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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192406052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19240605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19240605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-06
- Tag1924-06-05
- Monat1924-06
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1924
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H- 1SV. Beilage zum Rielaer ragebiatt. Tonnerstag, S. Juki I»?4, abeuvs. 77. Jahr». Palitische TagesWerficht. Der Reichspräsident besuchte gestern nackiniittay v«n Präsidenten de» Reichstag» Wallraf in Erwiderung de» Besuche», den der Präsident und der Vizepräsident des Reichstage« dem Reichspräsidenten abgestattet batten. Ei« Weißbuch der Regierungsparteien. Wie die Telunion erfährt, beabsichtigen die der Negierung nabe stehenden Parteien «ine Denkschrift über di« Vorgänge bei der lebten Regierungskrise berauszugeben. Die deutsch-volnischen Verhandlungen ergebnislos. Die de» ganzen Monat Mai in Wien gedauerten Verband- lungen zwischen Deutschland nnd Polen, über die Zuständig keit ihrer Staatsbürgerschaft in Oberschlrsien, sind ergeb»!?. lo« geblieben. Nunmehr wird die schiedsrichterliche Ent scheidung durch de» neuen Vorsitzenden, den Belgier Karchenbek, erfolgen, dem jetzt die beiderseitigen Ansprüche zur Beschlußfassung vorgelrgt werden. Der Spruch ist nicht vor Monatsende zn erwarten. Maldonald und Dirvitz. Im englischen Unterbaust wurde beute die Anfrage nach den Dokumenten im Aus wärtigen Amte betreffend die Verantwortlichkeit von Tirpitz an den, Unterseebootkrieg von Macdonald verneinend ve- antwortet. Di« Sckliehnug der KönigShütte verhütet. Dem Ober schlesischen Kurier zufolge hat die volnische Regierung, «m die angekündigte Schließung der KönigShütte, durch die über 5060 Arbeiter brotlos werden würden zu verhüten, größere Aufträge erteilt, so daß der Betrieb über den 16. hinaus fortgeführt werden kann, zumal der Hütte Kreditver- günstignngen zugebilligt worden sind. — Die Wojewod schaft Kattowitz bat zur Eindämmung der Arbeitslosigkeit im ostoberschlesischrn Industriegebiet 1 Million Zloty tele- grnphisch bei der Warschauer Regiernna angesordert. Die Fraktion der Deutsche» Volksvartei des Reichs tages bat heute einen Beschluß gefaßt, worin dem Vor- sitzenden Abg.Dr. Sckolz anläßlich dernunmehrabgeschloffenen Verhandlungen über die Bildung einer neuen Regierung das uneingeschränkte Vertrauen der Fraktion ausgesprochen wird. Die Fraktion erkennt darkbarst an, daß er sich unter Hintansetzung aller Rücksichten auf die eigene Person in allen Stadien der Verhandlungen bemüht habe, eine dem Ausfall der Wahlen entsprechende Zusammensetzung der Reichsregierung zu Stande zu bringen und daß er an der Erreichung dieses geschickt, planvoll und zähe verfolgten Zieles lediglich durch Umstände verhindert worden sei, die zu beseitigen er nicht in der Lage mar. Die Fraktion ver traut darauf, daß ihr Vorsitzender sie auch in den kommenden schweren Zeiten führen wird. Keine Neuwahl der Zechenbetriebsräte. Nack einer von leiten des Bergarbeiterverba: erfolgten Mitteilung wnrdr auf Anregung des ZecheiHerbandes den Betriebs räten von den Werksleitungen mitgeteilt, daß sie als Be triebsräte nicht mehr anerkannt werden könnten. Das Arbeitsverhältnis sei durch die Aussperrung unterbrochen. Die Belegschaften seien datsr als neu augestellt zu betrachten. Dies treffe auch für die^Äetriebsiäte zn. Ihr Mandat sei daher erloschen. Der Bergarbeite verband wandte sich so fort telegraphisch an den Reichsarbcitsminister, der umgehend mitteilte, daß nach seiner Ansicht eine Unterbrechung des ArbeitSverbältnisseS nicht »orlirge und eine Neuwahl der Betriebsräte daher nicht In Frage komme. Diese Mitteilung sei von feiten des Ministers auch dem Zechenverband mit- geteilt morden. Das italienische Königsvaar reift nach Spanien. Da« italienische Köniaspaar trat gestern zusammen mit dem Kronprinzen und dem Marineminister die Reise nach Spanien an. Ter Panzerkreuzer „Dante Alighieri" wird von einem kleinen Geschwader begleitet sein. Lärmszenen im italienischen Parlament. Die Oppo- sitionSabgeordneten der Kammer wurden nach der gestrigen Sitzung von Faschisten uuSgepsiffe». Ter Abgeordnete Arnendol entrann mit knapper Not einem zweiten Atten- tat. Auch auf der Straße wurden die Bedrohungen und Beschimpfungen fortgesetzt. MW lr«Mll kMMMMwi. )l Paris. Bei der gestrigen Präsidentenwahl in der französischen Kammer wurden 541 Stimmen abgegeben. Ter Abgeordnete Painlevö wurde mit 206 Stimmen zum Präsidenten gewählt. Der Kandidat der Rechtsparteien, der Kriegsministcr Maginot, erhielt 200 Stimme», der Kommunist Marty 25. 11 Stimmen waren zersplittert. Painlevös Kammerredc. )( Paris. Painleu« ergriff das Wort zu einer Rede und sagte: Die letzte Wahl sei nicht, wie von gewissen übel gelaunten Tadlern erklärt wurde, eine Aeußcruiig des all gemeinen Unwillens, sondern sie wäre ein Glaubensbekennt nis der Demokratie und der Ausdruck einer ungeheuren Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit. Im Auslande habe mau die Legende von einem impcralistischeu nnd mili taristischen Frankreich verbreitet. Heute könne »iemand be streiten. daß das französische Volk trotz seiner Leiden und Entbehrungen etwas anderes wolle, als einen gerechten Frieden. Weiter sagte Painlevö: Entgegen der Formel Bismarcks, die man in Frankreich stets bekämpfte, wolle man jetzt die Macht im Dienste des Reiches verwirklichen. Es bandele sich nicht darum, die Ansprüche Frankreichs jetzt Illusionen und Utopien zu opfern. Es gebe keine Ge rechtigkeit ohne Wiedergutmachung der begangenen Un gerechtigkeiten. Wir wissen sehr wohl, so fuhr Painlcv« fort, daß böswillige, revanchelustige Kräfte unser altes Europa ausrühren. Wenn imperalistische Parteien jenseits unserer Grenzen den Versuch machen sollten, unsere mensch lichen Bestrebungen als die Auswirkungen ihrer Drohungen aufzusassen, so wurde das einen beklagenswerten Irrtum bedeuten, den sie selbstverständlich als erste Nation am eigenen Körper verspüren würden. Wir wissen aber auch, daß neben diesen Zerstörern menschliche Bestreben nach Frieden und Freiheit im Gange sind, nnd es wäre ein Ver- brechen, wollte man sie ersticken, angeblich, weil sie noch zu schwach sind, anstatt an ihrer Entwicklung mitzuarbeitcn bis zu dem Tage, da sie genügend Kräfte besitzen um zu triumphieren. Zum Schluß sagte Painlevö: Tie erste Auf- gäbe einer Regierung muffe die Ausgleichung des Budgets und die Aufrechterhaltung des nationalen Kredits sein. Painlevs schloß mit der Zitierung eines Ausspruches von Jamis, der gesagt bat: Ohne die Republik ist da« Volk machtlos, ohne das Volk ist die Republik eine leere Formel. Der Empfang durch Millerand. Paris. (FuuklvruM Um 10,30Uhr vormittags wird der Präsident der Republik den ncugcwählten Kammer präsidenten Paiulcv empfangen, der ihm bei dieser Gelegen heit seine Wahl Mitteilen wird. Sofort darauf wird Millerand de» Besuch Painlems erwidern. Nach dem Matin wird bei dieser Gelegenheit eine Aussprache über di« politische Lage erfolgen und wohl erst am Nachmittag wird Millerand der Tradition entsprechend die Präsidenten des Senats und der Kammer empfangen. ES ist sehr wahr scheinlich, daß die beide» Präsidenten den Abgeordneten Herriot als den möglichen Ministerpräsidenten bezeichnen nnd zugleich auf die Entschließungen des Kartells der Linken Hinweisen werden. Millcrand wird, so beißt es im Matin weiter, getreu seiner bisher gezeigten Haltung diese Ent schließungen nicht in Betracht ziehen. Man nimmt allge mein an, daß Hcrriot dem Ruse ins Elys e folgen und dem Präsidenten der Republik Erklärungen abgcben wird, über die er sich mit seinen politischen Freunden verständigt hat. Tic Bedingungen, die er an die Annahme der Minister präsidentschaft knüpfen wird, werden sicher von Millerand nicht angenommen werden. Von diesem Augenblick an wird Millerand ohne Zweifel seine Konsultationen nuSdehnen. Er wird logiscbcrweise dazu kommen, einem Politiker dir Bildung des Kabinetts zu übertragen, der die konstitutionelle Frage vor das Parlament brinaen wird. Ter Name Francois Maria! wird genannt. Tann wird man in die parlamentarische Debatte eintreten, bei der Kammer und Senat ihre Ansicht kundgeben werden. Neue Michnahlneu gegen die Kommunisten. Berlin, 5. Fnui. Tie Ruhestörungen der Komm: nisten bei den NeichStagSvsrhaudlungen und ihre verneinende Stellungnahme gegenüber dem Staat an sich haben Ver anlassung dazu gegeben, neue Verhandlungen über eine schärfere Handhabung der Geschäftsordnung im Reichstag« in die Wege zu leiten. Tie Kommunisten haben cs augen blicklich in der Hand, keine Sitzung mehr zustaudekommen zu lanen. bis alle Kommunisten von den Sitzungen aus geschlossen sind, und darüber könnten die Sommerferien berangckommen sein. Es soll auch in Erwägung gezogen werden, ob die neuen Vcrha'tuugen kommunistischer Put schisten nnd Hochverräter nicht Anlaß dazu geben, di« kom munistische Partei wieder zu verbieten. Rian spricht auch von einem Gesetz, das nur solchen deutschen Staatsbürgern die Ausübung des RcichstagSuiaudats gestatte^ die seit einer Reihe von Jahren in Deutschland leben. VorLereiLuttfi der ucucu MicumvcrhLUdiuuqeu. ' Essen. Zn den« bevorstehenden Ablauf deS Mi- cumvertraqcs des NnhrbergbaueS histt die Rbeinisch-west- pfälische Zeitung, daß die Sechserkommission des bergbau lichen Vereins bereits seit cinigen Tagen mit der Ausar beitung von Abändcrungsvorschläoen für die neuen Micnm- verhandlungen beschäftigt ist. KKMÜ8K, bslstk, Vvl'lelldgftestei' Lerug in gi'088sn oiWnsttl^cksn ru 6^1.5.— llndkgreurt dsltbsi' sueti der offsi'.e? k!38l:!R. «elirrneli« Kuppen unil »>Ie klelnekeeriolite erhalten au-.-enl-lielill- h uiirei xleir k- lieken K vlilxesedmsck mit einigen Hopsen Sylvias Chauffeur. Hochinteressanter Roman von Louis Tracy. 42. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Cs gibt Fälle, in denen diese Methode die einzig ingebrachte ist," lautete die kurze Entgegnung. „Und um einen solchen Fall wird es sich vermutlich damals gehandelt haben." „Lassen wir das zunächst auf sich beruhen. Aber wollen Sie nicht gefälligst Platz nehmen? „Ich ziehe es vorläufig vor, stehenzubleiben. Zu Ihrer Beruhigung aber will ich noch hinzufügen, daß es sich an jenem Morgen in Bruchsal darum handelte, eine bestimmte Absicht innerhalb weniger Sekunden zu erreichen, und daß ich schon deshalb in der Wahl meiner Mittel nicht allzu heikel sein durfte. Hier steht uns ja etwas mehr Zeit zu Gebote. Und darum mögen Sie ohne Furcht vor den unmittelbaren Konsequenzen aussprechen, was Sie zu sagen haben." Der Vicomte zog die Augenbrauen in die Höhe. „Furcht?" wiederholte er. „Sagten Sie: Furcht, Herr Graf?" „So sagte ich. Und Sie werden wohl verstanden haben, was ich meinte. Einen gewissen Mut traue ich Ihnen aller dings zu. Oder sagen wir lieber: eine gewisse Verwegen heit. Denn die muß man schon besitzen, um sich auf Unter nehmungen vom Schlage der Ihrigen einzulaffen. Aber ich habe keine Lust, meine Zeit mit seinen Unterscheidungen zu verlieren. Die Hauptsache ist, daß ich Ihnen versprechen will, mich nicht hier an Ihnen zu vergreifen, sofern es das ist, was ich unter Ihrer vorhin ausgedrückten Er wartung zu verstehen habe." „Nicht ganz genau. . Eine Drohung mit Tätlichkeiten würde mich heute ebensowenig erschreckt haben, wie sie mich an und für sich an jenem Morgen erschreckt hat. Aber wir würden auf diese Art nicht leicht zu dem von mir ge wünschten Ziele gelangen. Denn unsere Differenzen scheinen mir nicht danach angetan, durch die rohe Kraft der Fäuste aus der Welt geschafft zu werden." „So sagen Sie, was Sie wollen. An meiner Antwort wird es nicht fehlen." Marigny nickte und drehte den Stuhl, auf dem er vorhin gesessen hatte, so, daß er sich als eine Art von Schutzwall zwischen ihm und Hoiningen befand. Dann zündete er sich gemächlich eine Zigarette an und blies zwei oder drei dicke Rauchwolken von sich, bevor er sagte: „Bei einer Auseinandersetzung, wie sie zwischen uns stattfinden muß, ist es immer zweckmäßia, mit dem Anfang zu beginnen, damit man ganz sicher ist, sich gegenseitig nicht mißzuverstehen. Zunächst möchte ich mit Ihrer Zustimmung ausdrücklich feststellen, daß ich der erste aus dem Schauplatz gewesen bin, auf dem sich unser bisheriger Wettkampf abgespielt hat." Hoiningen antwortete nicht, und nach einer kleinen Pause fuhr der Vicomte fort: «Zum -weiten möchte üb konstati-^ meinem -valeriancie teine geringere gesellschaftliche Stellung einnehme als Sie in dem Ihrigen. Ich habe mir nicht die Zeit genommen, in einem genealogischen Handbuch nach zusehen, wie alt Ihre Familie sein mag. Aber es ist jedenjalls sicher, daß schon 1434 ein Marigny aus seinem Schlosse an der Loire saß. Es ist nicht Renommisterei, daß ich diese Tatsache erwähne, sondern es geschieht einzig zu dem Zweck, Ihnen ins Gedächtnis zu rufen, daß wir hier als Leute gleichen sozialen Ranges miteinander ver handeln. Bedauerlicherweise haben unglückliche Familien schicksale meine unmittelbaren Vorfahren der Hilfsmittel beraubt, über die Sie, wie ich höre, in reichem Maße verfügen. Ich bin arm; Sie sind reich. Ich bin durch die Umstände genötigt, mir eine begüterte Frau zu suchen, während Sie sich den beneidenswerten Luxus gestatten können, aus Liebe zu heiraten. Warum, mein werter Graf Hoiningen, mußten Sie sich in meine Angelegenheiten mischen und mich meiner Chancen berauben?" „Darauf antworte ich Ihnen, daß ich nichts Derartiges getan habe. Ich habe mich lediglich darauf beschränkt, eine junge Dame vor Abenteurern zu schützen, die sie zu ihrem Opfer ausersehen hatten." „Unsere Auffassungen von der Sache gehen, wie ich zu meinem Bedauern sehe, sehr weit auseinander. Was die Bezeichnung als Abenteurer betrifft, die ich doch wohl aus mich beziehen soll, so bemerke ich, daß Sie nicht die mindeste Berechtigung haben, sich ihrer zu bedienen. Sie mögen sich in Paris erkundigen, bei wem Sie wollen, nie mand wird imstande sein, mir etwas nachzusagen, das einen Makel auf meine Ehre werfen könnte. Aber ich lege darauf und auf Ihre persönliche Meinung von meinem Charakter und meinen sonstigen Eigenschaften kein über großes Gewicht. Bleiben wir also lieber bei dem, worauf es für mich und wohl auch für Sie allein ankommt. Vor drei Monaten machte ich die Bekanntschaft einer jungen Dame, die mir in jeder Hinsicht als die Verkörperung des Ideals erscheinen mußte, das mir bei dem Gedanken an eine künftige Gemahlin vorgeschwebt hatte. Ich gelangte in das beste Einvernehmen mit ihrem Vater, und ich hatte iallen Grund zu der Annahme, daß ich auch der jungen Dame selbst zum mindesten nicht unangenehm sei. Es be durfte nach meiner Ueberzeugung nur noch einer günstigen Gelegenheit, um mich an das gewünschte Ziel zu bringen. Und als sich mir diese Gelegenheit scheinbar darbot, zögerte ich selbstverständlich keinen Augenblick, sie zu ergreifen. Daß das Glück eine launenhafte Dame ist, uno daß einem die besten Chancen gerade dann zu entwischen pflegen, wenn man sicher ist, sie in der Hand zu haben, werden Sie ja vielleicht in Ihrem Leben auch schon erfahren haben, ob- wohl Sie ja vermutlich bei Frau Fortuna von jeher in größerer Gunst gestanden haben als ich." „Möchten Sie mich mit derartigen allgemeinen Be trachtungen nicht lieber verschonen k Damit, daß ich Ihnen bis setzt eine so erstaunliche Geduld bewiesen habe, ist doch noch nicht gesagt, daß diese Geduld ganz uner schöpflich ist." „Ich bitte tausendmal um Verzeihung, wenn ich Sie «gelangweilt habe. Aber diele kleine Vorrede war muü meinem Lasurbalten vurchaus notwendig. Man mutz doch feine Beweggründe iiarlcgen, wenn man jemandem einen Vorschlag von einiger Bedeutung machen will." „Ah, Sie haben mir etwas vorzuschlagen?" „Allerdings. Etwas, das in memem Vaterland? frei lich keiner so langen Vorrede bedurft hätte. Sie sind, ohne von mir dazu herausgesoiderc zu sein, zwischen mich und die Erfüllung meiner heißesten Wünsche getreten. Sie haben sich gegen mich benommen, wie man sich nur gegen einen Todfeind benimmt. Und da Sie sowohl Soldat al» Edelmann sind, werden Sie sich, wie ich hoffe, nicht weigern, auch die Konsequenzen einer derartigen Handlungsweise zu tragen." „Verstehe ich recht? Sie wollen sich mit mir schlagen? Ich soll mich mit Ihnen auf einen Zweikampf einlassen?" „Sie haben mich ganz richtig verstanden, Herr Grafl Und zwar aus einen wirtlichen Zweikamps — nicht auf ein Scheinduell, bei dem nur pro torma der Ehre Genüge ge schieht." Kurt Dietrich lachte.— ein beinahe gutmütiges Lachen. „Sie müssen sonderbare Vorstellungen von dem Ehren kodex haben, der für einen deuifchen Offizier maßgebend ist. Ich will rücksichtsvoll genug sein, Jhnen.nicht des näheren auseinanderzusegen, weshalb ich mich mit Ihnen nicht schlagen kann. Genug, daß es eine absurde Idee — daß er einfach unmöglich ist." „Es gibt nichts Unmögliches für einen Mann, der d. n ernstlichen Willen hat, es möglich zu machen." „Aber ich habe diesen Willen selbstverständlich «ich. und es ist sinnlos, weiter darüber zu reden. Ich wü, - - die Annahme der Herausforderung verweigern, weil 0-.° Ehrenrat der Welt Sie für satisfaktionsfähig erklären wür.. Das wird Ihnen nun hoffentlich genügen." „Nein, es genügt mir durchaus nicht. Ich gesteh-, allerdings, daß ich auf diese oder eine ähnliche Antwoct vorbereitet gewesen bin. Und ich will Ihnen nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, indem ich etwa den Verdacht ausspreche, daß Sie mir die ritterliche Genugtuung aus Feigheit verweigern. Nein, ich zweifle nicht an Ihrem Mute. Und darum bin ich noch immer überzeugt, daß Sie nach einiger Ueberlegung meinem Wunsche willfahren werden." „Das ist Unsinn. Und wenn Sie meine Antwort voraussahen, so begreife ich wirklich nicht, welchen Zweck Sie mit dieser lächerlichen Herausforderung verfolgten. Vielleicht war es Ihre Absicht, dadurch meinen Zorn zu entwaffnen. Und ich will Ihnen das Vergnügen machen, zu erklären, daß Sie diese Absicht enMcht haben. Ich will glauben, daß es Ihnen Ernst war mit dem Duell. Und ich will es für einen Beweis nehmen, daß Sie noch nicht ganz ohne alle cheoalereske Gesinnung sind. Betrachten wir also unsere Rechnung als ausgeglichen. Aber ich warne Sie nachdrücklich, meinen Weg noch einmal zu kreuzen. Ein zweites Mal dürften Sie weder auf mein Mitleid rechnen, noch auf meinen Ein« für Humor. Und die Sacke dürste darum kür.Sie recht uv -maenehm ausgehen.
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