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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.10.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-19
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19071019025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1907101902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1907101902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-19
- Monat1907-10
- Jahr1907
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Lieft« vlatt wir» den Lrftrn »«" Di«»»en »nd Uui-rvunG am Lage oortzcr derrtl« «l» Mend-lurgabe rugeslelll, währen» <5 »le Posi-Abonnenlen am Marge» in einer tt>e>amiau»gabe erhallen. SS. Jahr,an,. 2W. Vei«gSge»ützr »t«rl»tiadrl für Lre« t«« de» täglich »wei- «aUgerZuttagungsa,, Honn« ui»d Montagen nur einmal L dt» Mt. Bet einmaliger Zu stellung durch die Post 3 M.(ohne Bestellgeld). Die de,» Leiern von Dresden u Umgebung am rage vorher zu» gestellten Nd»„d.«us- gaben erhalten die aus^ waniaen Bezieher mit der Morgen Ausgabe susannnen zugestellt. Nachdruck nu« mit deut licher Quellenangabe t^Dresd Nachr.") zu- lafstg. — Unverlangte Manuskripte «erden nicht auf-«oatzrt. Sonnabend, 1!l. Oktober Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. KegvLrrrSel Z85V Druck und Verlag von Liepsch 6c Rcichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: Marienstrasse 58/10. Fernsprecher: «r. ii und rvrik. Anzeigen-Daris Annahme vo» digungen bis n-chtti 3 Uhr. Lo»«it>as nur »ar,enstrahe W »vn 1» dts »/,! Uhr. Die rmstuUstge k^rundzeil« (ca. 8 StlLeu» « Ps.. »wrMen Nachrulsten 2V Vt . «eichäsl« feste Zeile 31» Pf.; d,e >>oetfpalr,ge Zeit« aus Dtrlscite 60 Pf. In Numiuern nach Aonri- und Feiertagen: die einmastige Hrundteile ltO Pf., aus Pripatiklie 4V Pf., ^amistennach- richlen kne Hf>uudz«lle 2L Pf — AuzivLruge Aultroge nur gegen Vorausbezahlung. — Jedes Belegblatt kostet LV Pjenntge. I2n«r»»»v ^n*»rvnl»l in Vtnrm ^ekilttertv NMIM LMIT i» »> 8 i» i > z llvrrvll-Mlltsr-kLls1ot8 I,oäs»-öoppvL 2 ?rüzer 8trsssv 2. Leks Vskentlsusstrssso. Kats kalter. von >1i,tk !5,— bi8 78.—. krilllll Lslliwo. von 21arlc 4.50 ln8 36,—. ALtD7 erNcze Lesov. König Friedrich August und Prinz Johann Ecorg wohnten heute mittag der vom Eroßherzog von Oldenburg präsidierten Hauptversammlung des Deutschen Schulschiff-Vereins im „Europäischen Hos" bei. Geheimer Rat Prof. Dr. Zeuner ist gestern mittag im Alter von 79 Jahren hier gestorben. Die deutsche Rcichsbank hat von einer Diskonterhöhung abgesehen KaiserFranz Joseph befand sich seit vier Tagen ent schieden besser; heute früh war das Befinden weniger besrre- digend. Im Mansfelder Zirkelschachte ist ein Wasserdurch bruch erjolgt, der erhebliche Betriebsstörungen verursacht. Die llebcrschwemmung im Loire- und im Rhone- gebiet nimmt immer größere Ausdehnung an. In St. Auban (Frankreich) wurden durch Berg rutsch mehrere Häuser verschüttet. In England und Schottland herrschen große Ueber- schwemmungen; Sturm verursachte an den Küsten viele Schifss- nnfälle; viele Menschen fanden ihren Tod. Die russische Stadt Nowydwor steht in Flammen. In Kiew wütet die Cholera sehr heftig. Neueste Trahtmelvungen c om 18 Oktober. Zum Befinden Kaiser Franz Josephs. Wien. Das Wiener K. K.' Tel.-Kvrr.-Bur. erführt über das Befinden des Kaisers, daß die vergangene Rächt durch Hüften gestört und infvlgedessen weniger ruhig war. Tuch war der .Kaiser in der Rächt und den Vor mittagsstunden vvllslündig fieberfrei. Der Appetit unrr gut und der Kraftczustaiid im allgemeinen nicht unbefrie digend. — Die Korrespondenz Wilhelm meldet: Im Ver gleiche zu den durchaus günstigen Nachrichten, die gestern aus Schönbruun gemeldet werden tonnten, laute» die Mit teilungen über das Befinden des Kaisers heute nicht so rosig. Die heutige Nacht verbrachte der.Kaiser weniger ruhig als die letzten, namentlich als die gestrige Nacht. Infolge des Katarrhs stellte sich im Lause der 'Nacht mehr fach Hustenreiz mit Hustena,Falle» ei». Infolgedessen ivar auch der Schlaf oft unterbrochen. Der Kaiser schlief nur nwnig. Trotz dieser momentanen Beschwerden erhöhte sich die Temperatur in der Nacht nicht über die normale. Auch bei -er Morgenvisite wurde kein Fieber scstgcstellt. Den Vormittag über hob sich die Temperatur ebensowenig über die normale. Die Aerzte haben heute eine leichte Ver schlimmerung der katarrhalischen Erscheinungen festgcstelli und finden den Zustand des Monarchen weniger be friedigend als gestern. Die gestörte Nachtruhe hat es auch mit sich gebracht, daß der Krästezustgnd nicht so aünstig ist wie in den letzten, eine dauernde Besserung ver heißenden Tagen. Doch ist der Appetit des Kaisers gut: »nd in diesem Slimptvm liegt die Hoffnung, daß sich auch der Kräftezustand hebe» wird. — Weiter meldet dieselbe Korrespondenz: Wie zu hoffen war. hat sich das Befinden des Kaisers im Laufe des Vormittags günstiger gestaltet, als es in der Nacht und am Morgen gewesen ist. Der Monarch konnte trotz der schlechten Nacht heute die ge wohnte Tageseinteilung einhalte». Es ist danach zweifel los, daß die etwas ungünstigeren Erscheinungen des Mor gens lediglich ans die gestörte 'Nach!ruhe und den zur 'Nacht zeit wiederholt cingctrctenen Hustenreiz ziirnckzuführcn sind. Allerdings hatte» die Hnstenansällc den Monarchen etwas angcgrissc». Doch ist der Kaiser auch heule vor mittag vollständig fieberfrei gewesen. Er erhob sich zur gewohnten Stunde, nahm mit Appetit das Frühstück und begab sich daun in sein Arbeitszimmer, wo er die Gcneral- adiutanten und den KabineiiSdiretlvr empsing und den Vormittag über arbeitete, ohne daß sich die nngüiistigeii Shmplvme wiederholten. Unwetter - Nachrichten. Venedig. Die Flüsse Etsch. Brenta und Piave sind infolge von Regengüssen bedeutend gestiegen. Mehrere Ortschaften der Gegend haben durch Heder ich w c m m u » g e „ gelitten: und die Wcgcverbindungen sind an verschiedenen Stellen durch Bergstürze unter brachen. Lieben Brücken sind eingestürzt. Mehrere Ort schaften stehen unter Wasser, darunter das Dorf Caprile: hier ist ein Haus cttigestürzt, andere sind gefährdet. Der Regen dauert fort. Mailand. Infolge von starken Regengüssen ist der Lago Maggiore höher gestiegen, als dies seit 1872 der Fall war. Tie unteren Stadtteile von Palanza und Intra sind überschwemmt. Paris. lPriv.-Tcl.) Die Loire und ihre 'Nebenflüsse habe» die ganze Gegend 'bei Montbriso» vernichtet. Fast alle Brücken und Wege sind f o r t g e s ch w e m m t. Die Loire ist noch 30 Zentimeter höher als bei der großen Ucber- schivcmmuiig im Jahre 1848. In Brignon wurde eine Brttcte wcggcrissen, die erst vor zwei Jahren mit einem Kostenaufwand von 200 000 Fes. gebaut worden war. Auch die Rhone ist säst ganz plötzlich um 8 Meter gestiegen. Die ganze Umgegend von Avignon steht unter Wasser. Eonncö. An einem Berge, der einen Weiler bei St. Auban überragt, fand ein Abrutsch statt, der sich auf mehrere Hundert Meter erstreckte. Das Pfarrhaus uinü einige andere Häuser sind eingestürzt, acht Gebäude bedroht. London. (Priv.-Tel.) Nach den heutigen Berichten zu schließen, scheint ganz England und ganz Schott land Hochwasser zu habe». Ganze Grafschaften sind überschwemmt, viele Dörfer von der Außenwelt gänzlich abgeschnitien. Den Landwirten wurde überall großer Schaden zugcsüqt. Tausende Stück Vieh kamen in den Fluten um. Ein gewaltiger Sturm verursachte viele Schlfssiinsüllc an den Küsten. Der Verlust an Menschen leben ist groß. Leipzig. Die ManSfeldsche Oberb erg- und H ü tte»direktion teilt folgendes mit: In den letzten Tagen ist leider in der 5. Tiefbausohle des Zirkelschachtes ein Durchbruch von Sch l o t t c n wa ss e r n erfolgt, der vorläufig nicht nur die Einstellung des Betriebes i» diesem Felde, ivndcrn auch eine teilweise Bctriebscin- stellung im Felde der Bergiuspektivn 4 herbeigcsührt hat, da die dort zur Beringung stehenden Wasscrhaltungs- maschinen die durchgebrochenen Wasser nicht ganz bewälti gen können, und iiiivlgedessen die Wasser glich einen Teil der Bane der Berginivektion 4 »„füllen. Es wird mit allen Kräften gearbeitet, um eine Verbindung mit den Hohenthalichächtcn herzustellcu, in dieser die Wasser nach den Hohcnthalschächter Maschinen hinznleiten und durch diese sümpfen zu lassen. Die infolge des Wasscrdurch- bruches arbeitslos gewordenen Mannschaften, etwa 8300 Mann, werden nach den andere,, Kupferschiefer-Revieren verlegt. Leider läßt sich hierbei eine Einschränkung der Metallproduktion nicht vermeiden. Die Bewältigung der Wasser erfordert erhebliche Ausgaben, die nicht vorher zu sehe» sind. ES handelt sich um eine vorübergehende Kala mität, die jedoch in 'Verbindung mit dem in den letzte» Tage» cingetrcteiicn starken Sinken der Kupier- und Silbcrpreisc das bis vor kurzem sehr gut gewesene Fiuauz- resultat des Jahres l007 bedauerlicherweise recht ungünstig beeinflussen und auch in, Jahre 1»08 sich „och sehr uuau genehm bemerkbar machen wird. Nach den bisherigen Be obachtungen ist eine Mitwirkung des iühcu Sees bei dem Schlvttenwaiserdnrchbruche nicht scstzustellcu. Berlin. Heute vormittag 11 Uhr fand in der Kapelle des Königlichen Schlosses die Einsegnung des Prinzen Joachim statt. Madrid. Im Senat stellte der Finanzminister in Abrede, daß in Paris Unterhandlungen über die Ausnahme einer Anleihe zum Zwecke des Baues eines Geschwa ders gesührl oder Schritte unternommen worden seien, „m zu vermeide», daß Spanier, die Inhaber von Titres der äußeren Schuld sind, ihre Zinsen in Francs ausgczahlt erhalten. Was den Bau eines Geschwaders betrcssc. so brauche man nicht zu einer Anleihe seine Zuslucht zu nehme», um die Kosten anszubrttige». Shcsfic l d. Ter Lordpräsident des Geheimen Rates Earl os Creme führte in seiner gestern abend hier geholte ncn Rede u. a. „och folgendes ans: Ich b>n überzeugt, daß das englische Bvlk dem Kaiser und -er Kaiserin einen herzlichen Empfang bereiten wird nicht nur wegen der verwandtschaftlichen Beziehungen, die zwischen den deutschen Majestäten und unserer Königssanftlie bestehen, obgleich schon diese Tatsache ihnen ci-ne.,, freundlichen Emp fang sichern würde, sondern auch deshalb, weil wir den Kaiser sowohl als Idealisten als auch als Mann der Tat und als Denker sür einen bedeutenden Mann halten. Newcastel lNeusüdwalesj. Durch Senkung des Erdbodens sind hier über 100 Gebäude beschädigt wor den. Personen sind dabei nicht zu schaden gekommen. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. Heute vormittag elf Uhr fand die erste össentlichc Sitzung statt. Zur Veilejniig gelangte zunächst eine lange Reihe von Registraiideiieingängcii, worunter sich zahlreiche Petitionen befinden. Sodann nahm Präsident Gras Vitz thum von Eckstadt die Verlosung der Sitzplätze vor. Daraus wurden die Wahle» der Tevutatioeu vorgc- „onimen, und zwar aus Antrag Tr. Pfeiffer durch Zuruf. Vorher beantragten Geheimrat Dr. Wach, Kammerherr von Schönbcrg, Oberbürgermeister Keil und Oberbürgermeister BeHler, abweichend von der Geschäftsordnung, in jede dcr'?Dcpiltatioilen zwei weitere Mitglieder zu wählen, wie es bereits bisher geschah: Geheimrat Dr. Wach bean tragte anßcrdci» für die erste Deputation wegen des Um fanges und der Schwierigkeit der dieser zusallenden Aus gaben und i», Hinblick daraus, -aß ein Mitglied dieser De plltaiio» iOberbürgcrmeistcr Dr. Känbler) als Sekretär schon mit Arbeiten überhäuft ist. die spätere Znwahl von „och zwei Mitglieder», so daß die erste Deputation künftig aus 9 Mitgliedern bestehen würde. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Tie Deputationen erhielten folgende Zilfainmensetzung: l. Deputation: Siaatsmi»ister a. D. v. Metz sch, Vorsitzender. Kammerherr Sabrer von Sahr (Ehrcnberg), stellvertretender Vorsitzender, Oberbür germeister Dr. Künstler, Schriftführer, Oberbürgermeister Dr. Beck, Rittergutsbesitzer Dr. Hübel, Rittergutsbesitzer o. Trebra-Liiidenan, Geheimrat Dr. Wach. 2. Deputation: Oberbürgermeister Beutler, Bo,-sitzender, Ritterguts besitzer Dr. v. Wächter, Schriftführer. Prinz Johann Georg, Kammerherr Dr. Sahrer v. Sahr-Dahlen, Oberbürge, meistcr Dr. Tröndli», Geheimer Kommerzienrat Wäiitig, Rittergutsbesitzer Gras v. Brühl, Geheimer Finanzrat a. D. Kunst und Wissenschaft. 's-* In Kap. 44a des ordentlichen Etats sür 1908/00, das die Aufwendungen sür Kuustzwecke im allgemeinen behan delt, sind u. a. 20 000 Mk. eingestellt als Staatsbcihilsc zur antetligcn Deckung eines etwaigen Fehlbetrags bei der „Großen Kunstausstellung Dresden 1 908". Ferner findet sich als einmalige außergewöhnliche Aus gabe die Gewährung eines Beitrages an die Stadt Dres den zu den Kosten der Erwerbung des Schilling- Museums in Höhe von 80000 Mk. Zur Begründung dieser Forderung wird bemerkt: „Die Stadt Dresden hat sich bereit erklärt, das Schilling-Museum in Dresden mi die darin ausgestellten, nicht in edlem Material ansgcführ- tcn Werke unter der Voraussetzung zu erwerben, daß der sächsische Staat ihr hierzu einen Beitrag von 50 000 Mk. leistet. Im Interesse der Erhaltung des Museums mit den Werken eines der bedeutendsten sächsischen Künstler und der sächsischen Kunst überhaupt beabsichtigt die Staats- rcglerung, den gegenüber den Enverbuiigstöste,, ange messenen Beitrag mit ständischer Genehmigung unter der Bedingung zu gewähren, daß das Museum in seinem jetzigen Bestände als össentlichc, dem Publikum entweder unentgeltlich oder zu einem mäßigen Eintrittspreise zu gängliche Sammlung zu erhalten ist, und daß auf Ver langen der Staatsregierung in dem Museum je nach de», vorhandenen Raume auch plastische, dem Staate gehörige Werke anderer sächsischer Künstler ausz,«stellen sind." tz* König!. Schauspielhaus. Von allen Dramen Shakespeares erfordert kann, ein anderes einen so großen Apparat alö „E o r i o l a n u s". Für mittlere Bühne» wird es immer ein gewagtes Unternehmen bleibe», das gewaltige Römcr-Dranra mit seine» hohen Korteriingen an Rcgiekunst auf die Bretter zu bringe», eS bleibt einigen wenigen Vorbehalten, die in der Lage sind, szenische Schwierigkeiten zu überwinden und die Anforde rungen an Massenentsaltlnig zu bestreiten. Das Dresdner Schauspielhaus mit seiner alten großen Tradition gehört natürlich »u diesen weniacn. Da berührt eine Ent täuschung ziemlich hochgespannter Erwartungen doppelt cmpsiridlich. Wer sich von der Neueinstudierung etwas Großes, Festliches crhosstc, dem wurde keine Erfüllung. Es war das Alltägliche, „Theater", das an sich schon so viele Wünsche künstlerisch empfindender Menschen offen läßt. Die Eeriolan-Tragödie entwickelt sich allmählich aus einem breiten sl kroseo gemalten Hintergrund von stürmischen GefechtSszenen und durcheiiianderwogenden lebhafte» Bolks- ailiammlnngei,. Es stürmte jedoch nicht, und es wogte auch nicht. Gewiß ist cs höhere und wichtige Pflicht der Regie, aus das Geistige im Sinne der Dichtung Einfluß zu neh me», aber die Wirkung des Gesamtbildes darf nie aus den Augen gelassen werden. Was waren das für Schlachten- bildcr um Eorioli, hinter der Szene „Kampsgetesc" und ganz unmögliche Musik: all die Momente, die Eajns Mareius groß und gewaltig erscheinen lassen solle», ver pufften. Und die Volksszcnen, etwa zwölf römische Bürger, bildeten di« miss,-» plebn, die mächtig und gefährlich genug ist, den ruhmreichen, ivundenbedcckten Feldherr» zu ver bannen. Shakespeare ist im „Coriolan" nicht gut mit dtzm Volke umgegangcn, seine Vertreter sind ihm armselige, wankelmütige, dumme und undankbare Schacher, aber die Bösartigkeit und Gefährlichkeit dieser Masse, wie der Dichter sic nun einmal sah. muß hcrausgebracht werden, einer Masse, die sich von dem Egoismus zweier lächerlicher aufgeblasener Charlatans nasftihrcu läßt. Es muß wirklich die Erinnerung an die „Meininger" wachgerusen werden, um sich gegenwärtig zu halten, was erzielt werden kann. Die absolute Verpflich tung, das Ideal in szenischer Hinsicht zu erreichen, liegt ja nicht durchaus vor, gestern aber wurde ma» die Emp sindung nicht los. als sei die Rcgiekunst Herzog Georgs niemals gewesen. Von der Ausstatiuiig, die vielfach so stil- widrig wie möglich ist, soll noch nicht einmal geredet wer- den. Eine gänzliche Erneuerung mit der Rückkehr »um Einfachen wäre wohl erwünscht, aber der Aufwand, der hier erforderlich wäre, würbe am Ende die Kosten nicht ein- bringen, nach so langer Pause hatte die gestrige Ausstth- run« nur ein VierkelShau» erzielt. Waren c» nicht die Kämpfe zwischen Aristokraten und Demokraten, zwischen den Konsuln und den Tribunen des Volkes, die das Inter esse in dem Matze gefangen „ahmen, wie cs unter anderen Umständen möglich gewesen wäre, so blieb das Größere der Dichtung die Tragödie des Coriolan, die tragisches Mitgefühl auslöstc. Bei der Schäftung des Coriolan, des gewaltigen Einzelschicksals einer großen Persönlichkeit, offenbart sich die volle Größe des dichterische» Genies, de, sür germanisches Idcalbcivlißlsc!» die höchsten Werte ge geben hat. Ans den historische» Ereignisse» heraus, de» Quellen Plularchö folgend, gestaltete er sein Werk, aber sür seinen Helden suchte er „ach tiesereir Gründen, als lhm in der Ueberliescriiiig geboten wurde». Er fand sie in de, engen Verbindung des Helden mit den Seinen. Aus dem Schoße der Familie wuchs ihm alles Glück und der Kern zu seinem Ende. Der Mutter Stolz und antiker Ehrgeiz beflügelten seinen kriegerischen Lim, und sein Streben „ach Seldenruhm. Ihre Befriedigung mar sein Lohn. Aber seines Wesens tiefster Zug, der leidenschaftliche Stolz des zum Herrschen Geborene», die Abwehr von der urisoru plet>8 verstärkte sich aus seine Siegesbahn. Dieser Stolz, der nie gewohnt war, sich zu beugen, bringt isim die inne ren Konflikte, durch die sich sein Geschick erfüllen mußte. Als er aus der Bahn, die er in heißem Rachedurst, in tics beleidigtem Stolze eingeschlagen, iimkcürt, ist der Aus gang dieses Heldenlebcns keinem Zweifel mehr unter worfen. Die tiefe Tragit der große» Szene des letzten Aktes gehört zu dem Größten der Weltliteratur, das ft, dieser Form »iinftederholt ist. Kaum ist ein rauher Kriegs- Held dem bewiiiidernde» Auge menschlich so nahe gebracht Herr Ernst Wen dt vom Großherzoglichen Hos- theater in Darmstadt spielte den Eoriola». Mit diesem Gastspiele sind Engagemcntsabsichte» verknüpft. Herr Wendt wird in dem Ensemble keine schlechte Figur machen, aller dings scheint seine ganze Art mehr »ach dem Fach jüngerer Helden zu gravitieren. Das Markige, Feste, Wuchtig«, das man für einen Interpreten des Coriolan wünscht» ist ihm noch nicht eigen. Ihn rnvpftchlt eine schlanke Figur mit ausdruckvollcm, frei getragenem Kaps, «in auSgtvbigeS,
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