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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011023011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901102301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901102301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-23
- Monat1901-10
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BezugS'PreiS D» der Hnuptexprdttto« oder den ini Etadt- Bezirk und den Vororten errichteten AuS- aaoestelle» abgetzolt: vierteljädrltch <^l 4.b0, Lei zweimaliger täglicher gust «klung ir« Han« L.SO. Durch die Poft bezogen für Dentfchlaud ». Oesterreich: vterteljührl «. Maa abonntrt ferner mit entfprechendem Postauffchlag bei den Postaastaltea in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland. Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Doaaustaaten, der Europäischen Türket, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch dt« Expedmoa diese« Blatte« möglich. DI» Morgen-AnSaabe «scheint um >/,7 llbtz dt» lllbettd-SuSgab« Woche utng« «, I Uhr. Ne-actto« und Lrve-itiim: BohanniSgaff« L Filialen: Alfred Lahn vorm. lv. Klemm'- Sortinr. UuwrrsitätSstraß« S (Paulinnm), Louis Lisch«, Lckhartueustr. K purt. und Küuigsplatz V. Nr. 5«. Morgen-Ausgabe. UchMerIllMatt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Molizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die Sgespattme Petitzeile LS «L. Neelom», an ter dem Redaatonsstrtch (-gespalten) 76 vor den KamUteanach, richte» (S gespalten) SS H. Tabellarischer und Htffernsatz rntsprrcheu» höher. — Kebübreu für Nachweisnugeu nud Offertenannahme LS L, (excl. Porto). Ertra-Vellage« (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung >l S0.—, mit Postbesörderung 70.— Xanahmeschluß fir Anzeigen: A-«»d»>u-g«bi: vormittag« tv Uhr. Morg»»««urgabe: Nachmittag« - UhL Bei den Filialen und Annahmestellen je «ins halb» Stunde früher. Anzeigen Pud -et« an di« Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet do« früh S bi« Abend« 7 Uhr. Druck uud Verlag von E. Pol« i» Letpgi^ Mittwoch dm 23. October 1901. 85. Zchrgang. Die letzte Tagung der französischen Lämmer. SS Am Dienstag hat nach Monate langen Ferien die fran zösische Deputirtenkammer ihre Sitzungen wieder ausgenommen, und damit ist die dem Ministerium Walseck-Rousseau gewährt« Ruhezeit zu Ende. Ein besonderes Interesse gewinnt nun die Tagung dadurch, daß sie di« letzte der im Frühjahr 1898 gewählten Deputirtenkammer ist, die besonders im ersten Drittel ihrer Lebensdauer infolge der Dreyfus-Wirren die aufgeregtesten Scenen veranlaßte und die damals eine ganze Reihe von Mi nistern, insonderheit Kri«gsminister, in das politische Jenseits hinübrrbeförderte. In den ktztcn zwei Dritteln der Legislaturperiode hat die Ministerstiirzerei einen Stillstand erfahren, aber gerade weil die nunmehr eröffnete Tagung die letzte ist und w«il bereits in einem halben Jahre di« Neuwahlen zur Deputirtenkammer stattfinden, werden die Gegner des Ministeriums Alles daran setzen, es noch kurz vor Thoresschluß zu stürz«n. Denn in Frankreich hängt der Wahlerfolg der Parteien zum großen Thrile davon ab, was für ein Ministerium während der Wahlvorbereitungen am Ruder ist. Denn dies Ministerium pflegte einige Monate vor Beginn der Wahlen einen Präfectenschub vorzu nehmen, indem cs solche Präfecten, deren Zugehörigkeit zu der Partei des Ministeriums ungewiß ist, aus ihren Acmtern entfernt und durch zuverlässige Parteigänger ersetzt. Wenn also die Mahlen unter einem radikalen Ministerium stattfinden, so ist schon dadurch der Sieg <d«r radikalen Parteien zur Hälfte ge sichert. Es ist deshalb selbstverständlich, daß schon um der Wahlen willen in den nächsten Monaten die radikalen Parteien Alles daran sehen werden, das Ministerium zu stützen, während die Monarchisten aller Gruppen, die Nationalisten und die um Herrn Mc-line geschaartcn konservativen Republikaner sich mehr als je bemühen werden, dem Ministerium ein Bein zu stellen. Auch als Freund des Mnisteriums Waldeck-Rousseau — und man muß das in Deutschland sein, nicht etwa weil das Ministerium eine radikale Färbung hat, sondern weil es dem Chauvinisinus und der Kriegshetzer«! abhold ist — muß man bekennen, daß das Ministerium durch verschiedene während der Sommerferien begangene Fehler den Gegnern mancherlei Hand baben geboten hat. Eine der größten und überflüssigsten Thor- heiten war jcdinfalls die Absetzung des langjährigen Großkanzlers der Ehrenlegion. Wenn die Gegner des Ministeriums behaupten, daß dies«r Mann, dessen Ehren haftigkeit völlig unantastbar dasteht und dessen Alter auch kein Grund zu seiner Entlassung sein kann, denn seine Thätigkeit erfordert ja absolut kein großes Maß körperlicher Kräfte, lediglich der Rache der Dreyfusianer zum Opfer gefallen ist, weil während der Dreysus-Wirren Zola und andere Bertheidigrr des unglück lichen Capitäns die Ehrenlegion aberkannt erhielten, so wird ihnen jeder Unbefangene Recht geben müssen. Es ist ein ganz thörichtes Rackiestück, durch das die Dreyfus-Partei die Antisemiten, Natio nalisten u. s. w. unnütz herausgefordert bat, und es ist un begreiflich, daß das Ministerium den Drehfusleuten die Hand zu diesem billigen Nachestreich bot. Ein« zweite Thorheit war die durch Waldeck-Rousseau be wirkte VerhinderungdesZarenbesuchsinParis. Auch hier handelt es sich um einen Racheact. Paris ist mehr und mehr in das nationalistisch-antisemitische Fahrwasser ge- rathen, uns während bei den letzter, Gemcinderathswahlen in Frankreick fast überall die Republikaner Erfolge errangen, wurde in Paris der radikal-socialistische Gemeinderath durch «in«n streng nationalistischen erseht. Waldeck-Rousseau wollte diesen ihm feindlichen Gemeinderath kränken, er kränkte aber damit zu gleich di« Pariser, die ihm seinen Streich nicht so leicht verzeihen werden. Paris aber ist auch heut« noch das Haupt von Frank reich. Endlich ist der Zarenbesuch überhaupt in einer für die Re gierung nicht sehr rühmlichen Weise verlaufen, Veil di« Vor bereitungen dazu mangelhaft getroffen waren. So sind bei dem Besuche in Compiegne nicht einmal genug Räumlichkeiten für das Gefolg« des Zarenpaares hergerichtet gewesen, so daß die russi schen Hofdamen mit ihren Kammerzofen in demselben Gemach« schlafen mußten. Daß man von diesem Mangel an Aufmerksam keit in russischen Hofkreisen nicht sehr erbaut gewesen ist, läßt sich wohl denken; die Schuld an diesem theilweisen Mißerfolge des Besuches aber wird natürlich dem Ministerium in die Schuhe geschoben, welches ja auch für die Vorbereitungen verantwort lich war. So sieht man, daß die parlamentarische Situation für das Ministerium durchaus nicht wolkenlos ist. Wenn die Natio nalisten, Melinisten u. s. w. kluge Taktiker wären, so würden sie mit den Versuchen, das Ministerium zu stürzen, allerdings bis zum Januar oder Februar warten, um gerade kurz vor den Wahlen das Heft selbst in Händen zu haben, denn wenn das Ministerium jetzt in die Luft fliegt, so ist «S leicht möFich, daß ein an seine Stelle tretendes, mehr konservatives Ministerium bereits im Laufe des Wint«rS wieder verschwindet und daß dann doch in der Wahlzeit ein radikales Ministerium wieder amtirt. Der Krieg in Südafrika. Da« erste „See-Gefecht". Man schreibt uns au« London unter dem 20. October: „Eine gar wundersam« Nachricht brachte heute der Draht vom Cap der guten Hoffnung nach London: das erste „Seegefecht hat nämlich zwischen Boeren und Briten stattgefunden, und wenn auch natürlich die Burgherr nicht etwa sich plötzlich al« Seeleute entpuppt haben, so konnte doch nicht einmal daS den meisten der kühnen Männer, welch« heut« ungefähr 100 englisch« Meilen nörd lich von Capstadt die Küste unsicher machen, unbekannte Meer ihrem Unternehmungsgeist« Schranken setzen. Wie bereits ge meldet, ist an der Saldanha-Bai ganz überraschend ein« Abteilung von etwa 200 Boeren aufgetaucht, die nach englischer Anficht und Meldung daselbst ein Schiff erwarten sollen, welche» Kriegsmaterial jeder Art von Europa oder Amerika an» Land in die Hände der tapferen Burgher» schmuggeln möchte. Dieses Fahrzeug scheint aber noch nicht eingetroffen zu sein oder hält sich einstweilen noch an einem anderen Theil« der Küste auf, und so vertreiben sich di« Boeren einstweilen die Zeit damit, ihr« An- it zu Au«- * Middelburg (Eapcolonie), 20. Oktober. (Reuter'» Bureau.) Das Urtheil gegen Johanne« Botha, einen unter dem Com- mando Lotter'S stehenden Führer, das auf Todesstrafe lautete, ist in lebenslängliche Zwangsarbeit umgewandelt worden. * London, 22. October. (Telegramm.) Die Verhandlung in der Aogelegrubelt des vr. Krause ist wieder auf eine Woche verschoben worden. "London, 22. Oktober. (Telegramm.) Wie „Daily Expreß" erfährt, kehrt Lord Salisbury vom Festland auf aus- drücklichen Wunsch de« Königs zurück, der mit ihm über die Er- grrifuug wirksamer Maßregeln in Südafrika zu berath. schlagen beabsichtige, um La« Ende deS Kriege« vor der Krönung herbeizuführrn. (Boss. Ztg.) einandersetzungen zwischen Arbeitgebern und -nehmern kam, an der Spitze der in der Zusammenstellung berücksichtigten Länder, wird aber in Betreff der Zahl der an den Ausständen betheiligten Arbeiter von fast allen übrigen Staaten, be sonders von Großbritannien und Frankreich weit übertroffen. In Deutschland wurden nämlich rm ver gangenen Jahre 1468, in Frankreich 903, in Großbritannien 648 Streitfälle gezählt, aber während in Deutschland insgesammt 141121 Arbeitnehmer in die Ausstandsbewegungen hineingezogen wurden, betrug in England die Zahl der Streikenden 188 538 und in Frankreich 222 769. Es entfallen somit in Deutschland auf den einzelnen Streikfall durchschnittlich noch nicht 100, in Frankreich 250 und in England annähernd 300 Theilnehmer. Ein noch ungünstigeres Verhältniß wurde in Dänemark con- statirt, wo sich an 98 Ausständen 36 096 Arbeitnehmer be theiligten, so daß hier der Umfang der einzelnen Bewegung nahe zu die Zahl 370 erreichte. Annähernd gleich stark war die Streik bewegung in Oesterreich-Ungarn und-Italien, und zwar sowohl hinsichtlich der Anzahl der Fälle als der der Theil nehmer; jene betrug 311 bezw. 268, diese 60137 bezw. 53 276 Ausständige. Auch in diesen Ländern war die Betheiligung an dem einzelnen Streitfälle eine wesentl ch höhere als in Deutsch land, dem in dieser Beziehung unter den genannten Ländern n.:r Schweden mit 10290 Streikenden bei 104 Ausständen sich an die S«ite stellen kann. -k- Berlin, 22. October. (Die „ gute, a l t e Z e r t ".) Das hätte sich der geistige Vater des Hakatismus, Für st Bismarck, gewiß nicht träumen lassen, daß er dermaleinst vom führenden Centrumsorgane gegenüber der heutigen „haka- tistischen" Polenpolitit belobt werden würde. Die „Köln. Volks zeitung" bringt diese überraschende Leistung in folgenden Sätzen zu Wege: „Vor dreißig, vor zwanzig und noch weniger Jahren war es im Osten nochganzandersals heute. Da sprachen Leute, die Polen waren und für solche gehalten werden wollten, im Hause sowohl wie außerhalb deutsch (!!) und waren zufriedene Staatsbürger (!!). Der katholische polnische Probst machte gemeinsame Spaziergänge mit dem evangelischen deutschen Pfarrer. Das ist heute fast durchweg ganz anders geworden. . . Diese Entwickelung ist nur eine Folge der h e u t i g e n P o l e n - Politik." — Daß die „Köln. Volksztg." nur dreißig Jahre zurückgreift, hat seinen guten Grund in den polnischen Jnsur- I rectionen der vierziger Jahre, die als Symptom für die Zu- I friedenheit der preußischen Staatsbürger polnischer Zunge beim ! besten Willen nicht angeführt werden können. Aber auch in den ! letzten dreißig Jahren haben es die Polen an Beweisen ihrer Un- I Zufriedenheit wahrlich nicht fehlen lassen. Wir erinnern nur an ! den Protest der polnischen Reichstagsfraction gegen die Ein- I verleibung ehemals polnischer Lantxstheile in das deutsche Reich, I einem Proteste, der den früheren Protest gegen di« Einverleibung I derselben Landestheile in den Norddeutschen Bund sanctionirte. I Wenn das führende Centrumsorgan die angebliche frühere Zu- I friedenheit der Polen durch den Hinweis auf «in vermeintlich freundschaftliches Verhältniß zwischen den polnischen Pröbsten und den evangelischen Pastoren illustriren zu können glaubt, so I widerspricht dieser Hinweis leider vollkommen den geschichtlichen I Thatsachen. Schow am 18. März 1867 zählte Bismarck im norddeutschen Reichstage vier Fälle nationalpolnischer Agitation der verbittertsten Art auf. Wir nennen davon nur den einen I Fall des Probstes Kunze aus dem Wahlkreise Meseritz-Bomst, I der den polnischen Bauern der Ortschaft Zodya mit der Ver weigerung der Absolution drohte, wenn sie nicht polnisch wählten. I Etwa zwei Jahrzehnte später berichtete Fürst Bismarck tm Ab- ! geordnetenhause (Sitzung vom 28. Januar 1886), daß der Probst j Marchwinski die Annahme solcher Confirmanden, die bei Deut- I schen im Dienste standen, abgelehnt und es auf der Kanzel tur ! Sünde erklärt hätte, wenn katholische Dienstboten bei deutschen I Herrschaften Dienste annähmen. Diese beiden Proben fried- I fertiger Gesinnung polnischer Pröbste mögen genügen; sie ließen I sich leicht verzehnfachen und sind symptomatisch für die Rolle, I welche die polnische Geistlichkeit in dem Nationalitätenkampfe des Ostens spielt. Da die „Köln. Volksztg." ganz vergessen zu haben scheint, daß nach den Worten Bismarck's in der Reichstags- I sitzung vom 8. December 1885 der „Polonismus und die Polin ! Propaganda d«r Grund der Ausweisungen gewesen ist", I wollen wir sie an letztere, längst vor der Existenz des Hakatismus I eingetretene Thatsache erinnern. Die Reihe ähnlicher Vorkomm- I nisse ließe sich beliebig verlängern, aber das Angeführte reicht voll kommen aus, um die totale Grundlosigkeit der eingangs er- I wähnten Behauptung der „Köln. Volksztg." darzuthun. * Berlin, 22. October. (Belohnungen im fran- zösischenStil.) Es ist eine merkwürdige Erscheinung, daß die französische Volksversammlung noch niemals die ungemein I großen Ausgaben des Ordens der Ehrenlegion angefochten hat, I obgleich diese nicht etwa einem Stiftungsfonds entnommen, son dern durch Steuern aufgebracht werden müssen. Nach den I neuesten Etat der Ehrenlegion erhält der Großkanzier neben einer I fürstlich eingerichteten Wohnung im Palaste des Ordens ein I Ordensaehalt von 48 000 Frcs., der Ordenssekretär 18 000 Frcs., 37 Großkreuz« je 3000 Frcs., 169 Großofficiere je 2000 Frcs., I 800 Commandeure je 1000 Frcs., 4000 Officiere je 500 Frcs. I und 25 150 Ritter je 250 Frcs. Das Ritterkreuz der Ehrenlegion I erhalten die Officiere meist nach 25 Dienstjahren, es wird aber l auch an sehr viele Unterofficiere verliehen, die sich bei den I Kämpfen und Gefechten in den Colonien ausgezeichnet haben, Iwährend gegenwärtig 52 200 Soldaten und Unterofficiere di« I Ordensmedaille mit jährlich 100 Frcs. besitzen. Diese Medaille i wird meist auch bei schwerer Verwundung verliehen und bietet I alsdann einen angenehmen Zuschuß zum Jnvalidengehalt. Für I den Zug nach China wurden an die nur etwa 12 000 Mann starke I Division 100 Medaillen für Mannschaften ausqegeben. WaS I aber bei dem von Napoleon I. errichteten Orden ganz besonder» I hervorzuheben ist, das ist die Fürsorge für zahlreiche arme Töchter von verstorbenen OrdenSinhabern, welche ohne Unter- I schied, ob e» Töchter von Officieren oder Untrrofficieren find, in I den OrdenShäusern auf Kosten de» Ordens erzogen werden. I Solche Häuser befinden sich in St. DSnis mit einem JahreSauf« I wände von 176 000 Frcs., in Ecouen mit 77 000 Frcs. und in I Loges mit 71000 Frcs., und es werden in diesen ErziehungS- I Häusern zwischen 700 bi» 800 junge Mädchen hi» zum vollendeten I achtzehnten Lebensjahre erzogen, mit einem Äesammtaufwand« I von 919 000 Frcs. Zur Unterstützung für Wittwen von OrdrnS- , I rittern werben jährlich über 50 000 Frc». au»qrgeben. Der Ge- I sammtaufwand des Orden» beträgt über 16 Millionen im Jahre. , I Wir können nur immer von Neuem bedauern, daß man in II Deutschland zur Zeit der Milliarden der Kriegsentschädigung nie- I mal« daran gedacht hat, auch den Truppen besonderen Dank zu griff« auf englisches Eigenthum auch auf Seeschiffe unter bri-1 ' scher Flagge auszudehnen. Wie uns die „Exchange Telegraph Company" meldet, erschienen gestern Morgen gegenüber der Marcus-Insel in der Saldanha-Bai ein paar Dutzend Boeren- reiter, welche in vollem Galopp an der Küste entlang ritten, chließlich absaßen und rin lebhaftes Feuer auf zwei englische Handelsdampfer eröffneten, welche gerade Anker gelichtet hatten und der offenen See zustrebten. Ob irgend welcher Schaden an- qerichtet wurde, besag) die Meldung noch nicht, wohl aber, daß die Dampfer schleunigst ein vor der Bucht kreuzendes englische» Kanonenboot herbeisignalisirten, welches sodann sofort die hinter Deckung liegenden Boeren mit Granaten zu beschießen begann, worauf die kühnen Reitersleute zunächst mit gut gezieltem Ge wehrfeuer zu antworten versuchten, was natürlich bei der großen Entfernung wirkungslos blieb. Schließlich bestiegen die Boeren wieder ihre Pferde und ritten landeinwärts davon. Soweit die erste Meldung, die dann noch durch ein Privat telegramm insofern ergänzt wurde, daß diese kleine Boeren- abtherlung anscheinend beabsichtigte, das genannte Kanonenboot gerade nach jenem Puncte der Küste zu locken und es dort einige Zeit festzuhalten, damit inzwischen an einer anderen gesicherten Stelle das oben erwähnte Schiff das für die Boeren bestimmte Kriegsmaterial landen und in die richtigen Hände abliefern konnte. Eine officielle Bestätigung dieser beiden Meldungen steht noch aus resp. wird wohl kaum erfolgen, wenn die Affaire sich tba« ächlich als ein kleiner Erfolg der Boeren Herausstellen sollte, aber jedenfalls läßt sie darauf schließen, daß die Reiter des Com- mandanten Theron an der Küste nicht unthätig sind und nicht davor zurückschrecken, ihre Feinde selbst so weit als möglich auch vom Lande aus auf dem Wasser anzugreifen. Und so ist es denn eine Wiederholung, wenn auch dieses Mal von ganz besonderer Art, der in diesem Kriege schon so oft bethätigt«n Ironie des Schicksals, daß die Engländer nicht einmal im Stand« gewesen sind, zu verhindern, daß die waghalsigen Boeren den Krieg so gar bis an und auf den atlantischen Ocean getragen haben — und zwar in einer Entfernung von nur 100 englischen Meilen von der Hauptstadt der britischen Eapcolonie, wo heute andauernd die größte Aufregung über die Nähe des Feindes herrscht. Eine andere Meldung besagt übrigens, daß zwei kleinere Kreuzer von der Tafelbai aus nach Norden abgedampft sind — jedenfalls im Anschluß an die obigen Details «ine recht be zeichnende Nachricht. Vergleiche»«-« Zusammenstellung der Verluste der Boeren und der Engländer in einer Woche. Nach den officiellen Depeschen des britischen Oberbefehls habers verloren seine Truppen in der Zeit vom 7. bis 14. Oc tober: Gefallen 47 Officiere und Mannschaften, an Wunden ge storben 7 Mann, an Krankheiten 39, durch Ertrinken 3 und durch duftige Unfälle 7 Mann, was «ine Totaltodtenliste von 103 er- giebt, während gleichzeitig 138 Officiere und Soldaten ver wundet und einig« vierzig gefangen genommen wurden. Er krankt und durch Unfälle verwundet sind außerdem über 100 Mann. Diesen Ziffern stehen nur die folgenden Verluste der Boeren in der gleichen Zeit gegenüber, die ebenfalls vom Lord Kitchener gemeldet wurden: 27 Mann getödtet und 47 ver wundet, während einige fünfzig gefangen genommen worden sein sollen. Wenn hierbei auch die Abgänge der Boeren durch Krank heit u. s. w. fehlen, so stellt sich die Rechnung auf jeden Fall ganz bedeutend zu Ungunsten der Engländer. Deutsches Reich. 0. U. Berlin, 22. October. (Der Generalstreik der französischen Bergleute und die deutsche Bcrgarbeiterbewegung.) In den Kreisen des deutschen Bergarbeiterv«rband«S verfolgt man selbstverständlich die Be wegungen der französischen Bergarbeiter und die Anstrengungen gewisser Heißsporne, den Generalstreik zu insceniren, mit dem leb haftesten Interesse. Trotz dieses Interesses darf man annehm<n, daß die Befürchtungen, di« deutschen Bergarbeiter in die Be wegung hineinzuziehen, ohne Erfolg bleiben werden. Di« Leiter deS deutschen Verbandes haben nach Frankreich wiederholt die eindringliche Mahnung gerichtet, von unüberlegten Schritten ab zusehen. Man weiß hier ganz gut, daß die französischen Berg leute ohne alle Geldmittel sittd und daß der letzte Streik in Montceau le» Min«s alle Cassen erschöpft hat. Nennenswerthe pecuniäre Unterstützung konnte aus Deutschland nicht zugesichert werden; denn wenn auch der deutsche socialdemokratische Verband in der letzten Zeit sich etwa» gekräftigt hat, so verfügt er doch nur über sehr geringe Mittel. In den leitenden Kreisen des deutschen Bergarbeiterverband«» ist man ferner der Anficht, daß die Urab stimmung in keiner Weise so gedeutet werden könne, als seien die französischen Bergleute F«u«r und Flamme für den Generalstreik; man verhehlt sich nicht, daß die 77 000 französischen Bergleut:, di« sich an der Urabstimmung bethetligr haben, al» Befürworter de« Generalstreik» schlechterding» nicht angesehen werden können und sehr bald die Ardeit wieder aufnehmen würden, wenn sie sich in dir Bewegung hin«inzi«hen ließen und ohne pecuniäre Unter» stützung blieben. Vielleicht verschließt man sich auch in Frankreich dem Gewicht« dieser Gründ« nicht. Verl«», 22. Oktober. (Zur Streikbewegung de» Jahre» 1900.) Nach einer in englischen Blättern der» öfsentlichten tabellarischen Uebersicht über di« Streikbewegungen de» Jahre« 1900 steht Deutschland hinsichtlich der Zahl derFalle, in denen «» gnf länger« oder kürzer« Zeit zu Au«- bezeugen, und daß das Reich sich damit begnügt, den Männern, welche vor dem Feinde sich besonders ausgezeichnet haben, wenn ie das eiserne Kreuz und daneben noch eine bundesstaatliche Aus zeichnung sich erwarben, monatlich die Kleinigkeit von 3 als Ehrcnsold zu gewähren. Während Frankreich 16 Millionen Francs ausgiebt, begnügt sich das Reich mit einer Summe von 27 000 Wir können bei diesem Anlasse noch anführen, daß nur noch in Bayern, in Sachsen und in Württemberg militärische Verdienstorden und Medaillen in Verbindung mit Pensionen verliehen werden. Leider aber wird der württembergische Me daillengehalt mit dem Aussterben der im Jahre 1870 geschaffenen Inhaber aufhören, weil dieser Medaillengehalt vom Jahre 1872 an auf das Reich übernommen wurde, während sie statutenmäßig aus dem Stiftungsvermögen zu entnehmen sind. (Schw. Merc.) (-) Berlin, 22. October. (Telegramm.) Der Kaiser unternahm gestern Nachmittag einen Spaziergang. Heute begebt die kaiserliche Familie im Neuen Palais bei Potsdam den Geburtstag der Kaiserin. (7) Berlin, 22. October. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht eine große Zahl von Verleihungen der Rothe Krcnz-Mcdatlle zweiter und dritter Classe. — Welch schwerwiegende Folgen die gesetzliche Haft pflicht der Lehrer bei Unfällen in der Schule haben kann, zeigt folgender betrübende Borfall, der sich vor einiger Zeit in der99. Berliner Gemeindeschule zugetragen hat.Ein Lebrer entwickelte in der Cbemiestunde WafserstoffgaS und hatte daS Un glück, daß daS GaS beim Anzünden explodirte, durch die GlaS- splitter aber ein braver Schüler ein Auge verlor. Der Vater deS Knaben klagte gegen di: Stadt Berlin auf Schadenersatz und ver folgte die Sache bis zur höchsten Instanz. DaS Reichs gericht hat die Stadtgemeinde indeß für nicht haftpflichtig erklärt; es ließ aber die Frage offen, ob nicht der betreffende Lehrer ersatzpflichtig sei. Nunmehr wandte der Vater sich an den Lehrer und forderte von ihm für daS ver lorene Auge seines SohneS 300 und außerdem Ersatz der Proceßkosten im Betrage von etwa 709 Der Lebrer zögerte erst, in die Forderung zu willigen, und der Proceß wurde nun gegen ihn angestrengt. Er ließ eS aber zur Weiterführung der Klage nicht kommen, sondern einigte sich mit, drm Manne, indem er dessen Forderung, die er selbst für bescheiden kielt, bewilligte. Er sagte sich, daß er im Klagewege vielleicht zur Zahlung einer dauernden Rente an den beschädigten Schüler hätte verurtheilt werden können, was für ihn eine unerschwingliche Last gewesen Ware. Der Lehrer hat nun noch die Hoffnung, daß die Stadt ihm wenigstens einen Theil der gezahlten Entschädigung in Form einer Unterstützung ersetzt. Pose», 21. October. In Sachen der Verhaftung des vr. Rakowski meldet der „Kuryer Poznanski" Folgendes: vr. Rakowski ist eines Artikels w«gen angeklagt, den er in der bekannten Angelegenheit des Frl. Omankowska unter dem Pseudonym „Bester" geschrieben haben soll. vr. Rakowski wurde heute in Breslau einem Verhöre unterworfen. Er sagte aber unterEid aus, er habe diesenArtikel nicht geschrieben. DieStaats- anwaltschaft in Breslau sandte dem „Praca"-Verleger Bieder mann den ihm in Breslau confiscirten Koffer mit Druckschriften und sonstigen Papieren zurück, da sie nichts Strafbares gefunden hatte. Auf dem Wege nach Posen jedoch wurde der Koffer auf Antrag der Posener Staatsanwaltschaft von Neuem mit Beschlag belegt. — Hier taucht soeben das Gerücht auf, daß die Statt halterschaft von Galizien, deren Beamter vr. Rakowski ist, in Sachen seiner Verhaftung sich an d«n Minister des Aeußeren Grafen Goluchowski zwecks einer Interpellation der preu ßischen Regierung gewandt habe. * Tprotta«, 22. Oktober. Im Sprottauer und Saganer Kreise werden zur Zeit große Mengen Kartoffeln für englische Rechnung aufgekauft, die zur Berproviantirung der englischen Truppen in Südafrika bestimmt sind. Die Kartoffeln werden hier gleich für den überseeischen Transport verpackt. Eine hiesige Firma hat vorläufig tausend Kisten angefertigt. („Voss. Ztg.") st. Halle a. T., 22. October. Vertreter des hiesigen Magistrats, deS städtischen Arbeitsnachweises, der Innungen und des Vereins für Volkswohl, die kürzlich auf Veranlassung deS Ministers für Handel und Gewerbe zu einer Conferenz zwecks Centralisation der hier bestehenden Arbeits nachweise zusammentrateo, beschlossen die Centralisation abzulehnen, dagegen mit anderen Städten einen gegenseitigen Ausgleich der Arbeitsangebote anzustreben. 0. Cassel, 22. October. (Privattelegramm.) JnderPrivat- klagesache des antisemitischen Rrichstagsabgeordneten Werner gegen den srüherrn Redacteur der „Oberhessischcn Landeszeitung" Erdmannsdörfer in Marburg wegen Beleidigung durch die Presse wurde Letzterer zu 50 Geldstrafe verurtbeilt und dem Privatkläger daS PublicationSrecht zugesprochen. In der Ber- Handlung gab der Kläger die Richtigkeit der Behauptung deS Angeklagten zu, daß er dem vr. Homburger Commissionsberichte gegen Bezahlung geliefert habe, hinsichtlich dieses Artikels erkannte auch das Gericht out Freisprechung. Die Beleidigung wurde in einer später von ErdmannSvörser veröffentlichten Briefkasteunotiz gefunden, in der Erdmannsdörfer den Werner öffentlich ausforderte, ihn doch wegen Beleidigung zu verNagen. Die Berurtheilung erfolgte aus Grund de« 8 187 de« Strafgesetzbuches. * Metz, 21. October. AuS Anlaß der bevorstehenden Con- sekrationsfeier des Bischofs Benzler richteten die Capi- tularvicare der Diöcese an di« Geistlichen und die Gemeindemit- glieder ein von den Kanzeln zu verlesendes Schreiben, in dem es heißt: „Ich will nicht verhehlen" — so schreibt uni der hoch würdigste Herr — „daß, seitdem der Wunsch bei heiligen Vater» bezüglich meiner Person mir bekannt geworden, eine besondere Liebe zur Diöcese Metz in meinem Herzen aufgelebt ist, di« nie mehr erlöschen soll. Ich komme zu Ihnen mit ganzem Herzen. Das Verlassen des süßen KlosterfriedenS ist mir freilich ein hartes Opfer; allein ich schätz« mich glücklich, dem Herrn ein wenig mein« Liebe beweisen zu können. Ich kann Ihnen freilich nur wenig bieten: wa» ich der Diöcese geben kann, da« ist meine Liebe und der aufrichtig« Wille, in Allem Ihr wahres Wohl zu fördern und nichts Andere» zu suchen, als Gott-s Reich und seine Gerechtigkeit."' Darf er da nicht hoffen, daß Ihr ihm auch in Liebe und Lftrtrauen anhangen werdet? Wir zweifeln nicht daran; und wir wissen.
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