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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-04
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190706047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19070604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19070604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-04
- Monat1907-06
- Jahr1907
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1907
- Autor
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OeMches und Sächsisches. «. Juxi IS07. —Am Monat Mat 1907 wurden im hiesigen städtischen Gchlachthof geschlachtet 931 Tiere und zwar: 14 Pferde, 121 Rinder (21 Ochsen, 20 Bullen, 72 Kühe und 8 Jungrtnd«), 207 Kälber, 436 Schweine, 150 Schafe und S Zjckel. Bon diesen Tieren wurden bet der Fleisch beschau beanstandet und für gänzlich untauglich für den menschlichen Genuß befunden: 1 Kcklb und dar Fletsch eine» Schweines. Beides wurde der Abdeckerei zur Ver nichtung überwiesen, während da« Fett de» Schweines auf der Freibank zum verkauf gelangte. Als bedingt tauglich wurde befunden: 1 Kuh, 2 und '/i Schweine, sowie da« Fett eines Schweines, welche im gekochten bezw. geschmol zenen Zustande auf hiesiger Freibank verkauft wurden. MS tauglich aber minderwertig waren anzusehen: 5 Kühe, 3 und */. Schweine. Da« Fletsch dieser Tiere wurde im rohen Zustande auf der Freibank verpfundet. An einzelnen Organen wurden vernichtet bet Rindern: 52 Lungen, 11 Lebern, 6 Darmkanale, 4 sonstige einzelne Organe und bei 3 Rindern sämtliche Baucheingeweide, bei Kälbern: 2 Lungen, 3 Lebern und 1 sonstiges Organ, bei Schweinen: 25 Lungen, 29 Lebern, 8 Darmkanale und 7 sonstige Organe, bei Schafen: 1 Lunge und 4 Lebern. Bon aus- wärt« wurden in den Stadtbezirk eingeführt und zur Kontrollbestchtigung vorgelegt: 9 Rindervtertel, 11 ganze und 2 halbe Schweine, 11 Kälber, 3 Kalbskeulen und 1 Schaf. —* Der diesjährige 26. Beztrks-Verbandstag der Glaser-Innungen im Königreich Sachsen findet am Sonntag, den 9. Juni d. I., im Hotel zum Gesell- schaftthau« in Großenhain statt. Tagesordnung: 1. Eröff nung de« DerbandStages vormittag« */,11 Uhr durch den Vorsitzenden E. Jacobi. 2. Jahresbericht durch den Schrift- sichrer H. Lundershausen. 3. Kassenbericht durch den Kas sierer H. Täschner. (Wahl dreier Rechnungsprüfer.) 4. Be sprechung über den Echutzverband selbständiger Glaser Deutschland«. 5. Besprechung über Schutzgemetnschaften für Baulieferanten. 6. Evtl. Anträge. 7. Bericht über den deutschen Glasertag in Stuttgart. 8. Bericht über die „Hammonta" A.-G. 9. Bericht über ausgestellte Zeich- uungen und etwaige Neuheiten des Glasergewerbes. 10. Aufstellung des HauShaltplaneS. 11. Verbandsangelegen heiten. 12. Wahl deS Vorstandes. 13, Wahl des Orte» für den nächsten BerbandStag. — Die Ergebnisse deS diesjährigen Pfingstver- kehrs im Bereiche der sächsischen Staatseisenbahnen sind hinter denen früherer Jahre ganz wesentlich zurückgeblieben. Dem „Chem. Tbl." ward hierüber berichtet: In den Tagen vom 17. bis mit 21. Mat sind verkauft worden 1 534 882 einfache Fahrkarten, 1751 Rückfahrkarten (für den Verkehr nach außerdeutschen Stationen, nach Nord- und Oftseebädern, sowie für den Sonderzug Dresden—Berlin, demnach zu sammen 1536 633 Fahrkarten. Diese ergeben bet doppelter Anrechnung der Rückfahrkarten 1538 384 Fahrten (gegen 1815 308 im Vorjahre), der Verkehr ist also um 267 012 Fahrten (15 Prozent) gefallen. An Fahrgeldern wurden 1362 205,38 M. vereinnahmt, während im Vorjahr der Pfingstverkehr 1627 033,60 M. brachte, sodaß sich die Mindereinnahme auf 264 828,22 M. beziffert. Der Durch- schnittSertrag einer Fahrt stellt sich auf 89 Pfg. gegen 90 Pfg. im Jahre 1906. Seit Ausdehnung der Erhebungen auf 5 Tage (1896) hatte nur daS Jahr 1896 mit 1393386 Fahrten einen schwächeren Verkehr, und niedrigere Ein- nahmen ergaben sich nur in den Jahren 1896 mit 1194422 M., 1897 mit 1321681 M. und 1902 mit 1300 710 M. Die Hauptursache deS Verkehrsrückganges ist zunächst in dem ganz ungewöhnlich schlechten Wetter zu suchen, daS am ersten und zweiten Pfingstfeiertage herrschte und zu Ausflügen wenig geeignet war. Im üb- Derstoßerr. Roman von.Ediths v. Welten. SO Nun gewahrte sie auch die kurze Bemerkung die sich am Rande des letzteren befand: „Die Adressatin ist al» nicht geeig net für den Lehrerberuf zurückzuweisen." Lange Zeit war vergangen, und noch immer saß Gertrud regungslos wie zu Stein erstarrt. Die Papiere waren ihr ent- fallen und lagen ans dem Boden, sie achtete nicht darauf. Dieser so unerwartete Schlag hatte sie fast vernichtet. Weshalb wie» man sie zurück ? Was hatte sie verbrochen? Was sollte sie nun beginnen? Jede dieser Frage» bohrte sich wie ein glühendes Eisen in ihr Gehirn und marterte sie unsäglich. Ein heftiger Windstoß, der in das innere deS Häuschens drang und die Papiesd erfaßte, «m sie in mutwilligem Spiel raschelnd fortzutreibe», riß sie anS ihrem dumpfen Hinbrüten. Halb me chanisch bückte sie sich und hob die Blätter auf. Dabet fiel ihr ein Brief in die Hände, dessen Aufschrift die ihr wohlbekannte Hand des Seminardirektors zeigte. Sie erbrach denselben und la»: „Mein liebe» Fräulein! Mit herzlichem Bedauern lasse ich Ihre Papiere mit dem getroffenen Entscheid an Sie zurückgehen Ich kann mir wohl denken, wie tief Sie derselbe kränke» und niederschlagen wird; deshalb will ich noch einige Worte hinzufüge», die Ihnen zeigen sollen, wie wir bet dieser Ablehnung auch Ihr Wohl im Auge hatten. Der Beschluß war au» pädagogischen Gründen notwendig. Daß Ihre persönliche Würdigkeit dadurch nicht im geringsten «»gezweifelt werden soll, kann ich nicht laut genug versichern, und Sie müssen auch in diesen Zeilen einen Beweis meiner Wertschätznng sehen. Aber Ihr Taufschein läßt keine andere Entscheidung zu. Mag die Lehrerin noch so einfachen Verhältnissen entstammen, somüs- srn diese doch sittlich rein sein; vom Boden schließt man auf die Frucht. Jede Behörde verfährt »mch diesen Grundsätzen, noch mehr jede Familie. All Ihr Streben würde vergeblich sein, denn Sie würben Ihr Ziel, einen Wirkungskreis, nie auf diesem Gebiete erreichen. Lassen Sie sich durch diesen Mißerfolg nicht entmuti gen, mein liebe» Fräulein, den Strebenden in oen Reihen Ih res Geschlechter bieten sich jetzt viele Wege, und daß Sie auf einem derselben reichen Erfolg finden »lögen, wünscht Ihnen VPNHerzen Ihr ergebener Reinisch, Seminardirektor." -km war jeder Zweifel geschwunden, jede Unklarheit ver- rigen ist aber bei der Vergleichung auch zu berücksichtigen, daß der Erlös für die Rückfahrten aller derjenigen Reisen den, die di« Hinreise in den Tagen vom Freitag bi« mit Dienstag, di« Rückreise aber an einem späteren Tage zurückgelegt haben, in den früheren Jahren bei de» Lösung von Rückfahrkarten in den Pfingsteinnahmeu mit enthalten war, während dieser Betrag nunmehr bet späterer Lösung einfacher Fahrkarten dem Pfingstverkehr nicht mehr zugute kommt. Von den verkauften Fahrkarten kamen auf den Freitag 175 321 Stück, auf den Sonnabend 317 906 Stück, auf den Sonntag 362245 Stück, auf den Montag 256849 Stück und auf den Dienstag 424 312 Stück. Freiberg. Am gestrigen Montag hatte sich vor dem Schwurgericht der Schuhmacher und Wirtschaft«, gehilfe Jultu« Richter aus Obergruna wegen Meineide» zu verantworten. Er war beschuldigt, eine Forderung der Familie Pae«ler für seinen Schwiegervater Hahn in Höhe von 106 Mark in seiner Eigenschaft al» dessen Wirtschast»- führer nicht bezahlt zu haben, während er vor dem Amts gericht zu Nossen am 16. November 1906 beschwur, die Summe im kleinen Wohnzimmer der Frau Paesler selbst gegeben zu haben. Richter bleibt noch bet seiner früher abgegebenen Erklärung und gibt an, daß auch seine Ehe- frau sich in der Stube aufgehalten habe, welche es gesehen, daß eine Bezahlung erfolgt sei. Das Prozeßgericht hat schon von vornherein den Eindruck gewonnen, daß Richter falsch geschworen habe und deshalb sofort die Akten nach Freiberg übergeben. Er stand nach Zeugenaussagen in üblem Rufe, er sei bösartig, gefürchtet und wäre der so genannte „Brandrichter", der immer angezündet hätte, worüber gegen den Angeklagten noch verhandelt wird. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft erklärt hierauf, daß in letzter Zttt große Zeugenbeeinflussung auf den Ver sicherungsagent Schmidt aus Meißen auSgeübt wurde und daß er beantrage, die Frau Richter festzunehmen und wegen Verleitung zum Meineide dem Gerichtshöfe zuzu führen. Schmidt soll an dem fraglichen Tage, an welchem Richter die Frau PaeSler bezahlt haben will, in dem an stoßenden großen Zimmer am kleinen runden Tisch gesessen haben. Dor einiger Zeit kam nun Zeuge Ehelebe zu Schmidt und sagte, wenn er Richter herauSreißen könne, komme e» ihm auf 500 Mark nicht an. Zudem hielt Schmidt den Richter für zu vorsichtig, daß er sich damals keine Quittung von Frau PaeSler habe geben lassen, zu mal sich beide vorerst über den Preis gezankt hatten. Daraufhin wurde sofort der Zeuge Schmidt vernommen, welcher auch an dieser Stelle mit großer Beschränkung aussagte. Erregt wurde die Verhandlung, al» es sich um eine Feststellung handelte darüber, ob Schmidt von Frau Richter außer einem vorgelegten Briefe noch mehrere Schriftstücke erhalten habe. Schmidt verneinte dies. Don der Staatsanwaltschaft wurde ihm entgegengehalten, daß noch Briefe vorhanden find. „Ich wollte die Frau (Richter) nicht hinetnbringen", entgegnete er dem Vorsitzenden. All mählich gab jedoch Schmidt, der auch Rechtskonsulent ist, nach. Heber den Akt. daß Richter die Frau Paesler be zahlt hat, war aus seiner Vernehmung nichts zu entnehmen. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft werden Frau Richter und der Zeuge Ehelebe wegen Verdachte» resp. Begünstigung zur Verleitung zum Meineide festgenommen. Die Ver- Handlung wurde dann bis */z5 Uhr unterbrochen. (Freib. Anz.) Aus aller Welt. Flensburg: Tie Strafkarniner verurteilte den Kaufnümn Loeb er, d er in London ein Bureau unterhielt, durch viele Inserate Adoptivkinder mit 10000—40000 M. ErziehungStzeld arisbot, die Einsendung von Auskunfts geld verlangte und dann die Reflektanten ohne Nachricht lieh, wegen Betrugs! zu vier Jahren Gefängnis. —Lan dau: Ter von Germersheim seit einiger Zeit flüchtige scheucht. Dieser Brief eine» erfahrenen Manne» stellte sie vor die Tatsache, daß sie, die Schuldlose, anSgestoßen, verurteilt, unau» lüschlich mit dem Brandmal der Schande gezeichnet war. Unwill kürlich mußte sie an jenen Tag denken, an dem ihr der Pflege- Vater zuerst von den Paria« erzählt und sie sich leidenschast- lich gegen eine solche Ungerechtigkeit aufgelehnt hatte. War sie nun nicht auch eine solche Paria, rechtlos, schutzlos wie diese, unbarmherzig zu Boden geschleudert, sobald ste den Versuch machte, sich emporzuringen. Die indischen Paria» lebten wenigstens in der Gemeinschaft ihre» Stamme», aber sie stand allein, mitten unter anderen Menschen und doch von ihnen geschieden dnrch eine tiefe, unüber brückbare Kluft. In threr Erregung hatte sie die herannahenden Schritte über hört ; erst als sich der Eingang de» BorkenhäuSchenS durch einen Schatten verdunkelte, blickte sie auf und sah Volkmar vor sich stehen. Sie sprang auf und wollte an ihm vorüberrilen, allein er vertrat ihr den Weg. „So finde ich Dich endlich, liebste Gertrud," rief er in freu diger Erregung au». „Wie habe ich Dich überall gesucht, bis mir endlich dieser Ort etnfiel, an dem wir so manche Stunde ge meinsam verlebten. Was hast Du Arme alles durchlebt, seit wir unS zuletzt gesehen, und ich durfte nicht mit meiner Freunde»- treue Di« zur Seite stehen. Ich habe ihn ja auch geliebt und verehrt, den edlen Mann, den Du so tief betrauerst und ich hätte mst Dir empfunden. Deshalb trieb e» mich auch her, ehe ich die Reise antrat; die mir die Eltern bewilligt haben." Er streckte ihr beide Hände entgegen und machte eine Bewe gung, als wollte er sie an sich ziehen. Da» junge Mädchen stand ihm gegenüber, schlank und hoch aufgertchtet, ohne einen Blutstropfen in dem seltsam Karren Gesicht mit den flammenden Augen; in der einen Hand hielt ste die zusammengerafften Papiere, die andere hatte sie wie ab wehrend von sich gestreckt, aber kein Wort der Begrüßung kam über ihre fest zusammengepreßten Lippen. Volkmar starrte sie ratlo» an, kaum wissend, ob er seinen Augen traue« dürfe; endlich fragte er zwischen Schreck und Be stürzung geteilt: „Was hast Du nur, Gertrud und wa» bedeu tet diese« seltsame Empfang. Wir sind un» doch nicht fremd ge worden?" Da» junge Mädchen hatte sich inzwischen gefaßt und erwi- Bahnkassierer PauluS, welcher gegen SO 000 M. amtlichen Geldes! unterschlagen hat, stellt: sich der Staatsanwalt schaft selbst. — Auf einem'Scheibenstand zu Wilhelms haven wurde der 15 jährige Sekundaner Stolze aus Un vorsichtigkeit erschossen. — Bochum!: Auf der Kegelbahn der Wirtschaft Coutell« in Essen entstand gestern nacht zwi schen italienischen und einheimischen Arbeitern ein Streit. Als der Vertreter des Wirtes Eduard Schott Ruhe stiften wollte, feuerte ein Italiener namens Jakob Correzzola mehrere Revolverschüsse auf ihn ab, von denen einer töd lich war. Ter Attentäter entfloh und wurde von einem! Radfahrer und anderen Personen verfolgt. Als der Md fahrer den Italiener festnehmen wollte, schoß dieser dem Radfahrer in die Schulter. In dem Tumulte, der entstan den war, gelang ess darauf deM Italiener, zu entfliehen, — Schweidnitz: In Seiferdau, zwischen Schweidnitz' und dem Zobtenberg, erschoß Ker 25 Jahre alte Zimmere« Scholz aus Ltognitz die ihm von Berlin bekannte 22 jäh rige Auguste Nitsche, eine Pflegetochter des Stellenbe sitzers Göbel. Der Täter entfloh. — KönigSberg i. Pr-: In Lötzen ist der „Ktzb.. Hart. Ztg." zufolge bei einer Boots fahrt auf dem Löwentinsee infolge großen Sturmes ei« Boot gekentert. Tie Lehrerin Schmeichler und der Sekun daner Felchner sind ertrunken. — Paris: Unbekannte griffen in Le Bourget auf der Straße eine Gruppe junger Leute, die zu einem' Jünglingsverein gehören und bet denen sich auch der Vorsteher dieses Vereins, Abbö Fir- merie, befand, mit Revolverschüssen an. Mehrere Per sonen, unter ihnen auch/Abbä Firmerie, wurden verwundet, einer der Verwundeten ist in der Nacht seinen Verletz ungen erlegen. Tie Untersuchung über den Vorfall ist eingeleitet. Vermischte». Eine gefährliche Gegend für Automobil fahrer ist die Umhegend von Namur. Tie Bevölkerung dieses Landstriches übertrifft bei weitem an Abneigung gegen das' modernste Verkehrsmittel die deutschen Bauern, die den Automobilisten mit einigen kräftigen Tvnner- wettern den Weg segnen oder den aus der Berliner Ge- richtschrvnik bekannten Menschenfreund, der alle Auto- mvbilmenschen zur Anzeige bringt, denen er unvorschriftSi- Mäßig schnelles Fahren nachweisen kann. Tie Leute um Namur sind radikaler. Sie versuchen, die Automobilisten aus der Welt zu schaffen, indem sie sie köpfen. Ein Pro zeß, der zurzeit in Namur verhandelt wird, behandelt ein Erlebnis, das diesen glühenden Haß beweist. An eineM schönen FrühjahrÄabend dieses Jahres fuhr ein Automobil in der Nähe von Profondeville gegen einen Draht, der in einer sehr raffinierten Weise quer über den Weg ge spannt war. Wenn ein offener Wagen mit Insassen die Straße passierte, Mußte der Draht den Leuten im Auto mobil-den Hals abschneiden. Nur der Umstand, daß der erste Wagen, der in der Abenddämmerung des Weges kam, geschlossen war, verhinderte eine Katastrophe. Außer einer eingedrückten Scheibe und sonstigem Materialschaden gab es kein Malheur zu verzeichnen; einige Minuten später aber passierte ein offenes Automobil, mit Tamen besetzt, die Stelle, und die Insassen dieses Wagens wären nicht so gut davongeVoMmen. Nun sucht der Richter von NaMur nach dem Attentäter. Eine hohe Belohnung ist! für den Entdecker ausgesetzt. Ta aber in den letzten Mo naten in dieser Gegend viele Unfälle durch die Schuld der Automobilisten vvrgekommen und die Landbewohner aus diesem Grunde sehr erbittert sind, ist wenig Aussicht vorhanden, den AuüoMobilistenhenker zu entdecken. Die Geheimsprache des Meißen Koffer- Kreuzes. Auf deM Koffer so manches Reisenden, de« Wien berührt, zeigt sich ein rätselhaftes Kreidekreuz. Ter Besitzer achtet es! kcmrch aber bald äußert das Kreuz eine für ihn keineswegs erfreuliche Wirkung. Dieselben Hotel- derte mit unnatürlicher Ruhe und ohne daß sie seine dargebo tene Hand zu sehen schien: „ES freut mich, daß Sie glücklich zu Hause angelangt sind, Herr Matthäi und ich wünsche Ihnen Glück zum bestandenen Examen. Jetzt erlaube ich mir die Bitte, Sie möchten mir den Weg freigebrn damit ich die Laube verlassen und nach Hause gehen kann." Da» gute, ehrliche Gesicht deS jungen Manne» brückte noch immer grenzenlose» Erstaunen au» und er stammelte ganz ver wirrt: „Was ist denn geschehen? Bist Du krank Gertrud? Wa» hat die» alle» zu bedeuten?" „ES bedeutet, daß wir nicht länger Kinder sind, Herr Mat thäi und daß die Vertraulichkeit, die zwischen un« bestand, zu Ende ist, daß ste längst hätte zu Ende sein sollen," entgegnete Gertrud mit eisiger Kälte. „Unsere Pfade trennen sich, und sollten wir un» zuweilen durch Zufall begegnen, so darf ich Sie wohl um Beobachtung der üblichen Formen ersnchen. Leben Ste wohl, e» ist die höchst« Zeit, daß diese so wenig korrekte Zusammenkunft endet." Volkmar schüttelte langsam den Kopf und et»« Träne trat in sein ehrliche» Auge. „Wie ist e» nur möglich!" sagte er leise, wie zu sich selbst. „Wie habe ich mich auf diese» Wiedersehen gefreut und nun fällt es so au»! Was habe ich denn begangen, um einen solchen Empfang zu verdienen?" Der tiefe Schmerz, der au» seinem ganzen Wesen sprach, rührt« Gertrud und verscheuchte ihre Bitterkeit. „Nicht» haben Sie ge tan, wa» unrecht war, und Sie sind auch im Herzen der Alte geblieben, lieber Volkmar," sagte sie milde. „Aber unsere Kim Derfreundschaft besteht nicht länger und wir müssen al» Fremde miteinander verkehren. Ich möchte nicht «in zweite» Mal Ih rer Mutter Anstoß zur Unzufriedenheit geben und ste in die Notwendigkeit versetzen, mich über die Anforderungen von An stand und Sitte aufzuklären." Volkmar schien sehr betroffen und schwieg eine Weile; bann sagte er aufatmend: „Gottsei Dank, baß nur etwa» von außen Kommendes zwischen un» getreten ist: ich hätte e« nicht zu er- tragen vermocht, wen« wirun» innerlich entfremdet wären. Ger- trud, liebste Gertrud, ahnst Du denn gar nicht, wie teuer Dn mir bist? Wie sehr ich Dich liebe, mehr al» alle» in der Welt? Daß ich nur ein Streben kenne, da», Dich dereinst zu meinem Weibe zumacheni" 141. »0
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