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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-10-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-190910237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19091023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19091023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Rückseite Werbebeilage nicht verfilmt
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1909
- Monat1909-10
- Tag1909-10-23
- Monat1909-10
- Jahr1909
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1909
- Autor
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krimmpi «r KMS Mtt M Tie führenden Tomen der englischen Gesellschaft, die großen Zeiten der viktorianischen Aera durchlebt n die Sprache zu Übersetzen, nach der sie sich sehnt«, deren to bedurfte. Ich erinnere mich, Vie sie mir eine» Images mit schmerzlicher Bitterkeit sagte: „Meine Lied«, was i lle auch tun, heivrten Die niemals eine« Philosophen." Und das war yer Schlüssel zu diesem Rätsel: Die Frau ungerte beständig nach den Beweisen seiner Licke, di« ie doch in dem ganzen Berkaus ihres alltäglichen Lebens entbehren mußte. In ihrer Klugheit brauchte sie keiner Persönlichkeit ihrer Umgebung zu weiche« und keine Kö nigin herrschte je über ihren Hof mit größerer Macht und Autorität, als Frau Carlyle über ihren Gesellschaftkreis. Rach ihrem Tode wurden die früheren Mißverständnisse und kleinen 'Differenzen von ihrem Gatten noch über- triebten. Daß sie ihn liebte und leidenschaftlich bewun derte, wußte er besser, als irgend wer sonst; aber di« Bitterkeit und die Gewissensbisse, welche er fühlte, wur den von seinem nervösen sensitiven Temperament noch be- anders akzentuiert und fein Kummer wurde verstärkt durch beständige, immer nagende Selbstvorwürfe . . die . . haben und damals ihre Salons zum Mittelpunkt des geisttg-polttiscben Lebens machten, sind alt geworden und blicken mit Wehmut aus die schönen Bilder der Der- gangenheit zurück. Da regt sich denn in ihnen der Wunsch, einen Abglanz dieser farbigen Pracht der Nach welt auszubewahren, und sie schreiben ihre Memoiren, die nicht selten zu einer interessanten und wertvollen dem WohuHmse d«r Lndersfeldschen Maschinenfabrik brach vorgestern Feuer* aus und legt« da» von zwei Familieit bewohnte Haus in kurzer Zeit 1« Asche. Im Kontor find wertvolle Modell« vernichtet Word«, doch konnte das anstoßend« Maschinengebäude gerettet werden. Der Brand ist durch einen Essendefekt entstanden. — Verdau. Die Hinterbliebenen de- hier verstorbenen Ehepaares Karl Nöckler haben öOOO Mark der hiesigen Kirche und bOOO Mark der Gemeindedtakonie gespendet. — HeinrichS- o rt. Auf der Gewerkschaft Deutschland in Lel»nitz stürzte nach beendeter Schicht dzr ^Bergarbeiter Fritz Pierer in die Grube und konnte nur tot ans Tageslicht gebracht werden. Er hinterläßt seine Frau mit mehreren kleinen Kindern. . MckmSMr sir zMia imj kmle NnW». Bon Dr. Lhraenhart, FreV rg t. vr. (Nachdruck verbot«!.) Ein Tienstbote ist zum Kassenarzt (Versicherungsarzt) zegangen. Tie Herrschaft erfährt es. Auf Befragen gibt »er Dienstkote eine ausweichende Antwort aber schweigt absichtlich über das, was ihm fehlt, sowie über das, waS ihm der konsultierte Arzt gesagt hat. In ihrer Sorge eilt die Herrschaft zu diesem Arzte. Der aber bedauert, eine Aussage über die Art der Krankheit gesetzlich nicht machen zu dürfen ohne Einverständnis der erkrankten Person. Der Hausarzt, welcher zu Rate gezogen wird, darf auch weder seinen Kollegen befragen noch den Dienst boten ohne seine Einwilligung untersuchen. Dasselbe gilt in dem noch schlimmeren Falle, wen« der Tienstbote überhaupt nicht zu einem Arzte geht, aber die Herrschaft an dessen Wchche oder aus seinem Benehmen merkt, daß er krank ist. Man fürchtet mit Recht, daß man angesteckt werden könne, und ist besonders der Kin der wegen in großer Sorge. Wir ahnen die Gefahr, aber es fehlt uns die Macht, uns davor zu schützen. Freilich kann man durch einen Gewaltstreich dem sofort ein Ende machen, indem man den Dienstboten ohne Kündigung entläßt TaS kommt jedoch meist ziemlich teuer und ist, wenn der Verdacht unbegründet war, eine ungerechte und harte Maßnahme. Da gibt eS nur einen Ausweg: durch stete unauffällige Beobachtung erforschen, ob überhaupt eine übertragbare Krankheit vorliegt und welcher Art dieselbe ist. Die Beobachtungsgabe der Frau ist hier von großem Werte. Tas scharfe Frauenaug« merkt beim Manne, bei den Kinoern oder andern Hausgenossen doch meist sehr bald, wenn ihnen „etwis fehlt". Sie beobachte nun fort während besonders aufmerksam, aber pnbemerkbar, fol gendes: Pslcgt die betr. Person sich öfter zu jucken oder zu kratzen oder scheuernde Bewegungen zu machen; spürt man in ihrer Nähe einen unangenehmen Schweißgeruch; ist an Kleidern, Wäsche, Bettzeug etwas zu bemerken; tritt öfter Hüsteln ein; ist die Nasenatmung verhindert; hat der Appetit sehr abgenommen oder der Durst zuge nommen; stellt sich eine gedrückte Gemütsstimmung, ein scheues Wesen ein. In jedem dieser Fälle rede die Haus frau freundlich auf den Dienstboten ein, erkundige sich liebevoll nach einem etwaigen Leiden. Fast stets wird sie dann auch eine vertrauensvoll« offene Antwort er halten. Im Notfälle spreche »uan mit deu Angehörigen des Dienstboten. Man lasse sich Tage und Wochen lang keine Mühe verdrießen, um der Sache auf den Grund zu kommen, denn es steht für die ganze Familie zu viel auf dem Spiele. Es handelt sich um das körperliche Wohl und Wehe aller Familienmitglieder; es handelt sich vor allem darum, unsere kleinen Lieblinge, welche am meisten mit den Dienstboten in Berührung kommen, zu bewahren vor Krankheit oder gar vor allmählichem Äechtum! Um nicht schon beim Mieten kranke Dienstboten ein- zustellen, soll man sie vorher auf ihre körperlichen Eigen schaften genau anschauen. Man richte sein Augenmerk be sonders auf die Haut, ob sie reinlich ist oder mit Aus schlägen bedeckt. Ob beim Nähertreten sich unangenehm« Ausdünstung bemerkbar macht. Ein starker Parfümgeruch ist sehr verdächtig, da er oft nur ÄS Teckmittel dient. Gute Zähne sprechen in der Regel für gute Gesundheit. Uebler Mundgeruch ist ein Zeichen von Kranksein oder von grober Unreinlichkeit. Geordnete Haarpflege deutet auf Sauberkeit des HaarbodenS, auf Freihaltung vo« tierischen und pflanzlichen Parasiten. Durch stet« hygienische Fürsorge und Anleitung zur Gesundheitspflege kann man sein« Dienstboten in der Regel bewahren vor den hier besonders in Betracht kom menden leicht übertragbaren Krankheiten (tierische Pa rasiten, Ausschläge, Flechten, sexuelle Leiden, Tuberku lose). Man matz sie in liebevoll mahnender Weise an halten zu peinlichster Sauberkeit des Körpers und der Kleidung. Jede Woche müssen sie einmal Gelegenheit haben zum Wrrmbaden, Haarkämme, Zahnbürste und Waschlappen untersuche man öfter auf ihre Reinlichkeit. Am Waschtage sehe man nach, ob sie fett dem letzten Waschen die genügende Menge Leibwäsche gebraucht habe». ANeS möglichst unauffällig und schonend. Do gibt eS viele scheinbare Kleinigkeiten, die aber für die Gesundheit allerseits von sehr großer Bedeutung sind. Tie Tienstbote« bleiben gesund; sie bilden später, verheiratet, geschult« Gesundheitspioniere gerade in den jenigen Schichten deS Volkes, wo diese am nötigsten sind zum Gedeihen der Familien und zum Wohle des Staates. Tie Herrschaften aber bewahren ihre Angehörigen vor der heimtückischen Gefahr der Krankheit-Übertragung in ihrem eigenen Heim. Da» alles kann erreichen der acht samen Hausfrau liebevolle hygienische Fürsorge. Wahr lich, ein herrlicher Preis! herabsprang, sich auf die Schienen legte und überfahren i , ..... . , . ließ. Deo Tod trat sofort ein. — Lichten stein-T. In Punkt, ihr tief ergeben, aber absolut unfähig, diese Liebe de» BerMndes und Au» k-n «erktzütt» der Schiffahrt«. Gesellschaften. Auch bezüglich eine» Gutachtens über die «deut. Ab änderung-bedürftig ketten der Verfügung vom 7. Mär» 1d0S de» Llbstromamtes Meißen, betr. die Sänge der Echleppzüge bei« Passieren der Meißnler und rauhen Mrrt, beschloß die Versammlung, eine Kommission zu wählen, die sich nochmals mit der Angelegenheit beschäf tigen soll. Leiter beschäftigte sich die Versammlung noch mit einer Begutachtung eines Gesuches de» Vereins Sächsischer Hvlztndustrieller zu Dresden unt die Erbauung von Floß-Liegeplätzen im 1. und S. sächsischen Elbstrom- Leztrke, mit der Vertretung de- Verein» beim Hansabund und mit den Vorschlägen, betr. eines OrtSvorstandeL für die Schifferschule zu Dresden. * Nünchritz. Ein Doppeljublläum bann in den nächsten Tagen Herr Weinkeltereibesttzer Herrmann Schmidt hier begehen. Am Mentag, den Sb. Oktober find 2V Jahre verflossen, seit Herr Schmidt seine weinkekteret errichtete. Der erst« Most wurde in der neuen Keperei am 26. Okt. 1884 gepreßt, dem Tage, an welchem der Jubilar mit feiner Gemahlin den Wind fürs Leben schloß. Oschatz. Zu der Famtlientragvdte, über die wir in gestriger Nummer berichteten, wird noch gemeldet: Der East- wirt Robert Schulze, der sich mit seinen vier Kinder den Tod gegeben hat, war zum zweiten Male verheiratet, die Kinder stammten au« erster Sh«. Die zweite She war nicht glücklich, und es kam zwischen den beiden Ehegatten Quelle für die Kenntnis des Milieus und der ganzen öfters zu heftigen Auftritten. Al« sich die Familie gestern nacht gegen */,1 Uhr nach Geschäft«schluß zur Ruhe begeben wollte, kam e« wieder zu einem Streit, in dessen Verlauf Schulze seine Frau mit einem Hammer bedrohte, woranf diese au« dem Fenster de« im Erdgeschoss« gelegenen Schlaf- raume« sprang und zu Nachbar«leuten flüchtete. Dort blieb sie bi» gegen 6 Uhr früh, worauf fie wieder nach Hause zurückkehrte. Sie fand aber die Tür verschlossen, und ließ fie, da drinnen alle« ruhig blieb, vom Schlosser öffnen. Der Raum war vollkommen mit Ga« gefüllt. In dem einen der beiden Betten lag Schulz« mit dem 4 jährigen Fritz und der 2 V, jährigen Annemarie, im anderen lag di« S jährige Liesbeth und die 9^/, jährige Lotte. Alle waren tot. Dresden. Prinz Heinrich der Niederlande wird zum Besuche de« König« in der nächsten Woche hier erwartet. 88 Freiberg. Der wtrtschaftSbesttzer St. au« Ober- eula bei Nossen hatte sich an seiner eigenen 18 jährigen Tochter vergangen und erhielt dafür 1 Jahr S Monate Zuchthaus. Dasselbe verbrechen verübte der Großvater, der Vater de« Gt., an demselben Kinde. Dieser wurde dafür zu 1 Jahr Gefängni» verturtetlt. Leipzig. Die Htrsch-Dunckerschen Gewerkvereine Leip zig« nahmen in einer Versammlung Stellung zum Bier- krieg. In einer Resolution sprachen sie ihr Bedauern über die vom Brauereioeretn beschlossen« Arbeiterentlassung au» Der Bierboykott wurde verurteilt und ein Preis von 15 Pfennig für da» 4-Zehntelgla« Lagerbier al» den Leipziger Verhältnissen angemessen erachtet. — Schon seit Jahren machen sich Bestrebungen bemerkbar, die auf die Errichtung einer dauernden Au«stellung«halle, wie fie bereit» in Dres den besteht, hinzielen. Go hatte sich der Berkehrroerein Leipzig wiederum mit einer Eingabe betreffend di« Errich tung einer derartigen Halle an di« Stadtverordneten ge wandt. Diese berieten vorgestern darüber und überwiesen dann di« Eingabe dem Rate zur Kenntnisnahme. Bet der Debatte wurde darauf hingewiesen, daß der Stadt min- desten« die Zinsen de» auf zwei Millionen zu schätzenden Vaukapital» zur Last fallen würden. — Auf der Chaussee zwischen Taucha und Eilenburg fuhr vorgestern der 31- jährige Heizer Karl Ernst au» Leipzig mit seinem Fahr- rade, über da» er di« Gewalt verloren hatte, in ein nahen de« Automobil. Seine Verletzungen waren derartig schwer, daß er ihnen im Krankenhau» erlag. Der Besitzer des Automobil» ist der Ingenieur Walther Mitscherelch au» Teplitz - Schönau, der ebenso wie sein Chauffeur bei dem Unfall kleinere Verletzungen erlitten hat. — Wegen Unter schlagungen, man spricht von 45 000 bi» 50 000 M., wurde in vorvergangener Nacht der 28 jährige Buchhalter Richard Weichelt au» Halsbrücke von der Kriminalpolizei in Haft genommen. Der Verhaftete war in der Sächsischen Kon servenfabrik von Paul Augustin in Leipzig in Stellung und beging dort sein« Veruntreuungen, die sich teilweise auf mehrere Jahre zurück erstrecken. " Kleine Notizen. Meißen. Für das Pfarramt Niederau wurde Pastor Lippmann von der Martin Luther- Kirche in Dresden gewählt. — Chemnitz. Reichlicher Kindersegen wurde der Familie Paul Nier zuteil. Die Frau wurde am Mittwoch von 3 munteren Mädchen ent bunden. Ta da- Ehepaar schon 3 Kinder im Alter von 5, 3>/r und 2 Jahren hat, so macht ihm der neue reichliche Familienzuwachs ziemliche Sorge. — Meerane. Die hiesige Kammgarnspinnerei, die vor 27 Jahren dem Be triebe übergeben wurde, hat bis jetzt 18 Arbeiter, die mehr als 25 Jahre dort beschäftigt werden. Die Gesell schaft überreichte ihnen am Gründungstage je 500 Mark. — Schirgiswalde. Wieder ausgegraben wurde am Donnerstag vormittag auf Veranlassung der Staatsan waltschaft in Bautzen die Leiche des vor einigen Tagen begrabenen 14 jährigen Dienstmädchens Rosa Wetzel auS Ciausnitz, das angeblich Selbstmord verübt hatte. TaS Mädchen stand hei dem Fabrikdirektor Kunz in Kirschau in Diensten und sollte sich dort selbst entleibt haben. Ter SektionSbesund soll nun demgegenüber ergeben haben, daß nicht Selbstmord vorliegt, sondern daß die Wetze' einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. In Verbindung hiermit steht, laut „Zitt. Morgenztg.", auch die Ver- Haftung der Dienstherrin, bei der die Wetzel tätig war. — Plauen. Lei der Abfahrt des Eger—Werdauer Früh personenzuges vom hiesigen Westbahnhofe verübte vor gestern früh gegen 7 Uhr ein Drogist aus Klingenthal Selbstmord, indem er "von einem Wagen vierter Klasse geistigen Atmosphäre werden. So hat uns erst.vor kur zem Lady Cardigan ihre mokanten und doch charakteri- tischen Erinnerungen geschenkt und nun tritt schon wie- >er eine „Fürstin der DalonS" aus den Plan, um den Ertrag ihre» an amüsanten Erlebnissen und seinen Be obachtungen zu reichen Daseins in die Scheuern der Geschichte zu sammeln. Soeben hat Lady St. Heller ihre „Memoiren aus SO Jahren" erscheinen lassen. Wir chreiten an ihrer Seit« durch die Salons der englischen Aristokratie, die so steif, so exklusiv, so vornehm waren, erleben mit ihr den gewaltigen Umschwung durch das Wirken TiSraelis, mit dem Plötzlich die so sorgfältig bewachten aristokratischen Türen sich berühmten Aerzten, Schauspielern und Journalisten öffnen; ein neuer reg samer Seist durchflutet nun die strengen gesellschaftlichen Forinen und trägt seine seinen künstlerischen Blüten. Für den zeremoniösen Don in der frühviktorianischcn Gesellschaft ist «S bezeichnend, daß die Etikette den jun gen MLochen verboten, mehr als eininal mit demselben Hetrn zu tanzen. „Unckr gewissen Umständen", erzählt Lady St. Helier, „sah man es vielleicht einem Mädchen nach, wenn sie sich zweimal denselben Tänzer wählte; aber den wohlerzogenen und vornehmen jungen Damen wurde sie ooch schon als warnendes Beispiel hingestellt. Ter Herr mußte nun wieder nach dem Danz bei der Mutter oder AustandSdame abliefern, wo man blieb, bis der nächste Danzer einem aufforderte." Durch die liebens würdige Führerin werden wir mit den bedeutendsten Männern jener Zeit englischer Geistesgröße zusammen, geführt: „Ich erinnere mich, wie stolz ich war, daß ich einmal in meiner ersten Saison, zwischen Charles Tickens und Bulwec saß. Sir Edward Bulwer Lytton interessierte mich am meisten; ich vermute, weil er zu mir, dem Neu ling in der Gesellschaft, sehr liebenswürdig war und mit mir plauderte, als wenn ich schon viel älter wäre. Tickens' Gesundheit hatte damals bereits sehr gelitten; der Lärm und die Anstrengung des Tiners schienen ihm sehr un angenehm zu sein." Tisraelr war mit seinem sascinieren- den Witz überall das belebende Element. Lady St. Helier erzählt von dem gespannten Verhältnis, das zwischen ihm und Lord Sherbrocke bestand. „Einst sagte ich zu ihm, als er wieder seine Abneigung gegen Sherbrocke äußerte: „Aber eine gute Eigenschaft hat er doch wenig- stens. Weiß man, -vie schwer zu behandeln seine Frau ist, nimmt man dazu, wie häßlich sie ist, so ist seine Geduld bewunderungswürdig." Er sah mich mit einem spöttischen Zwinkern in seinen Augen an und sagte: „Denken Sie denn, daß ec sie jemals gesehen hat?" wobei er au Sherdrockes groß« Kurzsichtigkeit anspielte." Auch Bea- conssields großer Gegner Gladstone erscheint häufig.in dem Buche, denn die Lady Hut ihn oft auf seinem schot- tischen Landsitz besucht. Ter große Staatsmann wurde von Autooräphenjägerinnen in der lästigsten Weise be- stürmt. Eine junge Dame schrieb ihm beständig und bat ihn in den flehentlichsten Ausdrücken um eine Antwort. Schon glaubte sie ihre Hoffnung aufgeben zu müssen, als Gladstone bei einer Wahl in Oxford durchfiel. Das hielt sie nun für eine gute Gelegenheit, um sich ihm noch ein- mal in Erinnerung zu bringen; sie erklärte, sie sei in einer großen und mächtigen Töry-Familie die einzige, die seine liberalen Anschauungen vertrete. Da erhielt sie denn endlich eine wütende Posttarte, in der ihr der ver götterte Liebling versicherte, es sei alles Schwindel von Anfang bis zu Ende, was sie vorgebracht, und sie solle nun endlich aushöven, ihn zu langweilen. Das war zwar nicht höflich, aber die junge Dame war glücklich, denn sie hatte ihr Autogramm! In nähere Beziehung ist Lady St. Helier auch zu Carlyle getreten und gibt ein inte- cessanteS Bild der unglücklichen Ehe, in der der geniale Schriftsteller lebte: „Daß die Carlyles ein schlecht zu sammenpassendes Paar waren, konnte niemand leugnen. Sie war eine sensible nervöse Natur, sehr lebendig, be- gabt und ungeduldig, von ihrem Eheleben und ihrer Stellung enttäuscht, eifersüchtig auf die Bewunderung, die Carlyle erhielt, besonders aus die seiner Verehrerinnen, die sie sehr unsympathisch fand. Zweifellos betete Carlyle sie an. Er liebte sie mit all der rauhen leidenschaftlichen Inbrunst seiner Natur; aber er war ein Bauer in Be nehmen uno Wesen und hatte nicht» von jenen kleinen äußeren Zeichen der Verehrung und Zuneigung an sich, die so viele Frauen beanspruchen und deren Fehlen sie bitter empfinden. Frau Carlyle fand sich an ein unbe rechenbares Genie gefesselt, da» feinfühlend war in jedem
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