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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-15
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040415023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904041502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904041502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-15
- Monat1904-04
- Jahr1904
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dieser diene reaktionär-agrarischen Bestrebungen, und es sei bedauerlich, daß die Regierung sich eines solchen Parteiblattes als Amtsblatt bediene und so die Leser, die das amtliche Organ halten mühten, nötige, zugleich ein ihnen unwillkommenes Parteiblatt zu beziehen. * DortvMuH, 14. April, lieber die Beseitigung der Schäden, die durch den Berkaus und die Stilleguna der Zeche Bicke- seid möglicherweise entstehen könnten, fand gestern auf dem Land- ratöamt eine Besprechung zwischen Vertretern des Bergbaulichen Vereins, des KohIensyndtkatS, der um Dortmund brlegenen Zechen und den beteiligten Landräten und Gemeindevorstehern statt. ES wurde sestgestellt, daß für de» Fall einer Stillegung der Zeche Bickeseld, welche sich jedenfalls nur allmählich vollziehen wird, den Bergleute» auf benachbarten Zechen hinreichend« Arbeitsgelegenheit geboten werden wird. Hierbei soll dafür gesorgt werden, daß den Bergleuten ein Wohnungswechsel erspart bleibt. Ueber weitere Matz regeln werdeu die Verhandlungen fortgesetzt. Vereinbart wurde noch, eine öffentliche Darstellung der ganzen Angelegenheit zu geben. * Darmstadt, 14. April. Der Geschäftsführer der national- liberale» ReichStagsfrattion, Herr Abg. Graf Oriola, hat sein hessisches Landragsmandat niedergelegt, da er mit parla- mentarischen Arbeiten überbürdet ist. * München, 14. April. Die Frage der außer ordentlichen Zulagen, für bayerische Beamte und Bedienstete dürfte dahin geregelt werden, ' daß Beamte mit einem Gehalt von mehr als 5000 ohne Berücksichtigung bleiben. Durch die hierdurch er- zielten Ersparungen wäre es möglich, auch die Ledigen rn den Genuh der Wohnungsgeldzuschllsse zu setzen. Jin Finanzministerium ist ein besonderes Expos« darüber ausgearbeitet worden. stkrurrircher Lanütag. Abgeordnetenhaus D Berlin, 14. April (T e l.) In der Abendsitzung wurde die Kunstdebatte fortgesetzt. Mg. Moltke (kons.) wünscht, daß die Nationalgalerie frem den Kunstwerken zugänglicher gemacht 'werde, während Abg. Metger (natl.) für die Ausgestaltung der Nationalgalerie als Heimatgalerie emtritt. Mg. v. Kardoff erklärt gegen über dem Abg. Renol'dt, Berlin habe nur zwei große Kunst werke, den großen Kurfürsten und das Brandenburger Tor; er freue sich, in Nenoldt wenigstens einen zu finden, der mit der Siegesallee zufrieden sei. (Stürmische Heiterkeit.) In Preu ßen habe die Krone einen zu großen Einfluß auf den Ankauf von Bildern. Damit wird die allgemeine Besprechung ge schlossen. Bei den Ausgaben für die Akademie in Posen kriti siert Mg. Dziembowski-Pomian die Satzungen dieser Akademie. Ministerialdirektor Althoff bestreitet, daß die Akademie einen politischen Charakter habe, wohl aber habe sie nationalen Charakter. Sie sei gegründet, um den Polen, die eS sehr nötig haben (Heiterkeit), Zutritt zum deutschen Geistes leben zu eröffnen. Bei dem Dispositionsfonds zur Unter stützung für Kunst- und wissenschaftliche Zwecke erklärt Althoff auf Anfrage Irmers (kons.) es für unrichtig, bah er (Althoff) den Freiherr» v. Hertling beauftragt habe, Demfle vor einer Quellenausgabe über Luther zu warnen. Darauf wird die Weiterberatuna des KultuSetats auf Freitag vertagt. Schluß 11 Uhr. Hurlsnck. Oesterreich - Ungar«. * Tschechen und Magyaren in Wien. Ueber die tschechische Forderung und Errichtung tschechischer Volks schulen in allen Wiener Stadtbezirken wird dieser Tage daS Reichsgericht endgültig entscheiden. Der nieder österreichische Landesschulrat hat die Forderung der Tschechen seinerzeit abgewieson, das Kultusministerium hat sie an das Reichsgericht verwiesen. Bei der grohen grundsätzlichen Bedeutung der Sache muh man auf die am 25. April zu erwartende Entscheidung des Reichsgerichts gespannt sein. Inzwischen haben sich — so unglaublich es klingt — die Magyaren in Wien die tschechische Forderung auch schon angeeignet. Sie wollen dort eine magyarische Schule von Staatswegen. Der „Mag. Szo" erzählte sogar, daßGrafKhuen-Hedervary.der neue Minister „um die Person des Königs", sich für diese Forderung der Magyaren ins Zeug legen werde. Das allerdings ist wohl nur eine kühne Fabel, die aber immerhin zeigt, was die Feinde der Deutschen im deutschen Wien nicht alles für noch möglich halten. Spanien. * Aus Barcelona. Tie infolge des Anschlages aus den Ministerpräsidenten Maura verhafteten Personen sind, mit Ausnahme einer, gestern wieder in Freiheit gesetzt worden. Der Zustand Mauras ist zufrieden stellend. Rußland. * Ein kaiserlicher Ukas befiehlt, nachdem die vom Minister des kaiserlichen Hofes gemachten Vorschläge zur Einschränkung des Budgets des Hof- ress orts vom Kaiser genehmigt sind, dah die hier durch erzielten ErsparnissevoneinerMillion als freie Hülfsguellen der Staatsrentei überwiesen werden sollen, wobei die Kredite der Rentei für das Hof- ressort in dem gleichen Betrage eingeschränkt werden. Nordamerika. * Flottenunfälle. Die Flotte der Vereinigten Staaten hat im Laufe der letzten anderthalb Jahre auffallend viele Unglücksfälle nnd die Bloßlegung einer ziemlich langen Reihe von Schwächen erleben müssen. So sind während dieser Zeit vier große Schiffe durch Auflaufen beschädigt worden: die „Brookly n" im September 1902, die „Massachusetts" und die „Olympia" im August 1903, alle drei während der Manöver an der neu- englischen Küste, und jetzt vor kurzem die „Kol um- b i a" an der dominikanischen Küste. Bei der Flotten schau vor Oyster Bay stießen im August 1903 die Tor- vedojäger „Barr y" und „Decatu r" zusammen, und vor vier Wochen die Schlachtschiffe „Missouri" und „Illinois" an der Südküste von Kuba. Bei dem letzten Unfall erlitt die „Illinois" eine schwere Havarie, die sie monatelang im Trockendock halten wird. Der Steuerapparat der „Missouri", die erst im letzten Herbst in Dienst gestellt worden war, hatte versagt, der Kapi tän aber, Cowles, der das Glück hat, Präsident Roosevelts Schwager zu sein, unterließ eS, dem nächsten Schiff, der „Illinois", durch Signale die Tat sache mitzuteilen, so daß der Kapitän der „Illinois" nicht wußte, wie er ausweichen solle. Trotz dieser strafbaren Unterlassung hat die Untersuchungskommission, sowie Admiral Dewey und der Generaladvokat der Marine nicht einmal Grund zu einem Tadel, geschweige für ein Kriegsgericht gefunden. Andere Unfälle, die grober Nachlässigkeit oder mangelnder Mannszucht zu zuschreiben sind, waren die Explosion eines 20-Centi- meter - Geschützes auf der „Massachusetts", im Januar 1903 und derBrano a u f d e r „O l y m p i a" nn September 1903. Der neueste Unfall hat, wie schon kurz gemeldet, den oben erwähnten „M issouri" be troffen. Während einer Schießübung in der Nähe von Florida erfolgte in einem Panzerturme eine Ex plosion. 26 Mann fanden dabei ihren Lod. Mittelamerita. * Die neue Panama-Republik. Nach längerem Zögern Hot sich die argentinische Regierung zur Anerkennung der neuen Panama-Republik verstanden, welchem Beispiel Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay folgten. Abzuwarten bleibt, ob dieser Schritt Veranlassung zu einer erneuten Erörterung der Frage im Kongreß geben wird; seinerzeit wurde im argentinischen Staate lebhaft dagegen pro testiert, bei welcher Gelegenheit sehr scharfe Angriffe auf das Vorgehen bezw. Verhalten der Vereinigten Staaten von Nordamerika fielen, die, beiläufig bemerkt, bei weitem nicht so beliebt sind in den s ü d a m e r i k a Ni schen Staaten als die Herren IankeeS glauben machen möchten. Südamerika. * Uruguay. Wie aus Montevideo gemeldet wird, fährt die dortige Negierung mit den Barzahlungen stir Kriegslieferungen fort. Mit der Zahlung der im März fälligen Beträge ist begonnen worden. Der Dienst der öffentlichen Schuld funktioniert regelmäßig. Die Arbeiten im Hafen und zur Besserung der sanitären Ver hältnisse in der Stadt schreiten ununterbrochen fort. H«r 5achres. * Dresden, 15. April. AuS Anlaß desDeutschen Flottenvereins - Tages, der heute in Dresden zusammentritt, findet morgen nachmittag 5 Uhr im Resi- oenzschloß königliche Tafel statt, zu der hervor- ragende Vertreter des Flottenvereins vom König ein geladen worden sind. Heute mittag 12 Uhr 15 Min. wurde eine Deputation vom Direktorium des Deutschen Flottenvereins vom Kronprinzen in Audienz empfangen. * Dresden, 14. April. Dem zweiten geistlichen Rate beim katholisch-geistlichen Konsistorium Hoskaplan Joseph Plewkaist die Stelle des ersten Rates und dem Pfarrer in Dresden-Neustadt Konsistorialassessor Heinrich Salm die Stelle des zweiten geistlichen Rates bei genannter Be hörde übertragen worden. — Der Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Plauen Wilhelm Raimund Degner ist zum Landrichter bei dem Landgerichte Plauen und der Landrichter bei dem Landgerichte Zwickau Karl Heinrich Theodor Kipp zum Amtsrichter bei dem Amtsgerichte Plauen ernannt worden. 2. Dresden, 15. April. Die Dresdener Han delskammer hielt heute mittag eine öffentliche Sitzung ab. Von den Eingängen, die in letzter Zeit bei der Kammer erörtert wurden, sind folgende auch für weitere Kreise von Interesse: Nachdem die von den sächsischen Handelskammertagen einstimmig beschlossenen Anträge an das Ministermm, betreffs des Rechtes auf eine angemessene ständige Vertretung von In- dustrie und Handel in derErstenStände- kammer durch ähnliche von fast allen Mitgliedern der Zweiten Ständekammer unterzeichnete Anträge sehr ge fördert worden sind, empfiehlt der 5. Ausschuß die Ansicht der Handelskammer hierüber nunmehr dahin näher zu erläutern, daß ebenso, wie bei der Vertretung der Land wirtschaft, der größere Teil jener gewünschten Vertreter von Industrie und Handel durch die Handels. Kammern, aber nicht aufLebenszeit, ge- wählt und der kleinere Teil von dem Könige er nannt werden möge. — Wie auf Grund einer Beschwerde festgestellt wurde, wird das bisherige Fernsprech amt II inDresden-Neustadt aml. April 1905 ausgehoben und mit dem Hauptfernsprechamte in Dresden-Altstadt vereinigt werden. Hierbei werden die jetzt an das Fernsprechamt II angeschlossenen Teilnehmer sämtlich neue Anschlußnummern erhalten. Durch die Vereinigung beider Aemter soll der Fernsprechverkehr wesentlich verbessert werden. — Auf Ersuchen des Mini steriums gab der 5. Ausschuß ein Gutachten ab, daß in Dresden kein Bedürfnis für die Einrichtung von Groß- Handels auktionen fürLebensmittcl vor- liege, und daß es sich daher nicht empfehle, dem Anträge eines Berliner Verkaufsvcr Mittlers statt zugeben, nach dem auf derartige Veranstaltungen die Be stimmungen der sächsischen Verordnung vom 8. Juni 1903 über den Geschäftsbetrieb der Versteigerer keine Anwen dung finden sollen. <tr. Freiberg, 14. April. Für den Umbau des Ge bäudes der hiesigen Bergakademie hat die Finanz deputation der Zweiten Kammer 335 000 bewilligt. Der Stadt sollen bei der Bauausführung keinerlei Kosten erwachsen. Freiberg, 14. April. Zu einer hier anbcraumten Versammlung der Lederarbeiter waren nur vier Freiberger erschienen. * Nossen, 14. April. Im Saale des Gasthauses „Stadt Dresden" sind einige Tage lang die freiwilligen Gaben, die als Lotteriegewinne zum besten des Bismarckvenkmal-Fonds gestiftet wurden, ausgestellt. — Sämtliche Gebäude der ehe maligen Grube „Gesegneter Bergmann" bei Obergruna sind kürzlich durch Kauf in den Besitz des Tuchfabrikanten Schmidt in Augsburg übergegangen. Dadurch eröffnet sich für die jenigen Arbeiter, dre durch den Rückgang des Bergbaues in hiesiger Gegend brotlos geworden sind, dre tröstliche Aussicht, wieder ausreichenden Verdienst zu gewinnen. —* Dippoldiswalde, 14. April. Die hier neu er richtete Stzlcktct wurde am Dienstag nachmittag mit 26 Schülern upd. Schülerinnen feierlich eröffnet. o Aus der Sächsischen Schweiz, 14. April. Zu den Besuchern unserer Bergwelt stellt seit langen Jahren die R e i ch s h a u p t st a d t stets eftr besonders zahlreiches Kontingent. Anmeldungen von dort liegen nun bereits auch schon für das Pfingstfest vor, indem in Hintec- si e r m s d o r f, dem Hauptorte der sogenannten Hinteren oder wilden Sächsischen Schweiz, etwa 150 Berliner Turner sich angesagt haben. * Chemnitz, 14. April. Hier ist eine weitere katho lische Schule errichtet und Oberlehrer Richter hier als Direktor derselben durch den Bezirksschul inspektor Schulrat vr. Böhme feierlich eingewiesen worden. — Bei dem hiesigen Realgymnasium sind 144 Schüler neu ausgenommen und fünf neucMit- glieder des Lehrerkollegiums eingewiesen worden. —* Burgstädt, 14. April. Durch Funken aus einer vorüberfahrenden Lokomotive entstand am Dienstag nachmittag in Markersdorf ein größerer Waldbrand, der durch Bahn- und Straßenbeamte und die Großersche Fabrikfeuerwehr gelöscht wurde. —* Hainichen, 14. April. Drei Jubiläen innerhalb weniger Tage konnte Lehrer Sonntag im benachbarten Cunnersdorf begehen, nämlich am 3. d. M. das 25jährige Ehejubiläum und am 5. d. M. das 25jährige Amts- und Ortsjubiläum. * Werdau, 14. April. Noch 17jährigem Krankenlager starb im hiesigen Krankenhause der Bergmann Kupfer auS Planitz, der seinerzeit durch einen Sprengschuß das eine Auge einbüßte und am anderen schwer verletzt wurde. ' Plauen, 15. April. Der „Vogtl. Anz." meldet aus Münchenbernsdorf: Heute früh ^41 Uhr ist die Lederfabrik von Zimmer total nieder gebrannt. Der Schaden ist sehr groß, da die Waren- und Rohproduktcnvorräte in Flammen aufgegangen sind. ÜI Fährbrücke, 14. April. Der Großindustrielle Richard Albin Knorr hier ist gestern abend im Alter von 50 Jahren verstorben. Hur Zschsenr Umgebung. AuS Thüringen, l4. April. Um die Stelle eines Stadt baumeisters in Gotha haben sich 118 Bewerber gemeldet. Die Stelle hat ein Anfangsgehalt von 4500 — Der Mitteldeutsche Automobilklub veranstaltet am 1. Mai in Eisenach einen Automobil-Blumenkorso. — In Schwanditz starb der Oberst a. D. und Rittergutsbesitzer Moritz v. Brandenstein, der beinahe zwei Jahrzehnte dem 1. Bataillon des 7. Thür. Jnf.-RegtS. Nr. 96 angehörte, das früher in Altenburg stand. Kalau, 15. April. (Drahtmeldung.) Nach dem Passieren des Morgenschnellzuges Berlin-Breslau wurde gestern, wie die „Franks. Oderztg." meldet, auf dem hie- sigen Bahnhofe dreLeiche einer etwa 20 bis 30 Jahre alten Dame aufgekunden. Die Tote ist anscheinend eine Modistin aus Berlin; sie ist vermutlich aus dem Zuge herausgestürzt. Da ein Verbrechen nicht ausge schlossen erscheint, ist der Staatsanwaltschaft Anzeig? er stattet worden. Uur aller Mit. — Der Selbstmord eines Ehepaares in Berlin. Das „Bert. Tagebl." meldet: Die Großstadt hat schon wieder zwei Opfer gefordert. Dec Grünkramhändler Paul Pirling und dessen 38jährige Ehefrau haben sich a u s Nahrungssorgen in der Nacht zum Donnerstag in ihrer Wohnung durch Leuchtgas vergiftet. Beide waren tot, als sie Donnerstag früh gegen 9 Uhr aufgefunüen wurden. Die Leichen sind bereits polizeilich zur Beerdigung freigegcben, weil der Tatbestand des ge meinsamen Selbstmordes erwiesen ist und weil Ver wandte der Verstorbenen sich bereit erklärt haben, für die Kosten der Bestattung aufkommen zu wollen. Ueber den tragischen Vorgang erfahren wir folgende Einzelheiten: Das Pirlingsche Geschäft war in den letzten Jahren sehr zurückgegangen. Während der Mann früher ein ge nügendes Auskommen hatte, stellten sich init der Zeit Nahrungssorgcn ein. Er selbst soll zu dem Verfall seines Geschäfts insofern beigetragen haben, als er, um seine Sorgen zu vergessen, von Zeit zu Zeit mehr trank, als ihm zuträglich war. Schon vor sechs Monaten machte er einen Versuch, sich mit Leuchtgas zu vergiften. Damals borgte er sich von dem neben ihm wohnenden Schuh macher M. einen Schraubenzieher und drehte in Ab wesenheit seiner Frau die Verschlußschraube der Gas leitung an der Zimmerdecke ab. Glücklicherweise kam da mals seine Frau bald zurück, noch bevor das im Zimmer angesammelte Gas dem Manne ernstlichen Schaden zugefügt hatte. Später legte sich Pirling einen scchsläufigen Revolver zu, den er stets ge laden bei sich führte. Nach und nach mag er seine Frau zu bewegen gewußt haben, gemein sam mit ihm in den Tod zu gehen. Darauf weisen verschiedene Andeutungen hin, die Frau Pirling vor einigen Tagen zu Nachbarinnen machte. Sie gab an, daß sie mit ihrem Manne eine weite Reise vorhabe und sich demnächst verabschieden werde. Aehnliche Anspie, lungen machte Pirling zu verschiedenen Bekannten. Gestern abend wohnte er noch einer gemütlichen Zu sammenkunft in einem Rauchklub bei, dem er als Mit- glied angcbörte. Er war bei dieser Gelegenheit sehr auf geräumt. Gegen Mitternacht nahm er m aller Form Ab- schied von den Klnbmitgliedern, die selbstverständlich hierin nur einen harmlosen Scherz erblickten. Als das Pirlingsche Geschäft Donnerstag früh gegen 9 Uhr noch nicht geöffnet war, und sich auch im Hause starker Gas geruch bemerkbar machte, schöpfte man Verdacht. Die nach der Straße führende Kellertür wurde gewaltsam ge- öffnet. Der Kellerraum wie auch die angrenzende Wohn stube waren vollständig mit Gas angefiillt. Nachdem durch Einschlagen der Fenster an der Hofseite dem Gas Abzug verschafft war, fand man beim Nachsuchen die beiden Eheleute tot vor. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Es stellte sich heraus, daß wiederum die Gas- schraube an der Zimmerdecke entfernt und dadurch der Selbstmord herbeigeführt war. Auf dem Tische lagen zwei von Pirling geschriebene Zettel. Auf dem einen teilte er mit, daß lediglich Nahrungssorgen ihn mit seiner Fran in den Tod getrieben hätten; auf dem anderen war der Wunsch ausgedrückt, man mö^e ihn und seine Frau von der Wohnung aus beerdigen, die ent stehenden Kosten trage sein Rauchklub. -- Die Beisetzung des Direktors Kammsctzer in Dresden fand am Donnerstag vormittag auf dem dortigen Trinitatis friedhöfe statt. An der Gruft des Dahingeschledenen hatten sich zahlreiche Persönlichkeiten aus literarischen und Künstler kreisen, die dem ehemaligen Leiter des Dresdner Zentral theaters im Leben nahe gestanden hatten, eingefunden. Die trostlose Gattin des Toten wurde von ihrer Schwester, der Hofschauspielerin Charlotte Baste, geführt. Nach einer kurzen Andacht verließ die Trauergemeinde tieferschüttert das Grab des so traurig geendeten Mannes. — Ein Bootsunfall. Bei einer Uebungsfahrt des Wasser- fahrklubS in Basel zerschellte ein Boot mit fünf Insassen an einem Brückenpfeiler; drei sind ertrunken. ---- Militärisches. Die Strafkammer zu Breslau ver urteilte den Redakteur der sozialdemokratischen „Volksmacht" Mehrlein wegen Beleidigung sämtlicher deutschen Unteroffiziere zu 1000 Geldstrafe. — DaS Kriegs gericht zu Thorn verurteilte den Ulanenunteroffizier Till wegen Soldatenmißhandlungen zu 7 Monaten Ge fängnis und Degradation. Sstler «na Karotte. -Z- Bad Homburg. Anläßlich des Gordon-Bennett« R e n n e n S hat die Hamburger Kurdirektion einProgra m m entworfen, welches eine Reihe täglicher größerer Veranstal tungen für die Zeit vom 12. bis 23. Juni vorsieht. Hervor gehoben seien eine „Italienische Nacht am 12., .Konzert mit „großem" Orchester (80 Musiker) am 18., Thcaier-Vor- stellimgen am 14. und 17., Garten- bezw. Sarsonfeile mit Be leuchtung des Kurparks und HardtivaldeS am 16., 18. und 20. ustv. TaS offizielle Diner im KurhauS findet am 18., ein Bazar am IS., der Subskriptionsball am 21. Juni statt. Das vollständige Programm wird auf Verlangen von der Kurver waltung gratis versandt. Letzte Depeschen und Zernsprechrnel'dungen. ' Dresden, 15. April. Der König empfing heute mittag dasPräsidium des zur Zeit hier tagenden Deutschen Flottenvereins in Audienz. 2. Dresden, 15. April. (Eigene Meldung.) Die Handelskammer Dresden nahm rn ihrer heutigen öffentlichen Sitzung folgenden Antrag an: „Nach der fast allseitig ablehnenden Haltung der Mit- glieder der Zweiten Ständekammer bei der allgemeinen Vorberatung erscheint erfreulicherweise die Erwartung sehr berechtigt, daß die im sächsischen Gemeindesteuer gesetzentwürfe für alle Gemeinden zwangsweise vor gesehenen Gemeinde-Gewerbesteuern, gegen welche die Handelskammer Dresden in einem Gutachten vom 5. März 1904 vorstellig geworden ist, nicht Gesetz wird. — Die Handelskammer erklärt sich aber auch dagegen, daß die Gemeinden etwa durch die Verwaltungsbehörden zur Einführung einer solchen oder ähnlichen Gewerbesteuer gedrängt werden. Soweit Gemeinden trotzdem Gewerbe steuern künftig einführen, wünscht die Handelskammer, daß bei ihrer Aufstellung und bei der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden diejenigen Einwendungen Beachtung finden, die das Gutachten der Kammer vom 5. März im einzelnen gegen die im Gesetzentwürfe vor gesehene Gewerbesteuer erhoben hat." 6. H. Berlin, 15. April. (Eigene Meldung.) Tie weitverbreitete Nachricht, daß dem neuen Präsidenten des Evangelischen Oberkirchenrates das Recht des Iminediatvortrages beim Kaiser ent zogen fei, ist falsch. In den Befugnissen deS Präsidenten ist nichts geändert worden. * Berlin, 15. April. Ter Gouverneur des Jnva- lidenhauses, General der Infanterie v. Grohinann, ist heute gestorben. Euskirchen, 15. April. In Weilerstwist wurde gestern nachmittag zwischen 5 und 6 Uhr die 74jährige alleinstehende Gastwirtin Gottlob er mordet und beraubt. Die mutmaßlichen Mörder sind zwei fremde junge Leute, die sich ver dächtigerweise bemerkbar machten. Dio Mörder haben das Opfer durch einen in den Mund gesteckten Knebel erstickt. Die Leiche wurde in den Keller gebracht, wo sie gleich nach 6 Uhr von den Nachbarn gefunden wurde. Die Polizei ist den Tätern auf der Spur. * Görlitz, 15. April. Der Kaufmann Richard Lindau, Inhaber der Lederhandlung Lindau L Co., über dessen Vermögen der Konkurs eröffnet werden sollte, hat sich gestern erschossen. * München, 15. April. Die Abgeordneten kammer beriet bei Beginn der heutigen Sitzung einen Antrag des Abgeordneten Lutz (freis. Vereinigung) auf schärfere Heranziehung und Bestrafung von Defraudanten an der Kapitalrentensteuer. Im Laufe der Debatte gab Finanzminister Freiherr von Riedel die Erklärung ab, daß die Regierung beab sichtige, dem nächsten Landtage eine weitere harmonische Ausgestaltung unserer Steuergesetze vorzuschlagen. Wir stehen vor einer Neuanlage der direkten Steuern, die nur von wenigen Rentenämtern noch nicht abgeschlossen sind. Wir werden nach Abschluß dieser Arbeiten gegen Defrau dationen energische Maßregeln ergreifen. Die Diskussion dauert fort. * Syrakus, 15. April. Der Kaiser hörte heute vormittag den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts Grafen v. Hülsen-Häseler. I«:. Petersburg, 15. April. Der „Russischen Tele- graphen-Agentnr' wird aus Port Arthur über den vorgestern stattgefundenen Seekampf folgendes ge- meldet: Um 6 Uhr morgens fand ein Kampf zwischen 7 Torpedobooten und japanischen Schiffen statt, der bis 7 Uhr morgens dauerte. Die „Berstratschny" wurde von 3 Torpedobooten umringt und ging unter. Vorher war der Kreuzer „Pajan" zu ihrer Hülfe herausgekommen. Die feindlichen Torpedoboote zogen sich auf die Vorhut ihres Geschwaders zurück. Um 8 Uhr ungefähr ver ließen die Linienschiffe „Opopjeda" und „Peresojit", dec Kreuzer „Pajan", fünf Torpedoboote und der Linienkreuzcr „Gaidamck" die Reede und nahmen Kurs auf das feindliche Geschwader. Dieses zog sich auf das Gros zurück, das bald in einer Stärke von 16 Schiffen in Sicht kam. Darauf ging unser Geschwader auf die Reede zurück und nahm Schlachtstellung ein. Um 9 Uhr 30 Min. erfolgte die Explosion, wodurch die „Petrvpaw- lowsk" innerhalb 2 Minuten versank. Ueber die Anzahl der Geretteten schweben die Angaben zwischen 50 und 90. Die „Opopjeda" wurde im Mittelteil beschädigt, worauf sie im innern Hafen vor Anker ging. Irr. Sepastopol, 15. April. Der zum Komman dierenden des Geschwaders im Stillen Ozean ernannte Vizeadmiral Skrydlow reist morgen nach Petersburg ab. * Konstantinopel, 15. April. (Wiener Korr.-Bur.) General de Giorgis reist morgen nach Saloniki ab. Er wurde vom Sultan nicht in Audienz empfangen. Der Sultan ließ ihm seine Befriedi- gung ausdrücken, beste Erfolge und gute Reise wünschen. — Die BotfchafterderEntentemächte dräng ten heute bei der Pforte auf Erfüllung der finanziellen Forderungen für die Reorganisation der makedonischen Gendarmerie. Spielplan der ^eipziqer Stadttheater. Neue» Theater. Sonnabend, den 16. April (103. Abonn.-Borstellung, 3. Serie, weiß): ltzaftspiel der Konigl. Kammersängerin Frau Erica Wedekind, vom Kist. Hos-Tyrater in Dresden. Dl? ir<^lin<-nt!,. Oper in 2 Atten. — Musik von Donizetti. Opern-Preise. Anfang 7 Uhr. Alte» Theater. Sonnabend, den 16. April: V1» II»I «II» klrel» In Schauspiel mit Gesang, Tanz, Evolutionen in 5 Akten (15 Bildern) von A. d'Ennrry und I. Berne. Anfang '/^ Uhr. Spielvlan des Leipüqer SchauspiellianseS. Sonnabend, den 16. April, abends 7", Uhr: Letztes Gastspiel b>Ux öebueialiosc'r. AnN^ri. BolkSstück mit Gesang in 5 Aufzügen von Karl Morre. Leitung: Adolf Schiebt. Verantwortliche Redalteure: Für deutsche Politik Or. Friedrich Purlitz, für auswärtige Politik Emil Huhle, für sächsische Angelegenheiten Rudolf SzallieS, für Feuilleton Paul Zschorlich, für den musikalischen Teil Heinrich Zöllner, für Sport FnliuS Haarfeld. Verantwortlich für den Inseratenteil Emil Abigt. Sämtlich in Leipzig. Hierzu eine Beilage.
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