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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191801229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-01
- Tag1918-01-22
- Monat1918-01
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1918
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-er «ßlUcheu Bröetter sollt«» da» mit ihrer Regieruna tim und insbesondere mit seiner mraieruna. Sin Delegierter fragte, oh die kegteruna ebensolche Mittel gebraucht habe, iyte Vorschläge den Mittelmächten zu unterbreiten, wie diese ihrerseits. Lloyd Georg« antwortete, dl, Delmierten könnten sich darauf verlasse», dass die Regierung Frieden schließen würden, wenn Irgend eine begründete Augsicht bestände , unter Bedingungen, die sür sie (di, Delegierten) «brenhast wären, Frieden zu schließen. Es ist Aufgabe der Regierung, auf Entdeckungen auSzugeben. Wir wachen.und beobachten natürlich fortwährend, ob irgendwelche Anzeichen dafür vorhanden sind, daß die deutsche Regierung wieder vernünftig wird. Leider mutz ich sagen, können wir nicht» anderes entdecken, als völlige Verhärtung und feste Ent schlossenheit, einen rein militärischen Triumph zu erziel«». lieber den Ausdruck der Freiheit der Meere befragt, sagte Lloyd George: Ich möchte gern willen, wa» die Frei heit der Meere bedeutet. Bedeutet Ne Befreiung von der» U-Booten oder Aushungerung diese» Lande» ? Wir müssen uns aber sorgfältig vor jedem Versuche einer Störung un seres Küstenschutzes hüten und ebenso vor jeder Störung unserer Schiffahrt. Sin Delegierter fragte r ist der Premier minister willens, angesichts der erklärten Einstimmigkeit der Alliierten mit den KriegSzielen dieser Versammlung zn er- . klär«»,, daß Schritte unternommen wurden, um die KrieaS- »i«l< Amerika» und der Alliiert,» zu kousolidlrre», da mit Deutschland eine einheitliche Front entgegengeftellt werde. Llovd George antwortete: Wir hofften auf der grossen Konferenz in Pari«, die vor etwa 2 Monaten arbei tete, dazu in der Lage zu sein. Die Vertreter der russischen Regierung kamen herüber. Aber hier ereilte sie das Ver hängnis. ES war ganz unmöglich, eine Koordinierung der KriegSziele der Alliierten in Abwesenheit von Vertretern der russischen Regierung zu versuchen. Das war die Ursache, warum die Beratungen darüber nicht begannen. Konstan tinopel war eines der Probleme. Wir hätten Konstan tinopel als Kriegsziel ohne Zustimmung der russischen Re gierung nicht fallen lassen können. Ich gebe zu, dass eine neuerliche Zusammenkunft wünschenswert wäre, wenn über die KriegSziele der Alliierten, die von Wilson und mir dar- aeleat wurden, irgend ein Zweifel bestände. Aber bisher herrschte nur völlige Uebereinstimmung. Ein Dellien« fragte: will Lloyd George erklären, was er unter „Reeon- sideration der Stellung Elsast-LothrtngenS" verstehe. Lloyd Georges antwortete: Elsass-Lothringen war für di« Franzosen 40 Jahre lang eine offene Wunde. Sie konnten während dieser Zeit nicht in Frieden leben. Ihre Ansicht ist zweifellos, dass es keinen Frieden mit Frankreich gibt, bis diese Frage ein für allemal erledigt ist, und dass diese Anffelegenheit beschleunigt werden mich, wenn es nicht zu einer ganzen Reihe von Kriegen in Europa kommen soll. Unsere Ansicht ist deshalb, dass das französische Volk in erster Linie zu entscheiden hat, was es als Gerechtigkeit betrachtet. Die Regiernng ist entschlossen, der französischen Demokratie in ihrem Kampfe beizustcben. Ein Delegierter fragte: Ist es das französische Volk oder das Volk Lothrin gens, das über seine Lage klagt. Lloyd George antwortete: Gin sehr beträchtlicher Teil der elsass lothringischen Be völkerung wurde von den Deutschen gewaltsam exprobiiert. Einige von ihnen wurde» aus dem Lande vertrieben. Wenn ihr die wirkliche Bevölkerung von Elsass-Lothringen nehmt, so besteht kein Zweifel, dass die überwiegende Mehr zahl für die Rückkehr unter französischer Flagge ist. Ein Delegierter fragte, ob Lloyd George sich sofort verpflichten wolle, dass in» Falle einer Erzielung eines Abkommens, wie e« von ihm angedeutet wurde, die militärische Dienst pflicht ohne Verzug iu England rückgängig gyuackt würde. Lloyd George antwortete: Ich hoffe eS. Wir kämpfen darum, dass nicht nur im eigenen Lande, sondern in allen Ländern Verhältnisse eintreten, die die Dienstpflicht rückgängig machen. Wir wollen das, was jetzt geschieht, für immer unmöglich machen. Die Frage ist nicht, ob wir der Dienstpflicht ur diesem Lande em Ende machen, Ihr müßt ihr in allen Ländern ein Ende machen. Außer der Feststellung, daß „Freiheit der Meere" ein höchst elastischer Begriff »st, interessiert uns am meisten, was Lloyd George über die sogenannte „elsässische Frage" gesagt hat. Wenn diese „Frage" nicht ein sür allemal geregelt würde, bliebe sic in alle Ewigkeit der Nährboden künftiger Kriegsgefahren. Ganz richtig: Wenn das Reichs land jetzt wieder unter die französische Hand zurttckgc- geben würde, dürften wir Deutschen nicht ruhen, bis ein »:euer Krieg unsere verpfändete nationale Ehre wieder hergestellt hätte. Eine Schraube ohne Ende würde ent stehen, und das nachbarliche Verhältnis zwischen Dcnt- jchen und Franzosen genäu so vergiftet bleiben, wie eS in den letztvcrgangenen Jahrzehnten gewesen ist. Ein sür alleinal mnß der Streitpunkt aus der Welt geschasst wer den und zwar, indem Frankreich endgültig seinen Anspruch aufgibt, ein urdeutsches Land beherrschen zu wollen. Herr Llovd George glaubt sich nämlich über die politischen Verhältnisse im Elsaß durch einen gelegentlichen Reiseaus flug dorthin unterrichtet zu haben; bekanntlich schon ganz im allgemeinen eine recht fragwürdige Art, den Charakter von Land und Leuten zu erfahren. In einem Grenzwärter hause auf der französischen Vogesemeite hat man ihm er zählt, daß allsonntäglich Deutschelsässer herüberkämen, um den Feiertag auf französischer Erde frohsinniger zu ge nießen! Das soll als Zeugnis gelten für die Gesinnung der großen Mehrheit, die weiter ckb vom Bereiche der französischen Propaganda wohnt! Solcher Oberflächlich keit veS Urteils sollte sich eigentlich ein englischer Minister schäme^! — Zugleich freilich,nächten wir aus einem Leit sätze, die Franzosen sollten entscheiden, auch einen heim lichen Wunsch herauszuhörc», daß diese ihren Verbündeten den Weg zum Frieden doch durch Nachgiebigkeit erleichtern möchten. Aber mag cs so oder so gemeint sein: nicht die Franzosen lmben zn bestimmen, was aus dem Elsaß wer den soll. Für uns existiert nun einmal keine «tklsaß- lothringische Frage". Die Lage in Rutzla«». veftechungSgelder. Die Petersburger Telegraphen- Agentur veröffentlicht eine große Reibe von Einzelheiten über die ungeheuren Summen von BestechungSgeldern, die die zaristische Regiernng an rumänische Politiker und Jour nalisten gezahlt hat. Ei« Aunkspruch der Petersburger Regierung. Die Petersburger Regierung verbreitet folgende», Funkspruch: Petersburg, d. IS. Januar 1918, Gestern am 18. Januar wurde die konstituierende Versammlung eröffnet. Die Ver sammlung hat der Genosse Swerdlow eröffnet. Zum Vor sitzenden wurde Teschernow gewählt. Der Genosse Swerd low schlug im Namen des Zentral-BollzugSauSschnffeS der konstituierenden Versammlung vor, die Macht der Räte und alle Dekrete, die vorn Rate der Volkskommissare ver öffentlicht würden, bis zur Klarstellung der Beziehungen der konstituierenden Versammlung zur Regierung der Rate anzuerkennen. Die Mitglieder der konstituierenden Ver sammlung und »war bieder bolschewistischen und der linken sozialrrvolutionaren Fraktion verliessen den Sitzungssaal. Am Taa« der Eröffnung der konstituierenden Versammlung sanden Kundgebungen statt. Die Soldaten, Arbeiter und Matrosen haben an den Kundgebungen nicht teilgenommen. In Petersburg wurde ein marinerevolutionärer Ausschuss gebildet. Di« Ordnung in der Stadt wird durch Matrosen und die Soldaten der Roten Garde aufrechtrrhalten. Der Führer der politischen Abteilung, Ryschkow. Verdöst»««» »d Strastrnkämpfr. Der PetrrSbur- aer Berichterstatter de« .Carrier« della Gera' drahtet, dass buuderte von Verhaftungen voraenommrn wurden. In verschiedenen Stadtteilen habe« Gtrassenkämpf« mit Ge wehr- und Maschinengewedrfeuer begonnen. An mehreren Stellen wurden bereit» Barrikaden errichtet. Einig« von Kronstadt einaetroffene Kriegsschiffe griffen in den Kampf ein. Laut Meldung, der .Daily New»" au» Petersburg vom IS. d». Mt». lauft da» Gerücht, dass Sawinko, Filo- nenko und Kerenski, di« chiSber bei Kaledin waren, nach Petersburg zurückgenbrt seien. In der ganzen Stadt herrsche eine eigentümliche Spannung, «ie sie auch vor den früheren Unruhen wahrzunrhmen war. Unterred«», »1t vsch»««». Tin Vertreter des Reuterschen Bureau« Satte eine Unterredung mit Buchanan, dem britischen Botschafter in Russland, der auf Erholungsurlaub in London angekommen ist. Die Auffassung, dass der Botschafter wegen der Lage in Russland abberufrn wurde, ist vollkommen unrichtig. Tatsache ist, dass Buchanan bereit» vor einiger Zeit alle Vorbereitungen getroffen batte, um sich für kurze Zeit »ur wohlverdienten Ruhe nach Hause zu begeben. Er konnte sich jedoch nicht entschliessen, seinen Posten auch nur für kurze Zeit zu verlassen. Die kürzliche dramatische Verände rung in der russischen Regierung und die verworrene Lage brachten ihn vielmehr zu dem Entschluss«, dass ungeachtet der Unbequemlichkeiten und de« barten täglichen Leben« weder er noch die Mitglieder seiner Familie Petersburg verlassen sollten. Zuletzt gestattete ihm die Entwicklung der politischen Lage sich auf Urlaub nach Hause zu begeben. Buchanan sagte in der Untexredung: Die dura» die Nah- ruug-mittelknappheit entstandene Lage ist sehr ernst. Natürlich bekamen wir in den Gesandtschaften nicht das schlimmste zu kosten, den»» die Behörden bemühten sich na- türlick, diese Dinge dem diplomatischen Korps so rosig wie möglich erscheinen zu lassen. Aber selbst für die Gesandt- schäften waren viele Dinge während der letzten Monate nicht zu haben. Die Dinge sind so schlimm geworden. dass eines Tages gefährlicher LebenSmittelmangel eintreten kann. Die allgemeine Ansicht ist, dass die Lebensmittel in einem Monat vollkommen ausgehen werden. Wenn eine Hungers not rintritt, kam, man eine Anarchie erwarten. In diesem Falle wird jedermann in Gefahr sein. Deshalb ist die Lagesehr ernst. Was die politische Lage anbetrifft, so kann ich offenbar meine Ansicht in der öffentlichen Presse nicht vollkommen zum Ausdruck bringen. Hauptsächlichste Tatsache ist, daß die Volschewiki zweifellos Herren der Lage im nördlichen Rußland sind, wenigstens gegenwärtig. Was die verfas- sunggebende Versammlung anbetrifft, so scheint eS, daß die Sozialrevolutionäre gegenwärtig die Mehrheit haben. Aber da» ändert nicht« an der Tatsache, daß die Volschewiki die tatsächliche Macht haben und sie behalten wollen, selbst mit Gewalt, wenn dies notwendig sein sollte. Die bolsche wistischen Lehren sind zweifellos über ganz Rußland ver breitet und finden besonders bei denen Anklang, die nichts zu verlieren haben. Was die Zukunft Rußlands anbetrifft, so will ich keine Voraussagungen machen, selbst wenn ich in der Lage wäre. Bon einem bin ich überzeugt. Rußland ist nicht am Ende angelangt. Ein so großes Land kann nicht ausgelöscht werden. Ich glaube, daß sein angeborener gesunder Menschenverstand das Volk befähigen wird, über alles hinwcgzukommen. Für die Zukunft dieses grossen Landes mit seinen unermeßlichen Möglichkeiten ist nicht die Verteilung die Hauptsache, sondern das Auffinden eines Bindegliedes sür die Zukunft. Darin vertraue ich auf das Land, in dem ich so viele Jahre »»gebracht habe. * Wettere Srießsuachrichteu. Da» Bankguthaben des früheren deutschen Botschafters in Amerika, Grafen von Bernstorff, in Höhe von 900000 Dollars wurde von der amerikanischen Regierung beschlag, nahmt. Agitation gegen den Papst. In Italien macht sich eine ständig wachsende Agitation gegen den Heiligen Stuhl bemerkbar. Die Angehörigen des Vatikans werden zu Spio- „en gestempelt. Alles deutet darauf hih, wie „Politiken" schreibt, daß der Papst, falls da» Garantiegesetz aufgehoben werden sollte, Rom verlassen werde, um seine volle Hand lungsfreiheit zu bewahren. Das morsche französische Finanzgebäude. Das „Bern. Tagbl." vom 18. d. M. bringt aus einem Privatbriefe Fol gendes zur Angelegenheit Caillaux: Private Nachrichten, die ich erhielt, lassen den tieferen Grund der Treibereien gegen Caillaux ziemlich scharf erkennen. Die Hauptursache der Angriffe auf den ehemaligen Minister bildet die Furcht vor finanziellen Enthüllungen. die er machen könnte. DaS französische Finanzgebäude steht auf sehr schwachen Füßen. ES hat, wie übrigens auch im Verkehrswesen, überhaupt eine heillose Konfusion pladgegriffen mit kolossaler Verheim- lichuna der Finanzlage. Die politischen Agenten im Jn- und Auslande machten sich zum Teil einer Art haarsträu benden Geschäftsgebahrung schuldia. Eine engere Inte- reffenoartei sucht nun durch die Mittel der Verheimlichung und Konfusion den Zusammensturz »u verzögern. In dieses ganze System ist nun wie ein Blitzstrahl noch die bloße Aussicht auf den Staatsbankerott gefahren. Caillaux ,ft aber in der Lage, die Hauptschuldigen zu nennen. In größter Hast sucht nun die Börsenweltdubiose Papiere aller Art in den dummen neutralen Staaten abzusetzen und sich rasch noch groß« Kredite zu verschaffen. Dazu bemerkt die Redaktion deS Blattes: Schon jüngst sprachen wir unser Mißtrauen gegen die Frankreich und Italien zu gewähren den Kredite au». Die Politiker und Bankleute, die uns dieses üble Geschenk bringen, mögen zusehen, wie sie uns vor Schaden bewahren. Sie trage», die Verantwortung da für, daß immer mehr schweizerisches Kapital immobilisiert wird. DaS wir von den Franzosen keine russischen Papiere nehmen werden, ist ja sicher, aber niemand weiß, wie der Krieg ausgehen wird, und dann? Sächsischer Landtag. wsl. Dresden, 21. Januar. Zweite Kammer. Ain Regierungstisch Staatsminister Dr. Beck, Graf Vitzthum von Eckstädt und von Seydewitz. Nach Erledi gung mehrerer Kapitel de» Rechenschaftsberichtes erfolgt die Slblußberatung über Kapitel 32 und 33 deS ordent lichen S.aatslMShaltSplanes, Gesamtmintsterium, Staatsrat sowie Kabinettskanzlei betr. Abg. Hähnel (Kons.) beantragt als Berichterstatter die Ein stellungen nach der Vorlage zu genehmigen. Abg. Dis tel <F. Bv.) bittet, bei den Personalakten der Beamten die Disziplinarstrafen noch einer gewissen Zeit zu strei chen. Abg. Fräßdorf (Soz.): Seine Partei werde die Einstellungen für bas Kapitel Gesamtministerium ableh nen, weil die Regierung sich in steigendem Maße dem Wil len und den Interessen deS Volkes entgegenstelle. Die Kriegstreiber fanden bei ihr Unterstützung. Redner wen det sich gegen da» bekannte KöntgStelegramm vom 8. Januar an den Vogtländischen Ausschuß für einen deut schen Frieden, das den GolkSinteressen zuwiderlaufe. Eine Regierung, die solche Vorlagen cinbrmge, wie die Re form der Ersten Kammer und die neue Landtagsordnung, könne nicht länger die Unterstützung der Volksvertreter finden. StaatSmintster Dr. Beck: Der von, Abgeordneten Dietel geäußerte Wunsch bilde bereit» den Gegenstand von Erwägung« de». Ministerium».. Der Minister verwahrt die Regierung gegen dm Borwurf, dass sie den Bolk»- interessen entgegenstehe und die Krieg»treiberei unter stütze. Ueber da» erwähnte KöntaStelegramm sei kein Be nehmen mit dem Gesamtmintsterium erfolgt, sondern e» habe lediglich eine Besprechung des KömgS mit dem Mi nister de» Innern stattgefunden. Aber da» Gesamtministert- um teile völlig die in dem Telegramm zum Ausdruck ge kommene Siegeszuversicht des König». StaatSmintster GrafBitzthumvonSckstädt: Da» KöntaStelegramm , habe ihm vorgelegen und sei mit seinem Wissen abge- gangen Obwohl eine verfassungsrechtliche Verantwortung nicht notwendig sei. übernehme er doch für da» Telegramm, sowie für den späteren Dankerlatz die volle staatsrecht liche Verantwortung. (Beifall.) Die Negierung verwahre sich gegen den Vorwurf, "Annexionspolitik zu treiben, eben so aber auch gegen das Ansinnen, sich auf eine Politik des Verzichts festzulegen. Sie wolle einen auf ehrlicher gegensei tiger Verständigung beruhenden Frieden. Abg. Po fern (Natl): Die Negierung möge dafür, sorgen, daß die wirt schaftlichen Interessen Sachsens Lei den Friedensverhand- lungen im Osten nachdrücklich gewahrt werden, wie e» von Seiten Bayern» gescheh«. StaatSmintster Gras Vitz thum von Eckstädt: Der Entsendung de» bayrischen Vertreters nach Brest-LitowSk liege eine Vereinbarung von 1871 zu Grunde, wie sie für Sachsen nicht bestehe. Ueber den Gang der Friedensverhandlungen werde die sächsische Regierung ausführlich unterrichtet. An der Errichtung eines deutschen Forschungsinstitut» in Sachsen, wie sie der Abg. Posern wünschte, sei nicht mehr zu zweifeln, nachdem sich die Regierung zur Einstellung namhafter Mit tel bereit erklärt habe. Abg. Brodaus (F. Vp.) tritt hinsichtlich der KriegSziele und der Auffassung über das Königstelegramm den Ausführungen deS Aba. Fräßdorf bei. Abg. Zöphel (Natl.): Bei der günsngen militä rischen Lage müsse in den Friedcnsverhandlungen darauf Rücksicht genommen werden, was das Wohl deS Deutsche», Reiches fordere. Abg. Fleißner (Unabh. Soz.) schließt sich den Ausführungen des Abg. Fräßdorf an und meint zum Schluffe: Dem Volke werde schließlich nicht» andere» übrig bleiben, als mit aller Macht sich gegen die bestehen den Verhältnisse aufzulehnen. (Präsident Dr. Vogel rügt diesen Appell an die Gewalt) Staatsminister Dr. Beck: Die Rede deS Abg. Fleißner vom 27. November vorigen Jahres sei wenige Tage darnach vom Pariser „Matin" in dem Sinne auSgebeutct worden, wie er es damals vor- auSgesagt habe. Der Minister verteidigt einem Vorredner gegenüber den Besuch der sächsischen Minister bei dem Auftreten des Großadmirals von Tirpitz in der Dresdner Zirkusversammlung. Einem so hochverdienten Manne die Land zu drücken, als er hierher kam, sei für die Minister Ehrenpflicht und Herzenssache gewesen. Abg. Spieß (Kons?) verteidigt die BaterlandLpartei gegen die erhobe nen Vorwürfe. Ihre Anstrengungen se,en geeignet, den Ä'rieg zu verkürzen. Abg. Lettner (Natl.) schließt sich dein Vorredner an und nimmt seine Partei gegen den Bor- wnrf der Unehrlichkeit in Schutz. Abg. Bär (F. Vp.) er hebt gegen den ihm erteilten Ordnungsruf, den er wegen wiederholter Zwischenrufe vom Präsidenten erhalten hat, Einspruch. Das Haus stimmt der Berechtigung des Ord nungsrufes des Präsidenten mit allen gegen die Stim men der Sozialdemokraten und Fortschrittsichen Volkspar tei zu. Diese Abstimmung soll aber auf Grund der Land tagsordnung, auf die der Abg. Günther (F. Lp.) hin- werst, in der nächsten Sitzung wiederholt werden. Abg. Seyfert (Natl.) tritt sür einen Verständigungsfrieden und für eine Verständigung auf dem Gebiete der inneren Politik ein. Abg. Brodaus lF. Vp.) leugnet die Mög lichkeit eines Friedens, wie ihn die Baterlandspartei wolle. Abg. Sinder mann (Soz ): Die sächsische Regierung tue nichts, um die Versprechungen cinzulösen, die im August 1914 von dem Kaiser und der Reichsregierung dem Volke gemacht worden seien. Mit der Entschädigung, die in der Erreichung wirtschaftlicher Vorteile bestehen, erklärt Red ner sich einverstanden. Abg. Dr. Böhme (Kans.): Die ganze Aussprache drehe sich eigentlich um den Friedensschluß der Reichstagsmehr heit voin 19. Juli. Der Deutsche müßte sich vor seinen Vorfahren und seinen Enkeln schämen, wenn er auf die fortgesetzten Kampfansagen unserer Gegner immer wieder nichts als Friedensangebote hätte. Heute sollte man lie ber garmcht mehr von Stockholm reden. Damit ist nach V,9 Uhr abends die Aussprache über diesen Gegenstand ge schlossen. Nach persönlichen Bemerkungen und sachlichen Richtigstellunge», werden die Einstellungen bei de», Kap. 32 und 33 gegen die Stimmen der Sozialdemo kraten beider Richtungen bewilligt. Hierauf wer den bei einer ganzen Anzahl Kapiteln des Rechenschafts berichtes die vorgckommenen Ueberschreitungen nachträglich genehmigt. Ferner werden die Einstellungen sür Kap. 62 des ordentlichen StaatShaus haltvlanes, Botanischer Gar ten und Pflanzen, Physiologische Versuchsstation zu Dres den, Kapitel 63 a, Landeswetterwarte, und Kap. 66, Eich wesen, ohne Aussprache, nach der Vorlage angenommen. Schließlich steht zur Beratung der Fortschrittliche Antrag, die Aufkündigung von hypothekarischen Schuldforderungen betr. — Aba. Güntber begründet seinen Antrag. DaS Hau» verwerft den Antrag nach längeren Erklärungen deS Ministerialdirektors Dr. Roscher und deS Justizmini sters Dr. Nagel über die bisherigen Maßnahmen der Regierung zur Vorberatung an 1>ie Gesetzgebungsdeputa tion. Schluß der Sitzung nachts »/711 Ubr. Nächste Sitzung morgen Mittwoch, mittags 12 Uhr: Staatshaushalt de» Kultusministeriums. Tagesgeschichte. DentkcheS Reich Der Kaiser zu der Hochwasserkatastrophe in West deutschland. Seine Majestät der Kaiser hat an den Ober präsidenten der Rheinprovinz, Freiherr» v. Rheinbaben, folgende» Telegramm gesandt: Da» schwere Unglück, da» die Hochwasser der Nahe über zahlreiche Familien in Kreuz nach, Kirn und anderen Gemeinden gebracht hat, erfüllt Mich mit wärmster und herzlichster Anteilnay me. Ich habe »veranlasst, daß Ihnen zur Linderung der ersten Not 50000 Mark schleunigst überwiesen werden. Im übrigen sehe Ich Ihrem eingehenden Bericht baldigst entgegen. Gagen Sie den Betroffenen, wie herzlich Ich ihrer gedenke, zumal der Kriegerfamilien, die die schweren Tage ohne männliche», Schutz durchmachen mußten. Wilhelm, l- k. Der „Reichsanzeiger" enthält Bekanntmachungen über die Gewährung von Zulagen zur Verletztenrente au« der Unfallversicherung, ferner über die Gegenseitigkeit im Ver hältnis zu Oesterreich-Ungarn hinsichtlich der Bewilligung von Zahlungsfristen an Kriegsteilnehmer, ferner betr. Aenderung der Verordnung über die Einführung von pflanzlichen und tierischen Oelen und Fetten sowie Seifen vom 4. März 1916, über den Verkehr mit Treibriemen und über wirtschaftliche Vergeltungsmaßnahmen gegen Bra silien. Friedberg znm Bundesratsbevollmächtigten ernannt. Wie der NeichSanzeiger meldet, wurde der Äizepräsident de» StaatSminifteriumS Staatsminister v. Friedberg zum Bevollmächtigten Preußen« zum ÄnndeSrat ernannt. Goldene Hochzeitsfeter des bayrischen KöntgSpqareS. König Ludwig und Königin Marie Therese von Bayern begehen am 20. Februar da» Fest der Goldenen Hochzeit. Ihrem Wunsche entsprechend, soll die Feier mit Rücksicht auf den Ernst der Zett in einfachster Weise begangen weroen»
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