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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190502289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19050228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19050228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-02
- Tag1905-02-28
- Monat1905-02
- Jahr1905
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.02.1905
- Autor
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WWWWWWffWWWWWWWWWWWWWM Vellage z«m „Riesaer Tageblatt". Lmck mb Verlag »« Langer t Winterlich «n Nirs». — Für dl« «edattton »er«a»»rttich: Her«a»a Schmidt in Riesa. Dienstag. 28 Aebruar IE», «»en»». I.K.. I »,»'«,1 ,» WIIIEU«! S8 Jetzrg Stimmungsbild aus dem Reichstage. Eigenbericht. uk. Berlin, 27. Febr. 1905. Wieder ein leeres Haus! Ich will damit nicht meine Verwunderung darüber aussprechen oder irgend welche Er örterungen daran knüpfen; man gewöhnt sich eben an alles und ich erwähne die Tatsache nur als Bestätigung der Regel. Wäre man nicht daran gewöhnt, dann könnte man die Oede im Hause auf Konto der heute stattgefundenen feierlichen Einweihung des Neuen Domes und des herr lichsten Frühlingswetters setzen. Es war ein wunderbarer Sonnenschein und die herrlichste Luft erweckte die schlafende Sehnsucht nach dem Lenz und manchem armen Kranken wird der belebende Sonnenstrahl ein Hoffnungsschimmer gewesen sein. „Dieses wunderbare Wetter bei der Ein weihung des Domes ist ein gutes Omen für Preußen", sagte ein treuer preußischer Bürger, als er mit stolz ge schwellter Brust seinen Kaiser und König unter großem Vortritt mit seiner Gemahlin das Schiff herunterschreiten sieht, gefolgt vom Kronprinzen und seinen Geschwistern, eine große glänzende Korona deutscher Fürsten seiner auf der breiten Empore harrend, auf der auch fürstliche Gäste aus Dänemark und England Platz genommen hatten. Die Reichstagsmitglieder, die der Feier beiwohnten und auch der heutigen Sitzung beiwohnen wollten, hatten gerade noch Zeit, vor Beginn einzutreffen, da der Anfang der Sitzung auf 2 Uhr anberaumt war. Wenn nun auch wenige Abgeordnete vorhanden waren, so mangelte es doch nicht an Rednern und auch heute — wie immer in der letzten Zeit — wurde eine lange Sitzung abgehalten. Zu nächst wurde der Rest des Marineetats und der Haushalt für Kiautschou ins Trockene gebracht, wobei der Präsident in diesem Beratungs- und Bewilligungsgeschäft das Wort allein hat, und nur selten von dem Berichterstatter abgelöst wird. Stundenlang ertönt nur: Das Wort wird nicht verlangt, die Diskussion ist geschlossen; ich bitte die jenigen Herren usw. Endlich packt der Marineminister, Admiral v. Tirpitz, erleichtert aufseufzend seine Mappe und geht mit bewilligtem Gehalt nach Hause. Nun hat Graf v. Posadowsky, der Minister des Innern, für sein Gehalt zu kämpfen und hier wird es nicht so leicht sein. Das weiß er auch und würdevoll, aber doch resigniert setzt er sich auf seinem Sessel zurecht und verharrt nun stundenlang, mit verschränkten Armen, wie eine Bildsäule stillhaltend, während eine unheimliche Fülle sozialpolitischer Resolutionen auf ihn herniederprasselt. Heute sind es vornehmlich Zentrum (Abg. Erzberger) und Sozialdemokratie (Avg. Wurm', die etwas zu sagcn haben. Diese Konkurrenten auf dem sozial politischem Grbiete unterließen eS auch wiederum nicht, der anderen Partei die Priorität für Anregungen auf sozial politischen Gebiete ubzusprechen, was für den Zuhörer, dessen Gefühle sich weder für die eine, noch für die andere Partei erwärmen konnten, recht ergötzlich klingt, oder einen sehr „ideallosen" geschäftlichen Eindruck macht. Erzberger verlangt mehr Gewerbeinspektoren; Wurm auch. Wurm verlangt Herbeiziehung der Aerzte und Arbeiter zu Gewerbe inspektoren; Erzberger auch. Beide wollen eine ausgedehnte Sonntagsruhe von mindestens 36 Stunden, aber sie streiten sich recht sehr, wer die erste Anregung zu diesen Forderungen gegeben hat. Außerdem will Erzberger die Inspektion auf die Heimarbeit der Tabakarbeiter ausgedehnt wissen, diese Industrie ist der Spezialschmerz seiner Partei; Wurm da gegen schimpft über die Ausbeutung der Arbeiter, den Terrorismus gegen die Arbeiterorganisationen, auf den Zoll tarif resp. Lebensmittelverteuerung, auf die arbeitgeber parteiischen Gewerbeinspektoren, auf Mangel an Unfallschutz, auf die Regierung, die das alles nicht verhindert usw. — Morgen Fortsetzung. Die Ereignisse in Russland. Landwirtschaftsminister JernroÜow überreichte am 24. ds. Mts. dem Kaiser eine auf dessen Befehl ausgearbeitete Denkschrift über die gesamte in n e rp-z lit rs che Lage Rußlands und die zur Herbeiführung normaler Verhältnisse erfor derlichen Maßnahmen. Der Minister gelangt darin zu dem Schluß, daß normale Verhältnisse und eine Beruhi gung der Gemüter nur noch durch Einführung einer Kon stitution und Berufung einer Versammlung von Volks vertretern zu erhoffen seien. Ter Kaiser beriet die Denk schrift eingehend mit dem Minister und beauftragte ihn, ein entsprechendes Reskript an den Minister des Innern, bezw. ein Manifest zu entwerfen. Am 25. ds. Mts. abends fand bei dem Minister Jcrnrobow eine vertrauliche Be ratung der zuständigen Persönlichkeiten behufs Ausfüh rung der kaiserlichen Willensäußerung statt. Tas Ministerkomitee beriet am 24. Januar über die Revision der Gesetze gegen die Feinde der sozialen Ord nung. Tas Ministerkomitee sprach Zweifel aus, sich der revolutionären Elemente durch Anwendung der Sonder vorschriften über den verstärkten Schutz von 1881 zu ent ledigen. Ter Gehilfe des Minister) des Innern, Turnolvv, erklärte, die Bevölkerung werde durch das bisherige Ver fahren, Verhaftung, Haussuchung und administrative Be strafung anstatt des gerichtlichen Verfahrens erregt. Ter Präsident des MirnsterkomiteeS, Witte, erklärte, die Re gierung sei der Meinung, daß der Hauptabhilfsweg nicht in Repressionen, sondern in Verhütung der Grnnd- ursack>en des Uebels zu finden sei. Die Gesetzgebung ar beitete bisher zu langsam, und entsprach nicht den sozialen Bedürfnissen. Die Arbeitergesetzgebung sei verzögert wor den, weil man annahm, die russischen Arbeiter seien noch nicht im Entwickelungsstadium. Andere beunruhigende Elemente seien die Studenten wegen der Aufhebung ihrer Unterstellung unter die akademischen Gesetze, sowie dir Juden wegen ihrer unerträglichen materiellen Lage in folge der einschränkenden Gesetze. Das Komitee war der Ansicht, die Staatsorgane könnten, staatsschädliche Hand lungen verhüten unter der Bedingung, daß die Gesetze genau begrenzt würden. Ausnahmegesetze seien auf die E-egend von Unruhen, sowie auf deren Tauer zu be schränken. Tie Kommission befürwortete die Einberufung einer Spezialkonferenz zur Revision der Gesetze über die Sicherheit der Staatsordnung. Der vom Kaiser zu er nennende Präsident der Konferenz solle das Recht haben, den Entwurf eines neuen Gesetzes unmittelbar dem Staatsrat vorzulegen, ohne vorher den übrigen Regie rungsdepartements denselben zu unterbreiten. Ter Kai ser bestätigte am 23. Februar diesen Beschluß. In Warschau hat, wie aus Warschau gemeldet wird, ein partieller Polizeistreik begonnen. Tie Mehrzahl der Polizeiposten wurde durch Militär besetzt. Viele Tclegraphensäulen wur den umgestürzt, Kavalleriepatvouillen versehen den Stra ßendienst. In der Niowvlipkistraße feuerte ein Unbekann ter drei Revolverschüsse auf einen Polizei- und Militär straßenposten ab. Ein Soldat urrd ein Schutzmann wurden schwer verletzt; der Täter entkam. Eine Judenhetze in Feodvsia. Moskauer Blätter berichten: In Fevdvsia war ein Arbeiterstreik ausgebvochen. Aus der angesammelten Menge ertönte plötzlich der Ruf: ,Laut die Juden!" wo rauf sich in den Straßen eine furchtbare Judenhctzc ent wickelte. Bevor Truppen erschienen, gab es bereits 50 Tote und Verwundete. In der Stadt herrscht sowohl lii°8» öWlc, llsuMtr. E tm ÜLU8V äes llvrrv kLdrlLdositrvr» Lslälsr smpüetrlt sieh rur VvrmtvtlMK von 8Lk«s-8okiLllfceken unter eixenern Verseklus« äer Xkrewr «mo uuä Verkuus von kiLLtspspiersu, kksnäbrieikn, un6 son stigen ^Vertpupiereo, L«r von ruhldaren (Coupons, viviäenäenselreinsn u. gelosten ktüekev, «ar VvrVtsttÜllK von ^Vertpupieren (DodsrvLckuuA von Auslosungen, Be sorgung neuer Ains- der. Diviclencleulrogen usv.), «rr ollener uncl geschlossener Depot«, rur nur KvvAIrrmiK von Darlehen, rur Benutzung ihrer k^rrn» als Vvmlrtlslvll» uncl rur Vt8kontjerVRH von wechseln, rur LrotllMNF lankeoäer Rechnungen mit un6 ohne von kkoläorn nur VorLinsunZ nehmlich darauf bedacht gewesen, ein strenge» Pflichtge fühl zu wecken, ihn au regelmäßige Arbeit zu gewöhnen, dagegen den Hang zu unnünen Getdausgabcn, welcher einst für Karl Brücken >v verhängnisvoll wurde, zu unterdrücken und ihn anspruchslos zu erhalten. Seine Fran hatte ihn treu unterstützt, dabei auch auf Manfreds Gemüt vortrefflich eingewirkt und feine Talente anSznbilden gesucht. Und der Sohu halte den Eltern diese Ansgaüe nicht schwer gemacht. Von der Natur reich ans« An werter Wett. Romaü von Reinhard Büchner. 37 Mit ihrem Bruder in Madras stand Hildegard in brief lichem Verkehr, war sie ihm doch so unendlich dankbar, daß er ihr die Mittel zu chrer sorgenfreien, behaglichen Existenz gewährte. „Wirst Du denn nie daran denken, wie- i der in die -Heimat znrnckznkebren. und zu uns, die wir ! Dich lieben?" hatte sie in ihrem letzten Briefe gefragt, ! aber die Antwort daraus war auch diesmal wie immer ausweichend. „ES hängt von den Verhältnissen ab, ich kann es vorläufig noch nicht bestimmen, wie lange ich hier gebunden sein werde, jedenfalls glanbe mir, Hildegard, daß ich oft große Sehnsucht nach der Heimat habe und daß nur der Berns mich hier znrückhält." So ungefähr äußerte sich Eduard Römer. Zehn.Jahre waren seit dieser Zeit verfloßen. Ans Eduard Römer, wie er sich nannte, hatte die Zeit einen Greis gemacht, obgleich er im besten ManneSalter stand. Sein Haar war vollständig weih geworden, ob von dem Einfluß der tropischen Hitze oder infolge der quälenden Gedanken, welche seinem armen Kopfe niemals Ruhe gönnten? Seine Haltung war eine gebückte, sein Blick scheu und umflort, aber seine Geisteskraft hatte nicht gelitten, er leitete sein immer mehr anfblühendeS Geschäft mit gro ßer Umsicht nnd sein Sohn Manfred, welcher alle Klasse» des Ghmnasinms glücklich durchgemacht und jetzt im zwan zigsten Lebensjahre stand, nahm seit kurzem bereits einen Platz in des Vaters Kontor ein. Mit dem Hause Wight hielten sie den Verkehr ans- -recht, iin übrigen hatte» sie keinen großen UmgangSkreis. ES wurde Eduard Römer von vielen verdacht, daß er bei feinem Reichtum kein Hau- machte, aber er kümmerte sich nicht um das Gerede der Welt und lebte seit dem Tode .seiner Frau, seiner tiefbetrauerten Martha, welche vor Jahresfrist gestorben, vollständig als Einsiedler. Bei der Erziehung des jüngeii Manfred war er Vor gestattet, warerzu einem tüchtigen, jungen Menschen heran gewachsen, der mit Recht allgemein beliebt war und überall feinen Platz ansfülltc. Der Vater hatte also wohl Grund, sich glücklich ini Besitze dieses Sohnes zu fühlen und die schönsten Hoffnungen auf ihn zn fetzen, aber Glück und Hosfnnng waren zwei Dinge, die in Römers Seele kei nen Raum »lehr hatten. Beständig von Gewissensqnalen gefoltert, dachte er nur noch darüber nach, ans welche Weise er sein Vergehen wieder gut machen nnd endlich Ruhe finden könne, ohne sich gerade öffentlich als Dieb und Betrüger anzugeben. In letzter Zeit war eine Idee in ihm erwacht, die ihn immer mehr beschäftigte und ihn endlich zu einem feste» Entschluß brachte. Manfred sollte nach Hambnrg übersiedeln, sollte den Namen Römer dort zn neuem Ansehen und Ehren brin gen, der Vater wollte ihn» das ganze unrechtmäßig an sich gebrachte Vermögen überweisen, an der Sohnes Hand klebte ja kein Unrecht, er selbst aber wollte sein Geschäft in Madras anflöscn unter dem Vorwande, bald nachzu kommen, daun aber in der Fremde bleiben, allein, in dürf tigen Verhältnissen, und seine Tage in Reue und Buße be schließen. Der Gedanke, sich von Manfred zu trennen, von dem einzigen, der noch Licht in sein dunkles Dasein brachte, er schien ihm zwar, wenn er sich'S recht ausmalte, fast über menschlich schwer, aber er wollte ja leiden, sühnen, sich Opfer anferlegen, nnr nm Seelenfrieden zu erlangen, und so konnte er kaum den Zeitpunkt erwarten, wo es mög lich sein würde, seinen Plan anszuführeu. Zuvörderst sollte Manfred sich für seinen künftigen Be ruf noch gründlich vorberciten, seine Sprachkenntnisse er weitern mw aus den» Jüngling zum jungen Manne heran reifen. Dann wollte ihn oer Vater unter Mr. BcatcherS Begleitung, der feit jenem Tage, an welchem Herr Römer ihn dnrch seine Großmut gerettet, mit der größten Treue au seinem Prinzipal hing, in die Welt hiuauSzieheu lassen. Inzwischen traf Eduard Römer Anstalten, sein großes Geschäft anfzulvseu nnd er hatte hierbei Glück. Nicht nur, daß er im stände war, den vollen Betrag des einst von ihin nuterjchlagenLN Vermögens zn decken, er behielt anch noch eine kleine Summe übrig, die es ihm ermöglichte, wenig stens nicht als Bettler sein Dasein zu fristen. Nach einem Zeitranm von vier Jahren, Manfred war jetzt viernndzwanzig Jahre alt, hielt Eduard Römer den Moment für gekommen, sich von seinem Sohn zutrennen. Er selbst geleitete ihn an Bord des Schiffes, auf wel chem der junge Mann die Ueberfahrt machen sollte. Mit brennenden» Weh in» Herzen schloß er ihi» noch einmal in seine Arme, rief ihn» noch einmal zu: „Bleibe recht schaffen nnd brav, mein Sohn, und Gott segne Dich!" „Komme mir recht bald nach, Vater!" waren die letz te»» Worte, die Römer von feine» Sohne» Lippen hörte, dann trat er den schweren Rückweg an in sein einsame», ödes Haus. * , * * Manfred aber, nachdem er den ersten Schmerz der Trennung überwunden, fühlte in sich bei» Lebensmut und Tatendurst der Jugend wieder erwachen, er empfand alle» lebhaft, die weite Seefahrt und später die Reise durch eine« Teil von Italic»» riefen die mannigfachsten Eindrücket« ibm hervor. Mr. Beatcher, wenn auch nicht mit so lebhafter Phantasie begabt, wie sein junger Freund, war diesem doch ein angenehmer. Reisebegleiter, er besaß «eben großer Be scheidenheit eine gründliche Bildung, so daß Manfred Ver gnügen in der Unterhaltung mit ihm fand. 124.1» j
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