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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190507010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19050701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19050701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-01
- Monat1905-07
- Jahr1905
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1905
- Autor
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«2 104 Drm^unb Verlag »an Langer » Winterlich, Riesa. — Ayr Hs» Redaktion verantwortlich Hermann Schmidt, Piesa. V» Ateselteiche. (LIuzrsandt.) Seit vielen langen Jahren Wird mir das Herz so weich, Blick' ich in deine,, Spiegel, Geliebter Ziegelteich Ihr Unken in dem Schhamitie, Ihr Fischlein auf dem Grund, Ihr Vögel in den Weiden, Euch grüßet dann mein Mund! Wohl sind mir schönre Wasser Begegnet in der Fern', Doch nur an deinen Ufern Da träumt' ich immer gern; Denn meiner Kindheit Freuden Sind eng verknüpft mit dir, Im Winter wie im Sommer Ein Freund stets warst du mir. Auch habe ich empfunden An deiner Fluten Rand Der Liebe süßes Beben, Der Liebe festes Band. — Mein Freund' sollst- immer bleiben; Des Elbstroms Nachbar du; Und ich will Deiner denken, Bis ich einst geh zur Ruh. »eiche Natur, die Schwäche seines Willms Sehnsucht seiner Sünstterscele nach SchönA VVK«HM Wv M^iWUL Wer S ist Aw» überflüssig, Naß Du MngHW POiat Venn es irgend ein anderer wäre, WNe e» vielleicht noch Hoffnung Aber dieser Telmionte M härter M GSck»? Erst vor wenig Wochen Hat er einen «am« Mjssmboteu, ster in bitterster Not hundert Mark Hvvuchtent Hatte, nubarucherzjg der Polizei überliefert, MÜMohl die Frau hiss Unglücklichen sich ihm zu Füßen Warf, und obuhchl «!r wu^e, datz die Leute ein sterben- Wh Kind im Hanse hatten. " D« PÄi-eMrektor hatte sich in einen Stuhl fallen Wissen. Sein Aussehen zeigte deutlich genug, wie vernich- Hkich dieser Schlag Du getroffen. „Nie groß ist dis Summe?" brachte er nach einer Reine« veile mühsam heraus. „Kann ich sie ersetzen?" /Nein — das ist Lvmz ausgeschlossen. Es. sind min- HstenS fünfundvierßjgtausend Mark/s - > Mit einer Gebärde des Entsetzens erhob Harme- King die Arme, nM sie dann kraftlos wieder herabsinken W» lassen. „Tann ifis freilich keine Hoffnung mehr. — Fünfundvierzigtausond Mark — ein ganzes Vermögen! Mäher fällte ich djas nehmen?" Jetzt zum erstenmal brach es wie eine Flamme leiden schaftlichen ZornpS Wirch' seinen Schmerz. ,/ko tief also kanntest Tu sinken. Ehrloser!" rief er. /Da» stmntest Du mir und Deiner unglücklichen Schwe ster antun? Und Mit der Last dieser Schuld auf dem Ge wissen tonntest Du uns Wochen- und monatelang unter Me Eugen treten —! O pfui über Dich Tu jämmerlicher den FüheN weggtitt — ehe es M sM geworden war — zu sM!" Wo solche SolbWorwilrfe die Seele eines Vaters durckFchauern, da Pflogen die Zornesausbrüche und Schmähungen zü vqrstummeN. Harmening atmete tief und schmerzlich auf. Tann erhob er sich von seinem^Auhh /Was Du da von einem Selbstmord redest, Paul, ist töricht und verbrecherisch zu gleich Nur ein verächtlicher Feigling sucht auf solche Art sein irdisches Schuldkonho zu berichtigen." Zum erstenmal wagte es der junge Mann, die Augen zü seinem Vater zu «Heben, und gleichzeitig erschienen große, glänzende Tränen zwischen seinen Wimpern. ,,Aber ist es denn etwas anderes als Selbstmord, wenn ich ab warte, bis män mich ins^GefängNiss bringt? Ich könnte ja doch nicht länger als wenige Wochen darin leben." Wie ein Messerstich führ dem Polizeidirektor der Berzweiflungsschrei in diesen Worten durch die Brust. Er wußte nur zu gut/ daß Paul rechst hatte, und daß er das Licht der Freiheit niemals Wiedersehn würde, wenn man ihn erst einiNrl gefangen gesetzt hatte. Und in diesem Augenblick dachte er nicht mehr daran, daß es ein Ehrvergessener, ein Verbrecher war, der da vor ihm stand, sondern er sah in rhm nur Noch seinen "Sohn, seinen armen, kranken, unglücklichen Sohn, den er am liebsten in seine Arme geschlossen hatte, um mit ihm zu weinen. Fast mußte er sich Gewalt antun, um ihm nicht die ganze Größe und Fülle seines liebevollen Mitleids zu offen baren. „Tu sagst doch, daß Doktor Delm0ntc nicht früher Anzeige erstatten wollte, als bis er mit mir gesprochen habe. Vielleicht ist er nicht so unerbittlich als Tu glaubst, und es läßt sich noch ein Weg zur Rettung finden." In müder Hoffnungslosigkeit schüttelte der andere den Kopf. „Es ist alles vergebens^. Papa! Tu solltest mich lieber meinem Schicksal überlassen und Dir die Te- mütigung dieser Besprechung ersparen." Fortsetzung folgt. Die hinfällig« Gestalt seines Sohnes schien noch mehr str" sich zufankmenzusinken. „Ich bin ein Elender, das »Siß ich wohl — und zehnfach verdammenswert, weil ich Nicht einmal den Mut hatte, diesen grauenhaften, hoff- «NNgSlosen Kampf durch eichen Pistolenschuß zu enden. — ' HMtte freilich, heute fehlt mir's an diesem armseligen Mnt nicht «chrz Nur um meinen Abschiedsbrief an Dich M schreibe«, war ich nach Hause gekommen. Und >oenn pch nicht Heinz Liebenow mit Gewalt Zutritt verschafft Mitte,, wäre wohl schon alles Vorüber." „Das wäre allerdings Deiner würdig gewesen. — Ein dMster «usweg unch eine wohlfeile Sühne, Du ", Er hatte »och ein vernichtendes Wort hinzufügen wolle»; «her wie er jetzt seine Augen aus den Sohn richtete, lwß er «A «ngHprochen. Niemals vielleicht war Hw tzte eigenartige Schönheit dieses feingeschnittenen mass« Gesichts so ergreifend zpM Bewußtsein gekommen, ch» in diesem Moments wo es wahirlich keinessarztlichen Scharfblicks bedurfte, um zu erkennen, daß es bereits Ben der Hand des DodesgeMchnet war. Tie lodernde Wamme des Zornes sank wieder in sich zusammen, und Pa erlosch beinahe ganz^ als sich bei deM Anblick dieses schönen, schwarzstockigen 'Künstlerkopfes in der Brust des - tmglülllichen Later» wieder die anklagend« Stimme er hob^ die ihm schon so oft während der letzten Jahre NM Schßaf feiner Nächte geraubt hatte: „Tu — Tu selbst ^trägst ssstnep großen Teil der Schuld, daß er auf diese abschäfsige Bahn gerasten konnte. Du kanntest ja seine - - - - - - und dw it und Freude. Ntmmermchr hättest Pu ihn in einen Berus hineinzwin- «n dürfen, der eiserne Beharrlichkeit fordert und uner- fchbtterstiche Festigkeit des Charakters. Wie er in dem «mhaßwu Kerker diese» Bankbureaus die Gesundheit seine» Seide» aufgerieben hat, so ist er darin auch mora- lisch erkrankt und verdorben. Und Du hättest es voraus- sehen, hättest IHM <in väterlicher Liebe die rettende Hand reich« Müssen/ ehe ihm auch der letzte Halt unter reretketp LrMler an Belletr. Gratisbeilage z» Rr. 2«. Mes«, den 1. In» 19V5. Reine Hände. Novelle von Reinhold Ortmann. — Nachdruck verboten. ; 1. In feinem hohen, luftigen Arbeitszimmer saß der Polizeidirettor Harmening Vor seinem mit Aktenbündeln und Schriftstücken der verschiedensten Art bedeckten Cchjreibtisch und las aufmerksam einen eben eingegangenen Rapport. Von mehr zierlichjer als imponierender Gestalt und mit gewählter Eleganz gekleidet, glich der Polizeidirek- tor mit seiner schönen, hochgcwölbten Stirn und seinem feinen, klugen Gesicht mehr einem Diplomaten "oder Ge lehrten als einem gefürchteten Kriminalisten. Ein aus geprägter Zug von Wohlivollen und Herzensgüte trat auf seinem vornehmen Gesicht hervor, und nur die eigentüm lich durchdringende Schärfe, die der Blick seiner noch jugendlich« lebhaften Augen annalM, tvenn sie wie jetzt längere Zeit auf einen Gegenständ gerichtet tvaren, konnte vielleicht als ein Merkmal seines so oft mit der Er- forschung dunkler und verworrener Angelegenheiten sich befassenden Berufes gelten. Der Bericht, den er da las, schien ihn lebhaft zu interessieren, und es war ganz unverkennbar ein Aus druck der Befriedigung in seinen Zügen, als er ihn bei- feite legte, um auf einen der im Bereich seiner Hand auf dem Schreibtisch angebrachten Elfenbeinknöpfc zu drücken. i „Sehen Sie nach, ob der Kriminalschutzmann Berk- Holtz da ist," befahl er der eintretenden Ordonnanz. „Er soll sich bei mir meld^n/1 Wenige Minuten später trat in militärischer Haltung der Gerufene ins Zimimer. Er war seht groß und hager, ein Mann von vielleicht sechsunddreißig Jahren, mit knochigem, hiohlivangigem Gesicht, einem martialischen Schnurrbart und tiefliegenden, etwas müde blickenden Augen. Die tiefen Falten/ die nur körperliches Leiden oder schwere, lang anhaltende Sorgen in seine Stirn eingegraben haben konnten/ gaben dem schärf markierten Antlitz einen finsteren, beinahe abstoßenden Ausdruck. „Der Herr Direktor haben besohlen." Mit freundlichster Miene wandte Harmening sich ihm zu. „Nunl, Sie haben - ha gestern abend Ihre Sackje sehr brav gemacht,, mein lieber Berkholtz! Tie Art, wie Sie nach Ihrem Rapport die Verhaftung dieses Glücksritters und gewerbsmäßigen Falschspielers Nord hof ausgeführt haben, ist ein gutes Zeugniss für Ihre Umsicht und Energie. Ter saubere Herr hat also sein ohnehin recht ansehnliches Schäldkoutv auch noch mit einem Beste chungsversuch belastet?", „Zu Befehl, Herr Direktor!" „Erzählen Sic mir doch mal ausführlich, wie cs sich damit verhielt." „Ich hatte den Nordhof auf dem Bahnhof verhaftet) als er sich eben eine Fahrkarte nach Köln gelöst hatte. Meins Instruktion lautete^ daß, ich ihn, zunächst beobachten und nur im Falle dringenden Fluchtverdachts zu seiner Festnahme schreiten sollte." „Ganz recht. Nur weiter! Sie nähmen auf seinen Wunsch eine Droschke, und, nun richtete er an Sie die Bitte, vor der Fahrt ins Polizeipräsidium! noch einmal auf leinen Augenblick in seiner Wohnung vvrfptechpn zu dürfen. Machte er Ihnen schon bei dieser Gelegenheit irgend welche Versprechungen?" „Nur so im allgemeinen. Er sprach, davon, daß es mein Schade nicht sein solle,, denn eine Gefälligkeit wäre natürlich di«, ändere wert." /Es war Ihnen bekannt, djaß Nordhof über bedeu tend« Geldmittel verfügt und daß er wcchrscheinlich auch eine größere Summe bei sich führte?" „Jawohl, Herr Direktor! Ich wüßte, daß er nach Köln fahren wollte, ui« hort mit Offizieren und andern Lebemänner» zu spulen Tlnh wenn "sie so was Vorhaben pflegen diese Herren rnüner viel Geld mikzUnehmen." Harmening nickte /Sie schlugen ihm also seine Bitte rundweg ab. Und darauf rtzachM er den Versuch, sich' un bemerkt des Päckchens mit' den gezeichneten Kürten zu entledigen?" ' . „Ja. Als wir am; Ufer entlang "fuhren, wo eS ziem lich, dunkel war. Aber Ich habe ihn natürlich "nicht aus den Augen gelassen und Halb bemerkt, wie er sich Immer wieder in verdächtiger Weise an der Brusttasche seines Pelzes zu schaffen machte. In dem Moment, wo er dann djas Päckchen hinter feinem Rücken Unter das Wagen polster zu schieben versuchte, griff ich zü." „Recht so! Und nun bot er Ihnen dreitausend Mark, wenn Sie ihm gestatten würden, Hie Keinen Karten pakete in den Kanal zu werfen??.' „Zu Befehl, Herr Direktor!" „Sagte er auch» djaß er Ihnen das Geld auf Her Stelle geben wolle?" „Jawohl — und er deutete an, daß es im äußersten Falle auch noch mehr kosten dürfe." „Sie haben ihm darauf die gebührende Antwort ge geben und haben sogleich bei der Vorführung dem Kri minalkommissar Presber von dem Bestechungsvcrsuch Mit teilung gemacht?"' „Zu Befehl! Eigentlich tat mir der Mann leid, denn als ihm die Geschichte mit den Karten mißglückt war, gebärdete er sich ganz verzweifelt. Tarum sragte ich den Herrn Kommissär erst gewissermaßen privatim, ab ich das mit der Bestech-Mg durchaus zur Anzeige bringen müßte." / , „Und er sagte Ihnen!, daß es Ihre Pflicht sei. Selbstverständlich konnte und durfte er Ihnen keine an ders Antwort geben. Auch hätte ein schwächliches Mit leid nirgends schlechter angebracht sein können als ge rade in diesem Fall«. — Nun kommen Sie mal ein biß chen näher heran, Berkholtz! Mas Sie mir da erzählt haben, wußte ich schon aus Ihrem "Rapport, und ämt- lfch ist die Sachs damit erledigt. Amtlich darf ich Sie auch nicht dafür beloben- daß Sie die Bestechung zurück gewiesen haben, denn Sic taten damit ja nur Ihre Pflicht. Aber als Mensch; nicht als Vorgesetzter, möchte ich's Ihnen doch aussprechrn, daß ich mich Über Ihr Verhalten herzlich gefreut habe. Denn ich Henne ja Ihre hävslichirn Verhältnisse, und ich weiß, was drei tausend Mark für Sie bedeuten würden. Daß Sie ein treuer Beamter und ein rechtschaffener Mann gebkÄrtl sind im Augenblick der Versuchung, soll Jhtten von mir nicht vergessen weichen. Ich werde yM dafür vrttveud«,'
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