01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040509017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904050901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904050901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-09
- Monat1904-05
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Anzeigen-Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redatttonsstrich (4 gespalten) 75 nach den Familirnnach- richten (6 gespalten) bO »Z. Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ofsertrnannahme 2b -iZ. Extrn-Beilasen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefvrderung ^l 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschlus; für Sujetge«: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richte«. Die Expedition ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck und Verlag vou G. Pol» in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. «ltukhardt). 88. Jahrgang. Montag den 9. Mai 1904. Var Wichtigste vom Lage. * Freiwillige für Südwestafrika haben sich so zahlreich gemeldet, daß der Bedarf mehr al» gedeckt ist. * Der Reichstag wird möglicherweise schon am Mitt woch bi« zum Herbst vertagt werden. * Die Einnahme von Fönghwangtschöng durch die Japaner bestätigt sich. Vie rächrirche parlamenirvsche. Wir stehen unter dem Zeichen der Parlaments- Verdrossenheit. Die Drucksachen kommen täglich pfundweise aus der Landtagsdruckerei. Wer kann sie mit der wünschenswerten Gründlichkeit studieren? Die Tages- ordungen haben nachgerade die Länge von ganzen Parla mentsberichten erreicht, und sie werden im reinsten Auto- mobil-Tempo abgewickelt. Da es sich zumeist um Rechen, schaftsberichte und Etatskapitel handelt, die in den De putationen aufs gründlichste vorberaten sind, leidet das ctatrechtliche Interesse der Stände nicht allzu sehr dar unter; aber erquicklich und erfreulich ist der nunmehr in Permanenz erklärte Zustand des Hastens und Drängens keineswegs. Die Parlamentsverdrossenheit macht sich denn auch bei den Abgeordneten deutlich genug bemerk- lich. Im Hause herrscht zuweilen die berühmte „gäh nende" Leere. So waren während der Beratung des Etat der Staatsbahnen, dieses für die sächsischen Finan zen geradezu ausschlaggebenden Kapitals, zwischen 1 und 3 Uhr mittags anscheinend nur diejenigen Abgeordneten im Hause, welche sich in die Rednerliste hatten eintragen lassen. Auf der rechten Seite waren von 32 Sesseln — 2 besetzt. Manche der Herren sollen allerdings sich in zwischen mit Deputationsarbeiten beschäftigen. Bei der Besprechung des Rechenschaftsberichts (lieber- sicht 6,)am Dienstag ging es zum Teil recht lebhaft her. :ser Bericht zog eine Menge Sünden der Aera Watz dorf ans Tageslicht und der Finanzminister Vr. Rüger ließ es sich nicht nehmen, ritterlich vor die Bresche zu treten und die teilweise immensen Ueberschreitungen und Fehler des früheren Systems wenigstens zu erklären. Daß der Referent der Rechenschaftsdeputation, Abgeordneter vr. Bogel, einen unfreundlichen Ton in seinem Bericht angeschlagen habe, wie der Minister sich ausdrückte, das wird nicht jedermann finden, denn es geht doch schließlich nicht wohl an, die Feststellungen von etatrechtlichen Un gehörigkeiten mit Lobsprüchen zu verbrämen, wenn auch so mancher von den Rednern auf der rechten Seite seine Polemiken mit einem Panegyrikus auf des Gegners fleißige Arbeit, überzeugte Vortragsweife usw. einzu leiten liebt, um ihm dann desto gründlicher eins auszu wischen. Am Donnerstag wurde nach einer umfangreichen Debatte über die Gemeindesteuerreform in der Zweiten Kammer stundenlang leeres Stroh gedroschen. Das „Mädchen aus der Fremde" war wieder einmal erschienen, der Umsatzsteuerantrag derjenigen konservativen Herren, die das Monopol der Rettung des Mittelstandes für sich in Anspruch zu nehmen belieben. Warum sie ihr Rettungswerk in so später Stunde begannen, darüber sind sie der Öffentlichkeit die Antwort in beredtester Weise schuldig geblieben. Die Formulierung des Antrages dürfte ihnen nicht allzuviel Kopfzerbrechen gemacht haben, denn man brauchte ihn ja nur aus dem Parteigerümpel, wo er seit der letzten Verhandlung im Landtage noch ruhte, hervorzusuchen. Die Einbringung des Antrages gegen Ende der Session, wo eine ordnungsmäßige Durch beratung absolut ausgeschlossen ist, bedeutet nichts als eine leere, aber wohl berechnete Demonstration. Naiv war auch der Versuch der Antragsteller, die Sache im Ramsch abzumachen und ohne Deputationsberatung Kraft des bekannten Stimmverhältnisses in der Kammer den Antrag durchzudrücken. Aber die Linke war auf ihrem Posten. Der Antrag auf sofortige Schlußberatung wurde glatt zu Falle gebracht. Der Minister des Innern konnte sich angesichts der ganzen Situation kurz fassen und sich von einer tieferen Begründung seines „Unannehmbar" dispensieren. Von den Nationalliberalen, welche ihren ablehnenden Standpunkt gegenüber dieser rein mechani schen, intelligenzfeindlichen Mittelstandsretterei mit eben- soviel Scharfsinn wie Besonnenheit vertraten, wurde ihm vortrefflich sekundiert. Das Erfreulichste, was die Session in den letzten Tagen gebracht hat, ist der Bericht über die Staatsbahnen. Mag das Finanzministerium sich noch so vorsichtig und zurückhaltend ausdrücken, man „wittert Morgenluft". Noch keimt es und treibt es im stillen, dem Auge ver borgen. Aber es ist unverkennbar, daß wir, wenn die wirtschaftliche Konjunktur uns nicht „Eisheilige" bringt, von dem neuen System wieder Blüten und Früchte er hoffen dürfen. Der böse Betriebskoeffizient (das Verhält nis der Verwaltungskosten zu den Einnahmen) geht sicht lich zurück, die Verzinsung des Anlagekapitals beginnt langsam zu steigen. Die Auspizien sind gut. Wenn oben von Hasten und Drängen gesprochen wurde, so gilt dies nur für die Zweite Kammer; denn die Er st «Kammer hastet nicht und läßt sich nicht drängen. Freilich wird sie sich, wenn sie nur den Etat unter Dach bringen will, zu einem etwas lebhafteren Tempo ent- fchließen müssen. Die Reform des Landtagswahlrechts und die Gemeinbesteuerreform werden, das erscheint ziem- lich sicher, unter den Tisch des Hohen Hauses fallen, ja, es ist sogar sehr fraglich, ob das Komptabilitätsgesetz noch verabschiedet wird. Die Liste dessen, was die Erste Kammer alles nicht getan hat, dürfte ziemlich lang werden. 2. ver AuManä der Herero. Leutrvein und Lrotha. Gegenüber den Versuchen, aus der Entsendung des Generalleutnants v. Trotha nach Südwestafrika einen Akt kaiserlicher Ungnade gegen den Gouverneur Oberst Leutwein zu machen, stellt eine Berliner Zuschrift der „Südd. Reichs- korr." fest: Nicht ein Wort de- Mißfallens hat man nach den Ergebnissen der Konferenz im hiesigen (Berliner) Schloß dem Gouverneur zur Kenntnis gebracht. Er ist vielmehr in der Führung des Oberbefehls bis zum Eintreffen des Generalleutnants v. Trotha noch ausdrücklich bestätigt worden. Daß er von dirsemZeitpunkt an da» Kommando einem älteren Stabsoffizier übergibt, ist durch militärische Rücksichten ver anlaßt und bedeutet keine Entziehung des Vertrauens. Denn Oberst Leutwrtn behält nicht bloß die Befugnisse des Gouverneurs, er bleibt auch dem neuen Oberstkommandierenden als erster sach verständiger Berater zugeteilt, dessen Kenntnis von Land und Leuten au allen maßgebenden Stellen geschätzt wird. Nach einer anderen Meldung entspricht die Entsendung eines höheren Offiziers sogar einem Wunsche LeutweinS, der sich bereit erklärt hat, die Gouvernemen ts geschäfte weiter zu führen und dem Truppenkommandeur mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wetter« Meldung««. Auf der Ausreise nach Südwestafrika ist der Hauptmann v. Heydebrandt und der Lass vom Jauerschen Infan terie-Regiment erkrankt. Er trat unter dem Kommando des Majors von der Heyden am 25. März an Bord des Dampfers „Feldmarschall" von Hamburg aus die Reise an, mußte jedoch wegen Erkrankung m Madeira an Land gesetzt werben, wo er sich gegenwärtig noch in ärztlicher Behandlung befindet. Trotz der ungünstigen Nachrichten aus Südwestafrika haben sich bei den einzelnen Regimentern so viel aktive Mann schaften und bei den Bezirkskommandos so viel Reservisten gemeldet, daß der Bedarf mehr als gedeckt ist. ver rurrirch-japanirche Krieg. Admiral L»g» über den letzten Vranderangrtff auf p»rt Arthur. Die japanische Gesandtschaft in London gibt folgendes Telegramm bekannt, das Admiral Togo über den letzten Branderangriff auf Port Arthur sandte: Die kombinierte Flotte bewirkte am 3. Mai die dritte Operation, um Port Arthur zu blockieren. Die „Akagi" und „Chokai" mit der zweiten, dritten, vierten und fünf- ten Torpedobootszerstörerflotille, sowie der neunten, zehn ten, vierzehnten Torpedoflottillc und Dampfern brachen am 2. Mai auf. Ein sich erhebender starker Wind hinderte jedoch die Bewegung, und der Kommandant be fahl daher die Einstellung der Operationen. Der Befehl erreichte die Boote jedoch nicht. Acht Dampfer rückten vor und stürzten sich auf den Hafen; trotzdem die feindlichen Scheinwerfer eifrig tätig waren, erreichten fünf Dampfer den Hafeneingang, allen voran „Mikawa Maru" und „Totimi Maru", brachen den Sperrbaum und drangen in die Hafeneinfahrt ein. Der Hafen ist jedenfalls für Kreuzer und Schlachtschiffe als tatsächlich blockiert anzu- sehen. Drei andere Dampfer sanken kurz vor der Mün dung. Unsere Flottille blieb bis zum Morgen an Ort und Stelle. Die Hälfte der Dampferbesatzung wurde ge rettet. Das Torpedoboot 67 wurde am Dampfrohr ge troffen und kampfunfähig, aber von dem Torpedoboot 70 in Schlepptau genommen. Die „Astaka" wurde an ihrer linken Maschine beschädigt, aber gerettet. Auf der Flöt- tille gab es drei Verwundete und zwei Tote, sonst aber keinen weiteren Schaden. Neue milltSrlsche Maßregeln In Rntzlan». Der Eindruck über die Niederlage am Jalu vertieft sich andauernd. Aus den dem „B. T." vorliegenden Nach richten ergibt sich, daß Reibungen stattgefunden haben, bei deren Vermeidung der Ausgang der Schlacht ein wesentlich glücklicherer gewesen wäre. Dem General 5kuropatkin wird vorgeworfen, daß er mit der Formation eines „gemischten Korps" aus Teilen mehrerer Armee korps (zweiten und dritten) die Kriegsgliederung des Heeres unnötig zerriß und die Truppen unter Führer stellte, die ihnen unbekannt waren. Auch die gänzlich un genügende Ausstattung dieses „gemischten Korps" mit Artillerie — es waren im ganzen mit einer Kosaken batterie fünf Batterien zur Stelle, also 40 Geschütze gegen etwa 110 japanische — wird scharf getadelt. Angesichts dieser Unzulänglichkeit sind nunmehr endlich umfangreiche Verstärkungen des mandschurischen Heeres ins Auge ge faßt. Es sollen vor allem die bereits begonnene Mobil- machung einer Orenburg-Kosakendivision, sowie einer Ural-Kosakendivision beschleunigt werden und am 15. Mai die Mobilmachung des 10. Armeekorps (Charkow) und des 17. Armeekorps (Moskau) beginnen. Auch sollen sämtliche ostsibirischen Truppenteile Ersatzformationen erhalten. Vie Einnahme ven Ftzngmangtschtzng. * Tokio, 8. Mai. Die Japaner nahmen am Freitag Föngwangtschöng. Sie griffen die Russen an, bevor diese sich von ihrer Niederlage am Ialu erholt hatten. In Anbetracht, daß Föngwangtschöng die zweite russische Verteidigungslinie ist, war man auf einen er bitterter Kampf gefaßt. Deutsches Keich. * Berlin, 8. Mai. Uebcr die Aussichten der Kanalvorlage schreibt die „Köln. Volkszlg.": Die Kommission wird ohne Zweifel recht lange nut der wasserwirtschaftlichen Vorlage, insbesondere ver Kanalvorlage, zu tun haben. Aber wie die Sache enden wird, darüber läßt sich heute noch nichts sicheres sagen. Vermutlich werden wir das erst im nächsten Winter erfahren. „Das Zentrum wird weder mit Nein noch mit Ja stimmen, wenn die Kanalangelegenheit ihren natürlichen Verlaus nimmt und nicht etwas da zwischen kommt, was das ganze Zentrum auf die Nein oder Jaseite bringt." —Ob eine befriedigende Beendigung des Kanalkampfes möglich ist, erscheint der „Deutschen Tages zeitung" „heute noch ebenso zweifelhaft wie vor der ersten Beratung. Die Gründe, die bisher von den Regierungs vertretern vorgebracht worden sind, genügen" dem Organ des Bundes der Landwirte „nicht im mindesten, um die alten gewichtigen Bedenken zu zerstreuen". Das Fernbleiben des Grasen Bülow an den Verhandlungen über die Kanalvorlage sucht die „Nordd. Allg. Ztg." wie folgt zu entschuldigen: Es wird übersehen, daß Graf v. Bülow in den letzten Tagen durch die südwestafrikanischen Vorgänge stark in Anspruch genommen worden ist. Im übrigen bot auch der bisherige Gang der Ver handlungen dem Ministerpräsidenten keinen Anlaß zu persönlichem Eingreifen. Und der Hauptgrund war: Gras Bülow will e» mit den Agrariern nicht verderben. Auch er dankt dafür, sich mit dem Kanal „vor den Bauch stoßen zu lassen". * Ein Pflästerchen. Zuerst hat bekanntlich der Par« teivorsland Stimmung gemacht gegen Bern steins Blatt durch die Erklärung, daß es sich um ein Privatunternehmen handle, daß also die Parteileitung der Herausgabe dieses Blattes fernstehe. Sodann hat der sozialdemokratische Wahlverein im 4. Wahlkreis, Bezirk Ost, diese verschleierte Boykotterklärung verschärft durch die direkte Aufforderung, Bernsteins Zeitung weder durch Abonnement noch durch Einzelkauf zu unterstützen, da in der Herausgabe dieses Blattes ein Verstoß gegen die Interessen der Partei zu erblicken sei. Diese offene Boy kotterklärung hat auch in sozialdemokratischen Kreisen vielfach Anstoß erregt. Die sozialdemokratischen Ver trauensleute für die sechs Berliner Wahlkreise und den Kreis Teltow-Beeskow haben deshalb beschlossein, sich von neuem zu dem Standpunkt des Parteivorstandes zu bekennen, daß Bernsteins Blatt eine private Gründung und kein Konkurrenzunternehmen gegen ein Parteiorgan sei. Damit sei die neutrale Haltung demselben gegenüber selbstverständlich. „Ob ein Partei genosse", so heißt es weiter in dieser Erklärung, „das Blatt durch Kauf oder Abonnement unterstützt, ist seine Privatangelegenheit, über die niemand zu bestimmen hat. Sollte sich die Sachlage ändern, fo würden wir von neuem Stellung nehmen, haben aber zur Zeit keine Ver anlassung, „Befürchtungen" oder „Vermutungen" Rech nung zu tragen." — Auch in dieser verschleierten Form ist der Boykott deutlich genug ausgesprochen. * Das Kaiserpaar ist mit der Prinzessin Viktoria Luise Sonnabend abend 7 Uhr in Donaueschingen ein- getroffen und von dem Fürsten und der Fürstin von Fürstenberg, dem Erbprinzen und der Prinzessin Leontine empfangen worden. Feuilleton. Wuftk. Alt«» Lheater. Gusti Zimmermann »ad Ella Hanna! al» Gäste. Fräulein Zimmermann verstärkte als Lydia ia Suppss „Fatinitza" den Eindruck ihrer Rosalinde („Fledermaus") wever in günstigem noch in ungünstigem Sinne. Sind auf der einen Seite der Wohllaut de« Organ« wie die sichere gesangliche Technik anzuerkennen, so dürfen auf der andern die mangelhafte spielerische Betätiguna und die grelle Färbung der Höhe nicht unerwähnt bleibe». Die Künst lerin würde vielleicht ein verwendbare« Mitglied unsere- Operetten-EnsembleS werden: Glänzende« hat sie nicht gegeben und wird sie nicht geben. Wir hatten den Eindruck, als ob Fräulein Zimmermann di« höchste Stufe ihrer künstlerischen Entwickelung bereit- hiater sich habe. Das gilt auch von dem Bühnengesicht. E« ist durchaus nicht unschön, aber eS hält nicht Schritt mit de» Reizen, die dem Organ eigen find. Fräulein Hannak, die als Fatinitza am Sonnabend Proben ihres Könnens gab, bestach durch die Schönheit ihre« Organs. Eine wohllautende, tragkräftige, in allen Register» ziemlich ebenmäßige Stimme ist ihr eige». Die Künstlerin sprach ganz vorzüglich au« und scheint auch über eine gute Dosis Humor zu verfügen. Obwohl ihrem Organ Lieblich keit und Leichtigkeit mcht fehlen, dürste e« sich selbst für ernstere Partien durchaus eignen. E« ist voluminös und kräftig genug. Leider war e« un» nicht möglich, die Rosa linde dieser Dame am Sonntag zu sehe». Uh» Fatinitza hinterließ sie einen durchaus günstigen Eindruck, k. 2scb Theater. Leipziger Sehamspielham». Als Benefiz für Herr» Arthur EggelingaingamSonn- abend Schönthaa und Kadelburg« dreiaktiges Lustspiel „Die berühmte Frau" in Scene. Die Ausführung war aut und alle Mitwirkenden hatten die beste Laune zu dem Ehrenabende de» Oberregisseurs mitgebracht. Ihm galt der laute Beifall in erster Lime, und es gab Applaus bei offener Sceue und Blumen und Kränze. Bedauerlich ist e«, daß da« Hau« nicht recht besetzt war. Zweierlei maa daran schuld gewesen sein. Vor allein das Stuck. E» ist ein ganz übler Schmarren, eine Menge von Scenen gehören zum Langweiligsten, was überhaupt geschrieben wurde. Der Oberregiffeur de« Leipziger Schauwielhause» hätte unS also schon etwa« literarischer kommen dürfen. Als- daun ist Herr Eggeling im Lustspiel nicht an seinem Platze. Seine Komik erschöpft sich in Aeußerlichkeiten. Er ist ein vortrefflicher Künstler in ernsten Stücken jeden Stils, in ernsten Scenen jeder Art. Da« bewies auch wieder sein« Leistung als Römer-Saarstein. Nach der Aussprache mit der berühmten Gattin und mit der Anleitung, die er feinem zukünftige» Schwiegersöhne über eheliche« Verhalten gab, erzielte er auf Augenblicke tiefgreifende Wirkungen. Wenn er unS z. B. den Schau spieler im Nachtasyl vorgespielt hätte, so hätte er wohl ein auSverkaufteS Hau« gehabt. vr. v. Leipziger Aentraitheater. «estftziel de« Meßttzaler-Enfe»««,. Auf den im Grunde genommen zahmen „Dreikampf" hielt man es nötig, wieder ein stark papriziertes Stück zu setzen und wählte dazu den Schwank „Im Pavillon" der bewährte» Firma Blum und Loch«. Di« Gewandtheit der «utorr», in den gewagtesten Situationen nicht da« Gleichgewicht zu verlieren, muß unbedingt anerkannt, zugleich aber energisch betont werden, daß die Zweideutigkeiten, die sich die Autoren in reichlichem Maße leisten, unserm Empfinden denn doch zu fern liegen, als daß man für die Enthüllung der Geheimnisse des Pavillons zu besonderem Danke verpflichtet werden könnte. Der ganze Schwank dreht sich um die Lösung der Frage, wer während der Abwesenheit eines angeblichen gelehrten Chemikers und ehrlichen Outsiders nachts das Schlafzimmer besagten Manne« mit seiner Frau geteilt hat, und zwar dasjenige Schlafzimmer, da« eigentlich einem weiblichen Dienstboten de« Chemikers angewiesen war. Dieses Schlafzimmer iegt im Pavillon, und dieser Pavillon muß den^Namen ür den Schwank hergeben, der damit endet, daß chließlich der Herr Chemiker selbst als Adonis seiner ein wenig unter Johannistrieben leidenden Gattin festgestellt wird. Wir glauben nicht, daß die lockere Arbeit sich hier lauge auf der Bühne halten wird, trotzdem Josef Giam- pietro mit seinem Theodule wiederum eine scharf umriffene Type auf die Bühne stellte. An Stelle Thekla Meixner«, welche die liebebedürftige Chemikersfrau gab, hätten wir gern eine etwas imposantere Dame auf der Bühne gesehen. Für die Regie zeichnete diesmal Ernst Kramp ff al« Beraut- wörtlicher. L 8r. * L LS. Ge»er«l»ers«»»lnng des Deutsche» vühneu- veretn« in Breme». Auf der vorjährigen Generalversammlung de- „Deutschen Bühnenvereins ' in Berlin überbrachte Direktor Erdmann-JeSnitzer, der Leiter des Bremer StadttheäterS, die Einladung deS Bremer Senats, die nächste Generalversammlung in Bremen abzuhalten. Die Einladung fand allseitig freund- lich« Aufnahme, und führte, wie noch erinnerlich sein dürfte, zu dem Beschluß, in diesem Jahre in Bremen die Verein»- »»geltenbeiten zu erledigen. Die Generalversammlung findet am 18. und 14. d. Mts dort statt und, nach den bisherigen «»«^düngen zu schließen, wird sie eine sehr lebhast» Beteiligung seiten« der BrreinSmitgliedrr finden Bon den 114 Mitgliedern, welche dem Deutschen Bühnenverein zurzeit angehöreu, werden etwa 70 bis 80 erwartet. Anmeldungen liegen bereits vor von den General-Intendanten vou Huelsen-Berlin, Freiherr von Ledebur-Schweriu, vr. Bürklin-Karlsruhe, Freiherr» von Perfall-München, von den Intendanten Baron zu Putlitz- Stuttgart, vr. von M u tz e n b e ch e r-Wiesbaden, Emil Claar - Frankfurt, Freiherrn von Radetzky- Oldenburg, Vr. Lindau-Berlin, Freiherrn von Gilsa-Eassel, Frer- hrrrn von Lepel-Gnitz-Hannover, Freiherrn vou Wangen- Heim-Braunschweig, Generaldirektor Graf Seebach-Dresden, von K a ge n e ck» Altenburg, von P o s s a rt» München, Hoftat vr. Bassermann-Mannheim, ferner von den Direktoren Bock-St. Petersburg, Backur und Bittong-Hamburg, C. W. Buell«r-St. Petersburg, Th. Loewe-Breslau, Staegrmann- Leipzig, Ernst Drucker-Lamburg. Gettke und von Plappart- Wien, Zimmermann.Düsseldorf, Purschian-Köln, Liusr- mann, Halm, Graul, Lausenburg-Verlin, Werner-Darm- stadt, Gottschrtd-Lübeck und anderen au» Posen, Eobura, Bonn, Halle, Rostock, Aachen, Freiburg i B., Regensburg, Kiel, Nürnberg, Lieguitz, Lüneburg, Königsberg, Basel, Stralsund, Elberfeld, Bielefeld. Arrirftkalender für Leipzig. Leipziger Stadttheater. Al» viert« Borstellung de» Shakespeare-Eyklu» gelangt heute im Neuen Theater „Hamlet" zur Aufführung. Morgen geht neu einstudiert E. M. v. Webers komische Oper „Die drei Pinto»" in Seen«, besetzt mit den Herren Traun (Gomez), Rapp (Pinto), Schelper (Pantaleone), E. Kroß (Ambrosio). Kunze (Wirt), Moer» (BiratoS) sowie mit den Damen Kurt (Elariffa), Serbe (Laura) und Äardini (Inez). — Da» Alte Theater bringt heute die Operette „Der Zigeuner« baron " und morgen Mosers unterhaltendes Militärlustspiel „Der Veilchen fr esser". — Für den H i m m « l « fahrt» tag ist anaesetzt im Neuen Theater „Lohrn« grin" (Anfang K.7 Ubr), im Alten Theater da» beliebte Moserfche Lustspiel „Der Salontiroler — Joh. Strauß' neu einstudierte Operette „Der lustig« Krieg" wird Freitag (im Alten Theater) erstmal» gegeben.
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