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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.02.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030218011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903021801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903021801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-18
- Monat1903-02
- Jahr1903
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BezrrgS-PrekS 1» der Hauptexpedition oder deren Ausgabe- pelle- »bg.hvltr vftrtalMKch ^1 »--> bat zweimaüoer «glich« -»ß«tt»»a i»S Ha»S 8.7», Durch di« Post bqöaeu Pir Deutsch» land u. Oesterreich vierteljährlich ^S 4^0, sttr die sh^ige» Lchch« laut ZttiungSprttSUste. Nckskttou «»- Erpe-Ms«: s. S«tp»ch« IS» «d«A FUlat-wabittvu-ur Alfred Huhu, v»chha»dlg„ LutversttätSstr.o» K. «Lsche^ Kathari-rnstr. 14» «, K-nigsvL 72 HttPt-Ftliale Vrerde»: btrrhleaer Straße 8. Farusprach« Amt I Nr. 1718. HmVt-Fittlüe Serli«: Carl vmecker, Herzgl. Vayr. Hosbuchha-dlg^ LStzowstraß« 10. tzftorsprech« Amt VI Nr. 480». Morgen-Ausgabe. U'tipIger TagMaü Anzeiger. AmtMatt des Königlichen Land- nnd -es Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, -es Rates «nd -es Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Auzeigeu-PreiS die 6gespaltrue Petilzetle SS Ls. Nett-««, mckar de« «edawo-pprtch (tgefpalteu) 78 vor d« Familftnuach- richt« (»gefpalte») 80 Tabellarischer «tz Ztfferufatz atts-vechend Häher. — Gebühr« str Nachivetsnug« and Offertenmueahm« LL («xct. Port») Extra-Vellage» (gesalzt »», »tt d« Lwuch«schUlI str LqNp« Nb««b «»SsaSo: Aor-Etag» V vha. »ou,»»-L«gab« 7k«d«Mag4 4 Uh» Uuzekge» ß»d pet» cr : dte Egpedtttov S» richt«. Die Erpedttto» iß «ocheMags mnmtrrbroche, geüffntt vo» frth S bt« abend« 7 Uhr. Drack und »«lag twu E, Polz t» Leipzig. Nr. 88. Mittwoch den 18. Februar 1903. 97. Jahrgang. Beendigung und Lehren des Venyuela-Streits. SS Der Venezuela-Zwischenfall Hat nun glücklich seine vorläufig» Erledigung gefunden. Nachdem Präsident Castro einmal gesehen hat, daß mit den europäischen Großmächten nicht zu spaßen ist, darf man wohl die Er» Wartung hegen, daß alle Verpflichtungen, die Venezuela für die Zukunft übernommen hat, ohne weiter« störende Zwischenfälle werden erfüllt werden. Deutschland kann mit dem vorläufigen Ergebnisse jedenfalls recht zufrieden sein, da eS vorerst größere Zugeständnisse hat erzielen können, al» die mit ihm verbündeten Mächte. Dieser Erfolg ist gewiß in erster Reihe der Festigkeit und Geschicklichkeit der deutschen Diplomatie und dem energischen Eingreifen der Geestreitkräfte zu verdanken,' aber e» wäre unbillig, nicht anzucrkennen, daß auch die Loyalität der Verbündeten Deutschlands zu dem günstigen Ergebnisse mit beigetragen Hat. Diese Loyalität war, soweit Italien in Frage kommt, gewiß ganz selbstverständlich, da ja Italien der Bundesgenosse Deutschlands nicht nur für diesen Fall, sondern generell ist. Die Loyalität der englischen Regierung aber verdient ganz besondere Anerkennung. Die englische Regierung hat den von verschiedenen Geilen an sie herangetvetenen Lockungen, von Deutschland» Geite zu weichen und sich separat mit Venezuela zu ver ständigen, Widerstand geleistet. Der englische Botschafter Herbert ist sogar am schärfsten mit dem Vermittler Bowen zusammengeraten, obwohl England bekanntlich seit Jahren ganz besonderen Wert auf ein intimes Ver hältnis zu der angelsächsischen Lchwesternation" legt. Diese unstreitige Loyalität der englischen Regierung enthüll zunächst die Lehre, baß man doch nicht immer generell von dem „perfiden Albton" sprechen darf. Äe- witz lag «S auch im wohlverstandenen Interesse England» selbst, treu an Deutschlands Seite auszuhalten; denn ein englischer Minister hat ganz richtig gesagt, daß kein Staat der Welt mehr mit England würde zusammengehen wollen, wenn eS die einmal übernommene Bundespflicht schnöde verleugnet hätte. Dadurch aber wird doch an der Tatsache nichts geändert, daß England seine Schuldigkeit getan hat, und da» Verdienst -er englischen Regierung wird sogar noch erhöht dadurch, daß das Bündnis mit Deutschland in der Venezuela-Sache in England so un populär war, wie nur möglich. Nicht nur im Parlament, in der Presse und in öffentlichen Versammlungen wurde die Regierung aufs heftigste angegriffen, sondern auch der für die Regierung ungünstige Ausgang der Ersatz wahl in Newmarket wurde — und wohl mit Recht — auf die Mißstimmung breiter Volksmassen über da» Bündnis mit Deutschland zurückgeführt. Dieser Gegensatz zwischen Volks st immung und Regierung-Politik enthält eine zweite Lehre, und zwar sowohl für das deutsche Volk, als auch für die Regierung. Denen, die verlangen, daß die deutsche Re gierung ihre auswärtige Politik immer nach den Stiyrmungen de» Volkes richten solle, zeigt dieser Vor gang, daß selbst in dem parlamentarisch regierten Eng land, wo die Regierung doch sehr viel mehr von der öffentlichen Meinung abhängig ist, als bei uns, es für die Regierung ganz unmöglich ist, eine von ihr als zweck mäßig erkannte Haltung in der auswärtigen Politik ab- zuänbern, weil diese Haltung von der öffentlichen Meinung nicht geteilt und gebilligt wird. Man wird also bei uns hoffentlich in Zukunft nicht immer ohne weiteres anneHmen, datz die RegterungSpolitik schon darum falsch sei, weil sie den Stimmungen und Empfindlichkeiten der ,M>lkSfeele" zuwiberläuft. Der Vorgang enthält aber auch die Lehre für die deutsche Regierung, nicht immer gleich nervös zu sein, wenn die öffentliche Meinung mit der von der Regierung eingeschlagenen Richtung der auswärtigen Politik nicht einverstanden ist und die» auch unverhohlen zum Aufdrucke bringt- Da» Ventil der öffentlichen Aeußerung des GegenfatzeS zu der Regie- runtzSpolittk ist durchaus notwendig, weil sonst eine dumpfe Gärung entstünde, die viel gefährlicher werden könnte, al» «» die freie Meinungsäußerung ist. Wir glauben auch, baß diese freie Betätigung der Volks» Meinung den politischen Beziehungen zum Auslände gar nicht nachteilig zu sein braucht. Ebenso wie wir in diesem Falle die Loyalität der englischen Regierung anerkennen, obwohl oder sogar gerade weil die Regierung sich im Gegensätze zur öffentlichen Meinung befunden hat, fo dürfen wir verlangen, daß man gegebenenfalls in Eng land ober arrberwärtS die Loyalität der deutschen Politik anerkennt, auch wenn diese in einem Gegensätze zu der allgemeinen BolkSsttmmung im -rutschen Reiche stehen sollte. Alle Mahnungen von Ministern werden eben nie etwa» an dem Gegensätze zwischen Regierung-Politik und Volk-politik ändern; denn e» liegt in der Natur der Dtnge, daß die erstere nach der Geite der Zweckmäßig keit, die letzter« nach derjenige» de» Gefühl» gravtttert. Freiherr Speck v. Sterubur-, der deutsche außerordentliche Gesandte in Washington, muß nach Betret« amerikanischen Bodens von Interviewern geradem überlaufen worden sein, so daß er ein echt amr» rikanische« AuSkunstSmittrl gebraucht hat: er hat einfach Journalisteukonfrrenzen eingerichtet, wa« den Amerikanern wahrscheinlich sehr smart erschienen ist. Diesen und überhauptLn- genehmen Eindruck in Amerika zu machen, ist offenbar die feste Absicht d«S Freiherrn, natürlich al- Mittel zum Zweck, und, wie sich bei der ErledigunadrS Venezuela-Falles erwiesen hat, sicher ein aulrS Mittel. Wir haben eigeotlich keinen Grund, uaS darüber aufzuregen, wenn den Amerikanern ein amerikanisch geschulter Diplomat auf ihre eigene Weise zu uuserm Vorteil beilommt, wobei eS überdies sehr wahrscheinlich ist, daß ibm aerade diese Art ver Politik in dem modernen Berlin der ArmourS und Morgans empfohlen worden ist. laut oowprsoärs o'est tont paräomwr: In Leipzig fing die Sache an mit dem „Tageblatt"-Interview, und in diesem war jo ziemlich alle« gesagt, was eben von beiden Seiten gesagt werden konnte. Die schon damals leicht zu merkrnde Absicht konnte nur ein vergnügte« Augenzwinkern bervorrufeu. Die Fortsetzung de« Iournalistenempfangen« zwang jedoch den Gesandten, um der Gefahr der Wieder holung und der Langweiligkeit zu entgehen, immer dickere Farben aufzutragen, wobei dann allerdings da« ver- ständni-volle Lächeln der deutfchen Zuschauer in leichte« Er staunen überging. Während der Rahmen de« Gespräch« auch bei der schon erwähnten Iournalistenkonferenz der im „Leipz. Tageblatt" vorgezeichnete blieb, kamen nun n. a. folgende neue Prägungen hinzu: „Ich kann nicht nachdrücklich genug betonen, daß über die Be deutung der Mooro« »Doktrin keinerlei Meinung«- Verschiedenheiten zwischen dem Kaiser und dem Prisi- deuten Roosevelt bestehen. Der Kaiser will den Welt frieden erhalt« wissen und betrachtet die Monroe - Doktrin al« ein weftntliche« Mittel, ernstlich« Störungen de«selben aus der wrstllchrn Hemisphäre auSgeschaltet zu sehen." — „Meine ernste Ueberzeugung ist, daß ich al« Gesoidter in Washington nicht nur meine« eigenen Land«, sauber» auch dem Laud«, btt dem ich akkredtttert bi», z« di«« hab«. Demgemäß will ich versuchen, da« Verhältnis zwischen beiden Ländern derartig zu ge stalten, daß sich alle Welt darüber wundern soll. Um das bewerkstelligen zu können, muß ich vor allem zeigen, daß Amerika- Interesse» auch die meinigen sind und daß „Freundschaft" kein leere« Wort tst". Ferner sagte der Gesandte: ,,E« war wohl tt» „Sech« Fuß-Sprung", durch den ich vom Generalkonsul in Kalkutta nach dem Botschaftspalast iu Washington gelangt», allein er erklärt sich zur Geuüg« daraus, daß der Kaiser dort durchau« einen Vertreter von so ausgesprochen ameri kanischen Gesinnungen haben wollte, wie ich sie mir durch meinen langjährigen Aufenthalt in den Bereinigten Staaten und durch den Verkehr mit Präsident Roosevelt, den übrigen leitenden Staats männern wie mit dem amerikaaijchea Volke erworben habe. Denn amerikafteondlich ist die vorherrschende Strömung tu Deutschland amrrikafrruudlich ist besoudrr« auch der Kaiser und seine Regierung. Wenn Unberufen« oder über Amerika schlecht unterttchtrte Personen sich gegenteilig geäußert haben, so muß ganz entschieden betont werden, daß dies« Stimmen nicht al« die echten Repräsentanten der öffentlichen Meinung gelten dürfen." Freiherr v. Sterndurg meint ferner, der Umstand, daß seine Gemahlia eine Amerikanerin sei, sei kein Hinder ns« dafür, daß er der Nachfolger Holleben« werde. „Die entgegengesetzt« R«gel, di« Fürst Bi-marck befolgte, ist, wie ich versichern kann, entschied«» antiquiert. Im Gegenteil hoffe ich, daß die gesrllschastlichen Beziehungen meiner Gemahlin die Mission, di« ich t» diesem Land« erfüllen soll, einigermaßen er leichtern und der persönlichen Verständigung mit den einflußreichsten Personen in Washington dnrchau« förderlich sein werden." Starker Tabak, ohne Zweifel, der leider auch den deutschen Awerilagegneru eine gewisse äußere Berechtigung gibt, den Freiherr» anzugreifrn. Daß diese selten Leute über jeden erzürnt sind, der Amerika nicht augenblicklich den Krieg — wenn auch nur den Zoll-Krieg — erklärt, weiß leider nur der Eingeweihte, und de«balb finden dies« Stimmen mehr Beachtung, al« sie verdienen. E- schreibt die „Krzzlg.": „Frhr. Speck v. Sternburg erklärt di« Auschanuage» de« Fürsten Bismarck über di« Eheschließungen der Diplomaten für rat- schtede» antiquiert. Nach Art «nd Inhalt dieser vorstehende» Unterredung schttneu uns di« Anschaunngm d«s Fürsten Bismarck nicht nur über die betreffenden Eheschließungen, sondern überhaupt Li« Gesamtanschannngen, di« der erste Reichskanzler über Gebräuche und Notwendigkeiten im diplomatischen Leben hatte, btt dem deut schen GrschäsUträger in Amerika antiquiert zu sein." Weiter sagt die „Dtsch. Tg»ztg." z. B.: , Lia ganz oene« Zeitalter der Diplomatie «öffnet aber Herr Speck v. Strrnburg mit der Kundgebung seine« Leitsatzes, daß er al« Botschafter nicht nur seinem eigene» Lande, sondern auch dem Land», btt dem er akkreditiert sei, zu dienen hab«, daß Amerikas Interest« auch di« ft irriger» ftft». Mit diesem Satz« steht er jeLea- lall» bahnbrechend da, denn ans ein« so hohe Warte hat sich bisher noch kein Diplomat zu stell,» verstanden. Sie all« ohne Au«uahme habe» an der beschränkte», nnnmehr auch antiquierten Anschauung sestg,halten, daß der diplomatisch» Vertreter eine« Lande« diesem seine« Lande zu dienen habe. Herr Speck von Steruburg beschreitet »«« Sahnen ... wir zwetftl« nicht, daß es ihm ge. lingen wird, die deutsch-amerikanischen veziebuagen so zu gestalte», daß „alle Welt sich darüber wandern wird". Wir sangen schon jetzt a», na« z, wundern." Wie gesagt, dieser Zor» bat andere Gründe, aber er klingt ftßr echt »md aufrichtig, u»d Freiherr Speck ». Ltrrn- bürg ist nicht ganz unschuldig ia der Sach«; er bat vergessen, datz man t» Deutschland über Barn um ander« deakt al« in Amerika. Deutsche- Reich. * Leipzig, 17. Febrüar. Das Kaiserliche Statistische Amt will unter dem Beirate des Kaiserlichen Gesundheitsamtes das Perso nalkartenmatertal -er Ortskrankenkasse für Leipzig und Umgegend bearbeiten. Dazu sind in den ReichshauShaltsetat für 1803 als erste Rate 50 000 eingestellt »vovden. InSaesamt werden die Kosten der Bearbeitung auf 325000 veranschlagt. Zur Begrün dung der Forderung tst eine Denkschrift über Krankheit-- und Sterblichkeit-st ati st ik herausgegeben worben. Darin wird darauf hingewtefen, welche Bedeutung es Hat. sichere Unterlagen über Häufig, kett, Art und Dauer -er Erkrankungen in der arbeiten den Bevölkerung im allgemeinen und in den einzelnen Berufen im besonderen, also über Gewerbekrankheiten und über die einschlägigen Todesursachen zu gewinnen: „Die Schwierigkeiten für die Herstellung einer Krank- hettSstatisttt und insbesondere «irrer Krankheitsstatistik nach Berufsarten", so wird in der Denkschrift ausgeführt, „liegen vornehmlich darin, daß sich hierzu nur bei einzel nen Krankenkassen genügend genaue und hinreichend um- fangreiche Aufzeichnungen vorfinbey und daß die Be arbeitung deS Materials, um zu wirklich brauchbaren Ergebnissen zu gelangen, sehr eingehend, umständlich und darum auch kostspielig sein muß. Zur Gewinnung einer allgemeinen Krankheitsstatistik sind die Erkrankungs häufigkeit und die KrankheitSüauer unter Berücksichtigung von Geschlecht und Alter, nach Krankheitsarten, und zur Gewinnung einer Statistik der beruflichen Krankheiten dieselben Tatsachen nach denselben Unterscheidungsmerk malen unter weiterer Berücksichtigung deS Berufs auf so breiter Grundlage zahlenmäßig zu ermitteln, daß man die von der Untersuchung zu erwartenden Ergebnisse als für die Verhältnisse deS Reiches gültig würde ansehen dürfen. In den Erhebungen der „Ortskrankenkasse für Leipzig und Umgegend", die vom Jahre 1887 an benutzbar sind und sich auf über 1700 000 Mitgliederjahre erstrecken, liegt ein Material vor, das zu diesem Zweck geeignet und insbesondere auch fo umfänglich ist, datz die Bearbeitung desselben auch über den Rahmen de- engeren Erhebung». VezirkS hinaus Bedeutung beanspruchen kann." Bei Ge- legercheit der im Jahre 1898 stattgesundenen Sitzungen deS Arbeitsausschusses der statistischen Gruppe der Welt ausstellung zu Parts ergab sich das Vorhandensein eine brauchbaren Materials zu solchem Zwecke bei der Orts krankenkasse für Leipzig und Umgegend und es erfolgte darnach eine Probebearbeitung einer Anzahl solcher Karten durch da- Kaiserliche Stattstische Amt zu Berlin mit dem Erfolge, baß bereit- Anfang 1899 «ine auf die Verarbeitung deS Gesamtmaterials bezügliche Vorlage erschien, die nun zu -em eingangs erwähnten Resultate geführt hat. ft Berlin, 17. Februar. (Vom ReichSinvalideu- fondS.) Nach dem Finalabschluß der ReichShauplkaffe für 1801 war der Ctat-ansatz der auf den Reich-invaliden- fond« angewiesenen Pensionen in Wirklichkeit um nahezu lö Millionen Mark überschritten worden. Die Ursache davon lag in den aufdie Anregungde« Reichstag« erfolgten Steigerungen der Bezüge der Kriegsteilnehmer und -Hinterbliebenen. Au« einer dem Reichstage jetzt über die Etat-Überschreitungen des IahreS 1901 vvrgttegten Zusammenstellung ist er sichtlich, wie sich diese nahezu 1b Millionen Mark im einzelnen verteilt haben.s E» sind rund 12,3 Millionen Mark auf die Invalidenpensionen usw. infolge de« Kriege« 1870/71 und ruud 2,7 Millionen auf die In- Validenpensionen infolge der Kriege vor 1870 entfallen. Von den ersten 12,3 Millionen nehmen die Pensionen und PensionSzulageu für Soldaten usw. 6,8 Millionen Mark, die Pensionen und Pensionserhöhungen für Offiziere usw. 2,b Millionen, di« Bewilligungen für Hinterbliebene von Ossi zieren 0,8 Millionen «nd die für Hinterbliebene van Soldaten 2,2 Millionen Mark in Anspruch. Bei der zweiten Hauptsumme kamen auf die Pensionen für Soldaten 1,8 Millionen Mark, für Offiziere usw. 0,3 Millionen, auf Bewilligungen für di« Hinterbliebenen von Offizieren usw 0,2 und von Soldaten 0,4 Millionen Mark. Die Erhöhung der Pensionen und Unterstützungen für die Angehörigen der vormaligen schleswig- holsteinischen Armee betrug etwa« über 100 000 ^7 Ent- sprechend diesen Steigerunaen sind die Ansätze der Etat« der darauffolgenden Jahre erhöht worden. * Berlin, 17. Februar. lDie bedingte Begnad i- g una.) Im Reichstage ist eine die Zett bis Ende 1902 umfaßende Denkschrift betr. die Anwendung der in den deuttchen Staaten für die bedingte Begnadigung gel tenden Vorschriften verteilt worden. Um eine gleich mäßige Handhabung des bedingten Strafaufschubes her beizuführen, sind, wie bekannt, unter Vermittelung des Reichs-JustizamteS zwischen den Negierungen derjenigen Bundesstaaten, in denen Vorschriften über den beding ten Strafaufschub bestehen, folgende Grundsätze verein bart worden: „1) Von dem bedingten Strafaufschub soll vorzugsweise zu Gunsten solcher Verurteilten Gebrauch gemacht werben, welche zur Zett der Tat daS achtzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. 2) Gegenüber Personen, die früher bereit- zu Freiheitsstrafen verur- teilt sind und die Strafe ganz ober teilweise verbüßt haben, soll der bedingte Strafaufschub nur in besonderen Fällen Platz greisen. 3) Die Höhe der erkannten Freiheitsstrafe soll die Gewährung de» bedingten Strafaufschubs nicht grundsätzlich auSschlietzen. 4) Ueber die Bewilligung de» bedingten Strafaufschub- ist eine Aeußerung deS erken- nenden Gerichts herbetzuführen. k) Die Bewährung», frist soll auf weniger als die Dauer der Verjährungsfrist und zwar bei Strafen, die in zwei Jahren verjähren, mindestens auf ein Jahr, bei Strafen, die einer längeren Verjährung unterliegen, auf mindesten- zwei Jahre de- meßen werden." Die vereinbarten Grundsätze sind vom 1. Januar 1808 ab in allen beteiligten Bundesstaaten in Geltuna getreten. Tabellen geben Auskunft über die Anwendung des bedingten Strafaufschubs bi- 81. Dezem- der 1802 und die endgültig erledigten Fälle. Die Ver- hältniSzabl der endgültigen Begnadigungen beträgt für alle Bundesstaaten 7V,S Prozent. Die erledigten Fäll« hielten sich in den drei Jahren 1800/1802 um 80 Prozent. Für die zu Haft Verurteilten ist die verhältntSzahl höher al- für die zu Gefängnis Verurteilten. Im übrigen sind die Ergebnisse bei den verschiedenen Arten der Gerichte ziemlich gleich. D Berlin, 17. Februar. (Telegramm.) Gestern nach mittag fuhren der Kaiser und die Kaiserin nach Halrnsee, um dort einen Spaziergang zu machen. Gestern abend be gab der Kaiser sich nach dem Kasino de« 3. Garde-Regi- meotS zu Fuß, um dort der Feier der Einweihung de- Kasino- Umbaue- beizuwohneu.—-Heute morgen besichtigte da« Kaiser paar in dem AuSstellungS-Gebäude am Lehrter Bahnhof die Modelle für die Denkmals-Anlagen vor dem Brandenburger Tor. Von 10 Uhr ab Hörle der Kaiser die Vorträge des Chefs des Militärkabinett« und de« Chef« des Admiralstabes der Marine. (-) Berlin, 17. Februar. (Telegramm.) Der „Reichs- anzerger" veröffentlicht eine Bekanntmachung deS Reichskanzler« vom 16. Februar lautend: „Nachdem dierwischen Deutschland und Venezuela entstandenen Streitigkeiten veigelegt sind, ist die von den deutschen Seesireitkräften über die HLseu Puerto Cabello und Maracaibo verhängte Blockade aufgehoben worden. Der „ReichSanzeiger" teilt, hieran anschließend, mit, daß nach amtlichen Mitteilungen England«, bezw. Italien«, auch seitens der Seestreitkräfte dieser Staaten die verhängte Blockade aufgehoben worden ist. (-) Berlin, 17. Februar. (Telegramm.) Im preußischen Abgeordnetenhaus« ist ein« Inter pellation Bergmann und Genossen «iugegauge», welche lautet: Hat die Staatsregierung Kenntnis davon genommen, daß der Bischof von Trier den Eltern von denjenigen Kinder», welche eine staatliche Schule besuchen, die Absolution verweigerte, und welche Maßnahmen beab sichtigt die Regierung gegen diese geistlichen Uebergriffe zu ergreifen? — Wie da« „Pos. Tagebl." erfährt, gift die Teilung der AnsirdelungSkommission al« aufgegeben; Kon- servative und Nationalliberale hätten schwere Bedenke« da gegen gehabt. DaS Blatt hofft, datz die Reform der An- stedelung«kommisston bald vorgenommen wird. — Die Verstaatlichung sämtlicher preußischer Präparandenanstalten wird nach einer Mitteilung der „Preuß. Lehrerzta." zur Zeit im Kultusministerium in die Wege geleitet. Die Präparandenanstalten sollen nach Mög lichkeit mit den königlichen Lehrersemiaarien iu der Weise verbunden werken, daß die Seminarlehrer auch au den Prä- paraudenanstalten zu unterrichten baden und zwar wöchent lich je vier Stunden. Al« Entschädigung soll da« Einkommen der Seminarlehrer um jährlich 400 ^7 erhöht werden. Bisher gibt e« in ganz Preußen nur 48 staat liche Präparandenanstalten, von denen auf die fünf östlichen Provinzen Ost- und Westpreußen, Pommern, Posen und Schlesien schon allein 85 entfallen. Die Provinz Brandenburg hat gegenwärtig überhaupt keine staatliche Präparandenanstalt, während sich iu der Rhein provinz und Westfalen nur je eine befindet. Dagegen ist die Zahl der privaten Präparandenanstalten beträchtlich. In sämtlichen 11 Seminararten der Provinz Brandenburg ist z. B. auch eine privat« Präparaadenanstalt. Dazu kommen noch private Anstalten in Rummel-burg bei Berlin, in Havelberg, JoachimSthal usw. Besonder« zahlreich sind dem nach gegenwärtig die privaten Präparandenanstalten in den Westprovinzea. — An« den Kreisen de- dentschen Ostmarkenverein« wird ua« geschrieben: Ritterqot-besitzer Schmidt von Johnson hat s. Zt. ein Vorwerk an ein« polnisch« Parzellftr»ng«bank verkauft, obwohl er iu guten Verhältnissen lebte. Herr von Johnson hatte allerdings vorher da« Vorwerk der AnsiedeluogSkommission angeboten, die den Verkauf ablehnle. Der Hauptvorsiand des deutschen Ost- morkeuvereiu« war der Meinung, daß e« noch andere Mittel uns Wege gegeben hätte, da« Vorwerk in deutschem Besitze zu erhalten, und daß Herr von Johnson al« Mitglied de« SesamlauSschuffes de« Ostmarkenverrin« den letzteren von dem beabsichtigten Ver- kaufe seine« Vorwerke« hätte in keanral« setzen müssen. Die- ist jedoch nicht geschehen. Da in allen ähaltchen Fällen «in solches Verhalten für unvereinbar mit den Pflichten eine« Mitgliedes de« deutschen Ostmarkenverein« erklärt war, stellte der Hauptvorstand Herr» Schmidt von Johnson ia einem eingeschriebenen Vliese an heim, freiwillig au« dem Verein auSzuichttdrn. Da Herr von Johnson die« nicht tat, hat der Hauptvorstand de« deutschen Ostmarkenvereins, wie sein Organ, die „Ostmark", miiteilt, Herrn Rittergutsbesitzer Schmidt von Johnson au« dem Verein au-geschlossen. Die Straft ist durehao« gerechtfertigt. — Für den Rrich«tag«wahlkcei» Roteuburg-HoyerSwerda haben die Konservativen den bisherigen Abgeordneten, den Grasen von Arnim-Muskau, wieder al» Kandidaten aufgestellt. Gia: Arnim hat di« Kandidatur angenommen. * Schwerin t. 16. Februar. Prinz Heinrich XVIII Neuß ist zur vollständigen Herstellung seiner Gesundheit nacli Sannes gereist. Seine Gemahlin, die Prinzessin Reuy, kcgad sich zur Erholung nach der Schweiz und folgt Mitte April nach Tanne». * HetligenftaSt, 16. Februar. Die Ultramontanen im EichSfeld schwärmen immer mehr für die „Parität". Nach ihren Erfolgen gegen den verdienten Schulrat Po lack haben sie entdeckt, daß immer noch der Lanbrat und zwei Beamte evangelisch stad. Dabei entstammt, wie die „Mgtb. Ztg." berichtet, der Laadrat einem der ältesten eich«, seldischrn AdelSgeschlechter. Und weiterhin steht die Stadt Heiligeustadt ängstlich darauf, nur katholische Beamte zu bekommen, dem Magistrat gehört kein einziger, dem Stadl- Verordnetenkollegium gehören zwei Evangelische an, obwohl di« evangelischen Bewohner annähernd die Hälft« aller Kom- muaalsteuern ausbringen. Der Orttvorstand eine« Dorje« bemerkte beim öffentlichen Au«schrribea einer Försterstelle: Katholik wird bevorzugtl" Kurz — wer den Ultramontanis- mu« in seiner wahren Gestalt kennen lernen will, der kann hier sehr lehrreiche Studien machen. Wejß-ttfelS. 16. Februar. Die bereits zu einem gewissen Abschlüsse gebrachten Unterhandlungen bezüglich eines Wahlkartells der nattonalliberalen und der konservativen Parteien mit dem Bunde der Landwirte im Wahlkreise Naumburg - Weißenfels - Zeitz, als deren Resultat die Aufstellung des Rittergutsbesitzer» Landtags«
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