01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.02.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020212019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902021201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902021201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-12
- Monat1902-02
- Jahr1902
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Ne-action und ErpeLition: IohanntSgaffe 8. Fernsprecher 153 und 222. FUt»l»VP»diti-««» r Alfred Hah», Buchhandlg, UniversitätSstr.S, L. Lösche, Katharinenstr. 14, u. KönigSpl. 7. Haupt-Filiale in Lerlin: Königgrätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. 3ÜV3. Morgen-Ausgabe. Wp.ngcr Tagcblall Anzeiger. Ärnisöratt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Nslizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem RedacNonSstrich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach. richten («gespalten) KO H. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung >4 80.—, mit Postbrsörderung 70.—. Äuuahmeschluß für Anzeigen: Abend»Ausgabe: vormittag-10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filiale» und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Berlag von E. Polz in Leipzig. Nr. 77. Mittwoch den 12. Februar 1902. 96. Jahrgang. Oie sächsische Negierung und der Landtag. Obgleich die sächsische Ministerkrise vorläufig dadurch beendet worden ist, daß Se. Majestät der König nur da« Entlassungsgesuch des Finanzministers v. Watzdorf ge nehmigt und mit der Führung der Geschäfte des Finanz ministeriums den Iustizminister vr. Rüger beauftragt hat, der di« Geschäfte deS Iustizminister« bis auf Weitere- fort führt, ist es erklärlich, daß die Beschlüsse der Finanzdeputation ö, das ZndemnitätSgesuch des Finanzministeriums, seine Ein schränkung in der II. Kammer, die Kammerverhandlung dar über und da« Entlassungsgesuch de- GesammtministeriumS noch im Mittelpuncte des politischen Interesse- in Sachsen stehen und voraussichtlich noch länger« Zeit stehen werden. Trotz aller Arbeitskraft wird Excellenz vr. Rüger die Ge schäfte zweier Ministerien unmöglich längere Zeit leiten können; daß er r- trotz der Schwierigkeit, au- den Finanz wirren herauSzukommen, „bis auf Weitere-" zu thun sich genöthigt sieht, kann als Beweis für die Annahme gelten, daß bei der ganzen Lage der Dinge eine neue Kraft für das Finanzministerium sich nicht finden ließ und daß trotz des Ausscheidens deS Herrn v. Watzdorf diese Lage im Wesent lichen unverändert bleibt. Sie erfordert also eine eingehendere Erörterung der Vorgänge, die zur Krise führten. Der fol genden Auseinandersetzung schicken wir die Bemerkung voraus, daß wir in der Sache der Finanzdeputation im Wesentlichen recht geben müssen, daß wir aber in diesem Falle da- Sachliche für weniger ausschlaggebend erachten als daS Persönliche, und daß unS die Person des geschiedenen FinanzmiuisterS ganz gleichgiltig ist: für sein« Verwaltung eine Lanze zu brechen, dazu haben wir keine Veranlassung. UnS interessiren vor Allem die Gründe, die bewußt oder unbewußt zu einem so schroffen und ungewöhnlichen Vorgehen geführt haben. Schroff und ungewöhnlich nennen wir das Vor gehen. Der Anlaß des EonflictS ist nach allgemeinem Urtheile ein verhältnißmäßig unbedeutender. Erklärt doch selbst die „National-Zeitung": „In deutschen Volksvertretungen sind schon die stärksten Etat-Überschreitungen mit einer mehr oder weniger milden Rüge hingenommen worden, ohne daß daraus eine Haupt- und Staatsaction gemacht worden wäre." Wir glauben auch, daß eS sich bei uns in Sachsen bei anderen Ueberschreitungen (z. B. bei den Dresdner Bahnhöfen) um mindestens ebenso hohe Summen gehandelt habe; jedenfalls aber, und da- ist die Hauptsache, sind solche Ueberschreitungen sowohl, wie ihre, in dem Mangel an Controle unterer Beamten liegenden Ursachen bisher ganz ander- be handelt worden. Das ist auch von der Deputation an erkannt, die in ihren Rügen aus frühere Jahre zurückgriff. Woher nun plötzlich dieses außergewöhnlich schroffe Vorgehen? Gewiß wird dazu mitgewirkt haben die ungünstige Finanz lage, wohl auch Lotterie-DarlehnScasse —Leipziger Bank; aber für jemand, der gewohnt ist, den Dingen tiefer auf den Grund zu gehen, genügen solche Erklärungen nicht. Dringt man psychologisch tiefer ein, so wird man wohl al« bewußt oder mehr noch unbewußt treibende Kraft da» AllmachtSgefühl der herrschenden Partei erkennen müssen. So lange diese Partei zwar schon ausschlaggebend, aber doch noch nicht in jeder Frage unbedingt herrschend war, mußte sie noch Rücksichten nehmen, mußte sie vor Allem noch mit der Regierung sich gut zu stellen suchen. Seit den letzten Wahlen sind solche Rücksichten unnöthig geworden; deshalb nun der Regierung gegenüber der ganz andere Ton. Jetzt konnte man ihr zeigen, wer Herr in Sachsen ist, jetzt konnte man sie demüthigen, jetzt konnte man sie für etwaige weitere Wünsche gefügig machen. Wir stellen den jüngsten Vorgang in Parallele zu dem Ver halten, da- der Landtag vor zwei Jahren in der Frag« der WohnuugSgelder einschluz. Diese sollten vom Landtage an geregt werden, der Landtag aber ließ im Gefühl seiner Macht da- Ministerium gegen frühere Gewohnheit völlig im Stich und lehnte die nachträgliche Vorlage ab. Wir betonen nochmals, daß wir bei dieser psychologischen Analyse durchaus nicht meinen, den Mitgliedern der herrschen den Partei sei der angeführte Grund zum klaren Bewußtsein gekommen; wir glauben sogar, daß da« bei de« wenigstru der Fall sei. DaS ändert aber nicht« daran, daß die« AllmachtSgefühl die eigentlich treibende Kraft ist: Impondera bilien kommen nicht zum klaren Bewußtsein und wirke» doch. Sieht man in diesem AllmachtSgefühl der herrschenden Partei den tiefsten Grund für da- außergewöhnliche Vorgehen der Kammer, so hat man auch den Schlüffe! für da« auffallende Verhalten der Regierung. Der frühere Fioanzminister wollte au«halten und gab nach; da bäumte sich da- Selbstgefühl de« Gesammt- ministerium« auf und nahm die Erklärung de- Finanz minister« so gut wie zurück. Der hirria bekundete Stolz ist anzuerkennen, auch wenn der Anlaß nicht glücklich gewählt war; er (der Stolz) zeigt, daß die Regierung da» Unwürdige ihrer Lage dem Landtage gegenüber erkannt hat. Sorge macht nur die Zukunft: werden die alten Männer den Kampf erfolgreich aufnehmru und «ine stark« Regierung schaffen können?. Wie weit eine zu große Schwäche der hi«herlgen Regierung an alle Dem mitschuldig ist, haben wir hrute nicht zu untersuchen. Der ganze Vorgang ist un» rin neu«r Beweis für die Richtigkeit deS in Nr. 57 de« „Leipziger Tageblattes" vom 1. Februar über die Regierung und die Zusammensetzung de» Landtages erschienenen Artikels. Ganz abg«seh«n von der Frage, wer in dem vorlirgenyrn ConslictSfalle recht hat, bleibt die Thalsache bestehen, daß die ureigensten Interessen einer starken monarchischen Regierung mit d«r Allmacht einer unbedingt herrschen de» Partei unyer«inb-r sind. Deshalb muß die Regierung nach einer Zusammensetzung de« Landtags streben, di« einer zweiten Partei größeren Einfluß sichert. Sehr bezeichnender Weise geht ein Artikel deS ,,CH«m». Tageblatt«»" mit der Ueberschrift „tzuista non mavors" auf dies« Seite der Sach« nicht ei». Mit einem solchen Schlagwort« ist natürlich gar nicht« gesagt, «S ist nur so lange richtig, al« die „tzuleta" in sich berechtigt sind. Sind sie da» nicht, so muß eben reformirt werden, sonst wandelt sich der angeführte Satz in den Fafnir«: „Ich lieg und besitze, laßt mich schlafen." Und daß hei d«r gegenwärtigen WahlkreiSeintheilung di« Städte „zu kurz kommen", giebt auch ha» „Chemn. Tageblatt" zu; ob „etwas" oder „viel", darüber wollen wir vorläufig nicht streiten; ebenso wenig darüber, ob der Satz der Verfassung, wonach jeder Abgeordnete die Interessen d«S ganzen Land«-, nicht einer BevölkerungSgruppe, zu vertreten hat, in seiner! Idealität von Menschen überhaupt praktisch zu bethätigen ist. Wi« zu ändern ist, auch da- wollen wir jetzt nicht näher erörtern; andeuten wollen wir nur, daß e« vor Allem auf eine WahlkreiSeintheilung ankommt, di« der städtischen Be völkerung eine ihrer Kopfzahl, ihrer geistigen und wirth- schaftlichen Bedeutung entsprechende Abgeordneten za hl sichert. Wenn wir den Artikel de» „Chemnitzer Tageblattes" jetzt nach vorläufig abgeschlossener Kris« erwähnen, so geschieht e« auch deshalb, weil sein erregter Streit mit dem „Sachsen- Spiegel" darüber, wer authentischer informirt sei, vielleicht einen Blick hinter die Coulissen gestattet. Sollte etwa der „Sachsen-Spiegel" seine Information au« Regierung-krrisen, da» „Chemn. Tageblatt" die seine» au- den Kreisen der herrschenden Partei haben? Sollte etwa auch von hier eine weitere Erklärung zu gewinnen sein für jenes ungewöhnlich schroffe Vorgehen der Finanzdeputation v, für das Ent- lassung-gesuch de« GesammtministeriumS? DaS in der Zahl seiner Mitglieder vorläufig verminderte Ministerium wird zunächst die nicht leichte Ausgabe haben, begangene Fehler gut zu machen und dadurch der über mächtigen Kammermehrheit gegenüber da« Recht auf seine Seite zu bringen. Gerade dieser Aufgabe halber dürfte der Iustizmiuister den Auftrag übernommen haben, „bis auf Weitere«" die Geschäfte auch de« Finanzministeriums zu führen. Aber nach der Lösung dieser Aufgabe tritt die im Vorstehenden gekennzeichnete Ausgabe herau, ohne deren Bewältigung kein Ministerinm vor dem Schicksale bewahrt sein wird, eines TageS bei verhältnißmäßig geringfügiger Veranlassung vor die Frage de» Rücktritt» gestellt zu werden. Der Lrieg in Südafrika. Kesseltreiben. Mit den sogenannten Kesseltreiben haben die Eng länder in diesem Kriege überhaupt wenig Glück gehabt. Einen partiellen Erfolg erzielten sic im Juli 1900, als sich -te Colonnen der Generale Hunter, Rundle und Brabant im Nordosten des Oranje-Freistaates nm De Wet «nd Lteijn zusammenzogen. Tie zwangen damals einige Tausend Bocren unter Prinsloo bei Fouriesburg zur Eapitulation, aber die Hauptmasse der Bocren mit De Wct schlüpfte durch die Maschen des Netzes. Noch geringere Resultate lieferte im Februar 1901 die von sieben britischen Colonnen unter dem Oberbefehl deS Generals Frcnch im Südosten Transvaals gegen LoutS Botha versuchte Einschließung. Die Boerc» verloren zwar den größten Theil ihres Trains und ihrer Artillerie, konnten aber selbst mit heiler Haut in einzelnen Ab- thetlungcn nach Norden und Osten durchbrechen. (Ge radezu mit einer Niederlage endete die im September und October 1901 durch die Generale Bruce Hamilton, Lyttelton urzd Walter Kitchcner versuchte Einkreisung der von dem mißglückten Borstotz durch Zululand zurück kehrenden Hauptmacht der Bocren unter Botha. Die voeren verschwanden im Pongolabusch und das Ende der Episode war der von Botha selbst geleitete Ueber- fall der Colonne Benson bei Brakenlaagte, der den Eng ländern zwei Geschütze und mehrere Hundert Mann kostete. Nun ist wieder ein solcher Einschließungsplan mißlungen. Schon bald nach dem erfolgreichen Angriff De Wet'S auf die bet Tweefontein gelegene Kopfstation der damals, Ende December vorigen Jahres, noch ini Bau befindlichen Blockhauslinie Harrismith-Vcthlehem, verlautete, baß im britischen Hauptquartier eine concen trische Action großer Truppcnmaflen gegen die auf einmal wieder so gefährlich gewordenen Boeren im nordöstlichen Freistaat beschlossen worden sei. In aller Stille wurden cnglischerseitS die entsprechenden Vorbereitungen ge troffen. Um so eher glaubte mau diesmal auf einen Erfolg rechnen zu könne», da die neuen Blockhauslinien den operirenden britischen Eolonnen ante Sttttzpuncte biete», während sie andererseits die Bewegungen der .Bocren fehr hindern. (Hamb. Corresp.) Protest der Boerensrauen. In letzter Zeit ist wiederholt behauptet und in grassen Farben geschildert worden, daß aus dem Boercnlager in Irene Bocrenfrqnen und -Mädchen, von letzteren alle, die das zwölfte Jahr überschritten hatten, unter militärischer Bedeckung nach Pretoria geschleppt morden seien, um dort der englischen Soldateska prcisgegeben zu werden. Die betreffenden, sehr detaillirten Mel dungen find auch uns zugegangen, wir haben sic aber, da sic uns den Stempel der Erfindung, oder wenigstens ärgster Ucbcrtreibnng auf der Stirn zu tragen schienen, aä sein gelegt. Jetzt erhebt im Namen der Boercnfrancn und -Mädchen im Zufluchtslager von Irene der bekannte holländische Seelsorger Herr Pienaar, der in diesem Zufluchtslager seines Amtes waltete, Einspruch gegen „diese wilden und schamlosen Anklagen, durch die der ehrenhafte Charakter und der gute Ruf der züchtigen Afrikander-Mädchen geschändet wird und die nur gemacht werben, um den Zwecken verlogener Zungen und ge wissenloser Leute zu dienen". Deutsches Reich. 6. II. Berlin, 11. Februar. (Stapelläufe fremder Staaten und Deutschlands im Iabre 1901.) Im Jahre 1901 liefen außer Torpedofahrzeugen und Booten für die englisch« Kriegsmarine 19 Schiffe von 119600 t Wasserverdrängung vom Stapel. Die englischen Linienschiff batten daS enorme Deplacement von je 11000 t, etliche I Panzerkreuzer waren sogar noch um 100 t größer. Für IDeutschland liefen vom Stapel 6 Schiff- von 56968 t Deplacement; die 4 Linienschiffe hatten ein Deplacement von insgesammt 47 200 t, jedes Schiff also 11800 t. Für Rußland liefen ab 5 Schiffe von 49 642 t; die Linienschiffe batten ein Deplacement von je 13 516 t. Für Frankreich liefen vom Stapel 5 Schisse von 41 404 t Deplacement; Linienschiff« befanden sich hierunter nicht. Für die Vereinigten Staate» von Amerika Uesen vom Stapel 5 Schiff- von 43 475 t; dir Linienschiffe hatten ein Deplacement von je 12300 bis 12 440 t. Für Italien liefen vom Stapel 2 Linienschiffe von 12 625 und 13 032 t, also inSgesammt 25 657 t. Deutsch land ließ seine gejammten Schiffe im Inland bauen, die Linienschiffe bei Schichau, auf der Germaniawerst, beim „Vulcan" und in Wilhelmshaven. Von den 5 Schissen, Welche für die russische Kriegsmarine vom Stapel liefen, wurde daS Linienschiff „Eäsarewitsch" in La Sayne bei Toulon erbaut, der geschützte Kreuzer „Bogatyr" auf der Vulcanwerst bei Stettin, der geschützte Kreuzer „Bojaria" in Kopenhagen. In diesem Jahre wird Deutschland eine so starke Vermehrung der Kriegsmarine bei weitem nicht er- ahren; e« waren im vorigen Jahr ganz besonders günstige Imstände, die eine so starke Vermehrung deS schwimmenden Krieg-material- herbeisührten. -v- Berlin, 11. Februar. (Die Pvleufrage u n d die Taktik des Ernt rums bei den Reichs tag swah len.) Es ist schon hervorgchvbcn worden, daß die conservativc Partei diesmal größere An strengungen als in dem letzten halben Menschenalter wird machen müssen, nm den Wahlkreis Elbing-Marienburg, in dem eine Ersatzwahl nothwendig geworden ist, ihrem Be sitzstände zu erhalten. Die „Köln. Bvlksztg." bringt für diese Auffassung einen weiteren Beleg bei, der von nicht geringem Interesse für die Taktik des CentrumS bei den nächsten Reichstagswahlcn ist. Das Blatt bespricht näm lich die Aussichten der Parteien nnd hält es für wahr scheinlich, daß -er conservativc Bewerber diesmal in der Stichwahl um das Mandat werde ringen müssen. Im Hinblick auf diese voraussichtliche Stichwahl erklärt cs nun: „DaS Centrum dürfte schwerlich bei einer Stichwahl alle seine Stimmen dem konservativen Candidaten nach der Haltung derConservativen in der Polenfrage zuwenden." Wenn es sich nm einen Kreis in dem gemischt nationalen Gebiete handelte und wenn der konservative oder ein gemäßigt liberaler Candidat mit einem Polen zur Stichwahl stünde, so wäre eine solche Haltung der Centrnmspartei zwar bedauerlich, aber immerhin verständlich. Nun ist aber erstens der Wahl kreis Elbing ein vollständig deutscher Kreis, obwohl er in Westpreuhen liegt, und zweitens kommt bei der etwaigen Stichwahl nur ein S o c i a l d c m v k r a t als Gegner des conservativen Bewerbers in Krage. Wenn unter solchen Umständen dem Gegner des conservativen Candidaten zum Mindesten passive Wahlhilfe geleistet werden soll, so bedeutet dies g e nercll eine Absage an die nationalen Parteien — denn die Nationalliberalen würden von dieser Tendenz des Centrumö natürlich erst recht betroffen wer de» — wegen ihrer Haltung in der Pvlcnfragc. Das Centrum würbe sich also in allen Kreisen, in denen es eine gewisse Rolle spielen kann, nicht nach den allgemein-poli tischen oder wirthschaftlichcn Auffassungen der in die Stichwahl gelangenden Bewerber anderer Parteien richten, sondern sich sür den Candidaten entscheiden, der in der Polenfrage die dem Centrum genehmste Haltung einnähme, so daß also ausschließlich die freisinnige Volks partei und die Socialdcmokratie aus die Hilfe des Ceu- trums zu rechnen hätten; mit anderen Worten: das Car tell Win dthorst - Richter - Bebel würde wieder a u f l c b e n. Unzweifelhaft würde eine solche Haltung des Centrums in manchen Wahlkreisen Schie tens und Westfalens nicht ohne praktische Bedeutung sein, aber desto fester würden sich dann zweifellos die natio nalen Parteien an einander anschließcn. Berlin, 10. Februar, lDie w i r t h s ch a f t l i ch c Spaltung deS Polcnthums.) Ein in Danzig erscheinendes polnisches Blatt fordert die polnische Reichs- tagsfraction energisch aus. gegen jede Erhöhung der Lebensmittelzöllc zu stimmen, weil die polnische Bevölkerung zu ans kleinen Landwirthcn oder Arbeitern bestünde, die von der Zollcrhöhnng keinen Borthcil bezw. sogar direkten Nachtheil hätten. Es tritt hier also dieselbe Tendenz hervor, wie bei der vor jährigen Retchstagsersatzwahl in Posen, wo der polnische Candidat darauf verpflichtet wurde, gegen jede Erhöhung von Lebensmittelzöllen zu stimmen. Außer diesem Ab geordneten aber dürften wohl sämmtliche polnischen Rcichstagsmitglieder, trotz des Protestes des Danziger Polenblattes, für die Erhöhung der Lebensmittelzöllc eintreten; dies um so mehr, als die Behauptung des Blattes, daß -er polnischen Bevölkerung an den Zöllen kein Interesse hätte, doch wohl stark übertrieben ist. Dies trifft wohl auf Obcrschlesieu zu, aber iu West preußen, und besonders in der Provinz Posen, spielen die Polen bet dem großen und mittleren Grundbesitze eine erhebliche Rolle. In jedem Falle aber zeigt der Artikel des Blattes, -aß auch die Polen von den wirthschaftlichcn Interessengegensätzen stark betroffen werden, und cs ist wohl möglich, daß diese Gegensätze im polnischen Lager sich bei den nächsten Reichstagswahlen stärker als bisher geltend machen werden. /S. Berlin, 11. Februar. lEinen Bltck in die eele de r bayerischen C e n t r u m s p a r t e i) er öffnet die Beurthcilung, die das officlelle Münchner Cen- rrumSorgan der Reichstaasverhandlung über den Er laß des Staatssekretärs von Ttrpiy an gedeihen läßt. Nachdem cs die Aeußertichkeiten der Sitzung ganz in svcialdemokratischer Manier geschildert, faßt cs sich schließlich wie folgt zusammen: „Die Erklärung für sie glimpfliche Behandlung des Staatssekretärs durch die Mehrheit wird man darin zu suchen haben, daß von dem Ausfall dieser Debatte sür Herrn v. Tirpitz Sein o d e r N i ch t s e i n a b h i n g. Mau wollte ihn nicht ins Unglück bringen und „r e t t e t e" ihn deshalb — aber o weih!" — Die gleiche Lesart hat die „Freisinnige Zeitung" verbreitet, von deren Begründer das bayerische Ccntrumsblatt rühmt, daß er „am schärfsten und eindrucks vollsten" gegen den Staatssekretär vorgegangen sei. Zum Unglück für das Münchner Organ äußert sich das füh rende preußische Centrumsblatt in direct entgegengesetztem Sinne. „Die „Köln. Bolksztg." schreibt nämlich über das Eintreten sämmtlichcr Parteien (außer Soeialdemokratie und freisinniger Bolspartei) für den Staatssekretär: „Es geschah das offenbar nicht etwa deshalb, weil sie nicht cingestehcn wollten, vor zwei Jahren sich haben täuschen zn lassen, oder weil sie glaubten, den wankenden Staatssekretär stützen zu müssen, sondern weil sie in der Thal überzeugt waren, daß man sie nicht ge täuscht habe. Wer wollte, hat sich überdies aus den Acten der Marineverwaltung eingehend über -en Stand der Dinge belehren können." — Woher stammt der schreiende Gegensatz zwischen dieser Auffassung und der des Münchner Ccntrumsvrgaus und woher stammt die Miß achtung der parlamentarischen Stellungnahme des Ccn- trums durch die „N. Bayer. Ztg." ? Zu einem Theil ohne Zweifel aus der Avueiguug gegcu die „gräßliche" Flotte; zum audereu Thcile aber aus dem Bedürfnisse, der So- cialdemokratie Trost iu Thronen zu spenden. Die so cial d e m o k r a t i s ch e n Verbündeten des Centrums von der letzten bayerischen Laudtagswahl hatten sich lange nicht so blamirt, wie anläßlich des Tirpitz scheu Erlasses. Da eilten denn die bayerischen „Patrioten" herbei; Balsam auf die brennende Wunde zu träufeln. Wenn das sich nicht „rcntirt", dann giebt cs keine Dankbarkeit mehr unter dem Mvndei G Berlin, 1t. Februar. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin unternabmen nach der gestrigen Familien- Frnhstückstafel mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Heinrich einen Spaziergang im Thiergarten und wurden dabei von dem Hofmarkckall a. D- Frhrn. von Egloffstein begleitet. Zur Abendtasel waren geladen der Kronprinz und Prinz Heinrich mit Begleitung, Grheimrath Elabv. Professor Van t'Hoff und General v. Bissing. Nach der Tafel reiste der Kronprinz nach Bonn ab. — Heute Morgen unter nahm der Kaiser den gewohnten Spaziergang im Thiergarten, sprach beim Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und dem Reichskanzler vor und hörte im Schloß die Vorträge des Chefs des MilitärcabinetS, des Staats sekretärs des MarineamlS und de» Chefs des Marine- cabinetS. (7) Berlin, 11. Februar. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht zahlreiche Verleihungen der Rathen KreuzmetzaiUe für Tbrilnabme an der ostasialischen Expedition als Mitglieder der freiwilligen Krankenpflege, darunter die zweiter Classe an den Marinestabsarzt Arendt in Kiel und Professor Küttner-Tübingen. V Berlin, 1l. Februar. (Privatte leg ramm.) Der „Nat.-Ztg." zufolge sind der Commission, welche die Alter«- nntz LterbltchkritSverhältnisse der Oberlehrer zu bearbeiten hatte, jetzt dieselbe Arbeit sür die Richter über tragen worden. L. Berlin, 11. Februar. (Privattelegramm.) Nach der „N. P. C" melden Berliner Blätter: Soweit wir insormirt sind, handelt es sich in der LtcbftahlSattselegc«- hett des „Bor wärt-" nicht um Vie Abschriftnahme de» qu. GebeimerlasseS, sondern um die Entwendung eine- meta lkograpbirteu Abzuges desselben. E« liegt also der Diebstahl einer körperlichen Sache vor, der nach OlShausen'S Commcntar zum Strafgesetzbuch für die Feststellung der Hehlerei nothwendig ist. Der Nichtmitabdruck deS 2. Theil«« des gestohlenen Erlasses rettet den „Vorwärts" vor der Verfolgung wegen LandeSverrath». Aber um die Be strafung wegen de« gemeinen Verbreche»- drr Hehlerei — und zwar voraussichtlich der gewohnheitsmäßigen — wird er schwerlich herumkommen. — Wie drm „Hann. Courier" milgrthcilt wird, ist durch CabinetSordr« vom 8. Februar die Gleichberechtigung der neunclassigen Nealanstalten auch für dir Ofsicier- lausbahn genehmigt worden. _ — Der in Cannes gestorbene Herzog Rudolf von Croy« Dülmen war der Cbel eines au-Belgiea stammenden Hause«, dou dessen Mitgliedern mehrere in der französischen und niederländischen Geschichte eine Nolle gespielt haben. «I« die Familie im Jahr, 1803 ibre Besitzungen aus dem linken Rheinofer verloren hatte, erhielt sie einen Ersatz in dein im Reairruug-bezirl« Münster liegenden Amte Dülmen, wi» unter denselben BerhSltuisseu di« belgisch« Familie der Herzoge von -krenberg die Aemter Rrchlinghaufen und Meppen erhielt. Durch dir Wiener Eongreßacte wurde daS HauS Croy al«
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