01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020210015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902021001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902021001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-10
- Monat1902-02
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„Mauscheln" als Kartenspiel genau so anzüsehen sei wie Scat, das heißt, wenn es ohne Dauszwang gespielt wird. Das hiesige Schöffengericht erkannte auf Freisprechung, da cs sich hier ebenfalls nur um „Mauscheln" ohne Daus zwang gehandelt habe. — Gestern wurde am Rechen der Papierfabrik eine unbekannte männliche Leiche, die schon längere Zeit im Wasser gelegen haben mußte, aus der Saale gezogen. Der Ertrunkene ist etwa 35 Jahre alt und hat unter dem linken Auge eine auffallend tiefe Narbe. Er trug ein wollenes Unterhemd mit dem Stempel „William Jansen, Chemnitz". — Unser Landrath, -er Geh. Reg.-Rath v. Richter, wurde vom Schöffengericht zu Lützen wegen Uebertretung der Polizeiverordnung über die Feuerpolizei und das Feuerlöschwesen auf dem platten Landet Verordnung««, die er wahrscheinlich selbst erlassen hat) zu einer Geldbuße von 3 oder einem Tage Haft verurtheilt, weil bei -er am 21. October v. I. vor genommenen Feuerstellenrevision auf seinem Gute zu Dehlitz a. S. kleine Mängel gefunden wurden les fehlten einige Eisenbleche vor den Oefen und dergl.). Das heißt ohne Ansehen der Person vorgehen! — Im nahen Gerstewitz stürzte der auf der Grube „Constantin" angestellte Geschirrführer Ehrhardt, Vater von! sechs Kindern, so unglücklich von seinem Wagen, daß er einen Genickbruch erlitt und auf der Stelle den Tod fand. -k- Lützen, 8. Februar. In unserer Stadt hat sich jetzt eine Gesellschaft unter der Firma „Gustav Adolf- Haus, e. G. m. b. H." gebildet. Der Gegenstand des Unternehmens ist die Errichtung und Verwaltung eines Hauses in Lützen, welches den Werken der JnnerenMission «Kinderbewahranstalt, Gemeindediakonie u. s. w.) in Lützen und Umgegend eine Heimstätte bieten soll. Als Bauplatz hat die Gesellschaft bereits -en in der Gustav Adolph-Straße am Wege nach Oetzsch liegenden Garten käuflich erworben, welcher sich zur Errichtung des Gustav Adolph-Hauses vortrefflich eignet. ---- In Cannstatt besteht, wie die „Berl. Aerztecorresp." mittheilt, seit einer Reihe von Jahren ein sogen. „GebetS- heilhauö" unter Leitung des Pastors Blumhardt, welches auch von Berliner Hcilbedürftigen besucht wird und in Sachen Curpsuscherei recht erkleckliche Leistungen auf zuweisen hat. Sport. Rennen zu Pan am 9. Februar. (Privattelegramm.) Prix du Cave. „Recuerdo" 1., „Loury" 2., „BSridique" 3. Tot. 27 :10, 17, 17 ! 10. Ferner liefen: „Master Binks", „Jessica", .Barbotine", „Pont Neus". Prix du Belvedöre. „Chocolat" 1., „Bois Richeux" 2., „Pairesse" 3. Tot. 98:10, 16, 13, 26:10. Ferner liefen: „Gitane", „Ugöne", „HaSparren", „Nokohama", „Variation", „Plantaganet III", „Moskor". Prix de Drags. „Reflecteur" 1., „Chevalierpini" 2., „Genlio" 3. Tot. 45: 10, 25, 16:10. Ferner liefen: „Times", „Chantilly II", „Tunis". Prix de la Pelouse. „Britannia" 1., „FlaviuS" 2., „Ostende II" 3. Tot. 64:10, 24, 23,46: 10. Ferner liefen: „Wolfram", „Larrey", „Valcarlos", „Mgina II", „Eglantier II", „Nab Clermont". Lücherbesprechungen. Gaea, Natur und Leben. Centralorgan zur Verbreitung naturwissenschaftlicher uud geographischer Kenntnisse, sowie der Fortschritte aus dem Gebiete der gesammten Naturwissenschaften. Unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner herausgegeben von I)r. Hermann I. Klein in Köln a. Rh. XXXVIII.Jahrgang. Verlag von Eduard Heinrich Mayer, Leipzig. Inhalt des dritten Heftes: Die allgemeinen Grundlagen der Physik. — Ter neue Stern im Perseus und die Weltbildungstheorie. Von Dr. Klein. (Mit 1 Abbildung). — Akustisch-Geographische Probleme. Bon Siegmund Günther. (Fortsetzung und Schluß.) — Die warmen Salzseen von SzovLta und die Quellen ihrer Wärme. — lieber die Bildung des Hagels. Von C. Moormann, königlichem Baurath. — Die Serumbehandlung und die Bekämpfung der Tuberculose. — Astronomischer Kalender für den Monat Mat 1902. — Neu Naturwissenschaftliche Beobachtungen und Entdeckungen. König Wilhelm I. und die Beschießung von Paris. Von Georg Fischer, Oberstleutnant a. D. Sonderabdruck aus den Grenzboten. Leipzig 1902. Fr. Wilh. Grünow. Nach Schluß -er Kedaciion eingegangen. Tie in dieser Rubrik mitgetheilten, während de» Drucke» eiugelaufenen Telegramme haben, wie schon au» der Ueberschrift ersichtlich, der Redaction nicht Vorgelegen. Diese ist mithin für Verstümmelungen und unverständliche Wendungen nicht ver antwortlich zu machen. * Berlin, 9. Februar. An der gestrigen Familien-Früh- stückstafel beim Kaiserpaare nahmen Herzog und Herzogin Ernst Günther von Schleswig-Holstein theil. Nachmittags unternahmen die Majestäten eine Promenade im Thiergarten. Nach der Abendtafcl traf Prinz Heinrich ein. Heute Morgen besuchte der Kaiser den Gottesdienst in der hiesigen Garnison kirche. Zur Frühstuckstafel im königlichen Schlosse waren ge laden : der Kronprinz, welcher heute Morgen hier eingetroffen ist, Prinz Heinrich, Herzog und Herzogin zu Schleswig-Holstein, Gesandter Graf Henckel von Donnersmarck. Um 2 Uhr 55 Min. wird sich der Kaiser nach Potsdam begeben. * Potsdam, 9. Februar. Heute Nachmittag fand hier die Feier des 25. Jahrestages des Eintritts des Kaisers in den activen Dienst des 1. Garde-Regiments zu Fuß statt. Vormittags wurde in der Garnisonkirche ein Gottes dienst abgehalten, bei dem Hof- und Garnisonprediger Keßler die Predigt hielt, und an welchem das Regiment mit den dirccten Vorgesetzten, die ehemaligen Officiere und eine De putation ehemaliger Angehöriger des Regiments theilnahmen. Nachmittags 3 Uhr 25 Minuten traf der Kaiser auf dem Bahn hofe ein rind fuhr nach dem großen Exercirhaus. Hier hatten sich schon versammelt die in Berlin und Potsdam anwesenden Prinzen, darunter der Kronprinz und Prinz Heinrich, sowie der Großherzog von Sachsen. Das Regiment war im offenen Vier eck aufgestellt, derart, daß die 6. Compagnie, bei welcher seiner Zeit der Kaiser eingetreten, die Schmalseite einnahm. Auf dem rechten Flügel standen die directen Vorgesetzten, die ehe maligen Officiere des Regiments und die Herren des Haupt quartiers, auf dem linken Flügel eine aus 12 Herren be stehende Deputation ehemaliger Angehöriger des Regiments. Zahlreiche andere ehemalige Angehörige hatten innerhalb des Einganges zum Excrcirhause Aufstellung genommen. Um 3 Uhr 30 Minuten begann der befohlene Regimentsappell. Der Kaiser schritt die Front ab, während die Truppen präscntirten und die Musik den Präsentirmarsch spielte. Hierauf hielt der Kaiser eine Ansprache. Oberst von Plettenberg erwiderte mit einem dreimaligen Hurrah auf den Kaiser; die Musik spielte die Nationalhymne. Während sich das Regiment zum Parade marsch formirte. unterhielt sich der Kaiser mit zahlreichen ehe maligen Officieren des Regiments. ES fand ein zweimaliger Vorbeimarsch statt; das erste Mal in Zügen, das zweite Mal in Compagniecolonncn. Hierbei waren der Kronprinz, Prinz Eitel Friedrich, Prinz Friedrich Wilhelm und Prinz Friedrich Sigismund eingetreten. Alsdann überreichte eine Deputation ehemaliger Angehöriger dem Kaiser ein Geschenk, welches in einer etwa 40 Centimeter hohen Nachbildung des Regiments denkmals auf dem Schlachtfelde von St. Privat aus Marmor und Silber besteht. Brauereibesiher Jacobsen aus Kiel verlas die Glückwunschadresse. Zu dieser Gabe haben über 3000 ehe malige Angehörige des Regiments Beiträge geleistet. Der Kaiser dankte und unterhielt sich kurze Zeit mit den Herren. Er sprach hierauf jeden Einzelnen der aufgestellten ehemaligen Regiments-Angehörigen an und begHb sich etwa um 4t/, Uhr mit dem,Kronprinzen, deü-Prinzen Heinrich und Eitel Friedrich nach dem Cabinetshause iknd von da in das Potsdamer Stadt- chloß. Heute Abcud findet im Regimentshausc des 1. Garde- Regiments zu Fuß ein Diner statt, an dem der Kaiser thcil- ninnnt,.und nach welchem eine.Fcstvorsicllung von Officieren des Regiments veranstaltet werden wird.' Auch die Deputation ehemaliger Angehöriger speist im Casino. Anläßlich des heutigen Tages sind eine Reihe von Auszeichnungen und Beförderungen erfolgt. Prinz Eitel Friedrich wurde znm Oberleutnant be fördert. * Berlin, 9. Februar Im Reichsschatzamte wird ein Nachtragsetat ausgearbeitet, durch -en die Auszahlung aller auf Grund des Gesetzes vom 22. Mai 1895 bewilligten Beihilfen an Kriegstheil» nehmer vom 1. Januar 1902 herbeigeführt werden soll- Es wird, da es sich nur um ein Vierteljahr, vom 1. Ja nuar bis 31. März 1902 handelt, nicht mehr als eine Summe von 300 000 ^l( gefordert werden. Der Nachtrags etat soll dem Reichstage bereits Ende nächster Woche zu gehen. * Berlin, 9. Februar. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Der hiesige „Local-An z." bemängelt unsere gestrige Notiz über das Eingreifen des Kaisers zur Bekämpfung der neuerlich aufgetretenen Erscheinungen -es Obsku rantismus. Das Blatt behauptet u. A., -aß es sich „um die rein zufällige Erörterung einer Tages frage" gehandelt habe. Demgegenüber wiederholen wir auf Grund bestimmtester Informationen nochmals, daß der Kaiser den Polizeipräsidenten o. Windhetm und den Generalsuperintendenten v. Faber zu dem Zweck zu sich beschieden hatte, -en beiden Herren seine Willensmeinung über einen Unfug kun-zu geben, der unserer Zeit wie der Reichshauptstadt gleich unwürdig ist. Der Kaiser, -er diesen Unfug sehr ernst be- urtheilt, hat keinen Zweifel darüber gelassen, daß Per sonen, die sich an dem Treiben der Spiritisten, Gesund beter und verwandter Richtungen betheiligten, vomZu - tritt zum Hofe ausgeschlossen werden. * Berlin, 9. Februar. Das Staatsministe rium hielt gestern unter dem Vorsitze des Grafen von Bülow eine Sitzung ab. * Kiel, 9. Februar. Der russische Schnellkreuzer „ Askvld" ist heute Vormittag nach Libau abgegangen. ät. Meiningen, 9. Februar. (Privattelegramm.) Kirchenrath Germann, Ehrendoctor der Leipziger theologischen Facultät, istgestorbe n. * Trier, 9. Februar. Die Mosel steigt stündlich um 4 Centimeter; heute Nachmittag betrug der Wasserstand hier 4,10 Meter. * Stuttgart, 9. Februar. Die Kammer der Abgeo rd- neten hat gestern vor ihrer Vertagung mit 66 gegen 9 Stimmen einen Antrag angenommen, durch welchen die Regierung ersucht wird, im Bundesrathc für die Gewährung von Diäten an die Reichstags abgeordneten einzutrcten. Die Regierung hatte sich an deck Erörterungen nicht betheiligt, nachdem Minister präsident v. Breitling erklärt hatte, die Regierung halte es für unthunlich, ihren Standpunct jetzt darzu legen. Der Diätenantrag des Reichstages sei vom Vnn- desrathe dem Berfassungsausschusse übergeben worden, dieser sei aber bisher in eine Berathung desselben noch nicht eingetreten. Inzwischen habe aber zwischen den einzelnen Bundesregierungen ein Mei nungsaustausch stattgefunden. * München, 9. Februar. Prinz-Regent Luit pol d hat dem Kaiserzu dessen Militärjubiläum folgendes Handschreiben gesandt: „Fünfundzwanzig Jahre sind verflossen seit dem Tage, an dem Eure Kaiserliche und Königliche Majestät, den bewährteck Traditionen Ihres Hauses folgend, unter den Augen Hochderen unvergeßlichen Herrn Großvaters den Dienst im Heere angetreten haben. Ich und mit mir die bayerische Armee beglückwünschen Eure Kaiser liche und Königliche Majestät wärmstens zu dem hohen Ehrentage. Ist doch vor 25 Jahren der Grund gelegt worben zu dem nie rastenden Interesse, das Eure Kaiser liche und Königliche Majestät der Entwickelung des deutschen Heerwesens entgegenbringen und dem wir es verdanken, daß das deutsche Heer heute groß und Ach tung gebietend dasteht, wie nie zuvor. Eure Kaiserliche und Königliche Majestät bitte ich, die Versicherung ent gegenzunehmen, daß die bayerische Armee ihren Stolz darein setzen wird, im Frieden wie im Kriege sich als würdiges Glied dieses Heeres zu erweisen und sich werth zu zeigen all' des Interesses, das Hochdieselben ihr in so hohem Maße entgegenbringen. Mit Vergnügen er neuere ich hierbei den Ausdruck vorzüglicher Hoch achtung und Freundschaft, womit ich verbleibe Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestät freundwilltger Vetter und Bruder. gez. Luitpold." * München, 9. Februar. Prinz-Regent Luit pold hat an den Obersten Freiherrn von Plettenberg, Kommandeur des 1. Garde-Regiments zu Fuß in Pots dam, das nachfolgende Telegramm gerichtet: „Dem 1. Garde-Regiment zu Fuß spreche ich zu seinem heutigen Ehrentage, dem Tage, an welchem vor 25 Jahren Seine Majestät der Kaiser -en Dienst im Regiment angetreten hat, meinen herzlichsten Glück wunsch aus. Möge das Regiment, welches mit Stolz und Freude sich rühmen kann, daß in jener Zeit der Grund zu all' der Fürsorge und all' dem tiefgehenden Interesse Seiner Majestät für die Armee gelegt wurde, wie bisher, so auch in Zukunft sich der besonderen Huld und Gnade Seiner Majestät zu erfreuen haben. Luitpold, Prinz-Regent." * München, 9. Februar. Wie die „Allgcm. Ztg." meldet, wird der Ministerpräsident Graf Crailsheim sich am 13. d. M. zu einem officiellen Besuche nach Stuttgart und Karlsruhe begeben. Ein besonderer politischer Anlaß hierzu liegt nicht vor; die Reise ist ein Act -er Courtoisic, wenn auch, wie auf der Hand liegt, sich dabei Gelegenheit zu einem ersprieß lichen Meinungsaustausch zwischen den leitenden Staats männern der süddeutschen Bundesstaaten bieten wird. — Zu -er Reise des Ministerpräsidenten melden die „M. N. N.", Graf Crailsheim werde mit seiner Tochter von -em König und der Königin von Württemberg, sowie von dem Großherzog und der Großherzogin von Baben empfangen werden. * Wie«, 9 Februar. Abgeordnetenhaus. In der fortgesetzten Berathung -cs Recrutencontin- gcnts bringen Abgeordneter Zazvorka und For matter eine Reihe von Beschwerden gegen die Kriegs verwaltung vor und wenden sich gegen den Drei bund, welcher die Ursache der allzugroßcn militärischen Lasten sei. Sic beschweren sich über die mangelhafte Be rücksichtigung der Landwirthschaft und des Kleingewerbes, über harte Bestrafung derjenigen, welche sich bet Control- versammlungen mit „Zde" melden, und erklären, sie würden gegen die Vorlage stimmen« Während der Rede des Abgeordneten Zazvorka entsteh: in der Umgebung des Redners wegen des Gerüchts, daß der Landcsvertheidi- gungsminister mit dem Präsidenten über einen vor zeitig«! Schluß der Debatte verhandle, htzftige Erregung. Abgeordneter Fresl ruft ununterbrochen „Das i st ein Scandal, eine Komödie, das ist kein Par lament, sondern ein Sc lavenhaus! ". Der Präsident ruft -en Abgeordneten Fresl zur Ordnung. Sodann crtheilt er dem Abgeordneten Zazvorka, welcher gelegentlich einiger Aeußerungen über das Duell die Person des Monarchen in die Debatte gezogen hatte, wegen unqualificirbarer Aeußerungen über die Krone einen Ordnungsruf. — Abgeordneter Daszynski er örtert in 2Mündiger Rede die Nothwendigkeit einer end lichen Reform des Militär st rafverfahrenS unter Anführung zahlreicher Beispiele von Verurthei- lungen Unschuldiger. Er beklagt sich namentlich über die schwere Bestrafung bei Meldungen von Reservisten in polnischer Sprache, anstatt in deutscher, und unterzieht die Verhältnisse des 10. Armeecorps einer scharfen Kritik wegen zahlreicher Soldatenmißhandlungen und gesund heitsschädlicher Hebungen. Hierauf wir- die Debatte ge schlossen. Generalreüner Marik fordert gleichfalls eine durchgreifende Reform -er Militärgesetzgevung und beschwert sich über -en Export österreichischen PferdematerialsnachSüdafrika, wodurch die Schlagfertigkeit -er Armee leide. — Nachdem noch Generalredner Popischill gegen die Vorlage gesprochen hatte, wurde die Verhandlung auf nächsten Donnerstag vertagt. * Wie«, 9. Februar. Das Abgeordnetenhaus setzte gestern die Verhandlung über die Vorlage, be treffend die Bewilligung des Recrutencontingents, fort. Im Einlaufe befindet sich eine Interpellation Doetz, be treffend die in verschiedenen Tagesblättern verbreiteten Gerüchte über eine zollpolitische Annäherung zwischen Oesterreich-Ungarn und Ruß land und die Oeffnung -er österreichischen Grenze für die Vieheinfuhr aus Rußland. * Paris, 9. Februar. Der Minister des Aeußeren hat den Abgeordneten Berry, der ihm mitgetheilt hatte, daß er ihn über die Haltung Frankreichs bei den mit England zu Gunsten der südafrikanischen Republiken eingeleiteten Unterhandlungen befragen werde, wissen lassen, daß er, da er den von ihm in der Sitzung der De- putirtenkammer vom 20. Januar abgegebenen Er klärungen nichts hinzuzufügen habe, Berry's Frage nicht annehmen könne. * Paris, 8. Februar. Gutem Vernehmen nach be willigte die französische Regierung die Auslieferung -cs früheren Directors der Casseler Trebertrocknungs-Gesellschaft Schmidt. * Parts, 9. Februar. Die indirekten Abgaben blieben im Januar 1902 um 368 000 Francs hinter dem Budgetanschlag zurück und betrugen 29 000 000 Francs weniger als im Januar 1901. Die letztere Minder einnahme entfällt fast ausschließlich auf die indirekten Steuern im Besonderen und erklärt sich Lurch die reich lichen Anschaffungen, die im Januar 1901 vor dem In krafttreten des neuen Getränkesteuergesetzes vorgenommen worden waren. * London, 9. Februar. Nach einer gestern veröffent lichten Verlustliste wurden am 5. d. M. bei Uitspanfontein 14 Mann und bei Gruis- fontein 2 Officiere und 5 Mann verwundet. * London, 9. Februar. Beim König Eduard fand gestern Abend in Marlborough-House ein Diner zu 42 Ge decken statt. Unter -en Anwesenden befanden sich der Prinz von Wales, der Lordkanzler, der Staatssekretär des Auswärtigen Lansdowne, der Staatssekretär der Colo nien Chamberlain und andere Mitglieder -es Cabinets, Fel-marschall Roberts, die Botschafter Oesterreich-Un garns, der Türkei, Frankreichs, der Bereinigten Staaten, Spaniens und Italiens, der dänische Gesandte, der russische Geschäftsträger und der erste Sekretär der deutschen Botschaft. Ministerpräsident Salisbury, sowie der deutsche und russische Botschafter, die ebenfalls eine Einladung erhalten hatten, waren verhindert, dieser Folge zu leisten. * Lo»-o«, 9. Februar. „Lloyds Agentur" meldet aus Wapping: Der Kohlendampfer „Poplar" und der auf -er Fahrt nach Dünkirchen begriffene Dampfer „Cor- üilleras"collidirten zwei Mal in der Nähe eines Docks, hierauf collidirte „Poplar" mit dem nach Mogador gehenden Dampfer „Morocco" und sank sodann. Ein Flußfahrzeug wurde beschädigt, ein anderes lief aufs Ufer und steht voll Wasser. „Cordilleras" und „Morocco" liefen auch aufs Ufer, um nicht zu sinken, und sind zum Theil ebenfalls voll Wasser. * Suez, 8. Februar. Der englische Kreuzer „Amphi trite", der in der Bai von Suez aufgelaufen war, ist mit der Fluth wieder flott geworden und in -en Canal eingefahren. * Petersburg, 9. Februar. Erzherzog Franz Ferdinand stattete gestern Vormittag dem öster reichisch-ungarischen Botschafter einen Besuch ab, unter nahm dann in Begleitung des Botschafters eine Rund fahrt durch die Stadt und empfing später im Winterpalais den Minister des Auswärtigen Grafen LamSdorf. Dann begab der Erzherzog sich in die Festungskirche, wo er auf dem Sarkophage deS Kaisers Alexander IH. einen Kranz nieberlegte. Heute Nachmittag stattete der Erzherzog den Großfürsten und Großfürstinnen, sämmtlichen Bot schaftern und -em Minister des Auswärtigen Grafen LamSdorf Besuche ab. — Der gestrigen Galavorstellung in der Eremitage wohnten auch sämmtliche Chefs der aus wärtigen Missionen mit Gemahlinnen bei. * Petersburg, 9. Februar. Im WinterpalatSfand gestern Abend zu Ehren des Erzherzogs Franz Ferdi nand ein Galadiner von 70 Gedecken statt. An ¬ wesend waren außer dem Kaiser,' der Kaiserin und der Kaiserin-Mutter alle Großfürsten und Großfürstinnen, der Minister des Auswärtigen Graf Lamsdorff, der Kriegöministcr Kuropatkin, der Minister des kaiserlichen Hofes, der österreichisch-ungarische Botschafter Freiherr v. Aehrcnthal, sowie die. übrigen Mitglieder Her öfter- rcichisch-nngarischen Botschaft. Der Kaiser brachte fol genden Trinkspruch in französischer Sprache aus: „Sehr erfreut, Sie bei uns zu sehen, trinke ich auf das Wohl Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Josef und auf das Wohl Euerer Kaiserlichen Hoheit " Hierauf erhob sich der Erzherzog zu folgender Erwiderung, ebenfalls 4n französischer Sprache: „Im Namen Seiner Majestät des Kaisers und Königs Franz Josef und in Meinem eigenen Namen danke ich Eurer Kaiserlichen Majestät von ganzem Herzen für Ihre liebenswürdigen Worte. Sehr gerührt von dem mir bereiteten freundlichen Empfang, trinke ich aus das Wohl Eljrer Majestät und Ihrer Kaiserlichen Majestäten, der Kaiserin Maria Fevdorowna und der Kaiserin Alexandra Fevdorowna, sowie der ganzen kaiser lichen Familie." Nach dem Trinkspruch auf den Kaiser Franz Josef spielte die Hofcapelle die österreichische, nach dem Trinkspruch auf den Kaiser Nikolaus die russische Nationalhymne. * Belgrad, 9. Februar. Gestern fanden in allen Kirchen des Landes Trauergottesdienste für König Milan statt. Dem Trauergottesdienste in der Belgrader Kathedrale wohnten -er König und die Königin, alle Hos- und Staatswürdenträger, sowie das diplomatische Corps bei. * Bukarest, 9. Februar. Der Erzbischof-Metropolitan von Moldau-Suczawa, Josef Naniesco, ist heute g e st o r b e n. * Pretoria, S. Februar. (Telegramm des „Reüter^schen Bureaus.") Die Umsatzsteuer von unbeweglichem Eigenthum wurde durch eine gestern veröffentlichte Pro klamation auf N4 Procent abgeändert. * Washington, 9. Februar. Präsident Roose velt ist um Mitternacht nach Groton (Massachusetts) zu seinem an Lungenentzündung erkrankten ältesten Sohns abgereist. * Groton (Massachusetts), 9. Februar. Wie gestern Nachmittag spät mitgetheilt wurde, hat sich der Zn' and des Sohnes des Präsidenten Roosevelt ein wenig gebessert. Handelssachen. * Köln, 8. Februar. Tie hiesigen Blätter melden, daß das Braunkohlen-Syndicat, um die bisherigen, Preis unterschiede für Braunkohlen aus der Welt zu schaffen, be schlossen hat, den Preis für sämmtliche Marken um 10 für den Doppel-Wagen vom 10. Februar ab zu ermäßigen. *— Lübeck - Buchener Eisenbahn. Januar provisorisch 361 194 (— 3444 ^l). * Wien, 8. Februar. Wie die „Neue Freie Presse" erfährt, haben die Abgeordneten aus den Rübenbau treibenden Län dern Oesterreichs ein Vorgehen cingcleitet zur Vertretung der Interessen der Z u ck e r in d u st r i c gegen England. Demnächst findet eine Berathung der betheiligten Abgeordneten bei dem Ministerpräsidenten statt. Es soll ein Ausschuß ein gesetzt und eine Untersuchung veranstaltet werden. * Bern, 8. Februar. Ter Verwalrungsrath der Jura- Simplon-Erscnbahn hat das Nusgabenbudget für 1902 in Höhe von 22 089000 Frcs. (147 000 Frcs. mehr als im Vor;ahre) genehmigt und Spccialcreditc in Höhe von 10 476 700 Francs für außerordentliche Bau- und Erneüerunasarbeiren be willigt, von denen 9 389 300 Frcs. auf das Bauconto ge tragen und der Rest aus den laufenden Einnahmen bestritten wird. * New Aork, 8. Februar. Ter Werth der in der ver gangenen Woche ein geführten Maaren betrug 10 234 424 ? gegen 11 369 309 8 in der Vorwoche, davon für Stoffe 2 655 553 H gegen 2 523264 H in der Vorwoche. — Tie Goldausfuhr in der vergangenen Woche betrug 4 293 514 Dollars, wovon 4 273 313 P nach Havre gingen. Die Silber- ausfuhr betrug 909645 Z, hauptsächlich nach London. * New Port, 8. Februar. Fondsbörse. Der Markt eröffnete mit unregelmäßigem Coursstand, jedoch in fester Haltung, da man die Erwartung hegte, daß der Bankausweis ein günstiges Aussehen zeigen werde. Die Course hatten da^er anfangs eine Steigerung zu verzeichnen. Als der Bankausweis jedoch bekannt gegeben wurde, ging die erzielte Coursaufbcsse- rung auf Verkäufe wieder verloren. Aus demselben ist ein erhebliches Anwachsen der Darlehen ersichtlich, das auf Gold- erports hinweist und eine Folge von der Abtretung auswärtiger Schuldverpflichtungen an hiesige Darlehnsgeber ist. Das An wachsen der Darlehen führte man ferner auf große Finanz operationen für bisher noch unbekannte Zwecke zurück. Dieses gab den Anlaß zu einer merklichen Erholung des Marktes, der mit fester Tendenz schloß. — Ter Umsatz der Actien betrug 340 000 Stück. * New Vork, 8. Februar. Bericht über die amerika nischen Baumwollmärkte. Die Preise für Baumwolle zogen ansangS an aus bessere Kabelberichte, geringe Einaänge, Deckungen der Baissiers und Käufe namentlich von Firmen mit Ber- bindungen im Auslände; später glngen die Preise jedoch wieder zurück auf Verkäufe der Haussier- und der Baissier-. Schluß stetig. New Aork Middling Upland loco 8°/,, Februar 8,31, März 8,35, April 8,36, Mai 8,35, Juni 8,35, Juli 8,36, August 8,21, September 7,85, October 7,80. New Orleans loco middling 8, März 8,06, April 8,10, Mai 8,18, Juni 8,22, Juli 8,27, August 8,12. — Tagesstatistik. Zufuhren in den atlantischen Häfen 6000 B., in den Golfhäfen 12 000 B., in den Jnnrn-pläyen 6000 B-, Export nach England 22 000 B., nach d«m Continent 43000 B. * New Port, 8. Februar. Weizen schwächte sich ab auf urigünstigc curopäsiche Marktberichte, reichliche Verkäufe, günstiges Wetter im Westen und im Einklang mit Mais; später zogen die Preise an auf geringes Angebot und Deckungen der Baissiers. Schluß fest. — Mais nachgebend auf ungünstige europäische Marktberichte, flottes Angebot, erwartete Zunahme der Ankünfte und auf Liguidation; später befestigt im Einklang mit Weizen auf Deckungen seitens der Platzspeculanten. Schluß stetig. — Nach dürfe. Weizen und Mais c. höher. * Chicago» 8. Februar. Weizen gab nach auf träge Platzfrage, ungünstige europäische Marktberichte, reichliche Ver täufe, sowie auf günstiges Welter im Westen und im Einklang mit Mais; sväter gingen die Preise höher auf geringes An gebot und auf Deckungen der Baissiers. Schluß fest. — Tie Gestaltung des Maismarktes war dieselbe wie in New Uork. Schluß stetig. i«si. 2181, «4« 44«. 831. 3V°9 SV'!« SS «11. ISS 771, 88'!« M. Wscviol l^oviioa 6»dl» rr»o»t«r. V«od»«l k»rl» so. lisrUa so. rn«. kl 4°/. Vsr.8t.-8.lv» Ltod.rop.L8.koo. so. so. prok. 8oMmor» u. OtUo t!»ll»si»ll k-oiüo Vti««v. L Ovto vtüo.Sr.>V«t.Sd. Owo.ItUM.LLt^'I. OtulkAorsHr.o.8«. so. so. krot. l)«llV.LLioO.o.8d. so, so, krot. Kilo commoll 8V. kri, I kr,k»r«llo« et^s »m U4 -itoosoll 1>urov»ooQt«»-^tL«r»t» oam. so Mr I«t«t»» vorlovoa <t. r»e-, vom. »»«Nia. 8. kodruor. Vool»,«' ,ok k»rt» S4K71, »««»»» 8. kodruor. Sols >37,40. loua. 0-1L lroo 3Ubor ltuUloa Ltovtionllou» 4«k Ul«ollrt k.cMo eMlllLook Ooo. Llootrlo o«W. 8t.l-»at»S.V««r.l so. ll Illooro» 8. Otso, lorm. 8d»r. Lrt» 8o«n»s kvU. » 8««<l 8«. e!ll.8t.8t»ol vorp. <lo. so. kr«L . _. tll,olll»sk3»ll kr. 431. So. so. I1.kr«t I43»!. !^ll«o. copvor tllo. icxt-stllvllll. Oo»I L lroo 841« 7 1841, 33»» «71. 801, 73'» 7»1, IVO-!, «V1. 82-1, 321. 84 «41, l millot» c^otnu !0olll»v. L .Vttvv. >!>»»»». tl«MVorkOlltr»l. 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