02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040407025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904040702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904040702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-07
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktion-strich (»gesvalten) 7b -H, nach den Famitleuaach« richten (6gejpalten) KO Tabellarischer und Zisfrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 25 -H. Extra-Beilage« (gefalzt), nnr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschlutz für Anzeige«: Abend-Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. Dr. B., R. L W. Kltnthardt). Nr. 176. Donnerstag den 7. April 1904. 98. Jahrgang. Var MGiigrte vom Lage. * In der Zweiten Kammer des sächsischen Landtages, welche heute über den Gesetzentwurf, be treffend die Organisation des ärztlichen Standes, beriet, kam es zu einer lebhaften Debatte über die Haltung der Regierung in dem Streite der Leip ziger Aerzte mit der Ortskrankenkasse. ' Der deutsche Kronprinz ist gestern abend 11 Uhr von Berlin nachKopenhagen abgereist. * Ueber die Grundzüge der Reform zur Ent lastung des Reichsgerichts ist soweit eine Eini gung erzielt worden, daß die Vorlage in etwa vier Wochen an den Reichstag gelangen kann. * Aus Barcelona wird amtlich gemeldet: Als der König von Spanien die Arbeitsausstellung ver lieh, platzteeineBombe. Zwei Landleute wurden verwundet. Ein Verdächtiger wurde ver haftet. Var „roaverSne Volk" von Lrcdopan-Marienberg. Auf der LandeSkouierenz der Sozialdemokratie Sachsen» hat „Genosse" Sindermann als Vertreter der sozialdemokra tischen Parteileitung in bezug auf die bekannte Kandidatur Göhre im Wahlkreise Zschopau-Marienberg auf das aller- cntschiedenste den Standpunkt verfochten, so weit dürfe man den demokratischen Bogen nicht spannen, daß mau einem Wahlreise ein souveränes Selbst- bestimmungSrecht über die Kandidatur lasse. Mit dieser Auffassung bringt sich „Genosse" Sindermann zunächst in den schroffsten Gegensatz zur Generalversammlung de» sozial demokratischen Wahtverein» in Zschopau-Marienberg, die am 2. Osterfeiertage in einer einstimmig angenommenen Resolution sich dahin entschied, daß den Wahlkreisen in der Kandidatenfragc die Souveränität unter allen Um- ständen gewahrt bleiben müsse. „Genosse" Sindermann bringt sich mit seiner Auffassung aber auch in den schroffsten Gegensatz zu dem Programm der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, wie es zu Erfurt auf dem Parteitage de» Jahres 1891 beschlossen worden ist. Allerdings enthält das Erfurter Programm der Form nach keine Bestimmungen für das Recht der Wahlkreise, souveräne Kandidaten ausiu- stellen. Indessen unter den Forderungen, welche das Pro gramm „zunächst" erhebt, finden sich die nachstehenden: „Aufhebung jeder Beschränkung politischer Rechte außer im Falle der Entmündigung; direkte Gesetzgebung durch das Boll vermittels des Borschlags- und des Berwerfungs- rechte-; Selbstbestimmung und Selbstverwaltung des Volke» in Reich, Staat, Provinz und Gemeinde; Wahl der Behörden durch das Volk ...." Angesicht» dieses Füllhorns von Rechten, welche da» offizielle Programm der sozialdemokratischen Partei über Feuilleton. ui Das Testament des Lankiers. Roman von A. M. Barbour. Nachdruck verboten. Skott lächelte amüsiert. „Meinen Sie wirklich, gnädiges Fräulein, dah sie die Truppen kommandierte, die gegen mich auftraten?" „Gewiß meine ich das; ich habe sehr genau beobachtet und die feste Ueberzeugung gewonnen, dah die Leute un- ter Führung von Frau La Grange standen und hauptsäch lich nach ihren Anweisungen aussagten." „Wenn ich nun aber erkläre, dah die mich belastenden Aussagen wenigstens teilweise auf Tatsachen beruhen. Wie dann?" „Nun, dann sage ich, dah an und für sich ganz unschul- dige Tatsachen von einem geschickten, schlauen Gegner recht gut so gedreht und dargestellt werden können, dah sie nur scheinbar der Wahrheit entsprechen und zu einer scharfen Waffe werden." „So ist es; und gerade solche falsche, auf wahren Tat sachen fußende Darstellungen sind meist am schwersten zu bekämpfen. Ohne Frage ist der Schein so gegen mich, dah ich mich im Grunde nicht wundern darf, wenn ich allen verdächtig geworden bin, und um so höher muh ich cs schätzen, daß in Ihnen der Verdacht noch nicht völlig er weckt zu sein scheint." „Vielleicht schlummert er bei mir noch in demselben Mähe, wie bei Ihnen die Fürcht. Ich habe an Ihnen noch nicht die geringste Besorgnis über den Ausgang der Zache entdecken können." „Die habe ich auch nicht, aber es ärgert mich, dah sich gerade jetzt alle Umstände gegen mich verbunden zu haben scheinen, und es widert mich an, erkennen zu müssen, wie schnell Leute nach dem Scheine urteilen und verdammen." „Gewiß; ich verstehe Ihre Gefühle vollkommen", er widerte die junge Dame, indem sic sich erhob, „trösten Sie sich aber damit, dah die meisten Menschen, wenn persön liches Interesse dabei in Betracht kommt, sich um so leicht- gläubiger zeigen, je ungeahnter und ungeheuerlicher die plötzlich zutage tretenden Enthüllungen find." kommen neue Soldaten aus Deutschland. Der Krieg spiest sich jetzt ungefähr acht Reitstunden von hier entfernt ab und noch etwas weiter. Es kommen immer wieder Nachrichten, daß Soldaten gefallen sind oder die Nachtposten heruntergeschossen wurden. Am 11. Januar ging hier da» Morden loS — denn anders kann man das nicht nennen. Die Herero überfielen erst die einzelnen Farmer, schlugen sie auf eine grausame Art tot, plünderten die Wohnung, brannten dann die Gebäude ab und trieben das Vieh fort. Die meisten der Farmer sind wohlhabende Leute gewesen, ihr Vieh zählte nach Tausenden. Nun sind ja auch noch welche mit dem Leben davongekommen, die sich noch rechtzeitig nach einer größeren Militärstation flüchten konnten, jedoch sind es nur alles arme Leute. Tie Regierung verpflegt sie ja einstweilen, und die Farmer werden ja auch Anspruch auf Schadenersatz haben, aber was sie ersetzt bekommen, ist eine Traube. Am 12. Januar wurde hier alles eingezogen, was Mann war, Greise mit 60 Jahren und Jünglinge mit 17 Jahren. Damit waren ungefähr 200 Soldaten in Windhoek, man sah .einen Civilisten mehr. Wir haben schreckliche Tage verlebt. Es ist uns ja nichts passiert, aber die ewige Angst. Die paar unausgebildeten Soldaten hätten den großen Platz doch schlecht verteidigen können. Die Herero zählten nach Tausenden und rückten von Tag zu Tag näher. Sie waren nur noch eine gute halbe Stunde von uns entfernt. G. (der Mann der Briefschreiberin. Red.) harte Wache mit dem Maschinengewehr auf dem Turm der Kaserne. Es herrschte hier eine Panik und Aufregung! Es liefen auch immerfort Nachrichten ein, daß wieder so viele Deutsche erschossen oder erschlagen wären. Meist waren denn auch immer gute Bekannte dabei, die man noch ein paar Tage zuvor gesprochen hatte. Ungefähr am 15. Januar wurde die Sache sehr kritisch. Der Feind rückte mächtig näher. Von einer Patrouille wurden fünf Soldaten und ein Leutnant erschossen. Am Nachmittag wurde Alarm geblasen und besohlen, daß alle Frauen und Ktndcr nach der Kaserne mußten. Das war eine Aufregung und ein Laufen, fürchterlich! Ich hatte zum Glück alles vorbereitet, Kleider, Wäsche, Decken, Gardinen in Kisten gepackt und in die Nüchsenmacherei gebracht; diese liegt neben der Kaserne. Der ganze Ort war ja schließlich leer, und die eigenen Kaffern konn ten die Sachen stehlen. In der Kaserne hatte ich vo» einem her kannten Feldwebel daS Zimmer und schlief in dessen Bett; noch mit Moskitonetz! Wenn G. auf seinem Wachtposten Durst be kam, klopfte er nur ans Fenster, und ich reichte ihm dann ein Glas Wein hinaus. Manchmal war cS in der Kaserne ganz fidel, sogar Sekt haben wir dort gekneipt; denn man wollte doch immer noch mal fröhlich sein. Man wußte nicht, was der nächste Tag bringt. Um G. hatte ich meine liebe Angst, aber wir sind, Gott sei Tank, alle heil geblieben. Bei Tage wagten wir Frauen uns dann nach Hause. Das Vieh mußte doch be sorgt werden, und essen wollten wir auch. Aber abends, ehe cS dunkel wurde, ging's im Trab nach der Kaserne. Seit dem 1. Februar schlafen wir wieder zu Hause. Jetzt ist ja auch mehr Militär im Lande, und die Herero haben sich von Windhoek zurückgezogen. Jetzt eben besuchte mich eine junge Frau, die im vorigen Sommer mit demselben Dampfer, mit dem ich kam, auch herauskam. Ihr Mann war hier Be amter; er wurde am 11. Januar mit seinem 15jährigen Sohne erschlagen. Die Frau ist mit dem dreijährigen Kinde am Leoen geblieben und ist jetzt wieder hoch in gesegneten Umständen. Es ist noch eine ganze Zahl junger Witwen hier, die zum Un glück auch alle guter Hoffnung sind. Wenn wir erst wissen werden, wer alles tot ist, werden es gut 200 sein. Es ist ein Skandal, daß so etwa» passieren muß. Ich kann Dir ja nicht alles so ausführlich schreiben, da müßte ich 20 große Bogen vollschreiben. Lies nur die Zeitungen, da wird schon alles genau drin stehen, eS sind ja jetzt Zeitungsbericht erstatter aus Berlin hier. Wir haben in Windhoek nichts mehr zu befürchten und loben jetzt ganz fidel. DaS Wetter ist herr lich, wir haben 40 Grad Wärme. ver nirrirch-japanirSr Krieg. An Vsrd eine« russischen Ari«g«schtfie». In den russischen Zeitungen bilden jetzt die Schilderungen von Scenen aus den Kämpfen in Ostasten eine stehende Rubrik. Der russische Soldat verrichtet darin erstaunliche Heldentaten, und die Japaner haben dann unter Zurücklassung von Toten und Verwundeten daS Weite zu suchen. Beim Lesen dieser Berichte ist also immer die ja begreifliche Hurrastimmung in Abzug zu bringen. DaS dürfte wohl auch von der folgenden Schilderung gelten, die der in Port Arthur erscheinenden rus sischen Zeitung „Nowikrai" entnommen ist: „Die berstenden Granaten warfen eine« Mann «ach dem anderen nieder, bis die Decks von Blut schlüpfrig waren. Mitte» in diesem Höllentumult stand der Kapitän vollständig nnbewrgt in seinem Beobachtungsturm und telepbonierte in aller Ruh« seine Befehle an die Geschütze. Diese merkwürdige Ruhe übte einen wunderbaren Einfluß auf all« Offiziere an» Das Schiffslazarett war bald mit verwundeten gefüllt. Bor Beendigung des Kampfes waren 89 Mann hinunter gebracht worden. Unter dem Donner der Geschütze, unter dem Zischen der die Luft durchschneideudeu Geschosse, unter de« Getöse, welches krepierende Granaten, zersplitternde- Holzwerk und die schwer arbeitenden Maschinen dervorriefeu, arbeitete» die Aerzte ruhig an den auf dem Operationstisch auSgelegte» Verwundeten. Obgleich einige der Leute entsetzliche Schmerze« litten, und obgleich nur in einem Falle schmerzbetäubend« Mittel verwendet wurden, hörte man nur wenig Stöhne». Al» die Schlacht zu Ende war, und der Feind anfing abzuziehen, brachen die Offiziere auf der Brücke in Hurrarufe au». Diese» Hurra pflanzt« sich fort und wurde selbst von den Heizern tm Maschinenraum und soqar von den Verwundeten ausgenommen. Der Kapitän signalisierte „mV Lolldamvf voran» hinter de« zuriickgehenden Japaner« her", aller da» Schiff war noch nicht wett gefahren, als das Flaggschiff signalisierte: ,Hasan znrück- kommen." Auszeichnung russisch«» Offizier«. Aus Petersburg wrrd gemeldet: Für die Abwehr der Angriffe der japanischen Torpedoboote auf die Reede vo« Port Arthur am 8. Februar und für ihre Haltuna in de» Kämpfen am 9. Februar wurden ausgezeichnet der frühere Chef des Geschwaders im Stillen Ozean Vizeadmiral Starck durch Verleihung des St. Wladimir-OrdenS II. Klasse mit Schwerter« und Kontreadmiral Fürst UchtomSki durch den St. StaniS- lauS-Orden I. Klasse mit Schwertern. Kapitän Reitzenstei« erhielt für das ausgezeichnete Kommando deS Wladiwoftocker Geschwaders den St. Wladimir-Orden III. Klaffe. politische lagerrchaa. * Leipzig 7. April. Unentgeltliche Rechtsauskunft. Tie preußische Regierung erwägt, wie jüngst ver lautete, unentgeltliche NechtsauSkunfts- stellen für Minderbemittelte einzurichten, da» „souveräne Volk" ausschüttet, handelt die General versammlung de» sozialdemokratischen WahloereinS in Zschopau-Marienberg nur logisch und bescheiden, wenn sie im Punkte der Wahlkreiskandidaturen den Wähler schaften die Souveränität unter allen Umständen wahren will. „Genosse" Sindermann aber hat durch seine Theorie von der Ueberspannung des demokratischen BozenS zu den Forderungen deS Erfurter Programms die beißendste Kritik geliefert, die sich denken läßt. Denn an politischer und praktischer Tragweite gehen die Rechte, welche daS Erfurter Programm dem „souveränen Volke" auf den Gebieten der Gesetzgebung, der Selbstbestimmung, der Selbstverwaltung und der Behördenwahl erteilt, un endlich über die Befugnis, den Kandidaten eines Wahlkreises zu ernennen. So hat der Sieg der „Zielbewußten" über Göhre im Wahlkreise Zschopau-Marienberg der sozialen Demokratie Deutschlands nicht nur den Verlust eines Reichstagsmandats, sondern auch eine Niederlage grundsätzlicher Art ein getragen. ver Humana der Herero. * Vom Kriegsschauplatz. Oberst Leutwein sendet aus Okahandja vom 6. d. M. ein Telegramm, welches be- stätiat, dah Major Glasenapp, wie beabsichtigt, am 1. April seinen Vormarsch in südöstlicher Richtung fort- gesetzt hat, während die 1. Feldkompagnie von Windhoek nach Okahandja vorgerückt ist. Die Hauptmacht der Herero soll noch bei Oganjira, etwa 30 Kilometer östlich von Okahandja stehen, so dah letzteres wieder der Mittelpunkt der Operationen werden dürfte. Leutweins Telegramm hat folgenden Wortlaut: 80 Witbois, eine Feldkompagnie sind am 2. von Windhort nach Okahandja abgcrückt. Nach Aussage von Gefangenen und Ueberläufern ist die Hauptmacht der Herero noch bei Oganjira, Abteilungen bei Okatumba und Äatjapia. Glasenapp ist am 1. April von Owilolorero nach Otjikuoko vorgerückt. Ein Trupp der Otjimbinguer Herero ist in der Nacht vom 28. zum 30. März bei Teufelsbach (gemeint ist hier wohl Teufelsbrücke, etwa 20 Km südlich von Okahandja. Red.) ostwärts über die Bahn gegangen. Von Okahandja ist eine Kompagnie mit der Eisenbahn vorgcsandt. Bastards verfolgten sic von Groß barmen aus. Rest der Otjimbinguer anscheinend in das Komas- Hochland zurückgcgangen. * Ter Vrrstärkungstransport, der heute von Ham- bürg aus mit dem Dampfer „Lucic Woermann" die Aus- reise nach Südwestasrika antreten soll, ist gestern abend von Berlin abgegangen. Zur Verabschiedung war der Kronprinz auf dem Lehrter Bahnhofe erschienen. Stärke und Zusammensetzung des Transports haben wir bereits gemeldet. * Ein Privatbrief. Von den Verhältnissen, die Mitte Februar in Windhoek herrschten, erhält man ein anschauliches Bild aus einem nach Berlin gelangten Privatbriefe einer in Windhoek ansässigen Dame, der der „Voss. Ztg." zur Verfügung gestellt ist und folgenden Wortlaut hat: Windhoek, 16. Februar 1904. Wenn Du etwa denkst, wir leiden hier sehr unter dem Kriegsgctünrmel, da bist Du aber im Irrtum. In Windhoek selbst ist alles still, nur ab und zu Während dieser Worte waren beide zum Zimmer hin aus und wieder nach dem Verhandlungssaal geschritten. Um die Lippen des so weltklug sprechenden Mädchens spielte das nämliche Lächeln, das den schwer Verdächtigten schon einmal während der Vormittagsverhandlung so wohltuend berührt hatte. Die Fäden verwirren sich. Die Fortsetzung des Verhörs begann mit der Der- nehmung der Köchin Marie Catron. Ihre Aussage war nur kurz, wurde jedoch mit amüsanter Geradheit ab- gegeben. Ueber die Vorgänge des dem Morde vorher- gegangenen Tages befragt, antwortete sie: „Ich weih nichts als das, was die andern schwatzten. Mein Platz ist in der Küche." Sie warf einen verächtlichen Blick auf das Stubenmädchen. „Ich kann nicht mühig in den Korridoren herumlungern und auf den Besenstiel gestützt an den Schlüssellöchern horchen." „Bezog sich das Geschwätz, von dem Sie sprechen, auf die letzten Ereignisse, die sich hier abspielten?" „Ja wie man's nehnien will. Meist sprach man über das Testament und dessen Inhalt." „Wie hatte denn die Dienerschaft von dem Inhalt de- Testaments Kenntnis erlangt?" „Ja, lieber Herr, das ist mehr, als ich sagen kann, ich weih eben nur, daß gewisse Leute so ihre gewisse Art haben." Weitere Fragen ergaben, dah sie in der Nacht des Mordes zwischen zwei und drei Uhr durch einen Ton er weckt worden war, der wie das Schließen einer Haustür geklungen hotte. „Ich lauschte eine Weile", fuhr sie fort, „hörte aber nichts und duselte wieder ein. Bald aber ver- nahm ich nochmals ein Geräusch. Nun war ich aber doch neugierig, stand auf und öffnete leise mein zu ebener Erde liegendes Fenster. Da sah ich den Kutscher mit offenem Maule dastehen und wie blödsinnig daS Haus anstarren. Der Mensch kam mir rein mondsüchtig vor, denn er mur melte auch vor sich hin, als ob er mit sich selber spräche. Ich wollte ihm eben zurufen, er solle sich nach Hause scheren, da ging er aber schon von selber." „Schien er Ihnen betrunken?" „Das gerade nicht, ich halte ihn aber auch, wenn er nüchtern ist, für halb verdreht und glaube, dah man ihn nicht für alles, waS er sagt oder tut, verantwortlich machen kann." „Begaben Sie sich, als Sie von dem Morde erfuhren, gleich nach dem Turmzimmer?" „Natürlich. Auf der Stelle lieh ich alles stehen und liegen und lief hin." „Trafen Sie dort schon viele?" „O ja. Wohl ziemlich das ganze Hausgesinde. Wer etwa sonst noch da war, weih ich nicht; ich habe mich in der Aufregung nicht viel umgesehen. Als ich wieder weg ging, kam Herr Whitney." Begegneten Sie auf dem Rückwege nach der Küche auch noch andern Leuten?" „Nein, ich sah aber, ohne daß sie mich sah, die Haus hälterin aus der Stube ihres Sohnes kommen und hörte, wie sie zu ihm sagte, er solle sich beeilen und schnell reiten, es handele sich um jede Minute." Wichtiger gestaltete sich die nun folgende Vernehmung des allgemein als „Onkel Moses" bekannten alten Negers. Sein schneeweißes Haar und seine schon gebeugte Gestalt gaben ihm ein ehrwürdiges Aussehen, doch war er noch rüstig. Er erzählte mit einem gewissen Pathos, doch auch nicht ohne einen gewissen Humor, der ab und zu sein altes, schlaues Gesicht durchblitzte. Als früherer Sklave bezeichnete er seinen Dienstherrn mit dem ihm von früh aus gewohnten „Massa". Wie den meisten Anwesenden, war er auch dem Coroner eine wohlbekannte Persönlich keit, und dieser wußte daher, daß man den alten braven Mann in seiner eigenen Weise reden lassen müsse. „Na, Onkel Moses, Sie sind schon ziemlich lange hier in Schöneiche — was?" „O, gutes Herr, ich daS sein schon mehr als zwanzig Jahre. Ich haben unter mir Park und Garten. Massa oft sagen, keiner das verstehen so gut als alte Moses." „Sie versahen natürlich auch vorgestern, am letzten Lebenslage Herrn Mainwarings, Ihr Amt in gewohnter Weise?" „Ich ganzen Tag nicht gekommen aus Anlagen, guter Herr. Ich Haufen ville Arbeit, alles zu machen wunder voll für Geburtstag von Massa." „Haben Sie einen der Fremden gesehen, die an dem Tage das Haus betraten?" „Ja, gutes Herr, ich sehen zwei; ich nicht wissen viel, aber eS mir scheinen sehr verdachtvoll. Also, lieber Herr, ich sein vormittag fleißig un arbeiten; die englisch Gentlemen spazieren in Park; kommen Sekretär sie holen nach Haus Eben alle drei um Hausecke verschwunden, kommen die Baumarlee rauf ein Wagen. Er halten an Haus und aussteigen ein Mann, der erst sich umsehen mit viele Scheu, ehe schnell springen in Haus. Mann mir nicht gefallen. Denk'S ich, ich ihm Worten aufpassen, wenn der aus die Haus zurückkommen; aber ich haben zu Ville Arbeit wegen die Geburtstag, un müssen gehen nach Werkzeugschuppen und inzwischen Wagen mit Mann sein fort." „Haben Sie den Mann genau genug gesehen, um ihn beschreiben zu können?" „Nein, gutes Herr, ich ihn nix können beschreiben, aber ich ihn doch wiedererkcnnen, als er sein gewesen noch einmal da am Abend mit andern Mann, den ich sehen nachmittag, als Massa sein ausgefahren nist englisch Herrn und Damen. Da ich gehen Rosen aufbinden vor die Portal und sinnen dort ein Wagen. Denk's ich. Fremder von vormittag wieder da und ich ihm nun können ganz nahe sehen, wenn er wieder fortfahren. End lich kommen ein Mann aus Haustür, aber nicht der vom Morgen. Er sein groh und stattlich, haben aber auf der Nase dunkle Brille. Er schreiten zum Wagen, nehmen heraus einen langen Rock und sagen zu Kutscher, soll fahren in der Stadt. Herr legen Rock über Arm und geben zu Fuh. Mir sein daS sehr wunderlich; dunkle Brille mir verdachtvoll; kann sein schwache Augen, kann aber sein, sie nicht wollen sehen lassen. Ich aufpassen, wohin er gehen. Er nehmen zuerst Weg auf Stadt, dann wieder zurück in Seitenstraße, un bald verschwinnen. Am Abend, als ich sein fertig mit ville, Ville Arbeit, ich gehen ans Wohnung zu, da plötzlich ich sehen zwei Männer an Scitsnhaustür stehen." „Um wieviel Uhr ungefähr war daS?" unterbrach der Coroner schnell. Ter alte Herr schnitt eine Grimasse und kraute sich Hinterm Ohr. „Ja, gutes Herr, die Uhr ich nicht wissen, ich wissen nur, daß Sonne schon längst unter." „Waren das nun die Männer, die Cie am Tage schon gesehen hatten?" „Ja, gutes Herr. Ich mich verstecke hinter dicke Strauch; sie leise sprechen miteinander; dann einer gehen inS Haus. Im Hellen Flurlicht ich deutlich erkennen
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