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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 28.02.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030228021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903022802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903022802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-28
- Monat1903-02
- Jahr1903
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Dieses Blatt wird den Leim» von PreSdea und Umgebung am Tage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe -»gestellt, wahrend es die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalle». verugsgedW: Drrsbkn und der nawllc» Umarduna. wo die ZuN-ami, durch eioene Boim oder Soinmmlvuärr rrwIK. rii,alten t>aS Via» an Woäikutaaeii. die nicht auktonli. oderSeikilaae loliieii. in «tuet TeilaudoaLkn adrnd» und «»roenTjuaestellr Nachdriut au« Artikelu. Onqiual- Kltletlun«,» nur »nt deutltch-r O,ies>«nana ab«l-Dreld.Nachr. ) «uW,>. NaAtrSallch« L^narar. anivruche bleibe» uubmicmchttat: uuverlauale Mll»u!krii>te werden nicht ambewanrt. relearamin-ildrelse: «achrtchtea Lreod ea. Kegvürröet L8L8 Nerlag von Kiepfcli L Reiclirrrdt. ^nrei'gen-ttlns. Aiinakime ran Aulündiaunacn bis nachmiltaaS 8 Ulir. Sonn- und tzeierlaaS nur Maricnslrabc 38 vwi li bis '/»tUlir Die i waltiaeBruud zelle <ca. 8 Tilbem ro V'a. An kündiaunaen aus der Pnvatleitc Seile W Psg l die Lwaltiae Seile als „Ein aelandt" oder aut Tertieite so Pia 2n Nummern nach Ton» und fteier taocn l b«. Llvaliiae Ärmid»«ien 30. «o de«. M und 80 Pia nach de londerci» Laeis. Auswärtige Aui träge >iu r gegen>Lorauübkjal»una. Belcgbläller werden mit wPta. berechnet, SernlvrechLnschluß: Amt l Nr. ll und Nr. 209». SussLräSvkl ilnrelO'- 8.8edö»roek8 NavdL., WülMmi!'. V»» tlleuestc Drahtberichle. Hosnachrichlen. Babel und Bibel, Schlachlviehhof. RegimcnlSkag der 107er. Erner- Vjtltsjn. Piozeß. Geiichlsvechandliingen. »Faust". Berliner Leben. Sonnabend, 28. Februar 1W3. Neueste Dralitmeldnnaen vom 27. Februar. Berlin. Der Kaiser besuchte heute den General von Werder, um ihm seine Glückwünsche auszusprechen. Später besichtigte der Kaiser neue Modelle im Neubau des Domes. Berlin. lPriv.-Teb) Die Budaetko in Mission des Reichstags setzte heute die Beratung des Militär-Etats fort. Eine längere Debatte veranlaßt«: wieder die Forderung zur Erwerbung eines Truppenübungsplatzes für das II. Armeekorps Ohrdruf. Es wurde beschlossen, den Reichskanzler zu ersuchen, bei Errich tung von neuen Uebungsvlähen solche Projekte grundsätzlich aus zuschließen, bei welchen sich die Schädigung einer größeren An zahl landwirtschaftlicher Betriebe erforderlich machen würde. Ver schiedene Redner führten ans, daß das für de» Platz bei Ohrdruf zutreffen würde, -statt der geforderten 8M000 Mark wurden nur 26 000 Mark bewilligt mit der Matzgabe, daß diese Summe zu den Vorarbeiten für Erwerbung eines anderen Platzes als Ohrdruf verwendet werden solle. Von der Forderung von 10 Millionen zu weheren Beschaffungen für Zwecke der Fuß- artillerie wurden 2 Millionen gestrichen. Aus den Verhandlungen ist noch mitzuteilen, daß Minister Goßlcr erklärte, die Rohr- rücklaufaeschütze anlangend, so würden diese, wie alle Neuerungen der Waffentechnik, vorher sorgfältig geprüft: es habe sich aber noch kein fester Niederschlag der Anschauungen gebildet, und die Sache werde als gar nicht dringend angesehen. Berlin. Ter König hat den Regierungspräsidenten von Waldow in Königsberg zum Oberprüsidcntcn der Provinz Posen ernannt. Karlsruhe. Im Befinden des Prinzen Karl ist die Körpertemperatur beute morgen langsam zur 'Norm zurück gesunken. In der Nacht trat plötzlich ein heftiger asthmatischer Anfall auf, der aber bald wieder nachließ, woraus mehrmals ruhiger Schlaf eintrat. Der heutige Zustand ist befriedigend. Leipzig. Der kanerliche Wirkt. Vieh. 'Rat und frühere SenatSvräsident beim Reichsgericht Dr. Peterßen ist in der vergangenen Stacht gestorben. Potsdam. Der langjährige Prokurist der Firma Burg halter Gladow ist verhaftet worden. Holstebro sJütlands. Bei einem heute nacht in einer Trikotagenfabrik ansgcbrochcnen Brande erstickten vier Kinder eines Werkführers. Wien. Nach einer Meldung des Wiener K. K. Karre- spondenzbureaus aus Sofia sind dorthin Gerüchte gelaugt, daß der russische Konsul in Mitrowitza Schtschcrbina er- mordet worden sei. Die Gerüchte werden jedoch in Sofia als unrichtig erklärt. Wien. Die »Wiener Zeitung" veröffentlicht die Sanktion deS Rekrutenkontengentierungsgcsetzes. Paris. Eine Depesche der „AgcnecHavaö" aus Kap Haitien besagt, daß in der Republik San Domingo der A u s st a n d im Znnrhmen begriffen sei. Die Stieitkeaste der Revolutionäre seien im Vormarsch gegen die Hauptstadt San Domingo und die Städte Puerto Plala und Saiiliago begriffen. Madrid. Der Zentcalwahlausschuß genehmigte mit 8 gegen 7 Stimmen einen Bericht Cavdcpons, in welchem die Negierung aufgesordert wird, eine Erklärung über ihr Nnndschleiben betreffs der Anwendung des Wahlgesetzes abzrrgeben. Sollte die Antwort der Regierung unbefriedigend ausfallen, so soll die Frage dem Parlament vorgelegt werden. London. Der König hat dem englischen Botschafter in Washington das Großkreuz des Michaelorvens verliehe». Tanger. Marokkanische Soldaten verübten Tätlichkeiten gegen einen englischen Unterm» und mißhandelten einen anderen Engländer, der vorn englischen Konsiil zur Ermittelung der Schuldigen an den Tatort entsandt war. Oertliches nnd Sächsisches. Dresden. 27. Februar. —* Se. Majestät der König nahm heute von 100» Uhr ab die Vorträge der Herren Staatsminister und des Königlichen Kabinettsseiretärs entgegen —* Der kommandierende Gencrak, Se. Königs. Hoheit der Kronprinz, wohnte heule der Nckrutciibesichtigirng des II. Jäger-BataillonS bei. welche im Kaiernenhose bezw Exerzier- ha»se des Bataillons abgehalren wurde. Morgen, Sonnabend, beabsichtigt Se. König!. Hoheit der Nekrntenbesichtigrriig beim 1. Bataillon des 177. Infanterie-Regiments auf dem Heller beizuwohncii. —* In Gardone, Riviera am Gardasee ist die Villa Wimmer vom 15 Mär; ab für Se. Majestät den König ans 0 Wochen gemietet worden. —* Die sächsische Staats re gier un g hat ihre Bevoll mächtigte» zum Buirdesrat beauftragt, gegen die Anfheb » n g des 8 2 des I es rr i t e rrg es e tz es. der auch einzelnen Icsuftc» de» Aufenthalt im Deutschen Reiche verbietet, zu stimmen. Mit dieser Haltung, die von vornherein nicht anders zu erwarten war, entspricht die Regierung dem einmütigen Wunsche der proteslan- tßchen Mehrheit des sächsischen Volkes. —* Herr Oberbürgermeister Geheimer Finanzrat Beutler nahm am Dienstag Gelegenheit, den Mitgliedern des Vorstandes der Deutschen Stävtcausstellung die Lesehalle zu zeigen und ibrc Einrichtungen zu erläutern. Es waren dies die Herren Oberbürgermeister Dr. Becker - Köln, erster Bürgermeister v. Borscht-München, Stadldircktor Tramm-Hannover, Stadtrat Nainslau-Berlin, Stadtrat Mühl-Breslau und Oberbürgermeister Dr. Bcck-Ehemnitz. Die Herren sprnchen sich höchst anerkerrneno über das Gesebene aus. —* Die LandeSversammlung des Bundes derLand- wirte findet hier am 5. März, mittags 1 Uhr. im ..Tivoli" statt. Die Eröffnungsansprache halt der Landesdelegierte, Herr Oekonomieral Andrä - Braunsdorf. Herr Reichs- und Landtags- ndgeordneier Freiherr v. Waiigcnheim-K l e i n s p i e g e l hält einen Vortrag über die heutige politijchc Lage und Herr Reichs- tagsabgeordiretcr Dr. Oe riet über die Mitlelstandsfrggc, die Frage der Zukunft. —* Babel und Bibel. Bor einer überaus zahlreichen, mit dem lebhaftesten Interesse lauschenden Versammlung hielt gestern abend im Bercmshause der ausgezeichnete Kenner der Keilschriflenliteratur, Herr Pfarrer Dr. Alfred Jeremias, von der Marlin Lutherkirchc in Leipzig, einen gehaltvollen, fesselnden Vortrag über die Frage: „Bon Babylon zur Bibel — oder von der Bibel nach Babylon?" Der geschätzte Redner führte in warmer, lebendiger Weise etwa folgendes ans: Die tiefgehende Bewegung, die die Babcl-Bibel-Frage in der ganzen gebildeten Welt hervoracrusen habe, entstammt nicht in erster Linie aus dem Interesse für oie neu entdeckten Kulturen der alten Welt, sondern die Bibeifrage ifts. die sich wieder einmal mächtig regt. Infolge des biblischen Unterrichts, den wir in der Kindheit empfingen über das Paradies, die Urväter, Noah, die babylonische Gefangenschaft, die Weisen aus dem Morgen lande usw., mutet uns alle das babylonische Land wie eine uralte Heimat an. Die Entdeckungen im Euphrat- und Tigrislande — welch' ein Bilderbuch bieten sie für das Alte Testament! Der Redner betonte mit Recht, daß der Wert dieser Ausgrabungen weder über- noch unterschätzt werden dürfe. Fast heiter ivirke die gänzlich voreilige Ucberichätzung, die sich m letzter Zeit die Assyrioloaen zuschulden kommen ließen. Dr. Jeremias stellte den sehr vchcrzigenswertcn Grundsatz auf: die Keilschristforschnng solle arbeiten, ohne sich aus das theologische Gebiet cinzntasse». Sache der Theologie sei es dann, das gefundene Material für die Äibelerklurung zu verwerten Hoch steht die Bibel über Babel. Das zeigt die israelitische Religion zur Prophetenzeit. Hier waltet Offenbarung, die den tiefsten Be dürfnissen des Menschcnhcrzcns entgegen- und zuvorkommt. Diese Offenbarung darf man nicht verwechseln mit religiöser Genia lität, lvie sie sich auch bei einzelnen Heiden findet. Die pro phetische Verkündigung wurde vorbereitet durch das religiöse Wer! Mosis. Wenn auch einzelne Teile des Geictzes mit babnlonischcr Gesetzgebung zusammen stimmen — z. B. das Wiedervergeltniigs- rccht Auge um 'Auge, Zahn um Zahn, das auch in den Gesetzen des Hammurabi enthalten ist — so ist das nur ein neues Zeugnis für die Kulturgemeinschast zwischen Babylon und Israel. Der Wert des mosaischen Werkes liegt in der Erziehung deS Volkes k . , . .. Der mosaischen Zeit ging die Urzeit voraus, in der Abraham unter Gottes Leitung eine Schar aus Babylonien führte, welcher er den lebendigen Gott predigte. In überzeugender Weise wies Dr. Jeremias nach, wie die Stücke der babylonischen Literatur, welche die Urzeit behandeln, dem Geiste nach tief, unendlich tief unter den biblischen Erzählungen, stehen, mag auch dem Buch staben »ach manches ähnlich sein. Wir freuen uns der onig-'- deckten Fäden, die von Babylon zur Bibel führen, aber wir wei- den nie ans dem Heiligtum der Bibel nach Babylon zurück kehren. Als einst die Bnndcslnde von Bct-Seines nach Jerusalem gekrackt wurde, strauchelten die Ochsen am Wagen. Ufa griii gegen den Beiehl Gottes ängstlich zu und fiel tot zu Boden. D' Bibel ist ein Heiligtum, wichtiger als die Bundeslade, von Gvt> selbst wundervoll behütet. Denken Sie nicht, daß Sie immer gleich angstvoll zngreiscn müssen, wen» die Bibelcrklärcr, de Zugtiere, einmal beiseite treten. Gott sitzt im Regiment nnc, bringt cs schon wieder ins richtige Gleis. Eine Reihe hock! interessanter Lichtbilder ließ die versunkene, den Trümmern neu entsteigende Welt vor den Augen der Beichaucr in plastische» Wciie erstehen. Reicher Beifall belohnte den Redner für feine vorzüglichen 'Ausführungen. Es wäre zu wünschen, das; der Geisi weiser Besonnenheit, der den Vortrag durchwehte, und der frei von aller Scnfalionslust das Gebiet des Wissens und des Glcni- bcns in klarer Erkenntnis ihrer Grenzen scheidet, allgemein die assyriologische Forschung leiten möge! —* 'Nach dem für den zukünftigen städtischen Vieh - und Schlachthof im Osira-Gchege ausgestellten allge meinen Banprogramm ist die Anlage für eine Bevölkerung von 500 000 Einwohnern geplant und dabei mit einer verfügbaren Fläche von mindestens 350 000 Quadratmetern zu rechnen. Bei der Gesamtanlage sind außer Verwaltungsgebäuden, Belcuchtungs-, Wasser- und Beschlcusunqsanlagen folgende Hauptteile zu berück sichtigen: Viehhof niit besonderem iLpcrrgebiet und Eisenbahn ramvc», Schlachlhof mit Nebcnnnlagcn, Seuchen- und Auus- Schlachthos. Pferde- und Hunde-Schlachtanstcilt, sowie eine staat liche Lymphgewinnnnfls-Ansialt. 'Aus dem V ieh Hof ist die Markthalle für Rinder auf 1500 Stück bei je ^,0 Quadrat Nieter, sür Schweine aus 5000 Stück mit je 1.5 Quadratmeter, für Kälber ans 4000 Stück mit je ch7 Quadratmeter und sin Schate auf 2500 Stück mit je 0,7 Quadratmeter Flächcnraum berechnet. IutterstaNun gen sollen eingerichtet werden sin 1000 Rinder mit >c 0 Quadratmeter, 3000 Schweine mit je etwa 1,4 Quadratmeter und 2000 Stück Kleinvieh s>Lcha^e und Kälber! mit je 0,7 Quadratmeter. lieberständer- Stallungen sind vorgesehen für 200 Rinder, 400 Schweine und 300 Schale Das Sperrgebiet enthält bei besonderem Gleisanschluß und Rampen- cmlage Stallungen sür 400 Rinder und 1000—1200 Schweine, das sind etwa 2 Quadratmeter Grundfläche für jedes Schwein mit Rücksicht auf die groben und schweren Bakonierschweine Auf dem Schlachtbofe iit die Rindcrschlachthalle bei 40lXi Quadratmeter Flächenranni für eine Tagesschlachtung von 50u bis 000 Stück, die K le in viehs ch l a ch t h alle bei 2500 bis 2700 Quadratmeter Grundfläche für eine solche von ca. 4000 Stück und die Schweineschlachthalie bei 4000 Quadratmeter Grundfläche auf eine Tagcsschlcichtung von 3500 Stück berechnet. Neben der eigentlichen Ansschlachthallc sind noch vorgesehen ein Brühraum mit 12 Brllhkesselu, eine Ausschlachthalle, ein Kuttefraum und in einem Anbaudic Trichinenichauflelle. 'An Stallungen für Schlachtvieh ist vor - gesehen ein Rinderslall sür 400 Rinder, ein Schwcinestall sür 400 bis 500 Schweine und ein Kleinviehstall für 400—450 Stück Schafe. Außer den Stallungen wird der Schlachthos noch ein Kühlhaus, eine Talgschmelze, Fleischhackanstalt, Darmschleimcrei- Näume für Häutevcrwertung und eine Fleischverkauishallc in sich vereinigen. Der isoliert angelegte Seuchen- und Amis schlachthos soll außer einer Jsolicrstallnng für etlva 100 Rinder. 2lD Schweine nnd 200 Schafe Scuchcnsialiungen enthalten: auch solle» im Amtsjchlachthauie etlva 100 Rinder und 200 Schweine zur Tagcsichlachtung kommen können. Die S chl a chtanst a l! für Pferde und Hunde ist in unmittelbarer Verbindung mi: der Sanitätsanstali nnd derart anzulcgen, daß eine Zufahrt von außerhalb der Gesamtanlage des Vieh- und Schlachtboscs oyn. Passicrung der letzteren möglich ist. Das Schlachthaus für Pferd- nnd Hunde soll 380 Quadratmeter Grundfläche enthalten; der Stal! in auf 30 Pferde berechnet. Für G a st iv i rts ch a f t und Börse» gebäude dürsten als Grundfläche mindestens 5000 Quadrat- Gastwirtschaft ist mit allen Erfordernissen der Neuzeit, Fremden zimmern usw. ansznstatten. —* Das Ehrenpräsidium und der Lokalausschuß für den Regi in entstag ehemaliger Kameraden des 8. Königl. Sächs. Infanterie-Regiments „Prin, Johann Georg Nr. 107 hielt gestern abend hier im »British- Knnst nnd Wissenschaft. ft* Mitteilung auS dcni Bureau der Königl. HMtheater. Im Opernbanse wird, wie angekündigt. Sonntag, den 1. Mäiz. Verdis viernktigc Qver „ Amelia oder der Masken ball" in neuer Einstndicrung gegeben. Die Besetzung ist die folgende: Amclia — Frau Abendroth lzum cislenmalf, Oscar — Frau Wedekinv, Ulrlka — Frl. v. Ehavannc, Richard — Herr Burrtan. Rens — Herr Scheidemantel, Samuel — Herr Wachier, Tom — Herr Rains. Silvan — Herr Nebuschka. ß* König!. Hosschanspicl. Ein rcucr Mephisto — Herr Froböse — ließ für gestern abend die Anwesenheit der Kritik »n Neustädter Hause wünschenswert erscheinen, obwohl im übrigen die Rollenbesetzung von Goethes „Jaust" völlig die gleiche wie früber geblieben war. Im Interesse des strcülamcn Künstlers, der fraglos zu den großen, wenn auch noch sehr in der Entwicklung begriffenen Talenten unseres Ensembles gehört, hätte man besser getan, ihn in dieser Nolle vor der Hand »och nicht herauszustellen. Tenn Herr Froböse schien mit der komplizierten Figur innerlich noch nicht fertig geworden zu sein: cs war alles in allem mehr ein tastendes Suchen, als ein treffsicheres Fest halten der charakteristischen Linien, ja, die schauspielerische Leistung blieb von vornherein zu sehr im Versuch, in der Skizze stecken, ganz abgesehen davon, daß sie als Ganzes zu wenig interessant war. In der Grundstimmnng schien der Darsteller, wenn anders wir ihn recht verstanden haben, den Mephisto nicht als absoluten Teufel, auch nicht als den höllischen Spaßmacher, sondern als den diabolischen Junker, den Bonvivant des Inferno auffasscn zu wollen. Leider fehlt ihm dafür nahezu völlig die geistige Prägnanz deS chcvalereskcn Verführers, die dialektisch-sophistische Feinheit der Rede, die überhaupt — cs sind doch schließlich Goethesche Verse, die dieser Teufel zu sprechen hat — gestern schärfer geschliffen sein konnte. Hier und da gefiel sich überdies Herr Froböse, der auch äußerlich biSweilen für den verkappten Ritter ein gar zu vulgäres Wesen zur Schau trug, geradezu darin, ganze Szenen — so gestern vornehmlich die mit dem Schüler — einfach sauen zu lassen, um dann plötzlich unvermittelt mächtig aus sich herauszugeben. Recht störend wirkten einige merkwürdige Betonungen, die vielleicht auf eine begreifliche Aufregung des Künstlers zurückzusübrcn sind, der im Verlaufe des Abends zu seinem Unglück noch ziemlich heiser wurde Im allgemeinen bedeutet sein MepbistorinExverimcnt, das Hetrn Froböse hoffentlich später einmal besser glücken wird. — 'Auch sonst ist nicht viel Aufbcbens von der 'Vorstellung zu machen' sie war vor allein an den Höhepunkten der Dichtung zu wenig schwungvoll. Nur das Gleichen von Frl. Pölitz umfloß ein Höherer poetischer Schimmer in der Darstellung, namentlich in der holdseligen Gartenszene, in der auch vorübergehend Herr Blankenstein seine Trockenheit als Faust verlor. Ganz prächtig wie immer nahm sich die dekorative Ausstattung des Dramas ans, die in ähnlich stimmungsvoller Schönheit nur noch das Burathcater aufzuweisen hat. f* Als sich der Komponist Puccini im Automobil von Lucca nach seiner Villa in Torre del Lago begab, stürzte er und zog sich einen Bruch des rechten Beines zu. Berliner Leben. L. Berlin, 26. Februar. Der Berliner Karneval ist ein merkwürdiger Gesell: Er kann nicht leben, aber auch nicht sterben. Während in den glück- sicheren Gefilden, wo der Faschinashnmor kräftig gedeiht, das lustige, pndelnärrische Leben und Treiben pünktlich ain Ascher mittwoch aufhört, zuckt und zittert hier das trübselige Flämmchen angeblicher karnevalistischer Freuden ruhig weiter. Ja, es gibt boshafte Leute, die behauvle», der ganze Berliner Karneval sei nichts weiter, als ein lang ausgedehnter Aschermittwoch. Man tanzt hier unbekümmert um den Kalender fort, vermummt sich pflichtschuldigst, wenn es dem Besitzer eines großen Balllokals cinfällt, zur Äufbe veranstalten, man steht, und hört er seruna seiner Finanzen einen Maskenball zu reut sich seines Lebens, so gut man es ver- t notgedrungen damit auf, bis das Heran- kommen der Charwoche diesen sogenannten öffentlichen Be lustigungen von Polizei wegen ein Ziel setzt. Dann erklärt man hinterher mit aller Bestimmtheit, vaß man sich wieder einmal köstlich unterhalten habe, ob auch die Langewelle ans allen Poren aume, und ist mit sich und der Welt wenigstens einen Augenblick zufrieden. Auch der Berliner fühlt in dieser Zeit die Pflicht, um mit Wilhelm Busch zu sprechen: ,,— mit vieler List — Zu scheinen, was er gar nicht ist". Er ist zwar hinreichend vergnügungssüchtig und läßt es sich gern ein Stück Geld kosten, aber er versieht cs nicht, sich und anderc harmlos zu ergötzen. Nur einzelne Kreise, die mit südlichem Blut reichlich durchsetzt sind, haben wenigstens einen Abglanz dieser Kunst hierher ve> pflanzt. So zeichnet sich der alljährliche Winterball nnscres Alpenvereins noch immer durch eine von Herzen kommende, auch die Widerstrebenden miireißcnde, echte Fröhlichkeit angenehm aus. Aber auch diese Veranstaltungen büßen von Jahr zu Jahr ihren früheren Glanz ein. Obwohl man in der Ausgabe von Gaii- kartcn sehr vorsichtig verfährt, herrscht doch in den weiten Kroll- scheu Sälen ein geradezu beängstigendes Gedränge, und finden sich Elemente ein, die gar nicht zu dem Tone passen wollen auf den diese Alpcnbälle gestimmt sind. Unter ihrem Einsim, artet die ansprechende Urwüchsigkeit mitunter in Roheit aus. auch macht sich eine gewisse Prohigkcit breit. Während man fick! früher mit Münchener Bier begnügte, fließt jetzt der Ehampagner in Strömen, und die Tiroler Kostüme, die vorherrschen, werde» immer kostbgrcr und unechter, -schon taucht der Gedanke au', einen neuen exklusiven 'Alpenverein zu gründen, und es ist sehi möglich, daß er ausgeführt ivird. wenn die bisherige Entwicklung so weiter fortschreitct. Ein guter harmlos fröhlicher Geist waltet dagegen noch in einzelnen landsmannschaftsichen Vereinen, so namentlich im Verein der Rheinländer, die sich ihren heimatlichci! Narrcnsinn auch im nüchternen Berlin nicht ganz beeinträchtigen ließen und auch hier echt karnevalistische Feste zu veranstalten wissen. Dagegen. ist die Berliner Künsilcrschaft bereits von: Genius looi angesäuert und bemüht sich vergebens, die aus gelassenen Faschings-Veranstaltungen ihrer Münchener und Düssel dorfer Berufsaenossen nachzuahmen. So war auch der jüngste Ball der Berliner Sczessionistcn nur eine recht matte Kopie der farbenprächtigen, witzfprudclndcn, übermütigen Originale Süd- und Westdeutschlands. Schale, nachgerade abaestandene Sere nissimus-Scherze mutzten eigenartige Einfälle ersetzen. Trotzdem man zu einem Kostümfeste eingcladcn batte, war doch der lang, wellige Frack und Elaque mit weißer Binde, hier und da durch eine der neuerdings bei den Gigerln aller fünf Weltteile so be- liebten bunten Westen oder einem knallroten Schlips belebt, in erdrückender Majorität. Im allgemeinen ist auch das Publikum aller dieser Berliner Bälle meist dasselbe, nur durch etliche Nuancen von einander kenntlich gemacht. Im großen und ganzen ist es unser sogenanntes Prcmiören-Pnblikum. daS nun einmal
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