Delete Search...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040507011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904050701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904050701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-07
- Monat1904-05
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Staatsanwaltschaft gegen L. Anklage wegen Bcamtenbeleidiaung erhoben hatte. Der Gerichtshof hielt aber in diesem Falle nur groben Unfug für gegeben und ahndete denselben mit einer Woche Haft, die als durch die erlittene Unter suchungshaft verbüßt erachtet wurde. Wegen Hausfriedens bruchs und Widerstands gegen die Ktaatsgelvalt erhielt M. drei Monate Gefängnis zudiktiert, während die Be teiligung F.s am Exzeß mit der gleichen Strafe, die W s mit zwei Monaten einer Woche Gefängnis geahndet wurde. Auf diese Strafen kam je ein Monat der erlittenen Untersuchungshaft in Anrechnung. Lech» Strafen we»en Betrüge* weist bereits das Straf register deS Kaufmanns Karl Gustav N. aus Leipzig aus, bessernd haben dieselben aber nicht auf ihn einzuwirken ver mocht. N. hat sich die Ausbeutung der Mildtätigkeit seiner Mitmenschen, insbesondere der Geistlichen, zur Spezialität gemacht, und er weiß seine Leidensgeschichte, in welcher wenig Wahres mit viel Falschem gemischt ist, so rührend und ein drucksvoll vorzutragen, daß er in den meisten Fällen auch seinen Zweck erreicht und eine das gewöhnliche Maß deS Al mosens übersteigende Summe erhält. UlS N. am 21. August aus dem hiesigen Städtischen Krankenhause entlassen ivurde, suchte er den Pfarrer <ll. auf und schwindelte diesem zu einer Reise nach Dresden 3 ab/ Bereits am nächsten Tage log N. dem Pfarrer K. vor, er wolle in Thüringen bei Verwandten Geld holen, da er seine ganze Provision verloren habe und sein Prinzipal verreist sei. Der Geistliche glaubte ihm und gab 5 zur Reise. Die gleiche Summe erhielt N. auch am 4. Oktober vom Pastor I., dem er erzählt hatte, er käme aus Amerika: was er dort verdient habe, fei ihm durch seinen Be gleiter, einen Schneidermeister, abgenommen worden. Er wolle nun seine in Thüringen wohnende Schwester, die ihn unterstützen werde, aufsuchen, habe aber kein Reisegeld. Einer als wohltätig bekannten Dame, Frau G., versicherte N., er wolle nun ein anderer Mensch werden und nach Berlin gehen, wo er Stellung finden würde. Frau G. gab ihm daher auch zur Reise einen Zuschuß von 2 ,L. Wenn der Gerichtshof auch diesmal noch trotz der zahlreichen Vorstrafen N.s Milde ivalten ließ und N. mit der Zuchthausstrafe verschonte, so mußte die Gesamtstrafe doch auf zehn Monate Gefängnis festgesetzt werden: zwei Wochen gelten als durch die erlittene Untersuchungshaft verbüßt. Die bürgerlichen Ehrenrechte wur den N. auf drei Jahre aberkannt. --- I» Pommernbank-Proretz in Berlin brachte der Bor- sitzende am Donnerstag die allgemeine Befragung der Angeklagten zu Ende. Bei der Besprechung über die Gestaltung der Beweis aufnahme hob der Vorsitzende hervor, daß nach seiner Ueber- zeugung sicher der größte Teil der Tatsachen ohne Beweisaufnahme «ich aufklären laße, zumal, wie er nochmals wiederhole, der Gerichtshof auf das, waS zur Beleuchtung vorgetragen werde, wenig Gewicht lege und sich mehr auf die Feststellung der zum Tatbestände erforderlichen Gegenstände beschränken müße und wolle. Dagegen bitte er zugleich die Anführungen der Nachtrags anklage allseitig mit in den Kreis der Erörterungen zu ziehen. Die Königl. Staatsanwaltschaft hat überhaupt eine Anklage wegen Untreue gegen die Angeklagten erhoben und zwar wegen Be leihung des Gutes Kaukern. Dieses Gut gehört einem Bruder des Angeklagten Romeick, von dem bereits im vorigen Jahre die Staatsanwaltschaft behauptete, daß es bei Erwerb und Beleihung dieses Gutes nicht gesetzmäßig zugegangen sei. Angeklagter Romeick hat iede ungesetzliche Handlung bestritten. Tie Verhandlung hier über wurde zunächst zurückgestellt und vorher auf die Gründungs verhältnisse der sog. Tochter- und Nebengefellschaften eingegangen. Die Angeklagten geben zu, im Vereine mit anderen selbst Gründer der Immobilien - Verkehrsbank gewesen zu sein, um die Pommernbank von Grundstücken zu entlasten. Zur Gründung leien zunächst 100 000 aufgewendet, bald aber weitere 400 000 Heber letzteren Betrag erhob sich eine lebhaste Kontroverse. Staatsanwalt Beeck behauptet, diese Summen seien nie gezahlt. Angeklagter Schulz tritt dieser An sicht mit der Behauptung entgegen: sie seien reell dem instrumen tierenden Notar vorgewiesen worden. Dies erklärte auch An geklagter Romeick, gab aber zu, daß die Interessenten sich einer vorgeschobenen Person bedient hätten, nm die Gründung perfekt zu machen. Es wurde festgestellt, daß die junge Gesellschaft die 400000 bald an die Herren, welche der Gründung nahe standen, zurückgezahlt hatte, wodurch sie nach Ansicht des Staatsanwaltsrats Beeck die Gesellschaft geschädigt haben sollen. Boni Angeklagten Schulz wurde dies bestritten. Mr aller Mil. — Ein kühner Juwclrndicbstahl. Es ist der eng lischen Polizei endlich gelungen, in einem alten, 75jäh- rigen Manne einen Dieb abzufassen, der im Februar des vorigen Jahres auf kecke Weise Juwelen im Werte von l 500 Pfund Sterling stahl. Er hatte sich in einem der ersten Brightoner Hotels einlogiert und ließ einen Juwelier mit Juwelen zur Auswahl durch seine angeblich dort krank liegende Frau in das Hotel kommen. Als der grauhaarige Dieb dem Juwelier erklärte, die Juwelen in das Schlafzimmer seiner Frau bringen zu wollen und der Juwelier dagegen protestierte, weil es nicht üblich sei, so wertvolle Gegenstände aus den Augen zu lassen, herrschte ihn der angebliche alte Oberst heftigen, griff eine Handvoll Juwelen, ging damit in das Schlafzimmer und verriegelte die Tür hinter sich. Als man die Tür erbrach, war der gewandte Gauner mit seinem wertvollen Raube verschwunden, denn er war vorsichtig genug ge wesen, in dem Hotel Parterrezimmer zu wählen und konnte aus dem Fenster entkommen. --- Ein entsetzliche» Verbreche» beging ein blutjunge» Mädchen in Aelst in Belgien. Ein Telegramm aus Brüssel meldet: Sie schnitt mit Hülfe ihres Geliebten ihre eigene Mutter in Stücke weil sie diesen nicht heiraten sollte. -- Flüchtig geworden ist nach Unterschlagung von 1500 der Vorsitzende der Berliner Spar- undDiSkonto- Lank, e. G. m. b. H., namenS Ullrich Schiffmann, der 50 Jahre alt ist. Er schrieb au» Stettin, daß er sich da» Leben nehmen wolle. Ob auch sonst noch Veruntreuungen vorgekoinmen sind, bedarf noch der Bestätigung. Reit-Sport. Rennen zu MaisonS-Laffitte am 6. Mai. Eigene Meldung). I. Prix des TrianonS 3000 FrcS. Dist. 1200 m. Mons. F. G. Schenkels „Queen Bee 11", 3j„ 50'z kx (Coffenay), 1., Moni. R. Mills' „Peg", 3j., 48'/° kx, 2., Mons. E. Beil Picards „La Tartine", 3j., 52st, lex, 3. Tot.: Sieg 61:10, Platz: 18, 37. 29:10. Ferner liefen: „Dynamo", „Brome", „Seradona", „Messine , „Avollon, „Grain de Sel", „Lys Rouge", „Esperance", „Fon- cailles". — II. Prix Little Duck 6000 Frcs. Dist. 2800 m. Mons. A. Merle» „Shebdiz", 60 kg (G. Stern», 1., Mons. A. Adets „Vieux Pari»", 57'?, kg, 2., Marquis de Ganays „Anastasie", 53'/, kg, 3. Tot.: Sieg: 14 :10. Platz: II, >3 :10. Ferner lief: „Talma". — HI. Prix de Vernon 4000 FrcS. Dist. 2200 m. M ons. C. Blancs „ Kaimac", 5j., 64 kg (Spears) 1., Mme. C. Procureurs „Beaumanoir", 3j., 49 kx, 2., Mons. H. Remy« „BordaIV", 3j., 53 kx, 3. Tot.: Sieg: 74 : 10. Platz: 42, 135, 132:10. Ferner liefen: „Honduras". „Andreus", „Minette", „Alerte", „Almse", „Kenia II", „Miriam"» „Saint Hubert". — lV. Prix Dauphin 10000 Frc». Dist. 2600 m. Mons. W. DuckeS „Turenne", 56 Ke <J- Rausch) 1., Mons. Marino „Charley", 56 Ke, 2., Baron E. Lroninos „Balbeck", 56 Kg, 3. Tot.: Sieg: 23:10. — I^Prix Beauvau 8000FrcS. Dist. 1800 m. Mons. F. Charron» „L o hisf c?, 54 kg «Beaume) 1., Mons. «. Beil-Picards „Ether II.", 56 kg, 2., Mons. F. de Saint-Jaymr» „Chahaco", 49 kg, 3. Tot.: Sieg 101:10. Platz 34, 17, 43:10. Ferner liefen: „Gall", „Hip", „TbslSme", „Terburg", „Dorsal" ,Toto". — VI. Prix Mondaine 5000 Frc». Dist. 2100 m. Mons. A. Adets _Ra- turr" <G. Stern) 1„ Prince Murats „Paquita II." 2., Mons. T. Stürr» „La Sarr« .3. Tot.: Sieg 43:10. Platz 20, 27, 83:10. Ferner liefen: „Saxonne", „Lanthinr", „Crl-pette, „Roche Elie", „Charlotte", „Myrtillr", „Angora", „Jdealtne", „Pervenche", „Nichette", ,La Touraine", „Myrina", „Lhaldse", „Levande", „La Neapel , „Filibrrte", „L'Ornr". Reimen zu llempton-Pork am k. Mai. lSig Meld.) I. Wrstminster-Landicap-Plate. Preis 200 Lstrl. Dist. 1'/. Ml- „Merry Andrea" (H. Aylin) 1., „St. Kitts"iBray) 2., „ThoaS" (Dillon) 3. Wetten: 9/2, 10,1, 6/1. Ferner liefen: „Andrea Ferrara", „Claqueur", „Grand Deacon", „MardoniuS", „Scotch Cherry", „Brauneberg", „Swet Dixie", „Clonaue". — Ü. May Plate. Preis 1000 L Dist. 1',, M. „Vril" (W. Lane) 1-, „Jmari" (K. Cannon) 2., „St. Day" (I. E. Watt») 3. Welten: 10:1, 100:8, 5:4. Ferner liefen: „Sir DeniS", „St. Kilda", „Hi« Majesty", „Mascarthy More", „Eavello", „Percusion", „Admiral Breze", „CoxSwain". *— Aus der „Sport-Welt": Für Brr »lau sind die preußischen Staatspreise, die ausschließlich für das Jult- Mreting verwendet werden, von 33 000 auf 41000 gestiegen. Diese Erhöhung ist dazu benutzt worden, das Schmettow - Rennen von 7500 auf 8500 zu bringen, ferner die 3000 de» Eröffnungs-Rennens, das früher Bereinspreis war, auf diese» Konto zu nehmen und dann da» Breslauer Jagd-Rennen, da« sonst «inen BereinSprei» von 3000 hatte, mit 4000 auSzuschreiben. — Die Badenia, deren Preis in diesem Jahre schon 15000 betragen hatte, wird nächstes Jahr vermutlich — verdoppelt werden. Wenigstens hat der Badische Renn-Berein den Wert von 30 000 ernstlich ins Auge gefaßt..— Taral und Janek stehen jetzt mit je zehn Erfolgen an der Spitze der siegreichen Jockeys in Oester- reich-Ungarn. — Jockey Grimsdale kam am Dienstag in Enghien mit „Conte de Fse" im Prix de I'Jndre schwer zu Fall und mußte mit einer Tragbahre zurückgebracht werden. ch Die Great Jubtlee Stakes kommen heute in Kemp ton Park, einer der vornehmsten Rennbahnen Englands, zur Ent scheidung. DaS berühmte Handicap ist wie in früheren Jahren wieder mit 60 000 votiert und führt über 2000 m. Dir genannten Pferde repräsentieren eine ganz hervorragende Classe. „Ypsilanti" und „Royal George " konnte schon einmal als Sieger diese» Rennen» den Pfosten passieren. „Littleton", der Sieger des vorjährigen Derby-Cup», der Oesterreicher „Hazafi", der irische Champion „St. Br end an", „Templern ore^usw. sind alles wohl erprobte Kämpen. Ferner lallen „Dean Swift" und „Cerisier", welche als Zweiter und Dritter im City and Suturban endeten, ebenso wie „Newsboy", der von Herrn Kern angekaufte Dreijährige ins Auge. Al» Favorit wurde in den letzten Tagen „L'Aiglon'' in stalliert, welcher vor kurzer Zeit die Esher StakeS in großem Stile landete. Der Hengst wird von W. Lane gesteuert werden. Pest ist heute und morgen der Schauplatz klassischer Ereignisse de» österreichisch-ungarischen Rennsportes, die für Deutschland teil weise dadurch erhöhtes Interesse besitzen, weil Kandidaten de» Nachbarlandes für große deutsche Rennen hier eine Probe ihre» Könnens ablegen werden. Heute gelangt der mit 24 500 Kronen dotierte Pester Stuten-Prei» über 2000 m zur Entscheidung, der zwischen „Lelkem", „Mariska" und „Zarma" liegen dürfte. Weit anregender aber sollte sich der morgen Sonntag zum Austrag kommende Königs-Preis im Werte von 121000Kroneu über 1800 m gestalten, in dem erstklassige Dreijährige, wie „Lon amore" und „Bon marchS", übrigens zwei Anwärter auf da deutsche Derby, sowie ihre Altersgenossen „Keringo", der Sieger der Trial-Stake», „Blocksberg", „Habur" und „Prior", mit einem so guten älteren Pferd, wie „Macdonald" (Taral) zusammen treffen werden; dieser Pechysche Fünfjährige, der kürzlich erst da» Fluck-Rennen und den BatthyLny - Hunyady-Preis gewonnen hat, trägt allerdings mit 66'/., kx ein sehr >ohe» Gewicht, das ' leine Siegeschancen wesentlich beeinträchtigen ollte; deshalb ist der Sieg eines der dreijährigen Pferde wahr- cheinlicker, und von diesen wiederum sei „Bon march»' der Vorzug vor „Keringo" und „Con amore" gegeben. Neben „Blocksberg" sollte aber am ehesten „Prior" eine Ueberraschuna bringen können, da dieser auch für das deutsche Derby genannte Bona Bista-Sohn von seinem Stalle nicht mit Unrecht sehr hoch geschätzt wird, da er in unfertiger Condition im Neulings-Rennen des zweiten Pester Renntages recht zufriedenstellend abschnitt. —X. Radsxsrt. — Die Eröffnungs-Radrennen in Hannover, die wegen Regens von Sonntag auf Mittwoch verschoben werden mußten, fielen auch am Mittwoch wegen der ungünstigen Witterung aus und sind jetzt definitiv aufgehoben. Als Entschädigung für den ver regneten Renntag kommt am Sonntag, den 15. Mai, ein Flieger- Match zum AuStrag; außerdem gedenkt der Holländer Dick ent- mann eine Anzahl Welt-Rekord» anzugreifen. Eingesandt. Di« freie Arztwahl. Es wird immer wieder behauptet, die freie Arztwahl fei doch nur eine beschränkte, weil nicht jeder am Orte wohnende Arzt Kassenpraxis betreibt. Dazu kann aber nie ein Arzt gezwungen werden, und ferner sind die be treffenden statistischen Angaben falsch, weil nicht jeder Arzt feines Amtes oder seines Gesundheitszustandes wegen Kasfenkranke behandeln kann. Was will das aber sagen gegenüber der stets verhältnismäßig geringen Zahl von Distriktsärzten? Ein anderer Vorwurf betrifft die in der Tat überall ungleichmäßige Beschäftigung der Kassenärzte, das gilt jedoch in gleichem Maße für die Privatpraxis. Nicht immer ist es die Tüchtigkeit, die dem Arzt eine umfangreiche Praxis verschafft, jeder weiß es, daß eine ganze Reihe von Umständen dazu beiträgt. Das wird für alle Zukunft so bleiben, aber unlauteren Wettbewerb zu Hintertreiben, dazu sind die Kassen verwaltungen, die Kassenmitglieder und die Kontroll kommissionen gemeinsam berufen. Die „Kassenlöwen" werden durch das Publikum geschaffen, und auch bei dem Distriktsarztsystem würden sie nur durch grobe und ab sichtlich schlechte ärztliche Behandlung verschwinden. Tut das ein freier Arzt, weil er Geld genug hat und sich nicht anstrengen will, so tut es ein Distriktsarzt ebensowenig ideal, weil er nicht verpflichtet und nicht in der Lage ist, mehr als sein Fixum zu verdienen. Absurd geradezu ist der Einwand, bei freier Arztwahl müßten die Aerzte, die wenig Kassenkranke haben, auf immer höhere Bezahlung drängen. Gleichgültig, wen es trifft, streicht die Kontroll kommission jedem Arzt den Betrag, der 3,50 in einem Vierteljahr pro Erkrankunasfall seiner Praxis übersteigt, von seiner Rechnung ab. Auf die Entstehung von Krank- heiten hat aber der Wille des Kassenarztes einen sehr untergeordneten Einfluß, er darf nicht einmal auf Kosten der Kassen durch prophylaktische Einspritzung Diphtberitis zu verhindern suchen, denn das betreffende Kind ist noch nicht krank. Erkrankungsfälle werden vielmehr geschaffen durch mehr oder weniger große Neigung der einzelnen Person oder ganzer Berufskreise zu Krankheiten, durch Epidemien, durch Klima-, WohnungS- und Ernährungs verhältnisse, durch Lebensweise usw. Der Teil der Fälle, der durch Ueberlaufen der Aerzte bei jeder Kleinigkeit die Kassen schädigt, ist durch ärztliche Belehrung aus der Welt zu schaffen. Dazu und zur Beseitigung der Simulanten plage gehört aber Frieden und gegenseitiges Wohlwollen zwischen Kassen und Aerzten. 8. Letzte Depesche« und Aermfprechrneldungen. Dee ensfiseh-japanische Arleg. kg. Tschifu, 6. Mai. (Reuter-Meldung.) Die Ja- Pan er begannen gestern an der Ostküstc der Halb- insel Liautung, gegenüber den Elliot-Jn- sein, Truppen zu landen. Eine Rekognoszierung zur See soll gezeigt haben, daß die Ostküste von Takuschau gegen Süden hin Ende April von Verhältnis- mäßig schwachen Kavallerie-Abteilungen bewacht war. kr. Tokio, 6. Mai. (Reuter Meldung.) Ter General Kuroki meldet von einem blutigen Zusam-.i menstoß während de» russischen Rückzuges am Sonntag: Eine große Abteilung Russen hielt eine kleine Abteilung Russen für Japaner und tötet« von derselben 11 Mann und verwundete 70 Mann. * Tokio, 6. Mai. In dem Zusammenstoß zwischen zwei russischen Abteilungen bei Tengschanghong sind nicht, wie zuerst gemeldet wurde, elf Russen, sondern IlO Russen getötet worden. * Peking, 6. Mai. (Agence HavaS.) Die Gesandten der fremden Mächte lassen es sich in einmütigem Ein verständnis angelegen sein, bei der chinesischen Regierung darauf hinzuwirken, daß strikte Neutralität während des russisch-japanischen Konflikte» beobachtet wird. 2. Dresden, 6. Mai. (Eigene Meldung.) Die Er sie Kammer deS Landtags bewilligte zu Repara- turstätten für Lokomotiven in Leipzig- Engelsdorf 2 190 850 -F und in Zwickau 600 000 für die Bahnhofserweiterung inDoiterS- reuth 22 000 und für daS zweite Geleise von Schönbörnchen nach Meerane 207000 -6. Ferner erledigte sie mehrere Petitionen. — Die Zweite Kammer verabschiedete in ihrer heutigen Sitzung den Etat des Stenographischen In- stituts, der Allgemeinen Regierungs- und Verwaltungsangelegenheiten, der Tech- nischen Staatslehranstalten'zu Chem- nitz, desMeteorologischenJnstitutS, der Kunstgewerbeschule zuDresden und der Staatseisenbahnen. — DaS Ministerium des Innern hat die Mitglieder der beiden Ständekammern für nächsten Mittwoch zu einer Besichtigung des Bades Elster eingeladen. * Berlin, 6. Mai. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung^ veröffentlicht den Gesetzentwurf betr. Aenderungen der Zivilprozeßordnung, der dem Reichstage vorgelegt worden ist. Danach soll u. a. die Zivilprozeßordnung dahin geändert werden, daß an Stelle de» tz 546, Absatz I, folgende Vorschriften treten: In Rechtsstreitigkeiten über vermögeo»- rechtliche Ansprüche ist die Zulässigkeit der Revision von dem Werte des Beschwerdegegenstandes abhängig. Gegen eine Entscheidung de« Berufungsgerichtes, durch welche eine erst instanzliche Entscheidung abgeändert wird, ist die Revision zulässig, wenn der Wert des Gegenstandes der Beschwerde 2000 übersteigt. Die Revision ist stet« zulässig, wenn der Wert de» Beschwerdegegen- standeS über 3000 beträgt. In der Begründung heißt eS: Die Erhöhung der Revision»summe werde vielfach be kämpft, weil sie die weniger bemittelten Kreise der Bevöl kerung empfindlich treffe. Die» sei unzutreffend, weil ver mutlich ebenso oft eine weniger bemittelte Partei, wenn sie unterliege, beim OberlandeSgericht obsiegen werde, also einen Vorteil haben werde. Andere Kulturländer, z. B. Amerika, hätten, um ihren oberen Gerichtshöfen die Arbeitsfähigkeit zu erhalten, viel schärfer einschneidende Beschränkungen. Wenn geltend gemacht werde, daß durch die Erhöhung der RcvisionSsumme eine große Zahl der Parteien schwer geschädigt werde, so werde dabei übersehen, daß die Zahl der Revisionen, welche Erfolg haben, verhältnismäßig nicht groß sei, da von je 100 beim Reichsgericht von 1899 bi» 1903 in die Revisionsinstanz gegangenen Urteilen 78,7 auf Verwerfung der Revision lauteten. Nach den für 1899 bis 1903 angesiellten Ermittelungen würde sich die Zahl der Revisionen durch Erhöhung der Revisionssumme um circa 23 Prozent ermäßigen. * Berlin, 6. Mai. Die Stadt Berlin bewilligte 5000 -4t für ein Ehrengeschenk für den Kreuzer „Berlin". * Berlin, 6. Mai. Die Direktion der Oberschlesischen Kokswerke und Chemischen Fabriken, Aktiengesellschaft, teilt mit: Heute nacht ist auf der in Zaborze belegenen Koksanstalt Poremba infolge Explosion das Lagerhaus ausgebrannt. Dadurch ist die Destillation des Teers für 2 bis 3 Tage gestört, während der sonstige Betrieb durch den Brand vollständig unberührt bleibt. Bei der Explosion sind 2 Per - sonen tödlich, eine dritte schwer verun- glückt. * Schlitz, 6. Mai. Der Kaiser erledigte heute Vor mittag RegierungSgeschäfte und machte dann mit dem Grafen Goertz einen längeren Waldspaziergang. * Primkenau, 6. Mai. HerzogErn st Günther von Schleswig-Holstein, der seit mehreren Wochen an Rippenfellentzündung erkrankt ist, begab sich heute mit seiner Gemahlin nach Baden-Baden. * Mönche«, 6. Mai. Die Beisetzung v. Len- bachS erfolgt am Sonntag, nachmittags 4 Uhr. kg. München, 6. Mai. Die „Korrespondenz Hoff- mann" meldet: Der Prinzregent hat an Frau ProfessorvonLenbacheinin warmen Worten ge- haltenes Handschreiben gerichtet, in dem eS u. a. heißt: „Die Nachricht von dem nach langem Krankenlager erfolgten Ableben Ihres Gatten hat mich überaus schmerzlich berührt. Die Anhänglichkeit deS teuren Ver blichenen steht hochgeschätzt und seine künstlerischen, von idealem Geist erhöhten Schöpfungen werden mit Freude bewundert." Außerdem hat der Prinzregent an der Bahre einen Blumenkranz niederlegen lassen. Der Magi- strat hat beschlossen, eine Straße zu Ehren des verstürbe- nen Meisters Lenbachstraßezu nennen und hat eine große Grabstätte zur Verfügung gestellt. Bürgermeister Brunner widmete dem Verewigten wärmste Worte des Nachrufs und betonte. Lenbachs Tod sei für daS öffentliche Leben und die Bürgerschaft Münchens ein un- ersetzlicher Verlust. Deputationen der städti schen Kollegien werden an der Beisetzung«, feierteilnehmen und Kränze mit den Stadtfarben niederlegen. * Graz, 6. Mai. (Eigene Meldung.) Abgeordneter Baron Rokitansky und Chefredakteur Hermann Kienzl vom hiesigen „Tagblatt", ein Bruder des bekannten Komponisten, hatten gestern ein Säbelduell. Kienzl wurde am Arm schwer ver letzt. — Ursache des Duells war die Besprechung einer Rede RokitonSkyS durch Kienzl. * Mürzzuschlag, 6. Mai. (Eigene Meldung.) Hier stürzte heute in der Menagerie Kludsky ein Knabe vor dem Löwenkäfig nieder, wurde von einem Löwen erfaßt und an der Schulter zerfleischt. * Pest, 6. Mai. DaS Begräbnis Maurus I 6 kais wird auf Staatskosten veranstaltet wer den. Sämtliche Blätter sind mit Trauerrand erschienen und geben dem Schmerz über das Hinscheiden deS Dichter» Ausdruck. Sic feiern ihn als typischen Vertreter deS ungarischen Genius in der Weltliteratur. Wie es heißt, wird Kaiser Franz Josef an dem Begräbnis Jökais persönlich teilnehmen. kx. Kolomea (Galizien). 6. Mai. (Eigene Meldung.) In der Gemeinde Zabie, Bezirk Kosow, sind gestern polenfeindliche Exzesse auSgebrochen. Bauern wollten die telegraphische Verbindung zwischen Zabie und Kolomea zerstören, was durch Gendarmerie vereitelt wurde. Aus Kolomea wurde telegraphisch Militär beordert. * Tchcveningen, 6. Mai. Eine große Feuersbrunst hat mehrere ausgedehnte, zum hiesigen Heringsfischereibetrieb gehörige Baulichkeiten zerstört. Dadurch erleidet die HcringS- fischerei einen beträchtlichen Schaden. * Parts, 6. Mai. (Agence HavaS.) Minister deS Aus- wärtigen Delcasss beauftragte den französischen Bot schafter beim päpstlichen Stuhl, Nisard, Merry de Bal zu notifizieren, daß Frankreich den päpstlichen Protest gegen die Reise des Präsidenten Loubet nach Rom al- nichtig und nicht erfolgt ansieht. * Paris, 6. Mai. Ueber die Erkrankung Wal- deck-Rousseaus meldet der „Figaro" gegenüber den Mitteilungen anderer Blätter, daß keinerlei böS- artigeGeschwulst bestehe. Wie verlautet, ist ledig lich eine fibröse Anschwellung und Entzündung der Gallenkanäle und eine chronische Erkrankung der Bauch speicheldrüse festgestellt worden. Testern nachmittag 3 Uhr trat eine leichte, nur äußerliche Blutung ein, die sehr rasch gestillt wurde. * Konstantinopel, 6. Mai. (Wiener Korr.-Bur) Für die Herkünfte aus Port Said, woselbst innerhalb S Tagen 3 Pestfälle festgestellt worden, ist eine 48 stündige Beobachtung angeordnet worden. Di« nach Indien über Mohammerah an der persischen Grenze Reisenden werden in Bassora einer 48stündigen Quarantäne unterworfen. * London, 6. Mai. Dem „Reuterschen Bureau" wird au» Hongkong gemeldet, daß unter den chinesischen Ar beitern, die dort ans Beförderung nach Südafrika warten, «ine Krankheit nicht herrsche und daß die Einschiffung nicht aufgeschobeu worden ist, weil die Verhandlungen zwischen der englischen und der chinesischen Regierung noch nicht zum Ab schluß gekommen sind. k«. St. Louis, 6. Mai. (Eigene Meldung.) Heute erfolgte die Eröffnung deS Deutschen Hauses unter Teilnahme einer großen Anzahl ge ladener Gäste, unter denen PrinzHohenlohe und Begleitung, der chinesische Prinz Pu-Lung und Fuanki 8 zugegen waren. ES war ein großer Erfolg, da es als erstes Gebäude eines auswärtigen Staates er öffnet wurde. Die Honneurs bei dem glänzenden Empfange machte Geheimrat Le Wald. * LneenStown, 6. Mai. (Reuter.) Das Schulschiff „Northampton", mit Schiffsjunge» an Bord, kam beute außerhalb des Hafens auf dem weichen Schlick fest. Ein Regierungsschlepper ist nach der Strandungsstelle ge gangen und wird heute Nacht versuchen, da» Schiff abzu schleppen. Sollte der Versuch nicht gelingen, so müssen die Kanonen von Bord gegeben werden. Handelssachen. New Porter Produktenbörse. (Schluhkurst.) ! «. Ma! 1 k. Ma« < K.Ma«! >. Mas Wetten Neltg Siol. Wtnier- tole Mai Jul« «Lepiemker Dezember Mat» stetig Ma, Juli September M«I>l,Eprinqwh.cI Getreide« rächt Petroleum, «.da« tu New Nork Lucker »btSZ.7/32 8« un HZ 51/8 zu !«- 27 S7 ISS — 92.U/8 HZÜÄ 83.^ rso K uupter crils n ll Aoundrv Northern L iah lschten e n Baumwolle lolv m New Port Mat Auaust Dezember m New Orleans Lchmal»,W.Dteam Nah« L Brothers kaflee. mir Silo Nr. t Mat Äuaust 1ZSO >10 1Z5Ü L tz.7-8 zy link Isrilir MIM ö. Ptzlexb 5730 N t»l l süc kadrikatiom klenlvbt« Keretobt«. Leporuturon, kisoaiekanqM eolick u. dillix. rorlanKvt Prospoot von cker Lacko-Viroktiou l)r. IMss 8»n»torium I-iedeimtviu. Ha» Vorlands 8vnck«rproape«1v. Vom Seb. llokratd Professor vr. ^axnor empkodlon« .lakree- dockark pro 100 tzuaäratmeter öockantltcke uoxefitbr 12 Kilo. 6edrauchsku>M«sa»8 virck deiuskilut. 1 Otr. IS Otr. 7 '/., 6tr. 4 ^l, 47. Lilo (koatkolli) I,8V -41 Vor»aockt anr la mit klomb» ^kdokaalt" reraebeoem Sllek«. kodruckor LisKior, ürlitb SLckon-Srultzll. öoete I-ax«, rsoonuoirt leinst« Allode, mässig« kreise. Mel Vlctoi'Ir.I.NeiigeL^: I NkvllQN !» ?olr«rtvrm ooeli mit Lkeno I W »oockvro NUN m I lascdoo wir s»an«prL^r«m Xameii s" IIIII »Sr. eekt. I Leitung: Adolf Schied«. Verantwortliche Redakteur«: Für Politik vr. Friedrich PurliS für sächsisch« Angelegenheiten Rudolf ^«>lie». für Feuilleton Paul Morlich, für den musikalischen »eil Heinrich AUuee, für Sport Julin» Hoorfeld. Verantwortlich Mr den Inserate», teil Emil «bigt. Sämtluh in Leipzig. Hierzu drei Beilagen.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview