zukunft der beiden Knaben, die nichts von dem oft unangenehmen Allüren und Manieren so mancher musika lischer Wunderkinder an sich haben, so glücklich gestalten, wie sie es aufrichtig verdienen! Der Vollständigkeit halber sei hier noch erwähnt, daß Richard Krömer die Arie aus I. S. Bach's O ckur-Suite (bearbeitet von Wilhelmj), die Nocturne op. 9, Nr. 2 von Chopin (gesetzt von Sarasate), F. Nie-' „kerpetuum mobile" und Wieniawski's „8c>uvenir cko Lloseou" spielte. Seine Wiedergabe des II. und III. Satzes des be rühmten Mendelssohn'schen ViolinconcerlS innßten wir leider, wie schon oben angedentet, versäumen. 6.-O. Leipzig. 28. October. DaS Programm des Helbsicoucerles des Blüthner'schen Gesangverein- enthielt eine Neide von neuen Männerchor-Compositionen, die es verdienen, in den weitesten Kreisen unserer Männergesangvereine bekannt zu werden. Dazu gehören der prächtige Chor „Das gute Kind" unseres heimischen Tonsetzers Carl Unglaub, das überaus stimmungsvolle Ton bild „Entsagung" für Doppelchor, Tenorsolo und eine Solo violine von Th. Wagner-Loeberschütz und die beiden Minnelieder von dec Wende deS 13. Jahrhunderts (Holder Mai, komm wied'r nnd blüh!" und „Die Erde ist er schlossen), gesetzt von Albert Becker. Unglaub, dem der Männer gesang schon manche köstliche Liedergabe verdankt, hat zu dem fein humoristischen Text von Julius Gersdorff Len rechten Ton gefunden und «in Werk geschossen, das begründeten Anspruch aus Beachtung verdient- Di» erwähnten Minnelieder Les Fürsten Wizlaw, die der verewigte Albert Becker in geradezu inustergilliger Weise für Männerchor gesetzt hat, sind von dem Schreiber dieser Zeilen bereits früher hinlänglich gewürdigt worden; sie gehören mit zu dem besten, das uns die Musikliteratur der Zeit nm 1250 hinterlassen hat, und Albert Becker hat das große Bcr- dienst, sie durch seinen ungemein wirksamen Chorsatz Leu weitesten Kreisen erschlossen und zugänglich gemacht zu haben. Bei dieser Gelegenheit mag die Bemerkung eingeschaltet sein, daß diese Minne- lieber im Verlag von Breilkops L Härtel in Leipzig erschienen sind, und zwar in drei Ausgaben: für ein» Singsiimme mit Clavierbeglri- tung, für gemischten Chor und für Männerchor. Daß sie der Biiith- ner'sche Gesangverein seinem Repertoire eiugerriht hat, ist nur dankbar anzuerkenneu. Eine ganz hervorragende Arbeit hat Th. Wagner- Loeberschütz mit seiner „Entsagung" geschaffen. Mit der Aus führung unter der bewährten Leitung de- BereinSchormeisterS Herrn Paul Michael dürste wohl der Componist, Lehrer am Conser- vatorium zu Gotha, der ihr gestern beigcwohnt hat, völlig zufrieden gewesen sein. Das ungemein stimmungsvolle Werk setzt einen schon ziemlich leistungsfähigen Chor voran- nnd verlangt einen musikalisch sicheren nnd warm empfindenden Tenorsänger, sowie «inen gewandten Geiger. Diesen Anforderungen ent- sprach die gestrige Wiedergabe in ollen Stücke». Freilich, wa» man gewöhnlich mit „populär" zu bezeichnen pflegt, populär wird wohl das Werk niemals werden ; dafür ist es in seiner ganzen An lage und Durchführung viel zu ernst und vornehm gehalten, — „eaviar to tke xeoeral"! Wenn sich der Componist zu Concessionen an den ziemlich trivialen Kunstgeschinack der großen urtheil-losen Masse verstehen wollte, bliebe er sicher nicht so einsam wie jetzt. Er mag sich trösten: er befindet sich da in guter Ge sellschaft. — Die übrigen Chorvorträge de- Blüthner'schen Ge sangvereins waren gute alte Bekannte, Edwin Schultz'- „DaS Herz am Rhein", dcS leider bei un» sehr vernachlässigten E. S. Engelsberg klangschöner Chor „So weit" und Neßler'S „Grab im Busento" (mit Orchester). Der concertgebende Verein brachte sämintliche Chöre mit gutem Gelingen zu Gehör, insbesondere waren lobend anzuerkennen, die deutliche TextauSjprache, di» gute und sinngemäße Phrasiruug und die fast durchweg ungetrübte Reinheit der Intonation. Die Ausnahme der vorerwähnten neuen Compositionen in da» Concertprogramm wird wohl der thatkrästigen Jniatiative deS Herrn Dirigenten zu danken sein. Hut ab vor solchem energischen Vorgehen! — Fräu lein Georgi, eine stimmbegabte nnd musikalisch gut veranlagte Schülerin be» Herrn Paul Michael, brachte durch den Vortrag zweier Sopranlieder — „O laß mich träumen" von A. Sullivan und „Da» Echo" von Franz Schubert — willkommene Abwechselung in den vocalen Theil de» Programm». Den instrumentalen Theil be sorgte da» Nene Concrrt-Orchestrr unter Leitung des Herrn Musikdirektor- Gustav Schütze. Gehörte auch da-, wa- dies« sehr leistungsfähige Capelle darbot, nicht gerade zu den neuesten Erscheinungen der Orchestercomvosition, jo trug doch die Art der Au-sührung deutlich und sionensällig den Stempel sorgsältigst» > und gewissenhaftester Vorbereitung. Herr Schütz« ist rin Dirigent May Müller, dcr berühmte Philolog, der in letzter Zeit rin wenig kränkelte, ist, wie bereits kurz gemeldet, am 28. Oktober gestorben. Friedrich Max Müller war der Sohn eines Dichters Wilhelm Müller und am 6. December 1823 in Dessau geboren. Er besuchte die dortige Schule und das Leipziger Nicolaigyinnasium nnd trieb nachher in Leipzig philologische, besonders Sanslritstudien luiiter Brockhaus), als deren erste Frucht 1844 eine deutsch« Ueber- setzung der indischen Fabelsammlung „Kitopacke«;»" erschien. In demselben Jahre ging er »ach Berlin, 1845 nach Paris, wo Burnouf Müller'- Augenmerk auf den Rigweda richtete. Nm die von Rosen begonnene Ausgabe dieses ältesten SauSkcitwerkeS sortzusetzen, ging Müller 1848 nach England, wo ihm einige Jahre später durch Ver mittelung Bunsen s von den Ticectoren der Ostinüijchen Compagnie der Auftrag ertheilt wurde, den ganzen Rigweda mit dein ausführ lichen Coiiiincntar des Sayana herauszugeben. Diese Ausgabe er- schien in sechs großen Quartbänden 1849—75, daraus daS erste der zehn Bücher des Rigweda ohne Coiiiuientar „zum Gebrauch für Vorlesungen", später auch dec ganze Rigweda ohne Coiiiuientar „zum Handgebrauch". Eine Uebersetzung von 16 ausgewählten Hymnen aus dem Rigweda enthalten seine „Sucre«! bz-ums ot tllo Urabumus". Seit 1848 lebt Müller dauernd in Oxford, wo er 1850 veputz- protessor, 1854 ordentlicher Professor für neuere Sprachen und Literaturen, 1858 Fellow von äll Soul'g Ooliexe, 1869 Professor für vergleichende Sprachwisjeuichast wurde. 1872 bei der Gründung der Universität Straßburg als Professor an die- selbe berufen, hielt er dort Vorlesungen. kehrte aber bald nach Oxford zurück. Auch dort gab er 1876 seine Lehrverpflichtungen aus, um sich ganz der ihm von der Universität Oxford übertragenen Herausgabe lder „Sacrccl bvolri ok t'-io Laut" widmen zu können. Die erste Serie dieses großen Unternehmens, einer Saiumluiig von englischen Uebcrsetznngen orientalischer NeligiouSbücher Les Aller- IhumS, erschien in 24 Bänden 1879—85, die zweite Serie von 25 Bänden 1886—95, eine dritte Serie, die 1894 mit Unterstützung des Königs von Siam begonnen wurde, soll nur Uehersktzniigeii buddhistischer Werke enihilten. Von Müller selbst rühren her: der 1. und 15. Band, eine Uebersetzung der philosophischen Upanishads, der 32. nnd 48. Band, eine Uebersetzung wedischcr Hymnen auS dem SanSkrit, nnd ein Theil dcS 49 Bandes, buddhistische Schriften eulhaltend. Neben diesen Uebrrsetzungen gab Müller in den „äncccloia Oxonicnsin" mehrere buddhistnche, auS Japan stemmende, aber in SanSkrit abgesagte Werke im Grundlexl heraus. Schon früher veröffentlichte ec aus dein G.-biete dcr allindijcheu Literatur: Uebersetzuuge» des FabclbnchS „Hitopadeja" nnd des lyrischen Gedichts „Mcghadula", eine „Iliutorx ul' anciont Sanstcrit liteim- turos", eine englische Sauskriigiamuiatik, eine englische Uebersetzung des buddhistischen MoralwerkeS „Dhamniapada", „liulio, reimt ean it teaelt uu" n. a. Als Sprachforscher Hal sich Muller besonders durch seine „I-ectnres an tiiv scicocc c>t lanc-uuKv", die überall zur Weckung und Belebung dcS Interesses sür sprachwissenschaftliche Studien bedeutend beigetragen haben, bekannt gemacht Mannig fachen Inhaltes, doch vornehmlich aus vergleichende Mythologie und Sprachwissenschaft bezüglich, sind die Aussätze, welche er unter dein Titel: „Oüipu tcoin n Oerman vorlc^Iwu" veröffentlichte. Eine Auswahl derselben erschien als „Sclccteu esssvs ou InnAuap^, m;tbolv8)' anä rcli^iou". Neuerdings hatte Miiller seine Thättg- kcit vvrnchmich dcrn Gebiete dec vergleichenden Neligion-'geschichie zugcwendet. Eine „Einleitung in die vergleichende Religionswisscn- schast" erschien 1874 (auch englisch), und „l-ecturea on tbe ori^i» rcnck ßrmvlü ot rolijsion", „Uiflönl leelure«" über „kü^-neal rolixion", ,,.4otkropoloxical roli-rion" und „DIreo8op!i.y or ?.->)cbo- lo-xical relit-iou" u. a. schlossen sich daran on. Aus philosophischem Gebiete hat Müller die erste voUstäudige englische Uebersetzung von Kant'S „Kritik dcr reinen Vernunft", ,.1'Iio Science vt klavuLÜl." und viele Aufsätze in Zeitschriften veröffentlicht. Dem belletristischen Gebiet gebürt unter Anderm seine anziehende Erzählung „Deutsche Liebe. AuS den Papieren ciueZ Fremdlings" on. Auch gab cc „Schiller'S Brieswechsel mit Herzog Friedrich Christian von SchlrSwig- Holstein" und die Denkschrift „Basedow. Von seinem Urenkel" heraus. Müller (in England gewöhnlich Max-Muller genannt) war Ritter deS Ordens pour I« mSrilo und eins der acht auswältigeu Mitglieder des Institut de France, LaS ihm bcreils 1849 den Bolney-Preis zuerkannte. Redakteur Kühner (frris.) für Eisenach; Re ich«-> hat mit döm wirtlichen PatrloUsmu» nicht» zu Hun — auf t a g - a b g e o r d n e t e r C a s s e l m a n n-E i s e n a ch s ' (sreis.) für Ruhla»Marksuhl; Peitschenfabrikant ' Heim Kaltensundheim (freisinnig) für Kaltennordheim- Qstheim; Reichs tags abg. Baudert-Apolda (Sve.) für ' Apolda-<Ltadt. Die Eroberung der Wahlkreise Ilmenau und Kaltennordbeim durch die Opposition ist für die übrige Zu sammensetzung de» Landtags, so weit diese bi- jetzt zu über sehen ist, ohne Bedeutung. Eine wesentliche Verschiebung dcr Parteien hat die Neuwahl, wie vorau-zuseben war, also nicht gebracht. Die Wahl sür Vacha wird für ungiltig erklärt werden müssen, da 77 Bürger ihr Wahlrecht au»- geübt haben und 78 Stimmzettel sich in der Urur vorfanden. Ter eine mehr in der Urne befindliche Zettel ist aber aus schlaggebend bei der Wahlmännerwabl, da einige derselben 38 nnd einer 37 Stimmen erhalten haben. * Düsseldorf, 28. October. In ungemein scharfer Form wendet sich der jüngst erschienene städtische Verwaltungs bericht sür da- verflossene Etatsjahr gegen die Grund- stücksspeculation in den Großstädten. Der betreffende Passus lautet: „Ein Hauptgrund der WohnungSnoth in wachsenden Orten be sieht darin, daß nicht dem Steigen der Bevölkerung ent sprechend gebaut wird, weil die Besitzer der Bauplätze dieselben nicht hergeben. Diese Bauplatzbesitzer entziehen die in der Nähe der Städte zur Bebauung unbedingt erforderlichen Grundstücke den socialen Functionen, lediglich nm die Preise künstlich in die Höhe zu treiben. Auf ein derartiges Verfahren ist durch die gegenwärtige geringe Besteuerung der unbebauten Grund stücke geradezu »ine Prämie gesetzt, während es das Ziel einer zweckentsprechenden Steuerpolitik sein müßte, eine Strafe darauf zu setzen und durch eine dein Werthe deS Bauplatzes angemessene Steuer den Besitzer geneigt zu machen, den Bauplatz eher aus den Markt zu bringen." Die WohnungSnoth hat hier einen derartigen Grad erlangt, daß die Verwaltung die Errichtung eine» Asyls für solche Obdachlose plant, welche nicht bedürftig im armen rechtlichen Sinne sind, vielmehr einen guten Tagesverdienst haben und nur mangel- Aenügenver Heimstätten, auch infolge zahlreicher Kinderschaar eine Wohnung nickt erlangen können. Und ähnlich wie hier liegen die Verhältnisse in den meisten rheinisch-westsälischeu Groß- und Industriestädten. * Odenkirchen, 28. October. Um den Bau von Arbeiter- wohnungen zu erleichtern, beschlossen die Stadtverordneten, oaß die Stadt neben der schon gewährten Bürgschaft von 100 000 noch eine weitere Bürgschaft von 15 000 -ck! sür die Otenkirchener Actien-Baugesellschast übernimmt. Die Ge sellschaft kann infolgedessen weitere- Baucapital zu billigem Zinsfuß von der Provinz aufnehmen. * Aachen, 29. October. Zur Abstellung der durch Arbeitslosigkeit geschaffenen Notblage beschloß die sociale Commission, die Annahme sicherer Vorschläge der Stadt verordnetenversammlung zu unterbreiten, darunter Wege- und Anlagearbeiten im Stadtwald und aus dem LouSberg, für die Lungenheilstätte und städtische Anstalten; ferner wird die Errichtung weiterer Volksküche» geplant, sowie eine Ein gabe an die Handelskammer behufs Einschränkung der Beschäftigung ausländischer Arbeiter und Wegfalls vom Aus land« kommender Arbeiterzüge. * Bonn, 28. October. Für den Kronprinzen, der im nächsten Sommer die rheinische Hochschule bezieht, ist vom Kaiser bekanntlich die ehemalige Villa König für 450 000 gekauft worden. Sie wird jetzt noch vou ihrem letzten Be sitzer, Professor Finkler, bewohnt. Dieser räumt die Villa am 1. April k. I. Am 1. Mai soll sie zur Aufnahme deS Kronprinzen bereit sein. Nur einige geringe Umänderungen sind vorgesehen, so n. A. der Bau einer Wagenhalle für 5 Eguipagen und eine Sattelkammer. Die Villa bat im Ganzen 20 Zimmer und eine große Festballe. Die auf früherem Gelände der Villa König angelegte Wörthstraße wird a-phaltirt. .. ... ... * Stuttgart, 28. October. In der Kammer der Abgeordnete» wurde der SchulhauSstreit der Stadt Weilheim, die sich hartnäckig geweigert hatte, zwei nöthige weitere Schulzimmer herzustellen, nach längerer Debatte durch Uebergang zur Tagesordnung mit Bestätigung einer Strafe von je 30 für die renitenten Collegienmitglieder erledigt. * Strassburg i. Els., 28. October. Der bekannte Staats- rechtSlebrer an unserer Hochschule Professor Or. La band, Mitglied deS StaatsratheS für Elsaß-Lothringen, ist von der französischen Negierung zum Oktiowr cke I'iustructiou publiguo ernannt worden. Den äußeren Anlaß zu dieser Auszeichnung dürfte wohl der Umstand gegeben haben, daß von Laband'ö „Staat-recht deS Deutschen Reiches" gezenwärlig eine au fünf Bände berechnete französische Bearbeitung besorgt wird, von welcher der erste Band bereit- erschienen ist. Oesterreich-Ungarn. BcrmähluiigSfcier. * Wie», 28. October. Bei dem heutigen Galadiner brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch aus: „Ich gebe meiner Freud: über die neue verwandtschaftliche Verbindung der königlich württembergische» Familie mit meinem Hause Ausdruck, und indem ich den Segen des Himmels auf diesen Herzensbund herab flehe, erhebe ich mein Glas auf das erlauchte Brautpaar." Frankreich. Waldeck-Rousseau. * Toulouse, 28. October. Im Laufe des Vormittags wohnte der Ministerpräsident Waldeck-Rousseau in der Vorstadi Saint-Michel der Grundsteinlegung einer Caserne bei. Gene ral T e s s e y r e sprach dem Ministerpräsidenten den Dank dafür aus, daß er durch seine Theilnahme an der Feier dem Heere einen neuen Beweis seiner Sympathie für dasselbe gegeben habe. Waldeck-Rousseau erwiderte, der Regierung sei diese Gelegen heit höchst willkommen gewesen, zu bekunden, wie sehr sie es wünsche, die Republik, die Armee und die ganze Nation in dem gleichen Gefühle des Stolzes über die Vergangenheit und der Hoffnung auf die Zukunft vereinigt zu sehen. * Toulouse, 29. October. (Telegramm.) Bei dem gestern von der Municipalität veranstalteten Bankett gab der Ministerpräsident Waldeck - Rousseau einen Ueberblick über die Thätigkcit seines Ministeriums; er führte aus: „Die Aufgabe war schwer; die Zustimmung der gewählten Körperschaften beweist es, ebenso wie das Zusammenkommen dec 22 000 Maires, welches das Jahrhundert mit der glänzendsten Weihe geschlossen hat, die jemals einer Regierung zu Theil ge worden ist. Das Werk, das eine solche Bewegung hervorgerufen hat, konnte nur das Werk aller Republikaner sein." Redner giebt sodann ein Bild von der Lage beim Amtsantritte des Cabinets, und fährt fort: „Man hätte bei der Zusammensetzung des Ca binets ein Unrecht begehen können, wenn man die einträchtigen Elemente vereinigt, und diejenigen ausgeschlossen hätte, die das Cabinet entzweien konnten; man schuf deshalb ein Werk der re publikanischen Vereinigung, die sociale Reformen in sich schließt. Man muß die Humanität in die Poli tik einführen und alle Forderungen gerecht beurtheilen. Die systematisch unterhaltene Agitation hat nachgelassen, die Straßen werden ruhig. Es haben zahlreiche Ausstände statt gefunden; den ernstesten hat die Regierung geschlichtet. Hinsicht lich des Heeres ist die Regierung bemüht, es ganz seiner nationalen Mission zu übergeben. Die Regierung ha der Stelle, die die Verantwortung trägt, auch die Autorität wiedergegeben. Was die Dreyfus - Angelegen heit betrifft, so hat die Regierung die Lösung der Angelegenheit der vollkommenen Unabhängigkeit des Richters an vertraut, dessen Uriheile respectirt wurden." Hieraus wurde aber auch der Menschlichkeit genügt durch Maßregeln der Gnad«. Die Regierung beantragt« beim Senat ein Gesetz der Til gung, daS endgrltrge Beruhigung s ha'sfcn soll, und wird «in solche» Gesetz bei der Kammer beantragen. Redner kam dann aus die auswärtige Politik zu sprechen und führte auS: Nach außen hin hat unsere Lage sich gekräftigt; unsere Politik hat wieder Erfolg« aus,uwersen, weil sie ohne Prahlerei — «in« solch«
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