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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010928013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901092801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901092801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-28
- Monat1901-09
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Anzeige«-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklame» unter dem RedactlouSstrtq (4 gespaltea) 75 H, vor den Familiennach» richten (-gespalten) 50 H. Tabellarischer und Ztffrrnsatz entsprechend hüher. — Gebühren für Nachweisungen und Offerteuannahme 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesörderung 70.—. ^onahmeschluß für Anzeigen: Lbeud-Sn-gab«: vormittag- 10 Uhr. Morg«»-Sa-gab«: Nachmittag» 4 Uhr. Bet den Filiale» und Annahmestellen fr einr halbe Stunde früher. Taz eigen stad stet» a, die Expedition zu richte». Di« Expedition ist Wochentag- unuuterbrocheo gr0ffu«1 von früh 8 bi- Abend- 7 Uhr. Druck »ad Verlag vo» L. Polz tu Leipzig Nr. M. Sonnabend den 28. September 1901. SS. Jahrgang, Polentlmm, Confession und Nationalität. SS Die „Köln. Volksztg." denuncirt wieder einmal die natio nale Presse, die «s für ihre Aufgabe hält, die polnische Gefahr zu bekämpftn, daß sie dies nur thue, weil die Polen Katholiken seien. Tenn selbstverständlich hab« inan nicht vor den paar Millionen Polen Furmi, sondern man wolle dem Katholicismus in den öst lichen Provinzen zu Leibe gehen. Dieses Lied des rheinischen Blattes ist ja alt, und wir würden gewiß nicht auf seine Klänge hören, wenn nicht die A d refs e, an Vie es gerichtet ist, von Interesse wäre. Die „Köln. Volksztg." wendet sich nämlich diesmal damit nicht an die „chakatistische" Presse, sondern an Zeitungen und Angehörige ihrer eigenen Partei. Es wird nämlich ein immer größerer Bruchtheil von An gehörigen der Eentrumspartei dec intimen Freundschaft mit den Polen herzlich müde, einmal, weil die Polen die Freund- schafisbezeugungen mit Unverschämtheiten erwidern, und zweitens weil doch auch in manchem Centrumsmanne das nationale Empfinden sich zu regen beginnt. So lange es noch vereinzelte Stimmen waren, konnte man mit Stillschweigen darüber Hinweg gehen, jetzt aber mehren sich diese Stimmen doch in einer für die noch polenfreundlichen Klerikalen sehr bedenklichen Weise. Nach der „Köln. Volksztg." hat ein Centrums blatt von „pol nischen Nationalduseleien" und „Durchseuchung des Industrie bezirks" gesprochen, verschiedene Blätter dersölben Partei von „minderwerthigsn polnischen Katholiken"; ein Blatt hat so gar, was dem rheinischen Blatte ganz besonders auf die Nerven gegangen zu sein scheint, „ganz im Sinne der Hakatisten", den Thorner Gymnasiastenproceß vollständig in der Ordnung ge funden. Es handelt sich also nicht mehr nur um einen Zwiespalt zwischen Centrum und Polen, sondern um einen Zwist hinsicht lich der polnischen Frage innerhalb der Centrums partei selbst. Das rheinische Blatt hofft die „Abtrünnigen" dadurch wieder auf seine Seit« zu bringen, daß es den Kampf gegen die Pvlen als einen Kampf gegen den Katho- licismus darstellt, der natürlich von dem Centrum in seiner Gesammtheit abgewehrt werden müßte. Wird das rheinische Blatt mit dieser Beweisführung bei allen seinen Gesinnungsgenossen Glauben finden? Wir möchten es bezweifeln; denn die VortheiVigung des Katholicismus wird sicher lich von den abtrünnigen Blättern und Parteigenossen ebenso wahrgenommsn, wie von dem rheinischen Hauptorgane des Kleri- kalismus. Diese Parteifreunde müssen doch also wohl im Laufe der Jahre zu der lleberzeugung gekommen sein, daß die Polen selbst den Kampf atls einen nationalen und nicht als einen konfessionellen ansehen. In dieser Uebcrzoug/ung mußten sic durch das Verhalten der Polen bei der Reichstagsersahwahl in Duisburg, durch die Drohung mit der Aufstellung eigener polnischer Candidaten in Oberschlesien und durch mancherlei andere Vorkommnisse der letzten Zeit bestärkt werden. Denn daß Vie Centrumsabzeordneten die Interessen des Katholicismus genügend wahrnehmen, wird ihnen gewiß Niemand bestreiten wollen; wenn also die PoLen an die Stelle von Centrumsabzeordneten polnische zu setzen suchen, so beweisen sie, daß es ihnen nicht auf die Abwehr eines gemein samen conftssionellen Gegners ankommt ,sonoern tn erster, zweiter und dritter Reihe auf den nationalen Kampf, der allerdings und naturgemäß von polnischen Abgeordneten besser geführt werden kann, als selbst von dem wohlwollendsten Centrumsmanne. An historischen Entwickelungen läßt sich auch durch die schönste Lialrctit nichts ändern. Wir sehen ja gerade jetzt in Böhmen, wie die nationalistischen Tschechen auf das Heftigste die deutschen Klerikalen bekämpfen, obwohl diese ihnen enbenso Wohlwollen, wie die Klerikalen in Reichsdeutschland den Polen. Auch hier also sehen wir, wie «ine slawisch« Partei die Nationalität über die Confession stellt. Wir betonen nicht ohne Vorbedacht das Wort „slawische" Partei, denn diese Vorgänge bei den Tschechen in Böhmen und bei den Polen in Deutschland beweisen, daß das Nationalgesühl bei den slawischen Nationen stärker entwickelt ist, uls bei der deutschen Rasse, da eben das national« Empfinden der Slawen nicht vor der confessionellen Zusammengehörigkeit Halt macht, wie es bei einem großen Thdile des deutschen Katholicismus leider noch der Fall ist. Denn selbst in den Fällen, wo deutsche Klerikale sich auch einem confessionell mit ihnen zusammen gehörenden Stamme gegenüber auf ihre Nationalität besinnen, thun sie es in der Defensive, während Polen und Tschechen den deutschen Glaubensgenossen gegenüber die Offensive er greifen. Mir wollen aber den deutschen Katholiken, die endlich zur Einsicht der Gefährlichkeit des Polenthums kommen, keinen Dor wurf daraus machen, sondern rufen ihnen mit dem Dichter zu: „Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt; der weite Weg entschuldigt Euer Säumen." Denn um sich von bem Druck« römischer Ein seitigkeit frei zu machen und zu der Erkenntniß nationaler Ge- meinsamkcit zu gelangen, muß man auf weitem und nicht be quemem Wege gar manchen Schritt zurücklegen. Der Krieg in Südafrika. * London, 27. September. (Telegramm.) Einer Brüsseler Drathmeldung zufolge verlautete gestern in borrrnsreundlichen Kreisen in Brüssel und dem Haag, daß dt« britischen Truppen in Südafrika eine neue Niederlage erlitten hätten, wobei sie 2l5 Todte, Verwundete und Gefangene und zwei Geschütze vrr- loren bätten. Dagegen melden Depeschen au- Pretoria und Standerton, daß Botha sich mit seinem ganzen Lommando nach Ermelo zurückgezogen habe, ohne sich in »inen Kampf mit den mobilisirten Nataler Streitkräften rinzulassen; «r hab« nur «ine kleine Abtheilung zurückgelassen, welch« di« Lran-vaalgrenz« über- wachen solle. — Eine Brüsseler Drahtmeldung der „Morntng Post" besagt, die amerikanische Regierung habe den Verkauf von Pf«rd«a und Maulrsrln für d«n Erdrauch d«r briti sch«» Trupp«» in Südafrika verbot«». (Voss. Atg.) * Laut telegraphischer Berichtigung ist in der im gestrigen «dodblatte enthaltenen Meldung der „Dail, N«»4" betresieud Lord Kttchencr richtig zu lesen: „Die Regierung hätte darauf bestanden, daß Kitchener „von seinem Entschluß wieder Abstand nehme" (anstatt: eine von ihm getroffene Entscheidung wieder aufhebe). Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 27. September. (Kein Confections- arbeiterstrcik.) Die Nachrichten über einen großen Confectionsarbeiterstrcik, der demnächst in zahlreichen Orten gleichzeitig ausbrechen werde, sind sammt und sonders in das Gebiet der Fabel zu verwcisen. Die Organisation des Verbandes der Schneider und der Schneiderinnen Deutsch lands, die angeblich den Stühpunct der Bewegung bilden soll, ist sehr schwach und verfügt über noch schwächere Geldmittel; überdies dürften die Ausgänge der letzten Streiks (Flaschen arbeiter u. s. w.), die schlechte wirthschaftliche Conjunc- tur und die zahlreichen Arbeitslosen sehr herabstimmend auf die Streiklust der heißblütigen Schneider einwirken. Die Gerüchte von einem drohenden großen Confectionsarbeiterstreik sind wahrscheinlich auf die Thatsache zurückzuführen, daß der Verband der Schneider und der Schneiderinnen Deutschlands (Sitz Stuttgart) eine umfassende Agitation vorbereitet, um namentlich die Heimarbeiterinnen zu gewinnen. Es sollen Massenversammlungen veranstaltet und eine lebhafte Haus agitation entfaltet, das Verbandsorgan in Tausenden von Exem plaren verbreitet und Propaganda für eine Denkschrift an den Bundesrath gemacht werden, in der die Forderungen der Con- fectionsavbeiter zusammengestellt und begründet werden. Die Lage der Confectionsarbeiterinnen (Heimarbeite rinnen) ist in der That gedrückter als je; besonders in Berlin müssen die armen Geschöpfe vom früh«n Morgen bis in die sinkende Nacht die Nadel führen, um nur8—9ck( die Woche zu verdienen. Sie haben keine Organisation und sind überhaupt nicht in der Lage, Beiträge für eine solche zu leisten. Als vor mehreren Jahren in Berlin ein großer Streik der Confcctions- arbeiterinnen ausbrach, nahm die gesammte büiw-rliche Presse Partei für die Streitenden, und auch die Regie?mä, stand ihnen keineswegs unfreundlich gegenüber. Aber diese Sympathien haben den Heimarbeiterinnen wenig Nutzen gebracht und mehr als je leiden sie unter der Concurrenz ihrer wohlhabenden Mit schwestern. Da kann es nicht Wunder nehmen, wenn der Ver band der Schneider und der Schneiderinnen Deutschlands den Versuch macht, die Heimarbeiterinnen für sich zu gewinnen. * Berlin, 27. September. Der Zar und die elsaß- lothringische Frage. Der „Straßburger Post" wird über die Auszeichnung eines jungen EisässerS durch den Zaren gelegentlich der Kaiserzusammenkunft in Danzig das Folgende geschrieben: Ein Sohn des in Molsbei'm (Untrrelsaß) stationirten Station-« ossistenten Zink, der als Matrose auf dem Kaiserschiffe „Hohen- zollern" dient, hat gelegentlich der Anwesenheit deS russischen Kaisers in Danzig von diesem den Verdienstorden dritter Elaste am Bande des Stanislausordens erhalten, wodurch die Eltern in hohe Freud« versetzt sind. Der junge Zink, der zur persön lichen Dienstleistung beim Zaren auf dem Schiffe bei Tische befohlen war, durfte dem Zaren Cigarren reichen, wobei er von diesem gefragt wurde, woher er sei. Auf die Antwort: „Aus dem Elsaß", sagte der Kaiser: „Da sind Sie wohl ein Franzose?" Schlagfertig erwiderte Zink: „Nein, Eure Majestät, ich bin ein Deutscher!" „Nun, dann bleiben Sie als Elsässer auch immer ein guter Deutscher", war di« Ant wort Les Zaren. Hierauf hatten die Matrosen Einzelwettrudern, wobei Zink den ersten Preis erhielt. Zink wurde nun wieder zum Kaiser Nikolaus besohlen, der ihm mit den Worten: „Da- ist ja der gut« Deutsch«", den Orden persönlich übergab mit der Er mahnung: „Tragen Sie ihn stets in Ehren!" Der „Vorwärts" bemerkt zu diesem Geschichtcben: „Die französischen Spießer, die, vor dem Zaren auf dem Bauche rutschend, nach „Revanche" schreien, verdienten in der That, daß die Sache wahr ist!" — * Berlin, 27. September. UeberdieEinigkeitdes Centrums geht bekanntlich nach der Versicherung der kleri kalen Presse nichts. Und sie wirb aufs Neue bewiesen durch einen Streit, den der katholische Theologieprofessor vr. Silber nagel mit dem bayerischen Centrum ausficht und der in mancherlei Beziehung an die bekannte Affäre des Prof. 'S ch e kl in Würzburg erinnert, vr. Silbernagel hat kürzlich ein Werk über di« kirchenpolitischen und religiösen Zustände im 19. Jahrhundert geschrieben, daS von der Centrumspresse in nichts weniger als schmeichelhafter Weise recensirt wird. Und warum? Sikbernagel hat nämlich in seinem früheren Werke den frevlerischen Satz verbrochen, „daß man auf einr Besserung der kirchlichen Verhältnisse in Bayern nicht so leicht hoffen könne, weit auch die Führer der sogenannten bayerischen Eentrumspartei mehr ihre eigenen persönlichen Interessen als die der Kirche ver- chlgen, was die Spatzen auf den Dächern pfeifen." Durch diesen Satz hat sich seiner Zeit der Centrumsprälat vr. v. Daller stark betroffen gefühlt. Er schrieb an den Gelehrten einen Brief, worin er ihn aufforderte, den Beweis für seine Behauptungen zu erbringen. „Sollten Sie mir" — schrieb Daller—„eine bestimmte Antwort verweigern, so müssen Sie mir gestatten, daß ich Si« entweder als unzurechnungsfähig, d. h. daß Sie nicht wissen, was Sie in Ihrem blinden Hasse schreiben, oder als Verleumder erklärt." Das Münchner Centrumsorgan meinte, Silbernagel werde diesen Brief des „Vorstandes der bayerischen Centrums- fraction" nicht an den Spiegel stecken. Das that Silbernagel auch nicht, er giebt vielmehr in seinem neuesten Werke den Brief Daller'» zum Besten und bemerkt dazu: „Bei diesem Hochmuth und dieser Rohheit des Stiles wird man sich über die Bildung der katholischen Geistlichen in Bayern einen schönen Begriff machen können." D. Berlin, 27. September. (Telegramm.) Der „Berliner Correspondenz" zufolge hat der Kaiser au» Lnlaß der in letzter Zeit eingetretenen Häufung der Gesuche von Städten, Gemeinden und Kircheogemeinschaften um persönliche Theilnahme an EinweihungSferern be stimmt, daß diese Gesuche und Einladungen künftig zunächst an di« betreffenden Oberpräsidenten eingereicht und von diesen »n den Eultu-minister bez. au den Minister de» Janen» zur Prüfung weitergegebrn »erden sollen. (-) Berlin, 27. September. (Telegramm.) Wie der „Reichsanzeiger" meldet, ist dem Prinzen Heinrich XXX. von Reust der Rothe Adler-Orden erster Classe, dem Capitän z. D. Gülich und dem Geb. RegierungSrath Steil- derg in Düsseldorf der Kronen-Orden zweiter Classe und dem Amtsratb Dietze in Barbh das Comthurkreuz deS HauS- OrdenS der Hohenzollern verliehen worden. (-) Berlin, 27. September. (Telegramm.) Der Di- rictor des Statistischen Amtes Geh. Ober-Regierungsrath Scherl ist heute Vormittag gestorben. (D Berlin,27. September. (Telegramm.) DaSAmts- blatt des ReichsposlamteS thcilt mit: Karten aus aufgeklebten Briefchc» sollen versuchsweise zur Versendung gegen die Brieftaxe zugelassen werden, sofern die kleinen Umschläge der ganzen Fläche nach auf die Karten aufgeklebt sind. Nach der Postkartentaxe frankirte derartige Karten sind als unzureichend frankirte Briefe zu behandeln. — Die „Vossische Zeitung" hört von „besonderer Seite", daß der Kaiser feine Genehmigung zur Ausstellung der drei Brunnen, die Stadlbaurath Hoffmann be kanntlich für den Friedrichshain entworfen hat, ver weigert habe. Wie die „National-Zeitung" indessen erfährt, soll der Kaiser gegen die Entwürfe nur einige künstlerische Bedenken geltend gemacht und ent sprechende Abänderungen des Projektes gewünscht haben. Dagegen soll, wie das letztere Blatt weiter erfährt, der Kaiser die Genehmigung zu den Plänen sür den Neu bau der Manteuffel-Brücke abgelehnt haben, auch sollen verschiedene andere Neubauten, die die Stadt Berlin Plant, auf ähnliche Schwierigkeiten gestoßen sein. Wegen der abgelehnten Uebrrfübrung der Straßen bahn über die Straße „Unter den Linden" im Zuge der Neustädtischen Kirchstraße bat Oberbürgermeister Kirschner, der „Nat.-Ztg." zufolge, nicht zweimal, wie verschiedentlich angedeutet wurde, sondern nur einmal beim Kaiser Audienz uachgrsucht. Bon der Ablehnung derselben lst Herr Kirschner zunächst vertraulich und vor Kurzem im In stanzenwege amtlich verständigt worden. Die Angelegen heit der Linden - Straßenbahn wird übrigens in der nächsten Stadtverordneten-Versammlung zur Er örterung gelangen. Au- der heutigen MagistratS-Sitzung wird berichtet: Der Oberbürgermeister Kirschner theilte dem Collegium an der Hand des ActenmaterialS alle die Schritte mit, die von ihm und der Verkebrsdeputation in Sachen der Ueberführnng der ehemaligen SiemenS'schen Straßenbahnen über die Straße „Unter den Linden" getban und welches Ergebniß dieselben gehabt haben. Der Stadtverordneten- Versammlung soll das Actenmaterial zur Kenntniß unter breitet werden. — Der Großfürst Paul Alexandrowitsch von Rußland ist nebst Gefolge hier eingetroffen. * Königsberg, 26. September. Ueber den Besuch des Kaisers in Wystiten geht der „Köu. Hart. Ztg." noch der folgende ausführliche Bericht zu: Wie bereits telegraphisch mitgetheilt, ist am Montag Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr der Kaiser nebst Gefolge auf der Brandstätte in Wystiten gewesen. Am Vormittage trafen dort zwei Telegramme des Forstmeister» von St. Paul-Nassawen rin, in denen er mit- theilte, daß der Kaiser um 3 Uhr Nachmittag» im Auftrage des russischen Kaiser» nach Wystiten kommen werde und dem Amtsvorsteher dortselbst ausgebe, Comits und Ab gebrannte zusammen zu rufen, damit alles im Gemeindehaus« versammelt sei. Ls war 3 Uhr Nachmittags, als der Kaiser in der Uniform seines russischen Dragonerregiments mit seinem Gefolge in kurzem Galopp die russische Grenze bei Gr. Kallwritschen passirte. Da auch in den Vorjahren um die Zeit der Kaijertage in Rominten vom Gefolge des Kaiser- Besuche in Wystiten abgestattet wurden, so vermuthete in dem Dorfe auch diesmal Niemand unter den Herren unseren Kaiser. Erst der Leib kutscher, der Lenker deS vierspännigen kaiserlichen Wagen» — der Monarch war kurz vor dem Dörfchen zu Pferde ge stiegen — machte die am Wege Stehenden darauf aufmerksam, daß auch der Kaiser dabei sei, und nun eilte Alles, was abkommen konnte, nach Wystiten. Dortselbst auf dem Marktplatze, inmitten der niedrrgebrannten Häuser, hielt der Kaiser auf seinem Braunen, umgeben von seinem Gefolge. Wohl 20 Minuten verharrte der Kaiser auf feinem Pferde, ernsten und doch freundlichen Blicke» die Menge betrachtend und nur ab und zu eine kurze Bemerkung mit den Herren seines Gefolges austauschend, dann gab er dem Amts vorsteher Krause ein Zeichen, daß er zum Volke sprechen wolle. Und nun hielt der deutsche Kaiser unter lautloser Stille mit weithin vernehmlicher Stimm« dir bereit- mitgetheilt« Ansprache, worauf «r d«in Forstmeister v. St. Paul die in einem Couvert eingeschlossenen Rubelschrin, übergab und vom Pferde herab dem Amt-vorsteher Krause die Hand reichte, welche derselbe küßte. Ein Wink des Kaiser-, da» Volk zog sich nach beiden Seiten zurück, und unter den Hurrarufen der Meng« ritt der Monarch davon. E- ging in langem Zuge durch mehrere Straßen der Stadt, zurück nach dem Markte und von hier in kurzem Galopp über di« Lande-greuz« nach Gr.-Kallweitschen, woselbst sich inzwischen viele Hunderte von Mrnschen versammelt hatte». D Bosen, 27. September. (Telegramm.) DaSLand« gericht verurtheilt« di« socialdemokratisch« Schriftstellerin Rosa Lübeck (Luxemburg) wegen Beleidigung des CulruS- minister» Sludt in einer Broschüre, in der sie eine Ver ordnung über die Regelung de- Religionsunterricht« bespricht, zu 100 und den Arbeitersekretär Ka-przak wegen Ver breitung dieser Broschüre zu 30 -Sk Geldstrafe. —r. Lobenftsin, 26. September. Da» Centralorgan der land- und forstwirtschaftlichen Vereine deS Fürstenthums Neuß j. L. beschloß, das sürstl. Ministerium zu ersuchen, dem Landtage eine Vorlage, betr. die Errichtung einer L.a n d - wirthschaftskammer zugehen zu lassen. Die Kammer soll unter Berücksichtigung der reußischen Verhältnisse in land- wirthschaftlichen Angelegenheiten, insoweit specifisch reußisch« Verhältnisse in Betracht kommen, di« s«ithrrig«n Functionen de» Centralorgans ausüben, im Uebrigen aber, d. h. insoweit Reichs angelegenheiten landwirthschaftlicher Natur zur Begutachtung kommen, als eine Vertretung der gesammten Lanvwirthschaft des Fürstenthums und nicht blos der lanowirthschaftlichen Ver eine zu gelten hat. T Darmstadt, 27. September. (Telegramm.) Heute wurde im städtischen Saalbau der zweite deutsche Hand werks« und Gewerbekammertag eröffnet, zu hepi mehrere deutsche Negierungen Vertreter entsandt haben. Aus dem ganzen Reiche sind Vertreter von Handwerks- unp Gewerbekammern zahlreich erschienen. Der Vorsitzende be grüßte die Vertreter der Regierungen und die Theilnehiner au der Versammlung nnd brachte ein Hoch auf den Kaiser und den Großherzog aus. Geheimer Oberregierungsrath Wilhetmi überbrachte die Grüße dcS Reichsamtcs des Innern. Ministerialrath Braun bewillkommnete die An wesenden Namens der hessischen Negierung. Zm Verlaufe der Verhandlungen über die Frage der Zugehörigkeit der handwerksmäßigen Großbetriebe zum Handwerk wurde ein Antrag angenommen, nach dem als fabriksmäßige Betriebe solche auzusehen sind, in denen unter weitestgcbender Verwendung von Maschinen durch Theilarbeit Massenartikel auf Vorrat!) hcrgestellt werden. Dagegen sind als handwerks mäßige nur solche anzusehen, die ohne Rücksicht auf Größe und Umfang derselben zur Herstellung von Erzeugnisseil hauptsächlich handwerksmäßig und mit einer mehrjäbrizen Lehrzeit ausgebildete Arbeitskräfte erfordern und auf Be stellung Dritter Arbeiten gegen Entgelt ausführen. Für die Verhandlungen sind zwei Tage in Aussicht genommen. * München, 26. September. Der deutsche Kronprinz wird am 2. Ocrober hier eintreffen und nach kurzem Aufenthalte nach Bad Kreuth zum Besuch der herzoglichen Familie Weiterreisen. Oesterreich-Ungarn. Empfang Ver »rutschen khiuakrieger. * Wien, 27. September. (Telegramm.) Das zweite Bataillon des deutschen zweiten ostasiatiscken Infanterie-Regiments ist auf seiner Heimfahrt beute Vormittag 1l Ubr 10 Min. hier eingetroffen und hat den selben herzlichen Empfang, den eS auf seiner Durchfahrt durch Oesterreich bisher überall erfahren hat, gefunden. Die deutschen Officiere, sowie die Mannschaften waren von dem Augenblicke an, als sie die Wagen verließen, Gegenstand der herzlichsten Sympatbiebeweise. Auf dem Wege, Len die deutschen Truppen nahmen, halten 5000 Mann der Wiener Garnison in Parade-Uniform zur Spalierbildung Aufstellung genommen. Der ganze Weg vom Babnbofe bis zum Schwarzenberg-Platze einerseits, sowie von hier zur Burg und der Albrechts-Caserne in den Prater andererseits war von einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge besetzt, die bei dem Vorbeimärsche der deutschen Truppen herzliche Willkommengrüße entboten. Zum Empfange auf dein Bahnhöfe batten sich eingcfunden: CorpScoinmandant Graf v. Uexküll-Gyllenband mit dem Generalmajor Fialla und dem Oberleutnant vom Generalstabe Fox, Oberstleutnant Arz mit den übrigen Herren des Stabes, feiner der österreichisch-ungarische Generalstabsbauptmann Voyczik, der in China dem Stabe des Feldmarschalls Graf v. Waldersee zugetbeilt war, Bürgermeister vr. Lueger mit den beiden Vicebürgermeistern, alle drei geschmückt mit der goldenen Ebrenkette, der deutsche Botschaftsrat!» Freiherr v. Romberg mit dem Personale der Botschaft, der bayerische Geschäfts träger Graf v. Moy, der sächsische Geschäftsträger Prinz v. Sckönburg, der deutsche Generalconsul Freiberr v. Liebig mit dem Vieeconsul, Abordnungen der rcichsdeutscben Vereine in Wie», der Präsident der Südbabn-Gcsellschaft Cblumecky, sowie der Generaldirector Eger. Als das Signal zum Ein treffen des Zuges gegeben war, trat der Corpscommandant Graf Uexküll-Gyllenband mit den Herren des Gefolges und Bürgermeister vr. Lueger mit den Vicebürgermeistern vor. Punct 11 Uhr 10 Min. fuhr ein ungemein langer, mit zwei Schnellzugsmaschinen bespannter Zug in die Halle. Sowie der Zug zum Stehen gebracht worden war, entstiegen der Mitte desselben die deutschen Officiere und kamen dem CorpScommandanten entgegen, der mit seinem Stabe den deutschen Gästen entgegeneilte. NachLem Major v. Förster dem CorpScommandanten Graf Uexküll- Gyllenband Meldung erstattet hatte, hielt dieser an Major v. Förster folgende Ansprache: „Ich begrüße Sie auf das Herzlichste und bitte Sie, überzeugt zu sein, daß wir sehr erfreut sind, Sie in unserer Mitte zu sehen, und das um so mehr, als eS dem Bataillon vergönnt gewesen ist, sich unter den schwersten Verhältnissen gauz besonder» aus zuzeichnen." Auf die Ansprache des Grafen Uexküll dankte Major von Förster in herzlichen Worten. Dann trat Bürgermeister Lueger vor und hielt folgende Ansprache: „Meine Herren Officiere! Mann schaften! Dem Auftrage Ihres Kaiser» folgend, zogen Sie auf einen so weit von Ihrer Heimath liegenden Kampfplatz, um in selbstloser Aufopferung, aber auch unter großen Strapazen Sühne für den maßlosen FriedenSbruch zu er langen. Friede ist eingetreten, und Si« kehren in die Heimath zurück mit dem Bewußtsein treu erfüllter Pflicht. Heute sind Sie in der Residenz- und Hauptstadt Wien cin- getroffen, im Mittelpunkt des Reiches, daS mit dem Ihrigen verwandt und verbrüdert ist. Die Bevölkerung Wien- be grüßt in Ihnen tapfere, dem Kaiser treue Soldaten, welche den Ruhm de» deiitschen Namen- im fernen Osten vertreten haben. Wir begrüßen Ihr Erscheinen als neues Unterpfand für die Freundschaft, welche di« Völker Oesterreich- mit dem Ihrigen verbindet und welch« bestehen bleiben möge für immerwährende Zeiten. Möge Ihnen der Empfang, den Ihnen Wien bereitet, die Wahrheit meiner Worte bestätigen. Leider ist eS uns nicht vergönnt, Sie in den Festräumen deS RatbbanseS zu begrüßen und einige Stunden in echter Gastfreundschaft mit Ihnen zu verbringen. Nehmen Sie den guten Willen für die Tbat. Ich heiße Sie nochmal« herzlich willkommen. Möge e« Ihne» Wohlgefallen in unserer Stadt." Major von Förster entgegnet«: „Ich dank« Äh»«» h»st«n« für di« hoh« Ehr« und den herzlich«»
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