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01-Frühausgabe Dresdner neueste Nachrichten : 23.06.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-06-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-19120623011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-1912062301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-1912062301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-06
- Tag1912-06-23
- Monat1912-06
- Jahr1912
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Nxo 1670 10 Aus· sahe. Sonntag, 23. Juni 1912. -«·-.:- "« ungeheu- . u by« g«q T uHz n Ums-streit » s- Dtesden und Betonen monatll sc kl« vierteliä rllch s kiuspqlttgeugssäeömåäe äsfketfätzk Zäesslexsllmg List-Fit- nq an l c ae e nago I.So Mk. frei haus. auswärts dur? unsre Ansqabcithellen « Is» sürmcw Dte dwelspaniis e Ren m u 123 Mk ü- laonatlich 70 Bö» vierteljährlich 2,1U Ok. ittt Hans. Mit der ·· ««ZHZYiMift 2«MI- Mk Wchstbvfuvecczceneslkid Jähttxss o- MchemilztäeexeuixuåssilllnimileswstN·äe2:«uiF«Ess-G"« » « zk- » nach Takt-. Chiiike coüh 20 Vi. A i G V b i i « e « « « l »,-«H-» Jägslswnälth werden um· gegen Hokqursbezablunq näsikageetz roß t e erretu n g n a) e nd. FJMJUC m Pentschtmsd und Un deutlchcq Konnte-« -».--.-1». »Um Fux das Erscheinen an bestimmten Tagen und Us» 111-J UNLNLUZM InskaWPLMMMMUOML ««- tssev wktssbusåälkiiiqsismnkksirstie TTJFZZZZFUIV MFMHZZZ ·B We JWLFLBZTFM sit-u75 · « · M « · u etke - a aku: ZEIT-Zä-llselsznkzwzeebgFlttzfszkäieizwkuceststsszHätt»F Reduktion und Hauptgeschäftsstelle Fetdinaudstraße 4. Zugs-zmähggusstkquswtust-Etl-1-7«OWI-·Wb-WOK u U c ! « - M MEDIUM M- Jmksprechen Redattion 111-. 8897. Ein-edition Nr. 4571. Verlag Nr. 542 Nach äs- Aqus -"«« —" 111 ' Us- '—— «-- « UT- Lande Iti Åeüss was-us i M Rassen-is 16 ok. MS NR lis, M kndc sngshay- IS Fang 130 Pf. sites-I feln weisen 7 Pf. krofse Fischk. 111-liess lus der j: Käse zum er Verkan sammt Gelegen eckendcs hcu Jahres- Schweizcrkäse 99074 ell- Die-le Nummer umfaßt 10 Seiten. Roman siehe iteu 7 und S. Dresdncr Sportzeitnug Seite I. Der unsrige Ministernkåsivent Von unserm ORorrespoudcmew Paris, 21. Juni. In zwei Tagen einer heiß bewegten Wahlrecht-'s- Wkkk hat Poincarcå feine Macht befestigt, indem er He Majorität, die ihm zur Seite stand, als M ~kcpublikanc·fchc Mehrheit-' bezeichnete. Ei »k- kkochlvorxknkgekt Wpehen die Sozialisten, ezu dieser Mehrheit gehören, nicht ganz siir voll »wmmeu. Als die Hoffnung aufgegeben werden Bke, die Radikalen für die Verhältniswabl zu ac- Mrw zog Poincarå seine Konsequenzen nnd nahm ie dargeboteueHilse der sozialistischenKammeraruppe ·Dießadikalen werden nnn in deszolge ihre ganze aitit daraus einstellen, Fragen auszuwerfen, in nen die Sozialdemokraten aegen die Regierung mmcn müssen- Der Streik der Seelenre, der bei » Eurichiedenbeit bemerkenswert ruhig verläuft, kmte dazu willkommene Handhabe bieten. Aber die dikalen werden sich vermutlich irren, da Jaurdsz heute als die dringlichste Aufgabe betrachtet, die hin-form dates-einbringen Der Führer der Sozia kn ist bis zsu einem so starken Grade moralisch Wie-ri, daß er die Regierung Poincarös vermut chquch auf allen andern Punkten decken · to, bis das Projekt Gesetz geworden sein wird. Potnoarö selbst weiß genau, daß in seinem eige u Kabinett Leute sitzen, die ihre Zustimmung zur lresorm nur in der Hoffnung gegeben haben, ges den radikalen Freunden gelingt, die Vorlage chnoch zu Fall zu bringen. Die dauernde Ab esenheit des auswärtigen Ministers Leon Bont ois von den Debatten ist ein deutliches Zeichen für. Auch Deleassö erschien mir für kurze Zeit Sitzungssaalr. während freilich dex radikale inister des Innern Steeg getreulich neben Pom xks aushielt Wenn Poincarö sich trotzdem sum tue-harren entschlossen bat, so war wirklich die lebekzeugung, seinem Lande einen Dienst zu er oeiien, maßgebend Das Land erkennt das auch vollkommen an. und wenn man von der radikalen Presse absieht, ist kein Blatt Fu finden, das nicht aus einer Seite siebt. « Aber auch Deutschland darf mit diesem anzdsisthen Ministerpräsidenten zufrieden sein. aß e: in dex gegenwärtigen Lage sehr eisersüchtig ie Vorteile seines Vaterlande-s wahrt, darf ihm jemand derdenken; et ist gewiß nicht deutschfreund ch und denkt mit Millerand eifrig darüber nach« Die der deutschen Heeresvermchrung zu begegnen sei. lber er ist ein ritterlicher Gegner, und nor allem sper- tst sich seiner Verantwortung voll bewußt. Ein laditales Ministerium wäre heute imstande, sich aus Ibemeuer einzulassen, um die Krise der Partei zu lerhüllen, d. h. dasselbe Mittel anzuwenden, das ledrohte Monarchen so sehr lieben. Poincarå ist seht maßvoll, nnd er bat dazu allen Grund. Heutel keiß man endlich, daß der wahre Grund der Ver- zngsten Nepublik. on unserm nach China entsaudten Speziacberichts erstattet 111. TM, Ende Mai· Mit der Republik China bat eigentlich unser utzaebiet Kiautschau nichts zu tun. Aber trotzdem tf es in einer Serie, die die politische und wirt stllche Umsormung des jungen China zum Gegen- Md hat, nicht schlen, einmal, weil es verstanden tz sich tu der jüngeren kulturellen Entwicklung mag einen Platz zu sichern, und dann, weil in bler Geschichte diese chinesische Revolution wohl en Wendepunkt darstellt. Nicht als ob die Revo tion aus unser Schusgcbict übergegrisfen hatte. ,»g·ab es nur ein paar leichte Versuche von über sklgcn in der amerikanischen Mission erzogenen Ungltztgem ein paar aufreizend-: Reden, die durch udweisuna der Unruhestifter alsbald um ihre Wir- Ug gebracht wurden. Aber gerade dieses Frei leiben von jeder revolutionären Propaganda, die olute»ltnberührtheit des deutschen Handels von U Stsyasdigungen der Umwälzung, hat die Augen s Chinesen auf das Schutzgebiet gelenkt. Immer lebet und wie-der haben einsichtige Leute zu tadeln thabt dasz Tfingtau zu rein deutsch sei, daß ihm Um Handel das belebende Chinesenelement fehle. Im sagte voraus, und es ist so gekommen, daß die Um deutschen Handwerker und kleinen Leute, die Unenem Broterwerb hinaus-zogen, mit der Zeit Bin billigeren und geschickten chinesischen Handwerker Hlkstz wachen müßten, daß der kleine Chinese das IVk.llll2(s)«esklsc«ist an sich reißen würde. Aber man Huschkes daß auch der besser gestellte Chinese sich am spkschast beteiligte, wie ex das in Hankau und Kau- U Und Honnkong nnd Schanghai auch tut.· Aber Fische das blieb aus. Die feindselige Stimmung ndchinesischen Lager gegen uns war nicht weg lelommen Jetzt auf einmal hat die pitnktliche Mechterdaltunq der Ordnung, hat das ruhige « tevschreiten der Handelsentwicklung den Chincsen CYUAM geöffnet, und seit Beginn der Revolution Nicht etwa nur die Verschisfung der Kulis, die von Msu aus der Unruben wegen in dessen Hinter- WI zeitweise gehindert war, nach Tsinatan teil- H e übergegangen, sondern es sind auch über drei- NJ frühere chinesische, zum Teil sehr hohe Beamte Kommen und gaben sich niedergelassen, Grundstücke mMst und wer en sich Häuser bauen und ihre Kam- UI im Tsinaumsiandel anlegen und wer-den dem sstimmung zwischen Rußland und Frank «reich, die man immer ableugnen will, in der Ber schiedenheit liegt, mit der die beiden Berbiindeten die Frage der chinesischen Anleihe beurteilen. Und nur dieser Anlaß soll es gewesen sein, der den französischen Botschaster am Zarenhofe in Ungnade brachte· Rechnet man weiterhin, daß Frankreich über die Freundschaft Englands nicht in dem Maße entzückt ist, wie es sich den Anschein gibt, so kann man Herrn Poincareå aufs Wort glauben, wenn er von höflichen und korrekten Beziehungen zu Deutsch-« land spricht. Wie sollten sie auch sonst sein? Hieran wird auch das Treiben der französischen Chauvi nisten nichts ändern, die aus Anlaß der jüngsten Hamburger Rede den Deutschen Kaiser für sich gegen die Alldeutschen ausspielen und in ihrer völligen Unkenntnis der Dinge und zugleich mit schlechtestem Willen die deutsche Nation der unentwegten Kriegs lnst zeiben. Ein neues Eifenvalinunallict ! 4 Tote, 20 Schwer-verletzen Die Reihe der Eisenbahnlatastrobben. deren jüngste sich in unsrer nächsten Nähe ereignetr. ist jetzt durch ein neues Unglück vermehrt worden. das aus Engla n d gemeldet wird. Wieder ist eine Anzahl Menschenleben vernichtet, während eine größere Zahl von Schwer-verletzten auf dem Schmerzenslager mit dem Tode kämpft. Die Ursache des Unglück-s scheint die übergroße Schnelligkeit des Zuges auf gefähr lichem Gelände zu sein· Der Führer des Zuges frei lich behauptet. daß die Bremse versagt habe, und die Untersuchung wird wohl hierüber Aufklärung schaffen. Unsre Londoner Reduktion tele graphiert uns: Od London. 22. Juni- (V tin-Te l. der Dresdner Neuesten Nachricht-end Ein entsetzliche-Z Eisenbahnunglück erctgnete sich bei Tod-morden in der Nähe von Manchester an der Grenze der beiden» Provinzen Yorlshire und Lancashire. Zwei Männer nnd zwei Frauen wurden sofort getö t et, die Persönlichkeit des einen toten Mannes konnte noch nicht festgestellt werden. Fer ner wurden 20 Personen schwer verletzt, nnd man befürchten daß eine größere Anzahl von ihnen nicht wird am Leben erhalten werden können. Der Zug war ein Expreszzua der Laneashire- und YorlshiresEisenbahn von Liverpool nnd Manchester nach Leeds. Während er eine seh a rfe Kur v e passierte, welche bei zu großer Geschwindig keit als gefährlich galt, und auf der sich bereits mehrere Unglücksfällc ereignet haben, sprang die Lokomotioe a u s de n S ch i e n e n und bohrte sich in den Babndamm ein. Z wei W agen wurden zerirü m m e r t, ein dritter umgestii"rzt. Der Lokomotivführer- der mit dem Leben davon kam, erzählte, daß er die B r em ie vor der Kur-ne an gezogen habe. daß diese aber nicht funktio nierte. Die Entgleisung war mit einem ent setzlichen Lärm verbunden, der kilometerweit von Leuten gehört wurde. Platz neues Leben und frisches Blut zuführen, wer - den die Verbindung zwischen deutschem und chinesi » schem Wesen mehr als bisher fördern können. Was finden sie nun bei uns vor? Die Frage ift immer leichter zu beantworten und immer schwerer-. Immer leichter, weil von Jahr zu Jahr mehr geschaffen worden ist. was an rühmenswerten Kultnrtaten aufgezählt werden kann, und immer schwerer, weil die Auswahl so groß ist. Das eine sallt auch dem europäischen Besucher aus, was einem die Engländer und Amerihaner gesprächsweise immer wieder erzählen: Tsingtau ist der fauberste Platz im fernen Osten, der hygienischste, einer der gefunde gem Die ganze Stadtanlage mit ihren cgroßen reiten blitzblanken Straßen bis tief ins « nnere hinein, bis z. B. hinauf zu den kühlen Höhen des! Lauschan-Gebirges, wo das Seemauns-Erholnngs heim steht und ein prachtvoller Blick zum Meere sich bietet, alles ist freundlich und hübsch gebaut. Jetzt hat man auch den richtigen Stil gefunden und sich von der scheuszlichen o·st«asiatischen Abart der moder nen Mietskaserne entfernt, auch in der Chinesen stadt durchziehen breite Straßenanlagen das ganze Viertel. Das alles ist ein einziges großes Modell siir die Chinesen, wie ihre Reform der hygienissehen Vorschriften und des Städtebaumesens einzusetzen hat« und ist ein Modell, das bei der Anlegnng ver schiedener Fremdenniederlasfungen durch dieChinesen in Stadien des Innern auch schon seine Nachahmung gesunden hat· Ein zweites nicht minder wichtiges Beispiel bieten die außerordentlichen Leistungen der deutschen Forstleute im Schutzgebiet. Als Deutschland sich da festsetzte, gab es kahle Bergtiicken und kahles Gestade. Heute sind iiber 1300 Hektar Lan-des mit Wald angeforstet, und die grünen Hügel mit ihren heranwachsenden Kiefern unt Akazien geben dem Chinesen einen Begriff da von, was geschehen musi, um eine größere Regel miiszigkeit der Niederschlage in der Provinz Schan tnug zu erzielen, um das nötige Brennbvlz für die Bevölkerung zu bekommen unsd um doch ·noch eine rentable Anlage damit zu schaffen- Tatsächlich hat das deutsche Beispiel auch schon gewirkt. Mit Ver gnügen beteiligen sich ietzt die Dörfer im Innern an Ider Anforsmngsarbeit, sie beziehen gemeinsamSameu und Stecklinge für billiges Geld. es ist svgar schon ein kleiner Weiteifer zwischen ihnen zn bemerken. Die Dörfer des Innern beteiligen sich im Winter auch freiwillig am Straßenban, dieie Arbeit leisten die hefchiistigungslosen Bauern als eine Art Steuer, und so kommt es, daß man stundenweit ins Seh-I aebiet hineinfahren kann nnd breite deutsche La - sI Wie Americas Bräune-n gewählt mim Von B. v. Ilessosss indess Wer in den Zeitungen gegenwärtig die politischen Nachrichten aus Amerika verfolgt, könnte glauben. dafz es iich bei den Präsidentschastswahlen uin gar keine andern Persönlichkeiten handeln könnte als um den jetzigen oder den vorhergehenden Be wohner des Weißen Hauses in Washington, R o o s e - oe l t oder Ta it. Der Kampf zwischen diesen beiden einst so innig miteinander besreuudeten Kandidaten bat sich so sehr zugespitzt, dasi sie bereits zu person lichen Angrissen Zuflucht genommen haben und dem Ausland ein recht beschämendes Bild der Wahl zustiinde in der grossen Reuublik darbieten. Es ge z schieht indessen zum erstenmal, dass die höchsten Würdenträger Amerikas schon so lange vor der eigentlichen Wahl selbst vor die Wähler treten und sich vor den Augen der letzteren in solcher Weise ent nsürdigen. Sie ebnen dadurch nur den Weg siir den Kandidaten der großen Gegenpartei. Der Wechsel des Staatsoberhauptes ist tn Amerika von ganz andrer Bedeutung als in andern Ländern. In diesen wird außer der Person des Regenten und vielleicht auch der Minister gewöhnlich nur wenig geändert. Jn den Vereinigten Staaten aber tritt häufig ein vollständiger Wechsel der Regierungs-» maskhine, ia mitunter des politischen und wirtschaft lichen S v st e m s ein, von solcher Tragweite. daß da von sogar auch die euroviiischen Staaten mehr oder minder empfindlich getroffen werden. Nach dem Wortlaut der amerikanischen Konsti tution sollte die Priisidentenivahl ziemlich einfach vor sich gehen: »Das Volk wählt alle vier Jahre ebenso viele »Elector—3«, als die beiden gesetzgebenden-imper fchciftem das Repräsentantenhaus und der Senat, zu sammen Mitglieder zahlen. Die Electors geben ihre Stimmen dem von ihnen bevorzugten Präsident ichastskandidaten. Ter Präsident des Senats in Washington zählt die Stimmen, und der Kandidah der die meisten aus sich vereinigt, wird Priisident.« So klar und einfach die Sache aussieht, so umständlich und vermittelt ist sie in Wirklichkeit Statt daß sich die Wahlen alle vier Jahre auf einige Tage oder Wochen beschränken würden, werden die neunzig Millionen Einwohner der Bereinigten Staaten monatelang in sieberhafter Svan n n na erhalten« und in dieser Zeit wird das ganze politische, geschäftliche und gesellschaftlich-: Leben davon in nachteiliger Weise beeinflußt Die große Mehrheit der Biirger des großen Landes hat ein bestimmtes Interesse an dem Ausgana·der Wahl, denn sie kann ihnen Nutzen oder Schaden bringen, se nach dem Sieg der einen oder der andern poli tischen Partei. Dennoch wird diese große Bedeutung der Präsidentenmahl siir den einzelnen wie für ganze Staatsgruvpen von der Masse der Bevölkerung nicht beizeiten berücksichtigt Ihr eigener Beruf und Lebensertverb, näherliegende Dinge. fesseln sie der art, dasi sie sich mit der Wirtschaftsvolitik nicht hin reichend beschäftigen. den Folgen eines Regierungs- und damit Systentwechsels nicht die nötige Beachtung schenken und nicht in geschlossenen Reihen sür den - geeignetsten Kandidaten eintreten. Gewöhnlich wer den die Wählermasien erst kurze Zeit vor der eigent- s lichen Wahl aus ihrem Gleichmut ausgerüttelt, aber dann ist es zu spät, nnd das souveriine Volk, das es in seiner Hand hat, die Geschicke des Landes zu leiten, folgt dann den Ratschlagen der Volitiker, die für ihre : straßen trifft, die es sonst in ganz China in dieser Breite nicht gibt, Landstraßen, die wie in Tsingtau selbst an der einen Seite eine vielleicht 30 Zenti meter breite Linie aus Steinplatten belegt haben, aus der die schwerbeladnen einrädrigen Schubkarren der Chinesen fahren, die hier einmal ein besseres Vorwärtskommen haben und dann auch durch ihre tiefen Furchen die Straßen nicht derart zerstören, wie sie das sonst zu tun pflegen- Sieht man von diesen Aeußerliehkeiten ab, so bietet Tsingtau noch eine-Reihe von Dingen, aus die die Chinesen recht großen Wert legen. Dazu gehört freilich noch nicht eine Anlage wie das Schlacht hans mit seinen modernen Laboratoriums- und Ktihlsanlagen, seinen strengen Kontrollvorschristen und anderem. Das schreckt den Chinesen eher ab, weil es naturgemäß etwas sleischverteuernd wirkt und ihm einen direkten praktischen Nutzen nicht zu gewähren scheint. Wohl aber sieht er, daß das Ent stehen der zwei neuen Eierfabriken zur Kon servierung der Hiihnereier den Preis dieser sriiher sast unbrauchbar-en und gar nicht abzusetzenden Eier start in die Höhe trieb und ihm lohnenden Neben verdienst brachte. Er sieht, daß die mit deutschen Vullen gekreuzten Frühe mehr Milch liefern und daß er die Milch zu gutem Preise im Schutzgebiet ab setzen kann. Er sicht, daß die deutschen Schulen, die Chinesiskh und etwas Deutsch lehren, gut geleitet werden und seinen Kindern ein gründliches Wissen vermitteln, er sieht, daß die Bestrebungen, das Strohborte-Flekhten einzuführen, die Manlbeer-·nnd EichenspinnersSeidenzucht zu fördern, dem über oiilkerten Lande neue industrielle Möörlichkeiten er öffnet. Für derartige praktische Dinge at derChinese einen scharfen Verstand, und wer ihn da richtig an saßt, wird ihn auch zu halten wissen- Dass fange China ist ja jetzt in erster Linie be strebt. sich curopätsche Methoden und europatsche Bildung zu verschaffen, wetl es von Japan ab sgesehen bat, dasz nur mit ihnen und nicht gegen sie »der Bestand des Reiches gesichert werden kann. Und da ist es erfreulich, zu sehen, daß dte deutsch-chinesischc Hochschule tn Tsingtau, die aus den Anfängen in etnetn alten Mtlttärlager heraus feyt zwei moderne Schulevwohnbäuser geschaffen bat, etn Kollegien gebaude jetzt eben baut und noch Raum genug zur lusdchnung besitzt, sich ctnen guten Ruf unter den Chtncsen zu verschaffen wußte. Mit kaum 50 Schu lern hat sie etnsst angefangen vor tnappen dret Jah ren, heute zählt siederen 260, »und dte Schülerzahl wächst mtt jedem labrr. Dte landwirttcbattllchr. äte eigenen. nicht für dic Interessen des Volkes Sorge tragen. Diese Beru fspoliti ter spielen bei den-Wah len eine große, mitunter entscheidende Rolle. Wie die Matfen des Volkes selbst, sind auch sie in zwei große Parteien, die reoublitaniskhc und die demokratische, ge spalten Ihre Grundsätze wechseln bei fast jeder Wahl und werden dann in einer sogenannten ~P lat forln«, d. h. Programm, aufgestellt. Während des großen Biirgcrkrieges z. B. waren die Republitaner für Aufhebung, die Demokraten fiir Beihehaltung der Sklaverei, und dementsprechend zeigte sich auch eine ortlirhe Parteigruppiernng der Staaten, jene des Nor dens gegen jene des Siidens. Jtn großen ganzen hat sie sich noch bis heute erhalten, nur beeinflußt durch vornehmlich wirtschaftliche Fragen der industrielle Osten gegen den landwirtschaftlichen Westen - dann Gold- oder Silbermährung, hohe oder niedrige Stille, se nach der Verteilung der Ertverbsauellen in den ein zelnen Gebieten dcr Union. Bei den bevorstehenden Wahlen dürften die Republikaner als »Platforlu« dic Beibehaltung des hohen Schutzzolles aufstellen, die Demokraten dagegen die Herabsetzung der Stille fitr die großen Bedarssartikeh daneben aber auch weniger wichtige Fragen, sogenannte »sicic jssues". Matt sieht also, die maßgebenden Faktoren in der amerikanischen Politik sind geschäftliche-r Art, siir die Berufspolitiler aber und die »Wir-e pitilers«, d. h. die Leute, welche die Fäden in ihren Händen haben, ist »in-z issue«, also das, was aus dem Spiele steht, immer das gleiche: die eine politische Partei will die Herrschaft mit den Beanitenstellen, Einfluß und Einnahmen auch für die nächsten vier Jahre der Präsidentsrhaft behalten, die andre will sie daraus verdriingeu und sich selbst auf die fetten Posten setzen. - ~oto-toi, tjue je lu’y mette.« Nun sind es natürlich die großen Massen der Wäh ,ler, welche darüber zu entscheiden haben, und so ist es die Hauptausgabe der Berufs-politisch durch Verspre chuugen, Wahlreden und iu vielen Fällen auch mit Geld möglichst viele Wähler aus ihre Seite zu bringen. Tie ~Platsorln«, von der sie glauben, daß sie bei den Wählermassen die ooltstiimlichsie sei, reicht dazu allein nicht aus. Die Wähler müssen gehörig bearbeitet, persönlich interessiert und nicht aus dem Auge gelassen werden, bis sie endlich augebissen, d. h. im sSinne der politischen Führer gewählt haben. Zu diesem Zweck besitzen die Berufsoolititer der beiden ausschlaggcbcnden Parteien eine so vollkom mene Otsgati;,·k-tio:i, wie sie iu der Geschichte andrer Länder toolj·:-iie111als erreicht worden ist. So hat sich die Politik «er den Vereinigten Staaten zu einem Beruf eis« wickeln können, geradcso wie Ackerbau und Judustl«ie, einem Beruf, dem viele Tausende an gehören und durch den sie Lebensunterhalt, Wohlstand, ja mitunter Reichtum erwerben. Zur Ehre Amerika-Z muß heigcfigt werden, daß dieser Beruf keineswegs als besoudc achtensioert gilt. Er ist durch das politische Heraurcisen der Wahler und die strengere Einhaltung der Gesetze in der letzten Zeit auch start in Abuahme begriffen. Immerhin gibt es noch jetzt in jeder Ortschaft Agenten der großen politischen Par teien, in deren Händen die Pritnarn Mcetitigs, d. h. die ersten Besprechungen bezüglich der Präsident-en mahl, liegen. Ebenso ist auch jede größere Stadtjn einzelne ~Wards«. d. h. Distritte, zu Lsahlzwecken ein geteilt, mit eigenen Berufspolititern, die bei Winkel advokatcn, Schenktoirten, Polizisten usw.tlnterstiitzung finden. Bei den Primarn Meetings werden auch die Delegierten fiir die politischen ~Eonventions«, d. b- Versamtnlungsen der Stadt oder der Grafschaft, ge wählt, und diesen obliegt es, die aussichtsreichsten Kan- technische, die suristisch-ftaiatswissenschaftliche und hie medizinische Abteilung sind in gleicher Weise gut be setzt, und wenn erst einmal die Schüler der Vor llsnssen in höhere Stufen einrücken, die auf der Hoch schule selbst Deutsch gelernt haben, wenn zum wissen schaftlichen Unterricht keine Dolmetscher mehr nötig sein werden, dann wird der Erfolg der neuen Bil dungsstätte noch größer sein, als er heute schon ist, Und großzüaige Unternelnnungen, wie eine »Dentsch chinesische Rechtszeitung«, der sich wohl bald eine deutsch-chinesische technische Zeitung und andre an xchsließen werden, werden festen Fuß im Chinesentum men- Tsingtau ist ja imLause weniger Jahre iu seinem Charakter völlig verändert worden. Ebemals eine rein militiirische Niederlassung, tst es heute eine reine Handelsniederlassung geworden. Die Kaserneu liegen weit draußen vor der Stadi die Befestigungen werden durch grüne Wälder den Blicken verdeckt, kein Plakat erinnert wie so ost in Japan drüben, daß hier eine Festung und daher das Photographieren verboten sei. Jn der eigentlichen Stadt ist vom Militiir auch recht wenig zu spüren- und wenn nicht die schneidigen und in ihren-c Aus sehen deutskhen Drill verratenden lchinesischen Poli zisten-wären, würde man noch weniger an das mili tiirische Deutschland erinnert. Es ist klar, daß im Wirtschaftsleben der Kolonie die Anwesenheit von 2500 Soldaten neben vielleicht ebensoviel Handels treibensden und Familienangehörigen eine Rolle spielen muß, daß die Bedürfnisse des Militiirs und eine Lieserungen im eigenen Lande der Kolonie recht wesentlich sind. Aber die in Deutschland schon veröffentlickften Zahlen der neuesten Handelsentwicks lung bewei en doch klar, daß darüber hinaus Tsinas tau ein großer Handelsplaiz mit einer Erwei- und anort-Bedeutuna geworden ist. die man sich vor wenigen Jahren doch noch nicht so vorstellen konnte. Man muß nur im kleinen Museum der Seezollvers waltung sehen, wie mannigfach die Möglichkeiten des Handels mit dem an und für sieb gar nicht armen Hinterlande der Schonung-Provinz sind. Und da gibt eg»noeb recht viel, was ausbausäbig und steige rnngdfahig erscheint Da fehlen, um nur ein kleines Beispiel zu nehmen, in dem Schuhgebiet immer noch »die Baumwollpressen, die ed ermöglichen, die Rob baumwollc, die in guter Qualität ans dein Innern kommt, zu pressen, um so die hoben Pack-ten zu ver mindern. Allein dieser Umgand si rt heute noch Tientsin seine iiberwiegende tell-un im Moll bandeL Qa Wes mu- nos s- Last-M
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