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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 09.07.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-09
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040709028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904070902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904070902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-09
- Monat1904-07
- Jahr1904
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DiesrS Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als zugestellt, während cS die Post-Abonnenten Vv am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. 8erug5gebW: vnchlisinlt» ftir r««»kn bki läaliL ;wkiinal>«er Zutraauna dur» untere Bolen >»»»»»« und »ui»»«, an Eonn- und Moulagen nur einmal» »Ri »oD>. du»Lau«lvartiae»om> uulNouäre S MI. de», s MI. so Pf. Bei einmaliger Zustellung durch die PolisMI. iolineBeliellgeld». »nAus- >a»d mit enllvrechendem Zulchlage. S!achdrull allerLrlllcl u. Onginal- Mitteilungen nur mil deutlicher Luellenauaabei.Dredd. Nachr.) julaili». Nachträgliche Honorar- »»»drücke bleiben underückiickUoi: unverlangte Mannskrivle werden nicht auibewabtt. relegramm-rlbrelse: Nachricht«« Dresden. HegvLrnSel L83V Verlag rron Kiepsrh L Reicliardt. Anreizen.kalsf. Limabme von Ankündigungen dis nachmittags 3 Mir. Sonn und Neiertaa« »ur Marienstrabe S« vo» II bis VnUlir. Die l ipalligeÄruud »eile «ca. s Silbe»! 20 Plg.. Au- lundigungkn aus der Privallcile Zeile rs Pig : die 2lvaltige Zeile ans Tert teile so Pia., als (singeiandl Zeile eo Pig Nummern »ach Sonu- und Kcierlagen 1 ivalligc Grundzcile so P!« . am Privalictle sa Psg . Libaliiac Zeile am Teitseile und als ismgeiaudl so Pia. AuSwürlige Au,, nage nur gegen Lorausdk>abluna. Pelegdläuer werden mit 10 Psg. berechnet. vernlvrechanschlub: Amt I Nr. U und Nr. L0SL V«il8tSu<Nxv V««ri8te»-^»8rü8tniiMn « »88ei Äielit imprü^niei'le It»cken-Velilel6u»8 8ovis »II« Hvi»x«1vlAxvi'-^.rtIIivI in xröZZtor ^uZivnill eittsiiiolilt »U««. L ivclill .'lliZ Vit'ul, »88V 28, I»nrt. uuä I. LtrlZD. «r. 188. Smkl: Ruisisch-iapanischer Krieg. Neueste Trnhtbericbtc, Hofnnchrichtcii, Verliütung von Bleierkrankungeu. Gerichts- vechnndluiigeit. .Der Herr Gemeinderat". Wanderunge» >» der Hohen Tatra. Prozeß gegen Pros. Metzer. Lonnabend, 9. Juli 1904. Der russisch-japanische Krieg. Der „Manchester Guardian" veröffentlicht eine Meldung seines Korrespondenten in Liaujang. aus der licrvorgelit, das; dieLage der Russen sich während der lichten Tage ganz außer ordentlich gebessert hat und zwar in elfter Linie dadurch, daß die Japaner sich gezwungen sahen, ihren weilcte» Polinalich auizugehcn, und dass es gelang, hedeuteude Verstärkungen dem General Keller zukvininen zu taffen. Ter Kvrreipondent gibt einen Ileberbltck über die Bewegung der beiden Parteien seit den lichten II Tagen und er berichtet, dass Gennal Kuropntkin zweiinal wäh rend der letzten ll Tage den Japanern eine Schlacht nndot und die nötigen Vorbereitungen sür dieselbe machte, das; tue Japaner aber beide Male die Schlacht nichk »»nahmen. Zunächst konzen- Irieite der russische Obersikomniandierende seine Truppen »ach der Schlacht von Wasangou bei Knilichou, wviaus die Japaner sofort ihre Truppen, die in der Nähe von Kaitichvu standen, zurückzogen und nur eine Division dort liege». Sie mnlichieitcn gegen die russische Verbindungslinie nach rückwärts vor uns zwar über die Straßen nach Taschitichiao. Haittcheng und Liaiittiiig. Die große llebcrmacht, über die die Japaner verfügten. kam ihnen dabei zu gute. General Kuropatkins Stellung bei Kallschon wuide »un geiährlich. denn er mutzte besürchicn. das; die Javaner iosort von den drei Pässen vormaruhicren und ihm in den Rücken fallen wur den. Um diesem Angriff zu begegnen, zog der rustucdc Befehls- Kader sofort seine Truppe» aus dem Silbe» zurück, rief weilcrc Truppe» aus dem Rviden herbei, und unter Benützung der Balm hatte er nach 48 Stunden seine Slrcilkrösle wieder bei Tichimul- scheng, 20 Werst östlich von .Hcütscheng, konzentriert. Hier war er zum zweitenmal bereit, eine Schlacht zu schlage». Aber zum zweitenmal weigerten sich die Japaner, die Schlack»! anmnchmen. sie zogen es vor, den Bormarich gegen das rmsiiche Zentrum auf- zugeben und marschierte» aus der Hauptstraße gegen den Moticn- Paß und Liauiang vor. Aber auch diese Bewegung wurde sofort von den Truppen ausgenommen, die dem General Keller zur Hilfe geschickt worden waren, und da die Japaner seitdem keine weileren Fortschritte gemacht habe», so ist anzunehme», daß die rmsiiche Stellung sich um ein Bedeutendes gebessert hat. Die Langsamtcit der sapanischen Bewegungen gab dem rMsische» Qdcrstkommandie- renden vollkommen Zeit, seine Truppen, wir er wollte, auf der Linie von Kattschon nach Liauiang zu bewegen, und cS Icbeint klar zu sein, datz er rS verstand, leine Truppen an den betreffenden Stellen schneller zn konzentrieren, als die japanischen Führer da? iür möglich gehalten hatten. Sclbft wenn die Javaner r»ergiicher vorgegimgen wären, hätten sie de» Feind sicherlich zu einer Schlacht vollkommen bereit gefunden. Die Schnelligkeit der Bewegung ist also durchaus nicht auf der Seite der Japaner. Ein Telegramm General Kuropatkins an den Kaiser vom 5. Juli meldet: Am 1. Juli fand in der Umgebung von Wasangou, 14 Werst nordöstlich vo» Sse»i»ttcheü und beim benachbarten Dorse Polnitsi. ein Vorpostengcsechi statt. Die Japaner zogen sich nach Süden zurück. In der Umgebung von Zinbotun. 10 Werst südlich von Lindian verlor eine von unseren Streffwachcn in einem Scharmützel mit japanischen Streifwachen zwei Kosaken. Ferner wurden zwei Kosaken verwundet. Durch KekoanoSzieruiigen ist sestgeftellt worden, das; in der Umgebung des Torfes Janchutan, 7 Werst südlich von Tichainn. sich Abtei lungen der feindlichen Vorhut befinden in einer Stärke von etwu IM Mann Infanterie, einer Eskadron Kavallerie und vier Ge schützen. Im Tale des Tschinstouslnsscs steht bei Tiamulindsa ein Bataillon mit 12 Geschützen und einer Eskadron Kavallerie. Weiterhin befinden sich bei Uanfusan bedeutende Strcilkräste des Gegners. Diese Truppen sind nach den Aussagen von Chinesen bei Datschjuanhe, 60 Werst südwestlich vo» Taknschair, gelandet worden. — Am 4. Juli drangen eine Kosalen-Streiswache und berittene Freiwillige bis Palramiatsa im Tale eines Unten Nebcn- lluiirs des Thinftan, . 0 Werst nordöstlich von Jamriiindia. vor. Südlich von Pcüiamiatsa wurden recht ansehnliche Slreitkräfte des Gegners gesehen. An demselben Tage verdrängten zwei Kompag nie» und eine Sotnie aus dem nördlichen nach dem Uidalinpas; fühlenden Wege eine Abteilung der lapnniichc» Vorhut aus Ltutiantatirl. Dabei wurde ein Kosak getötet und einer verwundet. Drei Kosaken werden vermisch Aus Muk den wird von gestern berichtet: In den letzten Tagen ist aus dem Kriegsjchaupl.atze keine bemerkenswerte Aerrdc- rung eiiigetrcicn. Der Rege», der seit dem 28. Juni herrschte, bat aufgehörl Gerüchlwelse verlautet, das; in der Provinz Mukden sich Anzeichen einer Borerlieweguirg bemerken'- mache». Von den Kämpfen um Port Arthur gibt sollende Neriterinelvung cinS Tschisu vom 7. dS. Knude: Nach Berichten aus chinesischer Quelle fand am 4. Juli ein Kamps um einen der nordöstlich non Port Arthur gelegenen Hügel sioil, wobei dir Russen 100 Tote und etwa 50 Verwundete verloren. Zur Aus sammlung der Gefallene» uud Verwundeten wurden Chinesen ent sandt. Tie Japaner, die die zweite Hügelkette um Port Anhur besetzt haben, ziehen jetzt ihre slreitkräfte aus beirr östlichen Teile der Halbinsel zusammen, ottenbar in der Absicht, aut Las Marinc- lager zu marschieren, das den Hanvtvaß durch die Hügclreihcu acradc im Rücken von Port Anhur beherrscht. Man alaubt. das; das Los der Festung davon abhängt, ob dieser Platz, den 20 000 Mann Marinft-Insanlcrie besetzt halten, sich als uneinnehmbar crwcift. Weitere Meldungen lauten: Tientsin. Das englische Kanonenboot .. Esviegle" ist von Niulschwaiig nach Tschingwangtao in See gegangen. Die Russe» erbvbc» Widerspruch gegen seinen dortigen Anrentbalk. Ein deutiches Kanoncirboot iit vor der Mündung des Liaoflustfts vor Anker gegangen, nm. wie man glaubt, der „Espiegle", falls sie zuruckkehren sollte, die Durchfahrt zu verwehren. Weihaiwei. Tas hier liegende, ans 4 Panzerschiffen, k Kreuzern, einem Aviio und einem Torpedoboot bestehende eng lische Gei ch w aber ist heute nachmittag unerwartet mit un bestimmter Bestimmniigsordre abgrgairgen. Neueste Drahtmeldungen vom 8. Juli. Kap Skagen, Die deutsche Kaiserjacht „Hohen- zoltern" ist wegen starkem Wcststurm hier vor Linker gegangen L e ipzi g. T-aS Reichsgericht verwarf die Revision des Fleischers Mailserl aus Metz, der bcichrüdigl war. im Qktober 1902 und im März 1909 je einen Kutscher einer Petrolciimsabrik in Saargcmünd auf offener Strahe ermorbct und beraubt z» haben, und der wegen des zllreitcn Falles vom Schwurgericht Metz im Mai d. I. zu lebenslänglicher Zuchthaussirasc verurteilt worben war. Köln. lPrio.-Tcl.l Ter in Fragen der auswärtigen Politik gewöhnlich gut unterrichtete Berliner Vertreter der „Frkf. Ztg." erklärt bezüglich der deutsch-russischen Handels- o c rt r a g s v e rh an d l u ii ge n, die durch den Ausbruch des Krieges qeschaft'cne Situation habe aus die Verhandlungen cin- gewirkt uud die Geneigtheit in NutzlanL zur Einigung mit Tent'chland geiörderk. Leit Wochen sei ans dem gewöhnlichen diplomatischen Wege über die Hauptftreilpnnkie verbaudell worden. Auch bezüglich einiger wichtiger Punkte, wahrscheinlich auch in Sachen der Höhe der Geireidc- und Pichzölle, sei ein günstiges Resultal erzielt worden, sodas; gewisse divlomatnchc Erfolge vor- lägen. Wenngleich von einer bevorstehenden Unterzeichnung des Vertrags noch keine Rede sei, stehe aber doch fest, das; die Verhand lungen mit besserer Aussicht aus Erfolg wieder ausgenommen werden. Petersburg. Ter Geiehsammlnng zufolge erfolgt nun mehr bei der Autz'iihr von baumwollenen und wollenen Erzeugnissen in das Ausland und in das Amurgcbiet die Rückiahlnvg des Zolles für die bei ihrer Herstellung bcnuhlcn ausländischen Materialen und Maschinen. K o n ft an i i n o p c I. Nach einer Meldung aus Monaslir ist dort der Befehl zu allmählicher Demobilisierung der R ed i s b a t a > l l o n e cingetrofsen. — Tie Pforte richtete gestern an die Botschafter eine Note, in der sic um Zustimmung darum ersucht, das; doö neue Stcmpelgcsetz vom l t. Juli ab auch aus die auÄändischen Untertanen angcwcndcl werde, da jede Ver zögerung sür die Interessen der Regierung nachteilig sein werde. Tic Noie teilt gleichzeitig zwei Aenderungcn mit, nämlich das; alle Zuschriften der Botschaften und Koniukaic, die nicht für die Gerichte bestimmt sind, stcmpelsrei sein sollen und das; die Be stimmungen bctr. Vornahme von Nachforschungen in fremdländi schen Handelshäusern und betr. die Ltemvcliing von Geschäfts büchern und anderen Tokumcittcii sollen gelassen 'eien. In diplo matiichen Kreisen findet man diese Acndernngen dunkel uno ist der Meinung, da»; jeder Punki, der ein Eingreifen in die Ver träge darftellen toinile, gänzlich und deutlich ans dem Stcmpel- gesetz cuttern! werden wüste. Tiflis. Im ganzen Gouvernement sind Vorsiebtsnias:- regeln gegen die Einichlcppnng der Cholera aus Persien er griffen worben. St. Louis. Tee zur Vorberatung des dcmokeatischen Programms eingesetzte Unteransichns; des demokratischen N a r i o n a 1 k o ii v e n t s enftchieb sich bezüglich des iiiianziclleu Teiles des Programms sür die Beibehaltung der Goldwährung in ihrer gcgemvnriigeii Form. Tie Ahftimmiing über denMinorttäts bericht zur Nominierung der Delegierten gab den ersten Fingerzeig über die Stärle der verschicbcncii Gruppen. Ter Bericht, der von Brvan empfohlen wlude, wurde mit 697 gegen 901 Stimmen cibgclehnt. Oerttiches und Tächsisches. Dresden. 8. Juli. —* Se. Majestät der König hat bei seiner Abrep- von Eins eine Anzahl r. rdcnsauszeichmingcn verliehen und Gnaden geschenke an die Kirche, das Maricnkrankcnhaus und die Arme» ocr Stad; zur Verlegung bringen lassen., —* Se. Majestät der König lies;,gestern durch seinen Flügeladju'antcn Major v. d. Decken ocm österreichisch-ungarischen Dragoner-Regiment «Georg, König^von Sachsen" Nr. 9 in Krakau sein lebensgroßes Bild — Q ei ge mal de — mit einem Handschreiben üverreichen. —* Se. König!. Hvhcit der Kronprinz besuchte heute vor mittag in Begleitung des persönlichen Adjutanten, Herrn Haupt- maun Richter, das Friedricki-Augnstbad m Klotzsche. —* Gestern vormittag 9' ä Uhr bestiegen in Pillnitz bei prächtigem Weiter die kleinen Prinzessinnen Margarethe und M aria AI > r in Begleitung ihrer Erzieherinnen den fahr planmäßigen Qbcrvcckdamvser „Habsburg" der Sächsisch-Böhmi- schcn TamvijchiiialMsgcscUschast und erfreuten sich sichtlich an der genußreichen Fahrt bis Lojchwitz, wo sie das Schiff wieder ver ließen. —* Heu Staatsminister v. Metz sch gedenkt mil Familie im Laufe des August wieder einige Zeit auf dem v. Metzschschen Jamillenstammsitz, dem Schlosse zu Friesen, zu verbringen. —* .Herr .Kriegsminister Freiherr v. Hausen begab fick vorgestern abend von Bahnhof Pötzscha aus unter Führung des Förtters Ncumcmn zur Rchbockpürsche in das Kleinstruppencr ,Mttrevier Herr Staats- uud Finanzminister Dr. Rüger ist vom 'cschäste Urlaub zurückgekchrt und hat die Leitung der Geschäfte wieder übernommen. —* Herr Staalsministcr v. Seydewitz ist mit Familie in 'oblach cingetrofsen unv hat in Nohrachers Hotel „Germania" Wohnung genommen. —* .Herr (Geh. Schulrat Grüllich, Dezernent sür 'die höheren Töchter'chulcn ii» Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, weilt seit dem 5 Juli in Chemnitz, um einige Tage dem Unterricht in der städtischen höheren Töchterschule bei- znwohnen. —* Ter Staatssekretär des Innern Gras Potadowskh bat den Bundesregierungen einen Entwurf von Bestimmungen zur Bei bütting von B l e i erk ra n k u n g c n d er Bialer. Anstrei cher und Lackierer mit dem Ersuchen nm eine Aeußernng darüber zugehen lassen, ob Bedenken gegen den Erlaß dieser Vor schriften bestehen. Die Bestimmungen sollen sowohl sür den Be trieb des Maler- und Anstreichcrgewerbes mit seinen vielfach weck» ielnden Arbeitsstätten als auch sür solche gewerbliche Anlagen gelten, in denen Maler- und Anstreicheraibetten im Zusammen hänge mit einem anderen Gcweibcbelriebe Wersten. Waggon sabnken, Wagenbauanslalten, Möbelfabriken. Tischlereien usw i ausgeführt weiden. Von einem Verbote der Berwendung des Bieiweißcs siebt der Entwurf aus volkswirtschaftlichen und lozia!- Kmlft «nd Wissenschaft. ^ Residenztheater. Trotz Iuliglut und Inlisiimmung in! «ladt und Land wird lustig weiier Komödie gewieit, w cl„c! Premiere jagt nur so die andere, und voller als sonst klingt die iommcrliche Saison in diesem Jahre ans. Gestern Abend sab man aus der EirkuSstraße ein neues Stuck: , Ter Herr Ge meinderot' von Heinrich Schrotlenbach, eine Novität, die vorübergehend in Wien viel von sich reden gemacht hat. Sie ist wohl damals, als die Komödie, mit der Nie>e und Girardi in den tragenden Rollen vortrefflich besetzt, in der Kaisersladt an der ichönen blauen Donau das Licht der Rampe zum erstenmal er blickte. stark überschätzt worden. Mehr als ein handscstes VvlkS- itück, das in seinen besten Szenen, vornehmlich im zweiien Akte, ein nicht unbeträchtliches dramatisches Talent und theatralisches Geschick verrät, wird man in dem „Herrn Gemeinderat" nicht sehen können: immerhin ist das genug, um auf Schrottenbach Hoffnungen zu setzen, denen schon eine nahe Zeit schöne Erfüllung düngen kann. Freilich in der Eharaktcrzcichiinng der einzelnen Thpen ist recht viel konventionell und traditionell geblieben; der ilarrköpfige hochsahrende Vater, die gute, enaettchöne Tochter, der rührend pflichttreue arme Veiwandte. der slolte, immer verliebte Student, der geizige, prostllüchlige Hausbesitzer, — sie waren alle schon einmal da in den Volksstücken der letzte» zehn oder zwanzig Jahre. In diese alten Schläuche neuen Wein zu stillen, mehr Tempo in die Szcnensührung zu bringen und den Tialogorigt- ncller auszugrstalten. daraus wird der Autor bei künftigen Werken sein Hauptaugenmerk tickten müssen, Dann wird ihm in »och weit höherem Maße ein Erfolg und zwar ein dauernder sür sein redliches Streben erblühen, dem immer gern gesehenen Genre des VolkSstückes erneute Anerkennung aus der deutschen Bühne zu ver schaffen. — Gespielt wurde die Komödie recht gut, vorüber gehend nur etwas lahni im Tempo, was schließlich bei der Brurhitze kein Wunder ist. An beachtenswerten Einzclleistimgcn muß dies mal die Lori von Frl. Eliingcr an erster Stelle erwähnt wer den. Sie deckte zwar die Figur der rriolnten Schwiegertochter deS Herrn Gemeinderats nicht ganz tm Sinne des AntorS — dafür fehlt ihr das robust Volkstümliche im Weicii, das der Niese io brillant zu Gesicht steht -. aber dir ganze Leistung war ebenso fleißig wie sicher angelegt und durchgeführt, daß man Frl. Elsingrr schul digen Respekt nicht versagen kann. Neben ihr verdient Herr Friese, der auch als Regisseur gewissenhaft seines Amtes wal tete. sür die Jntrrvlctatio» der ihn, nicht sonderlich liegenden Titelrolle nachdrückliche Anerkennung. Rach ihm. ivosrrn mit einer grackntlo ,<l masud" stilisiert wcroen soll, wären die Herren Bayer ! für seinen diskret chargierten Bittner und Schröder für seinen flott heruntcrgcwiclten Studenten, die Dame» Krontbal und Mat- > khins in beträchtlicheren Rollen mir Auszeichnung zu neunen, wäh- ! rend die Herren Will und Kunde in zwei sebr undankbaren schau- > spiclersiche» Aufgaben .vcrlvr'nc Liebesmüh " auswandten, TaS Zmammenspiel war i» den tragenden Szenen der Komödie bis ans einige Teziunsicherheltcii von wohltuender Geschlossenheit, die Ausnahme der Novität ersichtlich sehr freundlich, io daß lebhafter Beifall an den einzelnen Aktschlüssen stcls die Hauptdaisteller des öfteren vor die Gardine rief. W. Wanderungen in der Hohen Tatra. I. Von Schmecks zum Poppersec.*! Nack 17stündigcr, nicht eben sehr interessanter Fahrt durch Preußisch- und Qestcrrcichisch-Schlesicn, die überwiegend slovaki- schcn, an malerischen Volrstypcn und -Trachten reichen Komilatc Trentschin, Tursicz, Arva und Liptau und das mit Natnrjchön- heitcn in herrlicher Fülle gesegnete Waagtal, mit dein sich hinter Mittka die schöne Turöczcr Ebene vereinigt, langten wir gegen abend in P o prnd-Fcl ka, dem Touristcii-Zcittriim der Hohen Tatra, an, schlugen »n Parke Husz unser Quartier aus und verfügten uns nach gründlicher Erfrischung in den Speise- saal, um unser Abendbrot cinzunchmen. Es kostete einige Müde, ein uns zmagendes Tischchen zu erlangen, weil fast alles sür die ständigen Besucher des Park Husz belegt war; auch wollte es uns scheinen, als ob man sich ans „Touristen" im großen ganzen nickt viel mache, trotzdem sich auf uittcrem Tische in erstaunlich kurzer Zeit eine stattliche Reihe leerer Bierstäschen ausstapclte, gegen die der halbe Liter Wem mit einer Karaffe Wasser vor den ständigen Gästen recht bescheiden anssab. Solchen» dcntichen Durste gegenüber taute denn auch die bedienende Kellncrschar ctwaS auf, und als wir beim „Liptauer garniert" angckommcn waren, waren wir schon viclumworbciie Gäste. Tie Speisekarte war sehr mannigfaltig, das Esten vorzüglich, die Preise zivil, auch das Nachtlager landen nur mit 85 Kreuzern mäßig. Ter nächste Tag war schön. Es halte sich in der Nacht ab- acrcanct. und die Lonne strahlte warm vom Himmel hernieder. In früher Morgenstunde zogen wir wohlgemut dem .Hochgebirge zu, das sich mit seinen mächtigen Gipfeln plötzlich und uiwermstlel! aus der Poppcrcbcnc und dem Hochwaldplateau hcrvorhcbt, ein '> Rcknnntlicki ist Schmeck« der »nasülche Badeort in der Hoben Tatra, i» dein unter Kronprinz mil Familie und Gefolge morgen z» längerem Aufenthalt rimresftn iviro. imposanter Anblick, der unsere Seele mächtig ergreift. Tie ersten, fast wagrccht fallenden Strahlen der eben ausgegangcnen Sonne »vcrfcn einen lichttnoleücn Zaiibcrschein über die Hohe Tatra, daß sie vor den» irnnkeucn Auge wie überirdisch verklärt, wi>' «ein Gebild aus Hiiumclshöhcn" dasteht. Scheint sic ja auch in der Tat nicht den Himmel zu tragen, sondern mit iliivn .Hauptzinnen bis in das innerste Heiligtum desselben hinein- znragcn. Tie Konturen der einzelnen Spitzen sind schroff und steil, die verbindenden Grate voller Zacken, Hörner und Risse, die senkrechten Wände tausendfach zerklüftet. Die oberen Partien sind allen Pflanzeiischmuckcs bar, meist tritt das Urgestein zn tage. Tic obersten und zugleich steilsten Gipfel heben sich aus einem breiten Gürtel pon Legföhren oder Latschen hervor, di- sich nach unten hin in herrlichen Fichten- und Lärchenbestand verlieren. Vom Mai an bis in den späteren Qktober ist der Auscntbalt in den unteren Regionen der Hohen Tatra ein un vergleichlicher zn nennen. Staub und drückende Schwüle sind hier selbst mitten im Hochsommer unbekannte Nebel, das Grünen und Blühen findet mit dem Ende des Sommers nicht nur kein Ende, sondern erreicht gerade erst im Beginn des Herbstes seinen Höbepunkt. Und i» dieicm Paradiese eines sechsinonatlichen Frühlings liegt oft Perle der Hohen Tatra Sch m ccks, ungariscN Tütra Fürcd, ein klimatsichcr Kurort allerersten Ranges, jährlich von zahlreichen Kurgästen der vornehmste,, ungarischen Gciftll- ictzast und Taittftnden von Touristen aller Herren Länder besucht. Wer hätte se geglaubt, paß sich aus dem ehemals unscheinbaren Alt-SchmeckS, nichts mcbr und nichts lvcniaer als einer Haltc- slalivn stir Gcmsftnjnger, drei hochclcaantc Sommersr,scheu heranSbüdcn würden, mit einem Luriis »nd Komfort, der früher nni Fuße der Hoden Taten ganz unerhört war. Alle drei Schmeckte. All. Ne»- und Umerschmccks, machen einen höchst vornehmen Eindruck. Indessen findet neben dem Reichen auch der weniger Bemittelte in LchmeckS seinen Verhältnissen cni- ivrcchendc Unterkunft, und ui sei Borsör, in der Bicrhallc kräftige Kost und gute, reichliche Verpflegung. Nach eiiigenoinmener Ersrischnng brechen wir am Nach- mittag mit unseren drei Führern, dem Hnnsdorfer Iansis, dem Franz Istvnn und dem Baicr Jacob, einem Hünen, der das Gepäck trägt, nach der Hunsalvn-Hüttc auf. Ein jeder bekommt pro Tag 4 Gulden, ohne Verpflegung. TaS Fübrcr- ueicn in der Hohen Tatra ist ausgezeichnet geregelt, ohne Führer in die Berge zu steigen, ist Niemandcm anzu- raten. Stetig ansteigend, führt der Weg durch die Anlagen des Bades SchmeckS am Kurhaus vorbei, iu dem eine Zigeuncr- lapcllc gerade eine» iftlirig.'li EzardaS spielt, über tze» Hrciij,
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