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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-12-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19021205014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902120501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902120501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-12
- Tag1902-12-05
- Monat1902-12
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BezugS-PreiS W tz« Hauptexpebttto» «L« de» t» Stadt» beztrk »>d de» Vororte» errichtete» Aad« oadeftelle» «dgeholt: vterteltührltch « KO, — z»^m«I<-er tdattcher 8»st»ll»»ß ins Hand K.KO D»rch dtr Post bezöge» sttr D»«0chla»d » Oesterreich oterteljührltch ^d ch tztt die übrige» Länder laut AettuagSpretSüst«. Le-akttou und LrvedMoa: TohanntSgaffr 8. Ferusprecher 1KS »ad LLL FU»«tevpedtN»>»-« r Alfred Hab», vuchhaadlg., lUiwersttätSstr.^ 8. Lisch«, Kathortireastr. Ich ». Küntgdpl. Hiurl-Fttiale vresdess Strehleuer Strobe ü. Fernsprecher Amt l Nr. 1718, Havvt /Uiale Serlia: KdntggrLster Straße llS. Fernsprecher Amt VI Nr. 33SS. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. ÄmksUäü -es Königlichen Land- und -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen.Preis die 6 gespaltene Petttzeite SS H. Reklame» »»ter dem Rrdaktton»strich (ägespaUen) 7k vor den Kamtliennach- richte, («grspalte») KO Ls. Tabellarisch« and Ziffrnilay entsprechend höher. — BelMhrea für Nachweisungen and Osferteaaaaahme Lü Ls (excl. Porto). Ertra« Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Aadgabe, ohne Postbefürderung »»l SO.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abead-AaSgaber vormittag» 10 Uhr. Mo eg «»-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen stad stet» an die Expedition z» richten. Die Expeditton ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von L Polz 1» Leipzig. Ar. «18. 88. Jahrgang. Freitag den 5. Dezember 1902. Die Aktion gegen Venezuela. V. V. Das Borgehen Deutschlands in der Venezuela angelegenheit im Verein mit England ist bekanntlich be schlossen; es handelt sich nunmehr nur noch um die Form, in welcher dasselbe stattfinden soll, und es be stehen, wie berichtet wird, hinsichtlich ihrer nur noch geringe Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiderseitigen Regierungen. Schon bei Beginn des Konfliktes mit Vene zuela vor säst Jahresfrist hatte der deutsche Botschafter in Washington, von Holleben, dem Staatssekretär Hay amtlich mitgeteilt, Deutschland beabsichtige ein Ge schwader nach den venezolanischen Häfen zu senden, dort Marinesoldaten zu landen, die Zollämter zu besetzen, und sie besetzt zu halten, bis die Forderungen Deutschlands von etwa 2 bis 8 Millionen Mark, die Schuld venezolanischer Untertanen an deutsche Reichsangehörige, bezahlt seien. Deutschland werde jedoch unter keinen Umständen ver suchen, irgend welches Gebiet außer den Zollämtern zu besetzen. Staatssekretär Hay war von dieser Erklärung Sc- friedigt; hatte doch schon früher Präsident Roosevelt dem Botschafter von Holleben bei einer Unterredung er klärt, obwohl die Unionsregierung alle Versuche, Schulden kleinerer Nationen Amerikas an einzelne Individuen durch Waffengewalt einzutreiben, nicht günstig ansehe, sei sie Loch zu der Anerkennung gezwungen, daß die Union mit den gegenseitigen Schritten Deutschlands und Venezuelas als denen souveräner Mächte nichts zu tun habe. Sie würde jedoch den Erwerb neuer Gebiete in der westlichen Hemisphäre durch irgend eine europäische Macht nicht dulden. Mit dieser Erklärung stimmt die unlängst vom Präsidenten Roosevelt abgegebene überein, nur spricht letztere von „einer Festsetzung in irgend welchem vene zolanischen Gebiet", womit offenbar nicht nur eine dortige eventuelle Gebietserwerbung, sondern auch die Besitz nahme eines Stützpunktes und Hafens und eine solche der Insel PaloS durch die Engländer gemeint ist. Somit ist die Form, die unser heutiges Vorgehen gegen Venezuela anzunehmen bestimmt ist, bereits in der Haupt fache gegeben,- überdies wird durch die heutige Gestaltung der politischen und der Machtverhältnisse der Staaten des amerikanischen Kontinents, sowie die mannigfachen, einer Festsetzung und Behauptung in Venezuela im Wege stehen den Schwierigkeiten, die — vielleicht von manchem ge wünschte — Wiedergewinnung des alten deutschen Kvlv- nialgebteteS, das Kaiser Karl V. 1528 der Augsburger Patrizier-Familie der Welser als einen Teil seines spa nisch-amerikanischen Besitzes zum Lehen gab, selbstver ständlich völlig ausgeschlossen. Um so mehr, als Eng land und selbst Frankreich, das ebenfalls ältere Forde rungen an Venezuela hat, bei einem eventuellen Gebiets erwerb in Venezuela zu konkurrieren vermöchten. Wenn es sich daher für uns lediglich um die durch den Botschafter von Holleben früher bereits angekündigte Be setzung venezolanischer Zollämter und nm Beitreibung -er Schuldsumme handelt und für eine Aendernng dieses Vorgehens keine Umstände und Beweggründe eingctreten sind, so tritt doch auch, falls der venezolanische Kongreß dem Präsident Castro die alleinige Kompetenz zur Be willigung der Zahlung der Schuldsumme vindi- ziert, diese Zahlung verweigert, die Frage -er Blokade -er venezolanischen Haupt-i Häfen La Guayara, Puerte, Cabello, Carupano, ' Cumana, Ciutav, Bolivia und Maracaibo und der Orinocomündung um so näher, je weniger die Be ¬ setzung der Zollämter allein eine völlige Beschlagnahme und Kontrolle der staatlichen Seehandelseinnahmen Vene zuelas verbürgen würde, da der Export- und Import handel des Landes sich unter den obwaltenden Umständen der Heineren Häfen und Buchten, sowie des Schmuggels zu bedienen vermöchte. Diese Blockade müßte jedoch mit großer Vorsicht und namentlich unter besonderer Rücksicht nahme auf die am Handel mit Venezuela beteiligten Mächte anSgeübt werden und könnte unter Umständen unseren eigenen Handel mit Venezuela empfindlich schädigen. Ter Handel Venezuelas liegt bekanntlich fast aus schließlich in den Händen deutscher Kaufleute, deren große Häuser sich, da La Guayara mit dem Bau der Eisenbahnen vorwiegend dem Transitverkehrc dient, mehr und mehr in Caracas selbst angesiebelt haben. Deutschland ist auch das wichtigste Land für die Ausfuhr Venezuelas, die nament lich aus Kakao, Kaffee, Baumwolle, Häuten, Farbhölzern, Tabak, Wolle, Chinarinde und Fellen besteht. Erst nach dem Handel Hamburgs mit Venezuela kommen für den Bezug dieser Rohprodukte die Bereinigten Staaten, Frankreich und Brittsch-Jndien. Im Import nach Vene zuela sind dagegen England, die Vereinigten Staaten und zuweilen auch Frankreich nnS überlegen. Die KriegSblockade, die jeden Verkehr in den Häfen lahm legen würde, würde zwar durch Unter drückung der Ausfuhr einen beträchtlichen Druck auf Venezuela auSüben, jedoch zugleich, wie erwähnt, unseren eigenen Handel mit diesem Lande schädigen. Allein auch der Handelsverkehr der übrigen Nationen mit Venezuela würde darunter empfindlich leiden und das daher vielleicht Proteste und Verwickelungen Hervorrufen. Es spricht daher vieles dafür, daß, wenn die Besetzung der Zollämter nicht das gewünschte Ergebnis liefert, die Friedens blockade neben der Besetzung der Zollämter in Anssicht genommen wird, die sich als Zwangsmittel ans das übliche Herkommen stützt und ein gelinderes Mittel als die Kricgsblocka-c nnd etwa damit verbundene Kriegserklä rung ist. Die derzeitige Stationierung unserer Kriegsschiffe an der venezolanischen Küste würde — unter entsprechender Abänderung der derzeitigen Verteilung — die Blockade, sei sie nun Kriegs- oder Fricdensblockade, — durchzuführen gestatten. Bekanntlich befinden sich zur Zeit „Vineta" mit dem Geschwaderchef Scheder, „Gazelle", „Panther" und „Stosch" im Hafen von Wilhclmstad auf Cura^ao, „Falke" in La Guayara; alle werden demnächst nach Puerto Cabello abgchen. „Charlotte" ist von Bra silien nach den venezolanischen Gewässern unter wegs. Wir würden somit nach deren Eintreffen über einen großen Panzerkreuzer, das Flaggschiff ,LZineta", einen kleinen geschützten Kreuzer, einen ungeschützten, ein Kanonenboot nnd zwei Schulschiffe von in Summa 17 287 Tonnen Dcplazcmcnt mit einer Armierung von 50 großen und 57 kleinen Geschützen nnd 1997 Mann Be mannung verfügen. Gegenüber der beträchtlichen Ge fechtsstärke dieses Geschwaders vermag die völlig minder wertige, nur aus drei kleinen Kriegsfahrzcugen nnd sechs armierten Zollkreuzern bestehende venezolanische Flotte einen erfolgreichen Widerstand ebensowenig zu leisten, wie gegenüber dem zn erwartenden britischen Geschwader; ebensowenig werden sich die zur Zeit auf etwa 6000 Mann beziffernden Landtrnppen deS Präsidenten Castro der zweifellos im wirksamsten Schußbereich unserer Schiffs geschütze erfolgenden Besatzung der Zollämter mit Aus sicht auf Erfolg widersetzen können. Da von verschiedenen Seiten in der Presse von be schlossenen „scharfen Maßregeln" Deutschlands und Eng lands und der Eröffnung des Feuers die Rede ist und auch darauf hingedeutet wird, die 6000 Mann des Präsi denten Castro würden unseren zu landenden Schiffsbe mannungen keinen Widerstand leisten können, so scheint es fast, als wenn man unter den „scharfen Maßregeln" ein Bombardement der Häsen oder gar einen Vorstoß nach der nur etwa 8 Meilen Luftlinie von La Guayara entfernten Hauptstadt Caracas verstände. Allein eine Be schießung der Hafcnorte würde die Haupt- verkebrsanlagcn zwischen Deutschland, den übrigen Staaten und Venezuela gefährden, wo nicht zerstören und somit unseren Handels- nnd politischen Interessen nach teilig sein, selbst wenn die Beschießung sich nicht unmittel bar auf die Hafcnanlagen nnd Handelsetablissements er streckte, und die Besetzung der Zollämter würde während der Dauer der Beschießung ausgeschlossen sein. Gegen einen Zug nach Caracas aber spricht einerseits, daß ein solcher doch höchstens mit der Hälfte unserer Schiffsbe mannungen, also etwa 1000 Mann, und eventuell durch eine ähnliche Anzahl britischer Landungsmannschaften unterstützt, mit nur ein paar tausend Mann erfolgen könnte. Dieser Vorstoß hätte sich jedoch über die stark be waldete Sierra von Caracas, längs der Bahn zu bewegen, wo die bedeutende numerische Uebermacht der Truppen des Präsidenten Castro der vorrückcnden Ko lonne aus Hinterhalten sehr große Verluste beizubringen vermöchte, und wo ihre artilleristische Ueberlegcnheit an Landungsgeschützen nicht zur Geltung zu kommen ver möchte. Ein derartiger Vorstoß schlösse somit ein gewisses Risiko in sich und würde, selbst wenn die Hauptstadt Caracas glücklich erreicht, aber von den Truppen Castros und der Negierung ausgegeben würde, nicht einmal mit Sicherheit zu der angestrebtcn Entscheidung führen, da die feindlichen Truppen Gelegenheit zum Ausweichen in ein Gebiet von der doppelten Größe Deutschlands hätten. Voraussicht lich dürfte jedoch Präsident Castro in Anbetracht des Ernstes der sein Land auf alle Fülle bedrohenden Maß regeln bald andere Saiten aufzichen, einen streng geschäft lichen Vorschlag zur Regelung der Schnldbegleichung machen und angemessene Garantien für dieselbe bieten. Darauf deutet sowohl die Nachricht von der allerdings ge scheiterten Transaktion eines New Aorkcr Bankhauses zur Erlangung der Garantie der Union für eine große venezolanische Anleihe, wie die Meldung der „Associated Preß", daß in London wichtige Schritte bezüglich der Rege lung aller diplomatischen und finanziellen Ansprüche dec fremden Mächte und Obligationeninhaber an Venezuela stattfänden, hin. Deutsches Reich. H Berlin, 4. Dezember. Die ungünstige Finanzlage des Reiches fordert naturgemäß zu einer vergleichenden Betrachtung der in anderen Staaten herrschenden Finanz- und Wirtschastsverhäcknisse heraus. Ta zeigt sich denn, daß gerade derjenige größere Staat, dessen östentliches und privates Leben auf volks wirtschaftlichem Gebiete noch am meisten unter den euro päischen Ländern den in Deutschland herrschenden Er werbs- nnd Arbeitsbedingungen ähnelt, einer wesentlich schärferen und die privaten Interessen empfindlicher be rührenden Krisis ausgesetzt ist, als es in Deutschland bis her der Fall war. In Frankreich sind innerhalb der 10 Tage vom 11. bis zum 20. November d. I. mehr als 21 Millionen Francs über den gleichzeitigen Einlagebetrag von den Sparkassen herausbczahlt worden, wodurch sich das Endauskommeu der Summen, die seit Beginn des Jahres über den Einzahlungsbctrag hinaus den Spar kassen entnommen wurden, aus 108 Millionen Francs er höht. Außerdem sind seit einem halben Jahre die staat lichen Aiileibcpapicre der Republik ebenso wie die Aktie» zahlreicher Eiscnbatniunrcrnehmungen starken Kurs schwankungen unterworfen, so daß selbst in erstklassigen Anlagewerten enorme Verluste eingetreten sind. Fragt man nach den Ursachen dieser auffälligen Erscheinung, so wird niemand der arbeitsamen und in hohem Grade zur Sparsamkeit neigenden französischen Bevölkerung den Vorwurf machen wollen, daß sie den Eintritt der gegen wärtigen finanziellen nnd wirtschaftlichen Schwierigkeiten selbst verschuldet habe. Man wird vielmehr als wichtigstes Moment auch für die Gestaltung der Finanzlage dieses Landes die Rückwirkung äußerer Ursachen anncbmen müssen, die wieder in den allgemeinen Verkehrs- und Handelsverhältnissen, wie sie sich seit 1900 auf den inter nationalen Märkten herauSgebildct haben, ihre Er klärung finden dürsten. Daneben aber darf nicht ver geßen werden, daß eben erst der durch Umfang nnd Taner gleich unheilvolle Ansstand der Grubenarbeiter beendet worden ist und sicherlich in ganz besonders hohem Maße zur Verschärfung und Erweiterung der wirtschaftlichen Spannung beigetragen hat. Nicht minder ist auch der kostspieligen, von Jahr zu Jahr ihre Anforderungen steigernden Civilverwaltung des Landes ein nicht ge ringer Anteil an der Erhöhung der staatlichen Ausgaben und daher an der stärkeren Belastung der leistungsfähigen Vvlkskreise beizumessen. Trotzdem hat sich Frankreich zu einer Reform ans diesem Gebiete bisher nicht ent schließen können. Ohne zu untersuchen, wie weit endlich noch das Bundesverbä'tnis mit Rußland, sei es durch Be gebnng russischer Anleihen in Frankreich, sek eS durch Ver- ps'ichtungen bezüalich gewisser militärischer Leistungen aus französischer Seite, zu der ungünstigen Gestaltung der Finanzlage beigetragen hat, so kann doch so viel als sicher gelten, daß auch in Frankreich der Staatshanshalt der nächsten Jahre nnr unter Znhülfenahme bedeutender An leihen zu bestreiten sein wird. ,4. Berlin, 4. Dezember. (Die Millionen st ist nngen der Frau Krupp.) Nachdem der „Vorwärts" die WoblsahrtSbestrebungen Krupp» beruntergerissen bat, sind ihm die Millionenstistungen der Frau Krupp natur gemäß ein Dorn im Auge. DaS sozialdemokratische Zentral organ sucht sich über die peinlichen Empfindungen, die jene Stiftung in ibm erregte, dadurch bmwegmscyen, daß e» von einer großen Enttäuschung erzählt, die der Kruppschen Arbeiter'chast bei der Nachricht von den Mcklionen- stistungen sich deshalb bemäckiigt habe, weil die Arbeiter schaft mit Bestimmtheit auf ein in barem Gelte be stehendes Geschenk gerechnet hätte. Es dürfte nickt viele geben, die in der Er,äblung des „Vorwärts" etwas anderes als Macke erblicken. Ta aber das sozialdemokra tische Zentralorgan auch bei dieser Gelegenheit sowohl an den Millionenstistungen der Frau Krupp, wie an Krupp» Wohlsahitsbestrebungen kein gutes Haar läßt, so sei kaS nack beiden Richtungen vollkommen entgegengesetzte Urteil der „Sozialen Praxis" wietergegeben. Tas genannte Organ der vorgeschrittenen Sozialreformer schreibt in seiner neuesten Nummer von den iLtislungen der Frau Krupp: „Diese wahrhaft großartige Munificen; ist das schönste Denkmal für Krupp, dessen Wirken für Arbeiler- wohlfahrtS-Ernrichtungen stet« vorbildlich blei ben wird." (-) Brrlin, 4. Dezember. (Telegramm) Die Kaiserin besuchte gestern abend mit ibrrr Schwester, der Herzogin Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein, kaS Kouzert deS Domchorü in der Kaiser Wilbelm-Gedächlniö-Kiiche. (-) Brrlin. 4. Derember. (Telegramm.) In dem Prozeß gegen den Grafen Pückirr wegen Beleidigung der Richter der Zweiten Slraikamnier deS Landgerichts I in Berlin wurde ter Angeklagte zu KOO Geldstrafe verurteilt. — Der Stadtverordneleu-AuS'chui; zur Vorberatung der Regelung des Berliner S l r a ß e n h a n dels bat am Mittwoch abend mit 8 gegen 7 Stimmen beschlossen, den Magistrat zu ersticken, dieser neuen Poli;e Verordnung nickt I ruzustimmen. Das Plenum ist in dieser Frage, wie aus den Beratungen herrorgegangen ist, geteilt. Feuilleton. Das Mssauwerk bei Assuan. Bon Major a. D. Carl von Brnchhausen (Friedenau). Nachtruck »erdeten. So wenig man den Engländern im innersten Herzen gewogen sein mag: eins muß man ihnen lassen, daß sic nämlich für die Entwickelung der Länder, auf die sie ihre kolonisierende Hand legen, viel tun. Nicht aus Menschen liebe nnd Beglttcknngslust geschieht das, sondern aus kluger Berechnung. So haben sic dem Pharaonenlande schon in Bezug auf Verwaltung und Wohlstand ein ganz anderes Aussehen gegeben, als cS vor ihrem Eingreifen t1882) zeigte. Und dann ist von ihnen ein gewaltiges Werk geschaffen, um die Wasser deS Nil — für Aegypten die wahren Lebens- nnd Scgensspender — besser auszunntzcn, als cs bisher möglich war: der mächtige Staudamm bei Afluan, dem alten Lyenc, hart an der südlichen Grenze des eigentlichen Aegyptens. Am 9. Dezember wird dieser Damm feierlich cingcwctht, und derselbe Herzog von Connanght, der am 12. Februar 1889 der Grundstein legung deS Dammes fürstlichen Glanz verlieh, Hilst heute die Fertigstellung festlich begehen. Nebenbei bemerkt, muß cs mit der Cholcra in Aegypten doch nicht so schlimm icin, wie vielfach behauptet wird; sonst dürfte sich kaum deS Königs von England Bruder zn dem Abstecher vor seiner Jndienreife nach Assuan verstanden haben. Lord Kitchener, -« vor «Ur paar Wochen an Ort und Stelle war, konnte bis zu diesem Feiertage nicht bleiben; die großen Manöver bei Delhi riefen ihn nach Indien. Noch vor einem halben Jahre vermutete niemand, daß der Staudamm fast zwölf Monate vor dem vertraglichen Zeitpunkte (Ende 1903 bei fünfjähriger Bauzeit) nahezu vollendet fein würde; nahezu, denn es gibt auch heute noch mancherlei daran zu arbeiten, aber er kann doch sofort seiner Bestimmung übergeben werden und wenn - im nächsten Hochsommer — die Fluten aus den Bergen Abessiniens und aus dem mittelafrtkanischen Secngebiete heranrauschen, wird er seine Schuldigkeit bis zum äußersten tun. Der Gedanke, ein großes Sammelbecken für das Nil wasser zu schaffen, aus dem es zur Zeit der Dürre — die Nillünder kennen nur eine Regenzeit von etwa drei Monaten — an das verschmachtende Land abgegeben wer den könnte, ist nicht neu. Die Alten erzählen von dem Möris-See, der in der Zeit der Nilflut vermittelst eines künstlich geschaffenen Kanals voll Wasser lief und es später, durch Schlcuscnwerkc reguliert, wieder an den Fluß ab- gab. Aber der Möris-See lag in der heutigen Landschaft Fayum, und so konnte das in ihm gesammelte Wasser nur Unter-Aegypten zustatten kommen. Auch spätere Beherr scher Aegyptens haben an Nilsperren zum Zwecke der An stauung gedacht, aber es fehlten die technischen und finan ziellen Mittel. Die unterhalb Kairo geschaffene „Barrage du Nil" Mehemed Alls erwies sich als ganz verfehlte An lage und es mußten erst die Engländer kommen, um etwas Brauchbares daraus zu machen. Und die Engländer taten mehr. Mit dem weitschauendcn Blick des Kaufmann-Poli- tikcrS wählten sie den ersten Katarakt, dicht südlich Afluan, alt Stelle für da» zu erbauend« Stauwerk. Dort durften sie einen festen, erhöhten Untergrund voraussetzen; von dort aus konnten sie Teile Ober- und Mittel-Aegyptens mit dem befruchtenden Naß versorgen. Obendrein war es möglich, in Verbindung mit dem Staudamm gleich Vor kehrungen zu treffen, die der Schiffahrt zu gute kämen. Was verschlug eS unter diesen Unrständen, daß die Kosten etwas über 80 Millionen Mark betrugen? Man hat be rechnet, daß dnrch den Staudamm allein der Bodcnwert der beteiligten Landstriche um etwa 400 Millionen — Op timisten behaupten gar, um eine Milliarde — Mark steigen muß. Ein solcher Gewinn war des Schweißes der Edlen wohl wert und in der Tat hat eine ganze Schar tüchtiger Männer an dem Zustandekommen des Werkes mitgcar- bcitct. Um nur die hervorragendsten zu nennen, sei er wähnt, daß der Gedanke der Nilsperre bei Assuan zunächst von Lord Baker gefaßt wurde, daß der Ingenieur Wiücvcks die Pläne entwarf, daß Sir John Aird die Ausführung der Arbeiten auf sich nahm und daß Lord Crower, seit langen Jahren das britische Haupt Aegyptens, das Zu standekommen des Werkes mit allen Kräften gefördert hat. Es galt nicht nur technische Schwierigkeiten zu über winden, sondern auch solche ganz anderer Art. Da lag oberhalb der auSgewähltcn Stelle, mitten im Nil, das Inselchen Phtlae, und auf ihm standen Tempel-Ruinen aus grauer nnbischcr Vorzeit. Leicht war zu berechnen, daß bei der geplanten Hebung deS Wasserspiegels oberhalb Afluan diese Insel alljährlich auf sechs Monate unter Wasser gesetzt werden würde. Das wäre mit der Ver nichtung der archäologisch interessanten Tcmvelrcste gleich bedeutend gewesen, und die Anteil nehmenden Gelebricn aller Länder — bei uns trat der inzwischen dahinge- fchiedenc Georg Ebers dagegen auf -- erhoben heftigen Widerspruch. Sic hatten einen gewissen Erfolg. Gelang cö ihnen auch nicht, die Verlegung der Sperre an eine andere Stelle durchzusetzen, so verüand sich die Bauleitung doch dazu, den Tamm nm ein paar Meter ni.drig.r zu bauen, sodaß die auf einem erhöhten Punkte sichenden ehemaligen Tempel nicht vom Wasser benetzt würden. Ein gewaltiges Opfer der materiellen Interessen, denn man verzichtete auf 2^ Millionen Raummeter Ltauwassec! Aber schließlich hat cS sich doch nur um einen Scheinsieg der gelehrten Welt gehandelt. Tenn im Verlaufe des Baues berechneten die Ingenieure, daß dieser mächtige Tamm einen so gewaltigen Wasserdruck auszuhaltcn ver möge, daß mau getrost die Anstauung um 4 Meter über den ursprünglichen Entwurf erhöhen dürfe. Wird hier von praktisch Gebrauch gemacht, so dürfte dennoch das Schicksal der Philae-Tempel besiegelt sein. Bereits 1898 wurde mit den umfangreichen Vorar beiten — man hatte ursprünglich gehofft, bei viel ge ringerer Tiefe auf festen Baugrund, das granitene Bett deS Flusses, zu stoßen, — begonnen, und im Februar 1899 konnte wie schon gesagt, der Grundstein zum eigentlichen Tamm gelegt werden. Kein Kunstwerk ist dies sich jn gerader Linie 2 Kilo meter hinzicbende, an die das User aus beiden Seiten be gleitenden Höhen sich schließender Gemäuer. Abc^ es zwingt uns Hochachtung ab durch die Menge in ihm ver körperter Arbeit wie verwandten Materials. Von der Grundmauer, an der die Ticke 25,12 Meter beträgt - man sckreite die Entfernung einmal ab! - erbebt sich der Tamm 28,14 Meter hoch; oben hat er immer noch eine Dicke von 0 Metern. Da» Ganz« ist nicht »ta»a SU-elstet«.
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