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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190506174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19050617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19050617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-06
- Tag1905-06-17
- Monat1905-06
- Jahr1905
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 17.06.1905
- Autor
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Herrschen Dingen, Ue er Ihr auF den« fernen Westen Mitbringen wolle. k . AU sie an einer Hecke vorbeigingen, bemerkte Jenny «ne hübsche wilde Rose.) Sie erinnerte sich dessen, daß junge Taimen in Nomanen ihrem Geliebten beim Abschied« eine Blume zn schenken Pflegen, «ine Blume, die der Geliebte lange auf- «wahrt. Sie wollte Jack hie Rose geben,, streckte ihre Hand INS, sie zu pflücken, sprang aber plötzlich mit. einem Schrei zurück. Wildje Rosen haben scharfe Tarnen, und Jenny hatte sich gestochen, sodaß das Blut aus dem Kinger floß. „Ein günstiges Geschick!" rief Jack aus als er das Blut an dem Finger saA den Jenny ihm entgegenstreckte, IM seine Teilnahme hervorzurufen. „Ein günstiges Ge schick, Jenny. Du kannst unfern Vertrag unterschreiben." Nun, da der Schwerz vorüber war und der Zufall Ihr die notwendige Flüssigkeit zum Schreiben verschafft Hatte, machte Jenny weiter keine Einwendungen. Jack holt« die Feder aus seiner Tasche und Jenny tauchte Halb erschrocken, HM berschstmt hie Zederspitze in den keinen/ roten Blutstropfen und-setztq mit zitternder Hand Hre Unterschrift unter das Dokument. Jack überreichte ihr nun den von ihm unterschriebenen Vertrag und nahin dafür den ihrigen entgegen. Bevor « denselben aber auf seiner Brust verbarg — ganz so. Wie sein Vorbild, der Ritter, es gemacht hatte — las! er den Inhalt vor. ES waren! Verseh die folgendermaßen Muteten: Halt ich mein Wort nicht meinem Ritter, Der zieht zum fernen Land, Sein Recht soll sein/ daß er den Tod Mir gibt mit seiner Hand. Und heirat' ich treulos «inen andern. Bevor er kehrt" zurück. Sein Recht soll/sein/ zu töten 'beide, Tie ihm geraubt sein Glück. „Las ist fürchterlich Jack," sagte Jenny, während ihr Dleliebter den blutunterschriebenen Vertrag zu sich steckte. E Aber Jack beruhigte' sie. Es fei im Grunde eine Mine Formalität, meinte er, und werde im allgemeinen Mr von solchen jungen Leuten beobachtet/ die herzlose Altern hätten. Sie gingen weiter durch die Felder und Wbederholten ihre Liebesversicherungen, "bis die unter- Mhende Sonne SlokumsJennY daran erinnerte, daß es HM sie Zeit fei, sich von ihrem! Mmcv loszureißen und Di der mehr prosaischen Beschäftigung,, ihrem Vater den Dee zu bereiten, zurückzukehren. t Unter leidenschaftlichen Versprechungen und dielen Umarmungen trennte sich dpS junge Paar. Am folgenden Tage erzählte man sich im ganzen Dorfe, daß der wilde Jack zur See gegangen sei. Des Müllers Tochter verbarg 'das Geheimnis von dem feierlichen Versprechen, das sie mit Jack eingegangen , in ihrer Brätst — und in der Brust einer andern «en Jungfrau verbarg sie es auch Jennys liebste Freundin war Maggie Smith, und romantische Episode wurde Maggie eines Abends in Dämmerung unter dem Versprechen der Vcrschviegen anvertraut. Fünf Iah« Waren vergangen und hatten mancherlei »derungen mit sich gebracht. Aus manchen Fenstern ten neue Kindergäsichter/und manches alte Angesicht wand von feinem gelohnten Pllch. Mädchen und en waren zu Jungstauen und Jünglingen geworden, Mädchen und Jünglinge zu Helenten. Fünf Jahre hotten auch soziale Veränderungen in SDkum herbeige- führt. Ein neuer Pastor war gekommen, und zwei neue Kaufmannsgeschäfte waren entstanden. Jack Mea- dows Vater war nach einer großen Stadt gezogen, und Master Martin, der Müller, hatte sich nach einem Lande begeben, das auf keiner Karte zu finden ist und zu wel chem alle Einwohner Slokums mit dem ersten Atemzuge einen Auswanderpaß bekommen. Ter bedeutendste Mann in der Gegend war jetziger junge John Hodges, der einen Hof in der Nähe der Mühle 'besaß, und welcher, nachdem er einen alten Onkel beerbt hatte, zu Slokums'Rothschild aufgestiegen war. Aber John war ein vorsichtiger Mann, der wohl wußte, daß zwölf Stück zu einem Tutzend ge hören. Tes Müllers! Besitztum stieß an sein Land, und als Master Martin starb, dachte Hodgcsl daran, Miß Jenny das Grundstück abzukaufen. Nachdem er aber die Sacke überlegt hatte, sah er ein, daß ein besserer Ausweg zu finden sei. Warum'sollte er nicht die Tame heiraten und auf diese Weise das Besitz tum umsonst bekommen? Er sah gut aus und war reich, und esl stand ihm also nichts im Wege. Tas Gerede der Leute 'sagte, daß die hübsche Müller- tochter einmal verliebt gewesen sei in den Taugenichts Jack Meadow, der zur See gegangen und in fünf Jahren nichts habe von sich hören lassen. Aber das war lange her, und wenn Jenny seitdem manches Anerbieten aus geschlagen hatte, so war dies sicher auss dem Grunde ge schehen, weil ihr in ganz Slokum keiner gut genug war. John Hodges entschloß sich also, sein Glück zu ver suchen. Er warb um Jenny und war über alles Erwarten glücklich. Jenny hatte Jack Meadow längst aufgegeben. Jenes törichte Versprechen sah sie als einen Kinderstreich an. Wenn Jack nicht umgekommen war, hatte er sich' wahr- scheinlich in einem anderen Weltteil verheiratet.' In der ganzen Zeit seiner Abwesenheit hatte sie nicht einen Bries von ihNr erhalten. Es war nicht wert, ihm noch länger einen Gedanken zu schenken. Ter reiche, junge LandMaun war in dem glücklichsten Augenblick gekominen. Jenny konnte vhUe Hülfe eines Mannes die Mühle nicht halten. John Hodgess'war ge rade der rechte Mann. Als er zu ihr kam, tat sic nicht spröde. Nach und nach sagte er A, und sie sagte ohne Zögern B, und so war die Sache klar. Tie Verlobungszeit lief so gleichmäßig, wie der ruhige Strom, der die Mühle trieb, und der Hochzeitstag wurde festgesetzt. Ta geschah es, daß kurz vor der Hochtzeit das Gerede laut wurde, Jenny habe feierlich gelobt, Jack Meadows Frau zu werden, und Jack Meadow wurde in Slokum der Held des Tagest Es ist möglich, daß Maggie Smith, die Brautjungfer sein sollte, sich hatte verleiten lassen, das Geheimnis von dem blutunterschriebenen Vertrag zu verraten. Genug, die Geschichte wurde laut. Alte Erzählungen von Jacks Gewalttaten machten die Runde, und Master John Hodges kam auch dieses und jenes zu Ohren. Er lachte natürlich, darüber) aber gleichwohl war es nicht be haglich für ihn, daran zu denken, daß er im Begriff sei, ein Mädchen zu heiraten, dessen früherer Liebhaber unbedingte Erlaubnis hatte, ihn zu vertreiben. Jenny war sehr ärgerlich darüber, daß die Geschichte ausgekominen war und daß Jacks Name mit ihrer Hoch zeit in Verbindung gebracht wurde. In einem Torfe wie Slokum ist das Geklatsche gräßlich Es wurde so viel von Jack Meadow und seiner Verlobung erzählt, daß alle Leute in einem stm^kreisc von Wei Meilen die ganze Ge schichte an den Fingern konnten. SS war an einem schönen Tage im Juli, als die alten Kirchenglocken Kes Müllers Tochter und Master Hodges durch munteres Geläute bewillkommneten. Dass ganze Torf war auf den Beinen. Nach der Trauung sollten alle nach der Mühle komiNen, wo in der Scheune getanzt werden sollte. Während der Trauung war außer einem Burschen mit Namen Bill Green kein Mensch in der Mühle. Bill tvar eben damit beschäftigt/sich au dem Schenkschranke zu stärken, als die Tür hinter ihm geöffnet wurde. Schnell schlug er den Schirank zu, wandte sich um und stand einem gebräunten, breitschultrigen Seemann gegenüber. „Hallo, mein Lieber!" sagte der Seemann. ,Mo ist der Müller?" „Ter Müller?" sagte der Bursche, „der ist vor langer Zeit gestorben." „Tot!" rief der Seemann aus. „Ich hätte zu gern seine Hand gedrückt. — Tu kennst mich wohl nicht. Laß uns sehen! Bist Tu nicht der kleine 'Bill Greens Bill Greens Augen waren nach und nach größer und größer geworden, und sein Mund hatte sich in gleicher Weise erweitert. Noch gestern abend hatte seine Groß mutter ihm von Jack Meadow und Miß Jenny erzählt, und er zweifelte jetzt keinen Augenblick daran, daß der fremde Seemann Jack Meadow sei. „Wo ist Jenny?" fragte der Fremde, indem er sich in dem bekannten Raume umsah „Mistreß," stammelte der Bursche, „ich werde sie holen." Bevor der Seemann ein Wort sagen Sonnte, war Bill Green ans dem Hause und stürmte nach der Kirche, so schnell seine Beine ihn zu tragen vermochten. Ter Hochzeitszug verließ gerade die Kirche, als Bill anlangte. „O, Miß Jenny!" rief er voller Entsetzen aus; ,io, Miß Jenny, er ist gekomünen!" „Wer, wer?" fragte die junge Frau, indem ihr Gesicht totenbleich wurde. „Jack Meadow!" schrie der Junge. Jenny wurde ohnmächtig. Tem jungen Ehemanne zitterten die Knie. Tie Slokumianer sahen sich entsetzt an. Maggie Smith eilte auf Jenny zu und ermahnte sie, rrchig zu bleiben. Jetzt wurde Kriegsrat geholten. Mass war zu tun? John Hodges erklärte bestimmt/ er werde nicht nach der Mühle zurückkehren und sich morden lassen. Jenny hatte sich erholt und meinte, wenn man Jack nur heute über das Geschehene in Unwissenheit erhalten könne, so werde sie ein Mittel finden, seiner quitt zu werden. Plötzlich hatte einer von den Gästen eine Idee. Man solle in das nächste Haus gehen, und Maggie solle hier Jennys Hut, Schleier und Bukett nehmen und vor geben, sie sei die junge Frau und Jenny die Brautjungfer. Tann galt es, einen Plan zu finden, wie Jack aus! dem Hause zu entfernen sei. Tas junge Paar ging sogleich auf den Vorschlag ein — sie wollten vor allen Tingen einen Skandal an ihrem Hochzeitstage vermeiden. Jenny und Maggie gingen in das nächste Haus und nahmen die notwendigen Ver änderungen in ihrer Toilette vor. Tic Gesellschaft ge lobte unbedingtes Schweigen, und der Hvch^eitrAug wandte sich der Mühle zu. John Hodges führte Maggie Smith am Arme. 'i Jack stand vor der Tür und wartete auf sie. Er hatte das Geläute der Glocken gehört. Tiefes, und das leere Haus brachte ihn auf einen Gedanken. Donnie es möglich sein, daß er bei seiner Rückkehr Jenny an einen andern gefesselt vorfände? 48 E» Ter Hochzeitsschar wurde übel zumute, als sie deck sonnverbrannten Jack stehen sahen, und des jungen Ehe- mannS Zähne klapperten. AIS aber Jack sah/Katz seine Jenny nur Brautjungfer war, ging er Kl ihr, umarmte sie und gab ihr einen Kuß. „Tu hast wohl nicht erwartet, mich wiederzusehen, Jenny, was?" Jeckny, die sehr verwirrt war, sagte nein, daS habe sie nicht erwartet. , - Alle Leute drückten Jack die Hand, und er erzählte, daß er viel Geld erworben habe und beabsichtige, sich in Slokum niedcrzulassen. Er habe seinen Vater besucht und sei von dort hierher gekommen. Biele Abenteuer habe er erlebt, habe Schiffbruch erlitten und sei bei den Wilden in Gefangenschaft geraten. Tie Königin auf der Kanni- balen-Jnsel hätte sich in ihn verliebt gehabt, unk noch mancherlei habe er erlebt. Tas Ende des Ganzen war, daß er jetzt viel Geld habe und sich in Slokum niedcrlassen wolle. > Jack erzählte seine Abenteuer beim Mittagsmahl und war sehr munter. Er scherzte über allerlei und war be sonders ausgelassen, als >r den Vertrag erwähnte, den er mit Jenny eingegangen ünd den sie beide mit ihrem Blute unterschrieben hätten. Natürlicherweise lachten sie alle, aber es war ein wunderbar angestrengtes Lachen, und der junge Ehemann wurde sehr bleich dabei. § Endlich sagte jemand, daß der Vertrag nur ein Scherz sei und daß Jack eine solche Kinderei nicht für bindend ansehe. , < s „WaS tue ich nicht?" ries Jack mit einem fürchterlichen Ausdruck, indem er ein Tischmesser ergriff. „ES hätte schlimm für diesen und jenen ausgesehen, wenn meine Nein« Jenny mir untreu geworden wäre." Jack wollte, dstß Jenny neben ihn« sitzen sollte, und als er lustiger geworden war, legte er seinen Arm um sie. Er neckte den jungen Ehemann, daß er so trüb aussehe, und dieser wurde rot vor Aorn. Es war nicht augeneffm für ihn, das Benehmen dieses Seemanns anzusehen. Nach der Mahlzeit verlangte Jack, Jenny solle mit ihm einen Spaziergang machen, da er ihr manches zu erzählen habe. Keine Einwendungen nützten, Jenny mußte mit, s Als nun Jack und Jenny draußen spazierten, und Jack ihr die Hand drückte und sie seine zukünftige kleine Frau nannte, stieß der arme Ehemann, der ihnen nachge schlichen war, einen Seufzer aus. Jack wandte sich um und sah ihn. „Zum Henker, was ist daH Kamerad?" rief Jack rasend aus, „Wa^hast Tu hier zu spionieren? Geh zurück zu Teiner Frau? Wie kannst Tu sie an ihrem Hochzeitstage verlassen!" „Aber. . ." stammelte John Hodges- > „Sieh, Kamerad," rief Jack Meadow, „ertappe ich Tich noch einmal darauf, daß Tu horchst, so schlage ich Tir an Teinem Hochzeitstage die Knochen entzwei?" Ter arme John schlich zurück und ging in die Scheune, wo man tanzte, und als er Jack und Jenny kommen sah, fing er an, Maggie so rasend die Mr zu machen, daß Jenny eifersüchtig wurde. Es war sehr unbehaglich für Jenny sowohl als für John; aber was tvar dabei zu machen? Jedermann in Slokum wußte, tvie Jack war, und Heiner durfte wagen, ihn dadurch in Raserei zu versetzen, daß ee 'ihvfden Zu sammenhang der Sache erzählte. Wie die Geschichte ab laufen werde, konnte keiner wissen, und vergeblich hatte man sich bisher hen Kopf darüber zerbrochen, wie map Jack los werden könne. ' Ter Abend kam; hie Gäste fingen im, sich zrr prM '
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