Sonderheit ist, daß es der Verleger nicht selbst ausführt, sondern nur die Unterlagen dazu liefert, im übrigen aber fast einflußlos ist. Der Wunsch von Autor und Verleger, möglichst viele und gute Besprechungen zu erhalten, und die Unmöglichkeit der Presse, allen Wünschen nachzukommen, veranlaßt jenes zähe Ringen, welches zwischen Verlag und Schriftleitung stattfindet. Der Propagandist steht zwischen Autor und Schriftleitung und muß nun zusehen, wie er ihre widerstreitenden Interessen mit seinen eigenen Wünschen ausgleicht. Das Besprechungswesen ist nicht so, wie es sein könnte und sein sollte, es war auch nie besser, wie der Ausspruch Lichtenbergs (1742—1799), einer unse rer geistreichsten deutschen Satyriker, ahnen läßt: „Unter die größten Entdeckungen, auf die der menschliche Verstand in der Neuesten Zeit gefallen ist, gehört meiner Meinung nach wohl die Kunst, Bücher zu beurteilen, ohne sie gelesen zu haben.“ In der buchhändlerischen Fachpresse ist das Für und Wider dauernd erwogen worden und es hat nicht an Verbesserungsvorschlägen gefehlt. Wer sich darüber näher unterrichten will, den verweise ich auf das Literaturverzeichnis. Wir haben es hier nur mit der Betrachtung des augenblicklichen Zustandes und der darin bestens erreichbaren Erfolgsmöglichkeit zu tun. Bei der Betrachtung der heutigen Lage fällt uns vor allem auf, daß die Presse (abgesehen von einigen Fachzeitschriften) mehr oder weniger achtlos an den Neuerscheinungen des Büchermark tes vorübergeht, oder wenn sie schon darauf eingeht, es oft in einerWeise tut, die weder den berechtigten Wünschen der Leser, des Verlegers und Autors nachkommt, noch der Rolle des Buches in der Geschichte unserer Zeit oder den idealen Aufgaben der Presse entspricht. Die Hemmungen dafür sind einmal in der lite rarischen Gleichgültigkeit des Leserkreises zu suchen (leider be deutet die Stimme des „Volkes“ das höchste Gesetz für den Zei tungsverleger), zum andern in der schwierigen wirtschaftlichen Lage unserer Zeitungs- und Zeitschriftenverleger, die dadurch oft gegen den eigenen Willen gezwungen sind, sich bei der Auswahl der aufzunehmenden Nachrichten und Artikel auf diejenigen zu beschränken, welche ihnen die meisten Abonnenten zuführen. Die Beachtung der Literatur und des geistigen Lebens überhaupt ist in einer Zeitung von ihrer wirtschaftlichen Kraft abhängig,